
1 minute read
Die Goldgrube im Münchner Norden
from MINT 01/2021
by TristanMPM
Wo früher die Bayernkaserne stand, wächst ein neues Stadtviertel heran. Schon jetzt ist das Projekt ausgezeichnet, denn rund die Hälfte des Bauschutts wird vor Ort recycelt. Und das ist ein Segen fürs Klima und spart Millionen.
Die Gruben für zwei Schulen sind schon ausgehoben. Betonklötze, die wie riesige Legosteine aussehen, verteilen sich übers Gelände und so weit das Auge reicht, kraxeln Pyramiden aus Kies in den Himmel. Das Areal der ehemaligen Bayernkaserne im Münchner Norden hat etwas von einer archäologischen Ausgrabungsstätte. Oder von einem riesigen Steinbruch. Dass diese Baustelle eine ganz besondere ist, sieht man nicht auf den ersten Blick. Da wird halt gebuddelt und zwischen Kränen, Gruben oder irgendwelchen Anlagen fahren Bagger und Lastwägen hin und her. Wie auf anderen Baustellen auch. Und eines Tages werden hier Häuser stehen und Menschen wohnen und wieder ist eben ein neues Stadtviertel entstanden. Allerdings: Bei diesem neuen Quartier handelt es sich um ein Modellprojekt, das wegweisend für weitere Bauvorhaben sein könnte. Und das ist dann schon einen genauen Blick hinter die Kulissen wert. MINT durfte Maulwurf spielen und spannende Erfahrungen machen.
Advertisement
Die Rundfahrt beginnt mit einer kleinen Panne: Wir bleiben im Kies stecken. Eigentlich ist das kein Wunder, denn normale Pkws sind auf der 50 Hektar großen Baustelle eher die Seltenheit. Vielmehr sind Spezialfahrzeuge im Einsatz wie etwa der Kleinbagger, der gerade eine Ladung Schutt aus der Tiefe schaufelt. Womöglich ist eine Granate drin oder eine andere Waffe. Womöglich kann es sogar gefährlich werden. Dafür ist ein Trupp an Männern im Einsatz, der das Geschehen kritisch beobachtet. „Das sind Kampfmittelräumer“, erklärt Julian Schmidt. Der Bauingenieur gehört zum Projektteam und begleitet uns über die Baustelle. Der Kleinbagger sei mit Panzerglas ausgestattet, erzählt er weiter. Schließlich war die Bayernkaserne ein Truppenübungsplatz und ein Angriffsziel. Da ist besondere Vorsicht geboten, beim Abbruch und bei der Bergung. Passiert ist bisher noch nichts – toi, toi, toi.
Dafür passiert drumherum umso mehr, wie uns die Weiterfahrt zeigt. In der großen weißen Halle etwa wird neuer Beton hergestellt. Weiter drüben werden gute Materialien von schlechten getrennt. An anderer Stelle werden grobe Steine zu feinen gesiebt. Riesige Mengen an Mineralstoffen werden aus dem Boden und aus den Gebäuden gezogen. Das macht die Baustelle zu einer regelrechten Schatztruhe. Wir passieren rötliche, bräunliche und gräuliche Haufen aus mehr oder weniger grobem Kies. In jedem steckt eine Geschichte. Jeder war mal ein Teil des Lebens hier in der Bayernkaserne. Vielleicht ein Wohnhaus, vielleicht ein Garten, vielleicht eine Straße. Jetzt geben Brech-, Misch- und Siebanlagen, Lastwägen und andere Fahrzeuge den Ton an. Alle für einen guten Zweck. Alle dafür im Einsatz, dass dieses Bauprojekt beispielhaft für einen zukunftsweisenden Städtebau wird.
↑ In naher Zukunft wird auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne ein Vorzeige-Quartier stehen.