Top Magazin München 2016-04

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Fotos: logos2012, Rido, simoneminth - Fotolia.com, Stefanie Aumiller, Hormon Zentrum München

Ist das Thema Hormone gesellschaftlich noch immer tabu oder haben sich Türen geöffnet…? Durch die Veröffentlichungen der letzten Zeit wurden wichtige Studien wie auch die WHI-Studie (Brustkrebs) von 2004 korrigiert und richtiggestellt. Die Autoren bedauern die Fehlinterpretation der Daten. Also: Hormone machen weder dick noch fördern sie Krebs – wenn sie richtig angewandt und wohldosiert eingesetzt werden! Es wird allerdings noch eine Zeit lang dauern, bis die Nachwirkungen der völlig falsch angelegten und interpretierten WHI-Studie bei Patienten, aber auch bei Ärzten, ausgestanden ist. Vor allem Gynäkologinnen stehen der Hormon-Therapie immer noch skeptisch gegenüber, obwohl die Mitteilungen ihrer Fachverbände deutlich belegen, dass von einer Hormonersatz-Therapie mehr Nutzen als Schaden zu erwarten ist.

vor allem dann, wenn sie früher mal drahtig, sportlich und attraktiv waren, bzw. attraktiver… Männer und Frauen sind mit dem gleichen Hormon-System ausgestattet: Aus Androgenen werden Östrogene. Frauen müssen aus wenig Androgenen viele Östrogene produzieren, Männer müssen aus ihrem großen Depot von Androgenen ihr Päckchen Östrogene bilden. Die sind existenziell wichtig als Gefäßschutz-Faktoren für die Innenauskleidung der Blutgefäße – und damit für die Durchblutung nicht nur des Schwellkörpers, sondern auch der Herzkranz- und der Hirnstromgefäße. Insofern hat die Hormonersatz-Therapie des Mannes nicht nur mit Bodystyling und Potenz-Erhaltung zu tun, sondern v.a. mit der Erhaltung der Lebensqualität und der Risikominderung für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Wie checkt man am besten, ob der Hormon-Haushalt (noch) stimmt? Die Hormon-Bestimmung lässt sich problemlos aus dem Blut vornehmen, denn die meisten Speichel-Tests sind mit Ausnahme einiger bestimmter Parameter wenig aussagekräftig. Sollten sich dann hormonelle Mangelzustände nachweisen lassen, kann eine gezielte Substitution mit bioidentischen Hormonen diese Defizite ausgleichen und für einen gesunden Alterungsprozess sorgen.

Wann ist von HormonSubstitutionen abzuraten? Eine Substitution verbietet sich bei hormonsensiblen, bösartigen Erkrankungen oder sonstigen internistischen Hoch-Risikofaktoren. Dies müsste jedoch im Einzelfall entschieden werden, da im Rahmen einer Hormonersatz-Therapie nur hormonelle Normalzustände wiederhergestellt werden.

Gelten für Mann und Frau jeweils ganz andere Hormon-Aspekte? Mann und Frau sind hormonelle Zwitter, sodass es heute nicht mehr angebracht ist, von männlichen und weiblichen Hormonen zu sprechen. Defizite sollten bei beiden Geschlechtern entsprechend dosis-angepasst ausgeglichen werden. Mann und Frau sollten sich vor einer Hormonersatz-Therapie auch einer entsprechenden Vorsorgeuntersuchung unterziehen, sodass keinesfalls verborgene bösartige Erkrankungen übersehen werden, die eine HormonersatzTherapie verbieten würden. Besonders im Blickpunkt stehen dabei natürlich die weibliche Brust, Eierstöcke und Gebärmutter, beim Mann vor allem die Prostata. Das Klimakterium des Mannes beginnt meist damit, dass die Muskeln ab-, der Bauch aber zunimmt. Für viele Männer ein Teufelskreis

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Hormonen und dem viel zitierten Anti-Aging? Hormone sind notwendige Informationsüberträger, also Botenstoffe, ohne die der menschliche Organismus nicht existieren kann. Alterstypische Mangelzustände dieser Betriebsstoffe verursachen Organschäden – also altersdegenerative Mangelerkrankungen, die ohne Weiteres verhindert werden könnten. Es ist nicht so, dass im Al-

ter die Hormone sinken, sondern wir altern, weil die Hormone sinken. Die altersbedingten Erkrankungen wie Muskelschwund, Gewichtszunahme, Libido-Verlust und Harn-Inkontinenz der Frau, aber auch Arthrose der Gelenke, Depressionen und Schlafstörungen sind ebenso verhinderbar wie Osteoporose und Erektionsstörungen. Außerdem ist die Hormonersatz-Therapie die einzige Vorsorgemaßnahme gegen Altersdemenz, Parkinson und Alzheimer, die wir bis jetzt zur Verfügung haben. Ich sage ja schon seit Jahren: Es ist nicht wichtig, wie alt wir werden, sondern wie wir alt werden. Infos: Dr. Helmut Lacher, Hormon Zentrum und Kinderwunsch Zentrum an der Oper; Maximilianstraße 2a; 80539 München www.hormonzentrum-an-der-oper.de Das Hormon (altgriechisch: antreiben, erregen) ist ein unterschiedlich bestimmter biochemischer Botenstoff, der von speziellen Zellen produziert und abgegeben wird – und an Zellen der Erfolgsorgane spezifische Wirkungen oder Regulations-Funktionen entfaltet. Hormone werden von speziellen Zellen gebildet bzw. produziert. Diese befinden sich in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), der Zirbeldrüse, der Schilddrüse, der Nebenniere und der Bauchspeicheldrüse.

Das Hormon Zentrum an der Oper

Hormon-Experte Dr. Helmut Lacher

Winter 2016 · top magazin MÜNCHEN

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