Die aufhaltsame Wirkungslosigkeit eines Klassikers. Brecht-Studien

Page 81

Brecht und die drei Eislers

Das Verhör Hanns Eislers dauerte so lange, dass seine Druckfassung in der publizierten Form aller „Hearings before the Commitee on Un-American Activities“ fünfzig engbedruckte Seiten umfasst. Ja, Nixon bezeichnete dieses Verhör am 24. Oktober 1947 im Los Angeles Examiner als „perhaps the most important one“, das je von diesem Komitee vorgenommen wurde.25 Wie intensiv sich die Ermittlungsbeamten des HUAC-Komitees darauf vorbereitet hatten, geht nicht nur aus den 122 Dokumenten hervor, mit denen sie Hanns Eislers „unamerikanische“ Gesinnung zu beweisen versuchten, sondern auch daraus, dass sie dem gleichen Komitee eine Übersetzung des gesamten Texts der Maßnahme nach dem Klavierauszug dieses Stücks der Wiener Universal Edition von 1931 vorlegten.26 Ob diese Übersetzung, die von Elizabeth Hanunian stammt, wie aus dem gedruckten Protokoll hervorgeht, bereits auf jene 1943 von einem FBI-Agenten angefertigte Übersetzung der Maßnahme zurückgeht,27 lässt sich nicht mehr genau ermitteln. Jedenfalls wird diese dem Komitee vorgelegte englische Fassung – neben Brechts Zusammenarbeit mit Hanns Eisler und seinen Kontakten mit Gerhart Eisler – wahrscheinlich einer der Hauptgründe gewesen sein, warum auch er in die Eisler-Verhöre verstrickt wurde.28 Brechts Verhör, für das er sich mit Hilfe von New Yorker Anwälten sorgfältig gewappnet hatte, folgte am 30. Oktober.29 Auch hier ging es dem HUAC-Komitee wiederum hauptsächlich darum, den Befragten in eine möglichst enge Beziehung zum Kommunismus zu bringen und somit für die Vereinigten Staaten als „gefährlich“ einzustufen, wobei auch das von

Bertolt Brecht vor dem HUAC-Komitee (Oktober 1947)

80

Recherchen_Wirkungslosigkeit eines Klassikers.indd 80

06.03.18 07:54


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.