hoch3 #5/2013

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Ausgezeichnet

Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Oktober 2013   Seite 16

Positive Antwort Weitere 5,6 Millionen Euro aus dem LOEWE-Programm Bilanz der »Eigenlogik der Städte«

Die TU Darmstadt erforscht neue Ansätze zur ressourcenschonenden Nutzung Seltener Erden und zur Work-Life-Balance im Zeitalter grenzenloser Kommunikation: Dafür wird die TU Darmstadt im Rahmen des hessischen Exzellenz-Forschungsprogramms LOEWE von 2014 bis 2016 mit rund 5,6 Millionen Euro gefördert. Bild: Katrin Binner

»Ressourcenschonende Permanentmagnete durch optimierte Nutzung seltener Erden«, abgekürzt RESPONSE – so heißt der neue vom Land Hessen mit 4,4 Millionen Euro geförderte LOEWESchwerpunkt an der TU Darmstadt. Der von Oliver Gutfleisch, Professor für Materialwissenschaften, koordinierte Schwerpunkt soll die international anerkannte Expertise der TU Darmstadt im Bereich magnetischer Werkstoffe bündeln und auf die nachhaltige Ressourcennutzung ausrichten.

Berlin ist arm, aber sexy, Hamburg bürgerlich unterkühlt, Darmstadt phlegmatisch. Der LOEWE-Schwerpunkt »Eigenlogik der Städte« an der TU Darmstadt erforschte solche Spezifika systematisch. Martina Löw, Professorin für Stadt- und Raumsoziologie und Begründerin des Forschungsschwerpunktes, zog zum Ende der Projektlaufzeit Bilanz. So wurden über den LOEWE-Schwerpunkt 15 neue Forschungsprojekte allein bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die TU eingeworben. Es konnte gezeigt werden, dass sich in Städten parallele Handlungs- und Denkmuster in unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern herausbilden, dass diese in Leitsätzen gebündelt werden und so von Generation zu Generation überleben, dass der gebaute Raum die sozialen Verhältnisse widerspiegelt und dass gerade in den Dimensionen Zeit und Selbstverständnis sich das Eigene reproduziert.

»Es geht um die Entwicklung neuartiger, ressourceneffizienter Hochleistungspermanentmagnete zum Einsatz in Windkraftanlagen und Elektromotoren. Sie stellen eine Schlüsselkomponente in der Elektromobilität dar«, so Gutfleisch. Künftig soll so der Anteil der kritischen Seltenen Erden in Hochleistungspermanentmagneten drastisch reduziert oder gar vollständig substituiert werden. Die TU-Wissenschaftler wollen durch einen neuen Materialmix seltenerdfreie Magnetwerkstoffe herstellen – etwa auf der Basis von Materialien wie Eisen-Kobalt-Legierungen und Eisen-Nitriden.

Der Darmstädter Forschungsschwerpunkt richtet sein Augenmerk auf die Stadtkultur: die Art, wie eine Stadt gebaut ist, das Wissen, das in einer Stadt weitergegeben wird, und die Konventionen, die gepflegt werden. »Eigenlogik« meint eine Perspektive, die Politik, Planung und Wissenschaft beeinflusst. So lässt sich begreifen, wie Städte das menschliche Leben auf spezifische Weise formen, Werte, Praktiken, Wissensbestände und Gefühle beeinflussen.

RESPONSE ergänzt die anwendungsorientierten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der seit 2011 vom Land Hessen geförderten Fraunhofer-Projektgruppe Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS in Hanau nunmehr um universitäre Grundlagenforschung zum Thema Magnetwerkstoffe. Beteiligung am Schwerpunkt »Always Online?«

Neu in die LOEWE-Förderung aufgenommen wird auch der von der Uni Kassel koordinierte Schwerpunkt »Always Online? Ein neues Kommunikationsparadigma für die Kommunikationsgesellschaft«. Die TU Darmstadt ist beteiligt und erhält eine Förderung in Höhe von 1,2 Millionen Euro (bei insgesamt rund 4,1 Millionen Euro). Ein TU-Team um Professor Ralf Steinmetz und Dr.-Ing. Doreen Böhnstedt (Elektrotechnik und Informationstechnik) sowie Professorin Ruth Stock-Homburg (Wirtschaftswissenschaften) beschäftigt sich mit den Risiken der räumlichen, zeitlichen, kognitiven und wirtschaftlichen Entgrenzung von Kommunikation und Information in einer Zeit, in der moderne Technologien jederzeit Kommunikations- und »Empfangs«-Bereitschaft unabhängig von Ort und Zeit ermöglichen. So entfallen Erholungszeiten, und es besteht die Gefahr einer stark unausgeglichenen Work-LifeBalance. Ziel des LOEWE-Schwerpunkts ist die interdisziplinä-

Impulse für den Bau Preis des Unternehmens Dreßler Die TU Darmstadt ist um einen neuen Stiftungspreis reicher: Das traditionsreiche Bauunternehmen Dreßler Bau GmbH aus Aschaffenburg stellt eine mit insgesamt 3.000 Euro dotierte jährliche Auszeichnung für herausragende Bachelorarbeiten am Fachbereich Bauingenieurwesen und Geodäsie in den Disziplinen Baubetrieb und Massivbau bereit. Gewürdigt werden Arbeiten von Studierenden, die Impulse für die Grundlagenforschung im Bauingenieurwesen sowie im Gebäude- und Energiemanagement setzen oder aktuellen Forschungsbedürfnissen der Bauindustrie gerecht werden. Die Preis-Jury aus Dozentinnen und Dozenten des Fachbereichs berät sich bei der Auswahl mit dem Stiftungsunternehmen. Die Ausschreibung des Wettbewerbs 2013 erfolgt unter anderem über die Webseite des Fachbereichs Bauingenieurwesen und Geodäsie. Die Dreßler Bau GmbH stiftet den Preis zunächst für fünf Jahre. Der Dreßler-Bau-Preis kann auf maximal drei Preisträger pro Jahr aufgeteilt werden und wird im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung an der Technischen Universität Darmstadt verliehen.

ausführliches interview mit martina löw: bit.ly/1f4IPSF

Professor Oliver Gutfleisch

re Erforschung und Gestaltung eines neuen gesellschaftlichen Kommunikationsparadigmas (Social Link), um die Arbeit von Wissensarbeitern zu verbessern und deren Work-Life-Balance zu unterstützen. Das Projekt fügt sich in den Forschungscluster Future Internet der TU Darmstadt ein. An der TU Darmstadt sind bislang drei LOEWE-Exzellenzzentren und sieben LOEWE-Schwerpunkte etabliert.

Sauerstoff statt Luft TU Darmstadt und der neue Sonderforschungsbereich Oxyflame

Der Sonderforschungsbereich/Transregio »Oxyflame – Entwicklung von Methoden und Modellen zur Beschreibung der Reaktion fester Brennstoffe in einer Oxyfuel-Atmosphäre« konzentriert sich auf eine neue Verbrennungs-Technologie. Trotz der mit der Energiewende verbundenen Umstellung auf regenerative Energien wird der Rückgriff auf fossile Brennstoffe wie Kohle und Erdgas unverzichtbar bleiben. Das dabei freigesetzte CO2 gilt es im Interesse der Umwelt aber zu reduzieren. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert vor diesem Hintergrund ein Vorhaben, an dem Wissenschaftler der RWTH Aachen (Sprecherhochschule), der Universität Bochum und der TU Darmstadt beteiligt sind – sie wollen die Oxyfuel-Technologie grundlegend erforschen. Beim Oxyfuel-Verfahren wird der Brennstoff anstelle von Luft mit einem Gemisch aus Sauerstoff und Rauchgas verbrannt. Hier setzen auch »Carbon Capture and Storage«-Methoden an, die unter anderem durch die Oxyfuel-Technologie vereinfacht werden. Bei der Oxyfuel-Verbrennung fester Brennstoffe wie Kohle und Biomasse in einer Atmosphäre aus Kohlendioxid, Wasser und Sauerstoff fällt im Abgas nur noch Wasser und CO2 an. Damit entfällt eine aufwändige Abtrennung des Treibhausgases im Abgas. Der Ersatz des Luftstickstoffs im Brennraum führt jedoch unter anderem zu einem völlig neuen, instabileren Verbrennungsverhalten.

Die Darmstädter Wissenschaftler forschen in allen drei Projektbereichen von Oxyflame. Im Bereich »Physikalisch-Chemische Grundlagen« stehen die Vorgänge am porösen Brennstoffpartikel im Fokus des Interesses. Wissenschaftler vom Institut Energiesysteme und Energietechnik (Prof. Dr.-Ing. Bernd Epple) sollen in einem Teilprojekt etwa Modelle zur Beschreibung der Chlorund Schwefelchemie bei der Oxyfuel-Verbrennung entwickeln. Im Bereich »Nichthomogene Strömungs- und Verbrennungsvorgänge« spielen skalenübergreifende Phänomene, wie etwa die Partikeldynamik in turbulenter Strömung, eine entscheidende Rolle. Hier sind die Fachgebiete Reaktive Strömungen und Messtechnik (Prof. Dr. Andreas Dreizler) sowie Energie- und Kraftwerkstechnik (Prof. Dr.-Ing. Johannes Janicka) beteiligt. Der dritte Projektbereich »Gekoppelte Prozesse und Gesamtsystem« soll komplexe Prozesse mit Anwendungsbezug erforschen. Ein zentrales Validierungsprojekt von Oxyflame, in dem Aachener und Darmstädter Forscher kooperieren, soll etwa die experimentelle Datenbasis liefern für die Validierung der numerischen Simulationen von Oxyfuel-Flammen. (sk)


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