Der Chefreporter Kai Schiller schreibt fürs „Hamburger Abendblatt“. Während des Interviews am 28. März wartete er auf ein Statement des HSV – natürlich mit Sicherheitsabstand zu den Kollegen 90 bis 95 Prozent meiner Arbeitszeit entfällt auf den Fußball: das tägliche Brot ist der HSV, außerdem berichte ich über die Nationalmannschaft. Im Gegensatz zu anderen Hamburger Zeitungen machen wir meist größer mit einer HSV-Hintergrund-Geschichte auf; welcher Rechtsverteidiger gerade umgeknickt ist, kommt eher in die Notizen. Am Spieltag muss man aber mit Text und Einzelkritik bei Abpfiff fertig sein – da kann es vorkommen, dass man mit seiner Einschätzung daneben liegt oder zu böse war. Fußball ist sicher nicht das Wichtigste, aber alle Themen kommen in ihm vor und lassen sich auf ihn transportieren, etwa die Rassismusdebatte. Man kann mit einem Fußballer auch über Politik oder die Finanzwelt sprechen, wenn er Lust darauf hat. Auch Corona löst möglicherweise ein Umdenken aus: Die Marktwirtschaft lässt sich zwar nicht ändern, aber vielleicht verabschiedet sich der Fußball von den absurden Summen, die bisher gezahlt werden und findet einen Mittelweg. Bei uns im Sportressort wird es thematisch trotz Corona erst einmal nicht dünn. Es gibt zwar keine Spiele mehr, aber wenn die Situation so bleibt, stellt sich die wirtschaftliche Frage: Wie kann der HSV überleben?
86 · turi2 edition #11 · Fußball