Bergauf #2 2025

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heft #2.2025  — Juni/Juli/August

Das Magazin des Österreichischen Alpenvereins seit 1875

Bergauf

t he MA

und wild 10

Weitwanderwege im Porträt. Tipps, Touren, Ausrüstung.

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Transalp am Mountainbike.

Gute Planung ist das Um und Auf _ 28

UN te RW e GS

Trendsport Trailrunning.

Interview mit Pionier Markus Kröll _ 60

R e SP e K t VOLL

Nachhaltig ausrüsten.

Lieblingsteile leben länger – oder?_ 74

© Anna Schoberth

Fotos:

Simon Beizaee zeichnet für das Titelbild dieser Ausgabe verantwortlich. Der Fotograf ist in München, Innsbruck und den Bergen zu Hause, die ihm als Basis für Projekte rund um den Globus dienen. theoutsidefactory.com

Nora Leszczynski setzt sich bei der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA für eine nachhaltige Entwicklung in den Alpen ein – nicht umsonst ist sie in jeder freien Minute in den Bergen beim Wandern oder Laufen anzutreffen. Im vorliegenden Bergauf gibt sie Einblick in einen Teil ihrer Arbeit, nämlich den alpenquerenden Weitwanderweg Via Alpina (S. 12).

Werner Beer ist Mitarbeiter des Österreichischen Alpenvereins und für den Bereich Geoinformation und Kartographie zuständig. Der Vater zweier Buben und leidenschaftliche Bergmensch ist im Außendienst motivierter Wegespürhund und hält auch sonst immer die Augen offen (S. 40).

eV e L i N S tARK

Chefredakteurin Bergauf

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Weit und wild“ – das ist nicht nur der Titel dieser Ausgabe, sondern auch eine schöne Umschreibung unserer Redaktionssitzung im Jänner. Während draußen gerade die Skitourensaison startete, haben wir drinnen lebhaft über Sommeraktivitäten, Weitwanderwege, wilde Täler, Öffi-Touren, Trailrunning und GPS-Daten diskutiert. Beim Titelbild wurden viele Ideen gewälzt – am Ende stand eine Entscheidung, über die wir alle happy sind. Parallel dazu haben wir Hüttenporträts abgestimmt, Fußnoten verfolgt, Quellen geprüft – und uns immer wieder gefragt: Wie viel Wildnis passt eigentlich in ein Heft?

Die Antwort: überraschend viel. In dieser Ausgabe nehmen wir euch mit auf weite Wege – über Grenzen, Zeiten und Lebensräume hinweg. Wir feiern 50 Jahre Nordalpenweg und 25 Jahre Via Alpina, biken transalpin und begleiten eine begeisterte Bergfexin bei ihrem Hüttenjob. Dazwischen: Respekt am Berg, Geld für Wege, sicherer Bergsport und jede Menge Klimaschutz. „Weit“ steht dabei nicht nur für Entfernung, sondern auch für Horizonterweiterung. Und „wild“? Das ist manchmal der kreative Schwung, mit dem ein Text kurz vor Redaktionsschluss noch seine perfekte Form findet. Genau das macht für uns den Reiz aus –draußen wie drinnen.

Ich wünsche einen (wilden) Sommer voller Fernsicht und Freiheit –und natürlich viel Freude beim Lesen dieser wanderlustigen Ausgabe!

Aktuelle Informationen: www.alpenverein.at f facebook.com/alpenverein I instagram.com/alpenverein

i N h ALt

Heft

# 2.2025

Juni/ J uli/August

t H em A

10 Bildgewaltig: Franz-Fischer-Hütte

12 Von Palmen bis zu Gletschern Die Via Alpina feiert 25. Geburtstag.

16 50 Jahre von Ost nach West

22 Wege der Freundschaft Drei (Weitwander-)Wege durch Bergsteigerdörfer.

24 Tipps vom Bergsport: Vier gewinnt!

26 Bergwandern in der Alpenverein-Akademie

28 Einmal quer über die Alpen rollen

30 Tourentipp: Ostösterreichischer Grenzlandweg

32 Das System alpenvereinaktiv Wie kommen so viele Touren ins Portal alpenvereinaktiv?

36 Wo geht’s zur Hütte?

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40 Im Glauben erschüttert Auf Irrwegen trotz Tourenplanung mit Karte: Warum?

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21 We G etAtiON

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48 Re SP e K tA M Be RG

Das Titelbild stammt von Simon Beizaee und ist am Weg zur Reither Spitze (Karwendelgebirge) entstanden.

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67 We G e UN d h ütte N i M B L ic K

68 G OOd NeWS

72 A LP e NV e R ei NSS hOP

92 AUSL e S e

98 VORS ch AU / iMPR e SSUM

44 Plan B wie Biwak

50 Kilometerweise Einsatz Warum die Erhaltung der Alpenvereinswege Schweiß und Geld kostet.

54 50 Jahre „Rotpunkt“

57 „Sicherheit als Auftrag“

60 Trailrunning – Light is Right!

64 Auf die Hütte, fertig, los

R es P e K t VO ll

74 Lieblingsteile leben länger Alpinausrüstung auftragen – ja oder nein? Die Nachhaltigkeit hat viele Facetten.

78 Fragenbaum: Weniger ist mehr

79 Gletscherbäche und Klima

80 Unberührte Natur und warmherzige Menschen Baška grapa ist neues Bergsteigerdorf.

82 Der goldene Markt im Nationalpark Hohe Tauern

84 Kolumne: Ankommen ist relativ

86 Durch die Kinderschutzbrille

89 150 Jahre Mitteilungen

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94 Museum mit Weitblick Neue Sonderausstellung im Dachstein Museum Austriahütte.

95 Schaukasten: Gletscher-Archiv

96 Bildgeschichten: Schauen und Staunen

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Wie steht es um den Kinderschutz im Alpenverein? Bergauf fragt nach.

Illustration: Rachel Katstaller

Dein Trail dein Tempo

Alpenvereinsversicherung gibt Rückenwind

Ob in den heimischen Bergen oder auf Reisen – die Alpenvereinsversicherung begleitet dich auf deinen Abenteuern und schützt dich vor möglichen finanziellen Belastungen.

Mehr Infos zum Deckungsumfang und den Ausschlüssen findest du hier.

Respektiere deine Umwelt und genieße die Natur verantwortungsvoll und sicher.

M ARKUS We L z L

Alpenvereins-Vizepräsident

Alpenvereinswege –ein Schatz, den es zu erhalten gilt

Wege strukturieren den Alpenraum und ermöglichen naturnahen Bergsport – zwei Weitwanderwege und ein Kletterstil feiern heuer prägende Jubiläen. Sie stehen exemplarisch für das Engagement des Alpenvereins im alpinen Raum.

Zwei alpine Weitwanderwege feiern Geburtstag, der Nordalpenweg wird 50, die Via Alpina 25 Jahre alt. Gemein ist ihnen, dass sie auf bestehenden (AV-)Wegen verlaufen, verschiedene Landesteile, Staaten und Kulturen verbinden und damit auch Menschen. Wanderer*innen suchen auf diesen Linien durch die Natur Ruhe, möchten den Trubel des Alltags hinter sich lassen und die Schönheit unserer Bergwelt genießen.

Der allergrößte Teil des Wegenetzes wird durch ehrenamtlich tätige Wegewart*innen instand gehalten.

Wege verbinden aber auch unsere Alpenvereinshütten miteinander, lassen sie in den Ostalpen wie auf einer Perlenschnur aufgefädelt erscheinen. Ohne diese Alpenvereinswege würde es unsere Hütten nicht geben, niemand würde zu ihnen kommen oder von ihnen aus weiter zu den Gipfeln aufsteigen. Sie sind aber auch ein wesentliches Element der Besucherlenkung. Weit mehr als 80 Prozent der Wanderer*innen und Bergsteiger*innen bleiben auf den markierten Wegen.

Daher sind der Erhalt und die Betreuung dieses Wegenetzes in den jeweiligen Arbeitsgebieten der Sektionen von grundlegender Bedeutung. Der allergrößte Teil des Wegenetzes wird durch ehrenamtlich tätige Wegewart*innen instand gehalten. Durch die Auswirkungen des Klimawandels, Starkniederschlagsereignisse, Vermurungen, Hangrutsche und vieles mehr werden diese Arbeiten immer aufwändiger, schwieriger und teurer. Wird es weiterhin möglich sein, unsere alpine Infrastruktur für unsere Mitglieder, die einheimische Bevölkerung, die vielen Gäste und damit für den Tourismus in unserem Land aus eigener Kraft instand halten zu können?

Aber wir feiern heuer noch ein weiteres Jubiläum, zu dem Sie einen Beitrag in diesem Bergauf lesen können. Vor 50 Jahren wurde ein von Kurt Albert im Frankenjura an die Felswand gemalter roter Punkt das äußere Zeichen für eine Veränderung im Klettersport. Nicht mehr alleine das Erreichen eines Gipfels war das Ziel, sondern die Art, wie die Tour geklettert wurde, rückte in den Vordergrund. Die ehrliche Fortbewegung nur am Fels, im Vorstieg und ohne Belastung der Sicherungskette, so lautete die Regel. „Rotpunkt“ – ein Begehungsstil, entstanden im Zeitgeist der 1970er-Jahre, der noch heute das Maß der Dinge darstellt.

Ich wünsche Ihnen einen schönen und erlebnisreichen Bergsommer.

IDas Foto stammt von Erich Gschaidtner und ist beim Salfeiner See (auch Schönangerlsee) in Tirol an einem sehr warmen und windstillen Sommertag entstanden. „Die Kuh suchte scheinbar etwas Abkühlung im Wasser“, sagt Erich. Es würde dem Foto den Titel „Abkühlung im Salfeinssee“ geben.

Dieses Bild wurde vor wenigen Wochen auf unserem Instagram-Kanal veröffentlicht. Wir haben einige Follower-Kommentare für euch eingefangen: »Bergkuhlisse.« I »Die Kalbkögel.« I »Kuhle Bergwelt!« I »Ich bin so kuhl, ich bin so toll, … !« I »POV: Ich im „Homeoffice“.« I »Alpine Bergseekuh.« I »Du bist in den Bergen und plötzlich steht deine Welt auf dem Kopf.« I »Alpine Reflektionen.« I »Never underestimate a cow!« I »Stillleben.« I »Wie der Ochs vorm Berg stehen.« I »Ein Kuhnstwerk!« I »Muhhht zur Aussicht, wandern mit Weitblick.« I »Tourist at home.« I »Morgenruhe im Spiegelglas.« I

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Seid ihr mit Öffis unterwegs?

Exkursion: Komm mit ins Platzertal

Produktrückruf

Black Diamond alpenverein basecamp

Im Zuge des autofreien Tages am 22. September wollen wir wieder eure öffentlich erreichbaren Touren vor den Vorhang holen. Schickt uns eine Beschreibung und Fotos eurer Öffi-Touren bis 30.9.25! Euer Engagement zum Klimaschutz ist uns was wert: Wir verlosen Öffi-Gutscheine im Gesamtwert von € 1.000. Infos unter: t1p.de/ autofrei25

Das Platzertal ist Österreichs größtes hochalpines Moorund Feuchtgebiet. Im Zuge des Ausbaus Kraftwerk Kaunertal ist dort allerdings ein 120 Meter hoher Staudamm geplant. Muss das sein? Die vom WWF angebotene Exkursion geht der Frage nach. Infos: wwf.at/artikel/exkursion-kommmit-ins-platzertal/

Black Diamond Equipment Europe GmbH ruft die VisionKlettergurte zurück, da das spezielle Material und die Verarbeitung vorzeitig verschleißen können. Dadurch besteht das Risiko schwerer Verletzungen oder sogar Lebensgefahr. Bitte den Gurt nicht mehr verwenden und zurückschicken!

In Podcast #47 geht es schnell und hoch hinaus – auf 8.848 Meter. Expeditionsveranstalter Lukas Furtenbach macht Everest-Besteigungen in nur einer Woche möglich – mit dem umstrittenen Xenon-Gas. Darf man das? Ist es gefährlich? Ein Streitgespräch. Das basecamp entsteht mit Unterstützung der Generali Versicherung. alpenverein. at/basecamp

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So viele Jugendteams der Alpenvereinsjugend gibt es in den Sektionen und Ortsgruppen des Alpenvereins. Wer gehört zum Jugendteam? Alle ehrenamtlichen Jugend-Mitarbeiter*innen einer Sektion, die zahlreiche Minuten, Stunden und Tage draußen für Kinder und Jugendliche gestalten. Egal ob beim Klettern, Wandern, Spielen, im Wald, am Fluss, am Berg oder in der Kletterhalle.

Mehr über die Alpenvereinsjugend Österreich, ihre Programme, Ausbildungen und Angebote im kommenden Bergauf bzw. unter www.alpenvereinsjugend.at

MAS tidi A UN d MALANO Menschenrechts- und Naturschutzaktivisten aus Tansania*

Koexistenz

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Der Alpen-Appell

Warum die Berge nicht zum Funpark werden dürfen

Ein eindringlicher Weckruf: In „Der Alpen-Appell“ wirft der Alpenkenner, Filmemacher und Journalist Georg Bayerle einen schonungslosen Blick auf den Zustand eines zunehmend fragilen Ökosystems. Er hinterfragt die auf Ausbeutung basierende Alpenökonomie und zeigt zugleich Wege auf, wie wir den einzigartigen Natur- und Kulturraum der Alpen doch noch bewahren können. Ein leidenschaftliches Plädoyer für den Schutz eines unersetzlichen Lebensund Erholungsraums – direkt vor unserer Haustür. Eine klare Leseempfehlung der Redaktion!

Seit Jahrhunderten wechseln Hirt*innen in Tansania mit den Regenzeiten ihre Weidegründe – ein System, das Mensch und Tier das Überleben sicherte und die Natur respektierte. Doch moderne Naturschutzmodelle setzen oft auf Abgrenzung: Mensch raus, Natur rein. Was als Schutz gedacht ist, zerstört gewachsene Lebensweisen und drängt uraltes Wissen ins Abseits. Zwar gibt es Ansätze wie Community-Based Conservation – ein Modell, bei dem lokale Gemeinschaften aktiv in Schutzmaßnahmen eingebunden werden –, doch echte Teilhabe bleibt rar. Wer Landschaften schützen will, sollte zuhören – jenen, die sie seit Generationen mit Leben füllen. —

(Mastidia und Malano waren als Gäste von Welthaus Österreich zu Besuch in der Naturschutzabteilung der Geschäftsstelle des Österreichischen Alpenvereins.)

*Um sie zu schützen, zeigen wir ihre Gesichter nicht.

Inmitten leuchtender Almrosen öffnet sich der Blick auf den Pfad zur Hütte und weiter zu den gezackten Gipfeln – ein Sinnbild für das Weitwandern als stille Reise durch saftig grüne Wiesen, blühende Landschaften und hinauf zu neuen Horizonten. Die Franz-Fischer-Hütte (2.020 m, Alpenverein Lungau) in den Radstädter Tauern liegt auf der Route des Zentralalpenweges und des Tauernhöhenweges. Nicht weit entfernt verlaufen außerdem die Routen des Arnoweges und der Via Alpina.

Die Via Alpina ist viel mehr als nur beeindruckende Zahlen: Sie verbindet vielseitige Landschaften und Kulturen miteinander, unterstützt die lokale Wertschöpfung in entlegenen Bergtälern und bietet eine Spielwiese für spannende Nachhaltigkeitsprojekte. Blicken wir zurück zum Anfang: Mitte der 1990er-Jahre wünschte sich der damalige CIPRA1-Geschäftsführer Ulf Tödter einen Ideenwettbewerb für innovative Umsetzungsprojekte der Alpenkonvention2. Dank einer Eingabe der Französin Nathalie Morelle, die den Weg im Kontext eines anderen Projektes selbst erkun-

dete, ging daraus die Via Alpina hervor. Besonders hervorzuheben ist, dass für die Via Alpina keine neuen Wege angelegt wurden; die gesamte Route verläuft auf bestehenden (Alpenvereins-)Wegen und ist somit auch in dieser Hinsicht nachhaltig.

Zu Beginn war es schwierig, Partner zu finden und Tourismusorganisationen von dem Projekt zu überzeugen, z. B. von der Notwendigkeit, spezielle Markierungen anzubringen. Bis zum Jahr 2000 konnte aber die Basis geschaffen werden und in den frühen 2000er-Jahren wurde der Weg dank zweier Interreg-Alpine-SpaceProjekte (2001 – 2007) nicht nur durch-

1 Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA (Commission Internationale pour la Protection des Alpes) ist eine Dachorganisation, die sich seit 1952 für die nachhaltige Entwicklung im Alpenraum einsetzt. Durch Projekte, Kommunikation und politisches Engagement setzt CIPRA Impulse in verschiedensten Bereichen wie Naturschutz, nachhaltigem Tourismus und Jugendpartizipation.

2 Bei der Alpenkonvention handelt es sich um einen internationalen Vertrag zur nachhaltigen Entwicklung im Alpenraum, den die Alpenländer (Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Monaco, Österreich, die Schweiz und Slowenien) und die Europäische Union 1991 unterzeichnet haben.

\ Das grenzüberschreitende Weitwanderwegenetz der Via Alpina erschließt alle acht Alpenstaaten und reicht von Monaco über Frankreich, die Schweiz und Liechtenstein bis Italien, Deutschland, Österreich und Slowenien.

Von Palmen bis zu Gletschern

Die Via Alpina ist der einzige Weitwanderweg, der alle acht Alpenländer miteinander verbindet: Slowenien, Österreich, Italien, Deutschland, Liechtenstein, die Schweiz, Frankreich und Monaco. Die abwechslungsreiche Strecke ist in 116 Etappen unterteilt, knapp 2.000 Kilometer lang und feiert heuer ihren 25. Geburtstag.

NORA Le S zczy NSK i

gängig markiert, sondern auch eine Webseite geschaffen. Nach und nach gewann die Via Alpina an Bekanntheit und errang somit auch einen höheren Stellenwert bei Wanderführer*innen und Tourismusverantwortlichen.

Es wurden sogar verschiedene Varianten der Via Alpina entwickelt: Eine rote Hauptroute und vier kürzere Varianten, die jeweils zwei bis drei Alpenländer durchqueren. Der violette Weg führt durch Slowenien, Österreich und Deutschland; der gelbe durch Italien, Österreich und Deutschland. Die blaue Route verbindet die Schweiz, Italien und Frankreich

und die grüne Route, welche Liechtenstein und die Schweiz durchquert, wurde größtenteils in die 2024 erneuerte Hauptroute eingebunden. Dank des Projektes „Via  Alpina Explorer“ konnte letztere in kontinuierlicher Kleinstarbeit den Bedürfnissen der Wandernden angepasst und schließlich zusammen mit einer neuen Webseite veröffentlicht werden.

Alte und neue Routen

In den 2000er-Jahren hat das Ständige Sekretariat der Alpenkonvention gemeinsam mit dem Fürstentum Monaco

einige Reisestipendien vergeben, um Wandernde zu unterstützen und innovative Reiseberichte zu fördern. Diese Idee griff CIPRA im Jahr 2022 wieder auf, als es um eine Verbesserung der bisherigen roten Route ging. Im Projekt „Via Alpina Explorer“ wurden neun Reisestipendien vergeben, dank derer die Auserwählten sich während ihrer Wanderung vollständig auf die Sammlung von GPX-Daten, die Umsetzung ihrer Projektideen und die Social-Media-Kommunikation konzentrieren konnten.

Daraus ging dann 2024 die angepasste Route hervor. Die jetzige Via-Alpina-Route

‹ ^ Wandernde, die in Monaco ankommen, haben mehr als 2.000 Kilometer in den Beinen – und haben sich die atemberaubende Aussicht mehr als verdient!

Fotos: Frank Eichmann

› Im Triglav­Nationalpark in Slowenien laden viele glasklare Bergseen zu einer Pause ein. Foto: Valentine Schmidhauser

>

enthält alle Höhepunkte der alten roten Route und zusätzlich umfasst sie jetzt noch das landschaftliche Erlebnis der ehemaligen grünen Route. Die alten Routen sind nach wie vor begehbar; das Internationale Sekretariat der Via Alpina konzentriert sich jetzt aber auf die Weiterentwicklung der Hauptroute.

Die Via Alpina lädt zu vielen eigenen Abstechern ein, denn sie ist als kreative Entdeckungstour konzipiert. Besonders lohnenswert ist die Variante, welche über die heimliche Alpenhauptstadt Innsbruck führt. Egal, ob man mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Schwaz (Etappenziel von Etappe 40) einen Tagesauflug in die Tiroler Landeshauptstadt macht oder von der Rastkogelhütte in Richtung Tuxer Alpen weitergeht, auf der Lizumer Hütte übernachtet und dann zu Fuß nach Innsbruck absteigt: Es lohnt sich auf jeden Fall! Innsbruck besticht durch kulturelle Sehenswürdigkeiten wie das „Goldene Dachl“. Die mit dem Dachl verbundene Hofburg ist Sitz des Internationalen Sekretariats der Alpenkonvention. Die Alpenkonvention ist ein politisches, Menschen und Alpenländer verbindendes Pendant zur Via Alpina und schon deswegen lohnt sich ein Besuch des Sekretariats.

Will man von Innsbruck aus wieder auf die Via Alpina zurück, bietet es sich

»Ich

wünsche, dass in den nächsten 25 Jahren die Via Alpina für viele weitere Menschen ein Begegnungsort mit der Natur, den alpinen Kulturen, den Menschen und sich selbst sein wird und dass es immer entsprechend Ressourcen für die Pflege der Wege und die Koordination von internationalen Initiativen geben wird. «

Nathalie Morelle, Koordinatorin der Via Alpina von 1999 bis 2015

beispielsweise an, mit der S-Bahn nach Scharnitz zu fahren und dort auf Etappe 44 wieder einzusteigen. Auch eine Fahrt mit der Nordkettenbahn ermöglicht es einem, elegant und bequem wieder an Höhe zu gewinnen, um vom Hafelekar aus auf den Goetheweg zu gelangen, auf der Pfeishütte oder dem Hallerangerhaus zu übernachten und am nächsten Tag zu Fuß nach Scharnitz weiterzugehen.

Via Alpina Youth

Entlang und anhand der Via Alpina lassen sich tolle Projektideen verwirklichen. Ein derzeit aktuelles Beispiel ist das von CIPRA koordinierte ERASMUS+-Projekt „Via Alpina Youth“. Wie der Name sagt, richtet sich das Projekt an junge Menschen, die sich mit innovativen Ideen zum Thema Nachhaltigkeit entlang des Weges auseinandersetzen wollen. Unter anderem geht es um die Zugänglichkeit von Wanderwegen für alle und damit um Diversität, Inklusion und soziale Gerechtigkeit. Die Projektpartner organisieren jeweils sogenannte Visit Utopias, bei denen die Teilnehmer*innen zum Besuch einer spannenden Initiative eingeladen werden, z. B. zum achtsamen Winterwandern. Diesen Sommer wird außerdem eine umfängliche Broschüre zum Thema Wild-

camping veröffentlicht – ein Thema, das für die Via Alpina immer mehr Bedeutung erlangt. Immer mehr Wandernde haben ihr Zelt im Gepäck und verzichten entweder ganz auf Hüttenübernachtungen oder wechseln diese mit Nächten unter freiem Himmel ab. Dafür ist jedoch eine vorausschauende Planung notwendig, denn jedes Land – zum Teil mit regionalen Unterschieden – hat seine eigenen Bestimmungen, was das Wildcampen betrifft. Grundsätzlich sollte man sich als Wander*in auch bewusst sein, dass man nur zu Gast in der Natur ist und dass man das empfindliche Ökosystem so wenig wie möglich beeinträchtigt. Mehr dazu sowie Tipps für eine nachhaltige und naturverträglich abenteuerliche Nacht im Zelt sind hier (www.cipra.org/vay-bivouacking) zu finden.

Was passiert 2025?

Das Jahr 2025 markiert das 25-Jahres-Jubiläum der Via Alpina und ist deswegen ein willkommener Anlass, durch verschiedenste Aktionen auf den Weg und seine Werte hinzuweisen. So wird es in Zusammenarbeit mit Hütten, Gemeinden und Organisationen entlang der Via Alpina liebevoll gestaltete Veranstaltungen geben, die kulinarische, sportliche oder kul-

turelle Höhepunkte bieten. Hinzu kommen für die Wandernden ein Foto- und Videowettbewerb und für alle Daheimgebliebenen eine Podcast-Serie in Zusammenarbeit mit der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA, welche einen Einblick gewährt in den Alltag der wichtigsten Akteur*innen entlang der Via Alpina. Alle Infos zu den aktuellen Veranstaltungen, dem Fotowettbewerb und den Podcasts sind auf der Via-Alpina-Website unter www.via-alpina.org zu finden. Nathalie Morelle, Koordinatorin der Via Alpina von 1999 bis 2015, wünscht sich Folgendes: „Ich wünsche, dass in den nächsten 25 Jahren die Via Alpina für viele weitere Menschen ein Begegnungsort mit der Natur, den alpinen Kulturen, den Menschen und sich selbst sein wird und dass es immer entsprechend Ressourcen für die Pflege der Wege und die Koordination von internationalen Initiativen geben wird.“

Nora Leszczynski ist bei CIPRA unter anderem für die Via Alpina verantwortlich. Für Fragen und Anregungen steht sie unter nora.leszczynski@cipra.org gerne zur Verfügung. Wer Ideen für ein neues Via­AlpinaProjekt oder einen Anlass für das Jubiläum hat, ist herzlich eingeladen, sich mit ihr in Verbindung zu setzen. Auch Wünsche für die nächsten 25 Jahre der Via Alpina werden dankend entgegengenommen!

Im Einsatz für die Via Alpina

Seit Ende 2024 gibt es die Möglichkeit, die Via Alpina nicht nur zu erwandern, sondern auch zu ihrem Gelingen beizutragen, und zwar als Freiwillige*r! Wer als sogenannter Via Alpina Volunteer tätig ist, hilft aber im Normalfall nicht bei der Wegerhaltung mit, sondern in der Kommunikation und Projektentwicklung. Sei es mit Beiträgen für die Website, erlebnisreichen Posts auf Social Media, Übersetzungen in alle Alpensprachen und Englisch oder die Entwicklung einer Via­Alpina­App – es gibt eine Fülle an Beitragsmöglichkeiten. Das Sekretariat freut sich auch über Unterstützung in der Veranstaltungsplanung und ­umsetzung; das gilt ganz besonders für das 25­Jahre­Jubiläum.

Ellen Boucké beispielsweise ist eine von mehr als 20 Freiwilligen. Sie ist die Via Alpina im Jahr 2024 selbst im Trailrunning­Modus gelaufen und will deswegen jetzt ihre Erfahrung und ihre Fremdsprachenkenntnisse dem Projekt zur Verfügung stellen, um etwas zurückzugeben. Diese Motivation teilt sie mit vielen der Freiwilligen. Wer selbst gerne mitmachen will, ist herzlich eingeladen, sich bei Nora Leszczynski zu melden.

Hier geht’s zur Website der Via Alpina: www.via­alpina.org

50 Jahre von Ost nach West

Der Nordalpenweg feiert Geburtstag.

\ Der Nordalpenweg (Österreichischer Weitwanderweg 01) erstreckt sich vom Neusiedler See und Wien über die nördlichen Kalkalpen bis nach Bregenz am Bodensee und misst rund 1.000 Kilometer.

Das ganze Land durch die eindrucksvolle Kulisse der Nordalpen zu durchwandern und über mehrere Wochen hinweg als Tourist im klassischen Sinn unterwegs zu sein: Das ist wohl eines der einprägsamsten Bergabenteuer, die man in Österreich erleben kann. Der Weitwanderweg 01 gibt seit 1975 die Richtung vom Neusiedler See zum Bodensee vor. Nach der Definition im Wegehandbuch des Österreichischen Alpenvereins muss ein Weitwanderweg – um als solcher zu gelten – mindestens 300 Kilometer lang sein und durch drei oder mehr Bundesländer verlaufen. Der Nordalpenweg hat mit diesen Kriterien kein Problem – gleich sieben Bundesländer werden wir auf 1.000 Kilometern besuchen, ja meist sogar der Länge nach durchqueren. Und das in den schönsten Gebirgslandschaften, die unsere Alpenrepublik zu bieten hat.

Los geht’s

… am Neusiedler See: Aber gehen wir es gemütlich an. Wenn wir am Hauptplatz der Freistadt Rust am Ufer des Neusiedler Sees in unsere erste Tagesetappe starten, wandern wir zwar bald durch „Weinberge“, aber die Höhenmeter halten sich noch in Grenzen. Auch der erste Gipfel (Marzer Kogel) und das Rosalien-„Gebirge“ zeigen sich noch sanft. Durch die Bucklige Welt nähern wir uns dem Semmering, knapp davor überschreiten wir zum ersten Mal die Marke von 1.000 Metern über dem Meer. Spätestens hier bietet es sich an, in das festere Schuhwerk zu wechseln, denn schon einen Wandertag später steigen wir hinauf auf die Rax zum Karl-Ludwig-Haus. … oder am Wiener Stadtrand: Wer in Wien zuhause ist, wird wohl eher in Perchtoldsdorf in den Nordalpenweg einsteigen. Auch auf dieser Route müssen wir anfangs nicht mit alpinen Schwierigkeiten rechnen. Und doch übernachten wir gleich am ersten Tag in einer Alpenvereinshütte, dem Peilstein-Haus. Über die Hohe Mandling gelangen wir zur Dürren Wand, nun schon alpin anmutend ermöglicht der Weg uns zahlreiche Blicke auf den Schneeberg und das Alpenvorland. Spätestens dort, auf Niederösterreichs höchstem Gipfel, haben wir verstanden, dass uns der Nordalpenweg nur wenige Verschnaufpausen gönnen wird. Atem-

beraubend – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Gleich am nächsten Tag steigen wir hinunter ins Höllental und auf der anderen Seite wieder hinauf auf die Rax. Wie auf der Route aus dem Burgenland sind wir bis hierher eine knappe Woche unterwegs. Beim Abstieg von der Heukuppe über den Gamsecksteig zeigt der Nordalpenweg kurz einmal seine Zähne, wenig später wandern wir aber bereits wieder über das sanfte Plateau der Schneealpe zum Schneealpen-Haus und auf den Windberg. Wir durchqueren das Mürztal und ein langer, einsamer Wandertag bringt uns zum Meranhaus unter dem Gipfel der Hohen Veitsch.

1975 auf dem Seebergsattel

Am nächsten Tag erreichen wir den Seebergsattel an der Straße Kapfenberg –Mariazell, historischer Boden für den Nordalpenweg: Denn „am Seeberg“ wurde der Weg am 22. Juni 1975 in Anwesenheit von 3.500 (!) Wanderern feierlich eröffnet, gemeinsam mit den Europäischen Fernwanderwegen E4 und E6. Die Festrede hielt Alpenvereins-Altvorsitzender Hans Kinzl. Das vom „Vater der Weitwanderer“ Carl Hermann geschaffene Fernwanderwegekreuz erinnert dort noch heute an diesen Tag.

Der Nordalpenweg ist ein Kind des Erfolgs des fünf Jahre zuvor eröffneten – und ebenfalls über den Seebergsattel führenden – Nord-Süd-Weitwanderwegs (Nebelstein – Wachau – Hochschwab – Eibiswald)1. Dieser von Hermann geschaffene Weg traf genau den Zeitgeist und wurde von den Wanderern regelrecht gestürmt. So kam bald der Gedanke auf, auch einen Weg in Ost-West-Richtung zu errichten.

Mehrere Jahre dauerten die Vorarbeiten durch die Initiatoren Robert Wurst, Werner Rachoy und Franz Groissböck. Und auch wenn vorerst manches – von den Markierungen bis zum Wanderführer – noch ein Provisorium war, an jenem Junitag konnte der Weg der Öffentlichkeit übergeben werden, damals noch unter dem Namen „West-Ost-Weitwanderweg“. >

1 Siehe Bergauf #2.2020, „Richtungsweisend, 50 Jahre Nord­Süd­Weitwanderweg“.

>

Gebirge an Gebirge

Fast schon modern anmutender Hüttenkomfort erwartet uns nun im „steirischen Gebirg“, dem Hochschwabmassiv, durch welches der Nordalpenweg nun führt. Die neu errichtete Voisthaler-Hütte, das moderne Schiestlhaus und die frisch sanierte Sonnschien-Hütte erwarten unsere Einkehr und geben uns Schutz vor dem bekannt wechsellaunigen Wetter des Hochschwabs. Auf dem 2.277 Meter hohen Gipfel genießen wir die Aussicht auf mehrere Tourentage voraus und zurück.

Der idyllisch gelegene Leopoldsteiner See markiert das Ende unserer Hochschwabüberquerung, in der Bergbaustadt Eisenerz können wir unsere Akkus wieder aufladen. Der Doppelgipfel des Lugauers steht Spalier, wenn wir den Nationalpark Gesäuse betreten, wir gelangen zur Hess-Hütte und ins Bergsteigerdorf Johnsbach. Hochtor, Hochzinödl, Admonter Reichenstein und Admonter Kaibling stehen am Wegesrand – typisch für den Nordalpenweg, dass er sich geschickt zwischen Gipfeln hindurchschlängelt, uns aber prächtige Ausblicke bietet und lohnende Abstecher anträgt.

Mit Oberösterreich betreten wir am Pyhrgasgatterl bereits das vierte Bundesland auf unserer Wanderung, Spital am Pyhrn ist unser Basislager für die Durchquerung des Toten Gebirges. Egal, ob wir die Standseilbahn auf die Wurzeralm benutzen oder „by fair means“ entlang der Skipiste aufsteigen: Mit dem Gipfel des Warschenecks (2.388 m)

^ Wegtafel Nordalpenweg 01

‹ Etappe 11: Im Hochschwab

» … gleich sieben Bundesländer werden wir auf 1.000 Kilometern besuchen, ja meist sogar der Länge nach durchqueren. Und das in den schönsten Gebirgslandschaften, die unsere Alpenrepublik zu bieten hat. «

und der Kammwanderung dorthin erwartet uns am nächsten Tag wieder eine aussichtsreiche Wanderung.

Über Vorder- und Hinterstoder gelangt der Nordalpenweg in den westlichen Teil des Toten Gebirges. Der Übergang vom Priel-Schutzhaus zur Pühringer-Hütte leitet uns durch eine eindrucksvolle Karstwüste, die rot-weiß-roten Markierungen sind der einzige Hinweis darauf, dass hier gelegentlich Menschen unterwegs sind. Albert-Appel-Haus, Loser- und Lambacher Hütte sind die weiteren Stationen, bevor wir nach fast einer Woche im Toten Gebirge nach Bad Goisern kommen.

Gute Frage: 01 oder 01A?

Dort stellt uns der Nordalpenweg vor die Wahl – und dies wird er in seinem Mittelteil noch öfter tun: Wählen wir die (Haupt-) Route über das Dachsteinplateau oder die etwas zahmere, kürzere, landschaftlich aber nicht minder schöne Route 01A drum herum? Hier haben die Planer des

Weges an alles gedacht, in den 1970ern war die Ausdehnung des Gletschers auf dem Dachstein noch eine andere, der Weg unter dem Gosaukamm bot damals wie heute eine entspanntere Alternative. Nahe der Hofpürgl-Hütte treffen die zwei Routen wieder aufeinander und –nun bereits in Salzburg – durch die südlichen Ausläufer des Tennengebirges mit der Söldenhütte erreichen wir die Salzach und somit einen Meilenstein auf unserer Wanderung von Ost nach West: Halbzeit auf dem Nordalpenweg.

Es ist sicher ratsam, den folgenden Aufstieg auf den Hochkönig auf zwei Tage zu verteilen, und das nicht nur wegen der knapp 2.400 Meter Höhenunterschied. Am folgenden Tag erwartet uns nämlich die längste Etappe der gesamten Tour. Zehn bis zwölf Stunden Gehzeit sind für die Überschreitung des Hochkönigstocks zum Riemannhaus zu veranschlagen, die Schwierigkeiten auf dem Herzogsteig nicht zu vernachlässigen. Will oder muss man diese Etappe teilen, ist dies lediglich im Wildalmkirchl-Biwak

möglich, dafür wird man dort mit einer einsamen Nacht belohnt.

Wer am Matrashaus keinen Schlafplatz bekommt oder sich die lange Überschreitung nicht zumutet, kann auf eine Route auf der Südseite des Hochkönigs ausweichen, die durch die grünen Hänge unterhalb der schroffen Felsen verläuft: über die Mitterfeldalm zur Erich-Hütte und nach Maria Alm, wo dann der Aufstieg zum Riemannhaus beginnt. Die beiden Routen wieder vereint, durchqueren wir das Steinerne Meer zum Ingolstädter Haus und über die Kallbrunnalm gelangen wir nach Lofer. Bereits im sechsten Bundesland überschreiten wir das Kaisergebirge, nächtigen dabei im Stripsenjoch-Haus zwischen Wildem und Zahmem Kaiser, in Kufstein überqueren wir den Inn. Eine längere Verbindungsetappe (hier müssen wir einige Forststraßenkilometer in Kauf nehmen) bringt uns in das Bergsteigerdorf Steinberg am Rofan. Über den Schafsteig steigen wir steil hinauf zur Rofanspitze und zur Erfurter Hütte, wo wir einen prächtigen Blick auf den Achensee genießen. Spätestens jetzt beginnt das letzte Drittel unserer Wanderung.

Das Karwendelgebirge durchqueren wir auf der Route des Karwendelmarschs

(wenn auch in die Gegenrichtung), im Gegensatz zu den Teilnehmer*innen dieser jährlichen Veranstaltung dürfen wir uns aber mehrere Tage Zeit nehmen, um die Schönheit der Berglandschaft zu genießen. In Scharnitz müssen wir uns entscheiden, ob wir die Zugspitze (und damit den höchsten Punkt des Nordalpenwegs) mitnehmen oder die gemütlichere Route durch das Gaistal wählen. Die meisten Begeher*innen begnügen sich hier damit, die Zugspitze von der Aussichtsterrasse der Wolfratshauser Hütte zu bewundern.

Aus zwei werden zehn

Gemeinsam mit dem Nord-Süd-Weitwanderweg bildete der Nordalpenweg die Grundlage für das heute zehn Routen umfassende Netz der österreichischen Weitwanderwege, welches bis Mitte der 1980er-Jahre entstand. Bereits bald nach der Eröffnung unseres „West-Ost-Weges“ im Jahr 1975 erstellte Min.-Rat Robert Wurst den so genannten „Generalplan für ein Österreichisches Weitwanderwegenetz“. Der Nordalpenweg erhielt in diesem Dokument seinen endgültigen Namen sowie die Wegnummer 01 zugewiesen2

Vier Weitwanderwege in Ost-WestRichtung und fünf Wege in Nord-SüdRichtung wurden angelegt, ein weiterer führt sternförmig aus den östlichen Bundesländern nach Mariazell. Die Weitwanderwege nutzten das bestehende Wegenetz, die eingangs genannten Kriterien sorgten dafür, dass diese quer durch unser Land verlaufen. Die Markierung und Betreuung der einzelnen Wege erfolgt durch die örtlich zuständigen Sektionen alpiner Vereine in den jeweiligen Arbeitsgebieten, die 1978 gegründete Sektion Weitwanderer des Österreichischen Alpenvereins hat die Betreuung der Weitwander*innen übernommen. Dies umfasst die Herausgabe der Wanderführer, Beratung und Auskunftserteilung sowie die Vergabe der Abzeichen nach erfolgter Durchwanderung dieser Wege. Über 900 Begeher*innen haben das goldene Nordalpenwegsabzeichen seit 1975 erhalten. Rund 75 Personen konnten bisher alle zehn Weitwanderwege – das sind rund 8.000 Kilometer – zur Gänze

2 Siehe Bergauf #3.2023, „Kein Weg zu weit“. >

ˆ Etappe 60: Gut gesichert auf den Hohen Freschen Foto: Martin Moser

absolvieren, einem Wanderer gelang dieses Kunststück sogar zweimal.

Lechtaler Höhenweg, Vorarlberger Finale

Ab der Wolfratshauser Hütte verläuft der Nordalpenweg auf einem der schönsten Höhenwege, die unser Land zu bieten hat. Die nächsten Tage werden wir in den Lechtaler Alpen verbringen und länger nicht ins Tal gelangen, die Alpenvereinshütten geben nun den Etappenrhythmus vor. Die Loreahütte (Selbstversorger!) und die Anhalter Hütte sind unsere nächsten Stationen.

Anspruchsvoller geht der Weg westlich des Hahntennjochs weiter, speziell bei den Schartenübergängen müssen wir öfters die Hände benützen und greifen gerne zu den Seilversicherungen.

Mit der Memminger Hütte erreichen wir einen Weitwanderknotenpunkt. Hier kreuzt der Europäische Fernwanderweg E5, eine der beliebteren „Alpenüberquerungen“. War unser Weg bisher nie überlaufen, hier müssen wir die Schlafplätze mit zahlreichen Nord-Süd-Wanderer*innen teilen. Zum Glück währt der Rummel nur kurz –bereits auf dem Weiterweg zur Ansbacher Hütte sind wir wieder auf ruhigeren Wegen unterwegs. Über die Leutkircher Hütte gelangen wir zum Arlberg, wahlweise über die Valluga oder über die Alpe Rauz wandern wir nach Zürs.

Vom Bodensee trennt uns nun noch das Lechquellengebirge. Durch unerwartet grüne Landschaften gelangen wir zur Freiburger Hütte am bekannten Formarinsee. Der Hohe Freschen markiert schließlich den letzten Zweitausender auf unserer Tour. Langsam schraubt der Nordalpenweg seine Schwierigkeiten zurück, die letzten Wandertage genießen wir auf sanften Wegen im Bregenzerwald und entlang der Bregenzer Ach gelangen wir ans Ufer des Bodensees. Ein kurzes Stück noch, dann stehen wir zwischen Seebühne und Bahnhof, wo unsere Wanderung endet. Um viele Erfahrungen reicher werden wir lange zurückblicken auf diese erlebnisreichen 1.000 Kilometer in Österreichs Bergwelt.

Gert Kienast, geboren 1972, Studium der Technischen Mathematik / Informationsverarbeitung in Graz. Vorsitzender und Tourenführer des Alpenvereins Weitwanderer. Kontakt: gert@kiena.st

Am Ende des Weges wartet der kühle Bodensee auf müde Beine.

¡ nfo

Tipps zur Begehung

Literatur: Erika & Fritz Käfer: Nordalpenweg 01. Kompakter Wanderführer im Eigenverlag der ÖAV­Sektion Weitwanderer. 2025 neu erschienen und erhältlich bei freytag & berndt .

Charakteristik: Alpiner Weitwanderweg durch die Nördlichen Kalkalpen. Trittsicherheit und Bergerfahrung sind jedenfalls notwendig, immer wieder trifft man versicherte Kletterstellen, Gletscherbegehungen sind keine erforderlich. Anspruchsvolle Abschnitte können oft auf Varianten umgangen werden. Nur wenige Gipfel liegen direkt am Weg, zahlreiche Gipfelziele können aber „mitgenommen“ werden.

Übernachtung: Vorwiegend auf Hütten alpiner Vereine bzw. in Gasthöfen in Talorten. Sofern man nicht in der Gruppe unterwegs ist, findet sich auf Alpenvereinshütten meist auch kurzfristig Platz, an Wochenenden ist an einigen neuralgischen Punkten jedoch eine Reservierung dringend anzuraten.

Wegmarkierung: rot­weiß­rot 01, der Wegnummer wird je nach Gebirgsgruppe noch eine Hunderterstelle vorangestellt (z. B. 201 im Toten Gebirge, 601 in den Lechtaler Alpen)

Startpunkte: Rust am Neusiedler See bzw. Perchtoldsdorf

Ziel: Bregenz / Bodensee

Länge: rund 1.000 km, je nach Routenwahl und persönlichen Vorlieben ca. 55 – 65 Tagesetappen

Öffentliche Verkehrsmittel: In zahlreichen Talorten besteht gute öffentliche Verkehrsanbindung, was eine Begehung des Nordalpenwegs in Etappen ermöglicht.

Höchster Punkt: Zugspitze (2.962 m)

Tiefster Punkt: Rust (123 m)

www.nordalpenweg.at

Foto: Gert Kienast

Auf weiten Weg(erich)en

Die Wanderwege in den Alpen führen dank der Instandhaltung der alpinen Vereine Jahr für Jahr Tausende Bergbegeisterte durch unterschiedliche Lebensräume bis hin zu ihren Zielen.

t e AM NAt URS ch U tz, h ütte N UN d We G e

Die alpinen Vereine betreuen in Österreich etwa 60.000 km Wanderwege. Anmerkung: Das ist eine Linie, die sich eineinhalb Mal um den Äquator zieht. Eine ziemlich große (eigentlich lange) Aufgabe für die ehrenamtlich tätigen Wegewarte, 896 alleine beim Österreichischen Alpenverein. Gut betreute Wanderwege erfüllen mehrere wichtige Funktionen, indem sie Wandernde durch das Gelände auf Gipfel, zu Hütten und anderen Zielpunkten lenken. Sie bieten eine klare Struktur, helfen bei der Orientierung und minimieren dadurch das Risiko, sich zu verirren oder in gefährliche Notlagen zu geraten. Sie verbinden historische oder kulturell bedeutende Stätten miteinander und entlasten sensible Naturbereiche, wodurch der Einfluss auf trittempfindliche Flächen reduziert wird bzw. Erosionen und Umweltschäden hintangehalten werden. Darüber hinaus führen uns die Wanderwege durch unterschiedliche Lebensräume und Vegetationsstufen, die sogar die schnellsten Gipfelstürmer nicht unbewegt lassen. Allerdings finden wir auch auf Wanderwegen selbst eine Vielzahl von Pflanzen. Allen voran ist hier die Familie der Wegerichgewächse (Plantago) zu nennen, die uns sozusagen auf Schritt und Tritt folgen. Schon deren wissenschaftlicher Name „Plantago“ deutet darauf hin, denn übersetzt aus dem Lateinischen bedeutet „planta“ so viel wie „Pflanze“, „Gewächs“ oder auch „Fußsohle“. Breitwegerich, Berg-Wegerich, Spitzwegerich oder

Strauch-Wegerich, um nur einige aufzuzählen, sind vielen ein Begriff. Sehr unscheinbar fristen diese Gewächse ihr Dasein und halten der starken Trittbelastung der Wandernden stand, aber in ihrer heilenden Wirkung sind sie ganz und gar nicht unscheinbar. Seit Jahrhunderten ist v. a. der Spitzwegerich für seine medizinische Wirkung bekannt. Seine Blätter werden insbesondere zur Behandlung von Husten und Halsschmerzen bis hin zu Magenbeschwerden und Hautreizungen verwendet. Einige Wegericharten haben auch entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften und können als „Blasenpflaster“ bei wunden Füßen eingesetzt werden.

Die Wegeriche erweisen sich damit sowohl durch ihren Namen als auch in ihrer Wirkung als ideale Begleiterinnen jener Ehrenamtlichen, die viele Kilometer einzigartiger alpiner Natur- und Kulturlandschaft instand halten und für die Allgemeinheit zum Erkunden zugänglich machen.

Wege der Freundschaft

Drei (Weitwander-)Wege durch Bergsteigerdörfer, die das Verbindende in den Vordergrund stellen.

\ Der Julius Kugy Alpine Trail ist 720 km lang und führt in 30 Etappen durch das Bundesland Kärnten, die Regionen Savinjska, Gorenjska und Goriška in Slowenien und die Region Friaul­Julisch Venetien in Italien.

Julius-Kugy-Dreiländerweg

Julius Kugy (1858 – 1944) steht für den grenzübergreifenden Gedanken im Südalpenraum Pate. Als Bergsteiger machte er sich mit Erstbegehungen, v. a. in den Julischen Alpen, einen Namen – zudem war er als Botaniker, Musikant und in späteren Jahren als Autor tätig. Entgegen den Nationalismen seiner Zeit hielt er das Verbindende der Alpe-Adria-Region stets hoch und schätzte die Bevölkerung. Der Julius-Kugy-Weg durch die „Berge der Freundschaft“ wurde über die Alpenvereine der Region (ÖAV Landesverband

Kärnten, CAI Friuli Venezia Giulia und PZS Slowenien) konzipiert und führt auf bestehenden Wanderwegen durch die drei Länder. So sollen in den teilweise wenig bereisten Regionen Impulse für eine nachhaltige Entwicklung durch naturnahen Bergtourismus gesetzt werden. Die anspruchsvolle Routenführung in 30 Etappen, die Valentin Wulz (Alpenverein Klagenfurt) entworfen hat, ist auf dem Tourenportal alpenvereinaktiv.com zu finden. Nun wurde sie auf knapp 50 Etappen erweitert, um die Abschnitte zu erleichtern. Zudem wird

StecKBRief Julius-Kugy-Weg

30 Hauptetappen

Länge: 720 km

Höhenmeter im Aufstieg: 45.000

Routenbeschreibung: www.alpenvereinaktiv.com/s/AWert

Infos: www.julius­kugy­alpine­trail.com/ Etliche Abschnitte sind mit ÖPNV erreichbar (Sammlung Alpenverein Klagenfurt): www.alpenvereinaktiv.com/s/IMzrMv

Zur Biografie Julius Kugys: www.oeaw.ac.at/acdh/oebl/biographiendes­monats/2019/februar

an einem streckenweise buchbaren Angebot (mit Übernachtung, Gepäcktransport etc.) gefeilt.

Bergsteigerdörfer am Julius-Kugy-Dreiländerweg

• Zell–Sele (Etappe 1 – 2, Kärnten)

• Luče (Etappe 4 – 5, Slowenien)

• Jezersko (Etappe 6 – 7, Slowenien)

• Mojstrana (Etappe 9 – 10, Slowenien)

• Paularo (Etappe 20, Italien)

• Lesachtal (Etappe 24 – 25, Kärnten)

• Mauthen (Etappe 25 – 26, Kärnten)

P ROje K tte AM Be RGS teiG e R döR fe R
Das Bergsteigerdorf Mauthen Foto: Simon Schöpf

Freundschaftswege über den Geigelstein

Schleching und Sachrang, beide im Chiemgau, trennt ein Berg – doch vor Ort betont man, dass der Geigelstein (1.808 m) die Orte stärker verbindet als trennt. 2017 wurden sie vom Deutschen Alpenverein gemeinsam in die Initiative Bergsteigerdörfer aufgenommen, die Verbindung reicht noch länger zurück: Seit jeher gibt es einen Austausch über die Bewirtschaftung der Almen, und seit 1991 ist ein gemeinsames Naturschutzge-

biet ausgewiesen. Dass der Geigelstein als Blumenberg (720 Farn- und Blütenarten zählt man hier!) mit einer naturnahen Kulturlandschaft bekannt ist, ist keine Selbstverständlichkeit. In den 1970er-Jahren lösten Pläne, hier ein ausgedehntes Skigebiet zu erschließen, große Kontroversen aus: Die Bürgerinitiative der Gegner setzte sich schließlich durch.

Seit letztem Herbst ist die Verbindung auch über zwei neu ausgeschilderte Wan-

Bergsteigerdörfer an der Via Alpina

Die Bergsteigerdörfer und die Via Alpina (S. 12) haben einige Gemeinsamkeiten, allen voran den Leitgedanken einer nachhaltigen Entwicklung im Alpenraum. Damit sind beide auch als Umsetzungsprojekte der Alpenkonvention anerkannt.

Die Via Alpina bringt die acht Alpenländer zusammen und trägt zur Aufwertung des Natur- und Kulturerbes und zum Erfahrungsaustausch bei. Sie führt durch besondere Berggebiete und interessante Ortschaften, einige davon Bergsteigerdörfer. Auch bei ihnen ist sie ein verbin-

Großes Walsertal: Buchboden

Foto: Martin Schachenhofer

dendes Element, so wie z. B. ihre Etappen 19 bis 25 durch Mauthen, das Lesachtal und Tiroler Gailtal. Mit der 2024 neu entstandenen roten Hauptroute der Via Alpina sind zwar einige Bergsteigerdörfer, die vorher an Varianten der Via Alpina lagen, weggefallen, aber auch Ginzling (Etappe 36 – 37), das Große Walsertal (Etappe 53 – 55) und Lauenen (Etappe 73 – 74, Schweiz) liegen weiterhin an der Via Alpina und bieten sich als Orte zum Verweilen an. Weitere Infos zur Via Alpina siehe Artikel Seite 12.

StecKBRief

Freundschaftswege

Länge: rund 17 km

Höhenmeter im Aufstieg von Schleching: 1.278 bzw. 592 m

Höhenmeter im Aufstieg von Sachrang: 1.163 bzw. 441 m

Freundschaftsweg Gipfel: www.alpenvereinaktiv.com/s/3wAz9V

Freundschaftsweg Tradition: www.alpenvereinaktiv.com/s/GFJCe

derwege, die Freundschaftswege, sichtbar. Die anspruchsvollere Variante führt über den Gipfel des zweithöchsten der Chiemgauer Berge, vorbei an Schreckalm, Sulzingalm, Priener Hütte auf der Sachranger Seite, Wuhrsteinalm und Wirtsalm auf der Schlechinger Seite. Der schmale Steig windet sich schließlich in engen Kehren zum Gipfel, oben angekommen belohnt die Aussicht in den Chiemgau und auf das Kaisergebirge. Alternativ kann man über den Dalsensattel über die Variante „Freundschaftsweg Tradition“ wandern, die kürzeste Verbindung zwischen den Orten. Tipp: Über den Gipfelweg starten, in Schleching bzw. Sachrang übernachten und tags drauf über den Freundschaftsweg Tradition zurückwandern.

Einweihung Freundschaftsweg Schleching­Sachrang Foto: Till Gottbarth

Vier gewinnt!

Diese sicherheitsrelevanten Ausrüstungsgegenstände solltest du beim Weitwandern im (Hoch-)Gebirge unbedingt dabeihaben. Tipps vom Bergsport, Teil 12.

Ge R h AR d Mö SSM e R

1Dein Backup für alle Fälle: Die Notfallausrüstung

Unfälle können jedem von uns jederzeit und überall passieren. Verletzungen wie ein gebrochenes Bein, eine tiefe, offene Wunde oder eine Blockierung durch Orientierungsverlust oder auf Grund eines Wettersturzes mit Schneefall im Hochgebirge können schnell zu lebensbedrohlichen Situationen werden und auch bei vermeintlich warmen Temperaturen schnell zu einer Unterkühlung führen. Deshalb ist auch im Sommer – zusätzlich zur obligatorischen Alu-Rettungsdecke – auf mehrtägigen Wanderungen ein robuster Zwei-Personen-Biwaksack Standard. Zudem ist ein gut ausgestattetes ErsteHilfe-Set unverzichtbar: Es sollte nicht nur die klassischen Pflaster, Verbandsmaterial und ein Schmerzmittel enthal-

ten, sondern auch speziellere Dinge wie die bewährte Israeli-Bandage, ein Desinfektionsmittel sowie eine Splitterpinzette und Schere. Wichtig: Das Blasenpflaster auf mehrtägigen Wanderungen nicht vergessen. Unverzichtbar – nicht nur für den Notfall, sondern auch für die Nacht auf der Hütte – ist eine leistungsfähige Stirnlampe.

2Deine digitalen Helfer: Handy, Ladekabel und Co. Nicht nur für deine Fotos und Instagram-Posts, sondern auch zum Absetzen eines Notrufes und zur einfacheren Orientierung ist das Mobiltelefon ein „Must-have“. Aber Achtung: „Ohne Strom koa Musi!“ Deshalb braucht es neben einem Ladekabel auch eine Powerbank als Backup, falls doch mal der Saft ausgehen sollte. Tipp: Ein Universal-Ladekabel mit Micro-USB, USB-C und Apple-Lightning sowie ein Doppel-USB-220-V-Stecker erleichtern das Laden an den meist heillos überfüllten Steckerleisten auf der Hütte. Neben dem Mobiltelefon mit installierter alpenvereinaktiv.com-App sowie offline gespeicherter Karte und GPXTrack der Tour kann für Mehrtagestouren auch ein klassisches GPS-Handgerät gute Dienste leisten, da es mit herkömmlichen Batterien funktioniert und Bedienung und Lesbarkeit – besonders beim sprichwörtlichen Sauwetter – besser sind als beim Handy. Neben all den elektronischen Helfern ist aber die analoge Alpenvereinskarte als Backup trotzdem immer noch mit dabei, denn schließlich kann ihr nie der Strom ausgehen.

Ergänzend zum Handy kann – speziell, wenn wir alleine und in abgelegenen Gegenden ohne Handyempfang unterwegs sind – ein Notrufsender wie z. B. der inReach Mini 2 von Garmin dabei helfen, unseren Standort im Notfall per Satellit zu übermitteln und damit im Ernstfall Leben retten.

Denke daran, dich vor der Wanderung auch

über das aktuelle

Wetter

und die Verhältnisse in der Region zu informieren.

3Dein Sonnenschutz: Langärmlig auch bei Hitze

In den Bergen ist die UV-Strahlung intensiver, da die Atmosphäre dünner ist und weniger UV-Strahlen absorbiert. Daher ist ein effektiver Sonnenschutz unerlässlich, um Sonnenbrand und langfristige Hautschäden –im schlimmsten Fall Hautkrebs – zu vermeiden. Wir verwenden Sonnencremes mit einem hohen Lichtschutzfaktor von mind. LSF 30, besser 50! Wichtig: Frühzeitig, am besten gleich vor dem Frühstück, eincremen und dabei Nacken und Ohren nicht vergessen. Ebenso wichtig wie die Sonnencreme ist ein guter Lippenschutz. Tops und Hotpants schauen zwar toll aus, haben aber ob der vielen freien Haut im (Hochgebirge) nicht wirklich was verloren. Besser ist es, langärmlige, aber dünne, leichte und atmungsaktive Kleidung zu tragen, die unsere Haut schützt. Schildkappe – oder noch besser: ein breiter Sonnenhut – schützen zusätzlich Gesicht und Nacken. Die Reflexion der Sonne auf Schnee und Gletschern

kann die Augen stark belasten und zu langfristigen Schäden führen, deshalb ist eine hochwertige Sonnenbrille mit CE- Kennzeichnung und 100 % UV-Schutz sowie einem seitlichen Schutz und einem Blendschutzfaktor von mind. 3, besser 4, unerlässlich.

4

Dein Kälteschutz: Warme Kleidung auch im Sommer Klingt blöd, ist aber so: Wir sind bei mehrtägigen Bergwanderungen im (Hoch-) Gebirge unterwegs, wo wir auch im (Hoch-)Sommer mit Temperaturen unter 0° und –trotz Klimaerwärmung – mit Schneefall rechnen müssen. Deshalb ist nicht nur ausreichend Regenschutz-, sondern auch Kälteschutzkleidung, wie eine (leichte) Daunenoder Primaloftjacke, sowie eine Mütze und Handschuhe Pflicht.

Fazit

Bergwandern über mehrere Tage kann ein unvergessliches Erlebnis sein. Damit dies gelingt, musst du aber gut vorbereitet und ausgerüstet sein. Diese vier sicherheitsrelevanten Dinge – Notfallausrüstung, Kartenmaterial digital und analog und Notfallkommunikationsmittel – sowie Sonnenschutz und wetterfeste, warme Bekleidung sollten auf keiner Mehrtagestour fehlen. Denke daran, dich vor der Wanderung auch über das aktuelle Wetter und die Verhältnisse in der Region zu informieren, um deine Route und Ausrüstung gegebenenfalls anzupassen. So kannst du nicht nur die Natur genießen, sondern auch dein Risiko minimieren.

Gerhard Mössmer ist Mitarbeiter der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein.

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Der Natursport Bergwandern bietet große Chancen für Gesundheit, Gemeinschaft und Erlebnis. Gut ausgebildet mit einem gewissen Basiswissen geht es sich leichter: Dafür stehen die qualitätsvollen Ausbildungen in der Alpenverein-Akademie. Die garantieren nämlich, das Wissen und die freudvolle Vermittlung des Bergwanderns durch ihre tausenden Teilnehmer*innen zu vervielfachen, zu multiplizieren. Denn sie geben, indem sie Bergwanderungen möglichst sicher und genussvoll gestalten, das Erlernte wiederum weiter an die Mitglieder der Alpenvereinssektionen.

Da tauchen verschiedene Ansprüche auf, ist dieser Natursport doch bei der Bergauf -Leser*innenschaft der meistpraktizierte – sei es jugendlich, inklusiv, sportlich, wild, leger, im Kleinkind- oder Seniorenalter und mittendrin sowieso. Um all diese Bedürfnisse abzudecken, bietet die Alpenverein-Akademie verschiedene Kurse an – von eintägigen Veranstaltungen über Wochenendseminare, Workshops und eLearnings bis zu umfassenden Lehrgängen und Ausbildungen wie Familiengruppenleiter*in oder Übungsleiter*in. Diese Kurse sind für die Aus- und Fortbildung abertausender Ehrenamtlicher im Alpenverein, die sogenannten Funktionär*innen, kreiert, aber auch für alle Interessierten, die es werden wollen, oder die einfach mal mitmachen und naturverbunden und bewegungsfreudig Wissen tanken möchten. Stellvertretend folgen hier einige Veranstaltungen:

Übungsleiter*in

Bergwandern

Der Schwerpunkt dieser Ausbildung liegt im Bereich Führungskompetenz. Man lernt, grundlegende Fertigkeiten zur freudvollen und risikobewussten Durchführung von Bergwandertouren einer Gruppe methodisch zu vermitteln. Trittsicherheit, Gleichgewicht und Kondition spielen ebenso hinein wie Lehrinhalte zum richtigen Umgang mit Karte und Höhenmesser, Navigieren mit dem Smartphone und natürlich zu Erster Hilfe. Acht Termine stehen jedes Jahr im Akademie-Programm. Eine Variante mit Fokus auf Bergsportler*innen im Alter ist „Übungsleiter*in Seniorenbergwandern“.

Bergwandern in der AlpenvereinAkademie

Laut Befragung vom vergangenen Jahr ist Bergwandern die beliebteste Freizeitaktivität der Bergauf-Leser*innen.

Einfach drauf wandern ist schön. Unterwegs sein mit einer bestimmten Prise an Grundlagenwissen noch besser und vor allem sicherer.

A S t R id Neh LS Alpenverein-Akademie

Insgesamt sind im Österreichischen Alpenverein 760 Tourenführer*innen mit dieser Ausbildung unterwegs.

27.–31.08.2025 // Flattach (K)

03.–07.09.2025 // Reichenau an der Rax (NÖ)

Mehr Infos zur Ausbildung und alle Termine zur Übersicht gibt’s hier.

Tage-draußen-Seminar Berg & Jugend

Erlebnisorientierte Methoden kennenlernen, die eigene Rolle als Begleiter*in erproben, mit Freiräumen, gesunden Risiken und dem Lebensraum Berg auseinandersetzen und dabei gemeinsam eine gute Zeit haben – das macht diesen Kurs für alle, die mindestens 16 Jahre alt sind, aus. Durch kreative Übungen werden zudem alpine Skills wie Tourenplanung, Wetterkunde und Orientierung verbessert. Beim gemeinsamen Unterwegssein entstehen frische Ideen, um spannende Jugendarbeit am Berg für Jugendliche und junge Erwachsene zu gestalten. Das Seminar kann einzeln gebucht werden, steht aber auch zur Wahl als Aufbaukurs der Jugend leiter*innen/Familien gruppenleiter*innen-Ausbildung oder des Lehrgangs Alpinpädagogik. 500 Jugend- und 100 Familienleiter*innen setzen ihr Erlerntes aus den Tage-draußen-Seminaren in den 193 Sektionen bereits ein.

18.–22.06.2025 // Maria Alm am Steinernen Meer (S)

23.–27.07.2025 // Hirschwang an der Rax (NÖ)

03.–07.09.2025 // Innerfragant (K)

eLearning

Mehr Infos zum Seminar und alle Termine zur Übersicht gibt’s hier.

Gut ausgebildet mit einem gewissen Basiswissen geht es sich leichter: Dafür stehen die qualitätsvollen Ausbildungen in der AlpenvereinAkademie.

Repertoire an kostenfreien eLearningKursen auf. Für Bergwander-Interessierte sind u. a. folgende empfehlenswert:

Das E-Bike bietet hervorragende Möglichkeiten, entlegene Wanderungen und Routen zu erkunden, ohne langwierige, beschwerliche Talhatscher auf sich nehmen zu müssen. Worauf es bei der Planung von kombinierten E-Bike-Bergwanderungen ankommt und wie man sturzfrei bleibt, gehört zum Inhalt des Updates. Vorausgesetzte Qualifikationen zur Teilnahme sind folgende: Übungsleiter*in, Instruktor*in, Bergretter*in, Berg führer*in, Bergwanderführer*in, Bikeguide. alpenvereinaktiv.com einfache Nutzung des Tourenportals Klimafreundlich auf Tour praktische Beispieltour zum Bergwandern

Miteinander in Lebensräumen Begegnung beim Draußensein

Mehr Infos zum eLearningAngebot der AlpenvereinAkademie gibt’s hier.

Update Bergwandern und E-Bike

Die digitale Lernplattform der Alpenverein-Akademie weist ein umfassendes

11.–14.09.2025 // Leutasch (T)

Mehr Infos zur Ausbildung und alle Termine zur Übersicht gibt’s hier.

Heutzutage gibt es Routen wie Sand am Meer: Die meisten führen von Bayern durch Tirol und Südtirol bis zum Lago di Garda oder ans Mittelmeer. Doch auch in den Westalpen findet man meist anspruchsvollere Strecken. Neben Klassikern wie der Heckmair-Route oder der Via Claudia Augusta sind der eigenen Kreativität in der Planung keine Grenzen gesetzt.

Auch wenn die Planung das A und O einer gelungenen Tour ist, so ist der Faktor Mensch nicht unerheblich. Wer nicht als einsamer Cowboy losreiten möchte, sollte sich über die Wahl der Mitstreiter*innen Gedanken machen: Sind alle gleich fit und fahrtechnisch auf ähnlichem Niveau? Sind sich alle ihrer eigenen und gegenseitigen Stärken und Schwächen bewusst? Offen im Vorfeld darüber zu reden, erspart die eine oder andere Tragödie unterwegs. Zur Vorbereitung ist gemeinsames Training

Einmal quer über die Alpen rollen

Der Traum jeder Bikerin und jedes Bikers: Einmal mit dem Bike die Alpen überschreiten. Damit die Tour nicht zur Tortur wird, gibt es vorab einige Dinge zu beachten.

Re N é Se N dL hOfe R-Sch AG

empfehlenswert, im Idealfall tastet man sich an eine Mehrtagestour heran und besucht im Zweifelsfall einen Fahrtechnikkurs bei Profis.

Planung und Ausrüstung

Das Abenteuer Transalp erfordert eine detailliertere und akribische Planung. Inspiration holt man sich aus zahlreichen Büchern oder im Internet – ist die Lieblingsroute gefunden, geht’s ans Eingemachte. Eine typische Transalp dauert vier bis zehn Tage. Ab sechs Tagen empfehlen wir, einen Pausentag nach der Hälfte einzulegen. Die Etappen werden recherchiert, Alternativen geplant und die An-/Rückreise organisiert. In unserem SicherAmBerg-Booklet Mountainbike (gibt es im alpenverein.shop) finden sich alle Details zur gewissenhaften Tourenplanung. Wer nicht gerne selber plant, bucht eine geführte Tour bei zahlreichen Alpenvereinssektionen oder Reiseveranstaltern. Zum Teil auch mit Gepäcktransfer, so bist du nur mit Tagesrucksack unterwegs, hast Platz für ein weiteres frisches Shirt, das Kuscheltier oder etwas mehr Ersatzteile.

Eine Transalp ist kein Feldversuch: Das Bike-Mensch-Setup sollte stimmig und erprobt sein, die Ausrüstung und der gekonnte Umgang damit bekannt. Ob Hardtail oder Fully, mit oder ohne Motorunterstützung – alles ist möglich und hängt von der Routenwahl und der gewünschten Wegebeschaffenheit ab. Auf Forststraßen und einfachen Pässen ist ein Hardtail ausreichend, soll es über Stock und Stein auf Wanderwegen gehen, empfiehlt sich ein Fully. Anbauteile wie Ständer oder Gepäckträger kommen vorab ab, jedes Gramm zählt. Mit einem E-Mountainbike muss man Lademöglichkeiten in die Planung miteinbeziehen, das Ladegerät einpacken und sicherstellen, dass keine langen Tragepassagen dabei sind.

Wird das Bike auch geschultert, empfehlen wir bergtaugliche Bikeschuhe mit rutschfester Sohle, ohne Klickpedale. Das wichtigste Teil, neben dem Rad, ist der Rucksack. Wie ein Koala wird er dich fest im Griff haben – ein guter Sitz ist daher unerlässlich. Es haben sich Rucksäcke mit 25 bis 30 Litern bewährt. Voll gepackt sollte er max. 8 kg wiegen. Die wichtigsten Teile für unterwegs findest du in der

Infobox. Hier sei erwähnt, dass nicht alle in der Gruppe eine Pumpe, einen Biwaksack oder den Leatherman einpacken müssen. Teilt die Sachen auf und euer Rücken wird es euch danken.

Übrigens: Irgendetwas geht definitiv unterwegs mal kaputt. Ein gewisses Maß an Reparatur-Know-how ist deshalb unerlässlich. Übe vorab und mache dich mit allen Ersatzteilen und Werkzeugen vertraut, Tipps dazu gibt’s in unseren „Reparatur on Tour“-Videos auf YouTube.

Wann geht’s los?

Der richtige Zeitraum für eine Transalp liegt zwischen Juni und Ende September. Je nach Route erreicht man Höhenlagen von bis zu 3.000 m Seehöhe, Altschnee oder Neuschnee sind keine Seltenheit. Planst du, auch auf Berghütten zu nächtigen, stelle sicher, dass diese auch geöffnet haben. Hier hilft das Online-Reservierungstool der Alpenvereine. Wenn du allein unterwegs bist, kannst du deine Etappen flexibel gestalten und tagtäglich nach einer Unterkunft suchen. In der Gruppe empfehlen wir klar, diese schon im Vorhinein zu reservieren. Starte dein Abenteuer azyklisch, also nicht am Wochenende, das erleichtert die Buchungen und die Anreise.

Plane auch deine Rückreise im Vorfeld. In Öffis gibt es nur begrenzte Plätze zur Fahrradmitnahme, eine frühzeitige Buchung ist deshalb unerlässlich. Rücktransfers im Bus mit Anhänger sind über private Anbieter buchbar. Wenn’s nicht

das Meer oder der Gardasee sein müssen, plane eine Rundreise – dann querst du den Hauptkamm zweimal, doppelte Freude und kein Problem mit der Rückreise. In den Alpen, vor allem im Laufe einer ganzen Transalp, kann sich das Wetter in alle Richtungen entwickeln. Behalte es stets im Blick und entscheide frühzeitig über den Abbruch einer Etappe und die möglichen im Vorfeld geplanten Alternativen. Kannst du dein Tagesziel nicht erreichen, gib der Unterkunft frühzeitig Bescheid. Plane deine Etappen so, dass du nicht gleich zu Beginn den steilsten Anstieg meistern musst. Starte gemütlich –ein Warm-up hilft, länger fit zu bleiben. Mach dazu regelmäßige Pausen, trink und iss, bevor du hungrig oder durstig bist. Abends oder in der Früh wirkt eine Runde Yoga, zum Dehnen und Aufwärmen, Wunder. Der tägliche Bike-Check darf auch nicht fehlen: Stelle sicher, dass auch dein Rad für den Tag bereit ist. Übrigens: Gesellige Hüttenabende eignen sich auch gut dazu, beim Wirt oder bei Gleichgesinnten Informationen über die Wegebeschaffenheit der Route, Hindernisse oder Sperren unterwegs zu erfragen.

Du hast nun Bock, selbst eine Tour oder Transalp zu planen? Mit unserem Kurs „Übungsleiter*in Mountainbike“ der Alpenverein-Akademie und dem darauf aufbauenden „Update Mountainbike Transalp“ bist du bestens gerüstet.

René Sendlhofer-Schag ist in der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein für das Thema Mountainbike zuständig.

Ausrüstung

Mehr Details gibt es im eLearning „Mountainbike: Ausrüstung und Bike­Check“ der AlpenvereinAkademie: t1p.de/elearningbikecheck

Ostösterreichischer Grenzlandweg

Der Ostösterreichische Grenzlandweg 07 verläuft durch Niederösterreich, Wien, Burgenland und die Steiermark und reicht vom Nebelstein im nördlichen Waldviertel bis Bad Radkersburg im steirischen Vulkanland.

Dieser Weitwanderweg berührt zwar kein hochalpines Gelände, setzt aber dennoch gute Kondition und örtlich auch Trittsicherheit sowie gute Wetterverhältnisse voraus. Von den zehn österreichischen Weitwanderwegen gilt der „07er“ als der (technisch) einfachste, da er nur wenige Male die 1.000-MeterMarke überschreitet. Ganz nebenbei ist

der Ostösterreichische Grenzlandweg vom Nebelstein bis Wolfsthal auch Teilstück des Europäischen Fernwanderwegs E8 und von Wien bis Hochstraß (bei Loipersdorf) Teilstück des Europäischen Fernwanderwegs E4.

Der Ostösterreichische Grenzlandweg ist mit Ausnahme des Wechselabschnitts (der über den Burgenländischen Grenzlandweg umgangen werden kann) ganzjährig begehbar, insbesondere empfehlen sich aber die Monate Mai und Juni sowie September und Oktober, da es im Hochsommer in Ostösterreich doch sehr heiß werden kann. Der Abstieg verläuft auf schmäleren, gut markierten Alm- und Wiesenwegen an der Legsteinquelle vorbei zum steinigen Almboden bei der Ybbstaler Hütte.

Blick von der Riegersburg nach Südosten.
Foto: Elisabeth Pichler

Wegbeschreibung

Es gibt vier Teilabschnitte

Thayatalweg: Vom Nebelstein (1.017 m) verläuft der Weg im Waldviertel über Weitra und Gmünd, durch die Naturparke Blockheide und Dobersberg, über Karlstein an der Thaya, Geras und Hardegg, durch den Nationalpark Thayatal in die am Rande des Weinviertels liegende Stadt Retz.

Weinviertler Grenzlandweg: Von hier zieht er weiter über Haugsdorf, Mailberg und durch den Naturpark Leiserberge nach Ernstbrunn und weiter über Großrußbach, Hagenbrunn und über den aussichtsreichen Bisamberg nach Langenzersdorf. Nun über die Donauinsel in das Gebiet der Bundeshauptstadt Wien und durch das Erholungsgebiet der Lobau nach Großenzersdorf. Durch den Nationalpark Donau­Auen wird Hainburg erreicht.

Via Pannonia: Über Kittsee und Nickelsdorf geht es sodann durch den Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel nach Illmitz und mittels Schiff nach Mörbisch. Von Mörbisch aus zieht der Weg über Rust, Siegendorf und den Herrentisch nach Sieggraben, Landsee, Kirchschlag, über den Hutwisch und Tauchen auf den Hochwechsel (1.743 m). Eine Nebenroute 07A führt von Tauchen über St. Lorenzen am Wechsel direkt nach Vorau.

Oststeirischer Grenzlandweg: Vom Hochwechsel geht es weiter über Vorau, den Masenberg (1.261 m), Hartberg, Fürstenfeld, Söchau, Riegersburg und Fehring nach St. Anna am Aigen. In einer weiteren Tagestour wird über Klöch der Endpunkt in Bad Radkersburg erreicht. Von Landsee bis St. Anna am Aigen besteht mit dem Burgenländischen Grenzlandweg eine weitere Nebenroute durch das südliche Burgenland über Lockenhaus, den Geschriebenstein (884 m), Rechnitz, Kohfidisch und Güssing zur Dreiländerecke Österreich/Ungarn/Slowenien und schließlich vereinigt sich diese Route mit dem Hauptweg in St. Anna am Aigen.

Anreise

Der Weg kann an vielen Stellen unterbrochen und fortgesetzt werden. Die öffentliche Anreise ist an vielen Punkten möglich und den einzelnen Tagesetappen zu entnehmen.

Tourdaten

Ca. 9.000 Hm und 690 km in 34 Tagen

Ausrüstung

Leichte, der Jahreszeit angepasste Wanderausrüstung

Autorin

Elisabeth Pichler, Alpenverein Weitwanderer

Kartenausschnitt

BEV, OSM

Mehr Details zu dieser Tour auf alpenvereinaktiv: alpenvereinaktiv.com/ s/3vY4oA

\ Der Ostösterreichische Grenzlandweg 07 verläuft durch Niederösterreich, Wien, das Burgenland und die Steiermark. Von den 10 österreichischen Weitwanderwegen gilt der „07er“ als der (technisch) einfachste.

Das System alpenvereinaktiv

Wer schreibt eigentlich die Touren für alpenvereinaktiv?

Wie kommen diese ins Portal? Was gibt’s außer Touren noch und was macht eigentlich ein alpenvereinaktiv-Beauftragter?

Wir bringen Licht ins System alpenvereinaktiv und zeigen, was durch eine perfekte Zusammenarbeit alles im bestehenden System möglich ist.

iR e N e We L e B i L

Begeben wir uns auf eine Traumreise. alpenvereinaktiv ist das Portal für alle Bergsportdisziplinen, das sämtliche relevanten Informationen für die Planung von Touren bietet – ganz ohne zusätzliche Quellen. Alle klassischen Berg-, Ski-, Kletter- und Hochtouren und eine große Auswahl an Wanderungen und Mountainbiketouren der Ostalpen sind einmal in perfekter Qualität vorhanden. Jede Tour enthält alle relevanten Informationen bzgl. Charakter der Tour, Schwierigkeit, Sicherheit, Ausrüstung, Bedingungen, Anreise etc. Die Touren werden seitens der Autoren regelmäßig geprüft, aktualisiert und mit aktuellen Bedingungen versehen. Schutzgebiete, Lenkungsmaßnahmen, Begehungs- und Fahrverbote werden bei der Routenführung berücksichtigt, wenn möglich starten die Touren von einer öffentlichen Haltestelle.

In unserer Traumwelt gibt es in jedem Zweigverein des Österreichischen Alpenvereins einen alpenvereinaktiv-Beauftragten, der Touren im Tourengebiet seiner Sektion sowie Hütten und Kletteranlagen

digital überblickt und diese mit Hilfe seines aktiven Autorenteams im Tourenportal strukturiert, veröffentlicht und pflegt. Die Hüttenseiten werden in Zusammenarbeit mit den Hüttenzuständigen mit Zustiegen und Übergängen verknüpft, Wegewarte tragen Wegsperrungen ein und halten diese aktuell.

Tourenführer und sonstige Bergsportbegeisterte veröffentlichen nach jeder erfolgreich durchgeführten Tour regelmäßig aktuelle Bedingungen, um Informationen für Nachahmer bereitzustellen, und kommentieren Touren, bei denen fehlende oder fehlerhafte Informationen aufgefallen sind. Die Autoren arbeiten diese Informationen in ihre Touren ein und so bleiben diese immer am aktuellsten Stand. Neben den Klassikern in den Heimatregionen der Sektionen veröffentlichen Autoren auch individuelle Touren in sektionsfernen Gebieten, was das Angebot stets erweitert.

Das Portal lebt vom regen Austausch der aktiven Community, was dazu führt, dass die Touren aktueller sind als jeder

gedruckte Tourenführer. Durch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Funktionäre in der Sektion wächst die Identifikation mit dem Portal, wodurch immer mehr Akteure zur Mitarbeit motiviert werden und zur steten Verbesserung der Qualität der Inhalte beitragen.

Das Portal lebt vom regen Austausch der aktiven Community, was dazu führt, dass die Touren aktueller sind als jeder gedruckte Tourenführer. >

Funktion

alpenvereinaktivBeauftragter

Als alpenvereinaktiv­Beauftragter bist du ein risikobewusster Bergsportbegeisterter und Experte im Tourenportal alpenvereinaktiv, der die Interessen des Autorenteams in der Funktionärsebene der Alpenvereinssektion vertritt. Du bist erster Ansprechpartner, wenn es um die Inhalte der Sektion geht. Dabei bildest du das Bindeglied zwischen den verschiedenen Referenten und der digitalen Welt von alpenvereinaktiv. Deine Funktion ist sehr vielseitig und individuell gestaltbar.

Folgende Aufgaben könnten Teil deiner Arbeit sein:

Betreuung, Koordination und Motivation engagierter Bergsportbegeisterter zur Mitarbeit im Autorenteam.

Redaktionelle Betreuung und Aktualisierung der Touren im Arbeitsgebiet der Sektion, der Hüttenseite im Portal und den dazugehörigen Zustiegen und Übergängen.

Veröffentlichung von aktuellen Bedingungen im Arbeitsgebiet deines Alpenvereins.

Veröffentlichung von Wegsperrungen in Zusammenarbeit mit den Wegewarten.

Pflege der Hüttenseite in Zusammenarbeit mit dem Hüttenwart.

Pflege der Seite deiner Alpenvereinssektion im Portal.

Durchführung von Anwenderschulungen für App und Webportal von alpenvereinaktiv.com

Du bist Ansprechpartner deiner Sektion für das alpenvereinaktivRedaktionsteam und für Interessenten zur App und zum Webportal.

Stimmen aus der Autorenschaft

Was motiviert dich dazu alpenvereinaktiv-Autor zu sein?

»Ich schätze Tourenportale, wo man die Verlässlichkeit der Aussagen gut einschätzen kann. Gerade deshalb will ich meine Erfahrungen weitergeben, um anderen Usern ähnlich gute Informationen und Anregungen anbieten zu können – ein „Geben“ und „Nehmen“.«

Wolfgang Lauschensky (Alpenverein Braunau)

» Mir gefällt die Vorstellung, dass Bergsteiger meine Texte lesen, meine Fotos betrachten und dann voller Vorfreude mit dem Handy in der Hosentasche in ihr eigenes kleines Abenteuer aufbrechen.«

Andreas Dünser (Alpenverein Austria)

» Mit meinen Beiträgen bin ich Teil der alpenvereinaktiv-Community. Ich erlebe es als sehr sinnvoll und befriedigend, eine Tour möglichst perfekt zu beschreiben, zu bebildern, alle Infos zu sammeln, die für Wiederholer*innen wertvoll sein könnten.«

» Es motiviert mich, Touren in unserem Sektionsgebiet zu veröffentlichen, die mit geringem Planungsaufwand einfach öffentlich erreichbar sind. Meine Touren sollen inspirieren, motivieren und aufzeigen, dass es auch in unserer flachen und hügeligen Region attraktive Wege und Plätze gibt und dass Abenteuer direkt vor der Haustür beginnen!«

Eva Schnabl (Alpenverein Stockerau)

»alpenvereinaktiv ist nicht nur ein wunderbares Instrument, um den Nutzern Weitwanderungen durch Österreich nahezubringen, sondern auch, um Tracks und Beschreibungen für die Sektion selbst zu dokumentieren und aktuell zu halten.«

Sebastian Beiglböck (alpenvereinaktivBeauftragter des Alpenverein Weitwanderer)

»Ich will die Aufmerksamkeit auf neue Ziele lenken und damit Vermassung auf klassischen Routen reduzieren. Die Planungstätigkeit ist manchmal spannender als die Tour – Inszenierungspotenzial mit Suchtgefahr.«

Karl Selden (Alpenverein Klagenfurt)

» Viele Bekannte sind ein Leben lang nur auf immer denselben Touren unterwegs. Mit meinen Tourenbeschreibungen möchte ich dazu motivieren, Neues zu versuchen und das Glücklichsein nach gelungenen Touren zu erleben.«

Elisabeth Reder (Alpenverein Innsbruck)

Michael Larcher (Alpenverein Hall in Tirol)

alpenvereinaktiv-Nutzerin:

Ich will am Samstag eine leichte Wanderung durchführen, die öffentlich erreichbar und bereits schneefrei ist.

Kommentar von anderen Nutzern: Ist der Zustieg schon schneefrei?

Kommentar von anderen Nutzern:

Die Alm xy bei Tour y ist leider nicht mehr bewirtschaftet. Bitte in der Beschreibung ändern.

von anderen

Ist der Klettersteig schon offen?

alpenvereinaktiv-Autor:

Oh, es gibt eine neue Wegsperrung bei meiner Tour, die werde ich gleich umplanen.

Kommentar
Nutzern:

Umsetzungspartner, entwickelt bzw. stellt Technik zur Verfügung

Funktionen

›Tourenplaner ›Kartengrundlagen ›Lawinenlage

›Touren ›POIs ›Hütten ›Sperrungen

›Trackexportieren ›Hangneigung u.v.m

Inhalte

›Bedingungen ›Schutzgebiete ›Kommentare undFragen

Hilfe

›Support ›Hilfe-Seite & Tutorials ›Schulungen

Produkt- und Qualitätsmanagement, Expertenwissen, Support

Touren, Hütten, Kletteranlagen, Sperrungen, Bedingungen

Sektion

alpenvereinaktivBeauftragter mit Autorenteam

alpenvereinaktiv-Beauftragter: Aufgrund eines Felssturzes ist der Weg xy aktuell nicht begehbar.

aktuelle Bedingungen und Kommentare

Hüttenwirt

alpenvereinaktivRedaktion und Fachabteilungen des Hauptvereins alle alpenvereinaktiv-Nutzer

Betreuung und Wissensaustausch

Wegewart, Hüttenwart Sportkletterreferent Alpinteam & Alpinreferent Naturschutzreferent

Austausch über Agenden im Arbeitsgebiet

Wo geht’s zur Hütte?

Was wäre ein Sommer am Berg ohne die Alpenvereinshütten?

Egal, ob als Tagestour oder als Übernachtungsstützpunkt, die Schutzhütten sind interessante Tourenziele und die Infos dazu wichtige Elemente der Tourenplanung. Serie alpenvereinaktiv-Tipp, Teil 5.

Auf alpenvereinaktiv.com findet man alle Infos zu den Hütten des Österreichischen und Deutschen Alpenvereins, des Alpenvereins Südtirol und der Naturfreunde Österreich durch Verknüpfung mit der Datenbank des jeweiligen Vereins. Aber auch zu Hütten anderer Vereine lassen sich Informationen finden, wenn sie unsere geschulten Autoren veröffentlicht haben.

1. Hütten finden

Hütten kann man in der alpenvereinaktivApp über drei Wege finden: über die Volltextsuche, über die Hüttensuche sowie

über Touren, wo eine Hütte als Wegpunkt verknüpft wurde.

a Über die Volltextsuche:

Will man gezielt eine bestimmte Hütte aufrufen, dann kann man über die Volltextsuche nach ihr suchen. Diese wurde im Rahmen der Suche nach Touren im Funktionstipp 2 (Bergauf #4. 2024) schon vorgestellt, weshalb aus Platzgründen hier nicht mehr darauf eingegangen wird.

b Über die Hüttensuche:

Wenn man eher allgemein nach Hütten suchen und alle Ergebnisse übersichtlich auf einer Karte im Blick haben will, dann

bietet sich die Hüttensuche an. So wie die Suche nach aktuellen Bedingungen (siehe Bergauf #1.2025) oder Touren findet man die Hüttensuche ebenfalls im „Hamburger-Menü“ (Bild   1 ), indem man dort auf „Hütten“ tippt. Nun öffnet sich die Karte mit vielen Hüttensymbolen (Bild 2 ) und man kann nach Belieben stöbern. Zu beachten ist nur, dass maximal 50 Ergebnisse auf der Karte dargestellt werden. Zoomt man weiter in die Karte hinein oder verschiebt diese, dann werden weitere Ergebnisse nachgeladen (so wie auch bei der Suche nach Touren). Unter „Filter“ (Bild   2 a ) verbirgt sich noch die Möglichkeit, nach bestimmten Kriterien

zu filtern, wie z. B. nach den Öffnungszeiten oder der Hüttenkategorie. Tippt man nun auf der Karte auf ein Hüttensymbol, dann gelangt man zur Detailseite dieser Hütte mit allen weiteren Infos. (Bild  4 )

c Über Hütten, die mit einer Tour verknüpft sind:

Mit Tourenbeschreibungen können interessante Punkte, sogenannte POIs, verknüpft sein: wie z. B. Gipfel, Übergänge, Brunnen, Almen und genauso auch Alpenvereinshütten. Die POIs werden bei der Tour an die Route angehängt (Bild  3 ) und können dort geöffnet werden. Oder man findet sie in der „Wegbeschreibung“ bzw. unter „Einkehrmöglichkeit“.

2. Infos bei den Hütten

Hat man nun die Hütte der Wahl gefunden und geöffnet, dann kann man auf der Hüttenseite alle wichtigen Infos dazu einsehen (Bild  4 ). Zentral sind natürlich die

¡ nfo alpenvereinaktiv-Tipps

Alle bisher in Bergauf erschienenen Funktionstipps von alpenvereinaktiv sind hier zu finden: www.alpenverein.at/ portal/bergsporttipps

QR­Code scannen und zu den Funktionstipps gelangen.

Kontaktdaten und Öffnungszeiten sowie die Frage, ob im gewünschten Zeitraum noch Plätze frei sind. Letzteres wird leicht geklärt, wenn die Hütte im Reservierungssystem der Alpenvereine aufgenommen ist. Denn dann wird die Belegung der nächsten 14 Tage angezeigt und über den Link „Schlafplatz reservieren“ gelangt man direkt zur Webseite des Re-

servierungssystems (Bild  5 a ). Hier wird die Belegung der ganzen Saison aufgelistet und die Schlafplätze können entsprechend reserviert werden. Ist die Hütte gut von der Sektion auf alpenvereinaktiv gepflegt, dann findet man auf der Hüttenseite neben Fotos und Beschreibungstexten auch noch alle Zustiege und Übergänge zu Nachbarhütten sowie Empfehlungen zum Tourenangebot rund um die Hütte.

3.Was technisch noch möglich ist:

So wie bei den Tourenbeschreibungen verstecken sich auch bei den Hütten eine Reihe von Funktionen. Die wichtigsten sind „Merken“, wo man die Hütte in eine eigene Sammlung ablegen kann, und „Herunterladen“, was die Hüttenseite mit allen Infos am Handy offline speichert. Aber auch „zu My Map hinzufügen“ oder „Frage stellen“ und „Aktuelle Bedingung erstellen“ sind praktische Funktionen (Bild  4 a und b )

BERGE, WANDERN & GENIESSEN – MIT DEM DAV SUMMIT CLUB

BERLINER HÖHENWEG: ETAPPE 1 MIT HOCHFEILER

Staatlich geprüfte*r Berg- und Skiführer*in • 6 × Hütte im Lager • Halbpension • Transfers lt. Detailprogramm • Versicherungen

7 Tage | 6 – 10 Teilnehmer*innen

Termine: 29.06. bis 05.07 | 13.07. bis 19.07. | 27.07. bis 02.08. | 10.08. bis 16.08.2025 u. v. m.

CINQUE TERRE – MIT BAHN & BOOT DIE LIGURISCHE KÜSTE ENTDECKEN

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Termine: 28.09.bis 05.10. | 12.10. bis 19.10.2025

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Österreichischer Alpenverein Alpenverein-Akademie

Olympiastraße 37 6020 Innsbruck

T +43 / 512 / 59 547-45 M akademie@alpenverein.at W alpenverein-akademie.at

Bildung gibt Sicherheit. Die AlpenvereinAkademie bietet beides. Sicher-Am-BergKurse, Seminare und Workshops, Aus- und Weiterbildungen bis hin zu zertifizierten Lehrgängen, persönlich und auch digital. Immer mit dabei: hohe Qualität und nachhaltige Freude in, an und mit der Natur.

Wege ins Freie

Warum die Wegefreiheit im alpinen Gelände so wichtig ist.

Der Österreichische Alpenverein setzt sich seit seiner Gründung konsequent für die Wegefreiheit im alpinen Raum ein – das Recht, sich frei in den Bergen zu bewegen. In einer Zeit, in der der Mensch zunehmend aus der Natur ausgesperrt wird, gewinnt dieses Prinzip an Bedeutung. Die Wegefreiheit ist nicht nur ein Ausdruck individueller Freiheit, sondern auch ein elementarer Bestandteil der österreichischen Berg- und Wanderkultur.

„Wege ins Freie“ – so lautet das Motto des Alpenvereins. Es bringt auf den Punkt, worum es uns geht: Menschen die Möglichkeit zu geben, hinaus in die Natur zu gehen, in die Berge aufzubrechen, Freiheit und Weite zu erleben. Dieses Motto ist aktueller denn je. Denn die freie Begehbarkeit der Alpen wird zunehmend durch wirtschaftliche Interessen, Bebauung oder Sperren eingeschränkt. Der Alpenverein setzt sich dafür ein, dass die Berge für alle offenbleiben – nicht nur für einige wenige.

Wegefreiheit bedeutet jedoch nicht grenzenlose Nutzung, sondern setzt verantwortungsvolles Verhalten voraus. Im Mittelpunkt stehen Respekt gegenüber der Natur, dem Eigentum sowie allen, die den alpinen Raum ebenfalls nutzen und mitgestalten. Der Alpenverein trägt aktiv dazu bei, dieses Bewusstsein zu fördern – durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit, nachhaltige Wegeplanung und den kontinuierlichen Dialog mit allen Lebensraumpartnern.

Ein eindrucksvolles Beispiel für gelebte Wegefreiheit ist das über 26.000 Kilometer umfassende Wegenetz, das ehrenamtlich von Alpenvereinsmitgliedern betreut wird. Zwei der prominentesten

Weitwanderwege feiern heuer Jubiläum: Der Nordalpenweg – Österreichs ältester durchgehender Weitwanderweg vom Neusiedler See bis zum Bodensee –wird 50 Jahre alt. Die Via Alpina, die über Grenzen hinweg durch acht Alpenländer führt und europäische Bergkultur verbindet, feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Beide Routen stehen sinnbildlich für die Idee, dass Bewegung im Gebirge mehr ist als Sport – sie ist kulturelles Erbe, Verbindung von Menschen und Ländern, gelebte Freiheit.

»Wege ins Freie – so lautet das Motto des Alpenvereins. Es bringt auf den Punkt, worum es uns geht: Menschen die Möglichkeit zu geben, hinaus in die Natur zu gehen, in die Berge aufzubrechen, Freiheit und Weite zu erleben.«

In einer Zeit, in der immer mehr Lebensbereiche reguliert oder kommerzialisiert werden, ist die Wegefreiheit ein schützenswertes Gut. Der Alpenverein steht dafür ein – aus Überzeugung und mit langem Atem. Denn wer sich frei in der Natur bewegen kann, lernt sie zu schätzen – und zu schützen.

Im Glauben erschüttert

Wie kann es sein, dass Bergsportbetreibende trotz (oder aufgrund?) der Benutzung einer Karte für die Tourenplanung sich am Berg verirren? Und welche Rolle spielt dabei der gesunde Menschenverstand?

Der mündige Homo Alpinus geht nicht nur im alpinen Gelände gern seinen eigenen Weg, auch in der Tourenplanung verlässt er sich am liebsten auf die eigene Kompetenz. Der Haken an der Sache ist nur der, dass eine eigenständige Planung gewisse Grundlagendaten benötigt. Dazu kommt die unglaubli-

che Fülle an Informationskanälen – vom seriösen Tourenportal bis hin zu ach so geheimen Tourentipps in den sozialen Netzwerken.

Im World Wide Web finden sich gut recherchierte und toll bebilderte Tourenbeschreibungen von ausgebildeten Tourenführern genauso wie maßlos untertriebene

Wegzeitangaben in Beiträgen von selbsternannten Alpinexperten oder Ausflugstipps mit subtilem Tourismusinteresse bis hin zu KI-generierten Tourenvorschlägen: Wem kann man denn überhaupt noch vertrauen? Ist man vermeintlichen Experten und Selbstdarstellern zwangsläufig ausgeliefert? Hier hilft es sehr, wenn man sich ein wenig mit den Hintergründen befasst.

Karte auf Knopfdruck

Grundlage einer soliden und eigenständigen Tourenplanung ist meist eine topographische Karte, bzw. sind es die Geodaten dahinter. Darauf wird in der Regel eine Karte aufgebaut und in weiterer Folge gepflegt und aktuell gehalten. Diese Akribie in der Erstellung und Pflege leidet leider stark an den veränderten Rahmenbedingungen, in denen heutige Karten erstellt werden (müssen). Hatte man im vergangenen Jahrhundert noch Jahre, teils Jahrzehnte, damit verbracht, eine Region kartographisch zu erkunden und dann mit viel Liebe fürs Detail darzustellen, soll heute kostengünstig auf Knopf-

Da waren die Grundlagedaten wohl nicht aktuell: Plötzliches Ende einer Tourenplanung. Der weitere Wegverlauf ist rechts oben zu erkennen.

druck und möglichst automatisiert ein brauchbares und verlässliches Kartenprodukt entstehen. Die technische Entwicklung macht es möglich.

Doch wie sieht es bei Grundlagendaten aus, auf deren Basis wir uns selbst Gedanken machen wollen? Das seit 2004 online verfügbare, kostenlose und communitybasierte Projekt OpenStreetmap (OSM) ist hier sicherlich ein ganz zentraler Faktor und stellt eine deutliche Zäsur im Bereich der Geodaten und somit auch in der Kartographie dar. Der Gedanke einer offenen Plattform für räumliche Daten, die jedem Interessierten zur Verfügung steht, steht im diametralen Gegensatz zu den klar strukturierten und organisierten Landesaufnahmen im Rahmen der amtlichen Kartographie.

Seit Beginn solcher communitybasierter Projekte ist die Erhebung von topographischen Daten, insbesondere des Straßenund Wegenetzes, nicht mehr ausschließlich den ausgebildeten Topographen oder von Privatverlagen beauftragten Kartographen vorbehalten, sondern jeder, der sich dazu berufen fühlt, kann Teil der OSM-Community werden und Inhalte beitragen. Dieser Ansatz ist grundsätzlich sehr zu begrüßen, nachdem es jedem klar sein dürfte, dass professionelle Topographen oder Kartographen nur über begrenzte Ressourcen verfügen und eine zeitlich engmaschige und flächendeckende Aktualisierung auch der hintersten Winkel der Landschaft schlichtweg unmöglich ist.

Die in der Vergangenheit eingeschränkten Zugangsmöglichkeiten zu amtlichen Daten – man denke an Datenverfügbarkeit, Homogenität oder Lizenzkosten – ließen das OSM-Projekt darüber hinaus einen enormen Boom in der Verbreitung erleben, was nicht zuletzt dazu geführt hat, dass heute ein überwiegender Teil der günstigen oder gar kostenlosen Apps und Portale auf ebendiese Datengrundlage setzt. Zwar hat sich durch die Open-Government-Data-Richtlinien der Zugang zu amtlichen Daten stark vereinfacht, aufgrund

von unterschiedlichen Datenmodellen und Verfügbarkeiten in den unterschiedlichen Ländern wird aber auch weiterhin primär auf OSM gesetzt. Schließlich ist es kostenlos, weltweit verfügbar, hat ein einheitliches Datenmodell und entsprechende Dokumentation – unschlagbare Argumente für jeden App-Entwickler.

Blindlings der Nase nach

Die communitybasierte Datenerfassung auf der einen und die hohe Verbreitung auf der anderen Seite eröffnen nun ein Problemfeld, das insbesondere im Bergsport eine hohe Relevanz entwickelt. Auf Basis von OSM-Daten werden nun nicht nur Karten erstellt, vom Tourismusflyer bis zu hin zu bekannten topographischen Karten, sondern auch Routingfunktionen für eine automatisierte Tourenplanung. Es mag sein, dass beim Studium einer Karte ein gewisses Fehlerbewusstsein noch vorhanden ist, wenngleich man sich in der Regel schon darauf verlassen möchte, dass ein eingezeichneter Weg auch tatsächlich vorhanden und begehbar ist. Spätestens beim Nutzen einer Routingfunktion setzen wir beim Befehl „Jetzt rechts abbiegen!“ den nächsten Schritt aber oft unbewusst blindlings in ebendiese Richtung. Bis eben gar nichts mehr geht und schlimmstenfalls eine alpine Notlage eintritt.

Leider gab es bereits einige Unfälle, bei denen der Technik mehr

vertraut

wurde als

dem

gesunden

Menschenverstand. Frei

nach

dem

Motto: „Wenn das Routing dort hinunterleitet, wird der Weg schon irgendwann besser werden …“

Sollte nun jemand schmunzeln und sich fragen, welcher Flachlandtourist im alpinen Gelände schon einem Routing folgt, der sollte sich überlegen, wie oft man eine digitale Tourenplanung – im Sinne einer eigenen Routenwahl mittels Zwischenpunkten – in der Vorbereitung verwendet und wie diese wohl funktioniert. Nämlich im Grunde genauso. Ein Routing ist vereinfacht gesagt eine Minimierung von Kosten. So hat jede Linie in der Datengrundlage (z. B. Wanderwegabschnitt) gewisse Eigenschaften hinterlegt. Diese sind z. B. Begehbarkeit zu Fuß, Wegbeschaffenheit, Länge und vieles mehr.

Der Routingalgorithmus sucht nun von eingegebenem Start bis Ziel jene Wegabschnitte zusammen, bei denen die geforderten Eigenschaften zutreffen und die Kosten, also z. B. die Weglänge, minimiert sind. Das beste Ergebnis wird als Routingergebnis zurückgegeben und wird dann gerne als Track auf Handy oder Smartwatch übertragen. Damit endet dann oft das reflektierte Handeln.

Lässt man sich diese vereinfachte Funktion eines Routings nochmals durch den Kopf gehen, wird einem wohl rasch die Bedeutung von hochwertigen Grunddaten klar. Ist auf einem Abschnitt eine falsche Information hinterlegt, z. B. „Erlaubnis Fußgänger“ auf „Nein“ gesetzt, so wird das Routing diesen Abschnitt meiden und eine möglicherweise völlig schwachsinnige Umgehung suchen. Ebenso dann, wenn die Basisdaten Lücken aufweisen, auch wenn es sich nur um wenige Millimeter im Datensatz handelt. Umgekehrt wird jeder Abschnitt im Routing verwendet, der als geeignet eingetragen wurde – von wem auch immer und wo auch immer.

Wem glauben?

Communitybasierte Projekte leben davon, dass viele Menschen Teil davon sein wollen. Das zeigt sich in der Motivation, selbst auch einmal einen neuen Weg anzulegen. Diese Motivation nimmt leider, analog zu Neujahrsvorsätzen, mit der Zeit ab. In der Praxis heißt das oft, dass man anfangs gerne neue Wege beisteuern möchte, sich aber dann für deren Wartung und Aktualisierung nicht mehr groß interessiert. Mit dem Ergebnis, dass es inzwischen sehr viele Wege in OSM gibt, die in der

Natur nicht mehr existent oder nur mehr schwer passierbar sind. Kartieren im Gelände heißt nämlich nicht nur, neue Dinge aufzunehmen, sondern oft vielmehr nicht mehr Vorhandenes zu eliminieren, den Datensatz zu bereinigen. Und ich kann bestätigen, dass es einen ambitionierten Topographen etwas schmerzt, einen jahrzehntealten Jägersteig unwiederbringlich aus den Daten zu löschen.

Eine Tourenplanung bzw. ein Routingergebnis kann immer nur so gut sein wie die zugrunde liegenden Daten. Dessen muss man sich in der Interpretation von solchen Ergebnissen immer bewusst sein. Jetzt wird die Frage auftauchen: „Ja, worauf kann ich mich denn überhaupt noch verlassen?“ Klar, ich muss mit den Inhalten arbeiten, die mir zur Verfügung stehen. Einer Karte, bzw. einem Datensatz, sollte man grundsätzlich vertrauen können, auch klar. Man geht immer davon aus, dass jede Bearbeitung nach bestem Wissen und Gewissen erfolgt. Kein Datensatz oder keine Karte ist jemals fehlerfrei und perfekt aktuell. OSM ist keinesfalls als grundsätzlich

negativ zu bewerten, es gibt viele Bereiche, in denen man einem amtlichen Datensatz eine Nasenlänge voraus ist. Sei es in Bezug auf Aktualität oder auch hinsichtlich inhaltlicher Genauigkeit, z. B. Thema Mountainbiketrails. Die OSM-Community ist grundsätzlich sehr motiviert, hochwertige Daten zu erzeugen, und unterstützt dies mit guter Dokumentation und klaren Standards. Es hängt einfach immer davon ab, wer in welchem Gebiet mit welcher Akribie und welchem Wissen eine Bearbeitung vornimmt und vor allem auch, welche Anforderungen man selbst an die Daten bzw. an die Karte hat.

Dazu kommt, dass OSM auch immer wieder dazu verwendet wird, eigene Interessen zu verfolgen. Im Wissen um die hohe Verbreitung von OSM werden ungewünschte, vielleicht im eigenen Grundstück liegende Wege gelöscht oder rechtlich kritische Wege hinzugefügt. Es gibt einige Beispiele von Wegen, die aufgrund eines Rechtsstreits mehrmals von Person A gelöscht und von Person B wieder hinzugefügt worden sind. Dies ist einer der

Hauptgründe, warum auf der anderen Seite ein offizieller und amtlicher Verkehrswegedatensatz eine so hohe Bedeutung hat. Man denke an alle Prozesse, die rechtliche Relevanz oder sogar finanzielle Folgen haben, z. B. Förderungen oder Rechtsstreitigkeiten.

Wegedatenbank

Um einen möglichst homogenen Qualitätsstandard zu erreichen, gibt es insbesondere im Bereich der amtlichen und offiziellen Daten einige nennenswerte Entwicklungen und Projekte. So werden in der Graphenintegrationsplattform GIP (www.gip.gv.at) bundeslandübergreifend Verkehrsnetze miteinander verbunden, um qualitätsgesichert einen offiziellen Datenstand zu erreichen, der sowohl Fußwege, Straßen als auch ÖVAnbindungen miteinander vereint. Im Sinne einer dezentralen Wartung und einer zentralen Haltung wird dabei jedes Netz exakt von dem Partner gewartet, der auch tatsächlich dafür zuständig ist, z. B. die ASFINAG für das Autobahnnetz oder die ÖBB für das Schienennetz. Nur so kann ein verlässlicher Qualitätsstandard erreicht werden.

Eine Wegedatenbank inventarisiert die Wege der alpinen Vereine und ermöglicht eine Wartung der Daten durch jene Personen, die auch in der wirklichen Welt im jeweiligen Arbeitsgebiet die Spitzhacke schwingen. Die resultierenden Daten kommen dann wiederum den GIP-Partnern zugute. Ähnliche Entwicklungen gibt es auch auf Tourismus- und Gemeindeebene. Der Österreichische Alpenverein pflegt weiter eine erfolgreiche Kooperation mit dem Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen Wien (BEV), in der seitens des Alpenvereins umfangreicher Außendienst

^ Nichts macht Daten verlässlicher als die Erfassung vor Ort. Foto: Werner Beer

‹ Auszug aus dem OSM­Änderungssatz: Es zeigt unterschiedliche Sichtweisen innerhalb der Community mit dem Resultat, dass es durchaus diskussionswürde Wege mit Risikopotential gibt; in diesem Fall am Hohen Laafeld.

Blindes Vertrauen in Navigationssysteme führt nicht nur im Bergsport zu Problemen. Foto:

Verlasse ich mich rein auf eine Informationsquelle, muss ich im Hinterkopf behalten, dass diese Information ggf. nicht mehr aktuell ist oder manche Informationen schlichtweg falsch sein könnten.

im alpinen Gelände geleistet wird und somit der BEV-Datensatz in diesem inhaltlich besonders sensiblen Gebiet möglichst aktuell gehalten wird. Dieser Datensatz kommt wiederum nicht nur der amtlichen sowie der Alpenvereinskartographie zugute, sondern steht über Open-Government-Data-Richtlinien auch allen anderen zur Verfügung. Die Verwendung der Daten bei alpenvereinaktiv.com sei hier natürlich auch zu erwähnen.

Wie soll man nun mit all diesen Informationen umgehen? Und viel wichtiger, welchen Einfluss hat der Anwender darauf und woher soll man wissen, welchen Grundlagen man trauen kann? Hier gibt es leider keine pauschale Antwort, sondern eher eine Empfehlung. Und diese ist im Bergsport wohl bekannt: Redundanz. Kann ich eine zweite oder dritte Quelle dazu finden, steigt die Informationssicherheit natürlich. Erfahrungsgemäß wird man hier manchen Quellen mehr Vertrauen schenken als anderen. Das Hintergrundwissen um die Datenherkunft leistet hier einen guten Beitrag.

Draußen auf Tour dann die Augen offen zu halten, sollte im Grunde selbstverständlich sein. Eine laufende Plausibilitätsprüfung funktioniert am besten, wenn ich bereits eine grobe Orientierung im Kopf habe. Hier ist die räumliche Übersicht einer gedruckten Karte nach wie vor unschlagbar – Stichwort: „Mental Map“. Eine Tour entgegen dem eigenen Bauchgefühl fortzusetzen, nur weil meine Navigation mir das vorgibt, kann böse enden. Insbesondere im Führungskontext sollte man sich intensiv mit der Route beschäftigen und sich im Zweifel vorher selbst vor Ort ein Bild machen.

Ein vorhandener Abseilstand wird am Berg wohl immer kritisch beäugt und ggf. ergänzt. Ebenso sollte man auch digitalen Inhalten oder Karten immer mit gesundem Menschenverstand begegnen und nicht blind darauf vertrauen, dass der Vorgänger das schon ordentlich gemacht haben wird.

Werner Beer ist Geograph, Kartograph und Mitarbeiter der Digitalen Services im Österreichischen Alpenverein.

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Bergwelten-Events 2025

Der BergweltenEventkalender bietet viele Möglichkeiten!

Erlebe mit Bergwelten besondere Gipfelmomente. Sei dabei, wenn wir von 27. bis 29. Juni in Galtür mit erfahrenen Bergführern unseren ersten 3.000er besteigen!

Du willst noch höher hinauf? Dann begleite Ausnahmebergsteiger Simon Messner von 13. bis 16. Juli auf das Allalinhorn (4.027 m) in SaasFee oder erlebe die Faszination Klettersteig bei unserem Event „Mein erster Klettersteig“ von 29. bis 31. August in der Ramsau.

Alle Infos findest du hier:

Im Frühjahr 2018 kommt es am Pigne d’Arolla (Walliser Alpen, Schweiz) zu einem Drama, bei dem sieben Menschen erfrieren. Das Ereignis findet als schwarzer Tag Eingang in die Geschichte des Bergsports und die Fachwelt stellt sich – aufgearbeitet in zahlreichen Analysen – die Frage, wie es zu so einem tragischen Unfall solchen Ausmaßes kommen konnte. Im März 2024 sterben – ganz in der Nähe – sechs Menschen an der Tete Blanche im Schneesturm. Und das jüngste Ereignis, der tragische Erfrierungstod einer jungen Bergsteigerin am Großglockner, haben die meisten Leserinnen und Leser sicher noch in Erinnerung. Wir können nur spekulieren, ob in diesen Fällen ein gutes Biwak Leben gerettet hätte, denn wir wissen es nicht. Was wir aber wissen, ist, dass ein richtiges Biwak die Chancen, eine eisig kalte und stürmische Nacht zu überleben, definitiv erhöht. Wie das geht, haben vor geraumer Zeit vier Schneeschuhgeher 2012 am Großvenediger gezeigt, als sie drei Nächte in Eis und Schnee auf über 3.000 m Seehöhe unbeschadet in einem selbstgebauten Biwak überstanden. Im Sommer 2019 verbrachten vier Bergsteiger*innen aufgrund eines Wetterumschwunges im Mont-Blanc-Gebiet bei Gewitter und Schneesturm rund 16 Stunden auf 4.300 m. Sie überlebten ebenfalls unbeschadet in einem Notbiwak.

Plan A: realistische Planung

Wann kann es zu Plan B(iwak) kommen? Die Gründe für ein mögliches Biwak sind vielfältig: Häufig ist es die sogenannte Blockierung, die Bergsteigerinnen und Bergsteiger in eine Notsituation bringt. Aber auch eine Kaltfront mit Sturm, Regen und Schnee, die hereinbrechende Dunkelheit oder Verletzungen sowie Erschöpfung können uns dazu veranlassen, Vorkehrungen zu treffen, um einen gewissen Zeitraum – meistens handelt es sich dabei um die Nacht – im Freien unbeschadet zu überstehen.

Wie können wir Plan B(iwak) vermeiden? Am besten ist es natürlich, wenn wir es gar nicht so weit kommen lassen, dass wir auf Plan B zurückgreifen müssen. Ausgenommen von Verletzungen, die uns allen jederzeit widerfahren können, liegen die präventiven Maßnahmen zur Vermei-

Plan B wie Biwak

Echte Notfälle am Berg können schnell lebensbedrohlich werden. Genau in solchen Situationen ist es wertvoll, einen Plan B parat zu haben. In manchen Fällen kann dann dieser Plan B ein lebensrettendes Biwak sein.

Ge R h AR d Mö SSM e R

dung von Notsituationen – wie so oft – in einer realistischen Planung und Selbsteinschätzung. Die Schlüsselfaktoren in der Tourenplanung sind Zeit, Verhältnisse, Wetterbericht, Schwierigkeit und Können aller beteiligten Personen.

Dabei gilt es, folgende zentrale Fragen im Vorfeld ehrlich zu beantworten: Passt der Zeitplan respektive die Aufbruchzeit und der Wetterbericht zu Länge und Schwierigkeit der Tour? Ist mit starkem Wind, tiefen Temperaturen oder gar Niederschlag im Tagesverlauf zu rechnen? Liegen die Hauptschwierigkeiten eher am Beginn oder am Ende der Tour, sind wir diesen auch nach mehreren Stunden Anstrengung noch gewachsen und wie schnell kommen wir dann noch voran? Wie sind die aktuellen Verhältnisse auf der gesamten Tour? Ist z. B. südseitig mit Hitze oder nordseitig mit Schnee und Vereisung zu rechnen? Mit welchen unvorhergesehenen Faktoren wie z. B. erschwerter Orientierung im anspruchsvollen Abstieg müssen wir rechnen und in der Zeitplanung mitberücksichtigen?

Plan B(iwak)!

Grundvoraussetzung, um für Unvorhergesehenes wie z. B. Verletzungen oder Fehleinschätzungen (Wetter, Zeit, Schwierigkeiten, Orientierung) gerüstet zu sein und eine Nacht im Freien im Hochgebirge unbeschadet zu überleben, ist eine entsprechende Notfallausrüstung. Diese will – egal ob es sich um Wanderungen, Ski-, Hoch- oder Klettertouren handelt –im Vorfeld gut überlegt sein und je nach Art und Charakter der Tour eingepackt werden: Dazu gehören ein Zwei-MannBiwacksack, idealerweise mit einer Öffnung zum Überstülpen und einer zweiten Öffnung auf der gegenüberliegenden Seite für die Frischluftzufuhr. Ebenfalls unverzichtbar ist (mindestens) eine Alu-Rettungsdecke, die in der sogenannten Windeltechnik oder als

„Tyrolean Wrap“ (nach M. Isser) über den Kopf und unter die Jacke gestülpt den Körperkern vor Auskühlung schützt. Zudem gehören eine Stirnlampe, Mütze und eine leichte Daunenjacke bei jeder anspruchsvolleren Hochtour für Notfälle in den Rucksack. Bei größeren Touren und im Winter kann eine „Ready Heat“-Wärmeweste, versehen mit eingearbeiteten Wärmeelementen, die beim Öffnen mit Sauerstoff reagieren und über acht Stunden eine Temperatur von 40 °C halten, wertvolle (Überlebens-)Dienste leisten. Die Wärmeweste ist verpackt in etwa so groß wie ein DIN-A4-Blatt, nur etwas dicker. So kann sie sehr gut im Rückenfach des Rucksacks verstaut werden.

Rechtzeitig handeln! Ist der Fall des Notfalles eingetreten, ist es wichtig, dass wir uns die missliche Situation früh genug bewusst machen und nicht erst dann, wenn es für die erforderlichen Maßnahmen unter Umständen bereits zu spät ist und aus einer misslichen eine lebensbedrohliche Situation geworden ist. Bei Dunkelheit, völlig durchnässt vom Regen oder komplett ausgepowert und verschwitzt ist es schwierig, sich adäquat auf eine lange, kalte Nacht vorzubereiten. Jedenfalls besser als die oft und fälschlicherweise praktizierte „Flucht nach vorne“ in unbekanntes, vielleicht noch schwierigeres Gelände ist es, rechtzeitig ein Notbiwak zu beziehen. Die Flucht nach vorne macht die Situation oft nur schlimmer. Besser ist es, frühzeitig mit der Suche nach dem richtigen Standort zu beginnen und sich das Biwak gut einzurichten.

Ein guter Standort ist die halbe Miete

Mindestens genauso wichtig wie die richtige Ausrüstung ist ein geeigneter Platz. Dieser muss – besonders bei Starkregen, Gewitter oder Schneefall – frei von alpinen Gefahren wie Steinschlag, Muren, Lawinen oder Blitzschlag (weg vom Grat) sein. Im besten Fall ist der Biwakplatz trocken und windgeschützt. Ist der einzige Platz, den wir vorfinden, windexponiert, kann mittels Steinen ein Windschutz errichtet werden. Bei Absturzgefahr – z. B. in einer Wand oder am Grat – muss auf eine entsprechende Sicherung während der Nacht geachtet werden. Mit Biwacksack ist die Chance, die Nacht – insbesondere bei Niederschlag – gut zu überstehen, deutlich höher.

Biwaksack PIEPS

Der aus Rip­Stop­Gewebe gefertigte Biwacksack ist 500 g leicht und punktet mit seinem kleinen Packmaß. Trotzdem ist er groß und stabil genug, um damit im Fall der Fälle eine Rettungstrage bauen zu können. 99,90 €

Biwaksack ultraleicht LACD

Ultraleichter 2­Personen­NotfallBiwaksack mit minimalem Packmaß. Nicht wirklich für mehrmaligen Gebrauch und auch nicht zum Herstellen eines behelfsmäßigen Abtransports/Rettungstrage geeignet! 14,90 €

Stirnlampe e+lite PETZL

Ultraleichte und robuste e+liteStirnlampe von Petzl. Mit einer Leuchtdauer von bis zu 45 Stunden, wasserdicht, ausgestattet mit drei weißen und einer roten LED­Lampe mit bis zu 19 m Reichweite. 28,90 €

Foto: Gerhard Mössmer >

„Auskühlung vermeiden!“ Während der Nacht gilt es, die Unterkühlung (Hypothermie) durch warme, trockene Kleidung, Alu-Rettungsdecke und Biwaksack zu vermeiden. Dabei ist es effizienter, wenn zwei Personen in einem Biwaksack liegen und sich so gegenseitig wärmen. Nasse Kleidung muss unbedingt vom Körper, alle anderen zur Verfügung stehenden Kleidungsstücke zieht man – dem Schichtprinzip entsprechend – selbstverständlich an. Isolation von unten erreicht man, indem man sich auf die Rucksäcke und – falls vorhanden – Seile setzt bzw. legt. Gelingt es nicht, sich durch Isolationsmaßnahmen warm zu halten, bleibt nur mehr, sich wach zu halten, zu bewegen und sich gegenseitig zu massieren, um eine lebensbedrohliche Unterkühlung zu vermeiden.

Baustoff Schnee: Das Notbiwak im Winter! Eine besondere Herausforderung stellt ein Biwak im Winter dar. Natürlich gelten dieselben Grundregeln wie für ein Biwak im Sommer, aber durch die längere Dunkelheit und die viel tieferen Temperaturen – ein rascher Temperaturabfall innerhalb weniger Stunden in den zweistelligen Minusbereich ist im Win-

ter nichts Ungewöhnliches – kann noch schneller eine lebensbedrohliche Situation entstehen. Der Vorteil im Winter: Mit Schnee steht uns ein sehr gut isolierender Baustoff zur Verfügung. Entgegen früheren Lehrmeinungen sind aber Schneehöhlen in Wechten oder Windkolken bei starkem Wind bzw. Sturm durchaus problematisch, wie dies leider auch Unfallbeispiele zeigen: Der Wind bläst den Schnee zum einen permanent ins Lee und verschließt die Höhle, zum anderen führt der kalte Wind während des Ausgrabens viel schneller zur Auskühlung.

Eine bessere und standortunabhängigere Möglichkeit ist das PanzerknackerBiwak. Aber auch hier ist es wichtig, dass der Eingang nicht im Lee liegt, denn dies hätte zur Folge, dass der Innenraum mit Triebschnee vollgeblasen wird. Besser ist es, die Öffnung 90° zur Windrichtung anzuordnen. Wie ihr ein Panzerknackerbiwak richtig baut, könnt ihr unter unten stehendem QR-Code nachlesen.

Gerhard Mössmer ist Mitarbeiter der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein.

¡ nfo Rechtliche Situation in Österreich

Grundsätzlich muss man zwischen geplantem Biwak und Notbiwak unterscheiden. Das geplante Biwak ist dann notwendig, wenn sich eine Bergtour nicht in einem Tag bewältigen lässt und dabei keine Hütteninfrastruktur zur Verfügung steht. Dieses Campieren –also das geplante Übernachten mit Zelt – ist rechtlich wie folgt geregelt: Im Wald ist sowohl Lagern bei Dunkelheit als auch Zelten ausdrücklich verboten (Ausnahme mit Zustimmung des Waldeigentümers). Im alpinen Ödland – also oberhalb der Waldgrenze – gelten unterschiedliche länder­ bzw. gemeindespezifische Regelungen (Landesgesetze sowie Gemeindeverordnungen): z. B. ist das Aufstellen eines Zeltes außerhalb von Campingplätzen in Tirol, Kärnten und Niederösterreich per Landesgesetz generell verboten. Das geplante Biwakieren „im hochalpinen Gelände für einen kurzen, durch den Anlass gebotenen Zeitraum“ stellt in den Landesgesetzen eine Ausnahme dar und ist grundsätzlich erlaubt. Notbiwaks sind bundesweit uneingeschränkt erlaubt.

Weiterführender Lesestoff

Unter diesem Link finden interessierte Leser*innen weitere Artikel zum Thema Plan B, Notfall am Berg und sorgfältige Tourenplanung.

Hier geht’s zu weiterführendem Lesestoff.

‹ Ohne Biwaksack kann eine Nacht im Gebirge lebensbedrohlich werden. Hat man zumindest eine Alu­Rettungsdecke im Erste­Hilfe­Packet mit dabei, kann man diese oberhalb der untersten Bekleidungsschichte in der sogenannten „Windeltechnik“ oder als „Tyrolean Wrap“ verwenden. Außerdem zieht man nach dem Zwiebelprinzip alles an, was zur Verfügung steht. Wichtig dabei ist, dass nasse Kleidungsstücke nicht direkt am Körper sind. Als Isolation von unten dient der Rucksack. Foto: Gerhard Mössmer

Die Münze „AUFDIRNDLN – Leinen“ vereint Tradition und Kultur in einem einzigartigen Sammlerstück. Erhältlich in Silber und Kupfer. Mehr auf muenzeoesterreich.at

MÜNZE ÖSTERREICH – ANLEGEN. SAMMELN. SCHENKEN.

Respekt durch Verbundenheit

… oder was Atmung mit Naturschutz zu tun hat. Zweiter Teil einer vierteiligen RespektAmBerg-Serie zum Thema Besucherlenkung.

Ge ORG RO th WANGL

Stellen wir uns vor, wir sind auf einer Bergtour: Wir sehen Bäume, hören den Wind rauschen, spüren die Sonne auf der Haut. Aber nehmen wir die Natur wirklich bewusst wahr? Oft sind wir in Gedanken versunken und bemerken die Schönheit erst am Aussichtspunkt. In diesem RespektAmBergArtikel geht es um Verbun-

denheit und Grenzen – und darum, wie sie mit Respekt zusammenhängen. Jeder Mensch hat ein tiefes Bedürfnis nach Bindung. Wenn wir uns verbunden fühlen, entspannen wir uns. Stress hingegen lässt uns Isolation stärker spüren. Sind wir mit uns selbst im Einklang, fällt es leichter, auch der Natur mit Respekt zu begegnen. Eine einfache Übung

kann helfen: Bei der Wanderung kurz innehalten, bewusst atmen, sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken. So kommen wir ins Hier und Jetzt und spüren die Verbundenheit mit der Umgebung. Wer bewusst wahrnimmt, erkennt sich als Teil der Natur. Dieses Bewusstsein ist die Grundlage für respektvolles Verhalten gegenüber Pflanzen,

Tieren und anderen Menschen. Es hilft auch, die eigenen Grenzen besser zu spüren – und damit auch die der Natur zu achten, etwa Wildtiere nicht zu stören oder sensible Pflanzenbereiche zu meiden. Indem wir bei unseren Bergtouren regelmäßig innehalten und achtsam sind, tragen wir dazu bei, diese wunderschöne Natur respektvoll zu erleben und zu bewahren.

Georg Rothwangl ist Mitarbeiter der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein.

¡

nfo Risikomanagement für Mensch und Natur

Dieser Artikel ist der zweite Teil einer vierteiligen Serie zu RespektAmBerg.

Bisher war ein wichtiges Bewertungskriterium für eine erfolgreiche Tour ob alle Teilnehmer*innen wohlbehalten am Abend zu Hause angekommen sind. Dabei lag der Fokus auf der Gruppe bzw. auf der Person, welche die Tour unternommen hat. Mit Fokus auf die Menschen wurden Gefahren beurteilt, Alternativen analysiert und nach einer gewissenhaften Tourenplanung die Tour möglichst gut umgesetzt. Die Auswirkung der Tour auf Wildtiere und ­pflanzen ist manchmal in den Hintergrund gerückt. Dieses Jahr wollen wir gemeinsam Touren machen, die gut für uns und gut für die Natur sind. Wir als Alpenvereinsmitglieder wollen Vorbild für alle bergsportbegeisterten Menschen sein und zeigen, dass wir bei Touren auch an die Wildtiere und Pflanzen in den Bergen denken und auf sie Rücksicht nehmen.

Mehr Infos zu: www.alpenverein.at/ portal/natur­umwelt/ respektamberg

§ Am Weg auf Almen

Die Almen –Zur Rechtsnatur im Allgemeinen

In Abgrenzung zum alpinen Ödland sind Almen Grünflächen sowie Weidegebiete im Bergland, die unter anderem auf Grundlage von Einforstungsrechten bewirtschaftet werden. Mehr als 70 % der Almen befinden sich im Einzeleigentum, rund 25 % sind Gemeinschaftsalmen unterschiedlicher Rechtsformen und 4 % sind Einforstungsalmen.

Und im Besonderen

Den Einforstungsrechten (Ursprung 1853) wohnt ein besonderer Rechtscharakter inne, der den Erhalt der Almen als Kulturlandschaft sichert. Umfang, Art und Ausübung dieser Nutzungsansprüche (wie etwa Wald-, Weidenutzungs- oder Almrechte) sind mitsamt weiteren Nebenrechten (bspw. Wassernutzungsrechten) auf immerwährende Zeiten in Servitutsregulierungsurkunden verbrieft. Die urkundlich erfassten Nutzungsrechte sind nur durch behördlichen Rechtsakt ablösbar und dürfen im Zuge einer (Neu-)Regulierung weder geschmälert noch erweitert werden – vgl. dazu die jeweiligen Landes(einforstungsrechte)gesetze.

Zur Haltung (Beaufsichtigung) von Almund Weidetieren – im Allgemeinen

Die 2019 normierte gesetzliche Sonderbestimmung für die Halter in der Alm- und Weidewirtschaft1 folgt im Wesentlichen den durch die Judikatur bis dahin entwickelten Grundsätzen der Tierhalterhaftung. Geht es um die erforderliche (sorgfaltsgemäße) Verwahrung (Beaufsichtigung) der Alm- und Weidetiere, kann ein Tierhalter auf anerkannte Standards der Tierhaltung zurückgreifen. Demnach besteht im Almgebiet im Allgemeinen keine Verpflichtung, ein Weidegebiet einzuzäunen, bzw. etwa einen Weg, der durch ein Weidegebiet führt, durch Zäune abzugrenzen (stRsp).

Und im Besonderen

Besondere (Gefahren-)Umstände erfordern jedoch besondere (Sicherheits-)Maßnahmen. Der Halter in der Alm- und Weidewirtschaft hat daher im Hinblick auf die ihm bekannte Gefährlichkeit der Tiere (Gattung, Eigenart und das bisherige Verhalten der Tiere) und die ihm zumutbaren Möglichkeiten (bspw. örtliche Eingrenzbarkeit) gebotene Maßnahmen zur Gefahrenvermeidung zu ergreifen. Weitere Parameter für die konkreten Sorgfaltsanforderungen bei der Beaufsichtigung von Almweidetieren sind die Wahrscheinlichkeit einer Schadenszufügung (Umgebung) sowie die erwartbare Eigenverantwortung anderer Personen

Die erwartbare Eigenverantwortung der Almbesucher

… richtet sich nach den durch die Alm- und Weidewirtschaft drohenden Gefahren, der Verkehrsübung sowie den anwendbaren Verhaltensregeln. Hier sei etwa auf die „10 Regeln für den richtigen Umgang mit Weidevieh“ des BMLUK (abrufbar unter www.sichere-almen.at) verwiesen. Ein Fehlverhalten kann im Falle eines Unfalls ein Mitverschulden der Almbesucher begründen.

Fazit

Anders als das Tier ist der Mensch durchaus begabt, vernunftgeprägt und sorgsam zu entscheiden, womit der Appell zu (mit)verantwortungsbewusstem Handeln weit über die Almen hinausreicht.

K Ath AR i NA A N de RWAL d ist als Rechtsberaterin des Österreichischen Alpenvereins tätig und informiert auf dieser Seite über rechtliche Themen u. a. rund um den Bergsport.

1 Vgl. § 1320 ABGB idF des Haft­RÄG 2019. Anlass war das viel diskutierte Tiroler KuhUrteil vom Februar 2019. Absatz 2 wurde neu angefügt und enthält zahlreiche unbestimmte Gesetzesbegriffe (nachstehend kursiv dargestellt), die weite Interpretationsspielräume bieten.

Kilometerweise Einsatz

Der Österreichische Alpenverein stemmt eine gewaltige

Aufgabe: Die 193 Zweigvereine betreuen insgesamt 26.000 Kilometer Wanderwege in ganz Österreich. Doch die finanzielle Belastung für die Instandhaltung steigt rasant.

Ge ORG U N te RB e RG e R

Die zahlreichen Zweigvereine des Österreichischen Alpenvereins besitzen und erhalten derzeit 26.000 km Wege und 225 Hütten in ihren Arbeitsgebieten in ganz Österreich. Im Jahr 2024 wurden für Instandhaltung und Sanierung von diesen Wegen und Hütten rund 12 Mio. Euro – großteils aus vereinsinternen Mitteln – aufgewendet. Der Vergleich dieses Budgetrahmens mit den Kosten eines einzelnen Schutzhüttenersatzbaues von ca. 2,5 bis 3 Mio. Euro verdeutlicht besonders, dass der Verein beim Erhalt der alpinen Infrastruktur finanziell seit langem an seine Grenzen stößt.

Ehrenamt als Fundament

Im Vergleich zu den jährlichen durchschnittlichen Kosten der Hütteninstandhaltung von rund 10,5 Mio. Euro mutet der Kostenanteil für Wegeinstandhaltung von jährlich ca. 1,5 Mio. Euro auf den ersten Blick gering an. Sie betreuen insgesamt 223 Arbeitsgebiete mit einer Ausdehnung von 45.840 km², immerhin mehr als die Hälfte des gesamten österreichischen Bundesgebietes. Somit kostet den Alpenverein die Instandhaltung unserer rund 26.000 km Wege knapp unter 60 Euro pro km pro Jahr. Hier handelt es sich um reine Materialkosten. Dies ist nur deshalb so „wenig“, weil ein überwiegender Teil der Arbeitsleistungen an Wegen von unseren knapp 900 Funktionär*innen im Bereich Wege immer noch unentgeltlich, also ehrenamt-

lich, erbracht wird. Dort, wo professionelle Wegbautrupps gegen Bezahlung im Einsatz sind, betragen die Kosten ein Vielfaches und liegen zwischen 250 und 450 Euro pro km pro Jahr. Am deutlichsten zeigt sich in der Schweiz, wie viel eine voll professionalisierte Wegeinstandhaltung kosten kann, wo die Wege aufgrund anderer Rahmenbedingungen in staatlicher Verwaltung sind, und dort mit weit über 800 Euro pro km und Jahr zu Buche schlagen. Wenn wir also weiterhin nicht alle Bemühungen daransetzen, die Ehrenamtlichkeit als Grundwert der Tätigkeit in einem Verein hochzuhalten, dann würden die Kosten allein für die Wegeinstandhaltung in absehbarer Zeit das gesamte vorhandene Budget für die alpine Infrastruktur des Alpenvereins (Wege und Hütten) verschlingen.

Kostentreiber Klimakrise

Doch nicht nur der Rückgang des ehrenamtlichen Engagements, sondern auch die Auswirkungen der Klimakrise machen sich besonders bei der Wegeinstandhaltung als Kostentreiber bemerkbar: So haben sich nicht nur die regulären Kosten für die Wegeinstandhaltung in den letzten fünf Jahren verdoppelt, sondern die Kosten für meist unwetterbedingt zu beseitigende Katastrophenschäden gar versechsfacht. Nebenbei sind auch die gesetzlichen technischen Anforderungen an Einbauten, wie beispielsweise Brücken, die vielerorts aufgrund der Folgen von Wetterextremen

tion, verleiht – beispielsweise im Bereich der Energienutzung, in diesen teils sehr sensiblen Bergregionen als „Anwalt derneralsekretärs und ÖAV-Ehrenmitglieds-

penvereins begründet sich viel mehr aus der Erhaltung und Betreuung der Wege und Hütten, aus den Leistungen, die in

tigkeit bewahren möge, bedarf es auch

nen des Alpenvereins, die sich vor Ort mit

ßen Ziele des Alpenvereins – und darüberlich bleiben, unsere alpine Infrastruktur

terreich“ für Einheimische wie Touristen und als das effizienteste Instrument der

Wir trauern um …

… Heinz Jungmeier, ehemaliger Vorsitzender des Landesverbandes Kärnten und Mitglied im Alpenverein Millstatt. Seine Interessen waren ebenso vielfältig wie seine Verdienste um den Alpenverein, den er in führender Position in Millstatt, aber auch als Vorsitzender des Landesverbandes Kärnten – in den Jahren 1986 bis 2003 – geprägt hat. So ist die Renovierung der Millstätter Hütte 1986 auf seine Initiative zurückzuführen. Sein Meisterstück gelang ihm mit dem Erwerb des vergletscherten Hochalmgebietes mit dem Gipfel der Hochalmspitze, womit diese markante Berglandschaft einer drohenden technischen Erschließung entzogen werden konnte. Jungmeier war nicht nur bis zuletzt ein hervorragender Alpinist, sondern auch aktiver Turner, begeisterter Fischer und Sänger und vor allem liebevoller Ehegatte und Vater. Mit seinem Leitspruch, der Alpenverein sei der schönste Verein der Welt, bleibt uns der Träger des Großen Ehrenzeichens des Landes Kärnten in lebendiger Erinnerung. (W. Radl)

… Günther Eigenthaler war seit der Gründung der Sektion Weitwanderer 1978 als Funktionär und Mitarbeiter aktiv – als stellvertretender Vorsitzender, Alpin- und Jugendreferent. Viele Jahre war er Redakteur und Lektor der Sektionsmitteilungen, seine Tätigkeit als Tourenführer widmete er in den letzten Jahren vorwiegend dem Österreichischen Jakobsweg. Mit dem Traisentaler Rundwanderweg hinterließ er einen der schönsten Wanderwege Niederösterreichs. Im Alpenverein Edelweiss währte seine Karriere mindestens genau so lange, bis zuletzt war er dort Leiter der Gruppe Bergund Weitwandern. (G. Kienast)

150 Jahre Alpenverein Dornbirn

Im Jahr 1874 schlossen sich in Dornbirn einige bergbegeisterte Männer zusammen – unter ihnen der Arzt Dr. Leo Herburger und der Industrielle Otto Hämmerle. Ihr gemeinsames Ziel: die Gründung einer Alpenvereinssektion. Bereits ein Jahr später, 1875, wurde der Dornbirner Alpenverein offiziell ins Leben gerufen. Zeitgleich entstand auf dem Hochälpele die erste Schutzhütte der Sektion. 33 Mitglieder zählte der junge Verein – und schon damals stand das gemeinsame Erleben der Bergwelt im Mittelpunkt. Heute, rund 150 Jahre später, ist die Gemeinschaft auf etwa 5.000 Mitglieder angewachsen – Frauen und Männer aller Altersgruppen finden hier ihren Platz. Ob in der Allgemeinen Gruppe, bei den Jungen Allgemeinen, den Gämsle, Wildkätzle, Stuaböckle oder Alpakas – die Freude an den Bergen verbindet Generationen. Ergänzt wird das vielfältige Angebot durch Sportklettergruppen, die Mittwochsbiker, das engagierte Wegeteam, eine Naturschutzgruppe, einen Klettertreff für Erwachsene, die Werktagsrunde „aktivPLUS“, Hüttenwarte und eine Singrunde. Organisiert wird all das mit großem Engagement – und ausschließlich ehrenamtlich. Wir gratulieren zum Jubiläum!

Klimafreundlichste Sektion gesucht

Lasst alle an eurem Engagement zur Reduktion eures Klima-Fußabdruckes teilhaben und zeigt anderen Sektionen, womit Ihr zum Klimaschutz im Alpenverein beitragt. Wir suchen auch in diesem Jahr wieder Projekte und klimafreundliche Bergtouren, die in eurer Sektion umgesetzt wurden. Außerdem wird heuer erstmalig jenen Personen, die den Klimaschutz in eurer Sektion besonders vorantreiben, eine Bühne gegeben. Teilnahmeschluss: 15. August 2025. t1p.de/klimafreundlich25

Bettencheck

Wer eine Übernachtung auf einer Alpenvereinshütte plant, sollte frühzeitig an die Reservierung denken. Diese lässt sich am besten online über das Reservierungssystem der Alpenvereinshütten abwickeln. Ist kein Platz mehr frei, empfiehlt es sich, alternative Routen oder Hüttenziele zu wählen oder die Tour auf Werktage oder in die Nebensaison zu verlegen. Mit dem neuen Online-Tool „Bettencheck“ kann die Verfügbarkeit mehrerer Hütten gleichzeitig abgefragt werden. Mehrtägige Touren lassen sich damit einfacher planen. Hier geht’s zum Bettencheck: caa.alpenverein.at/service/bettencheck

Lebensretter

Neuer Defibrillator am Standort Amstettner Hütte auf der Forsteralm: Anstoß für die Beschaffung war ein Fall von akutem Herzstillstand auf dem Prochenberg im April des Vorjahres. Der Vorstand des Alpenvereins Amstetten nahm den Vorschlag der Bergrettung auf und platzierte einen Defibrillator frei zugänglich beim Eingang zur Hütte. Das Gerät leitet die Ersthelfenden mittels Sprachanweisungen durch die Notsituation.

AU f RU f

^ Kurt Albert – Kletterer, Alpinist, Freigeist, Erfinder des Rotpunkt­Stils.

50 Jahre „Rotpunkt“

Frei klettern, frei denken: Kurt Alberts einfaches Symbol mit großer Wirkung jährt sich zum 50. Mal.

A e L L ARche R

Mich
Foto: Martin Schepers

Rotpunkt!“ – in meinem Tourenbuch finde ich die Notiz zum ersten Mal 1978 – hinter der Eintragung „10. September, Vinatzer“ (Kletterroute am Piz Ciavazes, Dolomiten). Ich war 18 Jahre alt, „Rotpunkt“ gerade drei Jahre jung: Im Frühjahr 1975 malte der damals 21-jährige Kurt Albert an den Einstieg von Kletterrouten im Frankenjura (Fränkische Schweiz, Deutschland) einen roten Punkt, um damit Routen zu kennzeichnen, die er „absolut frei geklettert“ war. 1975, das war zehn Jahre vor dem ersten Kletterwettkampf, 20 Jahre vor den ersten Kletterhallen, 45 Jahre vor dem Einzug des Klettersports in das olympische Dorf.

Ein roter Punkt – Symbol für was? Kurt Albert und Reiner Pickl lieferten die Erklärung in der Zeitschrift Alpinismus (8/1977): „Rotpunkt am Beginn eines Kletterweges bedeutet, es ist möglich, den Anstieg ohne Benutzung der Haken als Griffe oder Tritte oder sonstiger Hilfsmittel, die der Schwerkraft entgegenwirken, in freier Kletterei zu bewältigen.“ Haken, Schlingen, Klemmkeile etc. dienen also nur zur Sicherung. Auch daran auszuruhen ist nicht gestattet.

Rotpunkt – das Regelwerk

Das Nichtbelasten der Sicherungskette und das Klettern im Vorstieg sind die entscheidenden Merkmale einer Rotpunkt-Begehung. Das bedeutet, dass die Route ohne Sturz, ohne Ausruhen im Seil oder Hochziehen an Haken in einem Zug durchstiegen werden muss. Mehrmaliges Probieren der Route vor der Rotpunkt-Begehung ist erlaubt. Wer das Kunststück schafft, eine völlig unbekannte Route beim ersten Versuch Rotpunkt zu klettern, wird belohnt: Er und sie dürfen von einer „Onsight“-Begehung berichten.

Gelockert ist inzwischen auch der Umgang mit den Expressen: Eine freie Begehung mit bereits eingehängten Expressschlingen wäre früher „Pinkpoint“ gewesen und nicht als vollwertige Begehung anerkannt worden. Inzwischen ist diese Strenge Geschichte und als Rotpunkt gilt auch die Begehung einer Route mit vorgehängten Expressen, was an Kunst- und Wettkampfwänden ohnehin Standard ist.

Nachdem

Rotpunkt weltweit als Goldstandard im Klettersport gesetzt und anerkannt war, begann die „Befreiung“ unzähliger Kletterrouten – auch alpiner Abenteuerrouten – von einem tradierten Begehungsstil, der technische Hilfsmittel zur Fortbewegung als eine Selbstverständlichkeit betrachtete.

Eine Route mit mehreren Seillängen gilt als Rotpunkt geklettert, wenn er oder sie alle Seillängen vorgestiegen ist. So geschehen z. B. im September 1993. Da kletterte die US-Amerikanerin Lynn Hill als erster Mensch die berühmteste Kletterroute der Welt Rotpunkt – „The Nose“ am El Capitan im Yosemite Valley. Ihren Erfolg kommentierte sie anschließend mit: „It goes, boys“.

Kurt Albert gelingt 1987 – mit dem Tiroler Gerald Sprachmann – die erste Rotpunkt-Begehung der Großen Zinne Direttissima („Hasse – Brandler“). Die Schwierigkeitsbewertung dieser Route, „6/A3“ – „A“ steht für „artificiel“ –, wird seither ergänzt durch „8+“, wenn Rotpunkt geklettert.

Rotpunkt als Schlüssel

Rotpunkt wurde zum wichtigsten Begehungsstil, zu einem Schlüssel, um aus dem „Alpin(ismus)klettern“ die so erfolgreiche Spielform „Sportklettern“ zu entwickeln. Der Klettersport emanzipierte sich von der Ideologie des Alpinismus, in der das Abenteuer mit ungewissem Ausgang seinen Platz haben muss. Sportklettern heute ist Rotpunktklettern ist Freiklettern. >

ˆ Adam Ondra klettert Dawn Wall. Dem 23­jährigen tschechischen Wunderknaben gelingt 2016 die erste Wiederholung und die erste durchgehende Rotpunktbegehung der schwersten Mehrseillängenroute der Welt am El Capitan. Foto: Heinz Zak

Dabei ist Freiklettern nicht – wie häufig missverstanden – Klettern ohne Seil und Sicherung. Im Gegenteil: Die Rotpunktidee konnte sich nur in einer Umgebung durchsetzen, in der ein Totalabsturz ausgeschlossen werden konnte.

Es braucht also Seile, die nicht reißen, und verlässliche Sicherungsmethoden. Beides gibt es seit Mitte der 1960erJahre. Und: Es brauchte verlässliche Haken, Bohrhaken! Denn nichts entscheidet mehr über das Risiko beim Klettern als Qualität und Anzahl der Fixpunkte, der Zwischensicherungen, der Haken. Auch hier hatte sich Entscheidendes getan: Der Bauingenieur Oskar Bühler konstruierte Mitte der 1960er-Jahre einen Haken aus rostfreiem Edelstahl, der in den Fels einzementiert wurde.

Erst als die technischen Voraussetzungen für eine sichere Sturzumgebung erfüllt waren, konnte das Klettern seinen Sportanteil voll entfalten und sich zu einer artistischen Bewegungskunst entwickeln. Mit Bohrhaken als Hardware und Rotpunkt als Software hob die Schwierigkeitsskala in ungeahnte Höhen ab.

By fair means

Der Welterfolg des Begehungsstils „Rotpunkt“ gründet nicht nur im Genieblitz seines Begründers, eines Ausnahmekönners. Der Erfolg des Neuen gründet zum einen in der dem Alpinismus immanenten Suche nach dem „guten Stil“, zum anderen im Zeitgeist der 1970er- und 1980er-Jahre. Freiklettern und Bergsteigen „by fair means“ begleiten den Alpinismus spätestens seit August 1880: Da notierte der britische Alpinist Albert Mummery nach seinem Scheitern am Dent du Géant (Mont Blanc): „Absolutely inaccessible by fair means.“ Noch viele geistige Väter wären zu nennen, jedenfalls Paul Preuß (1886 – 1913), der radikalste Vertreter der Kletterzunft. Sein Credo – „das Können ist des Dürfens Maß“ – ist zum Narrativ der Sicherheitsarbeit im Bergsport geworden. Undenkbar wäre ein Erfolg des Rotpunkt-Stils ohne die Tradition des Klettersports in der Sächsischen Schweiz, im Elbsandsteingebirge. Rudolf Fehrmann veröffentlichte 1913 seinen Kletterführer mit den heute noch gültigen Kletterregeln für die Sächsische Schweiz. Hauptcha-

rakteristikum war und ist der Verzicht auf künstliche Hilfsmittel zur Fortbewegung am Fels. Und dann, natürlich, Reinhold Messner: 1968 lanciert er 23-jährig mit „Direttissima – oder Mord am Unmöglichen“ einen glühenden Appell zum Verzicht auf technische Hilfsmittel. „Man nagelt zu viel und klettert zu wenig“ –so Messners Kritik in Kurzfassung.

1975 – die Zeit war reif für Rotpunkt. Wir erinnern uns: Die UIAA-Schwierigkeitsskala reichte von I bis VI, wobei mit VI+ „eine Freikletterstelle bezeichnet wird, deren Überwindung für die besten Kletterer in Hochform, bei günstigen Verhältnissen unter optimaler Ausnutzung der Felsbeschaffenheit und dem heutigen Ausrüstungsstand einen Gang an der Sturzgrenze bedeutet“. Tatsächlich wurde bereits deutlich schwieriger geklettert – in den USA, in Großbritannien, auch in den Alpen.

Helmut Kiene und Reinhard Karl eröffneten 1977 die „Pumprisse“ im Wilden Kaiser – ihr Bewertungsvorschlag: 7(heute: 7). Reinhold Messners Buch „Der 7. Grad“ erschien 1977 bereits in der zweiten Auflage. Im Mai 1979 gibt die UIAA der Macht des Faktischen nach: Die Schwierigkeitsskala wird geöffnet, zudem werden die verbalen Beschreibungen aufgegeben. Heute reicht die Skala bis UIAA XII bzw. französisch 9c.

Kurt Albert (1954 – 2010)

Eine kurze Geschichte zu 50 Jahren Rotpunkt darf und muss auch eine Verbeugung sein vor Kurt Albert und seinem Vermächtnis: Denn der rote Punkt war das knallige Aufbruchssignal in eine neue Ära und die farbliche Manifestation eines neuen Begehungsstils. Dieser prägt bis heute die Entwicklung einer Sportart auf der ganzen Welt. Am wenigsten mit so viel Aufmerksamkeit gerechnet hat wohl Kurt Albert selbst.

In seiner herausragenden Biographie über Albert schreibt Tom Dauer: „Selbst seinen Rotpunkt betrachtete er nicht als Konzept, geschweige denn als Philosophie – sondern als eine unter vielen Möglichkeiten, der Lust am Klettern nachzugehen.“ Wo Albert war, da war der Spaß am Leben, materielle Dinge waren ihm höchstens Mittel zum Zweck. Neid schien

er nicht zu kennen, selbst als ihn andere Kletterer und Freunde wie der große Wolfgang Güllich überflügelten. So charakterisieren ihn jene, die ihn kannten und mit ihm zu den Felsen überall auf der Welt zwischen Karakorum und Patagonien zogen. Im Herbst 2010, im Alter von 56 Jahren, stürzte Kurt Albert durch einen unglücklichen Sicherungsfehler aus einem Klettersteig in der Fränkischen Schweiz – 18 Meter tief.

Michael Larcher ist Berg­ und Skiführer, beeideter Sachverständiger für Alpinunfälle und ehemaliger Leiter der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein.

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Tom Dauer KURT ALBERT Frei denken, frei klettern, frei sein.

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Podcast #48: 50 Jahre Rotpunkt

In diesem Feature blickt Michel Mehle auf die Entstehung und Entwicklung des Rotpunkts zurück und fragt: Was ist geblieben vom damaligen Freiheitsversprechen des Freikletterns? Er spricht mit den Profialpinisten Babsi Zangerl, Alex Huber und Bernd Arnold und lässt sich von Autor und Filmemacher Tom Dauer erklären, was freies Klettern mit freiem Denken zu tun hat.

Hier geht’s zum Alpenvereinspodcast: www.alpenverein.at/ basecamp

Tyrolia
2020

»Sicherheit als Auftrag«

Ein Gespräch mit Heinz Zak und Michael Larcher über Entwicklungen im Klettersport und ihr Erfolgsbuch „Seiltechnik“.

Es ist ein handliches Büchlein, 11 mm dick, „Seiltechnik“ der schlichte Titel. Darin findet man Knotenbilder, Sicherungstipps, Rettungstechniken und Seilkunde. Kurz gesagt, kompakte Informationen zu so ziemlich allem, was man mit einem Kletterseil anstellen kann. 30 Jahre alt und 50.000 Exemplare stark, ist die „Seiltechnik“ eine der erfolgreichsten Publikationen des Österreichischen Alpenvereins. Würde man alle Exemplare aufeinanderstapeln, dann ergäbe das einen Turm von 550 Metern Höhe – so hoch wie die Große-Zinne-Nordwand. Viel Papier, das unter das Bergsteigervolk gebracht wurde, und das hat seinen guten Grund: Der Inhalt des Büchleins kann Leben retten.

Die Autoren, man kennt sie: Heinz Zak (66), Extremkletterer, mehrfach ausgezeichneter Berg- und Kletterfotograf und seit mehr als 40 Jahren mit den weltbesten Kletterern und Kletterinnen unterwegs. Michael Larcher (65), Bergführer, Begründer zahlreicher Initiativen zur Sicherheit im Bergsport und 30 Jahre Leiter der Bergsportabteilung im Alpenverein. Wir treffen uns im Alpenvereinshaus in Innsbruck. Im Westen, Richtung Martinswand, geht gerade die Sonne unter.

Bergauf: Was war euer Beitrag zur Sicherheitskultur im Klettersport?

Michael Larcher: Als ich mit dem Klettern angefangen habe, so um das Jahr 1975, war es nicht nur uncool, über Sicherheit zu sprechen. Es war einfach

Ein Doppelinterview von Si MON SchöP f
»Darum geht’s mir: Meinen Partner und mich selbst bestmöglich sichern, Punkt!«
Heinz Zak

kein großes Thema. Ein paar Techniken, ein paar Tipps, das war’s. Man ist einfach geklettert, war ein „wilder Hund“ und stolz darauf. Unfälle sind passiert, das gehörte dazu und wurde als Schicksal eingeordnet. Als wichtigen Beitrag zur Sicherheitskultur im Klettersport sehe ich die Etablierung von Standardmaßnahmen – zum Beispiel des „Partnerchecks“. Wesentlich für den Erfolg unserer Seiltechnik war und ist, dass wir alle Bergportdisziplinen bedienen –vom Klettern in der Halle bis zum Bergsteigen in der Gletscherregion.

Heinz Zak: Stimmt, das Bewusstsein für Sicherheit hat sich enorm weiterentwickelt, vor allem durch die Initiativen des Alpenvereins. Früher wollte niemand stürzen, besonders im alpinen Gelände war das undenkbar. Heute gibt es eine

komplette Bewusstseinsveränderung. Ich sehe Sicherheit immer als Auftrag an mich selbst: Ich will meinen Partner bestmöglich sichern, Punkt! Das darf man nicht locker nehmen. Auch wenn es pathetisch klingt, Fakt ist: Das Leben des Partners liegt in meinen Händen. Das beschreibt letztendlich genau die Verantwortung, die wir beim Sichern tragen. Noch ein zentraler Punkt: Nur ständige Übung sichert die richtige Anwendung, vor allem in Stresssituationen.

Wie hat sich die „Seiltechnik“ über die Jahre entwickelt?

Larcher: Die Vielfalt an Sicherungsmöglichkeiten ist heute enorm, zum Beispiel in Mehrseillängen. Früher gab es zum Sichern den Halbmastwurf (HMS) am Fixpunkt, das war’s. Jetzt haben wir vier, fünf, sechs verschiedene Möglichkeiten:

‹ Ausgabe 2004 und Ausgabe 2022 im Vergleich. Nur in Kombination mit einem Brustgurt war man seinerzeit richtig angeseilt. Heute ist das alleinige Tragen eines Hüftgurtes die StandardAnseilmethode.

Foto: Alpenverein/Simon Schöpf

› Angelika Zak beim Abseilen auf Kalymnos. Ein Kurzprusik bietet Sicherheit und den Komfort, das Abseilseil jederzeit auslassen zu können.

Man kann den Partner mit einer „Plate“ am Fixpunkt nachsichern, im Vorstieg dann auf einen „Tuber“ am Körper wechseln oder auf einen Halbautomaten – oder doch mittels HMS am Fixpunkt? Allein die Spezialisierung bei den Sicherungsgeräten ist enorm.

Zak: Wir haben das Buch ständig verbessert. Die Zeichnungen meiner Frau Angelika beispielsweise wurden oft präzisiert. Denn so eine Publikation bringt auch eine immense Verantwortung mit sich – eine falsche Darstellung könnte zu einem Unfall führen. Glücklicherweise gab es immer nur harmlose Kleinigkeiten zu korrigieren.

Was sind die häufigsten Fehler im Bereich der Seiltechnik?

Zak: Der fehlende Partnercheck. Oder das Einhängen des Seils am falschen Punkt: Ich habe schon Kletterer gesehen, die haben sich in die Materialschlaufe des Gurtes eingeknotet. Immer wieder kommt es zu unfassbaren Blackouts, aber die beste Abhilfe dagegen ist immer mein Partner. Vier Augen, vier Hände –dieses Prinzip reduziert Blackouts.

Larcher: Die Schlampigkeit, den Anseilknoten fertig zu machen, weil man abgelenkt wird. Besonders sehr rou-

tinierte Kletterer tappen in diese „Expertenfalle“. Sie halten gut bekannte Routinen nicht ein und meinen, sie könnten auf Standardmaßnahmen verzichten, weil sie es schon so oft gemacht haben, weil sie Experten sind. Daraus resultieren Fehler, die man sonst nur bei Anfängern vermuten würde. Was auch ein Problem bleibt: mangelnde Aufmerksamkeit und zu viel Schlappseil.

Was möchtet ihr der Kletterszene mit auf den Weg geben?

Larcher: Wir müssen vor allem am Mindset arbeiten, müssen kreative Initiativen entwickeln, um Herz und Hirn der Aktiven zu erreichen, um dem Thema „Sicherheit“ ein positives Image zu verleihen. Wenn ich – auch in der Kletterhalle – sehe, dass ein Seilende ohne Knoten daliegt, spreche ich die Leute darauf an – höflich, nicht von oben herab. Die Leute sind immer dankbar! Wo der Knoten im Seilende dann wirklich wichtig ist, ist draußen am Fels. Wir könnten einige Wirbelbrüche pro Jahr weniger haben, wenn sich die Leute gegenseitig mit diesem Tipp anstecken würden: „Kein Seilende ohne Knoten!“

Zak: Sicherheit ist etwas, was einem gut tut! Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und gut darin zu sein.

Sind euch selbst schon gefährliche Fehler unterlaufen?

Larcher: Mir ist einmal – so um 1985, ich war gerade frischer Bergführer – das Seil durch den Abseilachter gerutscht. Beim Ablassen meines Partners. Das Seilende war frei, nicht abgeknotet. Der Absturz über zwei, drei Meter blieb zum Glück ohne Folgen. Aber mein Freund könnte heute auch im Rollstuhl sitzen. Die Regel und Routine „Kein freies Seilende“ gab es damals nicht. Jahre später machten wir sie dann zur „Kletterregel“ und zum Herzstück des „Partnerchecks“.

Zak: Bei einer Speedbegehung am El Capitan und Half Dome (beide in Kalifornien, USA) bemerkte ich erst nach fünf Seillängen, dass ich den Abseilknoten nur reingesteckt, nicht fertig geknotet hatte. Oder bei der Erstbegehung der „Rumpelstilzchen“ im Karwendel hatte mich mein Partner noch nicht eingehängt, als ich mich ins Seil setzte. Ich konnte, schon im Fallen, gerade noch die herunterhängenden Seilschlaufen fangen, sonst wäre ich 60 Meter ins Seil gestürzt. Der Knackpunkt ist oft der Moment, wenn die Spannung weg ist, etwa beim Abseilen. Dann fährt die Konzentration herunter und es wird gefährlich. Deshalb sage ich immer: „Erst wenn man wirklich unten ist, ist man unten.“

Literaturt ¡pp

Michael Larcher, Heinz Zak Seiltechnik

Neun Mal haben die beiden Autoren ihr Werk bereits überarbeitet, verfeinert, dem Stand der Technik angepasst. Und über 44.000 Mal verkauft. Legt man die erste Ausgabe von „Seiltechnik“ aus dem Jahr 2004 neben die aktuelle 9. Auflage, so muss man fast schmunzeln: So viel hat sich in den letzten 20 Jahren im Bereich der Seiltechnik getan, dass die erste Ausgabe wie aus einer anderen Ära wirkt. 55 Seiten hatte es damals, heute mehr als drei Mal so viel. Im Kapitel „Anseilen“ wird die Kombination aus Brustund Hüftgurt empfohlen, die Fotos des Materials schauen aus wie aus dem Museum, das Vorwort startet mit: „Klettern, einfach Klettern wollen wir.“ Zumindest dieser Teil hat sich über die Jahre nicht geändert. Der ganze Rest schon. Erhältlich im alpenverein.shop.

9. Auflage, Tyrolia 2022

Der Trend zu schnellen, reduzierten und leichten Besteigungen in den Bergen war schon lange vor dem aktuellen Trailrunningboom ersichtlich. Klingende Namen wie Dani Arnold, Kilian Jornet oder der 2017 am Nuptse (Nepal) verstorbene Schweizer Ueli Steck haben diesen Trend maßgeblich geprägt. Eines haben alle diese Athleten gemeinsam: Viele Stunden hartes Training hat sie auf ihre langen und intensiven Abenteuer am Berg vorbereitet.

Trailrunning ist als alpine Disziplin in der Gesellschaft längst angekommen und wird von vielen als das neue Bergwandern gefeiert. Dabei ist nicht die Rede von leistungsorientierten Ultramarathonläuferinnen und -läufern oder -bergsteigern, sondern von „normalen“ Menschen mit Jobs, Familien und täglichen Verpflichtungen. Der Sport liegt dabei genau am Puls der Zeit. Die Eintrittsbarriere ist niedrig, der Materialbedarf gering, der Zeitbedarf ist überschaubar und der Sport bringt den gewissen „Pep“ mit.

Bergwandern neu gedacht

Trailrunning bedeutet, in den Bergen oder eben auf Wanderwegen und Steigen unterwegs zu sein. Neben dem konditionellen Aspekt spielen Koordination, Planung, Orientierung und auch die Technik eine große Rolle. Die Ausrüstung ist minimalistisch und leicht, aber dennoch akribisch genau durchdacht, technisch ausgereift und muss natürlich auch cool aussehen. Lange hat sich der Österreichische Alpenverein dem Laufsport verschlossen, oder vielleicht besser ausgedrückt, nicht darum gekümmert. Neben den Aktivitäten einzelner Alpenvereinssektionen gab es wenig zum Thema Berglauf zu berichten. Ähnlich wie den Wassersport sah man auch den Laufsport kritisch, hat er doch mit dem klassischen Bergsteigen oder Klettern wenig gemeinsam. Das soll sich in Zukunft aber ändern. Im September 2025 werden in Innsbruck und der Ramsau von der Alpenverein-Akademie gleich zwei Ausbildungen zum Übungsleiter Trailrunning angeboten. Neben spezifischen Inhalten zur Ersten Hilfe und alpinen Themen wird dabei ein besonderes Augenmerk auf Trainingsinhalte gelegt, die

Trailrunning –Light

is Right!
Worauf es beim „leichten und schnellen“ Bergwandern von heute wirklich ankommt.
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Nachgefragt bei Markus Kröll

Österreichs Berglaufpionier Markus Kröll zählt zu den international erfolgreichsten Sportlern im Trailrunning. Bergauf hat ihn zum Interview getroffen.

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Aufgewachsen im hinteren Zillertal, war Markus bereits als Kind regelmäßig auf Bergwegen von Hütte zu Hütte unterwegs. Sein Vater, Gründungsmitglied der „Zillertaler Schürzenjäger“, hat wenig Zeit für Markus, der seine dazu nutzt, die Bergwege rund um das hintere Zillertal zu erkunden. Sein Onkel erkennt das Talent von Markus und meldet ihn zur Schülerstaatsmeisterschaft im Crosslauf an, die Markus trotz gebrochener Hand mit Gips gewinnt. Das war der Startschuss für seine Karriere als Bergläufer. Später kamen internationale Bewerbe in Frankreich, Italien und Spanien dazu und die Karriere nahm seinen Lauf. Für den Österreichischen Alpenverein wird Markus in Zukunft bei Übungsleiter- und Fortbildungsveranstaltungen als Kursleiter zur Verfügung stehen.

Bergauf: Du bist bereits seit vielen Jahren fixer Bestandteil der Berglaufzene und hast die Entwicklung des Sports über einen langen Zeitraum miterlebt. Wie siehst du den momentanen Boom und auch die Entwicklung des Sports?

Markus Kröll: Trailrunning ist in der Gesellschaft an-

gekommen. Man sieht sehr viele junge Sportler in den Bergen und der Trend zu reduzierten, schnellen Sportarten ist ja auch in anderen Bereichen ersichtlich. Trailrunning ist nicht nur Sport, sondern auch zu einer Art Lifestyle geworden. Der Unterschied zu anderen Ausdauersportarten ist auch der Spaß, der im Vordergrund steht. Der Gedanke, miteinander unterwegs zu sein, ist stärker ausgeprägt und man freut sich auch über die Leistung der anderen.

Wo siehst du Parallelen zum klassischen Bergwandern und ist der Alpenverein überhaupt der richtige Verein, um Laufsport in den Bergen zu fördern?

Das Trailrunning bedarf einer ganzen Reihe von Fähigkeiten, zu denen neben der Ausdauer und Koordination auch das Sich-Bewegen im alpinen Umfeld und der Umgang mit der Natur und dem Lebensraum Berg gehören. Ein grundsätzliches Verständnis zum Risiko, das am Berg immer mit dabei ist, ist ebenso wichtig wie gutes Orientierungsvermögen oder das Einschätzen der Wetterentwicklung. Darum sehe ich die alpine Kompo-

nente beim Traillauf ebenso wichtig wie die körperliche Leistungsfähigkeit und den Alpenverein als dessen Vertreter sehr geeignet, diesen Sport auch zu fördern.

Wie würdest du die Trailrunningszene in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern beschreiben? Das Trailrunning hat sich in den südlichen Alpenländern sehr viel stärker entwickelt als in Österreich. Ein Grund könnte der kulturelle Unterschied sein. Die Italiener oder Spanier waren immer schon sehr an Ausdauersportarten interessiert und brennen für Herausforderungen, die Durchhaltevermögen über lange Distanzen erfordern. Ein weiterer Grund könnte in der Topografie und schlussendlich auch in der fehlenden Verbandsstruktur liegen.

Was würdest du dir für den Trailrunningsport in Österreich wünschen?

Österreich ist im Vergleich zu anderen Ländern unglaublich gut aufgestellt, was die alpine Infrastruktur betrifft. Sowohl das Wegenetz samt Beschilderung als auch die zahlreichen Hütten und alpinen Stützpunkte sind

» Der Unterschied zu anderen Ausdauersportarten ist auch der Spaß, der im Vordergrund steht. Der Gedanke, miteinander unterwegs zu sein, ist stärker ausgeprägt und man freut sich auch über die Leistung der anderen. «

für den alpinen Laufsport enorm wichtig. Auch internationale Athleten schätzen dieses riesige Potential und verbringen Zeit zum Training in Österreichs Bergen. Wünschen würde ich mir für den Sport vor allem noch mehr Unterstützung von Verbandsseite. Der ÖLV (Österreichische Leichtathletikverband) investiert sehr viel Energie in andere Bereiche, während das Trailrunning häufig etwas stiefmütterlich behandelt wird. Vielleicht ändert sich die Einstellung, wenn Trailrunning erst eine olympische Disziplin wird.

Was würdest du motivierten Trailrunningeinsteiger*innen raten, damit sie dauerhaft Spaß an dem Sport finden? Eine schrittweise Steigerung ist beim Trailrunning, wie auch bei den meisten anderen Sportarten, der Schlüssel zum Erfolg. Die alpine Infrastruktur in Form von Seilbahnen kann hier sehr gut genutzt werden. Sowohl das steile Bergauflaufen wie

auch das Abwärtslaufen sind für Anfänger sehr anstrengend und stellen hohe Anforderungen an den Bewegungsapparat. Deshalb ist es schlau, sich abwechslungsreiche und schöne Strecken mit wenig Höhenmetern zu suchen. Wer ernsthaft mit dem Trailrunning beginnen möchte, sollte auch nicht zu lange zögern, in passendes Schuhwerk, Laufweste und Stöcke zu investieren. Im Vergleich zu anderen Sportarten ist Trailrunning wirklich sehr günstig und das Laufen macht gleich viel mehr Spaß.

Das Gespräch führten Jörg Randl und Thomas Wanner, Abteilung Bergsport – ÖAV.

Kursangebot

Zum TrailrunningKursangebot der Alpenverein-Akademie: t1p.de/trailrunning

> vor allem auf den Breitensport zielen. Alexander Pittl (Laufwerkstatt), der neben der Organisation des IATF (Innsbruck Alpine Trailrun Festival) auch den Instruktor Trailrunning auf der BSPA (Bundessportakademie) Innsbruck betreut, konnte dabei als Kursleiter gewonnen werden. „Sowohl der Erhalt der alpinen Infrastruktur als auch die alpinen Fähigkeiten, die es zur sicheren Ausübung des Sports braucht, sind Kernkompetenzen des Österreichischen Alpenvereins!“, so Pittl.

Die ersten Schritte

Wie bei vielen anderen Sportarten gibt es auch beim Trailrunning Fehler, die sich leicht vermeiden lassen und die man speziell am Anfang unbedingt vermeiden sollte. Bevor wir aber loslaufen, schauen wir uns noch kurz das Material an, das unbedingt dabei sein muss.

Augen auf beim Schuhkauf! Der Kapitalfehler beim Kauf von Lauf- oder Trailrunningschuhen ist die Jagd nach Schnäppchen im Internet. Viele Fachhändler bieten Laufanalysen an, um gezielte Empfehlungen zur Schuhwahl abgeben zu können. Wer hier ein paar Euro spart, zahlt am Ende doppelt drauf. Blasen, Schmerzen und ein weiteres Paar Schuhe im Fachhandel sind in den meisten Fällen das Ergebnis von voreiligen Käufen im Internet.

Was beim Trailrunning natürlich ebenfalls nicht fehlen darf ist die obligate Laufweste: Anders als beim Joggen in der Stadt sind wir beim Trailrunning oft im Gelände und auch in der Höhe unterwegs und brauchen genügend Platz für Flüssigkeit, Riegel, Hardshelljacke, Stirnlampe, Smartphone und Erste Hilfe. An diesem Punkt sollte man sich auch darüber klar werden, wo man unterwegs ist (Größe der Laufweste) und ob man Stöcke mitführen möchte. Bei den Stöcken haben sich mittlerweile die faltbaren Modelle durchgesetzt, da sie nur geringfügig leichter, aber sehr einfach in der Laufweste zu verstauen sind. Training bedeutet Belastung und Entlastung! Der Körper verbessert seine Leistung nicht während des Trainings, sondern in den Ruhephasen dazwischen. Wer viel trainiert, der braucht irgendwann auch die richtigen Pausen, um dem Kör-

per die Chance zu geben, sich an die Belastung anzupassen. Was viele oft vergessen, ist, dass sich die Sehnen und Bänder nur sehr langsam an neue Belastungen anpassen.

Die Muskeln sind da viel schneller. Wer sein Leben lang nie gelaufen ist und plötzlich mit dem Laufen oder Berglaufen beginnt, wird sich sehr schnell mit Überlastungserscheinungen (Runners Knee), Dysbalancen und Beschwerden auseinandersetzen müssen. So wie ein schneller Sportwagen nicht nur einen starken Motor braucht, sondern auch das geeignete Fahrwerk, Bremsen und Reifen, muss ein Läufer seinem Körper Zeit geben, Anpassungen am gesamten Bewegungsapparat durchzuführen. Das dauert Monate bzw. sogar Jahre, wenn man mit einem gänzlich neuen Sport beginnt.

Gut versichert beim ÖAV

Wer sich schlussendlich bereit für sein erstes Rennen fühlt, für den hat der Alpenverein gute Nachrichten: Die Mitgliederversicherung des Österreichischen Alpenvereins deckt die Bergekosten, wenn bei einem Hobbyrennen mal alle Stricke reißen und die Bergrettung einspringen muss.

Thomas Wanner ist Mitarbeiter der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein.

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IATF

Das Innsbruck Alpine Trailrun Festival ist die größte unabhängige Trailveranstaltung im deutschsprachigen Raum und feiert heuer sein zehnjähriges Jubiläum. Über 7.000 Starterinnen und Starter konnten sich heuer über die Teilnahme freuen und ihre Fitness in elf verschiedenen Klassen unter Beweis stellen. Auch die Geschäftsstelle des Alpenvereins war mit 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Businesslauf vertreten!

Mehr Infos zum Event: innsbruckalpine.at

Auf die Hütte, fertig, los!

Eine Saison auf einer Alpenvereinshütte mitzuarbeiten war ein Traum für mich, der letzten Sommer auf der Gablonzer Hütte (Alpenverein Neugablonz-Enns) in Erfüllung ging. Dankbar für diese Erfahrung, habe ich ein kleines „Tagebuch“ verfasst.

Die Gosaukammbahn bringt mich auf 1.500 m Höhe. Ein paar Meter zu Fuß und ich sehe die Gablonzer Hütte, meinen Arbeits- und Wohnort für die nächsten Monate. Mache ich das Richtige? Eine TV-Producerin, die nun Toiletten putzt: klingt wie ein neues Realityformat.

Schmerzen

Ich bin jetzt eine „Allrounderin“. Mein Tag beginnt mit Bettenmachen. Im Haus gibt es zwei Bettentypen: Doppelstockbetten im Lager und Betten im Mehrbettzimmer. Letztere werden jeden Tag frisch bezogen. Schon nach drei Betten spüre ich Arme und Finger. Mit meiner Hausfrauentechnik bin ich langsam. In den großen Schlafräumen müssen die Matratzen geputzt, die Kopfkissen geschüttelt und die

Wolldecken gefaltet werden. Zwei Stunden später kann ich meine Arme kaum noch heben.

Nun geht es in den Service. Um die Gablonzer Hütte herum gibt es eine große Terrasse. Über 80 Gäste können sich hier stärken. Ich schleppe Tabletts mit Getränken und Speisen. Ununterbrochen. Bis es regnet und die Bergbesucher sich in Luft auflösen. Noch nie habe ich einen Wetterwechsel so geliebt. Ließe sich der Regen umarmen, würde ich mein müdes Haupt in seine Halsbeuge legen.

Die Hütte

Mein Zuhause auf Zeit, die Gablonzer Hütte, steht exakt auf 1.550 Meter Höhe. 1934 wird sie nach nur zehn Monaten Bauzeit eröffnet. Jedes Stück Holz, jeder Dachziegel, jedes Inventarteil wird über 500 Höhenmeter nach oben getragen. Erst 1960 wird für die Hütte eine Materialseilbahn gebaut und das elektrische Licht erreicht den Berg. 1967 wird die Gosaukammbahn in Betrieb genommen. Innerhalb von vier Minuten ist man nun „auf dem Berg“. Und um die Hütte herum entsteht ein Skigebiet. Heute ist die Hütte ein beliebter Ort für Tagesausflügler, Kurzzeitwanderer, Kletterer und Tourengeher, die auch bei uns übernachten. Im Sommer ist die Hütte fast jeden Tag ausgebucht. Das ist gut so. Denn die vielen Übernachtungen sichern das Überleben der Hütte. Durch die Einnahmen kann der Alpenverein nach und nach Sanierungsarbeiten durchführen.

Eine Cola bitte!

Eine Familie lässt sich müde auf der Terrasse nieder. Die Eltern wollen Bier, die Tochter eine Cola. „Wir haben keine Cola, keine Fanta, keine Sprite. Auf der Hütte gibt es nur Bioprodukte.“ Das Pächterehepaar Jeannette und Gunnar führt die Hütte nachhaltig. Am Haus gibt es Solarpanele, den Strom liefern Wasserkraftwerke. Alle Lebensmittel sind biozertifiziert, kommen von Biobauern aus der Region oder Jeannette ist mit ihrem kleinen Transporter im Tal unterwegs und kauft Bioprodukte ein. Das Mädchen weint. „Gibt es Eis?“ Wieder muss ich verneinen. Verständnis bekomme ich nicht. Aber es gibt Gäste, die das Konzept der Hütte begrüßen.

Tod am Berg

Draußen kracht und blitzt es. Die Hütte wackelt. Dann ist der Strom weg und ich höre einen Hubschrauber. Er landet neben der Hütte. Ein Bergretter wird an einem Seil eingehakt. Dann hebt der Hubschrauber mit diesem ab Richtung Großer Donnerkogel: Zwei Kletterer sind mitten im Gewitter noch am Berg. Der Eisenweg zum Kogel hoch auf über 2.000 Meter ist ein Klettersteigklassiker und berühmt für seine 40 Meter lange Himmelsleiter, die über eine Schlucht führt. Jedes Jahr zieht es Tausende Kletterer aus der ganzen Welt zum Steig. Der Hubschrauber kommt vom Berg zurück. Am Seil führt der Bergretter einen Verletzten mit sich. Wir stehen vor der Hütte, sind stumm und geschockt. Am nächsten Tag lesen wir im Internet: Ein 61-jähriger Ungar und sein 25-jähriger Sohn waren gestern Nachmittag am Donnerkogel klettern. Dort wurden sie von einem Gewitter überrascht. Nach einem Blitzschlag stürzte der Vater vor den Augen des Sohnes ab und verunglückte tödlich. Der junge Ungar kam mit Verbrennungen ins Krankenhaus. Er hatte die Bergretter gerufen.

Freddy

Um die Gablonzer Hütte grasen Mutterkühe mit ihren Kindern. Sie fressen in immer wieder gleichen Runden das Gras der Alm ab und pflegen damit die Hänge. Freddy, eine Mutter aus unserer Kuhtruppe, liebt den Komposthaufen der Gablonzer Hütte. Für die Terrassengäste ist es ein Spektakel, wenn Freddy das Gartentor selbstständig öffnet und zum geliebten Fressplatz flitzt. Immer rufen wir dann Hüttenchef Gunnar, der dann Freddy an den Hörnern packt und wieder auf die Alm schickt. Warum die Mutterkuh einen männlichen Namen trägt, weiß ich nicht. Ich weiß aber, sie wird morgen wieder unsere Hütte besuchen.

Das rote Licht

Die Wasserversorgung ist für jede Hütte in den Alpen eine Herausforderung. Für die Gablonzer kommt das Wasser aus eigener Quelle und wird über einen Kilometer von dieser zur Hütte geführt. Seit

Tagen haben wir weniger Wasser, das rote Warnlicht blinkt. Immer wieder sagen wir dies den Hüttengästen. Aber es gibt Gäste, die minutenlang duschen, die in den Waschbecken ihre Sachen und Wanderschuhe waschen. Auf vielen Hütten gibt es Münzapparate für Duschwasser. Chef Gunnar überlegt nun, auch Wasserchips einzuführen. Maßnahmen dieser Art mag Gunnar nicht. Aber das rote Warnlicht mag er auch nicht.

Rituale

Rituale flankieren Herausforderungen helfend. Habe ich keinen Frühdienst, bin ich trotzdem vor den Gästen auf den Beinen und gehe zur Hüttenchefin in die Küche. Ich hole mir den ersten Kaffee und genieße es, Jeannette zuzuschauen. Sie backt Kuchen mit guter Butter, braunem Zucker und vielen Früchten. Das Team frühstückt immer mit den Gästen. Wir haben jeden Tag eine kleine Dienstbesprechung. Nach Küchenschluss kochen wir gemeinsam. Und wenn Ngima aus Nepal ChiliMayonaise macht, teilen wir uns alle einen großen Teller mit Pommes.

Weit, weit weg

Ngima kennt die Berge. Er hat schon Bergsteiger im Himalaja zum Basiscamp des Mt. Everests geführt. Seit vier Jahren ist er Saisonarbeiter in Österreich. Und seit dieser Saison arbeitet an seiner Seite in der Küche der Gablonzer Hütte seine Schwester Yangi. Deren Mann ist mit den beiden Töchtern wegen der Schule in Nepal geblieben. Nur noch 44 Prozent der im Tourismus Beschäftigten haben eine österreichische Staatsbürgerschaft. Viele Nepalesen arbeiten auf den Hütten, wenn daheim Regenzeit ist und die Bergsteiger ausbleiben. Der Verdienst ist gut, die Unkosten sehr gering. Doch die Heimat ist weit weg. Arbeitet Yangi allein in der Küche, hört sie laut Musik aus der Heimat. So langsam können wir ihre Lieblingssongs mitsummen.

Save the Nature

Colabüchsen, Plastikflaschen und Verpackungen unterschiedlichster Art verstopfen die kleinen Mülleimer in den Toiletten >

der Gablonzer Hütte. Dabei hängt im Flur eine große Schrifttafel mit der Bitte, den eigenen Müll vom Berg zu tragen. Arbeite ich im Service und sehe leere Plastikflaschen auf den Tischen, bitte ich die Gäste, diese mitzunehmen.

Der Österreichische Alpenverein betreibt 225 Alpenvereinshütten. Die meisten sind um die 100 Jahre alt und kämpfen mit hohen Sanierungskosten und teuren, aber wichtigen ökologischen Umbaumaßnahmen. Steigen dazu noch die Kosten wegen zusätzlicher Müllabfuhr, Personalmangel oder Wasserproblemen, wird man sich bald vom Hüttenzauber mit Alpenglühen verabschieden müssen.

Glücklich wie selten

Einsam sind wir hier oben nur, wenn wir in unseren kleinen Zimmern unterm Dach verschwinden. Manchmal riecht es herrlich nach Räucherstäbchen aus Jessys Zimmer. Ein Rasierapparat summt in Ngimas Zimmer: Koch Ondrej schneidet seinem Kollegen die Haare. Bei Luise ist es still. Sie klettert zum Großen Donnerkogel. Anna hängt im Flur Wäsche auf, Yangi putzt. Frieder dichtet laut. All dies passiert nur für uns.

Am nächsten Morgen meldet sich der Vermisste gesund und munter von der Stuhlalm und Jeannette und Gunnar kommen zurück und wollen wissen, ob die Mäuse fröhlich auf dem Tisch getanzt haben. Wir lachen laut.

Wie geht es weiter?

Vor der Tür steppt bei gutem Wetter der Bär. Ab acht Uhr bringt die Gosaukammbahn die Tagesgäste zu uns. Jeannette bindet dann ihre Rennsemmeln zu und flitzt über die Terrasse. Der Bierhahn läuft heiß. Aus der Küche kommen im Minutentakt Sup-

pen, Jausen und Süßspeisen. Ununterbrochen nehme ich Bestellungen auf und kassiere. Ich frage mich, wer für mich auf die Toilette gehen kann? Keiner. Denn Gunnar bringt neue Waren ins Kühlhaus. Anna zapft Bier. Jessy checkt Nachtgäste ein. Luise und Regina schleppen Tabletts. Ondrej bereitet drei neue Riesenbleche Kaiserschmarren vor. Yangi kämpft mit dem Geschirrspülautomaten und Ngima weint. Ein 20-LiterEimer geschälter Zwiebeln steht vor ihm. Aber am Ende des Tages sind wir glücklich. Alles ist geschafft, nichts blieb liegen. Der neue Tag darf anklopfen.

Wenn die Mäuse auf dem Tisch tanzen

Manchmal nehmen Jeannette und Gunnar sich einen freien Abend und verschwinden ins Tal. Das Team übernimmt die Hütte und ruft laut: „Party!“ Jetzt können die Mäuse auf dem Tisch tanzen. Aber es kommt immer anders. Ein junger Mann vermisst seinen Freund. Zuletzt haben sich beide oben auf dem Großen Donnerkogel gesehen, dann kam der Nebel und der Freund verschwand. Nun sind die Bergretter unterwegs. Doch als es dunkel wird, muss die Suchaktion abgebrochen werden. Acht Bergretter landen in unserer Hütte am Tresen. Sie alle sind ehrenamtlich unterwegs, steigen auf, wenn Gefahr in Verzug ist. Wir spendieren Bier und Suppe und lauschen den Geschichten der Männer in Rot, vergessen die Hüttenparty. >

Ich vermisse Berlin nicht. Ich liebe die Arbeit hier, weil ich mich spüre, weil ich die Herausforderung angenommen habe. Ich weiß, dass ein Stück meiner Seele hier in den Bergen, in der Hütte bleibt, wenn ich mich verabschiede, und dass ich daheim im Mietshaus, wo ich wohne, alle Betten in 30 Minuten machen kann.

Jacqueline Bossdorf ist freischaffende Autorin, Regisseurin und Producerin aus Berlin. Ihre Leidenschaft sind das Wandern, die Natur und Abenteuer.

(1.550 m)

Die Gablonzer Hütte liegt im oberösterreichischen Dachsteingebirge, wird von Jeannette und Gunnar Niehusen betrieben und gehört dem Alpenverein Neugablonz­Enns. Die biozertifizierte Hütte ist Teil der Kampagnen „Mit Kindern auf Hütten“ und „So schmecken die Berge“. 2024 feierte sie ihr 90­jähriges Jubiläum. www.alpenverein.at/gablonzerhuette

#hüttenjob

Erfahrungen wie die von Autorin Jacqueline kannst du auch sammeln! Der Alpenverein schreibt immer wieder Hüttenjobs aus. Weitere Informationen sind hier zu finden: www.alpenverein.at/ huettenjob

Viel zu tun –mit Yangi in der Küche. Foto: Jacqueline Bossdorf

Welche Wegkategorie passt für mich? , Ratgeber

Wegweiser geben nicht nur die nächsten Ziele, die Richtung und (manchmal) die Gehzeit an, oftmals ist auch die Schwierigkeit der jeweiligen Alpenvereinswege ausgewiesen. Wanderwege (oftmals blau gekennzeichnet) sind in der Regel breit und eher flach, sie sind Spaziergehern gewidmet. Es sind keine besonderen körperlichen Voraussetzungen und spezifische Ausrüstung notwendig, die Umgebung muss objektiv relativ sicher sein, vergleichbar mit Skipisten. Mittelschwere Bergwege (i. d. R. rot gekennzeichnet) sind oft schmal und steil, stellenweise ausgesetzt. Bergwanderer sollten geübt und trittsicher sein und haben ein gewisses Maß an Eigenverant-

wortung. Typische alpine Gefahren wie Steinschlag können von den Nutzern erkannt werden.

Schwierige Bergwege (i. d. R. schwarz gekennzeichnet) sind Bergsteigern gewidmet, die alpin erfahren sind. Längere sehr ausgesetzte Abschnitte oder leichte Kletterpassagen sowie alpine Gefahren können von ihnen problemlos gemeistert werden. Bei der „schwierigsten“ Kategorie, den alpinen Routen, die meist weglos im ungesicherten (Kletter-)Gelände verlaufen, gibt es kein Schutzziel und keine Wegehalterhaftung. Die Alpinisten handeln in kompletter Eigenverantwortung, alpine Gefahren müssen selbstständig eingeschätzt werden.

So wird auf Hütten das Abwasser entsorgt

Auf den wenigsten Hütten finden sich WC-Anlagen, wie wir sie aus dem Alltag gewohnt sind. Durch die einzigartige Lage am Berg und die wenig ausgebaute Infrastruktur haben die meisten Hütten keinen Kanalanschluss, es braucht also durchdachte Alternativen. Hütten als Inselsysteme betreiben häufig eigene Kleinkläranlagen, die dieselbe Arbeit leisten wie große kommunale Kläranlagen im Tal. Sie reinigen die Abwässer und führen diese teilweise gereinigt wieder der Umwelt zu. Diese gereinigten Abwässer bieten einen wertvollen Nährboden für Pflanzen und Tiere. Eine andere Form der Abwasserreinigung ist die Trockentoilette. Diese kommt, bedingt durch Wassermangel vor Ort, immer öfter zum Einsatz. Bei Trockentrenntoiletten wird das Feste vom Flüssigen getrennt. Der Urin wird vor Ort aufbereitet, die Feststoffe werden entweder zuerst kompostiert oder direkt

mit der Materialseilbahn oder dem Helikopter ins Tal gebracht und dort nach gesetzlichen Vorgaben entsorgt. Die Entsorgung der Fäkalien auf Schutzhütten ist mit hohem finanziellem und zeitlichem Aufwand verbunden. Dieser große Aufwand fällt dem Hüttengast meist gar nicht auf.

„Hüttenküche mit Zukunft“

Die Ernährung hat neben der Mobilität einen großen Einfluss auf den Klima-Fußabdruck.

Während Hüttenwirtsleute auf die Mobilität ihrer Gäste eher kaum Einfluss nehmen können, haben sie ihren Hüttenbetrieb vollends im Griff. Gemeinsam mit den Hüttenwirtsleuten Evelyn  Matejka und Tom Burger von der Franz-FischerHütte haben der Alpenverein Südtirol sowie der Deutsche und Österreichische Alpenverein daher einen Ratgeber zum Thema klimafreundliche Verpflegung und Hüttenbetrieb geschrieben. Vom Mitbringen von Gartenüberschüssen bis zur Gemüsebrühe aus Gemüseschalen – der Ratgeber ist gespickt mit allerhand Informationen, Tipps und Rezepten. Er kann von Hüttenwirtsleuten als Printexemplar unter huetten.wege@alpenverein.at bestellt oder unter t1p.de/huettenkueche gelesen werden.

Mehr Infos: t1p.de/huettenkueche

Ein Baum ist kein Bauwerk

Bäume sind keine Gebäude – und genau das steht jetzt sogar im Gesetz. Die Österreichische Baumkonvention, initiiert von der Plattform „Zukunft mit Bäumen – Bäume mit Zukunft“, setzt sich für einen achtsameren Umgang mit unserem Stadt- und Landschaftsgrün ein. Unterstützt wird sie von über 70 Organisationen – vom WWF bis zu Gemeinden.

Auslöser war ein altbekanntes Problem: Aus Angst vor Haftung werden Bäume oft vorsorglich stark zurückgeschnitten oder gefällt – obwohl sie eigentlich gesund sind. Dem soll nun der neue Pa-

UNWORt de S MONAt S

Bettwanze, die

(Substantiv, feminin)

Kleines, flügelloses Insekt, das sich bevorzugt vom Blut schlafender Menschen ernährt. Aktiv vor allem nachts – was ihr den wenig schmeichelhaften Namen eingebracht hat.

ragraf § 1319b ABGB entgegenwirken. Er stellt klar: Bäume sind Naturgebilde –keine Bauwerke – und dürfen nicht vorschnell beseitigt werden. Künftig haften Baumverantwortliche nur bei tatsächlichem Verschulden.

Begleitend dazu wurde ein Leitfaden entwickelt, der zeigt, wie Baumsicherheit mit Naturschutz in Einklang gebracht werden kann – ganz ohne Panikfällungen. Ein starkes Zeichen für mehr Grün in unseren Siedlungen – und für ein besseres Miteinander von Mensch und Natur. Weitere Infos unter baumkonvention.at —

T¡ pp

Kleidung, Ausrüstung und Haut vor und nach Hüttenübernachtungen kontrollieren. Die Ausrüstung sollte möglichst weit weg vom Schlafplatz gelagert werden. Bei Befall: die Unterkunft informieren, Wäsche heiß waschen (mind. 60 °C) oder einfrieren –und: keine Panik! Die Tierchen übertragen keine Krankheiten, sind aber äußerst lästig.

»Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.«
Johann Wolfgang von Goethe

Hoch

hinaus

Im Juni erwacht das alpine Leben: Hoch oben beginnt jetzt die Brutsaison vieler Vögel. Der frühe Morgen ist erfüllt von den Rufen von Schneesperling, Steinschmätzer oder Alpenbraunelle. Die Tiere nutzen die kurze Vegetationsperiode, um Reviere zu sichern, Nester zu bauen und ihre Jungen großzuziehen. Besonders eindrucksvoll ist, der Alpendohle beim Fliegen zuzusehen – sie segelt geschickt durch die Thermik und besucht gern Jausenbänke auf Hütten. Auch der Mauerläufer, oft als „Schmetterling der Felsen“ bezeichnet, lässt sich mit Glück an steilen Felswänden beobachten. Wer genau hinschaut, kann außerdem Steinadler bei der Jagd oder das Revierverhalten des Zitronenzeisigs erleben. Alpenvögel reagieren sensibel auf Störungen. Deshalb gilt: Abstand halten, auf den Wegen bleiben und besonders in Brutgebieten Rücksicht nehmen. So bleibt das Naturerlebnis für alle erhalten – auch für die, die fliegen können.

Foto:
Icon: Roat Studio, Noun Project

Das Grüne Herz belebt den Sommer

Natur, Kunst, Kultur und Kulinarik – das ist die Steiermark. Vielfältig vom Dachstein-Gletscher über die kulturreiche Landeshauptstadt bis zu den sanften Weinbergen lädt auch die Landschaft zu sommerlichen Wanderungen ein.

steiermark.com/sommerurlaub

Region Murau

Im Westen der Steiermark an der Südseite der Tauern befindet sich die Erlebnisregion Murau.

Zwischen 700 und 2.800 Metern werden die Murauer Bergwelten unter anderem von acht Bergpersönlichkeiten beherrscht: Vom Preber über die Turracher Höhe, dem Lachtalzinken und Kreischberg bis zum Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen folgt man dem Duft der Zirbe. Es warten

grandiose Ausblicke, kristallklare Natur- und Badeseen sowie Almlandschaften mit gemütlichen Hütten inmitten grüner Wiesen und Wälder. Familien- & Themenwanderungen sind hier ebenso möglich wie anspruchsvolle Bergtouren.

Regionale Köstlichkeiten Erholung nach dem Gipfelsieg findet man in den Almhütten und Gasthäusern, die mit regionalen

Erlebnisregion Murau GF Lukas Bencsics MA Liechtensteinstraße 3-5 8850 Murau Tel.: +43 3532 2720 info@regionmurau.at regionmurau.at

Köstlichkeiten Leib und Seele stärken. Serviert werden die Gerichte mit einer Extraportion authentischer Gastfreundschaft.

Wie es sich anfühlt, wenn Tradition allgegenwärtig ist, wenn Naturlandschaft und frische Bergluft auf atemberaubende Ausblicke treffen, findet man in der Erlebnisregion Murau am besten selbst heraus...

© Fotos: TV-Murau / Michael Königshofer
© Foto: STG / Elena Egger

Gesäuse Hüttenrunde *vegan edition

Willkommen auf dem ersten Höhenweg im Alpenraum, bei dem du – wenn du magst – sieben Tage lang vegan schlemmen kannst!

Sieben Tage. Sechs Hütten. Unendlich viel Natur. Die Gesäuse-Hüttenrunde steht für Freiheit, Weite und Abenteuer – und jetzt fügen wir mit gutem Gewissen noch eine Extraprise Genuss hinzu: Die Hüttenrunde *vegan edition

GF

Hauptstraße 35 8911 Admont

Tel.: +43 3613 211 6010

info@gesaeuse.at gesaeuse.at

bringt pflanzliche Vielfalt auf den Teller. Jeden Tag. Auf jeder Hütte.

Im Gesäuse sind alle willkommen! Alle, die Speck lieben und auch alle, die ihn lieber weglassen. Unsere Hüttenwirte servieren neben ihrer typischen Hüttenkost deshalb auch vegane Gerichte. Regional. Hausgemacht. Voller Geschmack.

Koa Speck? Koa Problem

Das Gesäuse ist eine „andere Welt“, ein Ort der vielen Möglichkeiten. Hier lassen wir uns von Trends ja nur höchst selten aus der Ruhe bringen. Beim veganen Essen wissen wir inzwischen: Das ist keine Modeerscheinung –das ist gekommen, um zu bleiben. Weil’s Sinn macht. Für die Natur, für uns und für alle, die bewusst genießen wollen.

Heimat der Abenteuer

Im Herzen der Steiermark, rund um den Erzberg und die Montanstadt Leoben, erleben Wanderfreunde besondere Abenteuer. Wenn der Schnee auch von dem höchsten Gipfel schmilzt und die Almwiesen mit ihrem saftigsten Grün bestechen, ist die perfekte Zeit, um die einzigartigen Themenwege der Region zu entdecken. Die Region ist ein wahres Paradies für aktive Naturliebhaber.

Touren für Entdecker

Ob auf den Spuren des Bergbaus am Erzwanderweg, entlang des abwechslungsreichen Styrian Iron Trails oder durch mystische Wälder auf dem Marterlweg – auf jeder Tour gibt es einiges zu entdecken. Mit jedem Schritt eröffnen sich atemberaubende Ausblicke auf imposante Bergketten, glitzernde Seen oder idyllische Täler. Nach

Tourismusverband Erzberg Leoben GF Andreas Jandrischits Hauptplatz 3 8700 Leoben

Tel.: +43 3842 48148 info@erzberg-leoben.at erzberg-leoben.at

einem erlebnisreichen Tag gönnt man sich auf urigen Almhütten oder in gemütlichen Gasthäusern regionale Schmankerl und ein kühles Gösser. Behagliche Hotels laden dazu ein, den Besuch in der Region um das ein oder andere Abenteuer zu verlängern.

Zeit, die Natur hautnah zu spüren – in der Erlebnisregion Erzberg Leoben.

Erzberg Leoben
© Fotos: TV Erzberg / Leoben – Weges, Steiermark Tourismus / Tom Lamm
Tourismusverband Gesäuse
Jaqueline Egger
© Fotos: Gesäuse / Christoph Lukas, Stefan Leitner

Erlebnisregion Graz

Frischluft, Höhenmeter & pures Lebensgefühl

Willkommen in Graz – der einzigen GenussHauptstadt Österreichs und lebendigen Landeshauptstadt der Steiermark, wo historische Schönheit auf moderne Akzente trifft.

Die UNESCO-geschützte Altstadt begeistert mit mediterraner Atmosphäre, engen Gassen und kunstvoll gestalteten Fassaden, die an „Bella Italia“ erinnern. Visionäre Architektur wie das

GF Mag. Susanne

Messeplatz 1 / Messeturm

8010 Graz

Tel.: +43 316 8075-0

info@regiongraz.at regiongraz.at

Kunsthaus Graz und die Murinsel bilden einen faszinierenden Gegensatz zur traditionsreichen Kulisse. Über allem erhebt sich das Wahrzeichen – der Uhrturm am Schlossberg.

Herrliche Wandertouren

Rund um Graz eröffnet sich eine Welt, in der Abenteuer, Erholung und Natur Hand in Hand gehen. Von der Hebalm in der Lipizzaner-

heimat über die Gleinalm bis hin zum Schöckl erstrecken sich herrliche Wandertouren.

Ob eine gemütliche Wanderung direkt von der Altstadt aus, eine romantische Almtour, ein Familienausflug oder ein imposanter Gipfelsieg: Herrliche Panoramablicke sind garantiert. Wunderbar wanderbar ist die Erlebnisregion Graz in allen Himmelsrichtungen.

Hügel

Tourismusverband Thermen- & Vulkanland GF Christian Contola Hauptstraße 2a 8280 Fürstenfeld

Tel.: +43 3382 55100 info@thermen-vulkanland.at www.thermen-vulkanland.at

Wanderbegeisterte können sich über Themenwanderwege durch die sanfte Hügellandschaft freuen.

Bad Loipersdorf, Riegersburg und Unterlamm sind Teil von Österreichs Wanderdörfern und bieten abwechslungsreiche Touren. Mit der digitalen Wandernadel können sich Wanderer für ihre Ziele eine Auszeichnung abholen. Am

Wegesrand laden Einkehrstopps zur Pause – bekanntlich schmeckt inmitten der Weinberge die Brettljause mit einem Glas Sauvignon Blanc besonders gut.

In den Genussmanufakturen entlang der Vulkanland Route 66 haben Gäste die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Für Kulturinteressierte warten die Burgen und Schlösser darauf, entdeckt zu werden.

Sechs Thermen warten

Im Thermalwasser der sechs Thermen – Parktherme Bad Radkersburg, Therme der Ruhe Bad Gleichenberg, Thermenresort Loipersdorf, Rogner Bad Blumau, Heilthermen Resort Bad Waltersdorf und H2O Hotel-Therme-Resort – regenerieren die Gäste die müden Muskeln. Das weiche, heilkräftige Wasser schenkt Wärme und Wohlbefinden und trägt zur inneren Balance bei.

© Fotos: Region Graz / studio draussen, Robert Maybach
© Fotos: TV Thermen- & Vulkanland / Dietmar Kump, Michael Königshofer
Tourismusverband Region Graz
Haubenhofer

Alpenvereinsshop

Jausenbrett mit Messer OPINEL

Praktisches Jausenbrett aus geöltem Erlenholz mit Opinel­Messer.

Brettlgröße: 26 × 15 × 1,2 cm Klingenlänge: 11 cm | Grifflänge: 11 cm 22,90 €

Chalkbag CHILLAZ

Bunte Alpenvereins­Chalkbag mit Edelweiß­Logo.

Volumen: 22 l 18,90 €

T-Shirts CHILLAZ

Outdoorshirts für Sport und Freizeit. Highlight: Aufdruck „Tage draußen“.

Material: 47 % Baumwolle, 47 % Modal, 6 % Elasthan

Damen­Shirt „Habachtal“ 36,90 €

Herren­Shirt „Tauerntal“ 36,90 €

Jacke „Gasteinertal“ CHILLAZ

Gemütliche Jacke für Damen. Die große Kapuze schützt deinen Kopf an kalten Tagen.

Material: 95 % Polyester, 5 % Elasthan 79,90 €

Bestellungen und weitere Artikel online, per Mail oder telefonisch: www.alpenverein.shop shop@alpenverein.at +43/512/59547 – 18 Alle Preise sind Mitgliederpreise, inkl. UST, zzgl. Porto.

Messer „Skeletool“ LEATHERMAN

Ein kompaktes, ultraleichtes Multi­Tool mit einem Kombimesser, Bithalter, Zange, Karabinerhaken etc. Alle Funktionen dieses Werkzeugs können mit einer Hand geöffnet und genutzt werden. Länge geschlossen: 10 cm

Gewicht: 140 g 89,90 €

T-Shirts CHILLAZ

Sportlich­urbane T­Shirts für Damen und Herren.

Highlight: Edelweißaufdruck auf dem Rücken

Material: 47 % Baumwolle, 47 % Modal, 6 % Elasthan

Damen­Shirt „Kaunertal“ 36,90 €

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Reisetasche 85 l TATONKA

Geräumige Reisetasche mit breiten Tragegriffen. Mit Rucksack Schultergurten ausgestattet. In Blau oder Schwarz erhältlich.

Material: Tarpaulin (50 % Polyester, 50 % Polychlorid) Maße: 69 × 42 × 42 cm 118,90 €

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Bequeme Shorts aus anschmiegsamem Baumwollmischgewebe für Herren.

Material: 53 % Lyocell (TENCEL™), 43 % Baumwolle, 4 % Elasthan 69,90 €

Renés Tipp:

Trailbell

Bimmeln wirkt. Unsere Trailbell, die etwas andere Fahrradklingel für mehr Respekt am Berg. Egal, ob du am Trail oder auf einer Forststraße zur nächsten Alm unterwegs bist – die kleine Schelle, am Rucksack oder Lenker montiert, ist der perfekte Begleiter für Touren aller Art.

Sie kündigt Biker*innen sanft und vor allem frühzeitig an. So können Schreckmomente verhindert und der Frieden am Berg erhalten bleiben. Mit einem kleinen Magnetband kann der Klöppel in der Schelle fixiert werden und das Bimmeln verstummt. Die Hände bleiben während der Fahrt stets am Lenker und du behältst die volle Kontrolle. Ich empfehle unsere Trailbell, weil sie einen wichtigen Beitrag für mehr Respekt am Berg leistet.

Farbe: weiß

Gewicht: 48 g

Maße: 4,8 cm × 3,3 cm | Höhe 4,8 cm

Material: Stahlblech

Marke: swisstrailbell

23,90 €

René Sendlhofer-Schag ist Mitarbeiter der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein und für das Thema Mountainbiken zuständig.

Foto: Niki Pommer

Der Wunsch, nachhaltig zu leben –also so, dass die Kinder und Enkel auf der ganzen Welt auch noch ein gutes Leben führen können –, dürfte uns beim Bergsteigen naheliegen. Den Gletschern bei ihrem rasanten Sterben zuzuschauen, muss doch den Wunsch nach Klimaschutz triggern. Und das Erlebnis der „Einfachheit der Berge“ – wer braucht schon auf der Hütte Menü, Speisekarte und warme Dusche? – könnte man genauso wie den eigenen Abfall mit hinuntertragen ins „echte Leben“: Statt sich dem Wachstumszwang unserer Konsumgesellschaft hinzugeben, zu Autobahnstaus und Overtourismus beizutragen, könnte man doch auch, zumindest gelegentlich, Verzicht üben – bis man ihn kann.

Nur: wo anfangen? Am besten wohl da, wo es am meisten bewirkt. Da ist der Bergsport selbst gar nicht mal so problematisch: Eine Hüttenübernachtung etwa verursacht ungefähr 1,3 kg CO2-Emissionen, hat der Deutsche Alpenverein in einer Studie festgestellt. Andererseits spart allein der Ersatz eines Fleischgerichts durch ein vegetarisches ein Kilo CO2. Das größte Einsparpotenzial im Bergsport liegt in der Mobilität, das sollte sich herumgesprochen haben: seltener fahren, langsamer, mit kleinem Auto mit Strom- oder Erdgasantrieb – oder am besten mit den Öffentlichen, denn die Nachfrage stärkt auch das Angebot. Das ja der Pferdefuß ist: Je anspruchsvoller und tagesfüllender die alpinen Ziele (und je weiter „auf dem Land“ man wohnt), desto schwieriger und zeitaufwändiger ist es, Bergtouren mit „Öffis“ zu machen. Dass trotzdem viel geht, zeigen die „Ecopoint“-Aktionen vor allem junger Bergaktiver. Was man auch braucht für den Bergsport, ist Bekleidung und Ausrüstung. Die Frage liegt also auf der Hand, was sich da in Sachen Nachhaltigkeit und Emissionsminderung optimieren ließe. Wie etwa die drei Kilo Kunststoff eines ausrangierten Seils oder der verbrauchte Anorak wieder zu wertvollem Rohstoff recycliert werden könnten.

Stichwort Eigenverantwortung

Schauen wir dabei zuerst auf die Bekleidung; sie macht den größeren Massenanteil aus und ist im Vergleich weniger komplex.

Lieblingsteile leben länger

Die Regenjacke ist undicht, das Seil steif und störrisch? Liebgewordene Alpinausrüstung sinnvoll zu recyclieren ist ein naheliegender Wunsch. Doch Nachhaltigkeit hat bei diesem Thema noch viel mehr Facetten.

Bergausrüstung aus Kunststoff verrottet nicht so schnell wie Holz. Wenn das Teil trotz sorgsamer Nutzung unbrauchbar ist, steht die Frage nach Recycling im Raum.

Foto: Simon Schöpf

Dennoch zeigen sich schon hier die generellen Probleme und Lösungsansätze. Bei denen unsere Motivation mindestens so wichtig ist wie die der Hersteller. Stichwort Recycling: Stoffkreisläufe zu schließen, anstatt dass Neukauf zwingend Müll bedeutet, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Doch besteht ein Rucksack aus bis zu 60 verschiedenen Materialien, und auch in Outdoorjacken (mit RV, Futter, Gummizügen) oder Radhosen (mit Stretcheinsatz und Schutzbesätzen) sind vielerlei Kunststoffe schwer trennbar verbunden. Eine Überforderung für übliche Recyclingsysteme oder für Men-

Und cool ist nicht die neueste Jacke und Hose, sondern eine, die man viele Jahre lang als „Lieblingsteil“ trägt und pflegt – und repariert, auch wenn sie zuletzt hauptsächlich aus Flicken bestehen mag.

schen, die sie selbst sortenrein trennen wollen – andererseits werden Rücknahmeangebote von Herstellern enttäuschend schlecht genutzt. Manche Firmen versuchen deshalb, möglichst das gesamte Kleidungsstück nur aus einem Kunststoff herzustellen oder zumindest Verbindungen lösbar zu gestalten. Wobei natürlich die Zerlegbarkeit nicht die Hauptaufgabe von Alpinausrüstung ist und vor allem für High-End-Produkte die Funktionalität den Materialmix diktiert. Der Konflikt „Topleistung oder Umweltverträglichkeit?“ begegnet uns beim Material ähnlich wie bei der Mobilität.

Wenn Recyclieren schwierig ist, schauen wir also auf den ersten Schritt im Stoffkreislauf: die Herstellung. Hier versuchen viele Firmen, recyceltes Material zu verwenden oder erdölbasierte Kunststoffe durch emissionsärmere Rohstoffe zu ersetzen. Wobei neuartige, biobasierte Stoffe noch in Entwicklung sind und wie Naturfasern die Frage nach der Gesamtbilanz stellen und nach der Nutzung der Agrarflächen (Textil oder Teller?). Allerlei Siegel versprechen Hilfe bei der Kaufentscheidung nach Nachhaltigkeitskriterien – zu denen neben der Ökologie auch die soziale Verantwortung und die Wirtschaftlichkeit zählen. Solche Siegel werden von Firmen selbst oder aber von unabhängigen Prüfinstituten oder staatlichen Organen vergeben. Sich hier zu informieren ist mindestens so komplex (und wichtig) wie eine alpine Tourenplanung, damit man nicht auf ein „klimaneutral“-Label hereinfällt, hinter dem nur der angebliche Schutz eines Waldes vor Abholzung steckt. Hier bieten die Websites von Organisationen wie Südwind, Greenpeace etc. nützliche Informationen.

Gute Nachhaltigkeitssiegel können auch sparsamen Chemikalieneinsatz in

der Verarbeitung betreffen, menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Angestellte in Asien oder das Tierwohl von Merinoschafen und Daunengänsen. Wobei man bei Daune wie bei PFAS-freien GoretexErsatzstoffen wieder fragen darf: Ist mein Bergsport wirklich so extrem, dass ich das absolute Topprodukt brauche? Oder tut es nicht auch ein einfacheres mit besserer Ökobilanz?

Womit wir beim zentralen Thema sind: der Eigenverantwortung – die eigentlich vom Berg her bekannt sein sollte. Und der Abwägung von Anspruch und Einfach-

T¡ pp Alpinausrüstung und Nachhaltigkeit

Was man schon besitzt: lange und achtsam nutzen, pflegen, reparieren (ifixit.de)

Was man braucht: Ausleihen? Gebrauchtkauf? Labels nutzen und Recyclierbarkeit beachten.

Wenn abgelegt: Gebraucht verkaufen? Verschenken? Kleidersammlung? Sortenrein recyceln!

PSA:

Ablagefristen beachten, früherer Austausch sicherheits­/ handlingbedingt

heit, wie eingangs erwähnt. Sarkastisch zugespitzt ist man nämlich auf einem falschen Trip, wenn man beim Schlagwort Nachhaltigkeit nur an Recycling oder verantwortungsvollen Neukauf denkt. Die besseren Fragen heißen: Was brauche ich (wirklich)? Wie bekomme ich es? Und wie gehe ich damit um?

Neukauf, Recycling und Co.

Mode und Marketing gehören zu den Haupttreibern unseres ressourcenfressenden Wachstumswahnsinns. Sie tragen dazu bei, dass jeder Mensch in Österreich jährlich im Durchschnitt (!) ca. 60 Kleidungsstücke kauft, wie Greenpeace meldet. Und ein Drittel der Kleidungsproduktion, rund 4.600 Tonnen, wird nicht regulär verkauft, letztlich also unter Wert verscherbelt oder gleich vernichtet. Könnten wir dagegen nicht ein Signal von den Gipfeln senden? Bergklamotten müssen nicht die Farben der Saison haben. Und cool ist nicht die neueste Jacke und Hose, sondern eine, die man viele Jahre lang als „Lieblingsteil“ trägt und pflegt – und repariert, auch wenn sie zuletzt hauptsächlich aus Flicken bestehen mag. „Ein echter Bergsteiger wäscht sich nicht“, dieser Spruch aus den 1970er-Jahren muss nicht Maxime werden (auch wenn es sich in den Westalpen manchmal so ergibt). Aber solange ein Kleidungsstück seine Funktion erfüllt, verdient es auch den Respekt, dass man es nutzt.

Zu allfälligen Reparaturen stellen manche Hersteller Infovideos ins Internet, einige bieten auch einen Reparaturservice an, Ehrenamtliche in Repaircafés helfen beim Schneidern und Nähen. Und auch zur sachgerechten Pflege findet man online Tipps, etwa zur Behandlung von Lederstiefeln oder zum Waschen und Wiederimprägnieren der Regenjacke. Und wenn das gute Stück irgendwann den persönlichen Bedürfnissen doch nicht mehr genügt, finden sich anstelle des (sortengetrennten) Einwurfs in den Recyclingcontainer eventuell noch Weiternutzungsinteressierte auf Ebay, über die Kleiderkammer des Roten Kreuzes oder auf einem Alpinflohmarkt der Alpenvereinssektion. Völlig kaputte oder nicht mehr zu verwendende Kleidung gehört jedenfalls in den Müll.

Manche zahlen viel Geld für Neuklamotten mit Rissen, andere reparieren Gebrauchsschäden mit flotten Flicken. Foto: ifixit.de

Die Sektionen können in Sachen Alpinausrüstung wertvolle Funktionen übernehmen, die Alternativen zum Neukauf bieten: das mit dem Flohmarkt angesprochene Thema „Secondhand“ und den Verleih. Wer einen Einstiegskurs Klettern, Klettersteig oder Skitour macht, freut sich, Kletterschuhe und Seil, Gurt und Bandfalldämpfer, Skiausrüstung und Lawinen-Notfallset nicht komplett anschaffen zu müssen, mit dem Risiko, bei Nichtgefallen drauf hocken zu bleiben. Auch wenn man für eine große Campingreise, Trekking oder Expedition einen extragroßen Rucksack, superwarmen Schlafsack, Daunenjacke oder ein Hauszelt braucht, ist Ausleihen oft schlauer, weil ressourcenschonender und obendrein kostengünstiger als Kaufen. Einige große Bergsporthändler wie Globetrotter oder Bergzeit sind mit solchen Angeboten auf dem Markt. Heikler werden die Strategien „Secondhand, Leihen, lange nutzen“, wenn es nicht um Bekleidung geht, sondern um PSA, „persönliche Schutzausrüstung“. Denn selbst wenn ein Rucksack aufplatzt, hat das nicht unmittelbar den Tod zur Folge; der Riss eines Seils dagegen schon. Hier steht dem Ziel „Nachhaltigkeit“ (-> lange nutzen) nicht nur das persönliche Bedürfnis nach Funktion (oder Ästhetik) entgegen, sondern schlichtweg die Sicherheit.

Staatliche PSA-Vorschriften setzen Regeln, wann ein solches Ausrüstungsteil „ablegereif“ ist, also auszusondern – und sich die Fragen nach Recycling und Neukauf stellen.

Lieber früher als später

Relativ unproblematisch ist das noch bei reinen Metallprodukten wie Karabinern und Klemmkeilen oder Eispickeln und Sicherungsgeräten (mit nicht tragenden Kunststoffelementen). Für sie gelten keine Beschränkungen der Lebensdauer – man darf sie verwenden, bis sie kaputtgehen oder nicht mehr funktionieren. Oder natürlich: bis eine Neuerung auf den Markt kommt, die einen Umstieg nahelegt – ob es das noch coolere Extremeisgerät ist oder das neueste ausgetüftelte Sicherungsgerät. Und falls es irgendwann ein überzeugendes staatliches Sammelsystem für Metallrecycling geben sollte, ist hier auch der Weg zum Kreislauf relativ einfach. Sobald jedoch Kunststoffe zum Einsatz kommen – und das kann auch die eingenähte Schlinge im Cam sein oder Zehenkörbchen und Fersenkipphebel beim Steigeisen –, gilt für PSA-Produkte eine maximale Nutzungsdauer von zehn Jahren. Spätestens dann müssen Gurt und Seil, Helm und Klettersteigset ausgesondert werden. Zumindest, wenn man juristisch für sie verantwortlich ist, etwa als Ausrüstungswart für das Verleihmaterial der Sektion.

Da es aber ums eigene Leben geht, ist man gut beraten, sich auch als Privatperson an dieser Nutzungsdauerbegrenzung zu orientieren – und nicht nur aus Angst, dass die Lebensversicherung vielleicht nicht zahlen könnte, wenn ein durchgescheuerter Klettergurt beim Sturz gerissen ist. Dabei sind die zehn Jahre als Maximalwert zu verstehen (vor allem für Klettersteigsets können Hersteller auch kürzere Fristen vorgeben). Häufiger und intensiver Gebrauch lässt Kunststoff schneller altern; regelmäßige Materialkontrolle, zumindest vor größeren Touren, ist genauso zu empfehlen wie die Einstellung „lieber früher ersetzen als zu spät“.

Womit man dann wieder vor der Frage steht, ob und wie das gute Stück recycelt werden kann. So dass aus einem Seil wieder ein Seil wird und nicht nur

ein selbstgehäkelter Fußabstreifer oder Schlüsselanhänger – wie viele von diesen „Downcycling“-Produkten die Welt wirklich braucht, ist ohnehin eine Frage. Für echtes „Re-Cycling“ gibt es zwei Probleme: zum einen die Sortenreinheit/ Materialtrennung. Hochwertige Sicherheitsausrüstung braucht eben das optimale Material und solide Verarbeitung; die Rohstoffe anschließend auseinanderzuklamüsern ist aufwändig. Am Klettersteigset etwa die Lastarme in den speziellen Karabinern auszutauschen, wäre teurer als die Herstellung im durchoptimierten Produktionsprozess, erzählt ein Produktmanager.

Das andere Problem ist die physikalisch-chemische Wiederaufbereitung des (sortenrein getrennten) Kunststoffs. Denn in diesem Prozess geht meistens etwas von der Qualität verloren – das Ideal des „chemischen Recyclings“, bei dem der Kunststoff in seine Urmoleküle zerlegt und dann blütenrein neu synthetisiert wird, ist noch nicht wirklich übers Laborstadium hinausgekommen. Polyamid etwa, aus dem Kletterseile bestehen, lässt sich nach dem Recycling kaum mehr in der Feinheit spinnen, die man für die dynamischen Fasern braucht.

Der deutsche Hersteller Edelrid brauchte fast sechs Jahre Entwicklungszeit und intensive Zusammenarbeit mit Granulier-

und Spinnfabriken, um das Seil Neo 3R zu 50 % aus wiederverarbeiteten Seilabfällen der Fertigung zu realisieren (also ohne Abnutzung und Verschmutzung im Gebrauch) – und es ist ein Drittel teurer als ein vergleichbares Seil aus fossilen Rohstoffen. Ein 100-%-Recyclingseil wäre so teuer, dass es am Markt kaum eine Chance hätte – denn es ist leider bekannt: Wenn’s ums Geld geht, werden beim Umweltanspruch schnell zwei, drei Augen zugedrückt …

Genau darin aber könnte ein Teil unseres Beitrags bestehen: in der Bereitschaft, etwas mehr Geld auszugeben für nachhaltige Produkte mit möglichst hohem Anteil recyclierter Rohstoffe, die nach Gebrauch auch gut recyclierbar sind.

Und die Lebensdauer durch achtsamen Umgang möglichst lange auszudehnen. Verglichen mit unserem gesamten ökologischen Fußabdruck (Mobilität, Heizung, Fleischkonsum) ist die Alpinausrüstung natürlich ein recht kleiner Zehennagel. Aber sie bietet eine von vielen kleinen Möglichkeiten, Verantwortung zu zeigen und den Blick in den Spiegel angenehmer zu machen. Und kann es nicht ein spannendes Gefühl sein, einen Anorak zu tragen, der älter ist als die Restlebenszeit des Gletschers, auf dem wir unterwegs sind?

Andi Dick studierte Umwelt­ und Verfahrenstechnik (FH) und arbeitet als freier Journalist.

Häufiger und intensiver Gebrauch lässt Kunststoff schneller altern; regelmäßige Materialkontrolle, zumindest vor größeren Touren, ist genauso zu empfehlen wie die Einstellung
„lieber früher ersetzen als zu spät“.

Über die normalen Recyclingwege wird kein neues Seil aus einem alten. Das Seil Neo 3R aus 50 % Produktionsrückständen brauchte drei Jahre Entwicklungsarbeit. Foto: Edelrid

Weniger ist mehr

Im Durchschnitt kauft jede*r Österreicher*in 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Wie gehst du persönlich mit deinen Kaufentscheidungen um? Stell dir vor, du hast etwas entdeckt, was dir wirklich gut gefällt, und bist kurz davor, die Kreditkarte zu zücken …

Ja, aber es ist defekt oder schon sehr alt.

Handelt es sich um persönliche Schutzaus rüstung wie beispiels weise Karabiner, Gurt oder Seil?

Hier gilt: lieber früher als später ersetzen.

Sobald ein Produkt Kunststoff enthält, beträgt die maximale Nutzungsdauer zehn Jahre (s. S. 74).

Besitzt du das Teil schon?

In welchem Zustand ist es?

Es treten Defekte auf und eine Reparatur ist nötig.

Bei größeren Defekten kannst du den Hersteller kontaktieren – viele bieten inzwischen Reperaturservices an. Bei Löchern oder kleinen Defekten können dir Repaircafés vor Ort helfen. Super! Dann trage es und pflege es sorgfältig weiter. Deinen neuen „Fashion-Liebling“ kannst du im Warenkorb lassen, bis du wirklich etwas Neues brauchst!

Illustrationen:

Ja, aber ich verwende es nicht mehr

Nein! Ich habe vor etwas Neues zu kaufen.

Probierst du gern neue Aktivitäten aus?

Ja, ich probiere gerne neue Sportarten aus! Ich bleibe meistens bei meinen Lieblingssportarten!

Gerade bei neuen Aktivitäten lohnt es sich, die Ausrüstung auszuleihen: Frage im Freundes- und Familienkreis oder bei

Nicht mehr reparierbar

eigentlich noch funktionsfähig

Wirst du dein Teil noch tragen?

Frage dich, ob du das Teil wirklich brauchst.

Einige Hersteller sammeln alte Kleidungsstücke und führen sie dem Recyclingkreislauf zu. Informiere dich!

Intakte Ausrüstung und Kleidung kannst du weiter geben oder verkaufen!

Achtung: Bei persönlicher Schutzausrüstung ist Vorsicht geboten.

Eigentlich nicht Ja, ich möchte es wirklich

Dann ab in den Warenkorb damit! Oder …

Kannst du es secondhand kaufen?

Mittlerweile gibt es viele tolle Secondhandläden und -onlineshops. Finde auf Willhaben, Sellpy, Vinted und Co dein neues Lieblingsteil.

Achte bei deinem Kauf auf gängige Gütesiegel, die Herkunft, nachhaltige Materialien und die Qualität. Sie machen einen großen Unterschied!

Gletscherbäche und Klima

Als interdisziplinäres Forschungsprojekt untersucht FRAGILE die Auswirkungen des Gletscherrückgangs auf den Sedimenttransport hochalpiner Bäche als Folge des Klimawandels.

Die Gletscherfläche Österreichs ist seit 1850 um mehr als 66 Prozent zurückgegangen. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts kann nicht ausgeschlossen werden, dass die gesamten österreichischen Alpen gletscherfrei sein werden. Die Hochgebirgslandschaft verändert sich dementsprechend sichtbar. Dabei ändern sich auch die Wechselwirkungen zwischen dem Wasserhaushalt der Gletscher und der Menge an mitgeführtem Gestein und

Sediment. Das kann dazu führen, dass sich Flussläufe und ganze Landschaften im hochalpinen Raum nachhaltig verändern. Das Forschungsprojekt FRAGILE (Fluvial transport process alterations in partly glaciated catchments forced by climate change) der Universität für Bodenkultur Wien untersucht gemeinsam mit der GeoSphere Austria die markanten Auswirkungen des Klimawandels im Hochgebirge auf den Sedimenttransport in den Bächen.

Im Fokus steht die Rofenache (Gletscherbach in den Ötztaler Alpen) und welche Folgen die Veränderungen für das Ötztal und darüber hinaus haben können. Die Rofenache entspringt dem Hintereisferner, welcher derzeit jährlich rund 5 Prozent seines Eisvolumens verliert. Alle Gletscher innerhalb des Einzugsgebiets der Rofenache haben seit 1850 mehr als 50 Prozent ihrer Fläche verloren. Diese dramatischen Veränderungen des

hochalpinen Wasser- und Sedimenthaushalts werden nun intensiv durch ein umfassendes Überwachungssystem beforscht. Drohnenbasierte Aufnahmen der Oberfläche liefern Informationen zum Zustand der Berghänge bzw. der Bäche, die Messstationen in Vent und Sölden geben uns Auskunft zum Durchfluss und Sedimenttransport im Untersuchungsgebiet.

Ein wesentlicher Punkt dieses Projektes ist die aktive Beteiligung der Bevölkerung in der „Datenaufnahme“. Dieser zentrale Aspekt des Forschungsprojekts soll das Bewusstsein für die sich stark verändernden hochalpinen Landschaften schärfen. Aus diesem Grund möchte das Forschungsteam sowohl die lokale Bevölkerung als auch Wandernde und Bergsteigende motivieren, an einem definierten Abschnitt der Rofenache aktiv am Forschungsprojekt teilzunehmen. Bei der Vernagtbrücke gibt es Halterungen für die exakte Positionierung, mit denen man mit dem eigenen Smartphone Fotos von Veränderungen (Steine, Geröll) im Einmündungsbereich des Vernagtbaches in die Rofenache machen kann, diese hochlädt und so einen sehr wertvollen Beitrag zum Projekt leistet.

Michael Paster, Sabrina Schwarz und Rolf Rindler von der Universität für Bodenkultur Wien sind genauso Teil des Forschungsteams von FRAGILE wie Michael Avian von der GeoSphere Austria.

geht’s zu weiteren Infos: www.boku­fragile.com/

Foto: Rolf Rindler

Unberührte Natur und warmherzige Menschen

Im Mai 2025 wurde Baška grapa, ein enges Tal zwischen den steilen Gipfeln des Tolmin-Bohinj-Gebirges und des Cerkljan-Gebirges, in das Netz der Bergsteigerdörfer in den Alpen aufgenommen.

Dieses relativ unbekannte und abgelegene Alpental, das vor allem durch den Bau der Bohinjer Eisenbahn zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt wurde, ist eines der wenigen unentdeckten Juwelen der slowenischen Alpenwelt. Obwohl Baška grapa von größeren und bekannteren touristischen Zielen wie dem Soča-Tal und Bohinj umgeben ist, hat es sich bis heute seine natürliche und kulturelle Einzigartigkeit bewahrt: steile Gipfel mit einzigartigen Bergblumen, tiefe Schluchten mit Trögen und Wasserfällen und wunderschöne Bergdörfer, deren Geschichte vor allem durch die Besiedlung durch die Tiroler im 13. Jahrhundert geprägt wurde.

Vor allem aber ist das Gebiet untrennbar mit seiner Bergsteigertradition und der Verwurzelung der Einheimischen mit der Natur verbunden, mit der sie seit Jahrhunderten respektvoll zusammenleben. Die Berglandwirtschaft erforderte das Mähen unter den höchsten Gipfeln der umliegenden Berge, die Wälder lieferten das dringend benötigte Holz, und die Bergbäche und -flüsse trieben Mühlen und Sägewerke an. Es ist nicht verwunderlich, dass diese Verbundenheit mit der Natur der Grund dafür ist, dass das Bergsteigen seit jeher eine Lebensweise und die Aktivität in den Bergen eine Lebensnotwendigkeit ist.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Respekt vor der Natur und ihren Ressourcen in eine Symbiose verwandelt, die 1957 zur Gründung der Bergsteigergesellschaft Podbrdo führte. Im Jahr 1959 übernahm sie die Bewirtschaftung der Hochgebirgshütte auf dem Črna Prstja (1.844 m), einem der wichtigsten umliegenden Berge. Der Kamm der höchsten Gipfel zwischen Črna Prstja (1.844 m), Rodica (1.966 m) und Vogel (1.922 m) erfreut mit herrlichen Ausblicken vom Triglav bis zur Adria, bietet hervorragende Bergsteigeraufstiege und ist im Winter ein Paradies für Tourenskifahrer. Viele ehemalige militärische Bergpfade und Wege sind heute beliebte Ziele für Mountainbiker. Von großer Bedeutung ist auch die Pionierrolle des Gebietes bei der Entwicklung des slowenischen Berglaufs, denn in Baška grapa wurde 1970 der erste slowenische Berglauf und 2002 der erste slowenische Bergmarathon organisiert.

Vor allem aber ist das Gebiet untrennbar mit seiner Bergsteigertradition und der Verbundenheit der Einheimischen mit der Natur verbunden, mit der sie seit Jahrhunderten respektvoll zusammenleben.

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass wir diese Einstellung zur Natur und zu den Aktivitäten in den Bergen für künftige Generationen bewahren. Die Initiative „Bergsteigerdörfer“ gewährleistet genau das, was die Einheimischen in der Region Baška grapa seit Jahrhunderten tun: Koexistenz und Respekt vor der Natur, der Tradition und der Bergsteigerkultur, die Bewahrung der kulturellen und natürlichen Werte sowie des Erbes und der Ästhetik der Landschaft.

Darüber hinaus wollen wir die Entwicklung des Tourismus in den Vordergrund unserer Bemühungen stellen, um diese Lebensweise im Tal zu respektieren und zu ergänzen.

Für Baška grapa ist die Verleihung des Titels Bergsteigerdorf eine Bestätigung der bergsteigerischen Identität des Gebiets, die eng mit den Bergen und den Aktivitäten in ihnen verbunden ist. Damit reiht sich Baška grapa in die Riege der Orte und Menschen ein, die die alpine Umwelt im Sinne der Werte der Alpenkonvention wahrnehmen und leben. Die Ernennung zum Bergsteigerdorf hat ein noch größeres Potenzial für die Sichtbarkeit und nachhaltige Entwicklung, die auf der Integration der lokalen Gemeinschaft in ein kohärentes Ganzes beruht. Deshalb wünschen wir uns Gäste, die diese Philosophie verinnerlichen und so das Beste, was unser Baška grapa zu bieten hat, kennen lernen. Vor allem aber, um unsere unberührte Natur zu genießen und die warmherzigen Menschen, die hier leben, kennenzulernen.

Nik Obid ist diplomierter Historiker und Mitglied der Projektgruppe Bergsteigerdorf Baška grapa und Mitglied des lokalen Kulturund Tourismusvereins „Baška dediščina“. Er ist als junger Forscher im Fachbereich Migration beschäftigt.

Der goldene Markt im Nationalpark Hohe Tauern

Mit ihren 253 Quadratkilometern ist die Marktgemeinde Rauris die flächenmäßig größte Gemeinde im Land Salzburg. Rund 3.000 Menschen leben hier, mitten im Herzen des Nationalparks Hohe Tauern.

Das Raurisertal erstreckt sich ab Wörth bis Taxenbach und gliedert sich in zwei Haupttäler – das Hüttwinkltal und das Seidlwinkltal. Ergänzt wird dieses beeindruckende Talensemble durch weitere idyllische Seitentäler wie das Krumltal, das Forsterbachtal und das Gaisbachtal. 136,7 km² der Gemeindefläche liegen im Schutzgebiet des Nationalparks Hohe Tauern – einem wahren Naturparadies. Die Landschaft ist vielfältig: Gletscher und Felsregionen machen

etwa 40 Prozent der Fläche aus, Wälder und Moore rund 30 Prozent, Almflächen und Wiesen 25 Prozent und Gewässer vervollständigen das Bild mit 5 Prozent. Naturhighlights wie der Rauriser Urwald, das Krumltal – auch als „Tal der Geier“ bekannt –, das Wander- und Skitourengebiet Kolm Saigurn sowie das historisch bedeutende Seidlwinkltal machen die Region zu einem einzigartigen Erlebnisraum. Hier leben Steinadler, Bartgeier (erfolgreich wiederangesiedelt) und Stein-

böcke – faszinierende Zeugen einer intakten alpinen Tierwelt.

Die Geschichte von Rauris ist eng mit dem Goldbergbau verbunden. Bereits um 1340 wurde erstmals schriftlich über den Abbau berichtet. Zwischen 1460 und 1560 erlebte der Bergbau seine Blütezeit – man schätzt, dass bis zu zehn Prozent der damaligen Welt-Goldproduktion aus den Goldbergwerken in Rauris und Gastein stammten. Als der Ertrag zurückging, trat eine prägende Figur auf den Plan: Ignaz

Rojacher (geb. 1844 in Rauris). Schon als Zwölfjähriger musste er auf 2.350 Metern im Bergbau mitarbeiten – zu jung und zu schwach für die harte Arbeit. Nach einer Tischler- und Zimmererlehre kehrte er zurück – und prägte die Region wie kaum ein anderer.

Rojacher pachtete 1876 den Goldbergbaubetrieb vom Staat und kaufte ihn 1880. In seiner Ära entstanden wegweisende Innovationen: 1881 verlegte er die erste Telefonleitung von Kolm Saigurn zum Knappenhaus und 1883 installierte er im Amtshaus die erste elektrische Beleuchtung im Land Salzburg – vier Jahre vor der Landeshauptstadt! Sein enger Weggefährte Wilhelm Ritter von Arlt, ein agrarwissenschaftlicher Visionär aus Prag, brachte zusätzliches Know-how ein – etwa zur Rinderzucht und zum Wegebau. Die beiden errichteten ab 1878 erste Wanderwege im Raurisertal – unter anderem Knappenhaus – Herzog-Ernst-Spitze – Schareck (DAV/ÖAV München) und Erfurtersteig–Hocharn (DAV/ÖAV Erfurt).

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136,7km2 der Gemeindefläche liegen im Schutzgebiet des Nationalparks Hohe Tauern.

Nationalpark-Patentreffen 2025: Willkommen im Raurisertal

Seit 1982 besteht die Initiative „Patenschaft für den Nationalpark Hohe Tauern“ des Österreichischen Alpenvereins. Mit einer symbolischen Flächenpatenschaft werden wertvolle Projekte der Nationalparkverwaltungen unterstützt – in enger Kooperation mit regionalen Partnern. Seit 1984 lädt der Alpenverein regelmäßig zu Patentreffen ein, bei denen Naturfreund*innen zusammenkommen, um die Vielfalt des Nationalparks zu erleben. Das diesjährige Treffen bietet: geführte Wanderungen in drei Schwierigkeitsgraden, ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm und spannende Begegnungen mit Expert*innen und Gleichgesinnten.

Wolfgang Urban, Direktor des Nationalparks Salzburg, bringt es auf den Punkt: „Dieses einzigartige Juwel im größten Schutzgebiet der Alpen vereint alles, was einen alpinen Nationalpark ausmacht –von bäuerlicher Kulturlandschaft über hochalpine Messstationen bis zu unberührten Gipfeln.“ Auch der Alpenverein sieht dem Treffen mit Freude entgegen:

„Das Nationalpark­Patentreffen bringt Menschen und Natur zusammen. Wir freuen uns sehr, heuer im schönen Raurisertal zu Gast zu sein“, so Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Alpenverein.

Eine der bedeutendsten Leistungen Rojachers war der Bau der Wetterstation am Hohen Sonnblick in den 1880erJahren – ein Meilenstein der alpinen Forschung. Nach Rojachers frühem Tod 1891 übernahm die Sektion Salzburg das Zittelhaus am Sonnblickgipfel. Die Sektion Rauris wurde 1896 gegründet, 1898 folgte die Errichtung der Rojacher-Hütte durch Wilhelm von Arlt – benannt zu Ehren seines Freundes. Seit 1984 gehören das Zittelhaus und die Rojacher-Hütte der ÖAVSektion Rauris, die mit ihren rund 550 Mitgliedern die Hütten liebevoll pflegt –als Orte der Gastfreundschaft, des Schutzes und der alpinen Verbundenheit. Wir freuen uns auf Ihren Besuch im Raurisertal – sei es zum NationalparkPatentreffen 2025 oder aus einem anderen schönen Anlass! —

Christian Gerstgraser ist 1. Vorsitzender des Alpenvereins Rauris und Wegewart. In der wichtigsten Alpenvereinshütte der Sektion – dem Zittelhaus – war er selbst schon Hüttenwirt.

Organisation und Teilnahme

Das Programm wird von Nationalpark, Gemeinde Rauris und dem Österreichischen Alpenverein gestaltet. Die Teilnehmer*innen organisieren Anreise und Unterkunft eigenständig. Unterstützt wird das Treffen vom Tourismusverband Raurisertal – bitte bei Buchungen das Stichwort „Patentreffen 2025“ angeben.

Wir freuen uns auf inspirierende Tage mit euch!

Weitere Informationen & Anmeldung: www.alpenverein.at/portal/naturumwelt/alpine_raumordnung/NPHT/ liste­npht/patenschaft­npht.php

Kontakt TVB Raurisertal: www.raurisertal.at

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Auf Tour mit Öffis: Ankommen ist relativ

fLOR i AN K R e SS

Es gibt Tourenziele, die sich im Kopf festsetzen und verwirklicht werden wollen. Seitdem mir ein Bild der originellen Reitpassage am Nordwestgrat des Turnerkamps untergekommen war, hatte ich den Eindruck, eine „Perle“ entdeckt zu haben: ein kaum bekannter Anstieg auf eine der beeindruckendsten Berggestalten der Zillertaler Alpen und für mich eine Herausforderung. Persönliche „Projekte“ außerhalb meines Komfortbereichs suche ich mir mittlerweile am liebsten in der näheren Umgebung. So komme ich leichter an Informationen und in Austausch mit lokalen Bergsteigern. Und ich kann die geeigneten Verhältnisse besser abschätzen. Der Plan war, das eigentliche Ziel in eine großzügige Mehrtagestour zu verpacken. Um das Tourenende flexibel gestalten zu können, entschieden wir uns bewusst für eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

z UM AU t OR

Der Autor ist in der Abteilung Raumplanung und Naturschutz des Österreichischen Alpenvereins für Mobilitätsthemen und alpine Raumplanung zuständig.

ob das Wetter bis zum Schluss hält, sind ständiger Begleiter und treiben uns rastlos voran. So schön das Erreichen persönlicher (Berg-)Ziele ist, sollte der Weg dorthin nicht auch mit Genuss verbunden sein? Diese für meine Bergkarriere nicht unwesentliche Frage trage ich seitdem mit mir herum. Meine mentalen Ressourcen sind anschließend jedenfalls weitgehend aufgebraucht.

Tipp 1:

Grat-Tour mit Charakter

Wer auf der Suche nach Grat­Touren in ursprünglicher Umgebung ist, findet eine detaillierte Beschreibung des Turnerkamp­Nordwestgrats unter: alpenvereinaktiv.com/ s/3wSXSt

Die Schmalspurbahn nach Mayrhofen wirkt entschleunigend. Von den Jugendlichen im benachbarten Vierersitz schnappe ich erstmals in natura das Wort „oftang“ auf; eine unverkennbare Besonderheit des Zillertaler Dialekts, die nicht mehr heißt als „dann“. Mir kommt ein bekannter Öffi-Bergsteiger in den Sinn, der gerne die soziale – in dem Fall gar kulturelle – Dimension der Anreise in Bus und Bahn hervorhebt.

Wir überschreiten zunächst den Hauptkamm nach Südtirol zur Chemnitzer Hütte, unserem Stützpunkt für die kommenden Touren. Gleich am Folgetag wollen wir angesichts der zunehmenden Gewittergefahr unser Hauptziel in Angriff nehmen. Wie so oft bei großen Unternehmungen ist die Begehung nur bedingt genussvoll: Die Anspannung über die bevorstehenden Herausforderungen und die Unsicherheit,

Der Wetterbericht für den letzten Tag schwankt beträchtlich. Wir entscheiden uns für den nervenschonenden Abstieg ins Ahrntal und beobachten die dunklen Wolken an den hohen Gipfeln aus sicherer Distanz. Was bin ich froh, dass wir die Freiheit haben, nicht über den Hauptkamm ins Zillertal zurückzumüssen! Im Tal begrüßen uns italienischer Cappuccino und Erdbeertiramisu.

Tipp 2:

Öffi-freundliche Durchquerungen

Neu auf dem Tourenportal alpenvereinaktiv.com gibt es zahlreiche Überschreitungen und Durchquerungen für den Sommer mit guter ÖffiAnbindung: alpenvereinaktiv. com/de/page/ueberschreitungen/807257224/ Oder in der App findet ihr Infos zu Öffi-Touren im Menü unter Themen.

Danke an die vielen Autor*innen für ihre lokale Expertise!

Durch die Kinderschutzbrille

Gute Planung, risikobewusstes Verhalten sowie das Berücksichtigen von Empfehlungen sind für Alpinist*innen selbstverständlich. Der Österreichische Alpenverein hält es auch beim Kinderschutz so. Klare Regeln und transparente Kommunikation schützen Kinder.

Seit diesem Schuljahr sind sie an allen Schulen des Landes verpflichtend – der Österreichische Alpenverein war früh dran und hat vor über zehn Jahren mit den ersten Schritten dazu angefangen. Ein Kinderschutzkonzept in Organisationen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, ist heute keine Besonderheit mehr. „Es werden nicht nur Kinder und Jugendliche geschützt, sondern auch unsere Funktionär*innen, weil sie im Ernstfall wissen, was zu tun ist“, ist die gelernte Sozialarbeiterin Victoria Kanduth überzeugt.

Hilfestellung für alle

Beim Thema Kinderschutz denken viele zunächst an schwere Formen von Gewalt. Es gehe aber auch genauso um das Erkennen von Grenzüberschreitungen, wie beispielsweise das Verhältnis von Nähe und Distanz oder sensibler Sprache in vielen alltäglichen Situationen. „Wir bekommen viele Fragen zum Umgang mit konkreten Situationen von Menschen, die bei uns im Alpenverein mit Kindern arbeiten“, erklärt Kanduth. Sie sieht das auch als Erfolg der intensiven Bewusstseinsarbeit im Alpenverein durch die bei der Alpenvereinsjugend angesiedelte Stelle für Kinderschutz und Gewaltprävention. „In den Workshops thematisieren wir, wie wir unsere Angebote sozusagen mit der

» Wir bekommen viele Fragen zum Umgang mit konkreten Situationen von Menschen, die bei uns im Alpenverein mit Kindern arbeiten. «
Victoria Kanduth

Kinderschutzbrille planen können. Diese Brille gehört bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen dazu wie der Partnercheck zum Seilklettern.“

Warum das Thema Gewaltprävention wichtig ist, unterstreichen einige Daten aus der europaweit größten Umfrage unter jungen Erwachsenen zu ihren Erfahrungen als Kinder und Jugendliche in Sportvereinen1. Drei Viertel der über 10.000 Befragten in sechs Ländern – eines davon Österreich – geben an, eine psychische oder physische Gewalterfahrung gemacht zu haben. Über 60 Prozent der in Österreich befragten jungen Erwachsenen erinnern sich an psychische Gewalt, über 30 Prozent an sexualisierte Gewalt ohne und 15 Prozent an sexualisierte Gewalt mit Körperkontakt. Laut der Studie gingen psychische Gewalt und sexualisierte Gewalt mit und ohne Körperkontakt am häufigsten von gleichaltrigen Sportler*innen bzw. Peers aus, Fälle von Vernachlässigung und körperlicher Gewalt am häufigsten von erwachsenen Trainer*innen.

Kinderschutz braucht ein Konzept

1 „CASES – Child Abuse in European Sports“ ist ein von der EU gefördertes Projekt (2019 – 2021), aus dem eine Studie zur Erhebung der Prävalenz von interpersoneller Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Sport hervorgegangen ist: cases.univie. ac.at/berichte >

Grund genug, sich des Themas intensiv anzunehmen, fanden die Gremien des Österreichischen Alpenvereins schon mit einem beschlossenen Grundsatzpapier im

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Information und Tipps

Der Folder „Praxisempfehlungen für Kinderschutz und Gewaltprävention in der Alpenvereinsjugend Österreich“ (Jänner 2025) soll Funktionär*innen, die mit Kindern und Jugendlichen im Österreichischen Alpenverein arbeiten, bei der Planung ihrer Angebote unterstützen.

Mehr Infos: www.alpenvereinsjugend. at/ueber­uns/kinderschutz

eLearning: Kinderschutz und Gewaltprävention in der Alpenvereinsjugend

Dieser eLearning­Kurs der Alpenverein­Akademie soll unseren Funktionär*innen und allen Mitgliedern zur Sensibilisierung und Schulung dienen.

Mehr Infos: t1p.de/kinderschutzelearning

> Illustrationen: Rachel Katstaller, rachelkatstaller.com

Jahr 2014, einem ersten Praxisleitfaden im Jahr 2016, dessen Aktualisierung im Jahr 2020 und schließlich mit der Einrichtung einer eigenen Stelle, die das Kinderschutzkonzept implementiert und gleichzeitig eine Anlaufstelle darstellt. Und wegen der gesellschaftlichen Dringlichkeit wurde im Alpenverein der Kinderschutz zu einem etablierten Fixpunkt gemacht. Etwa 3.500 aktive Funktionär*innen engagieren sich im Verein ehrenamtlich mit Kindern und Jugendlichen. Kanduth zeigt dazu einen Raster aus den internen Richtlinien her, der genau vermerkt, für welche Mitarbeiter*innen welche Schulungen laut Kinderschutzkonzept vorgesehen sind. 664 Teilnehmer*innen waren in den vergangenen zwei Jahren in einer Kinderschutz-Schulung. Wellenförmig und unaufhaltsam steigt damit das Wissen um einen sensiblen und gewaltfreien Umgang mit Kindern, der ihre Autonomie und Selbstbestimmung fördert, ohne ihre Loyalität und das Gemeinschaftsgefühl zu schwächen.

Kinder fragen ist immer gut

Herzstück der Unterlagen zum Kinderschutz sind ganz praxisnahe Empfehlungen, die Funktionär*innen bei der Planung ihrer Angebote unterstützen sollen, schon von vornherein heikle Situationen zu unterbinden – etwa, dass vor jeder körper-

lichen Nähe zwischen Betreuer*in und Kind ein Okay eingeholt wird. Und zwar beim Trösten genauso wie beim Festziehen des Kletterhelms oder Klettergurtes. Nach Möglichkeit sind Situationen zu vermeiden, in denen ein/e zweite/r Betreuer*n nicht zumindest in Hörweite ist. Vor Gruppenspielen mit Körperkontakt zwischen Kindern soll deren Wohlfühlen mit intensiver Nähe bedacht werden. Generell gilt: Kinder in Entscheidungen einbinden ist ein ziemlich guter Orientierungspunkt für Kinderschutz. Das gilt auch für die Entscheidungsfindung in der Gruppe und für dezidierte Räume zum Austausch von Wünschen, Sorgen und Problemen. „Der Rücklauf aus unseren Sektionen stimmt mich sehr zuversichtlich, dass wir hier auf einem sehr guten Weg sind“, ist die Sozialarbeiterin Victoria Kanduth überzeugt. Sie ist, ebenso wie ihr Kollege Matthias Pramstaller, für Fragen zum Kinderschutzkonzept oder auch für konkrete Anliegen oder Beschwerden erreichbar, und zwar unter 0512/59547-66 oder victoria.kanduth@alpenverein.at.

Paul Schuierer-Aigner ist freiberuflicher Journalist und Kommunikationsexperte in Innsbruck. muellers­buero.at

Die „Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins“ erscheinen seit 1875 als Hefte, die den Mitgliedern bis heute kostenlos zugestellt werden. Zwar heißt das Mitgliedermagazin mittlerweile Bergauf, doch es handelt sich nach wie vor um die „Mitteilungen“, die als Sprachrohr für 150 Jahre Vereinsgeschichte dienen. Deren erster Redakteur war der damalige Vereinspräsident Theodor Petersen. Die Zeitschrift erschien sechsmal im Jahr, heute vierteljährlich.

Lichtbilder aus dem Hochgebirge, 1925

Bereits vor 100 Jahren war die Fotografie ein fester Bestandteil des alpinen Erlebnisses. Ein Agfa-Inserat in den „Mitteilungen des OeAV“ warb mit dem Slogan: „Ihre Wanderung im Lichtbild wird Ihnen eine ständige Quelle schöner Erinnerungen sein.“ Die Anzeige versprach hoch lichtempfindliche, zuverlässige Rollfilme, die bei Tageslicht auswechselbar und einfach zu verarbeiten seien – ideal für Wanderer und Bergsteiger. Die Darstellung eines Bergpaars mit Pickel, Rucksack und Kamera am Gipfel spiegelt das romantisierte Bild alpiner Unternehmungen jener Zeit wider. Diese Werbung zeigt, wie eng Technikbegeisterung und Naturerleben bereits damals verbunden waren. Die Fotografie diente nicht nur der Dokumentation, sondern auch der emotionalen Verlängerung des Bergerlebnisses – ein Aspekt, der bis heute in der Bergfotografie lebendig ist.

Die stillen Heldinnen des Alpinismus, 1975

„Die großen Bergsteigerinnen – eher schweigsam“: Mit diesem Essay würdigt die Autorin die Leistungen alpiner Pionierinnen und kritisiert gleichzeitig deren mangelnde Sichtbarkeit. Zwischen Familienpflichten und Bergleidenschaft bleibt oft keine Zeit für Öffentlichkeit. Ein Plädoyer für mehr Stimme und Sichtbarkeit – auch im Jubiläumsjahr 1975, dem „Jahr der Frau“.

Liselotte

über Bergsteigerinnen, 1975

Saubere Berge seit 55 Jahren

Schon lange, bevor „Leave No Trace“ zum globalen Outdoor-Grundsatz wurde, setzte sich der Österreichische Alpenverein für saubere Berge ein, genauer gesagt seit 1975. Schlicht und eindrücklich mahnt diese alte Tafel zur Müllvermeidung – ein frühes Zeichen ökologischen Bewusstseins. Der Aufruf des Alpenvereins galt damals wie heute: „Jeder einzelne Bergbesucher muß sich umweltbewußt verhalten. Die neuen Hinweistafeln des Österreichischen Alpenvereins sollen an die Gebote der Sauberkeit erinnern. Angebracht werden sie an Hütten und Wegkreuzen durch unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter.“ (Gerald Aichner)

Bergferien –

Des Alpenvereins beste Idee, 1985

Ein Urlaub ohne Zwang, aber mit Programm: Die Idee der „Bergferien“ bringt Familien, Freundesgruppen und Alleinreisende auf Alpenvereinshütten zusammen – mit Wanderungen, Ausbildung, Abendprogramm und vor allem: viel Gemeinschaft. Die Anzeige zeigt zwei Kinder beim Jausnen im Wald – Natur als Spielplatz und Rückzugsort. Der Ansatz wirkt heute aktueller denn je.

Buchenauer
Foto: Alpenverein­Archiv, 1975
Foto:
Foto: Alpenverein­Archiv, 1975

Reingeschaut bei RTI

TPU-Fahrradschläuche:

eine nachhaltige Alternative für die Zukunft des Radfahrens.

dAV id S chäff L e R

Der Fahrradschlauch hat seit seiner Erfindung im späten 19. Jahrhundert eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. John Boyd Dunlop meldete 1888 den ersten luftgefüllten Gummireifen zum Patent an, gefolgt von Édouard Michelin, der kurz darauf den austauschbaren Luftreifen für Fahrräder entwickelte. Diese Innovationen legten den Grundstein für die heutige Fahrradbereifung.

Traditionell bestehen Fahrradschläuche aus Butylkautschuk, einem Material, das zwar robust, aber schwer und nicht besonders umweltfreundlich ist. Die Entsorgung dieser Schläuche stellt eine wachsende Herausforderung dar. In Österreich werden jährlich etwa 400.000 neue Fahrräder gekauft. Wenn man bedenkt, dass jedes dieser Fahrräder zwei Schläuche benötigt und viele Radfahrer ihre Schläuche regelmäßig ersetzen müssen, entsteht ein erheblicher Müllberg aus nicht recyclingfähigem synthetischem Kautschuk.

Eine vielversprechende Alternative bieten Fahrradschläuche aus thermoplastischem Polyurethan (TPU). TPU-Schläuche sind nicht nur leichter – sie wiegen oft nur ein Drittel eines herkömmlichen Butylschlauchs –, sondern auch robuster und pannensicherer. Ein weiterer Vorteil ist ihre Recyclingfähigkeit: TPU kann zu 100 Prozent recycelt werden, was den ökologischen Fußabdruck erheblich reduziert. Genau so einen Schlauch gibt es sogar Made in Austria! RTI bietet ihn unter der Marke AERON an, der nicht nur durch seine technischen Eigenschaften überzeugt, sondern auch nachhaltig ist. Die Schläuche sind für verschiedene Fahrradtypen erhältlich, darunter Mountainbikes, Rennräder, Gravelbikes und Cityräder.

„Unsere AERON/TPU-Fahrradschläuche läuten das Ende der alten, umweltbelastenden Butyl-Kautschuk-Schläuche ein. Unser Material ist nicht nur deutlich haltbarer als Butyl, es ist vor allem sortenrein und somit zu 100 Prozent recycelfähig. Auch be-

nötigen wir bei der Herstellung deutlich weniger Wasser, als es für die Butylschläuche vonnöten ist. Der Produktionsort Österreich garantiert überdies kurze Lieferwege und somit einen denkbar geringen CO2Fußabdruck auch innerhalb der Logistikkette. AERON/TPU-Schläuche sind also nicht nur leistungsfähiger, sondern auch viel nachhaltiger als Butylschläuche“, sagt Arndt Graeve von der RTI Group.

Die Einführung von TPU-Fahrradschläuchen stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung nachhaltiger Mobilität dar. Durch die Kombination von technischer Innovation und Umweltbewusstsein bieten sie eine zukunftsfähige Alternative zu herkömmlichen Butylschläuchen. Angesichts der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit im Alltag ist davon auszugehen, dass der TPU-Schlauch bald im großen Umfang in der Fahrradwelt einzieht und Fahrradhersteller sehr bald auch bei der Erstausstattung ihrer Räder auf TPUSchläuche setzen.

Madrix | LOWA

Der Madrix von LOWA ist ein High-Performance-Trailrunningschuh für ambitionierte Läufer*innen. Dank des responsiven Zwischensohlensystems LOWA® DYNAPTE® mit 6 mm Sprengung und dynamischer Rocker-Shape überzeugt er mit direktem Ansprechverhalten und hoher Rückstellkraft. Je schneller das Tempo, desto besser die Performance. Der optimierte Leisten sorgt für Stabilität und Komfort – auch auf längeren Distanzen im Gelände. www.lowa.com 180 €

FXP COMPOSITE

TRAIL | Komperdell

Die Carbon-FXP-Trailrunningstöcke überzeugen ambitionierte Trailrunner durch minimales Gewicht (nur 199 g bei 125 cm), hohe Stabilität und cleveren Komfort. Der dreiteilige Carbon-Composite-Schaft mit FXP-Faltmechanismus lässt sich auf ein kompaktes Packmaß von 45 cm zusammenlegen. Der ergonomische Trail-Pro-Tape-Griff mit Fly-Sport-Schlaufe sorgt für präzise Kraftübertragung. Inklusive Trail-ULTeller, Carbide-Spitze und Ersatztape. www.komperdell.com

ab 169,95 €

Active Ultralite | Smartwool

Die Active-Ultralite-Serie setzt auf einen innovativen Materialmix aus 53 Prozent Merinowolle und 47 Prozent TENCEL™-Lyocell-Fasern. Das Ergebnis: Sportshirts, die spürbar kühler auf der Haut liegen, Feuchtigkeit effizient ableiten und Gerüche zuverlässig neutralisieren – selbst bei intensiver Aktivität. Mit einem Gewicht von nur rund 120 g/m² sind die Shirts ein Hauch von Nichts auf der Haut. Erhältlich für Damen und Herren. www.smartwool.eu

ab 59,95 €

Lederspray | Sno-Seal

Sno-Seal® ist die ideale Lederpflege auch für den Sommer: Das silikonfreie Imprägnier spray schützt Outdoorschuhe zuverlässig vor Feuchtigkeit, Schmutz und Hitzeeinwirkung. Der auf Bienenwachs basierende Wachsfilm hält das Leder geschmeidig und verhindert das Austrocknen – selbst bei hoher UV-Belastung oder bei extremen klimatischen Bedingungen.

Auch bei Schuhen mit Membran (z. B. Gore-Tex verbessert Sno-Seal® das Fußklima, indem es ein Durchtränken des Oberleders verhindert und so die Atmungsaktivität erhält. Perfekt für alle, die ihre Schuhe lange gepflegt wissen wollen. www.atsko.com

X-Dry 15+3 | Ferrino

Der Ferrino X-Dry 15+3 ist ein hochfunktionaler Trailrunning-Rucksack für anspruchsvolle Bergläufe. Mit seinem 100 Prozent wasserdichten Hauptfach (HDry®-System, 10.000 mm Wassersäule, auch an den Nähten) schützt er die Ausrüstung zuverlässig vor Regen und Schweiß. Mit 15 + 3 Litern Volumen bietet er genug Platz für die Notfallausrüstung – etwa Wetterschutz, Erste Hilfe und Verpflegung. Dank Rollverschluss, HBS-Tragesystem, cleveren Taschenlösungen und Stöckehalterung bleibt der X-Dry auch bei schnellen Einsätzen angenehm tragbar und stabil. www.ferrino.it

ab 169,90 €

Rondane GTX RR

BOA WL | Zamberlan

Der Rondane ist ein außergewöhnlicher Bergstiefel, der mit seinem inno vativen Dual-BOA®-Fit-System punktet. Dieses ermöglicht eine präzise, mikroverstellbare Anpassung sowohl am Spann als auch am Knöchel – ideal für schnelle Wechsel zwischen Aufstieg und Abstieg oder bei wechselnden Geländeformen. Selbst mit Handschuhen lässt sich der Sitz blitzschnell anpassen, was besonders in alpinem Gelände von Vorteil ist. Die Kombination aus wasserdichtem GORE-TEX®-Futter, abriebfestem Synthetik-Obermaterial und der griffigen Vibram ®-StarTrek-II-Sohle mit TPU-Fersenstabilisator sorgt für trockene, stabile und komfortable Schritte – auch bei sehr langen Touren. www.zamberlan.com

449 €

True Crime in Nature. Diebstahl, Mord und Trickbetrug –kriminelle Machenschaften unter Tieren und Pflanzen. Mit Illustrationen von Cornelis Jettke

Wie sie brummeln, die Hummeln, diese pelzigen Tierchen, unter deren fülligen Leibern sich zarte Frühlingsblüten biegen. Dabei haben die possierlichen Bömbchen ganz andere Seiten! Da kapert die eine, die Kuckuckshummel (Nomen est omen!), ganz frech das Nest einer Artgenossin. Oder vertreibt eine Bienenkönigin von ihrem Thron, um sich dann an den Eiern des überrumpelten Volkes gütlich zu tun.

Und das ist, frei heraus, noch eine der „appetitlicheren“ Geschichten in True Crime in Nature. Diebstahl, Mord und Trickbetrug – kriminelle Machenschaften unter Tieren und Pflanzen von Farin Graßmann. Kopflose Regenwürmer werden als lebendige Nahrung in der Vorratskammer gehalten, Larven von innen heraus aufgefressen und noch wildere Grauslichkeiten angestellt, um das Überleben des eigenen Nachwuchses zu sichern. Im Tier- und Pflanzenreich gibt es nichts, was es nicht gibt!

Dabei darf die Leserin, der Leser – darauf weist auch die Autorin hin – nicht den Fehler begehen, Tieren oder Pflanzen menschliche Eigenschaften, gar moralische Ansprüche, umzuhängen. Diese tun das, was sie tun, aus einer inneren Notwendigkeit heraus. Evolutionär bedingt, erhöht das Verhalten die Überlebenschancen. Und, auch darauf sei hingewiesen: Tier- und Pflanzenwelt sind perfekt aufeinander abgestimmt. Alle Lebewesen erfüllen eine wichtige Funktion im Ökosystem –auch Parasiten, denen Graßmann einige spannende Blicke widmet! Eingriffe des Menschen bringen das Gleichgewicht jedoch massiv aus dem Takt.

Nach der Lektüre von True Crime in Nature wird einem bei Hummel, Apollofalter, Kolkrabe, Sonnentau und Co. stets im Hinterkopf flimmern: So schön anzuschauen, haben alle eine dunkle Seite! Vielschichtig zeigt sich die Natur auch hier: Sie ist voller raffinierter und listiger Fallensteller, frecher Diebe mit satter krimineller Energie und bevölkert von mordlüsternen Gesellen. Ergänzt um Illustrationen von Cornelis Jettke sowie Fotografien zeigt das Buch: Hinter der Fassade wird’s blutig.

Yevgenia Belorusets

Über das moderne Leben der Tiere. Aus dem Russischen und Ukrainischen von Claudia Dathe

Es sind unter die Haut gehende, intensive Geschichten, die Yevgenia Belorusets ihren Leserinnen und Lesern vorlegt. Denn was die in Kiew und Berlin lebende Schriftstellerin, Künstlerin und Fotografin als Vorlesungen und Berichte, also Monologe oder stenografierte Mitschriften „tarnt“, sind Erzählungen und Dialoge, die einem das oft allzu bittere Verhältnis zwischen Mensch und Tier nahebringen. Wobei die Grenzen bisweilen verschwimmen: Spricht hier ein Mensch, spricht hier ein Tier? – Und: Ist der Mensch nicht auch ein Tier? Sind Tiere vielleicht sogar die besseren Menschen? So tritt in der Geschichte von einem Tiger, der in einem Kiewer Keller lebt, ein (selbsternannter) Zoologe auf. Er will dem Tier kein Mitleid entgegengebracht sehen, an seinem Schicksal sei dieser nämlich selbst schuld. „Der grundlose Hass aufeinander und die ständigen Revierrivalitäten haben zur Ausrottung der Tiger geführt“, stellt der Zoologe fest. In einer anderen Episode erzählt eine Zuschauerin in direkter Rede davon, wie ihr eine Dokumentation über Wölfe zu Herzen ging und sie seither die Erinnerung an die Wölfin namens Migetti wachhalten will. Diese hatte ihr Rudel verloren, ein neues gefunden – doch von einem Happy End konnte keine Rede sein, denn Migetti würde der Staupe erliegen. Ein bisweilen aufwühlendes Buch, zumal die Autorin die Texte vor der zweiten Invasion Russlands in der Ukraine fertiggestellt hat – und die Themen Gewalt und Krieg immer mitschwingen. Trotzdem finden sich in den Texten auch leiser Humor, bissige Zwischentöne und tröstende Momente. Ergänzt um Schwarz-Weiß-Fotografien von Landschaften und Tieren ist Über das moderne Leben der Tiere ein Buch, das intensiv nachwirkt.

Verlag Matthes & Seitz,

Irmtraud Hubatschek und Joël Jenin Korsika!

Alpingeschichte im Mittelmeer. 1852 – 1972

Fast drei Kilogramm bringt „Korsika! Alpingeschichte im Mittelmeer. 1852 – 1972“ auf die Waage, rund fünfhundert Seiten stark ist das „Bilder- und Lesebuch“, das Irmtraud Hubatschek und Joël Jenin veröffentlicht haben. Die einleitenden Worte des Alpinisten, Filmemachers, Fotografen und Autors Kurt Diemberger machen Gusto auf die Mittelmeerinsel als „Insel der Entdeckung und des Glücks“.

Bereits 1998 begannen Hubatschek und Jenin, im Archiv des Österreichischen Alpenvereins und in zahlreichen Alpinbibliotheken in Europa Artikel und Bilder zu dieser herben Schönheit und ihrer Alpingeschichte zu suchen. 2002 gab es eine erste Ausstellung zum Thema in Ajaccio und anderen Gemeinden Korsikas. Neben Publikationen in Fachzeitschriften entstand zudem ein Dokumentarfilm. Nun folgte eine umfassende Aufbereitung in Buchform. Bereits in den einleitenden Anmerkungen wird klar, was den Leser, die Leserin erwartet: einprägsame Bilder, viele Zitate, die ganz unmittelbar die Begeisterung für die Bergwelt Korsikas spiegeln.

So erfährt man Informatives zur Alpingeschichte und zur Geologie Korsikas ebenso wie zur Besiedelung, dem Hirtenwesen, den stark patriarchalen Strukturen, in denen Banditen gefürchtet waren wie die „vendetta“, und zur touristischen Entwicklung der Insel in all ihren Facetten. Hubatschek und Jenin erinnern etwa an das legendäre Zeltlager „Zum störrischen Esel“, initiiert vom Vorarlberger Bergsteiger Helmo von Doderer, oder an die paradiesischen Zustände für Wildcamper in den 1960er-Jahren. Einbezogen werden auch die Blickwinkel von Naturbe-

obachtern, Künstlerinnen oder Fotografen. „Auf Wiedersehen, Korsika, und nicht Lebewohl; du bist eines jener Länder, in die man zurückkehrt“, schrieb Théodore Salomé 1893 in „En Corse. La Montagne“. An ihrer Faszination hat die Insel auch in den folgenden Jahrzehnten nichts eingebüßt, wie das gewichtige Buch von Irmtraud Hubatschek und Joël Jenin zeigt.

Claudia Wögerer Rundumadum –Gipfelkreuze im Porträt. Auf Niederösterreichs Alpengipfeln

Ein Gipfelkreuz markiert nicht nur das Ende einer Bergtour, sondern steht auch sinnbildlich für den Triumph über den eigenen inneren Schweinehund, für besondere Fähigkeiten, mutige Entscheidungen und unvergessliche Momente. Hinter jedem dieser Kreuze verbergen sich spannende Geschichten: In zahlreichen persönlichen Begegnungen haben Menschen der Autorin Claudia Wögerer diese Geschichten ihrer Gipfelkreuze anvertraut. Was sie erzählen, ist so vielfältig wie die Berge selbst: Mal stehen kreative Ideen und persönliche Initiativen im Mittelpunkt, mal das Überwinden großer Hürden, faszinierende Naturerlebnisse oder historische Hintergründe.

Claudia Wögerer hat diese eindrucksvollen, teils abenteuerlichen, oft berührenden Erzählungen aufgeschrieben –um sie zu bewahren und mit anderen zu teilen. Sie laden ein zum Staunen und Schmunzeln auf dem heimischen Sofa –oder wecken die Lust, selbst aufzubrechen und den Spuren dieser Geschichten nachzuspüren.

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Museum mit Weitblick

Das Dachstein Museum Austriahütte wagt in seiner neuen Sonderausstellung einen Blick in die Zukunft der Alpen.

Ob vom Parkplatz der Dachstein-Südwandbahn oder über den Rosseggersteig – wer zur Austria-Hütte des Alpenvereins Austria wandert, wird mit einem unvergleichlichen Panoramablick auf das Dachsteinmassiv und der Herzlichkeit von Jungpächterin Katharina Wallner belohnt. Sie bringt ab dieser Saison frischen Wind in die altehrwürdigen Gemäuer, die viel von der Geschichte des Alpinismus zu erzählen wissen.

Hier auf 1.638 Metern Höhe befindet sich nämlich ein Museum mit Tiefgang. Im Dachstein Museum Austriahütte geht es um das Bergsteigen und um das Leben mit dem Gebirge, ganz ohne Heldenromantik, ohne Superlative. Der differenzierte Blick – auch auf die eigene Vereinsgeschichte – hat dem engagierten Team 2024 die Auszeichnung mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel eingebracht.

¡ nfo Dachstein Museum Austriahütte

Führungen + Gruppenbesuche

Die Museumsbetreuer*innen sind gerne bereit, Ausstellungsführungen durchzuführen. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Kinder­, Gruppen­ oder Schulführungen nach Vereinbarung via Mail.

dachstein­museum­austriahuette.at museum@alpenverein­austria.at

Mit der Museumsöffnung Anfang Juni eröffnet auch die neue Sonderausstellung „Zukunft Alpen. Klimaerwärmung“. Wie wird sich der Alpenraum verändern – und was bedeutet das für uns? Diese Fragen stehen im Zentrum der Schau, die vom Alpinen Museum München übernommen und adaptiert wird. Eindrückliche Bilder, persönliche Stimmen und Fakten zeigen, dass der Klimawandel längst in der Bergwelt angekommen ist. Der Dachstein-Gletscher, in unmittelbarer Nähe zur AustriaHütte, steht sinnbildlich dafür.

„Gerade hier lässt sich begreifen, dass unsere alpine Identität nicht nur in der Vergangenheit wurzelt – sondern in der Zukunft bestehen muss“, sagt Doris Hallama, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins und Mitinitiatorin des Dachstein Museums. Im Internationalen Jahr des Gletscherschutzes wirkt diese Botschaft umso dringlicher.

Fotos: Andreas Lattner, Rupert Asanger

GletscherArchiv

Vergängliches, gegossen in Beton Im Schaukasten, Teil 47

Ve RON i KA R A ich  Alpenverein-Museum

Unter dem Arbeitstitel „Das Archiv des Verschwindens“ startete die Künstlerin Johanna Tinzl 2019 eine Serie von Gletscherabgüssen, die sie nach Island und in den Ostalpenraum führten. Entstanden sind bislang vier Objekte, die sich auf besondere Weise mit den aktuell drängenden Themen Klimaveränderung und Gletscherschwund auseinandersetzen.

Der kreative Prozess Tinzls beginnt mit der digitalen Vermessung des ausgewählten Gletschers in seinem aktuellen Zustand, um die Grenzen zu definieren. Diese Außenlinie (Maßstab 1 : 5.000) wird im Atelier aus Flachblech nachgeformt und aus Styrodur ausgeschnitten. Daraus entsteht eine stabile Verpackung für die Abgussmaterialien, die dann mit einer Kraxe zum Gletscher transportiert werden. Dort wird ein ausschnitthafter Abdruck der Gletscheroberfläche genommen. Zurück im Atelier macht die Künstlerin vom Negativ- einen Positivabdruck aus Silikon, dann von diesem nochmals einen Silikon-Negativ-Abguss. Abschließend erfolgt der Guss der Miniaturabformung mit einer Mischung aus Weißbeton und Laaser Marmorsand. Die Oberfläche der Skulptur spiegelt nun die Beschaffenheit des Gletschers in dem Moment wider, in dem der erste Abdruck gemacht wurde. Vollendet wird das Kunstobjekt durch geschmiedete, filigrane Stahlbeine, die der Miniatur eine spannende Lebendigkeit verleihen: Sie sind im übertragenen Sinne ein Spiegelbild der geografischen Verortung des Gletschers im Hochgebirge und verdeutlichen das Flächenausmaß, die Hangneigung und Höhenlage des schmelzenden Riesen. Tinzls „ Schalfferner“ (2021, Maße 107 × 64 × 126 cm) ist ein Neuzugang in der Kunstsammlung des Österreichischen Alpenvereins.

‹ Mit den geschmiedeten, filigranen Stahlbeinen ist das Kunstobjekt über einen Meter hoch.

Foto: WEST.Fotostudio

Fritz Benesch: Klettern in den Südtiroler Dolomiten, Geislergruppe, vor 1914. Foto: Alpenverein-Museum Innsbruck, OeAV GB 2.201_14

Schauen und Staunen

Klettern in den Südtiroler Dolomiten. Auf den Spuren eines „perfekten“ Bergbildes. Aus der Sammlung des Alpenverein-Museums, Teil 60

Ein fulminanter Schwenk über die Dolomitenberge. Ein Felsmassiv hinter dem anderen türmt sich vor unseren Augen auf. Ganz vorne ist der Fels fast zum Greifen nahe, dann schweift der Blick über die Grate und Gipfel immer weiter in den Hintergrund. Rechts ist der letzte Ausläufer eines Hochgebirgstals zu erkennen, ein ausgetrockneter Wasserlauf vielleicht, der sich hinauf bis zu den Geröllhalden schlängelt. Darüber gibt es nur mehr Felsen – soweit das Auge reicht. Die Gipfel sind vom Schnee ein wenig „angezuckert“, über ihnen türmen sich ein paar Wolken. Und noch darüber: viel Himmel. Im Wechsel von Licht und Schatten offenbaren sich auf geradezu plastische Weise die Umrisse der Landschaft: Berge und Gipfel, Geröllfelder, Traversen. Man kann sich im Detailreichtum dieser Bergszene richtiggehend verlieren, immer neue Facetten entdecken. Schauen und Staunen.

Ein vielschichtiges Schauspiel

Unser Foto stammt vom bekannten österreichischen Alpinfotografen Fritz Benesch (1868 – 1949), der oft und gern in den Dolomiten unterwegs war. Benesch hat diese Szene bereits vor dem Ersten Weltkrieg in der Südtiroler Geislergruppe aufgenommen, die zwischen dem Grödner und dem Villnösser Tal gelegen ist. Über 100 Jahre alt ist dieses Bild also – und es berichtet, wenn wir es genauer betrachten und ein wenig hinter die Kulissen des Mediums und des Fotografenhandwerks blicken, Aufschlussreiches über das Fotografieren im Hochgebirge.

Wer selbst am Berg Bilder macht, weiß: Eine Gebirgslandschaft zu fotografieren ist nicht einfach. Wie oft passiert es, dass ein atemberaubender Blick in der Fotografie plötzlich seltsam flach anmutet, dass großartige Szenen im kleinen Format ihren Reiz verlieren oder scheinbar Nahegelegenes im Bild weit wegrückt? Umso faszinierender ist es, Bilder wie dieses zu sehen. Hier verliert die alpine Landschaft nichts von ihrer Großartigkeit. Im Gegenteil, unsere Szene bildet die Berge nicht nur ab, sondern inszeniert sie als vielschichtiges Schauspiel. Sehen wir uns daher an, wie unser Fotograf seine Aufgabe gelöst hat – in ästhetischer wie in technischer Hinsicht.

Der Bauplan des Bildes

Benesch gelang es meisterhaft, Vordergrund und Hintergrund so miteinander zu verschränken, dass wir geradezu in die Szene „hineingezogen“ werden. In unserem Fall inszeniert er im Vordergrund aus nächster Nähe eine steil aufragende Felswand. Wir meinen diese fast berühren zu können. „Belebt“ wird dieser Vordergrund durch die drei Kletterer, die eine Wand bezwingen. Um die Vertikale noch weiter zu betonen, rückt Benesch das straff gespannte Seil in den Blick, das die beiden Kletterer in der Wand verbindet. Beim genaueren Hinsehen zeigt sich, dass die mittlere der drei Personen nicht etwa ein Mann, sondern eine Frau ist. Jedes Detail ist scharf zu erkennen, das Seil, die Textur des Felsens, die Schneeflecken und sogar noch die Stutzen der Alpinisten. Hinter dieser belebten Vordergrundszene tut sich eine mehrfach gestaffelte Berglandschaft auf, ein Felseneldorado, das einlädt, in die Bildtiefe zu schweifen. Um eine Komposition wie diese „bauen“ zu können, ist ein ausgezeichnetes Auge notwendig, aber ebenso ein guter Blick für eine geeignete Kameraposition im Gelände, die sicheres Stehen und Hantieren, aber auch einen überzeugenden Bildaufbau garantiert. Man muss sich vor Augen halten, dass Benesch hier nicht etwa mit einer handlichen Kleinbildkamera arbeitete, sondern mit einer gewichtigen Plattenkamera, die er, wenn es ging, auch aufs Stativ stellte. Als Negativmaterial verwendete er schwere Glasplatten im Format 18 × 24 cm (gelegentlich auch 13 × 18 cm), die er im Rucksack mitschleppte und vor Ort, oft mitten in der Steilwand, wechselte und belichtete.

Technische Perfektion

Im Jahr 1909 berichtete Benesch über die Schwierigkeiten, mit einer derart schweren Ausrüstung in der Kletterwand zu arbeiten: „Oft muß die Kamera über senkrechte Felsen aufgeseilt werden, da sie am Rücken das Klettern behindert. Oft aber wird sie sogar in leichtem Felsterrain zur Gefahr. Mehr als einmal habe ich, auf schmalem Felsbande entlangwandernd, mit meinem Tornister unversehens die vorhängende Wand gestreift, daß ich auf

ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte.“ Benesch war nicht nur ein geübter Kletterer und ein ausgezeichneter Fotograf, der ein sicheres Gespür für aufregende szenische Arrangements hatte, sondern einer, der auch die technischen Handgriffe meisterlich beherrschte.

Natürlich arbeitete er die Platten selbst aus und machte, wenn nötig, Vergrößerungen. Sein technisches Expertentum umfasste aber auch die Weiterverarbeitung der Bilder. Schon früh hat er begonnen, Berg- und Reiseführer zu verfassen und Fotografien in Zeitschriften und Büchern zu veröffentlichen. Ein treuer Leser dieser Rubrik, Herr Oswald Wachsmann aus Wien, hat mich vor einiger Zeit darauf aufmerksam gemacht, mit welcher Akribie und technischen Perfektion Benesch die Publikation seiner Bilder begleitet hat. Insbesondere die frühen Bergpublikationen (etwa „Der Semmering und seine Berge“ aus dem Jahr 1913) war eine publizistische Meisterleistung, die Bilder (darunter auch Autochrome-Farbaufnahmen) wurden in hochwertigen Druckverfahren veröffentlicht.

Und auch in der Zwischenkriegszeit, als 1931 mit „Zauber der Bergheimat“ ein auflagestarker Bildband des Fotografen erschien, legte der Autor und Fotograf großen Wert auf die Qualität der in feinem Kupfertiefdruck gedruckten Bilder. Im Anhang dieses Bandes notierte Benesch mit großer Akribie, wo wann und unter welchen Umständen die jeweilige Aufnahme entstanden war. Vermerkt ist sogar die Tagesstunde, das Objektiv, die Gelbscheibe, die Marke der Negativplatte, die Blende, die Belichtung und die Art des Entwicklers. Kein Wunder, dass einem derartigen Perfektionisten ausgezeichnete Bilder gelangen.

Dr. Anton Holzer ist Fotohistoriker, Ausstellungskurator und Herausgeber der Zeitschrift „Fotogeschichte“, er lebt in Wien. www.anton­holzer.at

VORS ch AU

Heft # 3.2025

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Wer oder was ist eigentlich die Alpenvereinsjugend –und was tut sie genau? Dieser Frage widmet sich das kommende Bergauf-Magazin in seinem Themenschwerpunkt. Die beiden Mitarbeiter*innen der Alpenvereinsjugend

VictORiA KANdUth und dAVid KUPSA präsentieren den pädagogischen Kompass, die Grundlagen für Tage draußen! Weiter geht die Alpenvereinsjugend dem Potenzial des Sportkletterns auf den Grund, beleuchtet, wie sich das Draußensein auf Kinder auswirkt, und stellt die vielfältigen Angebote vor, die der Alpenverein für seine jungen Mitglieder bereithält. Weitere spannende Themen: der Hauptversammlungsaustragungsort Graz unter der Lupe, der Alpenzustandsbericht der Alpenkonvention zum Schwerpunkt Lebensqualität, das neue Entwicklungsprogramm für den Bereich Erneuerbare Energie –Solarenergie in der Steiermark sowie ein Jubiläum: die 150. Ausgabe des Alpenvereinsjahrbuchs BERG.

Bergauf #3.2025 erscheint Anfang September 2025.

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Bergauf. Mitgliedermagazin des Österreichischen Alpenvereins #2.2025, Jg. 80 (150)

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Eine Felswand voller ansprechender Formen und Farben, ein fantastischer Blick auf die umliegenden Berge und vor allem Partner, mit denen man garantiert eine gute Zeit verbringen wird - das sind die Zutaten für eine perfekte Klettersteigtour. Diese Magie spürt man an den Felsen der Sextener Dolomiten, dem idealen Ort, um alle Vorzüge des neuen SCORPIO EASHOOK Klettersteigsets zu genießen. www.petzl.com

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