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Eine Skulptur für ein Hochhaus

Ein Jahr für die Promotion

Ein Vertrag für die digitale Zukunft

Zum fünften Mal hat die IDfactory ihren eigenen Preis verliehen. In diesem Jahr wird den Siegern des Wettbewerbs eine besonders große Ehre zuteil: die studentischen Entwürfe werden am neuen Westfalentower an der B1 umgesetzt.

Statistiker Dominik Wied ist der jüngste Doktor Nordrhein-Westfalens, mit nur 23 Jahren konnte er im Januar seine Promotionsurkunde entgegennehmen. Drei Jahre brauchte der Ausnahmestudent bis zum Diplom, etwas mehr als ein Jahr für seine Promotion an der TU.

Die drei Ruhrgebietsuniversitäten rücken auch in der Informationstechnologie zusammen. Das besiegelten die Kanzler mit einem IT-Kooperationsvertrag.

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EffizienzCluster LogistikRuhr: Gewinn des Wettbewerbs stärkt Logistik-Wissenschaftstandort Dortmund.

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it dem Gewinn des Spitzencluster-Wettbewerbes unterstreicht der EffizienzCluster LogistikRuhr eindrucksvoll die Exzellenz des LogistikWissenschaftsstandortes Dortmund. Schon jetzt nimmt der Profilbereich Produktion und Logistik der Technischen Universität Dortmund vor allem durch die intensive Vernetzung mit den benachbarten Forschungseinrichtungen am Standort Dortmund wie dem FraunhoferInstitut für Materialfluss und Logistik (IML) und dem Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik (ISST) eine internationale Spitzenstellung ein. „Der EffizienzCluster LogistikRuhr wird vor allem durch die intensive Kooperation mit den Industriepartnern und den anderen beteiligten Forschungseinrichtungen der Metropole Ruhr entscheidend dazu beitragen, diese Position weiter auszubauen“, so TU-Rektorin Prof. Ursula Gather. Von den 40 Millionen Euro Fördermitteln, die sich das Konsortium für die nächsten

fünf Jahre sichern konnte, wird auch die TU Dortmund profitieren. Mit dem Initiator des Clusters, Prof. Michael ten Hompel (IML), besetzen unter anderem mit Prof. Uwe Clausen (IML) und Prof. Jakob Rehof (ISST) zwei weitere TU-Professoren wichtige Schnittstellen im Cluster-Netzwerk. »Logistik 2.0: Individuell bewegen« lautet das Motto des EffizienzClusters LogistikRuhr. Ziel des Clusters ist es, die wirtschaftlichen Herausforderungen von morgen hinsichtlich mehr Individualität bei Warenversorgung, Mobilität und Produktion mit deutlich weniger Ressourcen ökologisch und sozial verträglich zu meistern. Es versteht sich als weltweit tätiges Zentrum für innovatives Design hochwertiger Logistikdienstleistungen. Das interdisziplinäre Netzwerk vereint Kompetenzen von 124 Unternehmen sowie 18 Forschungs- und Bildungseinrichtungen. Bis 2015 sollen mehr als 4.000 neue Jobs bei den Clusterpartnern geschaffen werden. (unizet) (mehr dazu auf Seite 7)

Fest, leicht und wärmedämmend: Ultraporcrete – ein neuer hochfester Schaumbeton

Ein Kinderspiel, allerdings nur mit dem an der TU entwickelten Schaumbeton. Denn dieser bringt nur ein Drittel des Gewichts des herkömmlichen Betons auf die Waage.

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eton ist ein zeitgemäßer Massenbaustoff, der weltweit auf nahezu allen Baustellen präsent ist und dank seiner vielseitigen Einsatzmöglichkeiten eine hohe Akzeptanz bei Planern und Anwendern genießt. Aufgrund seiner hohen Dichte verfügt Normalbeton über unzureichende Wärmedämmeigenschaften, was zur Folge hat, dass Wohngebäude aus dem Baustoff Beton zusätzlich wärmegedämmt werden müssen. Die bis dato hergestellten leichten und gut wärmedämmenden Poren- oder Schaumbetone werden in aufwändigen

und energieintensiven Prozessen unter hohem Druck und hoher Temperatur in Autoklaven gehärtet oder sind aufgrund ihrer geringen Festigkeiten in den technischen Anwendungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Das Forscherteam Prof. Bernhard Middendorf, Prof. Jürgen Neisecke und Dr. Armin Just vom Lehrstuhl Werkstoffe des Bauwesens hatte sich zum Ziel gesetzt, einen Baustoff aus Beton zu entwickeln, der die Festigkeit und flexiblen Einsatzmöglichkeiten von herkömmlichem Beton mit einem geringen spezifischen Gewicht

und den positiven Wärmedämmeigenschaften von Poren- und Schaumbeton verbindet. Das Ergebnis ihrer Forschung: »Ultraporcrete«, ein hochfester, chemisch aufgetriebener, an der Luft erhärtender Konstruktionsbeton mit hervorragenden Wärmedämmeigenschaften. »Ultraporcrete« ist weltweit der erste Schaumbeton, dessen physikalisch-mechanische Eigenschaften einen Einsatz als Konstruktionsbaustoff für tragende Bauteile zulassen. Durch den hohen Luftporenanteil des Baustoffes besitzt dieser gleichzeitig auch wärmedämmende Ei-

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genschaften. Ein weiterer Vorteil von »Ultraporcrete« ist das geringe Eigengewicht von rund einem Drittel eines vergleichbaren Bauteils aus herkömmlichem Beton. Darüber hinaus können durch die zielgenaue Einstellung der Luftporenverteilung die Eigenschaften, wie zum Beispiel die Druckfestigkeit und Dichte, flexibel an die Anforderungen des zu bauenden Objekts angepasst werden. »Ultraporcrete« eröffnet somit völlig neue Möglichkeiten im Betonbau,“ so Middendorf und Just, „so ist es zum Beispiel mit diesem Baustoff auch möglich, tragende Dachkonstruktionen kostengünstig zu fertigen, für die

heute aus verschiedenen Gründen überwiegend noch Holz bevorzugt wird.“ Die TU Dortmund hat »Ultraporcrete« zum Patent angemeldet und das Interesse der Industrie ist bereits groß. Gemeinsam mit der Patentverwertungsgesellschaft PROvendis GmbH erwarten die Dortmunder Wissenschaftler, dass ihr Baustoff zukünftig in zahlreichen innovativen Bauprojekten zur Anwendung kommen wird. (unizet) Kontakt: Prof. Bernhard Middendorf, Ruf: 755-4840, E-Mail: bernhard.middendorf@tu-dortmund.de


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Bewerbungsphase läuft: Innovationspreis des Landes NRW 2010

D Zum feierlichen Richtfest des »Dortmunder U« am 27. Januar war auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers vor Ort (Foto: 2. v. l.). Zentrale Aktivität der TU ist die Ausstellung »tu | kultur«. Im Rahmen der Eröffnung des »Dortmunder U« wird sie mit innovativem Ausstellungsdesign und Vermittlungskonzept die vielfältigen Wissenskulturen der Hochschule präsentieren. Der Mix aus Büchern, Schautafeln und Objekten stellt einerseits Wissen aus, andererseits macht er die Objekte in Form von kleinen Bibliotheken, die diese Wissenskulturen dokumentieren, für die Besucherinnen und Besucher nutzbar. (Foto: Michael Koschinski)

Dies und Das Die nächste Personalversammlung findet am Donnerstag, dem 25. Februar um 9.00 Uhr im Hörsaal 1, Hörsaalgebäude II auf dem Campus Nord, statt. Die Einladung sowie die Tagesordnung wird der Personalrat rechtzeitig zuschicken. Über Themenwünsche für diese Versammlung, Kritik und Anregungen per E-Mail freut sich der Personalrat. Der DRK-Blutspendedienst West wird auch im Jahr 2010 wieder Blutspendeaktionen durchführen: vom 26. bis 30. April und vom 18. bis 22. Oktober, jeweils von 10 bis 15 Uhr auf dem Martin-Schmeißer-Platz. Seit dem 1. Januar gibt es einen neuen Betriebsarzt: Dr. Eckart Schmeel ist Facharzt für Arbeits- und Umweltmedizin sowie Psychotherapie und beschäftigt beim ASD – Arbeitsmedizinische und Sicherheitstechnische Dienste e.V.. Vorsorgeuntersuchungen und Beratungen finden weiterhin im Sanitätsraum U16 im Gebäude EmilFigge-Str. 61 oder in Ausnahmefällen in der Praxis des ASD in der Dortmunder Innenstadt statt. Termine können mit Frau Schermaul vereinbart werden, Ruf: 755-3310. Dr. Eckart Schmeel ist telefonisch unter der 755-5555 zu erreichen.

as Innovationsministerium vergibt zum dritten Mal den Innovationspreis des Landes NordrheinWestfalen. Innovationsminister Prof. Andreas Pinkwart ruft dazu auf, bis zum 15. April kluge Köpfe aus Hochschulen, Forschungsinstituten und forschenden Unternehmen vorzuschlagen, die sich in herausragender Weise um Forschung und Entwicklung verdient gemacht haben. „Der Preis ist ein Signal für mehr Optimismus und Offenheit für technologischen

Neues Projekt nimmt Betriebsklima in den Fokus

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chon seit einigen Jahren befasst sich die Sozialforschungsstelle mit dem Thema »Betriebsklima«. Jetzt ist es dem Institut gelungen, von der Hans-Böckler-Stiftung Mittel für ein Forschungsprojekt einzuwerben. Bearbeitet wird das Projekt von Dr. Edelgard Kutzner und Dr. Klaus Kock. Ausgangspunkt der Forschungsarbeiten ist die Debatte um gute Arbeit. Anders als bei Lohn- und Arbeitsbedingungen, Belastungen und Ressourcen fehlt es noch an einschlägigen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die es Betrieben ermöglichen, ihr jeweiliges Betriebsklima zu reflektieren und Bedingungen für ein gutes Betriebsklima zu erkennen. Wissenschaftlich soll der alltagsweltliche Begriff des Betriebsklimas auf seine Grundlegung in betrieblichen Reziprozitätsbeziehungen und –mustern zurückgeführt werden. In jedem Betrieb – so die Ausgangsüberlegung – entsteht im Laufe der Zeit ein bestimmtes Verhältnis von Geben und Nehmen, von Leistung

Weitere Informationen: www.innovation. nrw.de/innovationspreis.

und Gegenleistung (Reziprozität), das von den Beschäftigten unter FairnessGesichtspunkten bewertet wird. Was alltagssprachlich mit »Betriebsklima« umschrieben wird, ist soziologisch zu rekonstruieren als Erfahrungswissen einer betrieblichen Belegschaft über Gleichgewicht oder Ungleichgewicht des gegenseitigen Gebens und Nehmens, über strukturelle und persönliche Fairness und Unfairness.

Internetportal zeigt Leistungen im Spitzensport

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Anknüpfend an betriebliche Diskurse über das Betriebsklima soll in der Untersuchung eine Analyse betrieblicher Situationen und Handlungskonstellationen vorgenommen werden. Den Kern der geplanten Erhebungen bilden Fallstudien in sechs unterschiedlichen Betrieben. Vorbereitend und ergänzend sollen eine Literaturauswertung sowie Interviews mit außerbetrieblichen Experten durchgeführt werden. (sfs)

eltmeister, Gewinner des DFBPokals und Weltcup-Sieger studieren an der TU. Seit kurzem sind die Spitzensportler-Leistungen besser zu sehen. Die Universität ist »Partnerhochschule des Spitzensports« und hat sich verpflichtet, Sportler bei einer dualen Karriere zu unterstützen. Auf einem neuen Internetportal des Dortmunder Hochschulsport sind aktuelle Ergebnisse und Portraits von Sportlerinnen und Sportlern zu finden. Künftig wird es Nachrichten zu allen Sportlern der TU geben, die bei studentischen, nationalen und internationalen Meisterschaften antreten. Auch die nächsten Wettkämpfe des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands (adh) findet man hier. Der adh organisiert jährlich über 70 Meisterschaften in mehr als 30 Sportarten, für die sich Studierende beim Hochschulsport anmelden können. (hs)

Kontakt: Dr. Klaus Kock, Ruf: 8596-143, E-Mail: kock@sfs-dortmund.de

Infos: www.hs.tu-dortmund.de/spitzensport

Ruhrunis rücken weiter zusammen IT-Dienstleistungen sollen durch die Bündelung gestärkt werden.

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Fernleihbestellungen sind ab Januar 2010 für alle Hochschulangehörigen der TU Dortmund kostenlos. Die kostenlose Fernleihe für Studierende wird aus Studienbeitragsmitteln finanziert. Für alle anderen TU-Angehörigen werden die Kosten von der Universitätsbibliothek übernommen. Dieses Angebot ist zunächst befristet bis 31. Dezember 2010. Michael Rybacki aus dem Dezernat 6 feierte am 2. Januar sein 25-jähriges Arbeitsjubiläum.

Steigender Bedarf im Bereich der Rechnerkapazitäten

Wissen Sie, wer Ihnen im Ernstfall zu Hilfe kommen kann? Wie kommen Sie an Verbandsmaterial und wo befindet sich der nächste Arzt? Auch in diesem Jahr bieten können TU-Beschäftigte wieder an einem der elf Erste-HilfeLehrgänge teilnehmen. Anmeldungen jederzeit bei Rabe@verwaltung.tudortmund.de oder unter 755-3308

tionspreis des Landes Nordrhein-Westfalen wird seit 2008 jährlich vergeben. Hochschulen, Forschungseinrichtungen sowie Wirtschaftsverbände und Stiftungen können Kandidatenvorschläge einreichen. In der Kategorie »Innovation« sind zudem Selbstbewerbungen möglich. Die diesjährige Preisverleihung findet am 15. November in Düsseldorf statt. (unizet)

Liebe Leserinnen und Leser,

ie drei Ruhrgebietsuniversitäten rücken auch auf dem Sektor der Informationstechnologie zusammen. Das besiegelten am 27. Januar die Kanzler der drei Universitäten der Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR) mit ihren Unterschriften unter einem Vertrag, der die künftige Kooperation regelt. In Zukunft wollen die Ruhr-Universität Bochum, die Technische Universität Dortmund und die Universität DuisburgEssen ihre IT-Dienstleistungen durch Bündelung stärken und diese UAMRübergreifend bereitstellen. In drei über die Universitäten verteilten Zentren sollen die jeweils anderen Partner entlastet und das Dienstleistungsangebot verbessert werden.

Eva-Maria Limberg (Universitätsbibliothek) hatte am 21. Januar ihr 25-jähriges Arbeitsjubiläum.

Fortschritt“, sagte Pinkwart. Der Innovationspreis ist mit 150.000 Euro dotiert. Der Preis wird in drei Kategorien vergeben: Lebenswerk, Innovation und Nachwuchs. Über die Preisträger in den Kategorien »Innovation« und »Nachwuchs« entscheidet eine hochkarätige Jury unter dem Vorsitz des Präsidenten der MaxPlanck-Gesellschaft, Prof. Peter Gruss. Die Preisträgerin oder der Preisträger in der Kategorie »Lebenswerk« wird vom Innovationsminister benannt. Der Innova-

An der Universität Duisburg-Essen entsteht ein Zentrum für verteiltes Datenmanagement und Datensicherung. Als Basisdienstleistung bietet es eine auch langfristige Sicherung elektronischer Daten für Forschung, Lehre und Verwaltung. Alle drei Universitäten sehen für die Zukunft einen steigenden Bedarf an Rechnerkapazitäten für das wissenschaftliche Arbeiten. Das Zentrum für den Betrieb von Hochleistungsrechnern und GRID (Verteiltes Rechnen in einem Cluster lose gekoppelter Einzelcomputer) an der TU Dortmund wird die vorhandenen Kapazi-

täten kosteneffizient und nutzerfreundlich bündeln. Die Ruhr-Universität Bochum wird für die drei Partner zum Zentrum für Virtualisierung. Sie stellt in Zukunft entsprechende Wirtsserver und Software für den Betrieb von virtuellen Servern für die UAMR bereit

und berät darüber, wie Virtualisierungstechniken sinnvoll genutzt werden können. Mit der Vereinbarung verpflichten sich die drei Partner, eine geeignete aufeinander abgestimmte Netzinfrastruktur zu betreiben. Dazu gehört auch der Aufbau eines gemeinsamen Helpdesk-Systems für alle drei Standorte. (unizet)

Bei der Vertragsunterzeichnung: Die UAMR-Kanzler (vorne v.l.) Dr. Gerlinde Schlicker (Dortmund), Gerhard Möller (Bochum) und Dr. Rainer Ambrosy (Duisburg-Essen) sowie die UAMRRektoren (hinten v.l.) Prof. Elmar W. Weiler (Bochum) Prof. Ulrich Radtke (Duisburg-Essen) und Prof. Ursula Gather (Dortmund).

willkommen in der Kulturhauptstadt 2010! Gleichzeitig mit der offiziellen Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres hat auch das Programm an der TU Dortmund, an dem sich viele unserer Fakultäten beteiligen, begonnen. Erleben Sie in den nächsten Wochen und Monaten Ausstellungen, Kongresse und Lehrveranstaltungen, lassen Sie sich ein auf die faszinierende Kultur des Ruhrgebiets, entdecken Sie spannende Architektur, erfahren Sie mehr über planerische und technologische Herausforderungen. Vor allem, begleiten Sie Mitglieder der TU Dortmund dabei, wie sie in Forschungsprojekten und Publikationen den »Wandel durch Kultur« gestalten, wie sie neue Visionen für die »Metropole Ruhr« entwickeln. Ich freue mich sehr, dass so viele unserer Lehrstühle und Fakultäten beim Programm der TU Dortmund mitmachen und so neue Vernetzungen schaffen: mit der Stadt Dortmund, der Region, wissenschaftlichen Einrichtungen des Ruhrgebiets, mit den beiden anderen europäischen Kulturhauptstädten – Pécs und Istanbul. – aber auch zwischen unterschiedlichen Disziplinen und Fachkulturen. Für uns als TU Dortmund bietet 2010 die Gelegenheit zu zeigen, wie wir den Strukturwandel im Ruhrgebiet mit geprägt und Kultur geschaffen haben, wie eng Wissenschaft und Kultur in dieser einzigartigen Region verknüpft sind. Und die vielen Wissenskulturen der TU Dortmund werden sich im Jahr der Kulturhauptstadt auf ganz besondere Weise präsentieren: Anlässlich der Eröffnung der Hochschuletage des »Dortmunder U« dokumentieren unsere Fakultäten das Entstehen von Wissen in einem innovativem Ausstellungsdesign – und eröffnen die »Kulturbibliothek«. Freuen Sie sich aber auch darauf, wenn bei der Sommerakademie Studierende und Forschende aus dem ganzen Ruhrgebiet auf unserem Campus zusammen kommen. Oder schauen Sie am 18. Juli beim Straßenfest »Still-Leben Ruhrschnellweg« auf der A 40 vorbei, wo wir mit der Fotoausstellung »mittendrin« einen Einblick in das Leben und Arbeiten unserer Studierenden geben. Ein spannendes Jahr liegt also vor uns – ich bin überzeugt, dass im Jahr 2010 auf unserem Campus viele neue Ideen und Impulse für Kultur und Wissenschaft entstehen. Am besten, Sie machen sich selbst ein Bild von den Möglichkeiten und schauen regelmäßig auf unserer Website zum Jahr der Kulturhauptstadt www.tu-dortmund. de/2010 vorbei. In diesem Sinne: Glück auf! Ihre

Ursula Gather


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unizet  |  Lernen und Lehren

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Kreative Energie für ein Hochhaus in Dortmund ID factory verleiht eigenen Preis bereits zum fünften Mal.

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rung am neuen Westfalentower in Dortmund wurden außerdem Arbeiten von Christine Böse, Katrin Eßer, Lisa Karnagel, Nora Kühnen, Alischa Leutner und Lena Schmidt ausgewählt. Der künstlerische Nachwuchs der TU hat sich zuvor in einer dreimonatigen Annäherung dem komplexen Thema gestellt und präsentierte seine Ergebnisse der Öffentlichkeit. Das diesjährige Forschungsthema »Eine Idee für ein Haus« reflektiert auf den im Bau befindlichen Westfalentower, ein Projekt des Kooperationspartners KPE. Die Präsentation der ungewöhnlichen Forschungsergebnisse in den Hallen der [ID]factory zeigt auf beeindruckende Weise, welche Rolle künstlerische Denkmethoden wie »Querdenken« oder »Wegdenken« für die Innovationsentwicklung in Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft haben können.

nde Januar wurde mit der Verleihung des fünften Preises der [ID]factory durch den diesjährigen Kooperationspartner KPE Projektentwicklung (Wiesbaden), mit der Credit Suisse (Frankfurt), erneut kreative Kompetenz ausgezeichnet. Prof. Ursula Bertram, Leiterin der [ID]factory an der TU Dortmund, eröffnet die dreitägige Ausstellung der studentischen Entwürfe, die für ein Gebäude in Dortmund konzipiert wurden. Die Preisvergabe erfolgte durch den TUProrektor Prof. Metin Tolan, Christian Deharde, Geschäftsführer der KPE Projektentwicklung und Gründungsmitglied Dr. Werner Preißing (BfI, Mainz). Kunst in öffentlichen Raum erfordert multiple Überlegungen zum Ort, seiner Umgebung, der Resistenz von Materialien, der Einhaltung des Budgets, der Standsicherheit bei gleichzeitiger künstlerischer Präsenz einer authentischen Idee, die einer Jury zudem überzeugend vermittelt werden musste.

Querdenken und Wegdenken spielen eine große Rolle.

Seit 2007 widmet sich die [ID]factory den Feldern der Wissenschaft und Wirtschaft. Mit Seminaren, die interdisziplinär angeboten werden, hat sie

Am überzeugendsten fanden die Jurymitglieder in diesem Jahr den Entwurf von Jan Terhürne (im Bild ganz links), welcher mit dem factory-Preis ausgezeichnet wurde. Zwei zweite Plätze gingen an Annika Hitschler (Entwurf in der Bildmitte) und Jascha Fidorra (Entwurf im Bild rechts). Als Vorschläge für die Realisie-

Schreibtutorium: Angebot für Internationale Studierende

sich zu einem bundesweiten Modellprojekt exponiert. Mit den zweistufigen Seminaren ist sie Denkwerkstatt von Studierenden aus allen Fächern, die inzwischen für den Ideenaustausch über die Grenzen der TU Dortmund hinaus (z.B. Ruhr-Universität Bochum, Universität Leipzig, Steinbeis-Hochschule für General Management) wahrgenommen wird. Die Studierenden werden an Forschungsfragen mit speziell entwickelten Methoden zum non-linearen Denken experimentell herangeführt, die spürbare Erfolge in der Entwicklung der individuellen Innovationskompetenz mit sich bringt.

Kongress Ende November in der DASA Die [ID]factory ist ein Projekt des Zentrums für Kunsttransfer, begründet von der TU Dortmund und dem Büro für Innovationsforschung in Mainz, das neben Ringvorlesungen (»Innovation – wie geht das?«) im Jahr der Kulturhauptstadt 2010 auch einen hochrangigen Kongress veranstaltet. Das Thema der Tagung, die am 21. und 22. November in der DASA stattfindet, wird »Kunst fördert Wirtschaft« sein. Hier werden sich renommierte Persönlichkeiten zu der ungewöhnlichen Perspektive künstlerischen Denkens und Handelns austauschen. (idfactory) Infos: www.id-factory.de

Go East Stipendium für Studierende Das DAAD-Programm »Go East« bietet deutschen Studierenden einen Aufenthalt an einer Hochschule in Mittel-, Südost und Osteuropa sowie Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten an. Eine Förderung durch »Go East« können die Fakultätskoordinatoren für ihre Studierenden beantragen. Die Anträge müssen online bis zum 19. Februar in das DAAD-Portal durch die Koordinatoren übermittelt worden sein. Das Stipendium ist an Studierende gerichtet, die im Rahmen einer bestehenden Kooperation ihren Studienaufenthalt an einer Partnerschule in einer der oben genannten Regionen verbringen möchten. Es können sowohl Stipendien für einsemestrige Studienaufenthalte an der Partnerhochschule als auch Reisekostenpauschalen zur Deckung der internationalen Reisekosten, Sprachkurspauschalen und Mittel für die ausländische Partnerhochschule zur Betreuung der deutschen Studierenden während ihres Aufenthaltes im Rahmen dieses Programms beantragt werden. Die Fördermittel für Sprachkurspauschalen und die monatlichen Stipendienraten können für das Wintersemester 2010/2011 beziehungsweise für das Sommersemester 2011 verwendet werden. Bei Interesse können sich die Studierenden bei ihren entsprechenden Erasmuskoordinatoren melden. Weitere Informationen zum »Go East«Programm erhalten sie auch im Internet unter http://go-east.daad.de oder bei Silke Viol im Akademischen Auslandsamt, Ruf: 755-4727.

Hermann-AppelPreis für Diplomandin Laura Berger, Doktorandin am Lehrstuhl für Regelungssystemtechnik an der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik, ist eine von acht Preisträgern des von der Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr ausgelobten Hermann-AppelPreises 2009. Sie erhielt die Auszeichnung für ihre Diplomarbeit über einen Reglerentwurf mit gestörten Koeffizienten für eine elektromechanische Lenkung im Kraftfahrzeug zur optimalen Erhaltung der Leistungsfähigkeit und Robustheit, die von Prof. Torsten Bertram betreut wurde. Aufgabenstellung der Diplomarbeit von Laura Berger (Foto, Mitte) war die Entwicklung eines Reglers für eine elektromechanische Lenkung, der anschließend auf ein Steuergerät zu übertragen war. Das Steuergerät im Kraftfahrzeug verwendet in dem betrachteten Fall ein weniger präzises Zahlenformat als der PC, an dem der Regler entwickelt wird. Laura Berger hat in ihrer Arbeit eine Methode für dynamische, robuste Regler entwickelt, welche die Leistungsfähigkeit und damit den vollen Funktionsumfang des Reglers trotz Übertragung auf ein Steuergerät wahrt. (Fakultät)

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ür die rund 2.500 internationalen Studierenden an der TU gibt es ab sofort ein neues Angebot zur Unterstützung ihres Studiums. Immer montags und mittwochs von 15 bis 17 Uhr öffnet das Schreibtutorium seine Pforten im Internationalen Begegnungszentrum an der Emil-Figge-Straße 59. Die internationalen Studierenden können sich an das Schreibtutorium mit individuellen Fragen rund um das Schreiben wissenschaftlicher Texte in deutscher Sprache wenden. Das Team des Schreibtutoriums besteht aus sechs hochmotivierten und qualifizierten TU-Studierenden. Sie stehen Interessierten mit Tipps zum wissenschaftlichen Schreiben von

der Planung bis zum Abschluss eines Schreibprojekts beratend zur Seite. Bei Bedarf lesen sie die Texte auch Korrektur und geben Hilfe zur Selbsthilfe. Wer dieses Angebot in Anspruch nehmen möchte, kann einfach während der Sprechstunden vorbei kommen oder sich vorab per E-Mail anmelden. Bei diesem Angebot handelt es sich um ein Pilotprojekt des Hochschuldidaktischen Zentrums und des Akademischen Auslandsamtes. Diese Unterstützung gibt es allerdings nur bis Ende März dieses Jahres. Eine Erweiterung ist aber geplant. (unizet) Kontakt: Julia Pehle, Ruf: 755-6370 und Carola Bauschke-Urban, Ruf: 755-5549, E-Mail: schreibtutorium@gmx.de

Drei erfolgreiche Absolventinnen sprachen bei der Absolventenfeier der Fakultät Physik am 8. Januar. Dr. Petra Roese (links), Promotion 1985, berichtete über ihre industrielle Tätigkeit in mehreren Branchen, inzwischen als Mitglied der Geschäftsleitung bei der Hecker Glastechnik GmbH in Dortmund. Dr. Stefanie Duffe (sitzend) und Dipl.-Phys. Simone Hamerla (rechts) erklärten ihre jeweils mit einem Jahrgangsbestenpreis ausgezeichneten Abschlussarbeiten. Einen weiteren Jahrgangsbestenpreis erhielt Dipl.-Phys. Julian Wishahi. Dekan Prof. Dr. Bernhard Spaan konnte Glückwünsche zu 72 Diplomen und 18 Abschlüssen in Lehramtsstudiengängen sowie 15 Promotionen aussprechen. Die Feier wurde ausgerichtet vom Alumniverein PeP et al. e.V. der Fakultät Physik, der auch zwei Stipendien im Rahmen des NRWProgramms an Dion Braukmann und Benedikt Fauseweh verlieh. (unizet)


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Studientag: Demokratie und Politik-Lernen Der Studientag zum Thema »Demokratie und/oder Politik-Lernen« fand Mitte Januar mit großem Erfolg am Erich-BrostInstitut statt. Das Programm umfasste einige Grundsatz- und Impulsreferate zu Themen wie »Demokratiepädagogik als eigentliche politische Bindung?« mit anschließender Diskussion sowie Arbeitsgemeinschaften zu Fragestellungen wie »Ist soziales Lernen zugleich politisches Lernen?«. Außerdem gab es eine Podiumsdiskussion. Der Studientag richtete sich an die Lehrenden in den Fächern des politischen beziehungsweise sozialwissenschaftlichen Lernens an allen Schularten sowie an Studierende des Bachelor- und Masterstudiengangs Sozialwissenschaften an der TU. Er befasste sich mit dem Verhältnis von Politikdidaktik und Demokratiepädagogik und diente sowohl der Klärung der Begrifflichkeiten als auch der Erarbeitung beziehungsweise Reflexion von konkreten Unterrichtsmöglichkeiten zur Förderung demokratischen und politischen Lernens in der Schule. Damit sollten vor allem Wege aufgezeigt werden, demokratiepädagogische und politikdidaktische Ansätze miteinander zu verbinden. Der Studientag »Demokratie und/oder Politik-Lernen« wurde erstmalig ausgerichtet von der Professur für Sozialwissenschaften und ihre Fachdidaktik. Deren zentrale Aufgaben sind die Erforschung politischen beziehungsweise sozialwissenschaftlichen Lernens in und außerhalb der Schule, sowie die Vermittlung fachdidaktischer Kompetenzen für die Gestaltung sozialwissenschaftlicher Lehr-Lern-Prozesse der einschlägigen Lehrämter. (Fakultät) Hier fand der Studientag statt: das ErichBrost-Haus auf dem Campus Nord.

Die TU im Jahr der Kulturhauptstadt Ein Standpunkt von Klaus-Peter Busse

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nfang Januar wurde das Kulturhauptstadtjahr in Essen bei Schneetreiben und eisiger Kälte mit einem beeindruckenden Fest im Freien eröffnet. Die jungen Tänzer und Musiker spielten auf einer eisglatten Bühne und waren so begeistert, dass ihnen die Feuchtigkeit, die Kälte und das Streugut nichts ausmachten. Der Bundespräsident sprach von einem Wintermärchen.

Mit TU-Beteiligung: viele Projekte und Veranstaltungen Die TU beteiligt sich an »Ruhr.2010« durch viele Projekte und Veranstaltungen in Forschung und Lehre. Wir bündeln die kulturellen Ressourcen, um uns als eine Hochschule zu präsentieren, die immer schon zu kulturellen Fragen wissenschaftlich gearbeitet hat und sie in die Lehre integriert. Kulturelle Aufgaben sollen als ein Selbstverständnis der TU gezeigt werden. Wir vermitteln mit unserem Veranstaltungsprogramm Wissenschaft in allen Fakultäten als wesentlichen Teil von Kultur. Die Fakultäten beteiligen sich an dem Kulturstadt-Projekt, sei es in der geplanten Ausstellung im Dortmunder U, dem künftigen »Zentrum für Kunst und Kreativität«, das für uns am 28. Mai eröffnet werden wird, sei es in Projekten und Kongressen auf dem Campus, in der Sommerakademie oder in Veranstaltungen in und außerhalb Dortmunds. Das Kulturhauptstadt-Projekt ist darüber hinaus Anlass für die Vernetzung unserer Universität mit anderen Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region und sogar mit den Universitäten anderer Kulturhauptstädte in Europa. Die TU trägt nun das Zeichen eines Wissenschaftsstandortes auch für kulturelle Prozesse in Dortmund, in der Region Ruhr und in Europa. Die Öffentlichkeit hat dieses Zeichen bereits verstanden und ist aufmerksam geworden. Wir werden es weiter mit Bedeu-

Die Kunst des Kanons: Konzerte im Februar Unter dem Thema »Die Kunst des Kanons« finden im Februar zwei Konzerte statt: Das erste Konzert des Ensembles für Neue Kammermusik findet am 13. Februar um 20 Uhr in der Evangelischen Kirche Eichlinghofen unter der Leitung von Dr. Maik Hester statt. Zu Gast ist Stefan Lakatos, schwedischer Künstler und Musiker, der ein enger Freund und Schüler des blinden amerikanischen Komponisten Moondog (Louis Thomas Hardin) war. Das 30. Tonsatz-Konzert von TU-Studierenden folgt am 14. Februar um 16.30 Uhr in der Propsteikirche Dortmund. Seit dem Wintersemester 1993 ist das Tonsatz-Konzert eine Tradition: Studierende stellen in einem öffentlichen Konzert eigene Kompositionen vor, die sie im Seminar erarbeitet haben. Wichtig für die Arbeit ist stets die Berücksichtigung der von den Studierenden beherrschten Instrumente. Ermutigend wirkt die Erfahrung, dass Einschätzung und Bewertung der eigenen Möglichkeiten und Leistungen sich immer wieder aufbauen können, Teilnehmerinnen und Teilnehmer können eigene Versuche mit den jeweiligen musikalischen Techniken entwerfen, ausarbeiten, erproben und schließlich zu einem ersten Abschluss bringen. Jedes Mitglied eines Seminars hat am Ende das Ergebnis eines jeden Mitglieds vor Augen – und vor Ohren: Alle Stücke werden aufgeführt, aufgenommen und festgehalten. (hah)

Klaus-Peter Busse ist Professor am Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft und koordiniert als Beauftragter für die Kulturhauptstadt die Projekte der TU Dortmund im Jahr 2010.

tungen füllen. Dabei können wir uns den Leitideen von Ruhr.2010 anschließen: den Mythos Ruhr zu begreifen, die Metropole zu gestalten, Bilder zu entdecken, Theater zu wagen, Musik zu leben, Sprache zu erfahren, die Kreativwirtschaft zu stärken, Europa zu bewegen und natürlich Feste zu feiern. Unser „Programmbuch“ zeigt jetzt schon, dass an diesen Prozessen alle Fakultäten der TU auf ganz unterschiedliche Weise beteiligt sind. Sprache, Bilder, Theater und Musik sind dabei nicht nur ein Forschungsgegenstand der kulturwissenschaftlichen Fakultäten, sondern ständige Begleiter im kommunikativen Austausch von Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern, Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Studierenden in der Gestaltung und Verhandlung von Kultur. Wie besonders die Studierenden aller Institute den Campus beleben und gestalten, wird das fotografische Projekt

»Mittendrin« zeigen, das die TU auf dem A-40-Stilleben im Sommer präsentiert. Die Winde stehen gut, mit dem Motto des Kulturhauptstadtjahres »Wandel durch Kultur, Kultur durch Wandel« durch das Jahr 2010 zu segeln. Dafür brauchen wir ein gutes Navigationsgerät mit anschaulichen Karten, die uns die Homepage der TU zur Verfügung stellt. Wir brauchen ein Logbuch, in dem alle Erfahrungen und Erlebnisse festgehalten werden, damit wir sie später auswerten können, um an einem nachhaltigen kulturellen Profil der TU weiter zu arbeiten. Vor allem brauchen wir für diese Reise Abenteuerlust und Freude an der Entdeckung von Neuem und Unerwartetem. Der Sinn von Kultur ergibt sich schnell, wenn Bekanntes neu entdeckt und Neues entwickelt wird. Es geht darum, Blickfelder auf die TU zu entwickeln und sie für alle Beteiligten und für die Menschen in der Region zu öffnen.

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Anreize für unabhängige Medien schaffen Sind etablierte Formen der Medienselbstkontrolle wie Presseräte noch zeitgemäß? Was können Ethikkodizes leisten? Und welche Rolle spielen neue Formen der Medienselbstkontrolle wie etwa Blogs oder Online-Ombudsmänner? Mit diesen Fragen nach Medienverantwortung und Medientransparenz beschäftigt sich ein internationales Forschungsprojekt, das vom Erich-Brost-Institut geleitet wird. Die EU fördert das Projekt »Media Accountability and Transparency in Europe« (MediaAcT) mit rund 1,5 Millionen Euro im siebten Forschungsrahmenprogramm. MediaAcT ist das einzige von einer deutschen Einrichtung koordinierte Projekt mit Medienbezug, das in diesem Rahmenprogramm unterstützt wird. Neben der TU sind zehn Partner aus ost- und westeuropäischen Ländern sowie ein Partner aus der arabischen Welt beteiligt. In den nächsten dreieinhalb Jahren werden die Entwicklung und den Einfluss verschiedener Formen der Medienverantwortung analysieren und vergleichen. In einer breit angelegten Feldstudie wollen sie herausfinden, welche etablierten und welche innovativen Formen der Medienselbstregulierung in den unterschiedlichen Ländern vertreten sind. „Verantwortliche Medien sind eine Grundvoraussetzung für ein pluralistisches Mediensystem in Europa – vor allem in Zeiten zunehmender Medienkonzentration“, sagt Projektkoordinatorin Susanne Fengler. Ein Ziel des Projektes ist es, politische Empfehlungen für EU-Gesetzgeber im Bereich der Medien zu entwickeln. Darüber hinaus sollen Workshops und Online-Trainings für Medienblogger und Journalistik-Studenten entstehen. „Wir wollen Anreize für Medienmacher und Mediennutzer schaffen, sich stärker für unabhängige und verantwortliche Medien einzusetzen“, sagt Prof. Susanne Fengler, wissenschaftliche Leiterin des Erich-Brost-Instituts. Das Projekt startet am 18. Februar mit einem Workshop und einer öffentlichen Auftaktveranstaltung zum Thema »Wildwest im WWW?«. Interessierte sind ab 18 Uhr eingeladen. Infos: www.mediaact.eu

32 Stunden Computer spielen im Schaufenster: Kunstprojekt »Isolated Heroes«

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ine Installation im öffentlichen Raum mit performativem Charakter.“ So fasst Prof. Ursula Bertram Kunstprojekt von Erik Schwarzer zusammen, das ihr Thema »Kunst in außerkünstlerischen Feldern« erneut in den Fokus rückt. Vier Protagonisten arbeiteten im Dezember ein Wochenende lang in einem engen Schaufenster (im U-Bahnhof Schauspielhaus Bochum) und widmeten sich 32 Stunden lang nonstop öffentlich Videospielen, wo es um dem Überlebens-

kampf ihres digitalen »Heroes« geht, bzw. um den spielerischen Kampf im digitalen Spiel. Eine neue Form der Olympics? Man fragt sich: „Wer macht denn so etwas?“ Diese Frage ist heutzutage nach Auffassung des Studenten keinesfalls mehr gerechtfertigt. Die Zahl derer, die ihr Leben fast ausschließlich in einer fiktiven Welt als »Helden des Spiels« gestalten, steigt von Jahr zu Jahr. Die »Isolated Heroes« leben in einer Art Subkultur, die

den meisten Menschen noch völlig fremd erscheinen mag. Mit seiner Performance wollte der Kunst-Student auf diese Welt hinweisen. Das Szenario wird sich diesmal nicht hinter verschlossenen Türen abspielen. Kaum ein anderer Ort ist wohl provokanter als ein Schaufenster. Ein Fenster zur Welt in einem zu Stoßzeiten recht belebten U-Bahnhof. Die direkte Gegenüberstellung von Besuchern des Theaters, die nach Spielschluss diesen Tunnel benutzen, entfachte eine Span-

Nur das Nötigste im kargen Raum: So konnten sich die Protagonisten ganz auf ihre digitalen Helden konzentrieren.

nung zwischen den Spielern und ihren Betrachtern vor dem Schaufenster. Ein Gefühl der Isolation und der Hingabe zu einer virtuellen Macht binnen 32 Stunden in einer harten Performance verdeutlichte schlussendlich, was es aus einer neuen Perspektive bedeuten kann, ein Held zu sein. Erik Schwarzer erforscht das Thema »Helden« im Zusammenhang seines Studiums der Kunstwissenschaften. (unizet)


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Einsatz von Sprach-Coaches in Hauptschulen sinnvoll

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u Beginn des laufenden Schuljahres hat das Projekt mit dem langen Namen »Förderung der Schulsprache Deutsch im Rahmen der Qualitätsoffensive Hauptschule«, kurz SprachFörderCoaches (SFC), – ein Projekt des IFS gefördert durch das Ministerium für Schule und Weiterbildung (MSW) – seinen Auftakt genommen. Mit diesem Projekt sollen 100 speziell qualifizierte SprachFörderCoaches Hauptschulen bei der Entwicklung und Realisierung eines Schulkonzepts zur Sprachförderung unterstützen, das die Fachlehrer einbezieht und durch Lernverträge die individuelle Förderung aller Kinder gewährleistet. Die SprachFörderCoaches der ersten Stunde haben ihre Qualifizierung nun nahezu abgeschlossen und die Beratung der Hauptschulen aufgenommen. Für ihren erfolgreichen Einsatz müssen verschiedene Ebenen der Schulverwaltung vernetzt zusammenarbeiten. Das IFS lud am 16. Dezember 2009 alle Beteiligten zu einem Projekttreffen nach Dortmund ein. Dass reger Bedarf nach einer solchen Veranstaltung bestand, zeigte sich beim Blick ins gut gefüllte Auditorium: Von den Schulleiterinnen und Schulleitern der 40 Schulen, die derzeit in NRW an dem Projekt teilnehmen, waren rund 30 in Begleitung „ihrer“ SprachFörderCoaches erschienen. Aus dem MSW waren die Projektverantwortlichen MD Dr. Ulrich Heinemann, MR Reinhold Heimer und RSD Gisela Knaut angereist, von den Bezirksregierungen die zuständigen Fachleiter für Fortbildung, Leiterinnen und Leiter von Kompetenzteams als Vertreter der Schulämter, und vom IFS Prof. Wilfried Bos sowie Ruth Springer, Ulrike Platz und Nina Hovenga, die hier das Projekt leiten. In seinem Eröffnungsvortrag wies Prof. Bos auf die Bedeutung der Sprachkompetenz für den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern hin. Fazit: „Der Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Hintergrund mit den daraus resultierenden sprachlichen Defiziten und dem Bildungserfolg ist eindeutig und in Deutschland besonders ausgeprägt. Daher ist die Beherrschung der Schulsprache Deutsch

Komponisten Porträt zu Max Maxelon Das 30. Komponisten-Porträt Konzert und der Workshop beschäftigten sich am Ende Januar mit Max Maxelon. Im Workshop wurde angestrebt, mit dem vorhandenen Klang- und Geräuschpotenzial des Raumes eine grafische Komposition zu erfinden. Maxelon wurde 1945 in Sternberg geboren. Er studierte Cello am Konservatorium Osnabrück und an der Robert Schumann Musikhochschule Düsseldorf. Seit 1971 leitet er eine Celloklasse an der städtischen Musikschule Düsseldorf. Die Vielseitigkeit seines künstlerischen Werdegangs wird sichtbar durch seinen Einsatz bei den Konzertreihen neuer Musik in der Neanderkirche und der Kunstakademie Düsseldorf mit zahlreichen Erst- und Uraufführungen. Kompositionen von Klangbildern mit Performance und Literaturvertonungen gehören ebenso zu seinem Wirkungsbereich wie SoloKonzerte. In den letzten Jahren entwickelt sich sein künstlerisches Schaffen immer mehr hin zur Verknüpfung von Bildern mit Celloimprovisationen. In zahlreichen Ausstellungen hat der Künstler versucht, fachübergreifend die synchrone Ästhetik von Bildender Kunst, Musik, Tanz und Lyrik mit dem Violoncello darzustellen. (unizet)

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14-stündiger Marathon am Piano: 840 Arten, ein Klavier zu „quälen“.

Voraussetzung für erfolgreiches Lernen in allen Fächern.“ Die Wichtigkeit und Tragweite von Maßnahmen zur Förderung der Schulsprache Deutsch werden vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse ganz deutlich. Der Einsatz der SFC in den Hauptschulen NRWs kann hier einen großen Beitrag leisten. Der Abteilungsleiter für Lehreraus- und -fortbildung und individuelle Förderung im MSW, Dr. Ulrich Heinemann, lobte in seinem Vortrag das innovative Konzept der prozessbegleitenden Beratung der Schulen über den Zeitraum von 18 Monaten. Er hob hervor, dass auf diese Weise im Beratungsprozess auch neue Wege der individuellen Förderung zur Unterstützung der Schülerinnen und Schüler erarbeitet werden könnten.Überwiegend positiv waren auch die Rückmeldungen seitens der Schulleiterinnen und Schulleiter der Hauptschulen, in denen die SFC ihre Arbeit bereits aufgenommen haben. Die Beratung durch die SFC wurde von den Schulleitungen durchweg als sehr hilfreich und sinnvoll empfunden. Gleichwohl, konstatieren sie, müsse die Zusammenarbeit der Lehrerkollegien, der Schulleitungen und der SFC in diesem innovativen Projekt weiter intensiviert werden. In der abschließenden regen Plenumsdiskussion wurde deutlich, dass auf die jeweiligen Instanzen der Schulverwaltung ganz neue Aufgaben bei der Einführung der SFC in den Schulen zukommen, die aufeinander abgestimmt werden müssen. Das erstmals alle Beteiligten einschließende Treffen bot eine ideale Gelegenheit um Erfahrungen auszutauschen, Netzwerke zu knüpfen, und die neuen Aufgaben für die einzelnen Instanzen zu definieren. Die umfassenden und konstruktiven Rückmeldungen werden dazu beitragen, dass das „Pilotprojekt“ in der zweiten Runde, die Mitte Februar eingeläutet wird, in einigen Punkten nachjustiert und weiter optimiert werden kann. (Nikbin) Kontakt: Ulrike Platz, E-Mail: platz@ifs. tu-dortmund.de

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ric Saties »Vexations« sind Scherz und Schmerz zugleich: Ganze 840 Mal verlangt er vom Ausführenden das Spiel einer kurzen Notenzeile samt einer von zwei möglichen Variationen. An dieses pianistische Großwerk, das der Komponist ironisch augenzwingenkernd »Vexactions«, also »Quälereien«, genannt hat, wagten sich 30 Lehrende und Studierende des Instituts für Musik und läuteten mit dieser Aufführung am 13. Januar das Jahr der Kaulturhauptstadt 2010 ein. Sie verwandelten das Foyer der Emil-Figge-Straße in einen Klangraum für Saties »musique d‘ameublement« und bespielten das Klavier, das eher unauffällig in einer Ecke des Foyers stand, 14 ganze Stunden lang Diese »Möbelmusik« soll – so Saties Wunsch – wie eine klingende Tapete zum Raumgehören und dennoch ein immens anspruchsvolles Kunstwerk darstellen. Schließlich sind 840 Wiederholun-

gen im identischen Tempo ohne jegliche Unterbrechung und im gleichen Gestus aufzuzuführen. Die Lehrenden und die Studierenden, die sich dabei stetig abwechselten, spielten jeweils 20 bis 30 Minuten. Auf einer Tafel wurden die einzelnen Durchläufe akribisch mit Hilfe von Kreidestrichen dokumentiert, so dass zu jedem zu jeder Zeit ersichtlich war, in welcher Wiederholung man sich befand. Beginn war pünktlich um acht Uhr in der Früh. Unterbrochen wurde das Spiel alle zwei Stunden durch Erläuterungen von Musikprofessor Michael Stegemann. So erfuhren die aufmerksamen Zuhörerinnen und Zuhörer nach und nach immer mehr Details aus dem Leben des französischen Komponisten. Zum Beispiel, dass Erik Satie mit vollem Namen Alfred Eric Leslie Satie hieß, am 17. Mai 1866 in Honfleur im Calvados geboren wurde und am 1. Juli 1925 in Paris verstorben ist, dass er sich

vom Cabaret-Pianisten zu einem von der Pariser Moderne angesehenen Komponisten neuer französischer Klaviermusik entwickelt hat. Scherz und Schmerz scheint auch der präzise Tagesablauf zu sein, den Satie von einem Künstler verlangte. In seinem Tagebuch jedenfalls schrieb er: „Aufstehen: 7.18 Uhr; Inspiration: von 10.23 bis 11.47 Uhr. Ich esse um 12.11 Uhr zu Mittag und verlasse die Tafel um 12.14 Uhr. Erholsamer Ausritt weit in meinen Park hinein: 13.19 bis 14.53 Uhr. Weitere Inspiration: von 15.12 bis 16.07 Uhr. Diverse Beschäftigtungen (Fechten, Nachsinnen, Bewegungslosigkeit, Besuche, Betrachtungen, Geschicklichkeitsübungen, Schwimmen etc.): von 16.21 bis 18.47 Uhr. Das Abendessen wird um 19.16 Uhr serviert und ist um 19.20 Uhr beendet. Es folgt die laute Lektüre symphonischer Partituren: von 20.09 bis 21.59 Uhr. Regelmäßiges Zubettgehen um 22 Uhr 37. Einmal wöchentlich fahre ich um 3 Uhr 19 aus dem Schlaf hoch (dienstags). (Wi)

Forum verabschiedet Günther Rager. Podiumsdiskussion und Newsdesk-Vorstellung im Erich-Brost-Haus

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it einem Forum für Führungskräfte hat das Institut für Journalistik der TU Dortmund am 22. Januar sein langjähriges Mitglied Prof. Günter Rager offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Als Hommage an die wissenschaftliche Tätigkeit von Prof. Rager diskutierten Dortmunder Wissenschaftler mit Medienpartnern und Chefredakteuren über journalistische Qualität, Lösungsansätze und Konzepte in Zeiten der Medienkrise.

Zurückliegende und zukünftige Herausforderungen Auf dem Podium beleuchteten Tandems aus Medienpraxis und Wissenschaft die zurückliegenden und zukünftigen Herausforderungen für die Medienszene: Hans Werner Kilz (Süddeutsche Zeitung) und Prof. Vinzenz Wyss (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften), Ernst Elitz (Gründungsintendant des Deutschlandradios) und Prof. Lutz Hachmeister (Institut für Medien- und Kommunikationspolitik Berlin/Köln) sowie Jörg Schönenborn (WDR) und Prof. Klaus Meier (TU Dortmund). Moderiert wurde die Diskussion und die anschließen-

de Verabschiedung von Günther Rager durch die beiden TU-Professoren Michael Steinbrecher und Holger Wormer. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion präsentierte der Diplom-Journalist Michael Schulte gemeinsam mit Prof. Rager und Prof. Steinbrecher das Newsdesk-Projekt, ein integriertes, am Dortmunder Institut mitentwickelte Redaktionssystem. Der im Jahr 1943 in Kempten/St. Mang geborene Günter Rager ist seit 1984 Pro-

fessor für redaktionelle Produktion und Journalismusforschung am Dortmunder Institut für Journalistik. Seinem Studium der Germanistik, Geschichte und empirischen Kulturwissenschaft in München und Tübingen folgte die Promotion im Fach empirische Kulturwissenschaft (Tübingen). Journalistische Praxis sammelte Günter Rager als freier Mitarbeiter bei Zeitun-

gen, Hörfunk und Fernsehen. Es folgten zahlreiche Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen. Prof. Günter Rager ist langjähriges Mitglied der Grimme-Preis-Jury und gehört dem wissenschaftlichen Beirat des Freien-Russisch-Deutschen Instituts für Publizistik (Moskau, Rostow) an. Von 2004 bis 2008 war Rager als Prorektor Mitglied des TU-Rektorats. (Fakultät)

Großer Bahnhof für einen großen Kollegen: Prof. Vinzenz Wyss, Prof. Lutz Hachmeister, Prof. Klaus Meier, Jörg Schönenborn, Prof. Holger Wormer, Prof. Michael Steinbrecher und Ernst Elitz (v. l.) verabschiedeten Prof. Günter Rager (4. v. l.).


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Karriere mit akademischem Bleifuß Dominik Wied ist der jüngste Doktor in Nordrhein-Westfalen.

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tatistik-Professor Walter Krämer erinnert sich noch genau an die Situation, in der ihm sein Doktorand zum ersten Mal auffiel. Es war in der S1. In der Bahn hörte er, wie Dominik Wied als junger Student einigen Doktoranden der Statistik Übungsaufgaben erklärte und dachte sich: „Den muss ich im Auge behalten.“ Zu Recht: Denn wenige Jahre später ist der 23-jährige der derzeit jüngste Doktor in NRW – mit Bestnote. Mit »unizet« sprach er über sein akademisches Tempo und über seine berufliche Zukunft. unizet: Sie haben Ihr Büro hier im Institut schon hunderte Male betreten. Aber noch nie als Doktor der Statistik. Was wird sich durch die Promotion ändern – außer dem akademischen Titel auf Ihrem Namensschild?

Dominik Wied: Im Wesentlichen wird sich nicht viel ändern. Konkret könnte ich jetzt eigene Vorlesungen halten. Ich betreue auch schon eine Übungsgruppe zu einer Vorlesung. Ich konzipiere die Übungen, erkläre den Studenten die Aufgaben und helfe ihnen, wo es Schwierigkeiten gibt. Im Moment habe ich noch meinen Vertrag als wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Wirtschafts- und Sozialstatistik. Den will ich bis auf weiteres erfüllen. Ich fühle mich hier am Lehrstuhl sehr wohl. Wie haben Sie gemerkt, dass Statistik das richtige Fach für Sie ist? Ich habe mich schon immer für Mathematik interessiert. Es ist aber nicht so, dass mich nur die mathematische Theorie an sich interessiert. Mit geht es genauso

auch darum, mich in meiner Arbeit mit anwendungsbezogenen Fragestellungen zu beschäftigen. Innerhalb von drei Jahren haben Sie Ihr Statistik-Diplom gemacht. Direkt im Anschluss haben Sie mit Ihrer Doktorarbeit begonnen. Wie ging das so schnell? Vor allem hatte ich sehr viel Spaß an meinem Studium. An unserem Institut herrscht auch eine angenehme Atmosphäre zwischen Studierenden, den Professoren und Mitarbeitern. Außerdem habe ich teilweise Kurse und Prüfungen vorgezogen. Man muss sich nicht strikt an den vorgegebenen Studienplan halten. Mit der Promotion ging es dann schnell, besonders wegen der sehr guten Betreuung durch meine beiden Doktorväter Prof. Walter Krämer und Prof. Herold Dehling.

Außerdem sind sie offensichtlich überdurchschnittlich begabt. Macht es Sie persönlich sehr stolz, dass Ihnen die wissenschaftliche Arbeit so leicht fällt? Die Frage ist schwer zu beantworten, ohne mich selbst zu loben (lacht). In erster Linie bin ich froh, dass ich mein Ziel „Promotion“ jetzt erreicht habe. Jeder Mensch hat in gewissen Bereichen Stärken. Ich will also ganz bescheiden bleiben und auch nach meiner frühen Promotion nicht abheben. Wie reagiert man zuhause auf Ihr Tempo? Klar ist es schön zu merken, dass meine Eltern stolz auf mich sind. Aber meine Familie reagiert eigentlich neutral. Das Tempo, mit dem ich mein Studium mache, ist kein besonderes Thema bei uns zuhause. Werden Sie gelegentlich von Kommilitonen komisch angesehen, wenn sie zum Beispiel in einer Übung Studierende unterrichten, die älter sind als Sie? Ich denke, dass ich relativ hilfsbereit bin und nett mit den Leuten umgehe, von daher gibt es da keine Probleme. Ich versuche, die Studierenden in meiner Übungsgruppe zu unterstützen, wo es geht, und die freuen sich natürlich über die Hilfe. Es reagiert keiner komisch wegen der Tatsache, dass ich mein Studium so schnell gemacht habe und schon hier unterrichte. Können Sie unseren Leserinnen und Lesern bitte ganz kurz das Thema Ihrer Doktorarbeit erläutern?

Neues Lehrbuch: Chemie für Einsteiger

»ZweitSinn« auf der weltgrößten Möbelmesse

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it ihrem neuen und kompakten Einführungslehrbuch vermitteln Arno Behr, Jakob Jörissen und David W. Agar (Foto unten, v. l.) die wesentlichen Grundlagen der Technischen Chemie. Das Buch richtet sich an Studierende der Chemie und der Ingenieurwissenschaften an Hochschulen und Fachhochschulen, an Dozenten dieser Studiengänge, an Praktiker in der Industrie, die einen schnellen Überblick über die wesentlichen Aspekte der technischen Chemie brauchen sowie an Chemielehrerinnen und Chemielehrer der Sekundarstufe II. Vorausgesetzt werden lediglich Grundkenntnisse in Organi-

scher, Anorganischer und Physikalischer Chemie. Der Stoff ist in mehrere große Teile gegliedert, z. B. werden Grundlagen, Reaktions- und Trenntechnik oder die Verfahrensentwicklung besprochen. Jedes Kapitel ist kompakt aufgebaut, mit Abbildungen, Gleichungen, Fließschemata, Tabellen, Apparatezeichnungen und Fotos anschaulich gestaltet und endet mit einer kurzen Zusammenfassung, die die wesentlichen Aussagen rekapituliert und eine zügige Wiederholung des Lernstoffes ermöglicht. (Fakultät) Chemie für Einsteiger, 244 Seiten, 29,95 Euro, ISBN 978-3-8274-2073-2

as aus einem Projekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hervorgegangene RecyclingDesign-Netzwerk »ZweitSinn« präsentierte sich vom 19. bis 24. Januar auf der weltgrößten Möbelmesse, der IMM Cologne, auf dem Stand der TU Dortmund. Gegenstand der diesjährigen Designentwürfe sind Leisten aus ausgemusterten Lattenrosten – ein Sekundärrohstoff, der die Umsetzung überraschender und pfiffiger Designideen erlaubt – und die Abfallmengen reduziert. Jedes Jahr werden mehrere 100.000 Lattenroste produziert. Ein Großteil davon ersetzt gebrauchte Lattenroste, die in der Regel entsorgt und der Müllverbrennung zugeführt werden. Die „Latte“ besteht in der Regel aus Buchenholz, ist trocken, formbar und schadstoffarm und damit ein wunderbarer Rohstoff für nachhaltige Möbelprodukte. Wir präsentieren neue Möbel aus diesem Sekundärrohstoff im Sinne eines nachhaltigen oder „green“ Designs. Die bei ZweitSinn verwendeten Materialien werden hinsichtlich Ihrer Einsatzbereiche in funktionaler und ökologischer Hinsicht bewertet und in einer Positivliste von Aufarbeitungsprodukten zusammengefasst, die strengen ökologischen und funktionalen Kriterien genügen. Der Reiz der Aufgabe liegt darin, Materialien konsequent wieder und weiter zu verwenden, die definitiv nicht mehr in einen stofflichen Recyclingprozess einfließen. Der Abfall verliert seinen Müllcharakter und wird zum Rohstoff. ZweitSinn nutzt konsequent die Vorteile preisgünstiger Rohmaterialien. In diesem Netzwerk, in das Designer, Designstudierende und Schüler über Wettbewerbe ihre Ideen einbringen,

werden Möbel in Kleinserien konzipiert und hergestellt. Das ZweitSinn-Netzwerk kooperiert seit einigen Jahren erfolgreich mit dem RecyclingDesignpreis. Die diesjährige Präsentation umfasst mit dem Tisch »Mikado« auch den Entwurf eines Preisträgers dieses Wettbewerbs. Ein »ZweitSinn«-Entwurf aus dem vergangen Jahr: das Regal »Frank«.

Der Ausgangspunkt meiner Doktorarbeit ist ein Phänomen, das man am Aktienmarkt häufig beobachtet: Renditen von verschiedenen Aktienkursen verhalten sich in wirtschaftlichen Krisenzeiten anscheinend viel ähnlicher als in guten Zeiten. Das ist beunruhigend, weil die Streuungseffekte eines großen Portfolios damit genau dann nicht mehr vorhanden sind, wenn man sie eigentlich ganz besonders bräuchte. In meiner Arbeit habe ich nun einen statistischen Test entwickelt, mit dem man testen kann, ob die Korrelationen von Renditen zu verschiedenen Zeiten tatsächlich deutlich im Zusammenhang schwanken, oder ob die Schwankungen nur zufällig sind. Ich habe die Eigenschaften dieses Tests untersucht und ihn auch auf echte Daten angewandt, zum Beispiel auf Aktienkurse von BASF oder BMW. Was interessiert Sie privat, abseits der Statistik? In meiner Freizeit spiele ich Akkordeon und bin mit meinem Instrument auch in zwei Akkordeon-Orchestern aktiv. Außerdem spiele ich gerne Gesellschaftsspiele mit meinen Freunden. Wie schaffen Sie sich Zeit für diese Hobbies? Ich finde es sehr wichtig, in der Freizeit einen Ausgleich zur wissenschaftlichen Arbeit zu haben, damit man nicht nur in seiner Arbeit lebt. Die Zeit dafür nehme ich mir dann auch. Wie genau? Das könnte ich gar nicht mal sagen, es klappt einfach.

Interview: Robert Zapp

Juniorprofessur: Di Fuccia folgt Ruf nach Kassel Zum 1. März wird Dr. David-Samuel Di Fuccia (Foto unten) dem Ruf auf eine Juniorprofessur für Didaktik der Chemie an der Universität Kassel folgen. Di Fuccia studierte in Dortmund Mathematik und Chemie für das Lehramt an Gymnasien, anschließend arbeitete er als Mitarbeiter im Arbeitskreis von Prof. Bernd Ralle in der Chemiedidaktik in den Bereichen Curriculumsinnovation und Leistungsbeurteilung. Im Jahre 2007 wurde er aufgrund seiner Forschungsarbeiten zum Thema »Schülerexperimente als Instrument der Leistungsbeurteilung« zum Doktor der Pädagogik promoviert. Seitdem hat er sein Arbeitsgebiet um Fragen der Hochschuldidaktik erweitert. Di Fuccia engagierte sich neben seinen Aufgaben in Forschung und Lehre in der Ständigen Senatskommission für Lehre, Studium und Studienreform der TU Dortmund, deren stellvertretender Vorsitzender er zuletzt war.


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EffizienzCluster LogisticRuhr gewinnt Wettbewerb: Fortsetzung von Seite 1

»dortMINT« startet durch mit Kick-off-Veranstaltung

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ichael ten Hompel zeigte sich hocherfreut: „Jetzt gilt es, den Schwung aus der Wettbewerbsvorbereitung nahtlos in die Projekte zu übertragen.“ Durch die Entwicklung und Vermarktung soll bis zum Jahr 2015 ein Marktpotenzial von über zwei Milliarden Euro ausgeschöpft werden. Begleitet wird das Netzwerk von den Landesregie-

rungen NRW und Hessen. Unterstützung kommt von der TU Dortmund und der Uni Duisburg-Essen, aber auch von den Wirtschaftsförderungen, dem Initiativkreis Ruhr, der Logistikinitiative Rhein-Main, den Fraunhofer-Instituten IML und ISST, dem Zentrum für Logistik und Verkehr sowie der European Business School Wiesbaden.

Ohne Logistik liefe nichts im Dortmunder Container-Hafen.

Dr. Christian Jacobi betont den interdisziplinären Ansatz: Maßgeblich ist die Zusammenarbeit von Logistikwissenschaft und -wirtschaft weit über die Ruhr hinaus, das ist international beispiellos.“ Kleine und mittelständische Unternehmen arbeiten eng mit Global Playdern wie Deutsche Post DHL, DB Schenker oder Hafen Duisburg zusammen, um ein weltweit tätiges Zentrum für innovatives Design sehr effizienter Logistikdienstleistungen zu schaffen, so Jacobi. Mit seinem Untertitel »Logistik 2.0: Individuell bewegen« weist das EffizienzCluster auf ein fundamentales Spannungsfeld hin. Auf der einen Seite steht die Notwendigkeit nach mehr Effizienz wirtschaftlichen Agierens. Auf der anderen Seite steht der Wunsch des Menschen nach individuell gestalteten Waren, Erhalt individuell strukturierten Geschäftsbeziehungen. Der Cluster arbeitet mit sieben technischen und sozio-technischen Leitthemen und hat schon 33 Verbundprojekte mit einem Gesamtvolumen von 106,3 Millionen Euro projektiert. Aus den Einzelinvestitionen werden jetzt 103 Produkte entwickelt und vermarktet. Sehr zufrieden über den Ausgang ist auch Prof. Andreas Pinkwart, stellvertretender Ministerpräsident von NRW: „Der EffizienzCluster leistet aus dem Ruhrgebiet heraus einen wegweisenden Impuls für die drittgrößte Branche Deutschlands und wird zum Ausgangspunkt für Wachstum und Unternehmensgründungen“, so der Landesminister für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie. (unizet) Kontakt: Prof. Michael ten Hompel, Ruf: 755-2793, E-Mail: michael.tenHompel@ flw.mb.tu-dortmund.de

rgebnisse der Unterrichtsforschung zeigen, dass Schülerinnen und Schüler effektiv und nachhaltig lernen können, wenn der Unterricht an ihren individuellen Lernständen ansetzt. Doch die hierfür notwendigen Kompetenzen der Lehrkräfte – Diagnosefähigkeiten und Handlungskompetenzen zur Umsetzung individueller Förderungsmaßnahmen – wurden bislang in der Lehrerausbildung nur stiefmütterlich behandelt. An diesem Missstand setzt das Projekt »dortMINT« an, das jetzt an der TU Dortmund von der Telekom-Stiftung als eines von vier Projekten im Rahmen eines bundesweiten Hochschulwettbewerbs mit 1,5 Millionen Euro bis 2012 gefördert wird.

len Phasen des Studiums verankern. In einem zweiten Schritt sollen auf Basis begleitender Evaluation diese Ansätze zur Integration von DiF in die Lehrerbildung in allen beteiligten Disziplinen etabliert werden.

Insbesondere in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), aber auch in den Rehabilitations- und Erziehungswissenschaften soll »dortMINT« dazu beitragen, Diagnose und individuelle Förderung als eine wesentliche Kompetenz zukünftiger Lehrkräfte zu etablieren und somit die Lehrerbildung in allen Schulformen qualitativ zu verbessern.

»dortMINT« soll so nicht nur die MINTLehrerbildung an der Technischen Universität Dortmund nachhaltig verbessern. Durch die begleitende Forschung werden darüber hinaus wichtige Erkenntnisse zur Gestaltung der Lehrerbildung in anderen Fächern und an anderen Hochschulen gewonnen.

Zur Erreichung dieser Ziele wird im Rahmen von »dortMINT« das Themenfeld Diagnose und individuelle Förderung (DiF) in zentralen Bereichen des Studiums verankert. Die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer sollen DiF im eigenen Lernprozess der fachwissenschaftlichen Ausbildung erleben, die theoretischen Hintergründe und diesbezügliche praktische Instrumente in der fachdidaktischen Ausbildung erlernen und die so erworbenen Kompetenzen in der schulpraktischen Ausbildung erproben. »dortMINT« will so in einem ersten Schritt ein gemeinsames theorie- und empiriegeleitetes Verständnis von DiF konkretisieren und in zentra-

Deutsch-irakische Akademische Partnerschaft Gründung eines Bachelor-Studiengangs »Stadt- und Regionalplanung« für den Irak

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as neue DAAD Hochschulpartnerschaftsprogramm mit dem Irak will die Zusammenarbeit deutscher Hochschulen mit irakischen Universitäten intensivieren. Die TU Dortmund ist eine der vier Universitäten, die aus den insgesamt 27 Bewerbungen im Rahmen eines zweiphasigen Wettbewerbsverfahren erfolgreich hervorgegangen sind. Ziel dieses Partnerschaftsprogramms ist letztendlich die Gründung der DeutschIrakischen Universität (DIU), deren Fachbereiche und Studiengänge aufgrund der Sicherheitslage im Irak vorerst in Deutschland eingerichtet und später in den Irak transferiert werden sollen. Das Konzept der Fakultät Raumplanung sieht vor, zunächst einen auf irakische Bedürfnisse maßgeschneiderten Bachelor-Studiengang im Bereich Stadt- und Regionalplanung zu konzipieren sowie eine entsprechende Aus- und Weiterbildung von irakischem Forschungs- und Lehrpersonal zu etablieren, die in eine gemeinsame wissenschaftliche Kooperation mit irakischen Hochschulen, Planungsbehörden und anderen im Irak operierenden internationalen Organisationen sowie in die Gründung eines entsprechenden Instituts münden soll. Die langjährige Zusammenarbeit der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund mit den irakischen Universitäten kann eine tragfähige und ausbaufähige Grundlage für die geplanten Vorhaben des deutschirakischen Partnerschaftsprogramms bieten. Seit Ende der 1990er Jahre bestehen partnerschaftliche Beziehungen zu drei Universitäten im Nord-Irak (Dohuk,

Erbil und Sulaimani). Seit 2001 wurden insgesamt sieben gemeinsame Konferenzen, Seminare und Winter Schools durchgeführt – je nach Sicherheitslage vor Ort, im benachbarten Jordanien oder in Deutschland. Gemeinsam mit weiteren Hochschulen der Region wurde 2007 das Universitäts-Netzwerk „Planning Network Middle East“ gegründet.

Gemeinsam entwicklen die Partner ein Curriculum. Im Rahmen des durch den DAAD finanzierten dreijährigem Kooperationsprojekts konzipiert die Fakultät Raumplanung der TU gemeinsam mit Experten aus irakischen Hochschulen, Planungsbehörden, NROs und internationalen Entwicklungsorganisationen ein Curriculum für einen Bachelor-Studiengang und testet dieses in einer Probephase: Dazu werden zwölf irakische Studierende an der

TU Dortmund gemäß dem entwickelten Lehrplan studieren, wobei neben maßgeschneiderten Lehrveranstaltungen, die teilweise von irakischen Gastdozenten unterrichtet werden, auch Veranstaltungen des deutschen Bachelor-Programmes der Fakultät Raumplanung genutzt werden sollen. Es ist vorgesehen, dass die Studierenden anschließend ihr Studium an der Deutsch-Irakischen Universität beenden werden. Als Auftakt zu der Strategischen Partnerschaft hat Ende Oktober 2009 eine erste Konferenz in der irakischen Stadt Erbil stattgefunden, bei der Vertreter des irakischen Bildungs- und Forschungsministeriums, des DAAD, des Auswärtigen Amtes sowie der vier deutschen Universitäten gemeinsam ihre jeweiligen Vorhaben diskutiert haben. Im Dezember 2009 haben irakische Hochschullehrer die TU Dortmund besucht und gemeinsam mit den Mitarbeitern des ISPC (International Spatial Planning Centers)

Die irakische Delegation war im vergangenen Dezember zu einem Workshop in Dortmund zu Gast.

einen Workshop zur weiteren ProgrammPlanung durchgeführt. Zum jetzigen Zeitpunkt sind – neben dem Aufbau des Bachelor-Studiengangs - zunächst zwei zentrale Forschungsthemen beabsichtigt: die nachhaltige Entwicklung historischer Städte sowie die klimagerechte Stadt- und Regionalentwicklung. Zu den Forschungsergebnissen werden gemeinsame internationale Konferenzen veranstaltet und wissenschaftliche Veröffentlichungen publiziert. Projektleiterin Prof. Christa Reicher, Fachgebiet Städtebau, Stadtgestaltung und Bauleitplanung, betont: „Dieses Projekt ist ein weiterer wichtiger Meilenstein, um die TU Dortmund international erfolgreich aufzustellen.“ Die TU Dortmund wird zunächst bis Ende des Jahres 2011 mit insgesamt ca. 850.000 Euro bedacht, um die Vorhaben auf den Weg zu bringen und die geplanten Aktivitäten zu realisieren. (Fakultät) Kontakt: Hasan Sinemillioglu, Ruf: 7555103, Prof. Christa Reicher, Ruf: 755-2242

Die hierfür notwendige Vernetzung über die Fächergrenzen hinweg sichert die zentrale MINT-Werkstatt. Die Forschungswerkstatt ist Anlaufstelle für alle Lehramtstudierende, denen hier Materialien, Beratung und fächerübergreifende Unterstützung für die Konzeption und Bearbeitung ihrer eigenen Forschungsarbeiten zum Themenkreis DiF bereitgestellt wird.

Und auch über den mit Mitteln der Deutschen Telekom Stiftung realisierte Projektzeitraum bis 2012 hinaus ist die Nachhaltigkeit des Projekts gesichert: Bis 2015 wird das Projekt aus Haushaltsmitteln der TU Dortmund weiter finanziert, um die notwendige Nachhaltigkeit der Maßnahmen zu garantieren. Auftakt des Projekts war die Übergabe der Stipendien an acht herausragende Lehramtsstudierende. Offiziell start dortMINT am 8. Februar mit einer Kick-offVeranstaltung. (unizet) Kontakt: Prof. Dr. Christoph Selter, Ruf: 755-5140, Prof. Dr. Stephan Hußmann, Ruf: 755-3446.

Erste Sitzung der Maschinenbau-Alumni Noch vor den Weihnachtsfeiertagen fand die konstituierende Sitzung des Alumni Vereins der Fakultät Maschinenbau statt. Eine der ersten Entscheidungen, welche die neun Gründungsmitglieder aus der Fakultät treffen mussten, war die Festlegung auf einen Namen. Sie entschieden sich für »Alumni der Fakultät Maschinenbau der TU Dortmund e.V.« Den Vorsitz des Vereins übernimmt Prof. Andreas Brümmer, als Stellvertreter wurde Prof. Bernd Kuhlenkötter gewählt. Außerdem ist Andrea Nauber für die Finanzen verantwortlich sowie Anna Lena Piel für das Amt der Schriftführerin. Der Verein hat sich das Ziel gesetzt, den Kontakt und Erfahrungsaustausch zwischen den Absolventen, Studierende und Lehrende der Fakultät Maschinenbau der TU Dortmund zu fördern. Um ein besseres Netzwerken untereinander zu ermöglichen, richtet die Fakultät Maschinenbau eine elektronische Plattform ein, zu der jedes Mitglied Zugang hat. Darüber hinaus wird die Homepage über das aktuelle Geschehen an der Fakultät und der Technischen Universität informieren. Auch Unternehmen können als Mitglieder dem Verein beitreten, es wird verschiedene Beitragshöhen geben, nachdem sich der Status Gold, Silber, Bronze ergibt. Somit erhalten die Unternehmen die Möglichkeit Kontakt zu den StudentInnen und AbsolventInnen auf verschiedenen Wegen aufzunehmen. Abgesehen vom Jahrestreffen des Vereins sind noch ein Sommer und/oder Winterfest, wie auch verschiede Vorträge und Aktionen geplant. (unizet) Anmeldungen zum Newsletter unter: annalena.piel@tu-dortmund.de


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TechnologieZentrumDortmund: Erster Preis für Schlüsselfunktion

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n Stockholm würdigte die internationale Jury des Technopolicy Networks Ende 2009 im Rahmen des Conference Dinners zur Verleihung des »Best Practices in Science Based Incubation 2009« das TechnologieZentrumDortmund (TZDO) mit dem ersten Preis. Aufgrund seiner nachweisbar guten Ergebnisse konnte das TZDO mit seiner Einreichung zum Schwerpunktthema: »Der Inkubator als Dreh- und Angelpunkt für erfolgreiche regionale, nationale und internationale Clusterentwicklung« auf internationalem Parkett punkten. Weltweit hatten sich mehr als 50 Inkubatoren aus 23 Ländern an dieser Benchmarking-Studie beteiligt. Am Beispiel des Auf- und Ausbaus eines kooperationsfreudigen Netzwerkes rund um das BioMedizinZentrumDortmund hat sich das TZDO zum wiederholten Male dem weltweiten Vergleich gestellt. Nach einer Platzierung im Bereich der Mi-

krosystemtechnik im Jahr 2006 hat das TZDO durch die Teilnahme an einer offiziellen Studie renommierter international aktiver Forschungsinstitute nun auch hier Weltklasse nachgewiesen. Gerade im Bezug auf das Leitthema der Konferenz, »Inkubatoren als Booster für Innovation und Wachstum auf regionaler und internationaler Ebene«, konnte das TechnologieZentrumDortmund seine Mittlerfunktion zwischen Wissenschaft und Wirtschaft besonders anhand der erfolgreichen Ergebnisse von Netzwerken rund um seine spezifizierten Kompetenzzentren gegenüber den Jurymitgliedern aus den USA, Großbritannien, Deutschland und Schweden überzeugend darlegen. Hierbei stand die Funktion des TZDO als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Wirtschaft mit dem Fokus auf den beschleunigten Markteintritt hochtechnologischer Nachfrageprodukte im Vordergrund.Diese konnte anhand nachhaltiger Ergebnisse

erfolgreicher Kooperationsprojekte im Clusterverbund belegt werden. Integriert in eine Forschungs- und Entwicklungslandschaft hat sich das TechnologieZentrumDortmund seit seiner Gründung 1985 zu dem Wegbereiter innovativer Ideen und zum Ursprung moderner Technologien entwickelt. In direkter Nachbarschaft zum TechnologieZentrumDortmund und dem TechnologiePark liegen die Universität Dortmund, die Fachhochschule Dortmund und internationale Forschungsinstitute. Sie bieten jungen Unternehmen als Anwender neuer Technologien ideale Kooperationsmöglichkeiten in ausgewählten Technologiefeldern. Das TZDO verknüpft neueste Technologien mit den Vorteilen flexibler Flächennutzung, benutzerfreundlicher Infrastruktur, integriertem Dienstleistungsservice bei leistungsgerechten monatlichen Nutzungskosten.(unizet)

Das TechnologieZentrumDortmund: gesehen von der angrenzenden H-Bahn-Haltestelle aus.

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Am 21. Januar hatte die TU-Dortmund Besuch von Volkswirten elf im Nordwesten Deutschlands gelegener Universitäten. Die finanzwissenschaftlichen Lehrstühle der Länder Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und nördliches Hessen kooperieren in der Doktorandenausbildung. Zweimal im Jahr bieten sie ihren Doktoranden auf einer gemeinsamen Klausurtagung die Möglichkeit, Forschungsergebnisse zur Diskussion zu stellen. Die Einrichtung besteht seit drei Jahren und erfreut sich wachsenden Zuspruchs. Die behandelten Themen reichten von der Riester-Rente und Einkommensbesteuerung über die Liberalisierung der Grundschulwahl in NRW, der Regulierung der Elektrizitäts- und Telekommunikationsmärkte bis hin zu theoretischen Betrachtungen zur Bedeutung von Sozialkapital.

Im Rahmen des RISE-Programms vergibt der DAAD Stipendien an deutsche Studierende der Natur – und Ingenieurwissenschaften zur Durchführung von Praktika in Nordamerika. Die Forschungspraktika werden von den dortigen Forschergruppen in einer programmeigenen Datenbank angeboten. Bewerbungen sind nur auf die dort aufgelisteten Projekte möglich. Das Programm wird zwischen Juni und Oktober 2010 durchgeführt und die Laufzeit beträgt circa sechs bis acht Wochen, welche individuell abgestimmt werden. Das Stipendium fördert die Praktikanten mit bis zu 800 Euro monatlich sowie einer Reisekostenpauschale und einer Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung. Gute Englischkenntnisse werden vorausgesetzt und sind durch ein Sprachzeugnis nachzuweisen. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis zum 26. Februar, interessierte Studierende müssen sich zunächst auf der Homepage des DAAD registrieren und erhalten dann Zugriff auf die Bewerbungsformulare. Ziel des Programms ist es, die Internationalisierung in den Natur- und Ingenieurswissenschaften zu fördern. Die Platzierung erfolgt in Abstimmung mit den Gastinstituten, wobei den Interessen der Praktikumsanbieter als auch den Präferenzen der Bewerber und Bewerberinnen entgegen gekommen wird. Nach Abschluss des Praktikums findet im Herbst 2010 ein Treffen zur Nachbereitung in Deutschland statt, zu welchem alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen werden.

Das kalkulierte Risiko Die Risikokostenrechnung als Informationssystem für ein integriertes Risikomanagement

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edem wirtschaftlichen Handeln wohnt im Allgemeinen ein Risiko inne. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich die Wissenschaft deshalb mit dem Phänomen des Risikos und seiner Handhabung. Bedingt durch gesetzliche Vorschriften, die Aktienunternehmen vorschreiben, ein geeignetes Risikomanagement im Unternehmen einzurichten, wie zum Beispiel in Deutschland das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) oder im amerikanischen Raum der Sarbanes-Oxley Act (SOX) bzw. spektakuläre Unternehmenszusammenbrüche und Krisen der jüngsten Zeit ist das betriebliche Risikomanagement seit Ende der 1990er Jahre verstärkt in das Bewusstsein der Gesellschaft und der handelnden Akteure getreten. Dabei ist zu beobachten, dass ein Schwerpunkt auf den finanzwirtschaftlichen Bereich und ein weiterer auf das strategische Risikomanagement gelegt werden.

Das operative Risikomanagement wird oft vernachlässigt. Das operative Risikomanagement jedoch wird in der Literatur zumeist vernachlässigt, so dass hier eine gewisse methodische Lücke klafft. Die Bedeutung von Risikomanagementinformationssystemen ist unbestritten, die genaue Ausgestaltung, wie ein solches System aufgebaut sein muss, was es zu leisten hat, welche Informationen es zur Verfügung stellt und wie es im Detail funktioniert, sind hingegen bisher noch nicht einheitlich beantwortet. Um ein Unternehmen adäquat hinsichtlich seiner Risiken steuern zu können, sind u.a. die folgenden Fragestellungen von jedem Unternehmen zu beantworten: Welche Risiken können auftreten? Welchen dieser Risiken unterliegt ein Unternehmen? Wie hängen diese

Risiken zusammen? Welche Auswirkungen besitzen diese Risiken auf das Unternehmen? In welchen Unternehmensbereichen können diese Risiken auftreten? Welche unternehmerischen Leistungen sind inwieweit mit Risiken behaftet? Wie lassen sich diese Auswirkungen monetär bewerten? Welche dieser Risiken sind existenzbedrohend? Welchen Risiken muss begegnet werden? Auf welche Art und Weise kann diesen Risiken begegnet werden? Welche Risiken können in Kauf genommen werden? Wie können geeignete Reserven gebildet werden, um den Eintritt der Risiken finanziell zu verkraften? Zur Beantwortung dieser Fragen wird ein einheitliches Instrumentarium benötigt, das die Verantwortlichen in Unternehmen über die tatsächliche Risikosituation informiert und bei ihren Entscheidungen unterstützt. Dabei ist zu beachten, dass Unternehmen über eine Vielzahl an Informationssystemen jedweder Art verfügen, die vielfach ungenutzt bleiben bzw. deren Potential nur auf geringer Ebene ausgeschöpft wird, weil die Nutzung dieser Informationssysteme oft zu zeitaufwendig und damit der Aufwand zu hoch ist. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen benötigen Systeme, die sich einfach integrieren und nutzen lassen. Ein Ansatzpunkt, die Lücke im operativen Risikomanagement zu schließen, stellt die Integration des Risikoaspekts in die Kostenrechnung dar. Die Kostenrechnung ist das zentrale Informationssystem, über das jedes Unternehmen gleichermaßen verfügt. Die Dissertation erweitert dieses Informationssystem derart, dass neben den klassischen Kosteninformationen zahlreiche risikobezogene Informationen generiert, ausgewertet und genutzt werden können. Bei dieser Risikokostenrechnung handelt es sich um eine in die Zukunft gerichtete

Planrechnung, in der jeder betriebswirtschaftlichen Größe (Menge, Preis, Qualität) ein sogenannter Risikowert zugeordnet wird. Dieser Risikowert drückt aus, mit welchem Risiko die betriebswirtschaftliche Größe behaftet ist. Ausgangspunkt sind dabei die für eine Periode geplanten Größen. Abhängig von der unsicheren, zukünftigen Entwicklung werden die tatsächlichen Werte der geplanten Größen von den geplanten Werten positiv oder negativ abweichen. Im Falle einer negativen Abweichung wird von einem Risiko, im Falle einer positiven Abweichung von einer Chance gesprochen. Da im Vorhinein die tatsächlichen Abweichungen der Istwerte von den Planwerten nicht bekannt sind, werden über Wahrscheinlichkeitsverteilungen durchschnittliche Abweichungen von den geplanten Werten bestimmt. Dabei werden positive und negative Abweichungen getrennt behandelt und nicht miteinander verrechnet. Die potentielle, durchschnittliche negative Abweichung vom Planwert wird dann Risikowert genannt. Wird für jede betriebswirtschaftlich relevante Größe ein solcher Risikowert bestimmt, lassen sich damit für jede Position in der Kostenrechnung Risikokosten bestimmen. Diese geben an, um welchen Wert die geplanten Kosten wahrscheinlich überschritten werden, falls Risiken schlagend werden.

Hauptproblem: Risiken können nicht isoliert betrachtet werden. Über die Erweiterung der Kostenarten-, -stellen- und -trägerrechnung um eine Risikoarten- Risikostellen-, Risikoträger- und Risikoverantwortungsrechnung kann das unternehmerische Risiko sowohl insgesamt als auch in einzelnen Teilbereichen eines Unternehmens beziffert werden, so dass wichtige Risiken von unwichtigen getrennt, geeignete Maß-

nahmen getroffen bzw. vorbereitet sowie Reserven zur Bekämpfung gebildet werden können. Das Hauptproblem besteht jedoch darin, dass Risiken nicht isoliert betrachtet werden können, sondern dass sie miteinander interagieren. Der Eintritt eines Risikos A kann ein anderes Risiko B ausschließen, vermindern, verstärken oder erst anstoßen. Zwischen den Risiken bestehen also sogenannte UrsacheWirkungsketten, die die Höhe eines Risikoeintritts maßgeblich beeinflussen. Die Risiken und somit auch die Risikokosten eines Unternehmens entstehen in verschiedenen Bereichen, wobei die Bereiche, in denen Risikokosten entstehen, nicht zwangsläufig auch für die Entstehung verantwortlich sind. Im Hinblick auf die Zielsetzung, Risiken durch Maßnahmen zu bekämpfen, die an der Ursache eines Risikos ansetzen und nicht an den Symptomen, ist eine verursachungsgerechte Zuordnung der Risikokosten an die verursachenden Stellen unerlässlich. Zu diesem Zweck wurde eine Risikoverantwortungsrechnung konzipiert, die auf Basis der Risiko-Ursache-Wirkungsketten die Risikokosten im Unternehmen an die verantwortlichen Stellen verrechnet. Dadurch werden zum einen Informationen über die Risikobehaftung der Unternehmensbereiche gewonnen, und zum anderen werden Risiko-bekämpfende Maßnahmen an den Stellen ergriffen, an denen Risiken zuerst auftreten und somit leichter zu bekämpfen sind. Begleitet wird die Risikokostenrechnung durch ein geeignetes Risikocontrolling. Hierfür wurden auf Basis der Informationen, die in der Risikokostenrechnung generiert werden, Kennzahlen entwickelt, mit deren Hilfe sich alle Bereiche im Unternehmen hinsichtlich Risiken und Chancen überwachen lassen. Die Risikokostenrechnung ist ein integriertes Risikoinformationssystem, das

erstmalig eine einheitliche Bewertung der Risikosituation zulässt. Der große Vorteil liegt in der Konzeption als Schattenrechnung zur klassischen Kostenrechnung, wodurch keine Änderungen in bestehenden Rechnungen vorgenommen werden müssen, eine einfache Handhabung durch bekannte Vorgehensweisen jedoch gewährleistet ist. Mit Hilfe der Risikokostenrechnung lassen sich nun die bestehenden Risiken adäquat in die Preise von Unternehmensleistungen einpreisen, so dass eine Art Selbstversicherung gegen Risiken durchgeführt wird: Im Falle des Eintritts von Risiken wurde durch die vorherige Einpreisung ein finanzielles Polster angelegt, mit dessen Hilfe nun die eintretenden Risiken aufgefangen und bezahlt werden können. (Fakultät)

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