getroffen
durch die stadt mit...
sven matzner Der trend erkundet mit dem Sänger und DJ die ruhigeren Ecken von Goslar Es geht aufwärts. Und das ist schon ein bisschen anstrengend. Denn ich befinde mich mit Sven Matzner auf dem Weg zum Steinbergturm. Und zugegeben: Die Fittesten sind wir beide wohl nicht. Ein trend-Redakteur, mutmaßlich ich, hat wohl einmal gesagt, wäre der trend die Bravo, wäre Sven Matzner Nena, so häufig hat er sich auf Fotos und damit ins Heft geschmuggelt. Der 38-Jährige steht unter anderem als leicht psychotischer Sänger der Band Nautilus 2 auf der Bühne... „Psychotisch?“, fragt Sven. Psychotisch. Er lacht. „Hm, okay. Naja, normal wäre mir auf der Bühne auch zu langweilig. Aber eigentlich bin ich ganz pflegeleicht.“ ... als DJ (unter dem Pseudonym S-Schall) ist er ebenfalls unterwegs und legt derzeit bei den Schwarztanz-Partys im Klub Kartell sowie im September bei einer neuen Reihe namens „Zappelapapp in.die disco“ – ein CrossOverDing – auf. Und im vergangenen Jahr hat Sven das Indie Gothic Festival auf die Beine gestellt, dieses Jahr steht im Oktober die zweite Ausgabe auf dem Zettel – allesamt eher im Underground anzusiedeln. Und trotzdem treffen wir uns nicht in irgendwelchen Katakomben, sondern klappern heute die erhobenen Stellen von Goslar ab. Und wir beginnen eben am Steinbergturm. „Hier habe ich einen Großteil meiner Jugend verbracht, also wir haben hier gesoffen“, sagt Sven und lacht. „Eigentlich doof, erst hier hoch zu laufen, hätte man ja auch woanders machen können.“ Heu-
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te ist er allerdings eher selten hier. „Schade, denn man hat hier oben eine tolle Aussicht. Früher waren aber die Bäume kleiner.“ Und es ist verdammt windig hier oben, also machen wir uns auf den Weg zur nächsten Station – zum Blauen Haufen. Auf dem Weg dahin erzählt er seinen Werdegang. Sven ist mittlerweile rund 20 Jahre als DJ aktiv. Angefangen hat er damals im Timetunnel. „Eigentlich habe ich mir schon vorher den CD-Player von Muttern geschnappt. Dazu habe ich für einen Schweinepreis ein billiges MonacorMischpult gekauft, 4-Kanal ohne alles sozusagen. Und mit fünfpoligen Anschlüssen, keine Ahnung, wie die Dinger hießen.“ Als der Timetunnel schließen musste, versuchte er im Kö eine Merlyn-Abklatsch-Partyreihe zu starten, was aber nicht funktionierte. Also legte er in Braunschweig auf, unter anderem im Brain und im Vibe – das ging eher in die Elektronik-Richtung. Mittlerweile sind wir am Blauen Haufen angekommen. Hier gehen wir zu einer Hütte mit herrlichem Blick auf Goslar. Zwar platzen wir in ein Foto-Shooting und stehen plötzlich in einer Umkleidekabine, zu der die Hütte umfunktioniert wurde, aber das stört uns dann auch nicht weiter. „Wenn nicht gerade ein Foto-Shooting stattfindet, ist es schön ruhig hier“, grinst Sven. „Hier sitze ich gerne, man hat einen schönen Blick auf die Stadt, man kann die Seele baumeln lassen.“ Und über mögliche Projekte nachdenken. „Mein großer Traum wäre ja eine Art kleines WGT in Goslar, eine Art Gothic-
Honky Tonk. Alle, die bisher hier waren – Per von Psyche, Eternal Afflict, Dan Scary – waren ziemlich angetan von dem mittelalterlichen Flair der Altstadt. Sowas zu nutzen wäre großartig. Gothlar – mit Live-Bands, Lesungen, verschiedenen Locations, kurzen Wegen. Das müsste doch irgendwie machbar sein.“ Genug der Aussicht, zumal auch hier die Bäume höher sind als früher – wir machen uns auf den Weg zu unserer letzten Station: der KlusFelsen. Nach einem kurzen Weg durch den Wald stehen wir mitten in der Kirche St. Petri, gebaut im Jahre 1050. Genau genommen stehen wir in den sehr pittoresken Ruinen der Kirche, die 1527 zerstört wurde. „Das ist, finde ich, einer der schönsten Orte in Goslar.“ Wir erkunden die Kirche, von der nicht vielmehr als ein paar Grundmauern und einige Säulen übrig sind. Es herrscht hier eine herrliche Ruhe. Die Ruhe scheint auch ein Leitthema bei Svens Lieblingsorten der Stadt zu sein. „Keine Ahnung, vielleicht als Ausgleich? Es sind eben die schönsten Plätze. Und als Goslarer ist man glaube ich sowieso lieber fernab der Touri-Ecken unterwegs. Aber eigentlich ist es auch traurig, dass vor allem der Klus-Felsen irgendwie in Vergessenheit geraten ist. Auch die Kapelle unten ist immer abgeschlossen. Irgendwie schade, dass man überhaupt nichts darüber weiß.“ Und was sollte man in Goslar noch so ändern? „Das ist leicht, wir brauchen eine vernünftige Veranstaltungshalle. Und mehr Kreisel. Ich mag Kreisel.“ Er lacht und fügt hinzu: „Schöne Grüße an Gio.“ sve