Jahresbericht Guyerweg 2018

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THERAPEUTISCHES WOHNEN JA HRE SBE RICH T 2 0 18 FÃœR PSYCHISCH BEHINDERTE

Stiftung

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THERAPEUTISCHES WOHNEN für PSYCHISCH BEHINDERTE, Aarau

Spendenliste 2018

_______________________________________________________________________ Einbezahlt von_____________________________________Betrag in CHF Einwohnergemeinde Aarau___________________500.00 Einwohnergemeinde Buchs___________________100.00 Isabellle Wanner_____________________________________50.00 Graber-Brack-Stiftung Aarau_______________5’000.00 TOTAL an Spenden am 1. April 2019_____________________5’650.00

Wir BEDANKEN UNS herzlich für die ERMÖGLICHUNG unserer

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SOMMERFERIEN.

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Stiftungsrat ______________________________________________ STIFTUNGSRATSPRÄSIDENTIN Frau Dr. med. U. Davatz,

Psychiatrische Praxis Baden

EHRENMITGLIED Herr R. Berner

Weitere MITGLIEDER des STIFTUNGSRATS Frau J. Böhlen Frau M. Leu, Sozialdienst Königsfelden Frau A. Montandon, Leiterin Pflege,

Fachtherapien & Sozialdienst Herr J.Kissling, Kissling Architektur Frau S. Zumsteg, eidg. Fachärztin für

Psychiatrie & Psychotherapie

BUCHHALTUNG und

FINANZVERWALTUNG Herr K. Germann, GEBAG Treuhand AG

MITARBEITER der STIFTUNG Heimleitung

Herr R. Uebersax Leitung Stellvertretung

Herr R. Caluori Betreuung Herr A. Hasenfratz Frau A. Schmidli Frau M. Wüest In Ausbildung HFGS Herr B. Schmid

Inhalt

_________________________ 02__ Spendenliste 2 018 04/05__ Editorial Andreas Hasenfratz 07__ Bewohner Markus G. 08/09__ Bewohner Josef Lichtin 10/11__ In Bild und Wor t PSYCHOPHARMAK A – Fluch oder Segen 12/13__ Werdegang und Abschied vom Guyer weg Dr. med. Ursula Davatz 14/15__ Stiftungsratspräsidentin Dr. med. Ursula Davatz 16__ Bilanz 18__ Er folgsrechnung 19__ Revisionsbericht

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Editorial

____________________________________ Psychopharmaka sind seit ihrer Erfindung und Legitimation ein fester Bestandteil des psychiawidmen wir uns dem Thema trischen Klinikalltags. Viele Be«PSYCHOPHARMAKA – troffene, also Menschen mit einer psychischen Erkrankung, werden FLUCH oder SEGEN?» mehr oder weniger erfolgreich mit Medikamenten aus der Familie der Psychopharmaka behandelt. Neben positiven Wirkungen fürchten PatientInnen zu Recht Nebenwirkungen, welche sich in Form von Abhängigkeit oder Wesensveränderungen zeigen können. Ebenfalls sind Antriebsschwäche, Heisshunger sowie Müdigkeit ausserhalb der Schlafenszeit oft genannte Erscheinungen. Dagegen müssen oft zusätzlich Medikamente verschrieben werden.

Psychopharmaka wirken nicht ursächlich, sondern symptomatisch. Hat die Patientin Glück, hilft ihr die Linderung der Symptome dabei, ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Wird die Betroffene nach dem «bio-psycho-sozialen Modell» behandelt, welches die Störung der Körper – Seele – Einheit angeht, steigen ihre Chancen beträchtlich. Dieser Thematik wird sich unsere Stiftungsratspräsidentin und langjährig erfahrene Psychiaterin Frau Dr.Ursula Davatz in Ihrem Beitrag annehmen.

Ich möchte derweilen auf eine äusserst hoffnungsvolle, wie auch umstrittene Art der Behandlung zu sprechen kommen, welche unsere Aufmerksamkeit ebenfalls verdient. Professor Markus Leweke behandelt an Schizophrenie erkrankte Menschen mit einem Wirkstoff aus der Hanfpflanze Cannabis.

Ausgerechnet aus der Pflanze, aus der Rauschmittel produziert werden, deren Wirkung den Symptomen einer Schizophrenie äusserst ähnlich sind. Leweke

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Im JAHRESBERICHT 2018

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warnt klar vor Selbstbehandlung mit Cannabis.

Professor Leweke ist Psychiater am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.

Er erforscht seit zwanzig Jahren körpereigene Cannabinoide. Diese Substanzen wirken nicht als Auslöser von Rauschzuständen, sondern als Botenstoffe, welche an passende Rezeptoren andocken.

Leweke konnte nachweisen, dass es Erkrankten, welche das körpereigene Cannabinoid «Anandamid» also CBD, welches nicht im Geringsten berauschend wirkt, sondern die Wirkung des Anadamids steigert und die Zeichen einer Schizophrenie abschwächt, besser geht. Die positive Wirksamkeit und Verträglichkeit von CBD rücken die umstrittene Substanz in ein eher erfreuliches Licht, da sie im Unterschied zu den Antipsychotika kein Diabetesrisiko, sowie Erscheinungen wie Gewichtszunahme oder Bewegungsstörungen, um nur einige zu nennen, nicht beinhaltet.

Leweke weist darauf hin, dass CBD noch viel gründlicher erprobt werden muss, damit es als Medikament zugelassen werden kann. Die Kosten für entsprechende Studien sind nach wie vor hoch, was auf Pharmafirmen eher abschreckende Wirkung hat und sie vor Investitionen abhält.

Dennoch investieren Pharmafirmen wie Roche und Novartis sehr intensiv und nicht ganz risikofrei in die Genforschung und Therapie. 4,3 Milliarden kostet die Biotech- Firma «Sparks Therapeutcs», welche im vergangenen Jahr 65 Millionen Dollar Umsatz erwirtschaftete und 79 Millionen Verluste machte. Novartis gab beim Zukauf von «Avexis», einer Gene Therapy Company 8,7 Milliarden Dollar aus.

Gesamt wurden 2018 in der Branche Deals im Wert von 30 Milliarden Dollar getätigt.

Mit und für unsere BewohnerInnen wünschen wir uns von der Pharmaindustrie auch im Bereich der Entwicklung neuer Medikamente mit (weniger oder gar keinen) Nebenwirkungen annähernd so viel Mut wie bei Investitionen in die Gentechnologie. Es könnte sich zumindest aus ethischen Gründen lohnen.

Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung mit den Inhalten des Jahresberichts 2018.

Andreas Hasenfratz

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Bewohner

_______________________________________ «PSYCHOPHARMAKA – FLUCH oder SEGEN?» Ein Beitrag von Markus G.

Vor über 20 Jahren wurde ich mit Psychopharmaka, diesen psychoaktiven Medikamenten konfrontiert. Eine schlimme psychische Krise führte mich zum Hausarzt und dieser verschrieb mir erstmals ein Antidepressivum. Da ich damals noch im Arbeitsprozess war, sollte mir dieses zu neuem Antrieb verhelfen. Da ich bei Medikamenten sowieso skeptisch bin, ist das bei Psychopharmaka noch viel ausgeprägter! Ängste wie Schlafstörungen, Gewichtszunahme oder sogar eine Wesensveränderung liessen mich das Antidepressivum schon nach kurzer Zeit selber absetzen.

mente nicht viel halfen und spürte leider mehr die befürchteten Nebenwirkungen. Somit erwiesen sich die Psychopharmaka in dieser Zeit bei mir eher als Fluch denn als Segen! Diese Phase dauerte über zwanzig Jahre, bis Psychiater und Psychotherapeutin in Pension gingen.

Anschliessend folgten zwei stationäre Aufenthalte in der psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK), wo ich viele Medikamente erhielt. Allerdings hatten diese Psychopharmaka auch Nebenwirkungen und der gewünschte Nutzen blieb ebenfalls aus.

Dann ging ich in das Zentrum für Angst und Depressionbehandlung in Zürich (ZADZ), wo mich wie vorher eine Psychologin und ein Psychiater behandelten. Der Psychiater reduzierte die Dosis der Medikamente der PUK. Deshalb bekam ich dann nur noch wenig Antidepressiva und ein Minimum Neuroleptika. Diese neue Medikamentation erwies sich bis heute als Segen, ich merke nun keine Nebenwirkungen mehr und meine schwere Zwangserkrankung besserte sich deutlich.

Natürlich hat auch eine gute Psychotherapie zur Bes-serung des Gesundheitszustandes beigetragen.

Ängste, Schlafstörungen oder sogar eine WESENSVERÄNDERUNG liessen mich das Antidepressivum nach kurzer Zeit selber absetzen.

Da sich meine Krise nicht verbesserte ging ich nochmals zum Allgemeinpraktiker. Dieser verständnisvolle Arzt überwies mich zu seinem Kollegen und Psychiater an meinen neuen Wohnort in Zürich. Dieser Psychiater sah schnell, dass es sich bei mir nicht um eine kurze, kranke Episode handelte. Er delegierte mich zu seiner Praxispsychologin, um eine gründliche Psychotherapie durchzuführen.

Das Verabreichen von Psychopharmaka machte der Psychiater. Somit besuchte ich regelmässig diese Psychotherapie und manchmal den Psychiater für die medikamentöse Behandlung. Folglich bekam ich ab und zu verschiedene Psychopharmaka, die vor allem gegen Ängste und Psychosen wirken sollten. Ich hatte das Gefühl, dass mir diese Medika-

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Bewohner _____________________________________

Ein Beitrag zum Thema «PSYCHOPHARMAKA – FLUCH oder SEGEN?» von Bernhard Josef Lichtin

Von Zwanzig bis Sechsunddreissig war ich inoffiziell verheiratet und arbeitete in meinem gelernten Beruf und war Medikamentenfrei. Mein Leben konnte ich vorwiegend selbst bestimmen. Da nahm mein Leben eine Schicksalsbedingte Kehrtwende. Mehrere Jahre hatte ich mit der «Spritze» in der Klinik ein Fuck-Leben. Danach kam ich an den Guyerweg und in den «Genuss» von Medikamenten.

Seit ich «diese» Medikamente nehme, geht es mir bedeutend besser. Die Spritzen und die Tabletten haben jedoch meinen Körper erheblich geschwächt! War das Nötig?

...mich noch mehr stressen um bei mir DORT zu putzen, wo gar KEIN DRECK vorhanden ist.

Habe diese Jahre praktisch keinen Alkohol getrunken und meine alten Kollegen und Freunde aus den Augen verloren. Psychisch geht es mir eigentlich sehr gut, obwohl ich bei der Arbeit Idiotenhaften Perfektionismus betreiben muss. Ich glaube, die Medikamente führen auch dazu, bei allen Arbeiten fehlerlos sein zu wollen. Aber Hallo: «Wozu führt dies alles?» Wie ein altes Sprichwort sagt: «Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst die niemand kann!»

Ich habe mich schon oft gefragt, wozu dies alles führen soll. Ein anderes Sprichwort: «Undank ist der Welten Lohn.» Ich werde zusätzlich auch sensibler. Als ich meine Eltern verlor. Genau diese Sensibilität wurde zum Teil ausgenutzt. Selten bekam ich ein lobendes Wort und sie wollten, glaube ich, mich noch mehr stressen um bei mir dort zu putzen, wo gar kein Dreck vorhanden ist.

Durch die Tabletten verlor ich «mein Ich», jedenfalls ein Stück meiner Kreativität, bekam ein besseres «Gehör» und musste leider horchen und gehorchen. Wie ich mit dem Arzt besprochen

Früher, als ich noch andere Themen hatte und noch nicht von dieser grossen Sensibilität betroffen war, auch praktisch keine Angst kannte, war mir vieles einfach egal. Das heisst aber nicht, dass ich jemals oberflächlich war. Ich möchte jetzt wieder einmal andere Wege gehen. Vielleicht ein Studium, nochmals eine neue Lehre beginnen, Musik machen oder einfach mal die Seele baumeln lassen.

Ach ja, auf die Charakterlosen und Geizigen habe ich eine ganz spezielle Allergie entwickelt. Ich lasse mich einfach überraschen, was da noch alles auf mich zukommt. Geistig geht es mir blendend, bin manchmal selber von meinem Schalk überrascht. Hätte auch gern wieder einen Spitznahmen.

Aber bitte nicht Börnie! Euch fällt sicherlich noch ein besserer ein.

Zum Glück meiner bin ich noch ein Narr und kann noch gehen in eine gute Baarr ….alles klarr?

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habe, würde ich aber ohne Medikamenteneinnahme aus meinem Rhythmus fallen.Jetzt ist meine Frage aber, wie lange ich diesen noch behalten will. Da könnte ich doch mal für einen Monat einen neuen Pilotversuch starten!? Es stört mich heute auch Etliches!

Zum Beispiel möchte ich nicht mehr von allen Leuten geduzt werden und mein Gefühlsleben leidet unter der weltweiten Korruption. Das gibt mir sehr zu denken.

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1970, als ich meine psychiatrische Berufslaufbahn begann, habe ich mich von Anfang an für Schizophrenie interessiert.

Deshalb ging ich als Assistenzärztin nach Lausanne zu Prof. Christian Müller, einer damaligen Koryphäe in diesem Bereich. Meine nächste Station war das Dingleton Hospital in Melrose, Schottland, wo ich die aufsuchende sozialpsychiatrische Versorgungsweise kennen- lernen durfte, sowie die «Administ-

Werdegang und Abschied vom Guyerweg __________________________________________________________

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_______________________________________________________ Dr. med. Ursula Davatz Begründerin und Stiftungsratspräsidentin www.ganglion.chhttp://schizo.li/

rative Therapie» oder «Therapeutische Administration» der Therapeutischen Gemeinschaft von Maxwell Jones .

1975 – 1977 absolvierte ich die Amerikanische Fachausbildung für Psychiatrie an der Universität East-Lansing in Michigan und arbeitete als Assistenzärztin am St.Elisabeth Hospital in Pontiac, einer Institution mit 3000 Betten. Als erstes war ich dort auf einer Adoleszentenabteilung mit vielen Schizophreniepatienten einge teilt. Des Weitern durfte ich das neben dem Spital liegende Vinton Cottage, eine sozialtherapeutische Wohngemeinschaft für junge Schizophreniepatienten ärztlich betreuen. Dieses wurde nach dem Modell von Loren Mosher geführt, nach welchem später auch die Soteria in Bern von Prof. Luc Ciompi aufgebaut wurde. Um mir zusätzlich sytem-therapeutisches Know-how anzueignen, absolvierte ich jeweils an einem Wochenende pro Monat eine 1-jährige Ausbildung in Familientherapie, angeboten vom Ackerman Institut, New York.

Im Anschluss an meine Ausbildung in Michigan wurde ich in ein 3-jähriges Fellowship-Programm in Familien- und Systemtherapie bei Prof. Murray Bowen an der Georgetown Universität, Washington D.C. aufgenommen. Bowen war ein Pioneer imBereich der system-therapeutisch ausgerichteten SchizophrenieForschung sowie einer der Begründer der FamlienTherapie in den USA. Unter seiner Supervision durfte ich sämtliche Familien mit Schizophrenie-Erkrankungen

am Family Center der Georgetown Universität behandeln.

Nach fünf Jahren Ausbildung in den USA kehrte ich in meinen Heimatkanton Aargau zurück und trat mit Enthusiasmus und vielen neuen Ideen die Oberarztstelle am Sozial-Psychiatrischen-Dienst (SPD) der Psychiatrischen Klinik Königsfelden an.

Zu meiner grossen Freude war ich nun zuständig für unzählige Schizophrenie-Patienten und deren Familien, mit denen ich familientherapeutisch arbeiten konnte.

Bei meiner Betreuung der Patienten und Patientinnen mit Schizophrenie Erkrankung innerhalb der Nacht- und Tagesklinik sowie im Ambulatorium stellte ich fest, dass sich die Mütter mit unendlicher Aufopferung für ihre Schizophrenie kranken Töchter und Söhne

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Aus diesem Vorsatz heraus fasste ich den Entschluss, einen Verein im Kanton Aargau zu gründen mit dem Ziel, eine Wohnform für junge Schizophreniepatienten ins Leben zu rufen. Damit konnte ich eine Lücke in der Versorgungskette zwischen der intensiven stationären Betreuung in der Psychiatrischen Klinik und der ambulante Begleitung im SPD schliessen, ein Angebot, das zum damaligen Zeitpunkt gänzlich fehlte im Kanton Aargau. Kurzerhand schrieb ich 1982 ein paar Dutzend Eltern von schizophreniekranken Jugendlichen an und lud sie zu einem Treffen ein.

Noch am selben Abend gründeten wir den «Elternverein Psychisch Kranker» (EPK), der später in «Vereinigung der Angehörigen von Schizophreniekranken», VASK Aargau umbenannt wurde. Zusammen mit Basel waren wir die erste Vereinigung für Schizophreniekranke in der Schweiz.

Um mein Vorhaben, die Gründung eines therapeutischen Wohnheims verwirklichen zu können, musste ich eine Stiftung unter dem Trägerverein EPK gründen. Über diese Stiftung erwarben wir bald darauf das Doppelhaus am Guyerweg 3 in Aarau. Zusammen mit meiner damaligen Sozialarbeiterin Linde Müller erarbeiteten wir ein Betriebskonzept für das neue Wohnheim und begannen die Wohnungen umzubauen; die Eltern halfen tatkräftig mit bei der Innenausstattung, und so entstand schliesslich die Stiftung «Wohnheim Guyerweg»!

Sowohl meine Assistenzarztzeit an der Therapeutischen Gemeinschaft des Dingl-

eton Hospital von Maxwell Jones sowie die Arbeit auf der Adoleszentenstation und meine 2-jährige Betreuung von jungen Schizophrenen am Vinton Cottage in Pontiac Michigan hatten mich gut für das Projekt «Guyerweg» vorbereitet.

Der erste Präsident des Stiftungsrats war Herr Berner, ein Angehöriger, der Vater einer Patientin. Als dieser aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, übernahm ich 1986 das Präsidium und habe es bis zum Ende des Jahres 2018 geführt.

Wir haben viele Phasen durchgemacht mit unserer Institution. Zwischendurch ging es auch recht turbulent zu mit einigen Wechseln im Team, doch wir haben immer wieder zusammengefunden und überlebt. Mit dem Angebot von 15 Plätzen sind wir klein geblieben nach dem Motto «small is beautiful». Bis zum heutigen Tag ist es unser zentrales Anliegen, für unsere Bewohner und Bewohnerinnen eine persönliche und familiäre Atmosphäre zu gewährleisten, ein besonderes Qualitätszeichen unserer Institution «Wohnheim Guyerweg».

Im Betreuerteam hat sich über die letzten Jahre eine grosse Konstanz herausgebildet, sodass unser Know-how nicht durch häufige Wechsel verloren gegangen ist und somit die Weitergabe der gesammelten Erfahrungen garantiert werden konnte. Auch der Stiftungsrat hat durch seine Treue und Verlässlichkeit zum dauerhaften Erfolg seinen Anteil beigetragen, wofür ich allen Mitgliedern an dieser Stelle meinen herzlichen Dank aussprechen möchte.

Nun habe ich zu meiner grossen Genugtuung in Frau pract. med. Susanne Zumsteg eine geeignete Nachfolgerin für das Präsidium des Stiftungsrates gefunden – sie ist schon seit 10 Jahren im Stiftungsrat mit dabei – sodass ich zufrieden und mit gutem Gefühl mein Amt am 31. Dezember 2018 an sie abgeben konnte.

Von Herzen wünsche ich dem Wohnheim Guyerweg, dem neuen Stiftungsrat sowie seiner Präsidentin viel Glück und weiterhin gutes Gelingen bei einer vertrauensvollen und wertschätzenden Zusammenarbeit, die vor allem auch den Bewohnern zu Gute kommen möge.

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einsetzten und alles erdenkliche für sie taten, um ihnen aus ihrer Krankheit herauszuhelfen.

Es wurde mir bewusst, dass dieser aufopfernde Einsatz in der Ablösungsphas hinderlich war für die Entwicklung und das Selbständigwerden ihrer psychisch kranken Kinder. Deshalb war es mir ein grosses Anliegen, dieses emotionale Engagement in anderer Form neu einzubinden.

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Psychopharmaka – Fluch oder Segen __________________________________________________________________________

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Jahresbericht WOHNHEIM GUYERWEG für das Jahr 2018 Dr. med. Ursula Davatz, Stiftungsratspräsidentin www.ganglion.ch http://schizo.li

Die Entdeckung der Psychopharmaka,

insbesondere der Neuroleptika, als Therapie der

Revolution in der Psychiatrie dar und war ein Segen

stand gezähmt werden muss, so stellt sich die Frage:

Wahl für die Behandlung von Psychosen, stellte eine für die Patienten und ihre Betreuer. Sie ersetzten

Deckelbäder, Gummizellen, Fixierungen mit Gurten,

Wie kommt es überhaupt dazu, dass sich ein solcher Übererregungs- zustand des Gehirns entwickelt?

Dahinter hält sich bei sämtlichen Schizophreniekranken

erkrankten Patienten und Patientinnen beruhigt werden,

ist. Der Mensch ist ein Wesen, dessen Geschichte

ohne dass man sie physisch fixieren musste.

Das Gehirn eines Menschen in psychotisch,

akut schizophrenem Zustand schüttet zu viel Dopa min aus, was zu einer inneren Übererregung führt, die ich mit «Emotionaler Monsterwelle» bezeichne.

Diese bringt die Kognition zum Zusammenbrechen und

führt häufig zu agitiertem, manchmal auch aggressivem

Verhalten oder lässt die Person in eine autistische Angststarre verfallen.

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Kehren wir aber nochmals zurück zur «Emotio-

nalen Monsterwelle», die im akuten psychotischen Zu -

Insulin- und Schlafkuren. Über die antidopaminerge Wirkung dieser Medikamente konnten die an Schizophrenie

Dieser innere Sturm der Erregung kann über

die Neuroleptika herunter gebrochen, quasi gezähmt werden. Die Pharmaindustrie hat nach dieser Entdeckung viel Forschungsgelder in Psychopharmaka in-

vestiert und in den letzten Jahrzehnten auch noch eine zweite Generation von Neuroleptika entwickelt, die

weniger parkinsonähnliche Nebenwirkungen haben und heutzutage meist als Medikamente der Wahl verwendet werden. Sie weisen jedoch die Nebenwirkung der Ge-

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wichtszunahme auf.

stets eine Geschichte verborgen, die voraus gegangen sich in seinem Gedächtnis niederschlägt, genauer gesagt im Gehirn Spuren hinterlässt, die sich entwicklungsfördernd oder entwicklungsbehindernd

auf das weitere Leben auswirken können. So bauen sich Geschichten auf Geschichten, die wiederum das

weitere Erleben eines Menschen wesentlich beeinflussen. Es bildet sich daraus die persönliche Lebensge-

schichte, die als Narrative erzählt werden kann – vorausgesetzt man frägt danach und ist bereit zuzuhören.

Behandeln wir den akuten Gemüts- oder

Seelenzustand eines Menschen mit Psychopharmaka, verändern wir erfolgreich das akut bestehende psychische Leiden. Die innere Erregung und äussere

Agitiertheit bei der Schizophrenie werden beruhigt, die Apathie bei der Depression beseitigt und der Zustand

der Lustlosigkeit erhellt. Die Leidensgeschichte wird jedoch durch die Behandlung mit Psychopharmaka nicht aufgedeckt. Wir erfahren bei der ausschliesslich

medikamentösen Therapie nichts über die Gschichte dieser Menschen, aus welcher sich ihre Sympto-

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me aufgebaut haben. Die Narrative

.

tegien an das Umfeld, die versagt ha-

Behandlung mit Psychopharmaka

ihrer verzweifelten Anpassungsstraben, bleibt weiter im Dunkeln.

Wollen wir Menschen nach-

haltig helfen, aus ihrer unglücklichen Lebensgeschichte eine kohärente

Narrative zu konstruieren, um zu verstehen, unter welchen Umständen

sich ihre Leidensgeschichte aufge-

baut hat, müssen wir ihnen sorgfältig zuhören und immer wieder Fragen

stellen. Erst das gemeinsame Er-

arbeiten einer kohärenten Narrative ergibt schliesslich eine Akzeptanz der eigenen schmerzlichen Wirklichkeit. Auch wenn diese schwer zu ertragen ist und die

eigene Geschichte nicht rückgängig gemacht werden kann, entsteht

dadurch eine gewisse innere Ruhe.

Menschen mit psychischen

Leiden sind stets in einem Umfeld

aufgewachsen, das ihnen aus ganz verschiedenen Gründen für ihre

Persönlichkeitsentwicklung nicht

genügend Lebensraum und Unterstützung geben konnte. Diesem

Mangel, sich nicht voll entfaltet und entwickelt haben zu können, kann

man in einem therapeutischen Um-

feld aber über wohlwollende Akzep-

tanz und Wertschätzung eine gewisse Hilfe anbieten, so dass verpasste

menschliche Bedürfnisse relativiert und in den Beziehungen zu Mitbe-

wohnern und Betreuern neu gestaltet werden können.

Das Aufarbeiten von

vergangenem traumatischem Geschehen und die positive Erfah-

rung neuer Beziehungserlebnisse

in der Gemeinschaft können eine heilende Wirkung entfalten und

Wesentliches zu einer nachhaltigen Genesung des verletzten Gefühlszustands beitragen.

Überlegen wir uns die im

Titel gestellte Frage: Was kann die und was nicht, sind «Psychopharma-

ka Fluch oder Segen», dann lautet

die Antwort: Werden Psychopharmaka über längere Zeit ohne zu-

sätzliche Bearbeitung der Lebensgeschichte eingesetzt, dann wird die persönliche Narrative über-

deckt. Dies ist äusserst entwürdigend und stellt für die Betroffenen

eine weitere Kränkung dar. Sie fühlen sich dadurch weder persönlich wahrgenommen noch wertgeschätzt, son-

dern nur als Symptomträger betrachtet. So angewandt werden Psychopharmaka für das geschädigte

Selbstverständnis und das Selbstbewusstsein der Betroffenen zum Fluch.

Werden Psychopharmaka

aber eingesetzt, um akute psychische Symptome, das heisst mo-

mentanes psychisches Leiden zu

lindern, sind sie ein Segen, denn in

der akuten Phase der Schizophreniekrankheit lassen sich Gefühle, die zu

diesem Zeitpunkt zu sehr aufgewühlt sind, über die Vernunft nicht mehr ansprechen.

Für eine nachhaltige und

persönlich wertschätzende psychiatrische Behandlung ist unseres

Erachtens zusätzlich zur Therapie mit Psychopharmaka stets auch

die Geschichte eines Menschen

hinter den Symptomen anzugehen und zu bearbeiten. Erst die Rekon-

struktion einer kohärenten Narrative macht die individuelle Behandlung möglich, denn daraus lassen sich

neue Lebensentwürfe für Menschen mit psychischer Krankheit gestalten.

Im Wohnheim Guyerweg

wenden wir diesen Grundsatz

auf möglichst kreative Weise an.

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Bilanz AKTIVEN

2018 2017

Umlaufvermögen

CHF CHF

Flüssige Mittel Guthaben Kostgelder Bewohner Übrige Forderungen

11'937.00 385.00

Guthaben Betriebsbeitrag Kanton 2017

51'929.00

18'612.80

Guthaben Betriebsbeitrag Kanton 2016

0.00

0.00

Anlagevermögen Immobile Sachanlagen Mobile Sachanlagen

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12'467.00

954'909.82

14.00

Aktive Rechnungsabgrenzung

TOTAL AKTIVEN

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926'419.40

12'619.60

17'655.45

1'003'449.00

1'003'500.07

CHF CHF 280'800.00

310'400.00

2.00

41.00

280'802.00 310'441.00

CHF CHF 1'284'251.00 1'313'941.07

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Bilanz

PASSIVEN

2018 2017

Fremdkapital

CHF CHF

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen

37’413.95

34'076.10

Sackgelder Betreute

16’044.10

19'611.10

Passive Rechnungsabgrenzung

12’975.00

17'620.00

Hypotheken

500’000.00

500’000.00

566'433.05

571'307.20

CHF CHF

Stiftungskapital

160’000.00

160’000.00

Fondskapital freier Fonds

435'910.88

430'260.88

Aufwand- / Ertragsüberschuss

-30'465.92

21'094.67

Zweckgebundene Rücklagen- und Fondskapital

565'444.96 611'355.55 CHF CHF

Zweckgebundene Rücklagen

152'372.99

131'278.32

152'372.99

131'278.32

TOTAL PASSIVEN

CHF CHF 1'284'251.00

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Eigenkapital

1'313'941.07

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Erfolgsrechnung BETRIEBSRECHNUNG

2018 2017

Betriebsertrag

CHF CHF

Beiträge Trägerkanton

231'883.00

253’786.80

Kostgelder Bewohner

503'230.00

532’952.00

735'113.00

786’738.80

Betriebsaufwand

CHF CHF

Personalaufwand

485'974.50

486’718.65

Haushalt

103'054.25

109’990.35

Diverser Betriebsaufwand

104'055.05

105’071.85

62'111.60

64’712.50

8'774.33

8’754.77

Büro, Verwaltung Finanzaufwand

763'969.73

Betr. Ertrags- / Aufwandüberschüsse

-28'856.73

LIEGENSCHAFTSRECHNUNG

775’248.12 11’490.68

Liegenschaftsertrag

1'615.00

1’870.00

Ertragsüberschuss Liegenschaften

1'615.00

1’870.00

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STIFTUNGSRECHNUNG

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Ertrag Spenden Zinsertrag Kurserfolg Wertschriften Überschussbeteiligung Versicherung

CHF CHF 5'650.00

10’100.00

181.81

1’352.09

-2'889.00

0.00

0.00

5’728.90

Nebenerfolge

-517.00

CHF CHF

Ertragsüberschuss Stiftung

2'425.81

653.00 17’833.99

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Revisionsbericht

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Stiftung Guyerweg

C/O DR. MED. U. DAVATZ MÄDERSTRASSE 13 5400 BADEN Wohngruppe Guyerweg

GUYERWEG 3 CH-5000 AARAU

TELEFON 062 822 00 54 TELEFAX 062 825 01 96 WWW.GUYERWEG.CH GUYERWEG@HIN.CH

Spenden an:

UBS AG CH-8098 ZÜRICH Z.H. KONTO CH_48_0023_1231_2113_0001_H STIFTUNG GUYERWEG

Therapeutisches Wohnen für psychisch Behinderte

Impressum: Konzept | Gestaltung: TRINAMO AG | Grafik & Web, Aarau Layout: Alexander Takashi Meier Korrektorat: TRINAMO AG | KV, Aarau Fotos: Kevin Hauenstein, Tegerfelden