turi2 edition #14 Social Media

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Network Guide: Linked-in

»Wie kriegen wir die richtigen Inhalte an die richtigen Leute?«

»Wir kuratieren und kultivieren« Sara Weber ist Redaktionsleiterin bei Linked-in. Sie sagt: Auf der Plattform funktioniert Journalismus anders als bei der „Süddeutschen Zeitung“. Mit entscheidenden Vorteilen Wie arbeiten Linked-in-Journalistinnen? Wir machen eigene Inhalte wie Live-Videos oder Newsletter. Dann kuratieren wir, schauen also, welche Themen und Beiträge auf Linked-in viel Resonanz haben und interessante Diskussionen anstoßen. Einige davon kommen in unseren Nachrichtenüberblick, der jeden Morgen um 8 erscheint. Außerdem kultivieren wir. Das heißt, wir suchen Menschen, von denen wir glauben, dass sie etwas Relevantes zu sagen haben. Deren Namen landen etwa in unserer jährlichen Top-Voices-Liste. Welche Themen funktionieren bei euch? Die Frage „Wie verändert sich unsere Arbeitswelt?“ interessiert sehr viele Mitglieder, egal ob es um Digitalisierung, Diversität oder Home-Office geht. Natürlich funktionieren in der richtigen Umgebung auch branchenspezifische Sachen super. Einer unserer Top Voices aus 2020 postet zum Beispiel erfolgreich über Nachhaltigkeit am Bau. Ist Linked-in auch ein Ort für kontroverse Themen? Oder nur für Selbstbeweihräucherung? Große Wirtschaftsthemen gehen immer, Wirecard zum Beispiel. Im Sommer 2020 war die Diskussion um einen Betriebsrat bei N26 bei uns ganz groß. Unsere Mitglieder interessiert erfahrungsgemäß zum Beispiel auch, wenn Unternehmen Stellen streichen.

Wie unterscheidet sich euer Journalismus von dem der „Süddeutschen Zeitung“? Bei den Qualitätsmaßstäben, die wir anlegen, gar nicht. Was für uns im Alltag den größten Unterschied macht ist, dass wir viel über Distribution nachdenken. Also: Wie kriegen wir die richtigen Inhalte an die richtigen Leute? Außerdem sind wir bei den Formaten, die wir wählen können, freier: Wird es ein Artikel? Ein Post? Ein Live-Video? Was auch anders ist: Als internationales Team können wir von den Kolleginnen in Brasilien oder Japan lernen. Was können andere Journalistinnen von euch lernen? Distribution mitzudenken. Gerade im Print denkt man nach einer Veröffentlichung oft: Das ist geschrieben, jetzt kümmere ich mich um die nächste Sache. Ohne mal darüber zu brüten, wie ich das jetzt an die richtigen Leute kriege: Wie erreiche ich ein jüngeres versus ein älteres Publikum? Wie Leute, die ständig am Handy hängen versus solche, die eher am Desktop lesen? Das ist so eine Sache, von der ich glaube, dass da in Zukunft noch mehr geht, auch noch mehr gehen muss. Die Zeiten, in denen man sich darauf verlassen konnte, dass man eh konsumiert wird, sind vorbei.

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