turi2 edition #14 Social Media

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Zu viel Haut darf Bonny Lang auf Instagram nicht zeigen. Ein bisschen was teasert sie hier trotzdem an – mehr teilt sie nur auf OnlyFans

Eine Frau mit Fantasie Bonny Lang fräst als Zerspanungsmechanikerin Metall, dann wechselt sie ins Porno-Business – und baut sich und ihren Namen zur Erotik-Marke auf

Fotos: Screenshots, Picture Alliance (4)

K

eine Schneckchen und auch keine Nippel“, sagt die Inhaberin des OnlyFans-Kanals @bonnytagesbrise, wenn sie nach ihren Grenzen gefragt wird. Bonny Lang, 25, räkelt sich auf Betten, mal mit Hasenohren, mal mit Netz-Oberteil. Immer mit platinblonden oder knallbunt gefärbten Haaren, sehr langen Fingernägeln und sehr tiefem Ausschnitt. Dieses Auftreten und ihre selbstbewusste Art haben die junge Frau zu einer Berühmtheit auf OnlyFans gemacht, wahrscheinlich ist sie die bekannteste Profil-Inhaberin Deutschlands. Auf jeden Fall zählt sie auf der Plattform zu den am besten verdienenden Frauen des Landes. Abo-Gebühren und Trinkgelder kassiert Lang mit freizügigen Fotos oder Videos, die sie an ihre Fans verkauft. Und die sind bereit, für die virtuelle Erotik-Ware einiges zu zahlen: „Wenn es um Fotos von der Oberweite oder meinem Po geht, reden wir über 90 Dollar oder weit darüber“, sagt die Kölnerin Anfang 2021 im Podcast mit Philipp Westermeyer. Sie sei aber auch schon Content für „weit über 800 Dollar“ losgeworden. Followerinnen können bei ihr sogenannte Bundles kaufen, wie im Fitnessstudio: Je länger das Abo läuft, desto günstiger wird der Monatspreis. Marketing für ihren Kanal macht Lang per Newsletter. Darin teasert sie ihre Bezahl-Inhalte mit PromoFotos an und verspricht in der Woche vor Ostern, „Eier zum Platzen“ zu bringen. Auf Instagram versucht sie, ihre gut 350.000 Followerinnen zu OnlyFans zu locken. Zu sehen ist sie in Unterwäsche oder Leder-Outfit. Auch auf Telegram und YouTube ist sie in eigener Mission unterwegs: Sie will mit dem, was sie vor der Kamera

tut, Geld verdienen. Andere, findet sie, können von ihrer Erfahrung auf Social Media lernen – natürlich kostenpflichtig. Ihr Kurs „Dein Weg zum erfolgreichen OnlyFans-Profil“ kostet schlappe 600 Euro. Am Ende ist sie eine Influencerin wie viele andere. Manche breiten Beziehungsdramen aus oder erzählen vor der Kamera ihre Lebensgeschichten, Bonny Lang zeigt ihren Körper. Nicht zu viel, die Fantasie soll fliegen dürfen. Vielleicht sind es diese Grenzen, die sie im Zeitalter von YouPorn, in dem Sex im Netz fast uneingeschränkt verfügbar ist, erfolgreich machen. Lang gibt an, von OnlyFans als Haupteinnahmequelle gut leben zu können. Alleine in ihrem ersten Monat auf der Plattform Mitte 2020 habe sie 23.000 Dollar verdient. Das Maximum seien 55.000 gewesen. Anfangs sieht es gar nicht danach aus, als würde Lang eines Tages auf einer Porno-Plattform ihren Lebensunterhalt verdienen: Mit 16 startet sie bei Ford in Köln eine Ausbildung zur Zerspanungsmechanikerin. Zwei Jahre arbeitet sie in dem Beruf, bis ihr Vertrag nicht verlängert wird. Der Jobverlust sei für sie ein Wendepunkt gewesen, sagt Lang rückblickend. Sie habe dann angefangen, Fotos von sich zu machen. Auf Instagram sei das „sehr, sehr gut ankommen“. Für Lang eine Bestätigung. Wie sieht es mit ausgefallenen Wünschen ihrer Kundinnen aus? Füße seien ein Thema, sagt sie. Ein Mann sei mal verrückt nach ihren Händen gewesen. Von „ganz krassen Sachen“ sei sie bisher aber verschont geblieben. Noch. Sie sagt: „Wenn man diesen Beruf ausübt, muss man mit allem rechnen.“

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