„Was die Kunst braucht, einzig und allein, ist Material – Freiheit braucht sie nicht, sie ist Freiheit; es kann ihr einer die Freiheit nehmen, sich zu zeigen – Freiheit geben kann ihr keiner.“ Mit diesem Heinrich-Böll-Zitat eröffnet TdZ-Kolumnistin Kathrin Röggla unseren Schwerpunkt „Wie frei ist die Kunst?“. Wir haben die Diskussionen um die diesjährige Ruhrtriennale unter der Leitung von Stefanie Carp zum Anlass genommen, um über das Thema der Kunstfreiheit nachzudenken. Was sind dies für Zeiten, fragt sich Röggla, in denen „Menschen aus Chemnitz oder dem Umland … Hitlergrüße zeigend über die Straße“ rennen, „während Alexander Gauland von dem ‚normalen Ausrasten‘ spricht“? Zerrissene Zeiten, in denen man, so Nino Haratischwili, auch im Theater wieder zurückkehren müsse zum Geschichten erzählen. „Heute …, in einer Zeit, in der … das Fremde Angst macht und der Andere wieder einen feindlichen Charakter bekommen hat, scheint mir ‚Einfühlung‘ ein wichtiges Wort zu sein“, schreibt die georgische Autorin.