Speculative Artefacts and Design Fiction

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M O R P HM E N T Max Bastian

Unsere Welt ist durch stetig ansteigendes Wachstum gekennzeichnet. Prognosen sagen eine Weltbevölkerung von 11 Milliarden Menschen für das Jahr 2100 voraus. Immer mehr Wohnraum wird benötigt, riesige Metropolen und Megacities entstehen. Die Industrie und Infrastruktur muss sich diesem Wachstum anpassen, um diese Massen an Menschen zu versorgen. Gleichzeitig müssen Naturräume dieser Ausbreitung weichen. Man entfernt sich immer weiter von der ursprünglichen Natur, die allen unseren Existenzen zu Grunde liegt. Vielmehr setzt eine Verkünstlichung ein. Eine Art Hyperzivilisation entsteht, eine Welt berührungslos mit der Natur, immer unfähiger mit dieser umzugehen. Die Natur verkommt zum Gegenpol der sich ausbreitenden menschlichen Zivilisation, wobei vergessen wird, dass der Mensch selbst von natürlicher Beschaffenheit ist. Bestimmte Instinkte und Gefühlsmuster können sich durch den fehlenden Umgang mit der Natur nicht richtig ausprägen. Unnatürliche Verhaltensweisen bewirken ein Ungleichgewicht in unserer Umgebung und man läuft Gefahr, dass sich die Menschheit gegen ihre eigentliche Herkunft wendet. Meine Produkte sind Raumelemente, welche ein Signal in dieser Entwicklung setzen. Sie sollen den Anreiz geben, sich unseren Zuständen bewusst zu werden und rückzubesinnen. Es wird dabei die Frage gestellt, ob wir in einer komplett verkünstlichten und technisierten Umgebung eine Art Naturersatz brauchen, der die unbefriedigten Sinne der Naturwahrnehmung wieder ansprechen soll, die innere, angeborene Sehnsucht nach der natürlichen Harmonie. Es handelt sich dabei um 3D-gedruckte Elemente, die im Raum hängen und in ihrer Gestaltung abstrahierte Formprinzipien und Wachstumsmuster der Flora und Fauna aufnehmen. Um den Bezug zur Natur aufzugreifen bestehen sie aus LAYWOOD, einem holzbasierten Druckfilament. Die Strukturen dieser Elemente sind relativ dünn und fein aufgebaut, sodass sie immer noch flexibel sind und sich verformen lassen. Mithilfe eines Nickel-Titanium-Drahtes können sich die Elemente bewegen. Dieser Draht zieht sich bei Anlegen eines Stromes zusammen und dehnt sich wieder in seine Ursprungsform aus, wenn der Strom nicht mehr fließt. Da dies weniger ein technischer, sondern ein physikalischer Vorgang ist, werden damit sehr organische Bewegungen erzeugt. In einem harmonischen Rhythmus angesteuert, kann man somit dynamische Bewegungsabläufe darstellen. Es entstehen also Objekte, welche nicht tot und künstlich wirken, sondern vielmehr eine dynamische Ausstrahlung haben und Anzeichen von natürlicher Lebendigkeit in sich besitzen. Diese Ausstrahlung soll auf den Nutzer übergehen, indem er Vorgänge sieht und wahrnimmt, die ihm abgeschottet von der Natur schon längst nicht mehr bewusst geworden sind bzw. die er unbewusst schon lange vermisst hat. Sein Gespür für das Natürliche und die ihm innewohnende Harmonie, die auch Grundlage des Menschen selbst ist, wird wieder sensibilisiert.


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