125 Jahre Radsport Greiz – Leseprobe

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125Jahre

Der Greizer Radsport von den Anfangsjahren bis zur Gegenwart


IMPRESSUM Verleger: TISCHENDORF :: DIE MEDIENPARTNER Verfasser / Redaktion: Dr. Gerulf Lenz Gestaltung: Thomas Jugel Vertrieb: TISCHENDORF :: DIE MEDIENPARTNER Gotthold-Roth-Straße 19, 07973 Greiz, Telefon: (0 36 61) 62 93-0 www.medienpartner-tischendorf.de Nachdruck, Reproduktion und Vervielfältigung bedürfen in jedem Falle der Genehmigung des Verfassers. Der Inhalt dieser Chronik erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


125 Jahre Greizer Radsport von den Anfangsjahren bis zur Gegenwart

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Grußwort des Bürgermeisters der Stadt Greiz Liebe Greizer Radsportfreunde, als Bürgermeister der Stadt Greiz bin ich stolz darauf, dass unsere Stadt nicht nur als Residenzstadt und als „Perle des Vogtlandes“ bekannt ist, sondern dass sie auch als Sportstadt einen guten Ruf hat. In vielen Sportarten, insbesondere aber im Turnen, im Ringen, in der Leichtathletik, im Schwimmen, im Fußball und nicht zuletzt auch im Radsport können wir auf gute sportliche Traditionen zurückblicken. Viele erfolgreiche Sportler haben unsere Stadt in Sportfachkreisen national und international bekannt gemacht, so unter anderem im Turnen Walter Rahnfeld, Kurt Rödel und Siegfried Fülle, im Ringen Kurt Hoffmann als 9-facher DDR-Meister und Uwe Neupert als olympischer Medaillengewinner und 2-facher Weltmeister, Hubertus Blase als Deutscher Meister im Leichtathletik-Rasenkraftsport, die olympischen Medaillengewinner Ingrid Schmidt und Ina Kleber im Schwimmen, Conny Weise als Olympiasieger im Fußball und insbesondere Detlef Macha als 5facher Weltmeister im Bahnradsport. Der Greizer Radsport hat in unserer Region langjährige Traditionen. Wenn die Greizer Radsportler in diesen Tagen das 125-jährige Jubiläum der Gründung des 1. Greizer Radsportvereins feiern, dann steht dahinter eine langjährige Entwicklungsgeschichte, die in der vorliegenden Chronik umfassend aufgearbeitet und dargestellt wurde. Sie vermittelt nicht nur die historische Entwicklung des Greizer Radsports und erinnert an Rennfahrer der Vergangenheit bis hin zur Gegenwart, sondern macht unter anderem auch deutlich, wie wichtig die Arbeit der Übungsleiter und Trainer, der Leitungsfunktionäre und der vielen Helfer im Hintergrund ist. Ihnen gebührt Dank und Anerkennung für ihre zumeist ehrenamtliche Tätigkeit. Ich wünsche dem Greizer Radsport, der gegenwärtig durch die beiden Vereine „1. Radsportverein 1886 Greiz“ und „Radsportclub Schloßbike Greiz“ in seiner ganzen radsportlichen Vielfalt repräsentiert wird, auch weiterhin viel Erfolg in seiner Arbeit.

Gerd Grüner 3



Grußwort des Präsidenten des Thüringer Radsport-Verbandes

Liebe Freunde des Radsports, liebe Vereinsmitglieder, der 1. RSV 1886 Greiz e.V. hat sich seit seiner Gründung bleibende Verdienste um die Entwicklung des Radsports und des gesellschaftlichen Lebens geschaffen. Dank der Initiativen und des hohen persönlichen Engagements hat der traditionsreiche Verein, der seit dem Bestehen viele Höhen und Tiefen durchlebt hat, Größe und Bedeutung in der Region erlangt. So ist der 1. RSV 1886 Greiz e.V. seit vielen Jahren ein erfolgreicher Verein und Leistungsträger im Thüringer Radsport-Verband. Was mag es sein, dass es Menschen in diesen Verein zieht und über die Jahrhundert- und Jahrtausendwende hinweg einen kontinuierlichen Zulauf brachte? Wir alle lieben Geselligkeit. Sportliche Betätigung mit dem Rad und mit Gleichgesinnten ist im Verein am schönsten. Vereine sind Horte der Kameradschaft, der zwischenmenschlichen Begegnung, der Geselligkeit und dienen darüber hinaus dazu, gleiche Interessen gemeinsam zu verwirklichen. In einem Sportverein, wie dem 1. RSV 1886 Greiz e.V., verbinden sich diese Ansprüche darüber hinaus durch den Wettstreit der Bewegung, der Geschicklichkeit, der Kraft und der Ausdauer. Die eigene Leistungsgrenze auszuloten oder ganz einfach seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun, genau darin liegt der Reiz des Vereinslebens. Dies vor allem ist der Grund, der die lange Tradition des 1. RSV 1886 Greiz e.V. begründet hat. Aus diesen Werten schöpft er noch heute die Kraft, Jahrzehnte nach seiner Gründung. Wenn der Greizer Radsport sein 125. Gründungsjubiläum begeht, dann deshalb, weil er den Vereinsmitgliedern und Freunden das Gefühl vermittelt hat, ebenso ein Ort der Anforderungen zu sein wie des Miteinanders. Ich wünsche ihm, dass dies auch in den kommenden Jahrzehnten gelingen möge.

Uwe Jahn 5



125 Jahre Greizer Radsport – von den Anfangsjahren bis zur Gegenwart 1. Der Anfang Nachdem sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Greiz und Umgebung etliche Turnvereine etabliert hatten, gründete sich 1886 der erste Greizer Radfahrverein, der sich vornehmlich dem Corso- und Kunstradfahren widmete. Ein Originalfoto dieser Zeit, das sich im Besitz des ehemaligen Greizer Tennisspielers Joachim Zeh befand, war das einzige Zeitdokument dieser Vereinsgründung. Die OTZ veröffentlichte am 21.11.98 diesbezüglich einen Artikel mit dem entsprechenden Foto. Dieses ist aber mittlerweile verschollen.

Es existiert jedoch ein Original-Briefumschlag des Vereins mit dem entsprechenden Vereins-Logo, das eindeutig das Jahr 1886 als Gründungsdatum belegt. Auch eine Foto-Postkarte aus der Sammlung des Greizers Folker Schramm weist auf das Gründungsdatum 1886 hin. Es handelt sich um eine Fotomontage, die zur „10jährigen Jubelfeier und Bannerweihe des Radfahrvereins Greiz am 5. Juli 1896“ angefertigt wurde und die damals besten deutschen Bahnrennfahrer zeigt.

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Pohlitzer Radfahrverein


Die Gründungsfahne mit dem Vereinswappen, die in den 50er Jahren bei Festumzügen in der Stadt noch gezeigt wurde, ist seit Jahrzehnten verschollen und bis heute nicht auffindbar. Es folgten – sicherlich auch dem technischen Fortschritt und dem Bedürfnis nach sportlicher Mobilität Rechnung tragend – relativ schnell weitere Vereinsgründungen im Radsport in Greiz und Umgebung – so u. a.: – 1895 Vereinsgründung des „RC Schwalbe“, dem 4 Gastwirte angehörten sowie 6 „gehobene Techniker“ und ein Arbeiter.

Dieser Verein machte seinen Mitgliedern den Eintritt in den Sächsischen Radfahrerbund zur Bedingung und verschrieb sich bereits dem Wander- und Reigenfahren. – 1897 Radfahrerclub „Sturmvogel“ und Radfahrerclub „Komet“ (beide in Greiz) – 1904 Arbeiter-Radfahr-Club „Vorwärts“ Greiz – 1905 Arbeiter-Radfahr-Vereine „SOLIDARITÄT“ in Greiz und Elsterberg – 1905 Arbeiter-Radfahr-Verein „Frisch Auf“ in Naitschau und wenige Jahre später der „Pohlitzer Radfahrverein“ (das genaue Gründungsdatum konnte nicht ermittelt werden).

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Neben dem Kunstradfahren rückte vor allem auch das Radwandern in den Mittelpunkt der radsportlichen Aktivitäten. Aus dem Nachlass des Greizers Paul Eichler sind zwei Ehrenpokale aus den Jahren 1920 und 1921 vorhanden, die er in dieser Sportart erworben hat.

Ein Fotodokument des Greizers Egbert Mittenzwei lässt die Vermutung aufkommen, dass sich 1925 aus dem Radfahrerclub „Vorwärts“ eine Gruppe Gleichgesinnter zusammenschloss und den „Arbeiter-Radfahrer-Verein Vorwärts Aubachtal“ gründete.

Möglicherweise waren das die Anfänge des Rennsports in Greiz. 11



Deutschlandweit und international war zu dieser Zeit der Rennsport auf Bahn und Straße bereits weit verbreitet. Ende der 20er Jahre machte der Greizer Glasermeister Rudolf Baumgärtel mit vielen bemerkenswerten Siegen im Bahnradsport den Rennsport in Greiz publik (siehe Fotos). Greiz selbst verfügte über keine Radrennbahn, und da sich die nächstliegende Rennbahn in Plauen befand, schloss sich der Matador einem Plauener Radsportverein an. Er erzielte im Steher-Rennsport (hinter Motoren) und im sogenannten „Fliegerrennen“ (Sprint) bedeutende Siege, die ihn national und international bekannt machten. Die große Begeisterung für den Glaserberuf u n d für den Rennsport konnte er auch auf seine Söhne Ernst und Fritz übertragen. Beide traten in der Nachkriegszeit Radsportvereinen bei (der ältere Ernst dem Verein „Fichtel & Sachs“ Reichenbach, der jüngere Fritz der BSG Fortschritt Greiz). Vor allem Fritz Baumgärtel war es, der Mitte der 50er Jahre das radsportliche Geschehen in Greiz maßgeblich mitbestimmte. Viele heute lebende Alt-Greizer können sich bestimmt noch an das Firmengeschäft der „Bau- und Rahmenglaserei Baumgärtel“ erinnern, das sich bis in die 90er Jahre in der Hohen Gasse befand. Dort konnte man bis zur Geschäftsauflösung voller Ehrfurcht die alte Rennmaschine und Teile der damaligen Rennbekleidung von Rudolf Baumgärtel bewundern.

Bekannt ist, dass bereits in den 20er Jahren Hans Mast die Leitung des „Greizer Radfahrer-Vereins Aubachtal“ übernahm und sich besondere Verdienste um die Entwicklung des Kunstradfahrens erwarb. Er war es auch, der sich nach dem Ende des 2. Weltkrieges für den Neubeginn des Greizer Radsports engagierte.

Quellen: Erarbeitung unter Hinzunahme folgender Quellen: Volker Lenz – „Chronik des Greizer Radsports“ – 1986 Volker Lenz – „Die Wurzeln des Greizer Sports“ im Greizer Heimatkalender 1997 Dr. Querfeld – Kultur und Vereinsleben in der Stadt Greiz während des 19. Jahrhunderts Die abgebildeten Fotos des Rennfahrers Rudolf Baumgärtel wurden von seinem Sohn Ernst Baumgärtel (Plauen) zur Verfügung gestellt.

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