Leseprobe 6/2013

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Winter kralLeN Im Gegensatz zum Auto sind am Fahrrad Spikes erlaubt. Wer sicher durch den Winter kommen will, sollte darüber nachdenken. Wir haben das aktuelle Angebot gecheckt.

Text Kai Hilbertz Fotos Daniel Simon

Im Hollywood-Streifen „Stirb an einem anderen Tag“ fährt James Bond per Knopfdruck Spikes aus allen vier Reifen. Leider gibt es so etwas nur im Film. In Deutschland sind auf öffentlichen Straßen, mit wenigen Ausnahmen, auch ganz normale Spikereifen für alle Pkws verboten. Auf dem Drahtesel muss man dagegen kein Agent ihrer Majestät sein: Fahrräder dürfen mit Spikereifen benutzt werden. Dies schließt normale Pedelecs mit ein. Schnelle S-Pedelecs dagegen werden als Kleinkrafträder eingestuft und dürfen nicht mit Spikes ausgestattet werden. Spikes, wie sie in Fahrradreifen eingesetzt werden, laufen nicht wie eine Reißzwecke spitz zu. Sie haben vielmehr eine zylindrische Grundform aus Stahl mit einer flachen, plattenförmigen Basis. Oben an der Spitze wird ein kleinerer Stift

fast so hart wie Diamanten und für ein paar tausend Kilometer Laufleistung gut. Bei der Reifenherstellung werden die Spikes entweder in zwei oder besser in vier Reihen angeordnet. Wegen der geringen Stückzahlen ist hier immer noch Handarbeit angesagt. Das heißt, jeder einzelne Stahlstift wird bei der Herstellung von Hand eingesetzt. Diese Handarbeit, gekoppelt mit niedrigen Produktionszahlen, sind die Gründe, warum Spikereifen deutlich teurer als normale Pneus sind. Ansonsten ähneln Spikereifen im Aufbau ihren Artgenossen ohne Spikes.

Auch auf Asphalt kein Problem

Eventuelle Skepsis, mit Spikereifen auf trockener Fahrbahn schnell die Haftung zu verlieren, ist unbegründet. Die Bodenhaftung und damit Fahrsicherheit ist auch bei trockenem Asphalt mehr als gut genug. Die Nachteile liegen eher bei deutlich hörbaren Laufgeräuschen und beim erhöhten Rollwiderstand. So geben Spikereifen beim Fahren auf der Straße ein lautes Surren von sich. Den einen stört das Geräusch sehr, den anderen

Die Spitzen der Spikes werden aus sehr harten Legierungen wie Wolframcarbid gefertigt. Damit sind sie fast so hart wie Diamanten. eingesetzt. Der Spike steht dabei maximal ca. 1,5 mm aus der Reifenkarkasse hervor. Beim Fahren nutzen sich im Lauf der Zeit die Kanten ab, die Spikes werden etwas tiefer in die Karkasse hineingedrückt. Deshalb werden die Spitzen der Spikes aus sehr harten Legierungen wie Wolframcarbid gefertigt. Damit sind sie

weniger. Um den Rollwiderstand zu minimieren, kann man die Reifen bei guten Witterungsbedingungen mit dem maximal zulässigen Luftdruck aufpumpen. Bei Eis fährt man dagegen sicherer an der unteren Grenze. Doch es müssen nicht immer Spikes sein. Wer den Reifenwechsel zur kal-

Technik-Redakteur Kai Hilbertz

3 Profi-Tipps Spikes nach vorne

Falls Sie sich nur einen Spikereifen leisten wollen, montieren Sie den Reifen unbedingt vorne, nicht hinten! Noch wichtiger als der Antrieb hinten ist es nämlich, mit dem Vorderrad nicht aus der Spur zu driften.

So dick wie möglich

Kaufen Sie die dicksten Spikereifen, die noch in Ihren Rahmen passen. Die tatsächlichen Maße weichen oft von den offiziellen Angaben ab – unsere Messwerte geben Ihnen einen Anhaltspunkt. Aber Achtung: mindestens 10 mm Platz zu den Schutzblechen lassen, besser mehr!

Einfahren ist wichtig

Neue Spikereifen sollten zunächst für ca. 30-50 km auf Asphalt (nicht auf unbefestigten Wegen!) eingefahren werden, damit sich die Spikes einbetten. Vermeiden Sie schnelle Beschleunigungen und scharfe Bremsmanöver. Falls Sie doch ein paar Spikes verlieren sollten, können Sie neue einsetzen (s. Seite 48).

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