turi2 edition #11 Fußball (in schweren Zeiten)

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Ein Deal als Ausrufezeichen Flyeralarm will dem Frauenfußball Beine machen und Erfolgsgeschichten erzählen. Die müssen aber erst geschrieben werden Von Bijan Peymani (Text)

zielstrebig, handlungsorientiert! Das klingt so richtig super. Noch viel superer wäre es da, würden Liga und mehr noch das National-Team dauerhaft so auftreten. Die sportlichen Erfolge blieben zuletzt aus, die AKickerinnen haben sogar die Qualifikation für Olympia verpasst. Und in der Liga wird heftig restrukturiert. Der Frauenfußball scheint derzeit vor allem mit sich selbst beschäftigt. Da kommt wie gerufen, dass Flyeralarm mit Felix Magath (Spitzname „Quälix“) seit Jahresbeginn einen als Leiter der Fußball-Units unter Vertrag hat, der dafür bekannt ist, ihm übertragene Aufgaben schnell und unsentimental zu lösen. Der gebürtige Aschaffenburger, hoch dekoriert als Spieler und Trainer, verantwortet unter dem Dach „Flyeralarm Global Soccer“ unter anderem die Integration der Spielerinnen des SC Würzburg in den FC Würzburger Kickers. In der „Flyeralarm-Arena“ am Firmensitz gilt für das neu formierte Team als Mittelfristziel der Aufstieg in die Bundesliga. Flyeralarm, mit mehr als 2.400 Mitarbeitern und 385 Millionen Euro Umsatz, fordert von Magath und dem Team sportliche Großtaten und langfristig finanzielle Erfolge ein. Um das Grundrauschen zu verstärken und weil es ohnehin ins Kompetenzfeld des B2B-Dienstleisters fällt, gönnt sich das Unternehmen mit „Elfen“ ein selbstentwickeltes Magazin für den Frauenfußball. Es hat eine Auflage von rund 20.000 Exemplaren und erscheint dreimal im Jahr. Das flott gemachte Heft mit eigenen Fotostrecken, anspruchsvollen Themen, tiefgründigen Texten und kleinteiligen Elementen will vor allem mit den Klischees über Frauen und Fußball aufräumen. Flyeralarm macht also aus dem seit geraumer Zeit gar nicht mehr so zugkräftigen Thema Frauenfußball das Beste und verbindet vor allem mit der expliziten Spielerinnenförderung einen gesellschaftlichen Auftrag. Der Deal wird so zum Ausrufezeichen für die Marke. Für die Elfen in Stollenschuhen wird er aber keine Revolution bewirken. Nicht in einem von Männern beherrschten Sport, nicht in einer von ihnen dominierten Welt.

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Foto: imago images

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uf dem endlos scheinenden Weg zur Gleichberechtigung haben Frauen bedeutende Erfolge errungen. Ohne die ausdrückliche Erlaubnis ihres Ehemannes etwa dürfen sie seit 1958 den Führerschein machen, seit 1962 ein Bankkonto eröffnen und seit 1977 arbeiten – dies seit 1992 sogar auch nachts. Schon lange vorher, im Herbst 1970, erhielten Frauen die Lizenz zum Kicken. Der Start einer sportlichen Erfolgsgeschichte, die über Jahrzehnte hinweg nie wirklich erzählt und damit öffentlich kaum beachtet wurde. Die Weltmeisterschaft 2011 im eigenen Land gilt als Moment der Erweckung. Selbst das vermeintlich starke Geschlecht musste akzeptieren, dass da echte „Titelhamsterinnen“ (O-Ton DFB) unterwegs waren, mit bis dato zwei WM- und acht EM-Titeln im Sportgepäck. Der neue Appeal des Frauen-Fußballs lockte auch Flyeralarm ins Werbekollektiv der DFB-Frauen – zunächst auf den Logo-Friedhof an der Sponsorenwand, bald in die Rolle des sogenannten Premium-Partners. Die 2002 gegründete Online-Druckerei aus Würzburg, längst bundesweit eines der größten E-CommerceUnternehmen, hatte dabei vor allem die Steigerung von Markenbekanntheit und Image im Blick. Schon 2012 heuerte Flyeralarm im Männer-Bereich als DFB-Sponsor an und drückt Fußball-Deutschland seitdem unter anderem bei Heimspielen der A-Auswahl seine Bandenwerbung aufs Auge. Jetzt ist Flyeralarm also auch Namenspate für den Bundesliga-Frauenfußball. Mit individueller Förderung will die Marke den Protagonistinnen außerdem helfen, rechtzeitig die Weichen für die Zeit nach ihrer sportlichen Karriere zu stellen. Mit den Männern werden sie so medial wohl trotzdem nicht auf Ballhöhe kommen, erhalten aber eine Perspektive für die eigene Zukunft. Auch wenn der Damen-Bereich – frei geworden nach dem Allianz-Exit – nicht gerade zu den DFB-Assets zählt, bei denen Sponsoren Schlange stehen, griff Flyeralarm doch erstens gern und zweitens beherzt zu. Offiziell bezeichnet Amelie Schneider, bei Flyeralarm Director Brand & Sponsoring, das Engagement als „logischen nächsten Schritt in der langjährigen Partnerschaft mit dem DFB“. Es gehe nicht allein um schnöden Mammon, sondern darum, etwas zu bewegen. Dabei betont Schneider diese unglaubliche „Hands-on“Mentalität ihres Unternehmens – durchsetzungsstark,


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