(C)old Cases Case closed? Von wegen! Diese Marken beweisen Durchhaltevermögen – auch in turbulenten Zeiten Von Roland Karle
„Dafür stehe ich mit meinem Namen“: Ein Satz macht Claus Hipp zum Werbeklassiker – und Vertrauen zur Währung für seine Marke
Die Marke Mini bleibt ihrer Tradition treu: mit wenig viel erreichen. Alle Modelle werden elektrisch – und maximal digital Der erste Mini wird 1959 gebaut, als wegen der SuezKrise das Öl knapp ist. Es kommt also darauf an, Rohstoffe zu sparen und auf minimaler Fläche möglichst viel Platz zu schaffen. Das Konzept gilt als ziemlich revolutionär und schärft zudem das Image eines „klassenlosen Automobils“, das Menschen weltweit anspricht. Daran knüpft die BMW-Tochter heute mit ihrer Zukunftsstrategie an. Mit weniger mehr zu erreichen, ist Teil der Markentradition. „Mini war immer die Antwort auf ganz besondere Herausforderungen für die individuelle Mobilität. Und die Bereitschaft, den Status quo zu überdenken, prägt die Marke bis heute“, sagt Bernd Körber, Leiter der Marke Mini. Bis Anfang der 2030er sollen alle Mini-Modelle elektrifiziert sein und die eigens entwickelten Hochvoltbatterien besonders langlebig. Außerdem soll die CO₂-Emission bei der Produktion eines Fahrzeugs um 80 Prozent sinken und der CO₂-Ausstoß pro gefahrenem Kilometer sich mindestens halbieren. Neben Nachhaltigkeit ist Digitalisierung das große Zukunftsthema von Mini. Über Smartphone und Mini-App können, so das Ziel, Fahrerinnen im Auto umfassend digital kommunizieren. Auch Car-Sharing ist auf moderne Art möglich, indem sich Familienmitglieder und Freunde per App über die Nutzung verständigen und mit dem Smartphone das Auto entsperren, starten und verriegeln.
Als die Firma Hipp in den 1950er Jahren mit ökologischem Anbau beginnt, ist „Bio“ noch kein großes Thema. Die EU-Bio-Verordnung von 1991 und das markante deutsche Bio-Siegel von 2001, das darauf beruht, sind noch weit weg. Heute etikettieren so viele Anbieter ihre Produkte damit, dass es schwierig wird, den Überblick zu behalten. Stefan Hipp, Enkel des Gründers Georg und heutiger Firmenchef, hat nichts gegen Standard-Bio, aber er will keine Kompromisse machen. „Wir streben deutlich niedrigere Werte an, als der Gesetzgeber verlangt“, erklärt er etwa mit Blick auf erlaubte Schadstoffmengen. Deshalb hat das Unternehmen ein eigenes Hipp-Bio-Siegel eingeführt. Die Botschaft: Das Original ist besser als die Kopie. Hipp hat das Vertrauen ganzer Mütter-Generationen gewonnen, verdichtet in einem Satz: „Dafür stehe ich mit meinem Namen.“ Gesagt hat ihn Seniorchef Claus Hipp, Vater von Stefan, in einem Werbespot. Er ließ sich daran messen. Zum Beispiel in den 90er Jahren, als der marktmächtige Filialist Schlecker seine Babygläschen billiger einkaufen wollte. Hipp lehnte ab. Das hat zunächst schmerzhaft Umsatz und Arbeitsplätze gekostet, aber am Ende gefruchtet. Inzwischen verkauft Hipp auch Windeln und Pflegeprodukte, aber Babynahrung bleibt das Kerngeschäft – und „Bio“ der Gradmesser. Nach eigenen Angaben ist Hipp der weltweit erste klimapositive Hersteller von Babykost. Sprich: Die Menge an CO₂, die von der Produktion bis zum Transport entsteht, wird beispielsweise durch spezielle Bodenbewirtschaftung und Klimaschutzprojekte überkompensiert.
122 · turi2 edition #16 · Agenda 2022