Touring 7 & 8 / 2018 deutsch

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Seit Palmsonntag neu im Dienst auf der Libelle: Beny Burger und Otmar Baumann

Idyll Der Rotsee bei Luzern kommt diesem Begriff nahe

Ein Klingelton unterbricht die Ruhe. Eine Gruppe junger Männer, die eine Etappe eines Foxtrails hierher geführt hat, möchte ans andere Ufer gebracht werden. Bernadette «Beny» Burger geht zum Boot, kontrolliert die Tickets, wirft den kleinen Aussenbordmotor an und fährt los. Sie und ihr Partner Otmar Baumann sind seit diesem Frühjahr die Fährleute auf dem Rotsee. Unter der Woche ist Beny nachmittags mit der Libelle unterwegs, Otmar übernimmt die Vormittage. Beide arbeiten noch Teilzeit in ihren ursprünglichen Jobs: sie 66 touring | Juli / August 2018

in der Verwaltung eines Luzerner Gymnasiums und er in der Möbelbranche. An den Wochenenden übernimmt jeweils einer einen Tag. Während vom See her Gelächter erklingt, Beny versteht sich gut mit ihren Passagieren, erzählt Otmar im Garten des Fährihus, wie sie zu der Aufgabe kamen: «Bald steht bei uns beiden die Pensionierung an und wir haben überlegt, was wir dann Sinnvolles mit unserer Zeit anfangen.» Zufällig hätten sie diese Annonce des Quartiervereins Maihof gesehen, der

eine Fährperson für den Rotsee suchte. Die bisherige Amtsinhaberin wollte nach 23 Jahren in den Ruhestand gehen. «Da wir den Ort schon immer sehr mochten, haben wir uns beworben», sagt er. Unter 40 Bewerbern wurden schliesslich sie ausgewählt. Seit Palmsonntag fahren sie täglich Passagiere zwischen Fährihus und Bootshaus hin und her. Regnet es, ruht die Libelle. Doch die Saison sei so gut gewesen, dass sie kaum einen Tag aussetzen mussten. «Einen Fahrplan gibt es eigentlich nicht, nur

Betriebszeiten. Wenn Leute klingeln, fahren wir los», sagt Beny, als sie wieder zurück im Garten des Fährihus ist. Ausserdem geben sie Patente für Angler aus und weisen, wenn nötig, auf Verbote im Naturschutzgebiet Rotsee hin. Als Entgelt dürfen sie einen Teil der Einnahmen behalten und bezahlen nur eine relativ geringe Miete für das Fährihus. Wer das Ehrenamt annimmt, muss auch im reizenden Schindelhäuschen wohnen. Bis zur Winterpause Ende November werden sie fast täglich im Einsatz sein. Wenn sie gewusst hätten, wie erfüllend diese Aufgabe sei, hätten sie die anderen Arbeitspensen gleich noch mehr reduziert, sagen beide einstimmig. Und sehen ziemlich glücklich aus.

Herr auf der Aare Beim Fähribeizli in Muri fliesst die Aare schnell. Mich Gerber bringt ein Paar von der Kehrsatzer auf die Muriger Seite des Flusses. Der


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