!ticket Oktober 2022

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Väter

esmeralda! Im Oktober feiert eine weitere Disney-Erfolgsproduktion im Ronacher Österreich-Premiere: Wir reisen zum Glöckner Quasimodo in die berühmte Kathedrale Notre-Dame in Paris! Österreichische Post AG / MZ 15Z040254 M, CTS Eventim Austria GmbH, Mariahilferstraße 41 43, 1060 Wien; Preis: € 2,90 DER GLÖCKNER VON NOTRE DAME !ticket Österreichs Eventmagazin Nr.1 Damit sind Sie live dabei! musik show sport theater kabarett 2,90 €Ausgabe 253 OKT 2 0 2 2 Die Oma wird ned g’schubst! Rita Falk bringt ihren Provinzpolizisten Franz Eberhofer nach Österreich!
In Dirk Stermanns erstem (!) Solokabarett und seinem neuen Roman dreht sich alles um die Vaterrolle Wird Turbobier Marco Pogo Bundespräsident? Ein Gespräch über Ehrlichkeit, Anständigkeit, Ziele, klare Antworten und Geld
Jetzt Tickets sichern! Original graphics designed by Dewynters, London EIN MUSICAL VON MICHAEL KUNZE & SYLVESTER LEVAY REGIE: FRANCESCA ZAMBELLO REBECCA.MUSICALVIENNA.AT #WeAreMusical

Egal, ob Bücher, Hörbücher oder Kinoleinwand: Rita Falks Provinzkrimis sind ein grenzenloser Er folg. Nun erweckt die Autorin ihren Dorfpolizisten Eberhofer gemeinsam mit Christian Tramitz und Florian Wagner auch auf der Bühne zum Leben.

Zurück in die Zukunft

Das Ukraine-Benefiz im März im Happel-Stadion, kurz darauf am Heldenplatz. Rammstein im Mai in Klagenfurt. Im Sommer dann Guns N’ Roses, The Rolling Stones, Nova Rock, Fre quency. Im September: Ed Sheeran, eben falls im Happel, sogar gleich zweimal. Al lesamt Konzerte mit abertausend Menschen und Status „ausverkauft”. Es wirkt auf den ersten Blick, als wären die letzten beiden Jahre „gegessen” und die „alte Normalität” sei wieder eingekehrt. Doch ein eingehender Blick – auch in die nahe Zukunft – zeigt: mitnichten. Ja, nach zwei Jahren Zwangs pause blüht das Live-Geschäft wieder auf und die von vielen so sehnlich herbeige wünschte Normalität kehrt augenscheinlich wieder ein: Konzerte finden tatsächlich (ziemlich sicher) statt, man darf selbige ohne Babyelefant, grünen Pass und Maske besuchen – ja, man muss nicht einmal sitzen oder auf Getränkekonsumation verzichten. Aber abseits der Festival- und Stadionbüh nen und hinter den Kulissen ist die Stim mung vorerst eher: trist. Der Publikumsschwund ist merklich spür bar, fällt aber insbesondere auch deshalb so auf, weil das Live-Geschäft in den Jahren vor der Pandemie einen wahren Boom er lebte – gut für die zahlreichen Künstler, die im Streaming-Zeitalter vor allem live ihren

Unterhalt verdienen. Die Gründe für das nur vorsichtige Interesse an Veranstaltungen sind vielfältiger Natur: Es ist eine Gemen gelage aus Überangebot (insbesondere durch die verschobenen Veranstaltungen aus den Pandemie-Jahren), Inflation und Angst – immerhin wurde den Menschen zwei Jahre lang eingetrichtert, dass bei Men schenansammlung eine Ansteckungsgefahr enorm ist. Und natürlich auch die Angst, dass das avisierte Event vielleicht doch wieder verschoben werden könnte: So warten viele Besucher bis zum Konzertabend und kaufen ihr Ticket statt im Vorverkauf an der Abend kasse, obwohl Veranstalter die Kosten für Gagen, Hallenmiete und Personal im Vor feld zu stemmen haben und somit auf das Geld besser früh denn spät angewiesen wä ren. Aber mehr noch als Ängste wirkt sich eben das zuvor angesprochene „Auswahl paradox” aus: zu viele Möglichkeiten be hindern die Entscheidungsfindung, im Zweifelsfall bleibt man zuhause. Und eben auch die Sache mit dem Geld: Kurzarbeit oder gar Jobverlust haben vielerorts Res sourcen aufgebraucht, und jetzt, mit den steigenden Lebensunterhaltungskosten, sind Konzerte leider ein entbehrlicher Luxus geworden – obwohl freilich auch die Bran che mit Mehrkosten zu kämpfen hat und demnach die Besucher dringender denn je

bräuchte. Apropos Besucher: Ein gewisser Teil der potenziellen, jungen Fan-Genera tion kennt den Genussfaktor von „norma len” Konzerten noch gar nicht, und die Ge schulten müssen sich erst wieder damit an freunden, dass es in einer Konzerthalle na turgemäß nicht so gemütlich ist, wie daheim auf der Couch, sondern eben vielleicht auch schwitzig und stickig. Fest steht, dass die Branche im Hintergrund tatkräftig daran arbeitet, Live-Entertainment und demnach die so dringend benötigte Realitätsflucht zu bieten – allen Widrigkeiten zum Trotz; Fest steht aber auch, dass das Publikum auch seinen Teil leisten muss: Nur gemein sam kann man die alte Konzertnormalität wieder erreichen.

Mir ist bewusst, dass Miete, Strom- und Heizkosten, Lebensmittel und andere Fix kosten Vorrang haben. Auch ich kann mir nicht jede Platte, jedes Konzert leisten. Aber vergessen Sie bei Ihrer Freizeitplanung nicht insbesondere auch auf die kleineren Bands, die nicht selten mehr überraschen, als der x-te Besuch beim Megaseller. Auch Ramm stein, Muse und Co. spielten dereinst in kleinen Hallen – und stellen Sie sich einmal vor, Sie könnten sagen, damals schon dabei gewesen zu sein. Lead, don’t follow.

|03 EDITORIAL
EBERHOFER UNTERWEGS 16

IN DIESER AUSGABE

[14] Dirk Stermann thematisiert in seinem neuen Buch und seinem ersten Kabarettsolo das Vatersein [16] Eberhofer unterwegs Rita Falks Provinzkrimis sind ein grenzenloser Erfolg, nun auch auf der Bühne [18] The Hu Pferdekopfgeigen & Untertongesang als Brücken bauer zwischen Natur und Mensch [20] Marco Pogo als Bundes präsident? Von Turbobier in die Hofburg [22] Body was made Über die Auflösung der Geschlechter, von Little Richard über David Bowie bis Måneskin [24] Oska heimische Musikerinnen von Weltformat

Coldplay in den Kinos. Coldplay hat eine Live-Übertragung der „Mu sic Of The Spheres World Tour” aus dem River-Plate-Stadion in Buenos Aires angekündigt, die in Österreich am 29. Oktober zu sehen sein wird. Die Live-Übertragung bringt das ein zigartige Erlebnis einer ColdplayShow direkt auf die Leinwand. Fans können mitfiebern, wenn die Band die größten Hits aus ihrer Karriere wie „Yellow”, „The Scientist”, „Fix You”, „Viva La Vida”, „A Sky Full Of Stars” und „My Universe” in einem Stadion voller Lichter, Laser und Feuerwerk zum Besten gibt – alles zusammen macht die Konzerte von Coldplay zu einem fröhlichen und lebensbejahenden Erlebnis. Die Show wurde von Fans und Kritikern gleichermaßen gelobt: The Guardian nannte sie „wirklich atemberaubend”, die New York Post beschrieb sie als „eine Nacht für die Geschichtsbücher” und die Glasgow Evening Times bezeichnete sie als „die größte Show der Welt”. Die genauen Termine und Kinos für Österreich gibt es unter www.cineplexx.at/film/coldplay!

Ganz neu ist der Online-Auftritt unseres Magazins! Hinkünftig findet ihr unter oeticket.com/magazine nicht nur die aktuellsten News über alle Veranstaltungen in ganz Österreich, sondern auch Infos über die wichtigsten Alben-Veröffentlichungen, Single- und Videopremieren – insbesondere von heimischen KünstlerInnen –, Fotos von den geilsten Konzerten in ganz Österreich, Interviews mit Stars, zahlreiche Gewinnspiele und natürlich alle Artikel aus unserem Magazin, damit ihr auch unterwegs immer am Laufenden bleibt!

RAF Camora & McDonald’s. Passantinnen auf der Mariahilfer Straße staunten am 18. September nicht schlecht, als sich RAF Camora-Fans aus ganz Wien rund um das McDonald’s Restaurant versammelten. Kurz zuvor hatte der Musiker aus Wien-Fünfhaus auf Instagram ankündigt, seiner Community 10.000 Cheeseburger zu spendieren und zahlreiche davon selbst auszugeben. Die Aktion ist der erste Auftakt einer kürzlich angekündigten Ko operation zwischen RAF Camora und McDonald’s Österreich, die am 20. Sep tember präsentiert wurde: Unter dem Titel „Vergesse nie die Street“ erhalten Fans das RAF Camo ra Menü in limitierter Collectors-Box, solan ge der Vorrat reicht. Das Menü beinhaltet zwei Cheeseburger, 6er Chicken McNug gets, ein großes Kalt getränk und große Pommes mit zwei Saucen nach Wahl –mit App-Gutschein um € 9,90.

Lachen

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26.10. im Benefizgala fürs Integrationshaus www.stadtsaal.com hilft!
Fotos: Constantin Film, Markus Mansi (BOBB¥S AGENCY), Stevie Rae Gibbs, Illustration: Österreich in leiwanden Grafiken
WIZARDING WORLD characters, names, and related indicia are © & ™ Warner Bros. Entertainment Inc. WB SHIELD: © & ™ WBEI. Publishing Rights © JKR. (s22) EUROPAPREMIERE ab 16.12.2022 METAStadt Wien HarryPotter-Ausstellung.at Tickets in allen oeticket Vorverkaufsstellen sowie auf www.oeticket.com erhältlich

SCHEINWERFERLICHT

Im Herbst geht es, was neue Veranstaltungsankündigungen anbelangt, ziemlich heiß weiter: Robbie Williams, Rammstein, Muse, Fettes Brot, Sido, Annenmaykantereit, Michael Bublé, „Luzia” – die neue Show des Cirque du Soleil, „Harry Potter – die Ausstellung” und endlich wieder Wintersport-Events wie der AUDI FIS SKI Welt cup und die Vierschanzentournee u.v.m. (Mehr dazu übrigens in unserer Novem ber-Ausgabe!).

Noch in diesem Jahr dürfen wir uns auf Konzerte von The Cure, Placebo, Volbeat, Bryan Adams oder Simply Red freuen und nach der umjubelten Premiere von „Rebecca” im Raimundtheater ist das Erfolgsmusical „Der Glöckner von Notre Dame“ ab 8. Oktober nun erstmals auch in Wien zu sehen. Mehr darüber in unserer Coverstory!

Muse wurden soeben erst am diesjährigen Nova Rock abgefeiert, völlig berechtigt, denn wiederholt haben sie bewiesen, dass sie zu einer der besten Live-Bands der Welt zu zählen sind, beeindruckende Bühnenshow inklusive. Nach dem weltweiten Chart-Erfolg ihres neunten Studioalbums „Will Of The People” gehen sie aber nun auch auf gleichnamige Headliner-Tour und machen im Zuge dieser am 3. Juni im Stadion Wiener Neustadt Station. Mit im Gepäck haben sie niemand geringeren als Royal Blood!

Dieter Bohlen feiert am 9. Mai in der Wiener Stadthalle D das größte Comeback aller Zeiten! Richtig gehört, the one and only Pop-Titan Bohlen ist zurück, und zwar nicht nur bei DSDS auf RTL, son dern auch auf der Bühne. Und angeblich mit Überraschungen im Gepäck ...

FLORENCE + THE MACHINE DIE TOTEN HOSEN • PETER FOX APOLLO SISSI · BEATSTEAKS • BON JOUR • CRO GIANT ROOKS • JUJU · MY UGLY CLEMENTINE • WANDA UVM. ARCADIA LIVE PRESENTS • LIDOSOUNDS.COM
06| highlights

Bei Michael Mittermeier schlägt es 13! Angeblich soll die Zahl ja Unglück bringen, aber Unglück ist doch nur die Vorstufe von Humor. Gleich zeitig ist es aber auch für viele eine Glückszahl. Ja, was denn jetzt? Was ist denn überhaupt gut und was ist böse? Jedenfalls ist „#13” Mittermeiers per sönlichstes Programm. Wieso? Das erzählt er live im Oktober und November in Bregenz, Innsbruck, Salzburg, Graz, Linz und Wien, leider jedoch nie an einem Freitag, den 13.

Deichkind kündigten erst kürzlich ihr achtes Album „Neues vom Dauerzustand” für den 17. Februar an, die erste Single „In Der Natur“ macht mit einer Verbindung von hin tersinniger Jodelkunst und abstrakter Zivilisationskritik nicht nur Lust auf selbiges, sondern freilich auch auf den Livetermin, der für den 21. Juni in der Wiener Stadthalle D an beraumt wurde. Das Gebilde Deichkind zeigt sich jedenfalls wieder schön rätselhaft: Sind das Leute oder Menschen? Ist bei ihnen noch alles fresh? Reifen oder vergammeln sie? Sind sie vom Austrinken bedroht oder extrem verschmuste schlamperte Genies? Was essen sie, was treiben sie, wen reiben sie? Ja, was? Antwort: Alles ist richtig. Und wer Deichkind in der natürlichen Umgebung sehen will, der geht eben in die Stadthalle!

Toxische Pommes hat am An fang der Corona-Pandemie die chine sische Überwachungsapp TikTok für sich entdeckt, mittlerweile erstellt sie dort regelmäßig Satirevideos: Ausgehend von ihren persönlichen Erfahrungen als Ausländerkind, das in einer grauen Vor stadtidylle aufgewachsen ist und mitt lerweile in Wien als Juristin arbeitet, demaskiert sie die österreichische Ge sellschaft dort, wo sie Rassismus und Sexismus in ihren Alltag einverleibt. Mit ihrem Bühnenprogramm „Ketchup, Mayo und Ajvar“ gastiert sie laufend u. a. im Wiener Stadtsaal, Orpheum Wien und Kabarett Niedermair.

highlights |07 Fotos:
Olaf Heine
(Michael
Mittermeier), Nick Fancher (Muse), Stephan
Pick
(Dieter Bohlen), Benjakon (Deichkind), Muhassad
Al-A ni
(Toxische Pommes)
26.–30. Okt. 2022 MESSE WIEN Eine Veranstaltung von Österreichs Messe und Show für Modelltechnik, Spielen, Hobby und Basteln Die Marke Modellbau-Messe ist Eigentum der Reed Messe Wien GmbH und wird unter Lizenz von Austrian Exhibition Experts GmbH verwendet VIENNA TRAIN Tickets unter modell-bau.at Mit den Bereichen

„Wir sind alle M

„Der Glöckner von Notre Dame“ ist Disneys politischstes Musical. Nun kommt es als österreichische Erstaufführung ins Wiener Ronacher Theater – opulent, aufwühlend und mit einem 24-köpfigen Chor. Wir baten die Hauptdarsteller zum Interview.

Disney-Musicals

sind für vieles bekannt – für ihre herzerwär menden Happy-Ends, den mitreißenden Songs und den wallenden Mähnen der Prinzessinnen zum Beispiel –, aber nicht unbedingt für ihre politi schen Statements und Messages. „Der Glöckner von Notre Dame“ aus dem Jahre 1996, ohnehin in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme unter den oft unter vie len Restriktionen leidenden Mauskon zern-Märchen, ist hier aber eine erfri schende Besonderheit. Basierend auf Victor Hugos Roman aus 1831 erzählt die Geschichte rund um den Buckeligen Quasimodo, die Roma-Schönheit Es

meralda und die berühmte Kathedrale von Notre Dame von gesellschaftlichen Vorurteilen, der Angst vor dem Fremden und der Frage, wer Mensch und wer Monster ist. Aufklärung? Ja, aber mit Disney-Touch: Liebe, Sehnsucht und Leidenschaft spielen in der Story nämlich eine ebenso wichtige Rolle. Aufwühlende, nuancierte und vor allem zeitlose Themen also, die „aktueller denn je“ sind, ist VBW-Musical-Intendant

Christian Struppeck überzeugt. Also ha ben sich er und sein Team entschlossen, „Disneys Der Glöckner von Notre Da me“ als Musicaladaption auf die Bühnen des Ronacher zu bringen. Dort feiert das düster-romantische und doch hoff nungsvolle Märchen ab 8. Oktober seine österreichische Erstaufführung. „Das Publikum darf sich auf einen spektaku lären Musicalbesuch mit handverlesener Besetzung, imposanter Musik, einem

TEXT: MANUEL SIMBÜRGER
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Menschen.“

GEWINN SPIEL

Wir

gewaltigen 24-köpfiger Chor und selbst verständlich allen bekannten Disney Songs freuen“, so Struppeck. „Ein hoch emotionaler und in jeder Hinsicht au ßergewöhnlicher Theaterabend für die gesamte Familie.“ Gemeinsam mit dem Musical „Rebecca“, das im September im Raimund Theater seine (Comeback)Premiere feierte, freut sich Struppeck auf eine „abwechslungsreiche Musical saison“. Wir sprachen mit den „Glöck

ner“-Hauptdarstellern David Jakobs (Quasimodo) und Abla Alaoui (Esme ralda).

Abla, wie viel bedeutet es dir, die Rolle der Esmeralda zu spielen? Esmeralda ist eine besondere Figur unter den Dis ney-Frauen und zeichnet sich vor allem durch ihren Mut, Sinn für Gerechtigkeit und ihre Empathie aus. Ich freue mich unendlich, eine so heldenhafte Frau ver

körpern zu dürfen. In einem Musical von Disney zu spielen war schon immer ein großer Traum für mich.

David, du hast Quasimodo schon in der Musical-Inszenierung in Berlin ge spielt ... Quasimodo ist eine sehr spe zielle, weil emotional und körperlich äußerst umfangreiche Rolle. Als Qua simodo heimlich seinen Glockenturm verlässt, erlebt er die Welt zum ersten Mal, was ihm eine sehr kindliche, reine und unschuldige Note verleiht. Span nend für mich als Schauspieler!

Worum geht es im Kern der Geschich te? David: Im Fokus steht die Frage, wer Mensch und wer Scheusal ist. Jeder von uns trägt beide Seiten in sich. Außerdem sieht man an Quasimodo sehr gut: Je mand wird „anders“ behandelt, weil die Gesellschaft entscheidet, dass er „anders“ ist. Andersartigkeit ist also eine Wertung von außen. Aber steht uns das überhaupt zu? Und bewertet nicht jeder von uns Menschen, die „außen“ sind? Wer ist dann eigentlich wirklich das Scheusal? Abla: Der eigene Standpunkt ist nicht immer der einzig richtige auf dieser Welt. Es ist egal, woran wir glauben oder nicht glauben. Es ist egal, woher wir kommen. Es ist egal, wie wir aussehen. Wir sind alle Menschen und verdienen gleicher maßen Liebe, Sicherheit und Gerech tigkeit.

Zeitlose Themen, die gerade jetzt wie der hochbrisant sind ... Abla: Wie Europa mit Menschen umgehen soll, die vor Krieg, Armut und Verfolgung aus ihren Heimatländern über unsere Grenzen kommen, ist schon seit vielen Jahren fortwährend Thema politischer Debatten. Leider hat die Debattenkultur – vor allem durch Social Media, speziell Twitter – für viele desintegrierend ge wirkt, was vielerorts dazu führte, dass Menschen auf der Suche nach einer neu

Fotos: Johan Persson © Disney, Kathi Schiffl
verlosen 2x2 Gutscheine für einen beliebigen Termin von „Der Glöckner von Notre Dame”. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: ticketmagazin.com

en Heimat pauschal abweisend behan delt wurden. In „Der Glöckner von No tre Dame“ findet sich dieses Thema wie der. Vor allem Sinti und Roma sind heutzutage immer noch unglaublich vielen rassistischen Vorurteilen ausge setzt. Es ist wichtig, ihnen eine Stimme zu geben und darauf aufmerksam zu machen. Ich finde es großartig, dass die Vereinigten Bühnen Wien sich nicht davor scheuen, Aufklärung voranzu treiben, Diskurse zu starten und in Dis kussionen hineinzugehen.

Abla, du hast marokkanischer Wur zeln, bist aber in Deutschland geboren und aufgewachsen. Hast du selbst bereits Erfahrungen mit Mobbing oder Ausgrenzung gemacht? Ich wurde in der Schule gemobbt, das hatte allerdings weniger rassistischen Hintergrund und ging eher in Richtung Bodyshaming. Schön war es trotzdem nicht. Eine solche Art von Ausgrenzung zu erfahren, macht viel mit einem und ich habe den größten Teil meiner zwanziger Jahre damit verbracht, meine Kindheit da hingehend aufzuarbeiten.

David, wie ist es mit dir? Ich wurde wegen meiner eher kleinen Körpergröße im Kindergarten und in der Schule ver äppelt, wurde „Zwerg“ genannt. Das ist bei weitem nicht das Schlimmste, hin terlässt aber durchaus Spuren auf einem zarten jungen Seelchen.

Wie unterscheidet sich die österrei chische Inszenierung des Stückes von der deutschen? David: In Wien ist das Tolle, dass wir mit einem fulminanten Orchester arbeiten, dass die ohnehin epochal geschriebene Musik des Dis ney-Films perfekt unterstreicht. Das Orchester ist voluminöser, aber auch das Ensemble ist neu zusammengestellt und hierdurch ergeben sich natürlich

Die Hauptdarsteller

David Jakobs ist ein deutscher Musicaldarsteller, der mit 12 in „Les Misérables“ debütierte und in Deutschland u. a. in „The Who’s Tommy”, „Hair“, „Jesus Christ Superstar” und „Der Glöckner von Notre Dame“ zu sehen war.

Abla Alaoui ist eine deutsch-marokkanische Schauspielerin und Sängerin und spielte in Deutschland bereits in „Sister Act”, in Wien in „Mozart!”, „Jesus Christ Superstar”, „Tanz der Vampire”, „Mam ma Mia!“, „Miss Saigon” und zuletzt 2022 in „Elisabeth” vor Schloss Schönbrunn.

frische und neue Möglichkeiten. Damit wird die Wiener Fassung mit Sicherheit eine ganz eigene und besondere Note bekommen. Also: Der Mantel ist ähn lich, aber es handelt sich um eine ei genständige Produktion.

Bitte erzählt ein bisschen von den Pro ben. Abla: Ich habe eine Solo-Tanz nummer. Es ist der erste große Auftritt von Esmeralda. Bisher wurde ich nie speziell als Tänzerin für eine Rolle besetzt und es ist sehr aufregend und heraus fordernd für mich, diese Nummer so rüberzubringen, dass es Esmeralda ge recht wird. Aber ich freue mich sehr auf die Herausforderung. Die Proben machen sehr viel Spaß. So wie das Stück aufgebaut ist erzählt die komplette Com pany die Geschichte, was es sehr beson ders macht. David: Bei den Proben herrscht generell eine tolle Stimmung, was immer ein gutes Zeichen ist. Ohne zu spoilern: Das Ende ist sehr besonders. Als wir es das erste Mal probten, wurden alle Darstel ler, auch ich, überaus emotional. Wir alle haben die Probe beseelt verlassen und wussten: Wir sind Teil etwas Be sonderen.

Wie gestaltet sich die Zusammen arbeit zwischen euch beiden? Abla: David ist ein ausgezeichneter Schau spieler und Sänger. Er geht feinfühlig und intelligent an die Rolle des Qua simodo heran und behandelt jeden Augenblick und jede seiner Emotio nen mit dem größtmöglichen Res pekt. Nicht nur das Esmeralda-Herz in meiner Brust schlägt ganz doll, wenn ich die Szenen mit ihm probe. Ich bewundere seine Arbeit sehr und finde, er ist einer der besten Darstel ler der heutigen Zeit. David: Abla und ich kennen uns schon von früher. Unsere Zusam menarbeit ist großartig. Abla hat eine sehr wache, präsente Energie. Qua simodo geht in jede Situation sehr unbedarft, je mehr hier also von mei nem Gegenüber kommt, desto mehr kann ich agieren. Abla ist dafür die beste Partnerin, die man sich vor stellen kann. Es fällt mir also nicht schwer, mich als Quasimodo in sie zu verlieben (lacht) !

n „Der Glöckner von Notre Dame“ premiert am 8. Oktober im Wiener Ronacher.

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www.tullnkultur.at www.orpheum.at HANS SÖLLNER Solo 08. + 09.10.2022 5/8 ERL IN EHR‘N Yeah, Yeah, Yeah 20.10.2022 CHRISTOPH FRITZ Zärtlichkeit 15.10.2022 GUNKL & WALTER Herz & Hirn 3 21.10.2022 Alle Infos und das gesamte Programm: NÖ-Premiere NÖ-Premiere Alle Infos und das gesamte Programm: www.donaubuehne.at MARTIN GRUBINGER & Friends Abschiedskonzert 08.07.2023 GORAN BREGOVIĆ Wedding And Funeral Band Three Letters from Sarajevo 26.08.2022 Alle Infos und das gesamte Programm:

Nikki Glaser ist eine US-ameri kanische Stand-up Comedian und hier zulande bekannt ob ihrer Show „Not Safe with Nikki Glaser”, die auf Comedy Central ausgestrahlt wurde. Gemeinhin gilt sie als eine der witzigsten weiblichen Stimmen, was sie aktuell auch bei ihrem täglichen (!) Podcast „The Nikki Glaser Podcast” unter Beweis stellt. Am 15. Oktober erleben wir sie live im Gartenbaukino, und lachen nicht nur etwa über ihre demütigendsten Momenten als Frau in der modernen Welt, sondern lernen vielleicht auch daraus ...

Bei Shantel & Bucovina Club Orkestar ist Migration hör- und tanzbar: Musikalische Pre ziosen aus Südosteuropa, dem Na hen Osten oder vom Mittelmeer er scheinen in einem neuen, vielschich tigen Kontext, damit wird auch die Kultur, aus der sie entstammen, in tuitiv erfahrbar. Zum Kosmopolit wird man am 12. Dezember im ppc und am 13. im WUK

Brot wird fast 30, doch Jubiläen waren den Dreien immer schon schnurzpiepegal – und drei mal so lange durchzuhalten wie die Beatles ist für sie allein noch keine Kunst. Bevor sie also bald ihre eigenen Wachsfiguren bei Madame T. einweihen dürfen, schaufeln die ewigen Teenager sich lieber ihr eigenes Grab und gehen auf Abschiedstour, mit Station am 12. und 13. April im Gasometer

12| highlights © Daniel Schalhas Tickets im VAZ St. Pölten, ticket@nxp.at, www.vaz.at 02742/71 400, Raiffeisenbanken, Geschäftsstellen von www.oeticket.com und www.noen.at/ticketshop Mi., 01.03. Brucknerhaus Linz Do., 02.03. Congress Graz Stefaniensaal Sa., 04.03. Wiener Stadthalle, Halle F Fettes

Fotos: Schultz und Schirm (Jausmannskost), beigestellt (Shantel, Dara O’Briain), Luke Schwartz (Nikki Glaser), Jens Herrndorff (Fettes Brot), Bria Alysse (Kehlani), Alexi Pelekanos (maschek.)

Bücherwurm

Wenn

man mir noch vor fünf Jahren gesagt hätte, dass ich mit meinem Sohn ein Koch buch schreiben wurde, hätte ich nur laut gelacht”, lacht Mama Elisabeth Jaus tat sächlich herzlich auf ihr gemeinsames Projekt angesprochen. Freilich, die eine Hälfte von Pizzera & Jaus, nämlich Otto, entstammt als 1983er-Jahrgang einer Ge neration, in der nicht mehr so streng zwi schen Mädchen- und Bubenaufgaben ge trennt wurde, aber das Kochen war bisher in seinem Lebensalltag dennoch nicht sonders präsent gewesen: Otto entspringt einer fünfköpfigen Familie, in der die Ma ma (und auch die Oma) noch jeden Tag selbst gekocht haben – Fertiggerichte ka men da nie auf den Tisch. Da pfuscht man, als Adoleszent, der freilich andere Flausen im Kopf hat, natürlich nicht rein. Außerdem: Besser als bei der Mama und der Oma wird’s ja sowieso nie. Später werden es dann wohl die Freundin, der

Lieferdienst oder auch die zahlreichen Backstage-Buffets gerichtet haben, weil: Egal, ob man vor 9 oder 90.000 Menschen spielt, irgendwas zum Beißen und Trinken gibt’s hinter der Bühne immer. Dann kam aber die Pandemie, und während im Le bensmittelhandel allerorts die Hefe aus war, weil der gemeine österreichische Haushalt aus reiner Fadesse heraus plötz lich zur mittelgroßen Bäckerei wurde, wollte Otto endlich von seiner Mama das Kochen lernen – „bevor es zu spät ist”, wie er sagt. Und so hat er sich mit seiner Mama in die Küche gestellt und alte Familienrezepte gekocht und natürlich gleich aufgeschrie ben. Das klingt natürlich unglaublich süß und romantisch, aber jeder, der durch die (groß)mütterliche Kochschule gegan gen ist, weiß: „nach Gefühl” ist eine weit verbreitete, aber nicht unbedingt dingfeste Mengenangabe, die Otto schon hie und da zur Weißglut getrieben hat. Trotzdem: Im Übrigen sorgte die Glut für eine Viel zahl an Rezepten aus der niederösterrei chischen Hausmannskost um die wohl schmeckende Dreifaltigkeit Fleisch, Erd äpfelteig und Mehlspeis, mit Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Regionalität. Die geheime Zutat dieses Kochbuches sind zudem exklusive Einblicke in das Hause Jaus: mit alten Familienfotos und per sönlichen Geschichten. Mahlzeit!

n Pizzera & Jaus sind ab 2023 wieder mit „wer nicht fühlen will, muss hören” und ihrem dritten Programm „Comedian Rhap sody” quer durchs Land unterwegs.

Kehlani wird die Augen, den Geist und das Herz öffnen. Denn so unverblümt sie auch über das Leben singen mag, ihre Musik befindet sich noch ein Hochgefühl darüber. Selbst überzeugen kann man sich am 26. November im Gasometer

Dara O Briain ist eines der bekann testen Gesichter des britischen TVs, be kannt aus etwa „Mock The Week”. Mit seiner brandneuen Show „Voice of Rea son” gastiert der Charismatiker am 18. November im Gartenbaukino

maschek. sind nur ein Highlight in der ersten Saison der Cselly Mühle nach der Übernahme: In ihrer ureigenen Art ist sogar der Jahresrückblick 2022 am 25. November kein Trauerspiel. Mehr Highlights: cselly-muehle.at

Sie sind eines der berühmtesten Duos aus Österreich: Der eine heißt fast wie das italienische Nationalgericht, der andere hat (gemeinsam mit der Mama) ein Kochbuch geschrieben: Es ist, naheliegend, mit „Jausmannskost” betitelt.
TEXT:
BAUMGARTNER

Väter, die sich daheim in

Dirk Stermann spricht über sein erstes Kabarettsolo „Zusammenbraut“ und seinen Roman „Maksym“, die beide ums Vatersein kreisen. Können Kabarettisten überhaupt gute Väter sein? Warum ist Österreich in gesellschaftlichen Dingen so rückständig? Und wie wird er es ohne Christoph Grissemann auf der Bühne aushalten?

Ja,

Bücher hat Dirk Stermann (unser Lieblingsdeutsche) schon zahlreiche alleine geschrieben. Auf der Bühne und im Fernsehen (und dereinst im Ra dio) kennt man ihn jedoch eigentlich nur im Duo mit Christoph Grissemann. Dies ändert sich nun, denn wie auch im neuen Buch „Maksym“ beäugt Stermann in sei nem Kabarettsolodebüt „Zusammen braut” seine Vaterrolle. Allein.

Im Sommer ist Ihr Roman „Maksym“ erschienen, im Herbst folgt das erste Ka barettsolo „Zusammenbraut“. Ernten Sie gerade die Früchte der Lockdowns? Der Roman ist ein Lockdown-Produkt. Als dann langsam wieder Veranstaltungen anfingen, habe ich das Programm ge schrieben. Ich wollte einen Roman und ein Kabarettstück, die etwas miteinander zu tun haben sollten – zwei eigenständige Sachen zum gleichen Thema. Das fand ich lustig. Ich weiß nicht mal, warum ich das gut fand, aber mir gefiel die Idee, dass es ein Kabarettprogramm zum Buch und ein Buch zum Kabarettprogramm gibt.

Sind Sie fleißiger als Ihr Kollege Grisse mann? Na. Mir haben allerdings immer wieder Leute geraten: Wenn man im Duo oder in einer Band arbeitet, ist es sinnvoll, auch eigene Projekte zu haben. Sonst macht man immer das Gleiche und stirbt irgendwann. Am Ende denkt man sich: War eh okay. Aber vielleicht hätte es noch was Anderes gegeben.

Wie unterscheidet sich die Soloarbeit von der im Duo? Ich arbeite mit ihm gerne zusammen. Künstlerisch ist es wahr scheinlich sogar besser, weil man aus zwei Richtungen etwas entwickelt. Jetzt ist es vielleicht monohumoristischer, weil es nur ein Schädel macht. Aber alleine ist das Schreiben genussreicher.

Werden Sie sich auf der Bühne nicht ein sam fühlen? Das wird tatsächlich eigen artig. Es gibt im Programm zwei, drei Stel len, wo ich auf der Bühne telefoniere. Das habe ich wohl reingeschrieben, damit ich jemand habe, mit dem ich sprechen kann.

Worum geht’s im Programm? Meine er wachsene Tochter heiratet und ich halte eine Hochzeitsrede. Das ist die Grundsi tuation. Aber die Tochter ist gar nicht da. Ich bin nicht eingeladen und halte die Hochzeitsrede nur für mich.

Auch das Buch handelt vom Versagen als Vater. Wieso beschäftigt Sie das so?

Der Stermann im Buch wird zur Vaterrolle hingeführt, sagen wir so. Der echte ist schon etwas weiter. Gestern hatte mein Sohn seinen ersten Schultag. Hat super funktioniert. Lustigerweise trafen wir am Schulweg an der Ampel Bildungsminister Polaschek. Ich sage zu meinem Sohn: Schau, an deinem ersten Schultag kommt schon der oberste Bildungstyp. Ihm war’s aber wurscht, er weiß noch nicht, was ein Minister ist.

Was ist der Reiz davon, mit der eigenen Biografie zu spielen? Es ist natürlich ein bisschen eitel. Man geht davon aus, dass die mediale Figur Stermann bekannt ist und zeigt Facetten von ihr. Vor allem die negativen. Was ich am österreichischen Kabarett immer schon gut fand, ist: Im Gegensatz zu Deutschland, wo man sich über andere lustig macht, ist man sich hier selbst der größte Feind.

Kabarettisten sind viel auf Tour. Kann man da überhaupt ein guter Vater sein? Ich glaube nicht, dass jeder Kabarettist ein Rabenvater ist. Aber es ist leichter ein Rabenvater zu sein, wenn du Kabarettist bist. Erfolgreiche Kabarettisten, die viel unterwegs sind, haben ein bizarres Leben. Da kann man nicht halbe-halbe mit der Partnerin aufteilen. In Wahrheit ist es aber auch bei vielen Vätern, die anwesend sind, nicht viel anders.

Österreich ist in der Hinsicht auch nicht gerade fortschrittlich. Vorsichtig ausgedrückt. Wir haben ein derartig konservatives Gesellschaftsbild. Männer verdienen mehr, Frauen gehen deshalb in Karenz. Das ist eine unsägliche Un gerechtigkeit. Ich habe einen schwedi schen Cousin, er arbeitet bei einem deutschen Konzern. Die schwedischen Männer stehen um 15 Uhr mitten in der Sitzung auf und holen ihre Kinder ab. Die deutschen Kollegen sagen: Spinnt ihr?

Foto: Ingo Pertramer
TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER 14|

in Unterhosen betrinken

Ihre Tochter ist erwachsen, Sie durch laufen das Vatersein gerade zum zweiten Mal. Bewusster? Mein Sohn hatte das große Glück, in der Corona-Zeit Kleinkind zu sein. Ich war viel zu Hause. Insgesamt fällt mir auf: Bei meiner großen Tochter war ich noch wahnsinnig oft der einzige Vater am Spielplatz. Nur sonntags kamen Väter in hellen Hosen, die sauer waren, weil ihre Hosen schmutzig wurden. Wie geisteskrank kann man sein, in einem hel len Sommeranzug auf den Spielplatz zu gehen? Offensichtlich wussten die nicht, was dort passiert. Heute ist es schon nor maler für Männer, sich auch zu kümmern – aber gegen gesellschaftliche und politische Widerstände.

Im November gestalten Sie mit FalterHerausgeber Armin Thurnher einen Abend zur Fußball-Weltmeisterschaft im Globe Wien. Was wird das? Wir haben das vor vielen Jahren schon mal im Ra benhof gemacht. Damals hieß der Abend „Sex oder Fußball“. Im Saal haben ein paar Frauen über Sex geredet, im Foyer wir über Fußball. Es kamen immer mehr Leute zu uns raus. Darum lassen wir dies mal den Sex weg. Leider steht eine WM an, die man sich als Fußballfan eigentlich nicht anschauen kann. Aber man wird sich die Spiele wahrscheinlich unter gro ßem Protest widerwillig doch heimlich anschauen.

Sie und Kollege Grissemann sind be kannt dafür, auf der Bühne ziemlich viel zu trinken. Wie werden Sie es als NeoSolokabarettist halten? Als junger, auf strebender Solokabarettist Mitte 50 muss ich alleine trinken. Es gehört zur Drama turgie des Abends. Im Finnland gibt es ein langes Wort dafür, sich alleine zu Hause in Unterhosen zu betrinken: Kal sarikännit. So ist auch das Programm auf gebaut. Ich werde zwar nicht in Unter hosen dort stehen, im übertragenen Sinne aber schon. ich finde, das ist ein Bild, das gut in die Zeit passt. n „Zusammenbraut” spielt es ab Oktober u. a. in Wien, Linz, Graz und Tulln. Der Talk zu WM mit Armin Thurnher findet am 20. November im Globe statt, über die österreichische Innenpolitik plaudern sie am 6. November im At the Park Hotel Baden. Loriots Werke lesen Stermann & Grisse mann am 28. Oktober in der Burg Pechtoldsdorf, „Gags, Gags, Gags!” gibt es weiterhin ab Dezem ber wieder – und brandneu: Unter dem Titel „Österreichs Writing Stars” laden Stermann & Grissemann im Rabenhof Promis zum härtesten Literatur-Battle seit der Erfindung des BachmannPreises. Moderiert wird von Michael Ostrowski.

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Niederkaltenkirche

Mitihren Krimis über den baye rischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer und dessen ebenso skurriles wie liebenswertes Universum im fiktiven Niederkaltenkirchen wurde Rita Falk, 58, zu einer der erfolgreichsten Auto rinnen im deutschsprachigen Raum – nicht zuletzt, weil acht ihrer mittlerweile elf „Eber hofer“-Bücher (zuletzt „Guglhupfgeschwa der“ mit Sebastian Bezzel in der Hauptrolle) auch auf der Leinwand für grenzübergrei fende Gaudi sorgen. Im Herbst geht die ehe malige Bürokauffrau, die erst mit 45 zur Schriftstellerin geworden ist, gemeinsam mit Christian Tramitz und Florian Wagner auf Tournee und präsentiert in „Die Oma wird ned g’schubst!“ lustvolle Eber hofer-Schmankerl. Rita Falks Antworten im folgende Gespräch denken Sie sich

bitte in breitem bayerischen Dialekt.

schreibst noch!“

Du gehst mit Christian Tramitz, der die „Eberhofer“-Hörbücher eingesprochen hat, und dem Moderator Florian Wagner auf Tournee. Worauf dürfen sich deine Fans bei „Die Oma wird ned g’schubst!“ freuen? Auf ein kurzweiliges Event, bei dem nichts einstudiert ist. Wir spielen und er zählen spontan aus dem Bauch heraus und werden dabei riesigen Spaß haben. Keine Veranstaltung ist wie die andere, für uns ist jeder Abend eine Premiere.

Wie geht es dir als Schriftstellerin, wenn du dir mit professionellen Schauspielern die Bühne teilst? Ich stehe überhaupt nicht gern im Rampenlicht. Aber man wächst mit der Zeit in die Rolle hinein. Was ich sehr schätze, das ist die Freude, die vom Publikum zurückkommt. Der Schreiballtag einer Au torin ist ja ziemlich einsam. Du bekommst kein Feedback. Mein Computer sagt nie: „Heute hast du ganz toll in die Tasten getrommelt.“

Gibt es bei den Veranstaltungen die Mög lichkeit, dich persönlich zu treffen? Auf alle Fälle! Es gibt nach der Show immer noch eine Autogrammstunde; ich signiere wirklich bis zum letzten Menschen in der Schlange. Das ist mir ganz wichtig, dass auch der Letzte in der Reihe sein Buch signiert oder ein Selfie bekommt. Er kann ja nix dafür, dass er der Letzte ist.

Der Titel „Die Oma wird ned g’schubst“ bezieht sich auf eine skurrile Szene aus „Schweinskopf al dente“, dem dritten Eber hofer-Abenteuer ... ... wo die Oma im Bau markt eigentlich nur einen Allibert kaufen will. Aber dann gibt halt ein Wort das andere, die Oma tritt den Verkäufer gegen das Schienbein, der schubst sie weg ...

Eberhofer im Kino

Bereits zum achten Mal schlüpft Sebastian Bezzel in die Rolle des Eberhofers: Auch „Guglhupfge schwader” ist in den Kinos wieder mega erfolgreich!

Wie wichtig ist dir der Kontakt zu deinen Leserinnen und Lesern? Sehr! Jedes Mal, wenn ich mit einem Buch zu den letzten drei, vier Kapiteln komme, werde ich wehmütig: „Das könnte der letzte Eberhofer-Krimi sein.“ Aber bei einer Kino- oder Lesetour bekomme ich so viel positive Resonanz, so viel „Frau Falk, bitte nicht aufhören!“, dass ich mich danach hinhocke und denke: „Komm, einen

... und der Eberhofer wirft den Verkäufer zu Boden, richtet die Dienstwaffe auf ihn und sagt: „Die Oma wird ned g‘schubst, hast du das kapiert, du Zipfelklatscher?“ Genau. Obwohl ich in meinen Büchern sehr viel aus meinem eigenen Leben preisgebe, ist das aber keine Szene, die ich wirklich erlebt habe. Sie ist einfach meiner kranken Phantasie entsprungen (lacht)

Aber die Figuren stammen aus deinem per sönlichen Umfeld? Die Eberhofer-Oma ist sehr nah dran an meiner eigenen Oma vä terlicherseits. Sie war eine resolute Person und immer unglaublich direkt. Ich weiß noch, dass ich mir als Kind oft gedacht habe:

sind ein grenzenloser Erfolg. Nun erweckt die Autorin ihren Dorfpolizisten Franz Eberhofer – gemeinsam mit Christian Tramitz und Florian Wagner – auch auf der Bühne zum Leben.
Fotos: Sebastian Frey, dtv, Constantin Film

en ist überall

der? Als Erwachsene habe ich aber erkannt: Das ist die einzig richtige Vorgehensweise!

Die Eberhofer-Krimis spielen in der tiefsten bayrischen Provinz. Sind sie über die Lan desgrenzen so beliebt, weil wir uns insge heim nach einer überschaubaren, heilen Welt sehnen? Das ist tatsächlich der Schlüssel zum Erfolg. Im Zuge der wachsenden Glo balisierung sucht das Publikum nach etwas Heimeligem, nach etwas Vertrautem. Ich höre das ganz oft von meinen Leserinnen und Lesern: „Frau Falk, das ist ja wie bei meiner Oma daheim.“ Es gibt eine große Schnittmenge zum eigenen Leben der Leser. Jeder kennt jemanden, der so ist wie eine Figur aus dem Eberhofer-Kosmos. Nieder kaltenkirchen ist überall.

Wie gelingt es bei aller Bodenständigkeit der Figuren, nicht in einen dumpfen Na tionalismus abzugleiten? Bei allem Pro vinzialismus sind Eberhofer & Co. doch ziemlich weltoffen. Der Eberhofer, das muss man voranstellen, ist politisch überhaupt nicht korrekt. Aber er ist niemals abwertend

mit meinen Büchern allen gegens Schienbein und damit wird die ganze Geschichte wie derum gerecht – und charmant.

Aber eigentlich ist der Eberhofer, der immer ein bisserl grantig und unfreundlich ist, gar nicht der große Sympathieträger. Wa rum mögen ihn die Leute so gern? Weil er ein Anti-Held ist, den man sich auf keinen Fall zum Vorbild nehmen sollte. Aber wir alle kämpfen oft erfolglos gegen unseren in neren Schweinehund. Wir wissen genau, dass wir mehr Sport treiben und uns gesün der ernähren sollten. Aber der Eberhofer scheißt drauf. Natürlich bekommt er dann Probleme mit seiner Freundin Susi oder mit dem Cholesterin – aber auch das ist ihm wurscht. Er lebt so wie er möchte und macht sich keine großen Gedanken, ob das g’sund oder sinnvoll ist.

Im Nachwort zum aktuellen EberhoferBuch „Rehragout-Rendezvous“ verrätst du, dass dein Mann Robert, der viele Jahre bei der Polizei gearbeitet hat, im Sommer 2020 an Krebs verstorben ist. Wie wird sich das auf künftige EberhoferBücher auswirken?

Früher habe ich von meinem Computer

GEWINN SPIEL

Geschichtn aus der Provinz Mit Christian Tramitz, der Hörbuchstimme vom Franz, dem nie um ein Wort verlegenen Moderator Florian Wagner und selbstver ständlich mit der Schöpferin Rita Falk selbst, die bislang unveröffentlichte Anekdoten beisteuert.

aufgeschaut und gefragt: „Robert, ich hab’ eine Idee – ist das korrekt aus Sicht der Po lizei?“ Er ist auf der Wohnzimmercouch ge legen, Wollsocken an den Füßen, ein Glaserl Rotwein in der Hand und hat dann ja oder nein gesagt. Jetzt muss ich zum Telefon grei fen oder fahre in eine Polizeiinspektion und lasse mich beraten. Der Eberhofer hat eine riesige Fanbase bei der Polizei.

Warum hört der Eberhofer eigentlich am liebsten AC/DC? Weil das eine Musik ist, die eine Lebenseinstellung ausdrückt: „Lasst’s mich doch in Ruh, ihr geht’s mir alle am Arsch vorbei!“ Ich könnte mir keine Band vorstellen, die besser zum Eberhofer passt.

Bist du selbst AC/DC-Fan? Ja, aber ich muss dafür in einer ganz bestimmten Stimmung sein. Dann bin ich sofort wieder die Rock’n’Rollerin, die ich mit 16 war.

Ich habe gelesen, du warst als Jugendliche ein Punk – stimmt das? (lacht) Ich weiß nicht, woher das Gerücht herkommt. Aber tatsächlich war ich eine Zeit lang mit Rockern unterwegs, Punker war aber keiner dabei. Ich schwör’s! n Rita Falk, Tramitz und Wagner gastieren mit „Eberhofer unterwegs” am 30. November im Globe Wien, am 1. Dezember im Stadtsaal Vöcklabruck, am 2. im Stadtsaal Steyr.

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Wir verlosen 5x2 Bücherpakete mit den beiden aktuellen Eberhofer-Krimis „Guglhupfgeschwader” und „Rehragout-Rendezvous”. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: ticketmagazin.com

Der Mensch & die

TheHu stammen aus der Mongolei, vermischen fernöstliche Traditio nen mit westlichem Metal und er obern damit gerade die Welt. Trotz der teilweise martialischen und voller Lokal patriotismus steckenden Texte geht es dem Kernquintett prinzipiell um Grenzenlo sigkeit, Einigkeit und Brüderlichkeit. Ihre Eroberung der westlichen Welt ist rein musikalischer Natur und dient dem uni versellen Brückenbau auf zwischen menschlicher Ebene. Mit dem brandneuen Album „Rumble Of Thunder“ kommen die wüsten Exoten am 9. November für eine Headliner-Show in den Gasometer. Temka, Bediener der mongolischen Gi tarre, stand uns im Vorfeld Rede und Ant wort.

Was sagt der Titel „Rumble Of Thunder“ in eurem Kontext aus und kann man das Werk als konzeptionell betrachten? Die Themen, die wir auf dem Album besingen, kommen direkt aus unserem Herz und sind mit einem Blitz vergleichbar, der auf der Erde einschlägt. Jeder Song auf dem Album ist für uns extrem wertvoll und wir wollen, dass die Hörer sie nicht nur ge nießen, sondern auch verstehen können. Es gibt viele tiefergehende Botschaften, die mit der Umwelt, der Natur und unserer Gesellschaft zu tun haben – und alles kommt direkt aus unseren Herzen.

Der wichtigste Schlüsselsong des Albums ist „Black Thunder“. Er dreht sich um

die Werte der Mongolen und erzählt eine Geschichte über Kämpfe, den Glauben und den Tod. Inwiefern repräsentiert er eure Heimat und euch selbst? Egal, wie schwer das Leben und die momentane Lage einem auch erscheinen mag, gemein sam kommt man aus allen Problemen raus und kann immer eine Lösung finden –auch wenn die Götter gegen einen sind. Man muss sich und seinen Leidenschaften loyal bleiben und immer dankbar sein. Das sind die wichtigsten Charaktereigen schaften von Mongolinnen und Mongolen und das wollen wir der Welt vermitteln.

Egal, wer du bist, es ist absolut okay, dass du so bist, wie du bist.

Ein weiterer Song ist „Mother Nature“ –welche Bedeutung hat die Natur für euch als Band und inwiefern seid ihr davon beeinflusst? Die Erde ist steht referenziell für unser aller Mutter und dementspre chend behandeln und respektieren wir sie. Wir zollen Mutter Erde den gleichen Res pekt wie unseren biologischen Müttern. Auf dieser Welt zu sein sollte sich immer so anfühlen, als wäre man noch als Embryo im Körper seiner Mutter. Diese Gebor Foto: Barracuda Music

The Hu wurden 2016 in Ulaanbaatar gegründet und erlangten rasch internationale Bekanntheit.

Ihr erstes Album „The Gereg” erschien 2019, nun folgte „Rumble of Thunder”. Für einen besonderen Bekanntheitsschub sorgte ihr Beitrag für das Computerspiel „Star Wars Jedi: Fallen Order” und nach „Sad But True” ihr „Through The Never”-Cover für das Metallica-Tributealbum „The Metallica Blacklist”.

Untertongesang bringen The Hu seit einigen Jahren frischen Wind in die globale Metalszene. Mit ihrem zweiten Album „Rumble Of Thunder“ soll nun die endgültige Welteroberung gelingen.
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Natur

leben, welche Nähe wir zu ihr haben und wie wir von ihr profitieren. Wir haben eine sehr enge Bindung zur Natur und be nehmen uns ihr und Tieren gegenüber sehr rücksichtsvoll.

derspiegeln.

Wie seht ihr als Band die zunehmenden Umweltkatastrophen und die Klimakrise? Ist es euch wichtig, die Menschen auf sol che Themen aufmerksam zu machen? Die Luft- und Meeresverschmutzung ha ben ein Ausmaß erreicht, dass die Erde nicht mehr schultern kann. Wir sorgen uns sehr, wie es den künftigen Generatio nen geht und welche Welt wir ihnen hin terlassen. Um die Ignoranz der Menschen in diesem Bereich durchbrechen zu kön nen, reicht manchmal aber einfach Infor mation. Man muss den Leuten in Ruhe vermitteln, was sie mit Unachtsamkeiten auslösen und welche Effekte dadurch ent stehen. In „Mother Nature“ zeigen wir auf, wie geborene Mongolen mit der Natur

Was können wir Westler von Mongolen und deren Kultur lernen und gibt es auch Dinge, die ihr mit Freude aus dem Westen übernommen habt? Egal wohin wir fah ren, wenn wir auf der Bühne stehen und mongolisch singen, wird unsere Musik trotzdem verstanden. Die Musik hat keine Barrieren und sie dient als Verständigungs mitteln zwischen verschiedenen Kulturen. Wir sind natürlich aus der Mongolei und wissen um unsere Unterschiedlichkeiten, aber es geht immer um die richtige Balance. In unserer Kultur ist es wichtig, innerlich richtig ausbalanciert zu sein, um das auch nach außen tragen zu können. Was wir ganz sicher noch vom Westen mitnehmen können ist, diese Balance zu systematisieren und besser zu organisieren. Sodass wir sie in allen Bereichen des Lebens passend um setzen können.

Wie wichtig ist euch die Verbindung zwi schen der modernen Gegenwart und der mongolischen Tradition? All die Erfah rungen und Erlebnisse die unsere Vorfahren hatten, können als Zeichen der Weisheit und des Wissens in die Gegenwart und so gar in die Zukunft für die nächsten Gene rationen transferiert werden. Wir versuchen in den Texten den bestmöglichen Spagat daraus zu finden und damit das gesamte Paket der mongolischen Geschichte für die Zukunft greifbar zu machen.

Am 9. November kommt ihr für eine Show in den Wiener Gasometer. Ende Jänner 2020 wart ihr im Flex zu Gast. Er innerst du dich? Es war so schweinekalt, das werde ich nie vergessen (lacht). Ich kann mich aber auch sehr gut an die Of fenheit der Menschen in Wien erinnern. Ich kann es kaum erwarten wieder zurück zukommen, denn wir haben auch das Land gesehen und es war einfach wundervoll.

n The Hu gastieren am 9. November im Gasometer.

King of Österreich

Nur eine Twitter-Meldung

vielen nach der „Elefantenrunde” bei Im Zentrum am 11. September: „Ein junger Arzt, Musiker & Unternehmer, der politisch, in einer anderen Rolle als der des Bundespräsidenten, wohl eine Bereicherung für die Demokratie sein könnte, diskutiert mit 5 Irren.”

Umfrageergebnisse

(und seien sie noch so desaströs) machen der niederösterreichischen Landes hauptfrau Johanna Mikl-Leitner keine Sor gen, verriet sie erst kürzlich dem Kurier. „Große Sorgen” bereitet ihr allerdings der Vertrauensverlust in die Politik. Freilich: Es zeugt schon von äußerster Betise, wenn man die Kausalkette zwischen eben diesem und etwa dem insuffizienten Versuch einer Pan demie-Bewältigung oder auch der Teue rungskrise nicht erkennt. „Von Nichts kommt nichts“, heißt es schon beim römi schen Philosophen Lukrez. Dass dieser Ver trauensverlust jedoch so weit geht, dass sich die diesjährige Bewerberliste um das immer hin höchste Amt im Staat las wie der Stamm tischdeckel einer krähwinkligen Kaschemme, hat dann doch gewundert. Ja, selbst die finale Crème de la Crème, die am 11. September bei Im Zentrum auf ORF zusammentraf und ihre Narretei weitestgehend unkom mentiert breittreten durfte, ist zwar im de mokratischen Sinne, dennoch als bedenklich einzustufen. Ausgerechnet und allein Dr. Dominik Wlazny als Vorsitzender keiner „etablierten”, sondern der – es mutet beinahe wie ein Scherz an – Bierpartei (und Kopf von Turbobier) wusste nicht nur mit Inhalten, sondern insbesondere auch mit Raison zu überzeugen.

Sie sind mit 35 Jahren der jüngste Kandidat, und wären auch der jüngste Bundespräsi dent. Wäre es nicht langsam an der Zeit, dass wir generell in der Führungsspitze des

Staates nicht nur auf eine Quote setzen, sondern auch einmal der jüngeren Gene ration das Ruder überlassen? Ich bin der Meinung, dass das Alter überhaupt nichts darüber aussagt, ob man ein/e gute/r Politi ker/in ist. Man sollte die Menschen danach beurteilen, ob sie ihre Arbeit gut machen. Manche haben in zehn Berufsjahren mehr geschafft als viele andere in 50. Nur junge Leute ans Ruder zu setzen, kann aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Eine gute Mischung aus kompetenten und mo tivierten Leuten quer durch alle Altersschich ten ist glaube ich am sinnvollsten.

Das Leben als Rockmusiker ist vielleicht hie und da anstrengend, gilt gemeinhin aber als spaßig. Das Leben als Spitzenpoli tiker hingegen … – wieso wollen Sie sich das antun? Das frage ich mich auch manch mal, aber ich glaube, dass es an der Zeit ist, Politik – und damit auch dieses Amt – neu zu denken, alte Strukturen aufzubrechen und frischen Wind in dieses verstaubte System zu bringen. Außerdem möchte ich die Ge legenheit nutzen, mir wichtige Themen an zusprechen und hoffentlich auch umzusetzen. Dafür nehme ich so manche Schwierigkeit gerne auf mich.

Zeitgeist-Problem, dass man die Politik vielleicht nicht mehr ernst nimmt? Oder eher ein Zeitgeist-Problem, dass sich jeder selbst zu ernst nimmt? Politik wird glaube ich ernster genommen als je zuvor. Zu den anderen Kandidaten: Jeder von ihnen hat das Recht, auf dem Wahlzettel zu stehen, weil sie alle notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Jeder der Kandidaten hat unter schiedliche Gründe, zu kandidieren und das ist legitim. Die Menschen sind nicht politik verdrossen – sie sind politikerverdrossen und wer kann es ihnen verdenken?

Ihre Kritiker fragen aber durchaus, wie ein „wilder Rockmusiker“ den Staat mit der gewissen Würde repräsentieren will. Ja, ich bin tätowiert, trage gerne Lederjacken und zerrissene Jeans und höre Punkmusik. Ich habe aber auch studiert, habe eine eigene Firma, habe Arbeitsplätze geschaffen und

Selten hat sich so eine bunte Truppe aus –und da rechne ich Sie freilich nicht dazu – skurrilen KandidatInnen um den Platz in der Hof burg bemüht. Ein

JETZT

Das

Gespräch

Dominik Wlazny

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unter
TEXT: STEFAN BAUMGARTNER Foto: Die Bierpartei
volle
mit Dr.
finden Sie online auf ticketmagazin.com Am 9. Oktober ist die Wahl zum Bundespräsidenten. Gehen Sie wählen!
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zahle meine Steuern. Warum wiegt die eine Seite mehr als die andere? Ich weiß schon, dass Menschen gerne in Schubladen denken und dass ich in diesem System schwer ein zuordnen bin. Ich habe aber glücklicherweise eine gute Erziehung genossen und weiß mich zu benehmen. Außerdem begegne ich allen Menschen gleichermaßen mit Respekt.

Tatsächlich ist das Vertrauen in die Politik nicht unbegründet am Sinken. Kann (Spit zen-)Politik überhaupt – wie vielerorts etwa die Kommunalpolitik – auch anständig und sozial sein? Wenn ja: Warum ist sie es dann nicht? Machtgeilheit gepaart mit fehlenden Moralvorstellungen und völliger Selbstüber schätzung. Ich bin der Meinung, dass man sich viel Leid, Aufregung und auch Peinlich keiten erspart hätte, wenn man sich genau angeschaut hätte, wer sich da für das Minis teramt bewirbt. Darum fordere ich einen Eig nungstest für MinisterInnen. Bei jedem an deren Job muss man auch ein teils mehrstu figes Bewerbungsverfahren durchlaufen, bevor

man den Job bekommt. Nur bei Minister posten reicht anscheinend eine Mitgliedschaft im Bauernbund aus.

Mit Ihren hehren Zielen, die in sämtlichen relevanten, bisher stark vernachlässigten Bereichen – vom Bildungswesen über das Gesundheitsweisen bis hin zur Kulturbran che – grundlegende Änderungen fordern: Wären Sie da nicht eigentlich an anderer Stelle besser weil wirkungskräftiger aufge hoben? Immerhin greift der Bundespräsi dent nicht in die Tagespolitik ein. Er kann aber sehr wohl die Regierung an ihre Aufgaben erinnern, als moralische Richtschnur fungieren und seine Meinung kundtun. Es steht nirgends geschrieben, dass ein Bundespräsident mit seiner Meinung hinterm Berg halten muss.

Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) spendet einen Großteil ihres Gehaltes. Ihnen würden als Bundespräsident 350.000 Euro jährlich zustehen. Was wären Ihre Pläne damit? Die Bezirksräte der Bierpartei

– mich eingeschlossen – geben auch einen Teil ihrer Aufwandsentschädigung ab. Dieses Geld kommt verschiedenen karitativen Ein richtungen zugute. Hier geht es natürlich nicht um 6-stellige Summen, aber es ist uns wichtig und darum leisten wir diesen Beitrag.

Ich bin der Meinung, dass man als Bundes präsident dem Amt gemäß bezahlt werden sollte – man hat schließlich auch große Ver antwortung – aber diese Summe ist so weit weg von der Realität, dass mir ganz schwindelig wird. Da könnte man ordentlich einsparen.

Gehen wir mal von der Möglichkeit aus, dass Sie tatsächlich zum Bundespräsidenten gewählt werden: Was passiert dann mit Tur bobier – zumindest für die Amtsperiode(n)?

Das ist ganz klar festgelegt, als Bundespräsident darf man keiner anderen Tätigkeit nebenbei nachgehen.

n Marco Pogo erzählt in „Gschichtldrucker” laufend in ganz Österreich aus seinem bewegten Leben.

Musiktres

und gewinnen! arabella.at Der Arabella-

Ingrauen Vorzeiten von Social Media, als Facebook gerade MySpace ablöste, war es durchaus noch en vogue, sich ebendort auch Debatten zu stellen. Und so zog es sich dereinst zu, dass Der Standard das kleinen Mädchen eingeimpfte Frauen bild vermittels Barbie-Puppen zur Diskus sion stellte. Etwas polemisch stellte ich da mals die HeMan-Actionfigur entgegen: Auch heranwachsenden Burschen wird ein sonderbares Körper- und Rollenbild ver meintlich spielerisch vermittelt. Der Shits torm war damals schon: gewaschen. Wenn gleich: Meine Absicht war kein Kleinreden des Diskurses, sondern viel mehr eine Aus weitung. Mehr noch als ehedem bin ich heute, in einer gesellschaftlichen Ära, in der das „Gender” mit all seinen Kausalketten mehr als ein Bubblediskurs auf den Uni versitätsgängen ist, der Meinung, dass für zielführende Auseinandersetzungen ein einseitig gewichteter Fokus nicht im Sinne der Aufklärung steht, und einseitig gewich tete Kniggen erst recht nicht. Es liegt vielleicht auch daran, dass ich mit der kunterbunten Welt der Populärmusik mein persönliches Biedermeier 2.0 (freilich ohne dessen Hausbackenheit) ausgerufen habe, eine idyllische Idealvorstellung, bei der ich mir freilich rational bewusst bin, dass sie (noch) nicht der Realität entspricht, aber als Blaupause einer neuen Realität gel ten sollte – zuvörderst auf die strammen Geschlechterrollen bezogen, die ich – wie auch Alice Schwarzer – als aufgelöst sehen möchte, im Gegensatz zum TransgenderSpektrum jedoch unaufgeregt und bar jed weder Hysterie, mit allen Freiheiten. Iden titäten, Machtformen und Normen sind

schließlich nicht naturgegeben, sondern entspringen einem Konstruktionsprozess, einer sozialen Identität, die sich in ständiger Veränderung befindet. So ist es freilich be kannt, dass das traditionelle Geschlechter verhältnis seit Ende der Sechziger mehr und mehr auch realiter auseinanderbricht – Eigenschaften oder Verhaltensmuster, die noch vor wenigen Jahrzehnten einem der beiden Geschlechter zugeordnet wur den, heute in einer Diffusität aufgelöst wer den und sukzessive von einer körperlichseelischen Mischung beider Geschlechter bei jedem Menschen ausgegangen wird: Während Frauen sich zunehmend (wenn gleich noch nicht gleichwertig) mit vormals männlichen Domänen wie Macht und Kontrolle anfreunden, Kurzhaarschnitt und Hosenanzug tragen, dürfen Männer (ob wohl hie und da noch belächelt) durchaus auch „ihre weibliche Seite” (sprich: Gefühle) zeigen und ihre Metrosexualität ausleben. Beides Progresse, die in der Popmusik schon lange Normalität darstellen: Bereits in den Fünzigerjahren trug Little Richard Federboa, Rüschenhemd und Leopardenfellschuhe –gepaart mit weibisch abgespreiztem Finger und hysterischem Kieksen. Schon radikaler

gab sich Lou Reed in den Siebzigern mit S/M-Outfits und seiner Liaison mit einer Transfrau namens Rachel – war er doch einer der ersten Künstler, die offen zur Schau stellten, sich nicht zwischen ihrer ei genen Männlichkeit und Weiblichkeit ent scheiden zu wollen. Hierauf auch David Bowie, der am Cover von „The Man Who Sold The World” in ein seidiges Kleid gehüllt einer Diva gleich ausgestreckt auf einem Diwan lag. Später dann auch Boy George, Aerosmith und Prince, die ebenfalls im Glam aufgingen. Im Gegensatz dazu zierte damals schon das Antlitz von Patti Smith nicht wenig Gesichtshaar, während Grace Jones mit ihren martialischen Drohgebär den, Madonna mit an Leinen geführten Männern gespielte sexuelle Gefräßigkeit und somit gemeinhin männliches Verhalten karikierten und imitierten.

Die Begrifflichkeit der „Androgynität”, die die Vereinigung vermeintlich männlicher und weiblicher Merkmale – auch durch „Crossdressing” – in einer Person meint, kategorisiert diese Bipolarität: Androgynität ist bereits seit der Schöpfungsgeschichte, in der Adam und Eva bekanntlich aus einem Körper entstammen, ein Thema und gerade

Harry Styles

Vom The Guardian 2019 auf die Authentizität seines extravaganten Kleidungsstils und seine vermeintliche sexuelle Zweideutigkeit angesprochen, erklärte er: „Ich möchte eine bestimmte Stimmung, eine Aura ausdrücken. Nicht, weil ich dann schwul, hetero oder bisexuell aussehe, sondern weil ich denke, dass es cool aus sieht.”

Ein 2002 erschienenes Buch von Alice Schwarzer trägt (m)einen Traum im Titel, spricht es sich doch „gegen die Spaltung von Menschen in Männer und Frauen” aus. Eine Welt, die die Popmusik schon lange vorlebt.
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Fotos: Instagram (@ykaaar, @hshq)

was madeder androgyne Mann ist (siehe dazu auch Greer, Germaine: „Der Knabe”) seit der Antike ein Objekt der Begierde und Inbegriff der Schönheit. So wie es auch dereinst der durch zig Messerschnitte gebastelte Michael Jackson war, der freilich später durch seine Eskapaden mit Kindern in Ungnade kippte. Oder auch Brian Molko von Placebo, Ma rilyn Manson und Bill Kaulitz, androgyner Sänger von Tokio Hotel, die sich allesamt eine Zeit lang vor hysterischen Avancen vornehmlich weiblicher Groupies kaum retten konnten. Freilich: Androgynität und die damit oft einhergehende Sexualisierung ist (nicht nur) in der Welt der Musik ein Vehikel zur Selbstdarstellung, zum Auffallen, Provo zieren, manchmal auch, um zu kompen sieren und letzten Endes natürlich der Ver marktung dienlich: Aktuell sind etwa Harry Styles und auch Måneskin nicht allein ob ihrer musikalischen Potenz derart in aller Munde, sondern auch wegen ihrer Optik. Aber trotzdem verdeutlicht ihr Image auch eine vorauseilende, gesellschaftliche Selbstverständlichkeit: Wir entstammen alle derselben Rippe, Geschlecht und Ge schlechtlichkeit ist Kultur, sie werden durch unser tägliches Handeln neu ge dacht und irgendwann löst sich „Gen der” vielleicht auch im Alltag aus seiner aktuellen Krise und ist ein winziges Chromosom tatsächlich der einzige Unterschied zwischen Mann und Frau.

n Måneskin gastieren am 28. April in der Wiener Stadthalle D, Harry Styles am 8. Juli im ErnstHappel-Stadion.

Damiano David (Måneskin) Sein charakteristischer androgyner Look und Modestil auf der Bühne ist eine Mischung aus Hippie-, Vintage- und Glam-Rock der 1970er Jahre, weshalb er nicht nur als Musiker, sondern auch als italienische Modeikone gesehen wird.

GUT ZU

WISSEN

Dieses Jahr erschien mit „Don’t Worry Darling” bereits der erste, im November mit „My Policeman” gleich der zweite Film mit Harry Styles, am 7. Oktober veröffentlichen Måneskin ihre neue Single „The Loneliest”.

Die Seele reist

Mit ihrem Debütalbum „My World, My Love, Paris“ gelang der jungen Waldviertlerin Oska nicht nur eines der spannendsten österreichischen Werke, sondern nach zwei Jahren pandemischem Darben auch der internationale Live-Durchbruch. Doch der Hype im kleinen Rahmen ist erst der Anfang…

ist Oska in einer gro ßen, musikalischen Familie. Das Gitarrespielen hat sie sich selbst beigebracht, die ersten Songs nach der Schule geschrieben und als Straßenmusi kerin in Wien genau so viele Erfahrungen gesammelt wie beim Studium von Popund Jazzgesang. Und genau diese natürliche Organik macht Oska aus.

Aufgewachsen

Dein erstes Halbjahr 2022 war voller Highlights: Zuerst erschien „My World, My Love, Paris“ und dann ging es endlich auch außerhalb der Landesgrenzen auf Tour, unter anderem im Vorprogramm von Tom Odell und Milow. Ich hatte noch nicht die Zeit, alles zu verarbeiten. Meine Mama hat etwas Schönes dazu ge sagt: „Die Seele reist nicht mit.“ Ich war in letzter Zeit sehr viel unterwegs, aber geistig bin ich noch nicht überall der phy sischen Geschwindigkeit hinterhergekom men. Es fühlt sich an wie ein Traum, der in Erfüllung ging.

Ein starker Gegensatz zur vorangegan genen Pandemie. Musst du dich dadurch ein bisschen auf den Boden der Tatsa chen zurückholen? Ich liebe das Tourle ben und fand mich sehr schnell darin zu recht. Es ist nicht für jeden was, aber mir liegt es sehr. Ich trete gerne mit Leuten in Kontakt, singe und performe mit großer Leidenschaft. Wenn das dann noch mit eigenen Liedern geht, die die Leute hören wollen, ist es besonders schön.

Du hast in den letzten Monaten in ganz Europa viel Publikum dazugewonnen selbst in Holland haben sie in den ersten Reihen textsicher mitgesungen. Dazu auch noch von meinen Lieblingsliedern am Album, die gar keine Singles wurden! Das hat mich sehr berührt. Ich kann mir aber noch immer nicht vorstellen, dass in Österreich oder sonst wo jemand sitzt und beim Essen oder Arbeiten gerade meine Musik hört.

Ist das eine Einordnung für Erfolg, wenn sich andere Leute mit deinen Songs iden tifizieren? Durchaus. Jeder definiert Erfolg anders. Ich muss nicht der größte Star der Welt werden, sondern will einfach Musik machen und davon leben dürfen. In mei ner Welt ist das bereits Erfolg. Wenn man seine Leidenschaft so umsetzen kann, dass man sich davon Essen kaufen und eine Wohnung leisten kann.

Wenn man von seiner Leidenschaft nicht nur überleben, sondern wirk lich leben kann, ist doch das Beste fast erreicht. Aber das Musikbusiness wackelt, immer noch. Sorgt dich das in deiner Profession als Musikerin? Von außen schaut immer alles sehr gut aus, aber es ist sehr schwierig, sich durchzusetzen. Musikerin zu sein ist eine große Herausforderung und ich ha be genauso Zukunftsängste wie andere. Ich hätte irgendwann auch gerne einmal eine Familie und ein stabiles Leben und

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Fotos: Hanna Fasching, Elias Hartmann, Marcel Bernard, Martin Krachler, Niklas Dostal, Matthias Grüner, Endorphinaa

t nicht mit

das sollte auch mit diesem Job gehen. Ich stecke so viel Arbeit und Zeit rein, dass ich traurig wäre, wenn es nicht klappen würde.

Haben Zukunftsängste Auswirkungen auf deine Kreativität? Meine kreativste Phase hatte ich in meiner Schulzeit. Da hat man sich am wenigsten Gedanken über seine ganze Existenz gemacht und musste nicht überlegen, ob man sich noch etwas leisten kann oder nicht. Ängste hem men immer, für die Kreativität muss man frei sein können, weshalb ich auch eine große Befürworterin für das bedingungs lose Grundeinkommen bin. Wie viel schö ner wäre das Leben für viele, wenn gewisse Sorgen abgedeckt werden? Man könnte sich viel stärker auf seine Ta lente und Leidenschaften konzentrieren.

Wird einem im Me tier der Kunst mehr Freiheit und Naivität zugestanden? Es heißt nicht umsonst „Gitar respielen“. Man hat Verantwortungen, wenn man älter wird, aber die muss man im mer wieder ausschalten können. Ich hoffe, dass ich mich immer frei füh len kann, wenn ich mich hinsetze und Musik mache.

Helfen dir Konzerte und Auf tritte, um extrovertierter zu wer den? Vielleicht bin ich ein „extroverted introvert“. Ich bin sehr kontaktfreudig und habe überhaupt keine Scheu vor Men schen, aber am meisten Energie schöpfe

ich aus dem Alleinsein. Dennoch braucht Jeder zwischenmenschliche Kontakte, um ein schönes Leben führen zu können.

Lernst du nach einem so aufregenden Halbjahr die ländliche Heimat, Freunde, Familie und Ruhe noch mehr zu schätzen als vorher? In mir herrscht eine gewisse Ambivalenz. Ich will noch viel reisen und sehen im Leben, aber so schön ein Ort auch ist, er hat mit mir keine besondere Verbindung. Bei meinen Milow-Konzer ten machte Stu Larsen mein Tourmana gement und in einem deutschen Dorf zeigte er mir einen Baum, der in seinem größten Musikvideo vorkommt. So hat ein einfacher Baum eine wichtige Bedeu tung für einen mir wichtigen Menschen und somit auch für mich. Wenn ich also

an Deutschland denke, dann ist dieser Baum in meiner Erinnerung am präsen testen.

Kannst du an dir festmachen, wann ein Gedanke oder eine Idee es wert sind, zu einem Song zu werden? Irgendwas an der Idee muss mich instinktiv begeistern oder längerfristig festhalten. Es ist ein be stimmtes Gefühl, dem man nachgehen will oder nicht. Es geht um persönliche Intuition.

Bleibt dir momentan überhaupt die Zeit, um neue Songs zu schreiben? Die neuen Songs kommen dann, wenn ich Zeit hatte, die aktuellen Dinge zu verarbeiten. Da müssen wir noch ein bisschen Geduld haben. Wenn ich auf Tour backstage mal die Gitarre in der Hand habe, dann kom men mir aber schon Ideen, die ich fest halte.

n Oska gastiert am 28. Oktober in der Kulturfabrik Kufstein.

ÖSTERREICHISCHE MUSIKERINNEN VON WELTFORMAT

Abseits der kontinuierlichen Öde von Bandwettbewerben und Awards finden sich in Österreich, teils weit unter Radar, Musikerinnen von tatsächlichem Weltformat. Eine Auswahl von Stefan Baumgartner. [1] Pure Chlorine hat im Juni bei der Debüt-EP-Release-Show „Sorry That I Smashed Your Ego” mit neuer Bandbesetzung dokumentiert, welche (nicht nur textliche) Wucht und Brillanz in ihrem Alt-Pop steckt, der auch gut ins Vorprogramm von Billie Eilish passen würde. [2] ELAV ist ein junge:r Artist, der ohne Kompromisse wichtige Zeitgeistthemen in cooles Soundgewand hüllt: Sex, Selbstliebe und Depression. Am 14. Oktober kommt nach den ersten vier Singles die Debüt-EP „polaroid_style” mit zwei neuen Songs. Sheesh! [3] Tina Naderer Nach Verarbeitung ihrer ersten, gescheiterten Beziehung befindet sich die Mittzwanzigerin nun in einer Fernbeziehung und sehnt sich auf ihrer neuen Single „Nicht so schnell” danach, diese im Alltagsstress endlich auch einmal genießen zu können. Passend dazu: die Akustik-Tour im Dezember! [4] Luca Malina hat es mit ihrer Debüt-Single „Don’t” gleich an die Spitze der FM4-Charts geschafft, nach „Rain” ging sie mit der Bombe „Fckrz” jedoch so richtig steil. Aktuell kollaborierte sie mit Jeremy Pascal auf „Tired”, im Herbst folgt dann die Debüt-EP. [5] Sinikka Monte ist eine in Österreich lebende, finnisch-südafrikanische Sängerin, die im Oktober mit „Dead End“ ihre sechste Single vorlegen wird. Einstweilen empfehlen wir der breiten Zielgruppe zwischen Ariana Grande, Madison Beer und Labrinth insbesondere „Deadlocked“ und „Slayer“. [6] Valeriooon zeigt mit ihrem Song „#Nutte“, dass Frauen wichtige Themen wie Diversity, Drogen und Übergriffe ansprechen, dabei aber gleichzeitig eine Party anheizen können – lebensfroh trotz Negativität, quasi. Das Ganze passiert auf Rap-Basis, allerdings mit Tentakel ins breite Genre-Spektrum der Gen

Z. 1 @purechlorine 2 @elav.elav.elav 3 @tinanaderer 4 @lewmali 5 @sinikkamonte 6 @valeriooon
18.10. 20.10. IN DER SZENE SALZBURG THE GODFATHERS JOSH. 19.10. Vollständiges Programm unter: www.rockhouse.at KING CHARLES Rockhouse Salzburg Schallmooser Hauptstr. 46, 5020 Salzburg service@rockhouse.at | www.rockhouse.at DI 11.10. 24.10. CARL VERHEYEN BAND CARI CARI 08.10. BIRTHDAY PARTY CAMO & KROOKED, MAVI PHOENIX, SKINNY B, LOVEBOAT, ELSA, THE VINTAGE CINEMA CLUB, U.V.A. 02.11. DE STAAT DI 25.10. TOCOTRONIC 03.11. EMIL BULLS wukvienna musik.wuk.at Währinger Straße 59 1090 Wien 08.10. Wallis Bird 09.10. Bummelkasten 12.10. Querbeat 13.10. DJ Krush 14.10. Die Sterne 15.10. Mine 05.11. Dives
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DER

Die besten, größten und wundervollsten Alben der Musikgeschichte: nach fast einhelliger Kritiker-Meinung sind sie in Stein gemeißelt. Aber sind sie das wirklich? Ich finde nicht. Wie zum Beispiel „I’ve Been Expecting You“ von Robbie Williams.

In seiner 25-jährigen Solo-Karriere, die er dieser Tage mit dem Release des Albums „XXV“ abfeiert, hat sich der lustige Brite als stabiler Top-Act etabliert. Davon zeugt auch seine aktuelle Tour, die trotz kontinuierlich stagnierender Chart-Erfolge für volle Häuser sorgt – live ist der 48-jährige nun mal eine echte Gewalt. Auch im Studio konnte der ehemalige Take-That-Kasperl von Anfang an überzeugen, speziell durch die musikalische Seelenverwandtschaft mit Songwriter Guy Chambers entstanden so in den ersten paar Jahren ein paar echte Klassiker. Vor allem am zweiten Album „I’ve Been Expecting You“ haben Kritiker und Fans gleichermaßen einen Narren gefressen. Gut, der zweite Longplayer in einer Musikkarriere gilt immer als die schwierigste Hürde, und mit Bangern wie „Millennium“, „No Regrets“ oder „She’s the One“ ist auch wirklich genug Hitmaterial da. Aber sollte man ein Album nur an seine Ö3-Tauglichkeit messen? Zu glatt, zu berechenbar und zu kommerziell ist das für meinen Geschmack, da war der Albumtitel wohl zu sehr Programm. Und im auslaufenden 20. Jahrhundert eigentlich immer noch zu sehr in der Welt des damals schon schlecht alternden Britpop verwurzelt. Da finde ich ehrlich gesagt den mit Sicherheit zwar planloseren und weniger konsistenten Debüt-Vorgänger „Life thru a Lens“ wesentlich spannender. Robbie geht hier, frisch genesen nach einer ungesund lebensbejahenden Phase recht hemdsärmelig zu Werk. Und nicht zuletzt finden sich mit „Let Me Entertain You“ und „Angels“ zwei zwar völlig gegensätzliche, aber unfassbarer Grandezza vorgetragene Wahnsinns-Songs, die bis heute nicht nur seine Karriere, sondern auch jedes Konzert als Opener respektive Closer definieren.

GEWINNSPIELE

Die Gewinnspiele der aktuellen Ausgabe finden Sie auf den Seiten 08 10 und 16 17.

Zu gewinnen gibt es:

1x2 Tickets für „Der Glöckner von Notre Dame”

5x2 Eberhofer-Buchpakete von Rita Falk

Eine Teilnahme an den Gewinnspielen ist möglich auf www.ticketmagazin.com im Beitrag „!ticket Gewinnspiele Oktober 2022“. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 1. November 2022.

IMPRESSUM

Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst: Ste fan Baumgartner Anzeigen: Stephanie Ableidinger, Mag. Roberta Scheifinger Anzeigenproduktion & Verrechnung: Susanne Franzl Redaktion: Stefan Baumgartner, Sebastian Fasthuber, Robert Fröwein, Markus Höller, Hannes Kropik, Manuel Simbürger Lektorat: Gunther Natter Fotos: siehe Copyright Co ver: Johan Persson © Disney Medieninhaber, Ei gentümer, Redaktionsanschrift: CTS Eventim Austria GmbH, !ticket Eventmagazin, Mariahilfer Straße 41–43, 1060 Wien Designkonzept, grafische Produktion: QMM Quality Multi Media GmbH, Ma riahilfer Straße 88a/II/2a, 1070 Wien Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager Druck: Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten Abonnements: !ticket Österreichs Eventmagazin Nr. 1 erscheint 9 x jährlich. Jahresabo Österreich:

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Ausgabe erscheint am 2. November.
PLATTENLÄSTERER
Journalist Markus Höller versus Robbie Williams

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