turi2 edition #11 Fußball (in schweren Zeiten)

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ZUKUNFT

Die Krise als Chance

D

er Fußball, einst zur schönsten Nebensache der Welt verklärt, ist längst ein Milliarden-Business. Vereine sind Eigentum von Geschäftsleuten oder Familien-Clans, etliche Klubs börsennotierte Konzerne. Top-Spieler werden auf dem Transfermarkt gehandelt wie seltene Erden. Doch plötzlich steht alles still. Die CoronaPandemie wirkt sich nicht nur verheerend auf untere Spielklassen und den Amateurbereich aus, sie hat dem Profi-Fußball abrupt die Geschäftsgrundlage entzogen. Der Flurschaden ist immens.

Wegbrechende Ticket- und TV-Einnahmen, aber auch gekappte Sponsorengelder haben viele Vereine in Existenznot gebracht. Ernüchterung macht sich breit. Corona ist für den kommerziellen Kick der – bis dahin allenfalls theoretisch vorstellbare – GAU. Die Folgen übersteigen die der KirchPleite, des Kollaps eines der führenden Medienkonzerne des Landes Anfang 2002, bei Weitem. Doch in dem Maße, wie sich das System aus seiner Schockstarre befreit, werden Stimmen lauter, die in der Krise echte Chancen vermuten.

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Etwa die, dass sich die Spirale der Spielergehälter nicht weiter nach oben dreht, sondern auf mittlere Sicht eine Gegenbewegung erfährt. In der Krise haben Funktionäre in den großen Vereinen, Trainer, ja ganze Teams auf Teile ihrer Vergütung verzichtet. Auch bei Ablösesummen, mit gut 222 Millionen Euro für den Brasilianer Neymar 2017 in den obszön-astronomischen, neunstelligen Bereich hochgejazzt, wird neuer Realismus einkehren. Eine Handvoll Top-Klubs werden zweistellige Millionen-Summen noch stemmen.

Foto: picture alliance

Corona wird den Profi-Fußball nachhaltig verändern. Es gibt Hoffnung, dass das zum Guten geschieht


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