!ticket September 2017

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TIM_42_44_Fussball_g_KSB_k1.qxp_Layout 1 17.08.17 12:23 Seite 3

Tage später wiederholte. Im Endeffekt zählt nur die Qualifikation und die hat Koller unterm Strich von drei möglichen Turnieren nur einmal geschafft.“ Auf die Elf! Aber ist es um das österreichische Nationalteam nun wirklich so schlecht bestellt, oder war nicht viel eher der Siegeslauf in der EM-Qualifikation ein trügerischer? „Wir haben eine so gute Nationalmannschaft wie schon lange nicht mehr“, tritt Prohaska für die aktuelle Elf ein, „mit dem Team müssen wir uns nicht verstecken. Auch die Diskussion um die so oft kritisierte Positionierung von David Alaba ist müßig. Als Österreich vor zwei Jahren erfolgreich war, hat niemand hinterfragt, ob David im linken Mittelfeld spielt. Ich bin nicht der Meinung, dass uns Alaba entscheidend hilft, wenn er linker Verteidiger spielt. Er ist zwar der nominelle Star, am Ende aber auch nur einer von elf in einem großen Team.“ Fehler und Erfahrungen Toni Polster stoßen die Verfehlungen kurz vor der EURO 2016 in Frankreich noch heute sauer auf. „Da passierten so viele Fehler wie das Hotel in der Pampa oder ein ermüdender Sponsorentreff zwei Tage vor einem wichtigen Spiel. Ich dränge mich nicht auf, aber mit erfahrenen Personen wie Herbert Prohaska, Andi Herzog, Ivica Vastic oder mir hätte man einen Expertentisch, ein Jour fixe, einrichten können. Von Teamchef Koller bis hin zu Sportdirektor Willi Ruttensteiner waren nur unerfahrene Leute bei der Europameisterschaft. Man hätte die Kräfte bündeln sollen, denn wir haben bei unseren Turnierteilnahmen früher selbst Fehler gemacht, aber Erfahrungen daraus gesammelt.“ Prohaska stimmt dieser Einschätzung nicht zu: „Was hätten wir denn sagen sollen?

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Herbert Prohaska (*1955), genannt „Schneckerl“ für seine in der Jugendzeit üppige Lockenpracht begann seine Karriere bei Ostbahn XI (1970–1972). Weitere Stationen: FK Austria Wien (1972–1980), Inter Mailand (1980–1982), AS Roma (1982–1983) und wieder die Austria Wien (1983– 1989). Nach seinem aktiven Karriereende stand er der Austria Wien (1990–1992 und 1999–2000) und der österreichischen Fußballnationalmannschaft als Trainer bei.

Im Vorfeld war so viel Euphorie, dass es nicht gepasst hätte, vor irgendetwas zu warnen. Und ein Jour fixe hilft nichts, wenn du keine Interna kennst.“ Jugendarbeit Dass Österreich abseits der wankelmütigen Qualifikation überhaupt so gut dasteht, verdankt man nicht zuletzt der Jugendarbeit. So haben die Verantwortlichen im ÖFB und die heimischen Bundesligavereine die nötigen Ressourcen gebündelt, um die Ausbildung immer professioneller werden zu lassen. Die Red Bull Akademien sind dabei federführend, auch Teams wie die Wiener Austria, Rapid Wien oder Sturm Graz haben viele Jungtalente auf ihrem Weg zu gestandenen Profis tatkräftig begleitet. Einig sind sich Polster und Prohaska dabei, dass nicht jeder schnelle Wechsel ins Ausland Sinn macht. „Philipp Prosenik, der momentan auch bei Rapid nicht zum Zug kommt, hat es bei Chelsea und Milan probiert. In solchen Teams musst du aber schon in der Reserve als Stürmer wie am Fließband treffen, sonst wirst du aussortiert.“ Diejenigen, die es aber geschafft haben, sind gestandene

In den Achtz iger- und Neu nzigerjahren Toni Polste war r (*1964) ei ner der erfolg ten und popu reichslärsten österr eich und Sportler, spielte bei de ischen Fußballer r Austria Wie (1982–1987 n ), be beim FC Sevi i Torino Calcio (1987–19 lla (1988–19 88), 91), dem CD nes (1991–19 Logro92), Rayo Va lle 1993), dem 1. FC Köln (1 cano (1992– 993–1998) schließlich be und i Borussia M ’gla 2000). Sein aktives Karrie dbach (1998– reen mit der Austr ia Salzburg 20 de beging er 00. Als Traine stand Polste r dem LASK Linz II (2010– r 2011), dem SC Wiener Vi und seit 2014 ktoria (2011– ) und Admira 2013 Wacker (201 3) bei.

Größen. „Sebastian Prödl hat ein paar starke Jahre bei Sturm gehabt und kam dann über Werder Bremen zu Watford in die englische Premier League. Dort ist er Stammspieler und Leistungsträger, ein Musterbeispiel für einen starken Legionär“, schwärmt Prohaska. Ausblick Für das Qualifikationsfinish ist er teiloptimistisch. „Als Patriot hoffe ich auf einen Erfolg, aber sportlich wird es eine Mammutaufgabe. Wir müssen alle vier Spiele gewinnen. Schaffen wir am 2. September keinen Sieg in Wales, ist es vorbei.“ Im Gegensatz zu Polster könnte sich Prohaska auch vorstellen, dass Koller im Falle einer gescheiterten Qualifikation Teamcoach bleibt. „Und wenn nicht, haben wir starke österreichische Trainer. Ein Hasenhüttl, Stöger oder Herzog könnten das sicher machen.“ Und unter welchen Umständen käme es zu einem Prohaska-Comeback? „Wenn ich alles, was ich besitze, verlieren würde. Dann wäre ich gezwungen, wieder einzuspringen …“


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