Sonntag in Franken vom 20.03.2011

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IHRE MEINUNG

20. März 2011

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Knapp 3000 Euro für das städtische Ehrenamt Bürgermeister:

Leser sagen ihre Meinung Im Bericht des „Sonntag in Franken“ über die Vergütung und die Erhöhung bei den städtischen Ehrenämtern haben wir Sie um Ihre Meinung gebeten. Viele Leser haben geschrieben. Der guten Ordnung halber sei gesagt, dass in keinem der uns zugesandten Leserbriefe die Erhöhung der Entschädigung positiv bewertet wird. Selbstverständlich hätten wir auch hierzu einen Brief veröffentlicht, allein – es ist keiner eingegangen.

Ist das ein Ehrenamt? Das Internetlexikon Wikipedia definiert den Begriff „Ehrenamt“ wie folgt: „Ein Ehrenamt im ursprünglichen Sinn ist ein ehrenvolles und freiwilliges öffentliches Amt, das nicht auf Entgelt ausgerichtet ist. (...) Für ehrenamtliche Tätigkeit fällt in manchen Fällen eine Aufwandsentschädigung an.“ Leider muss man in der heutigen Zeit feststellen, dass Gier zunimmt und soziale Einstellungen dieser ehrenamtlichen Mitarbeiter schwinden. Man fragt sich, was CSU und SPD damit bezwecken. Wie viele ehrenamtliche Bürger gibt es in Bayreuth, die keinen Cent für ihre Arbeit verlangen. Wie viele Bürger gibt es in Bayreuth, die eine niedrige Aufwandsentschädigung bekommen und damit zufrieden sind. Aber warum wird bei einem riesigen Schuldenberg der Stadt, von wem auch immer verursacht, so etwas überhaupt getan? Sie sehen ja schon, wenn SPD und CSU so etwas gemeinsam beschließen, dass Gier im Spiel ist, weil ja sonst jeder dem anderen unsoziales Verhalten vorwerfen würde. Ich finde es eine Frechheit. Und wenn Herr Oberbürgermeister Hohl nix dagegen tut, wird sich sein eh schon schlechtes Bild bei den Bayreuthern nicht verbessern. Jürgen Winkler, Bayreuth n

Andere Maßstäbe

Schlechtes Beispiel Ich finde es auf keinen Fall in Ordnung, dass für sogenannte Ehrenämter immense Summen vergütet werden, die woanders mehr als dringend benötigt würden! Offenbar geht hier ein schlechtes Beispiel aus der Staatspolitik voran, wo für eine bloße Unterschrift in der Anwesenheitsliste schnell einmal ein dreistelliger Betrag fällig wird. Ich finde eine „Entschädigung“ in Höhe von fast 2000 Euro (Grundentschädigung) eine Beleidigung für die arbeitende Bevölkerung. Ganz abgesehen von noch einmal der Hälfte von sogenannten Zulagen für Sitzungen etc. Dabei hält sich der Grad der Verantwortung für diesen Posten sicher auch in Grenzen. Ich muss mein Dasein fristen mit dem gleichen Betrag in brutto, dabei gehen aber noch ewig viele Ausgaben ab wie Benzingeld, Heizkosten usw. und natürlich die Steuern und Sozialabgaben. Über ein kleines Nebeneinkommen im niedrigen dreistelligen Bereich wäre ich auch sehr froh, leider ist es bei unseren Nebeneinkünften so, dass die Nebenausgaben den eigentlichen Zweck zunichtemachen und gegebenenfalls auch Steuern fällig werden. Vielleicht noch einmal zum Vergleich: Wenn eine Wahl im Landkreis oder in der Kommune angesetzt ist, werden ständig Wahlhelfer gesucht. Der Grund liegt auf der Hand: Die dafür bereitgestellte „Vergütung“ ist

nicht einmal eines Spottes wert. Meist bekommen diejenigen gerade einmal eine kostenlose Brotzeit oder ein Taschengeld. Dafür sitzen sie oft den ganzen Wahlsonntag, zum Auszählen der Stimmen häufig bis in die Nacht. Steffen Winkler, Kirchenpingarten n

Als Doktorand weniger Herr zu Guttenberg hätte an der Universität Bayreuth nach einem „echten Doktor“ hier nicht mithalten können. Als Post-Doktorand hätte er nach TV-L 13 an der Universität nur ca. 1900-2000 Euro pro Monat erhalten, bei 39,5 Stunden pro Woche und einer Befristung auf zwei Jahre. Wenn er eine der seltenen und begehrten Assistentenstellen bekommen hätte, wäre er nach A13 besoldet mit etwa 2800 Euro vergleichbar gefahren, aber auch hier nur befristet auf 6 Jahre. So war es doch eine gute Entscheidung, in die Politik zu gehen. Hier bekam man auch mit „unechtem Doktor“ deutlich mehr Geld, derart niedrige Summen sind ja nur eine Entschädigung fürs Ehrenamt. Dass ich für so einen Betrag morgens aufstehe? Wer entschädigt mich eigentlich für mein Ehrenamt, dass ich solch eine Kommunalverwaltung und einen solchen Stadtrat akzeptieren muss? Willkommen in der Provinz, hier bedient man sich noch selbst! Dr. Klaus-Holger Knorr, Bayreuth n

Ehrenamtlich heißt doch eigentlich im normalen Bürgertum, es ist eine Ehre für mich, eine ehrenamtliche Tätigkeit auszuüben (unentgeltlich). Aber in der Politik setzt man natürlich andere Maßstäbe in das schöne Wort Ehre: Dort wird das Wort Ehre verfälscht, es wird gebraucht, um sich durch die Hintertür, ohne große Überlegung, einfach aus der Steuerzahlerflasche einen Schluck zu gönnen, auch wenn die Stadtkasse klamm ist! Norbert Küdde, Bayreuth n

Ein schönes Sümmchen Für ein Ehrenamt sind knapp 3000 Euro ein schönes Sümmchen. Ich kenne Ehrenämter, die kostenneutral oder mit einer geringen Aufwandsentschädigung ausgeführt werden, was ja eigentlich ein Ehrenamt ausmacht. Was hier gezahlt wird, entspricht einem guten Gehalt für einen Vollzeitjob. Viele Bewohner Bayreuths wären froh, wenn sie diese Summe für 40 Stunden harte Arbeit bekommen würden. Hier handelt es sich aber um einen reinen Nebenverdienst. Alle Betroffenen stehen ja voll im Berufsleben. Es ist mal wieder die Selbstbedienungsmentalität, die hier durchschlägt. Ich halte die Erhöhung nicht für gut und schon gar nicht für gerechtfertigt. Das Geschwafel um die leere Stadtkasse ist anscheinend vom Tisch. Uns geht es wieder prächtig, da können wir uns wieder schamlos bedienen. Harald Zeußel, Eckersdorf n

Begehrte Ämter Solange so viele Bewerber unbedingt Stadtrat oder Bürgermeister werden wollen, kann das Amt nicht zu schlecht bezahlt gewesen sein. Aber leider gilt sparen immer nur für die anderen. Ute Neuß, Bayreuth n


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