Januarheft

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JANUARHEFT 2018


01/2018

INHALT

Zwei Fäuste für die Oper: Paul-Georg Dittrich ............... 4  Donizetti: Lucia di Lammermoor ............................... 12 Giesche: [zupɛrpozi'tsioːn]........................................... 14 Forstman / Freitag: Endlich  .......................................... 16 jazzahead! feat. Mop Mop & Wayne Snow .................. 20 Zu Gast: Sandra Hoffmann ......................................... 21 Gastspiel: Schädel X ................................................... 23 Beckmann: Das Hotel ................................................. 24 Theater Heute über Amerika ....................................... 25 DE LooPERS: PA.RA.DE – Die Welt als Theater .......... 28 Wintergäste ................................................................ 29 Zusammen! – Als Familie ins Theater........................... 31 Und außerdem ............................................................ 34 JUNGES.THEATERBREMEN .................................. 38 Pfeil des Monats ......................................................... 40 Ermäßigte Kartenpreise .............................................. 43 Kontakt ...................................................................... 46


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LIEBES PUBLIKUM, LIEBE LESERINNEN UND LESER! Superposition ist ein Wort aus der Physik, man spricht es deutsch aus [zupɛrpozi'tsioːn] und man versteht darunter „eine Überlagerung gleicher physikalischer Größen, wobei sich jene nicht gegenseitig behindern“. Verschiedene Kräfte, die alle einzeln auf den gleichen Körper wirken, bewirken dasselbe, als würde lediglich ihre Summe auf den Körper wirken. Als Beispiel lässt sich das Schieben einer Kiste anführen: es spielt keine Rolle, ob eine Kiste erst nach vorne und dann nach links oder ob sie direkt schräg nach links-vorne geschoben wird. Der Regisseur Alexander Giesche sucht nach neuen Positionen. Was, wenn die Schauspielerin Nadine Geyersbach sich für einen Roboter halten würde? Das ist eine Ausgangsfrage für seine Performance [zupɛrpozi'tsioːn] und es geht um Fragen der technischen Möglichkeiten und was sie mit uns antiquierten Menschen machen. Radikale Positionen der Liebe zwischen Wahnsinn und Tod machen in aller Regel die große Oper aus und Donizettis Lucia di Lammermoor ist da eher eine Bestätigung der Vermutung, dass die unmögliche Liebe die wahre Liebe ist – zumindest lässt sich schöner von ihr singen als von unserer Alltagsliebe der täglichen Verhandlung. Der Regisseur Paul-Georg Dittrich und der Dirigent Olof Boman arbeiten zum ersten Mal gemeinsam in Bremen und sie treffen auf ein Ensemble, das wie geschaffen ist für diesen Höhepunkt der Epoche des Belcanto. Wenn das keine super Ausgangsposition ist. Michael Börgerding 3


PORTRÄT

ZWEI FÄUSTE FÜR DIE OPER: PAUL-GEORG DITTRICH Ein Porträt von Ingo Gerlach Als ich Paul-Georg Dittrich im Juni anrief, um ihm zu sagen, dass wir gerade die Nachricht bekommen haben, dass nach Wozzeck im Vorjahr nun auch La Damnation de Faust für den deutschen Theaterpreis DER FAUST nominiert sei, war er tatsächlich sprachlos und hartnäckig davon überzeugt, dass es sich um einen Scherz handele. Nach einer Viertelstunde habe ich dann nochmal angerufen und ihm versichert, dass er tatsächlich auch mit seiner zweiten Bremer Arbeit in der Kategorie „Beste Regie Musiktheater“ einer von drei Nominierten sei. Gewissermaßen ein zweites Mal aus dem Stand: Und das ist nun wirklich ein exzeptioneller Schnitt, selbst wenn dann bislang doch immer verdiente Altmeister des Genres den Preis bekommen haben. Gegen Peter Konwitschny bzw. Christoph Marthaler zu verlieren, ist wirklich nicht ehrenrührig. Wäre es auch gegen die jeweiligen Mitnominierten Tatjana Gürbaca und Jochen Biganzoli nicht gewesen. Und wer weiß ... dreimal ist ja nun bekanntlich Bremer Recht. Direkt hintereinander für die zwei ersten „richtigen“ Arbeiten an einem Opernhaus nominiert zu werden, ist an sich schon außergewöhnlich. Fast ein bisschen unheimlich wird es, wenn man weiß, dass Paul-Georg Dittrich eigentlich gar nicht unbedingt Oper machen wollte. Überhaupt nicht aus Abneigung der Form gegenüber, sondern eher aus biogra-

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phischen Gründen. 1983 wurde er im brandenburgischen Zeuthen geboren, die Mutter Musikwissenschaftlerin und der Vater einer der wichtigsten und prägendsten Komponisten und Kompositionslehrer der DDR und auch nach der Wende. Wenn man also berücksichtigt, dass mehrere Generationen von Kompositionshochkarätern wie Hans Werner Henze, Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen oder Sergej Newski zum Freundes- oder Kolleg*innenkreis seines Vaters gehören und er darüber hinaus als Nachbarsjunge der legendären Opernregisseurin Ruth Berghaus aufgewachsen ist, dann kann man vielleicht ganz gut nachvollziehen, dass sich Paul-Georg Dittrich doch zunächst einen anderen künstlerischen Bereich gesucht hat. Einen, der zumindest auf den ersten Blick eher mit dem Visuellen zu tun hat als nun ausgerechnet mit Partituren. Und so begann er nach seinem Abitur als Regieassistent am Schauspiel Frankfurt, wo Armin Petras unter der Intendantin Elisabeth Schweeger als Oberspielleiter engagiert war. Hier arbeitete Dittrich unter anderem mit Petras, aber auch mit Sebastian Baumgarten und Dimiter Gotscheff zusammen und es ist sicherlich nicht falsch zu sagen, dass ihn diese Regisseure besonders geprägt haben. Armin Petras in Bezug auf die Schnelligkeit, Baumgarten in der Überlagerung der Parameter und der Polyphonie der Zeichen und Gotscheff zum einen sicherlich wegen gemeinsamer bulgarischer Wurzeln, zum anderen aber auch wegen der Prägnanz der Bilder. Von 2007 bis 2011 studierte Dittrich dann Regie an der Theaterakademie in Hamburg. Und es entstanden eigene Arbeiten am Schauspiel Frankfurt, am Schauspielhaus Wien, am Theater Heidelberg, bei Simone Sterr am Landestheater Tübingen, am Theater Aa-

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PORTRÄT

chen etc. Und die Preise und Einladungen folgten: Neben Festivaleinladungen u. a. zu den Baden-Württembergischen Theatertagen und zu Kaltstart Hamburg gab es den Preis der LTT-Freunde für die „Beste Inszenierung“ in der Spielzeit 2012/13 am Landestheater Tübingen. Das Aachener Stadtmagazin Klenkes wählte die Inszenierung Orlando nach Virgina Woolf zur „Besten Inszenierung“ in der Spielzeit 2013/14 am Theater Aachen. Die ebendort entstandene Inszenierung von Marlene Haushofers Die Wand wurde zum Theatertreffen NRW 2017 eingeladen. Und schließlich die Nominierungen zu den beiden FÄUSTEN „Beste Regie Musiktheater“. Meine erste Begegnung mit einer Arbeit von Paul-Georg Dittrich war, kurz vor dem Beginn der Intendanz von Michael Börgerding, ein Berlin-Gastspiel im Gorki-Theater: Orest reloaded. Das war nicht nur eine multimediale Überschreibung von Händels Pasticcio-Oper, sondern auch eine ziemlich furchtlose (im Umgang mit den Mitteln) und schreckliche (in der Drastik der Aussage) Vergegenwärtigung des antiken Mythos. Dass da ein junger Regisseur keine Scheu vor dem großen Apparat hat, davor, alle Paramater des Theaters und des Theatralischen zu bespielen bzw. anzugehen und wechselseitig zu überlagern, war ein bleibender Eindruck, den diese Inszenierung bei mir hinterlassen hat. Und die beiden bisherigen Arbeiten in Bremen haben diesen Eindruck bestätigt, bestärkt und dahingehend erweitert, dass er das nicht nur tut, sondern dass er es auch kann. Und zwar nicht nur, um es zu tun, sondern immer, um etwas zu erzählen.

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„Wir sprechen ständig nur über die technischen Abläufe. Ich will jetzt endlich auch über die Inhalte sprechen!“, war eine mehrfach und durchaus vehement geäußerte Forderung während der Damnation-Proben. Haben wir dann natürlich auch gemacht, nicht ohne wieder bei den technischen Abläufen zu landen. Aber um mit der ehemaligen Nachbarin Ruth Berghaus zu sprechen: „Die Form ist der Inhalt.“ Das hat sie zwar sicherlich anders gemeint. Aber es stimmt ja eben doch – gerade für die Bühnenbilder, oder vielleicht muss man richtiger sagen für die Raumlösungen und Installationen, die Pia Dederichs und Lena Schmid in enger Zusammenarbeit mit dem Regisseur und der VideoDesignerin Jana Findeklee erdacht haben: die labyrinthische Dauerdreh- und Simultanbühne bei Wozzeck und die grabenüberspringende Raumbespielung bei La Damnation de Faust mit Leuchtstoff- und Projektionswagen, die zu genauen Zeitpunkten an genauen Positionen stehen mussten, damit der Abend weiterlaufen konnte. Dass solche Projekte dann aber eben nicht auf halber Strecke stecken bleiben, sondern dass selbst aberwitzigste Ideen zur Premiere fertig werden, ist nicht nur Zeichen für die Kompetenz und die Möglichkeiten der technischen Abteilungen des Theater Bremen, sondern auch für die Professionalität, die Ausdauer, die Offenheit und Beharrlichkeit dieses Teams. Und so wird es auch mit dem über der Bühne hängenden, schwenk- und begehbaren Plafond sein, der die Bühne der nächsten Inszenierung, Lucia di Lammermoor, dominieren wird.

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PORTRÄT

Sicherlich wird es auch bei Donizetti eine mediale und intellektuelle Überforderung und Aufladung der Stoffe geben, gemäß Dittrichs selbst gesetzter Aufgabe „das klassische Spartendenken aufzubrechen, Erzählkontinuitäten durch überraschend hereinbrechende Ereignisse zu sprengen und Inszenierungen performativ aufzuladen. Notenmaterial nicht als ein Heiligtum anzusehen, sondern mit allen zur Verfügung stehenden ästhetischen Mitteln eine gegenwärtige Haltung zu produzieren.“ Was sich so vielleicht etwas dogmatisch liest, klingt in den Begründungen für die Nominierungen wie folgt: „Paul-Georg Dittrich zeigt geradezu modellhaft, was sinnvolle Musiktheaterregie ausmacht“ (Wozzeck) und das „in Gestalt eines überbordend vitalen Theaterereignisses“ (La Damnation de Faust). Würde er nicht auf den Porträtfotos auf seiner Homepage eine Lederjacke tragen, ich würde mich hüten, das Klischee von der harten Schale und dem weichen Kern ins Spiel zu bringen. Aber so darf man wohl sagen, dass Dittrich eigentlich ein Romantiker ist, der die Liebe fürs Leben zumindest für eine nachvollziehbare und vielleicht sogar erstrebenswerte Idee hält. „Ich wollte immer schon mal Romeo und Julia inszenieren, aber bisher wurde es mir noch nicht angeboten.“ Also freue er sich umso mehr, sagt er, sich mit Donizettis Belcanto Version der Romeo-und-Julia-Geschichte aus den schottischen Highlands zu beschäftigen. Und so wird er uns von dieser romantischen und von der Gesellschaft verunmöglichten Liebesgeschichte über den Umweg der Dystopie erzählen, in der Vergangenheit und Zukunft eine

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nicht realistische und nicht genau verortbare aber lesbare Hybridwelt eingehen. „Also gibt es keine Hoffnung?“, war meine letzte Frage im Programmheft-Interview zu Wozzeck. „Nein“, war seine Antwort. Und in der Korrektur ergänzten wir: „Zumindest nicht auf der Bühne.“

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Inspiration zu Gaetano Donizettis Lucia di Lammermoor: Massenhochzeit der Moon-Sekte in SĂźdkorea


PREMIERE MUSIKTHEATER

DONIZETTI: LUCIA DI LAMMERMOOR Zwischen den Fronten

„Wahnsinn – das ist, im Denken der Literatur, der radikale Austritt aus der allgemeinen Ordnung. Da ist dann kein Konflikt mehr, sondern eine Ruhe, wie sie so steinern nirgends sonst vorkommt. Der Übergang kann schrill sein, wild, entsetzlich, splitternd – dann aber tritt diese einzigartige, unheimliche Ruhe ein, die jeder aus seinen Kinderfantasien kennt, wo er sich vorstellte, er sei allein auf dieser Welt.“ (Peter von Matt) DAS STÜCK

Dramma tragico in drei Akten von Gaetano Donizetti, Text von Salvadore Cammarano nach dem Roman The Bride of Lammermoor von Sir Walter Scott Uraufführung: 26. September 1835, Teatro San Carlo, Neapel Eine Romeo-und-Julia-Geschichte im Schottland des 16. Jahrhunderts: Lucia soll durch eine günstige Heirat den Ruin der Linie Ashton abwenden, ist aber dem Erzfeind der Familie, Edgardo di Ravenswood, verfallen. Um die unerwünschte Liaison zu vereiteln, ist Lucias Bruder Enrico jedes Mittel recht. Und so kommt es – losgetreten durch einen fingierten Brief – zu Zwangsheirat, Mord und einer musikalisch hochvirtuosen Flucht in Wahnsinn und Tod. Gaetano Donizetti kontrastiert in seinem schauerromantischen Belcanto-Drama Lucia di Lammermoor eine von Blut-

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fehde, manipulativer Ranküne und ökonomischen Zwängen deformierte Gesellschaft mit dem differenziert ausgeleuchteten Psychogramm einer Liebe, die zwischen den Fronten zerrieben wird. Der Regisseur Paul-Georg Dittrich versetzt diesen Gegensatz in eine fantastisch-dystopische Welt, in der nicht nur das Geld regiert, sondern auch die Liebe zur Ware geworden ist und die romantische Zweierbeziehung nur noch als brüchige Utopie oder eben in der Selbstentäußerung lebbar ist. DER REGISSEUR

Paul-Georg Dittrich (*1983) studierte Regie in Hamburg. Bereits vor seinem Studium war er als Regieassistent am Schauspiel Frankfurt engagiert und arbeitete mit Regisseuren wie Dimiter Gotscheff, Sebastian Baumgarten oder Armin Petras. Eigene meist sparten- und medienübergreifende Arbeiten entstanden u. a. am Schauspiel Frankfurt, Theater Heidelberg, Schauspielhaus Wien, Maxim Gorki Theater Berlin, LTT Tübingen, Theater Kiel, Theater Augsburg, Theater Aachen und am Theater Bielefeld. Für seine Inszenierungen Wozzeck (2016) und La Damnation de Faust (2017) am Theater Bremen wurde er zweimal in Folge für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST nominiert. Premiere 28. Januar, 18 Uhr im Theater am Goetheplatz Musikalische Leitung: Olof Boman Regie: Paul-Georg Dittrich Bühne und Kostüme: Pia Dederichs, Lena Schmid Video: Jana Findeklee Chor: Alice Meregaglia Dramaturgie: Caroline Scheidegger Mit: Christian-Andreas

Engelhardt, Christoph Heinrich, Hyojong Kim, Luis Olivares Sandoval, Martina Parkes, Nerita Pokvytytė, Birger Radde. Chor und Statisterie des Theater Bremen. Es spielen die Bremer Philharmoniker

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PREMIERE SCHAUSPIEL

GIESCHE: [ZUPƐRPOZI'TSI˘O N] Eine Radikalisierung von Hoffnung

„Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet.“(Blade Runner) — Forscher haben bei einem Experiment eine künstliche Intelligenz vorsichtshalber abgeschaltet, als sie realisierten, dass sich die zwei Bots in einer Sprache „unterhielten“, die für Menschen unverständlich war. „Bob“ und „Alice“, ursprünglich auf Englisch trainiert, entwickelten mit der Zeit eine eigene, effizientere (Geheim-) Sprache. Was wäre, wenn man sich einem Gesprächspartner gegenüber sähe, dessen Kommunikationsmodus sich grundlegend von dem menschlichen unterscheidet, der algorithmisch denkt, redet, schreibt und fühlt? Spielte man dieses Gedanken­experiment konsequent zu Ende, dann hätten wir es mit einer Spezies zu tun, die zu Beginn eines Satzes schon das Ende kennt, die kommuniziert, die im Grunde genommen in jeder Sekunde um Vergangenheit und Zukunft weiß. Leben wir alle in einer algorithmischen Vorweg­nahme der Zukunft? DAS STÜCK

Zusammen mit den Schauspieler*innen Nadine Geyersbach und Justus Ritter sowie dem Komponisten Ludwig Abraham befragt Alexander Giesche in seinem neusten visual poem [zupɛrpozi'tsioːn] eine Zukunft, in der die Grenzen zwischen Realem und Irrealem durch technologische Fortschritte zunehmend verwischen. Wie verhalten wir uns in einer Zeit, in

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der Menschen durch Roboter ersetzt werden, in der die reale Welt in digitaler Form perfekt simuliert wird? Gibt es eine Grenze für das, was ersetzt werden kann? [zupɛrpozi'tsioːn] ist ein intensiver, emotionaler Blick in eine mögliche Zukunft und untersucht nicht nur, was es bedeutet, Mensch zu sein, sondern stellt darüber hinaus die Frage, ob es überhaupt erstrebenswert ist, Mensch zu bleiben. DER REGISSEUR

Alexander Giesche ist Teil der Speerspitze einer Generation von Performancekünstler*innen, die gezielt in Gießen am Institut für angewandte Theaterwissenschaften und bei DASARTS in Amsterdam ausgebildet wurden, um das Theater der Moderne, Darstellungsformen und -weisen grundlegend zu verändern. Giesche hat dementsprechend eine eigene Form für die darstellenden Künste entwickelt: sein „visual poem“, das für stark aufgeladene, komponierte Bilder steht, mit einem Kosmos im Rücken, der sich dem Assoziativen vollends ausliefert. Giesches Arbeiten bilden präzise den Puls der Zeit ab, besser gesagt befinden sie sich immer genau einen Schritt vor ihm. Premiere 9. Januar, 20 Uhr im Kleinen Haus Regie, Bühne und Kostüme: Alexander Giesche Musik: Ludwig Abraham Dramaturgie: Anne Sophie Domenz Mit: Ludwig Abraham, Nadine

Geyersbach, Justus Ritter

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PREMIERE JUNGE AKTEURE

FORSTMAN/FREITAG: ENDLICH

So jung kommen wir nicht mehr zusammen

„Ich finde sterben toll, da hat man noch eine Überraschung vor sich.“ (Frida, 5 Jahre) — In unserer materialistischen Gesellschaft denken wir wenig an den Tod, ist er doch mit Gefühlen wie Trauer und Angst assoziiert. Diffuse Angst vor dem Danach, konkrete Angst, all das Schöne, das sich angehäuft hat, loslassen zu müssen, vielleicht keine Spur zu hinterlassen. Wir verdrängen den Tod lieber aus unserem Alltag. Und dennoch gehört er untrennbar zum Leben dazu. Fakt ist: Wir, – je nach spiritueller Ausrichtung – zumindest aber unsere Körper, haben ein Ende. Und wenn wir den Gedanken daran nun zulassen? Nur über die Gewissheit unserer Endlichkeit wird Zeit eine relevante und erlebbare Dimension. Und vergehende Zeit ist letztlich der Prozess, den wir Leben nennen. DAS STÜCK

Ein Projekt von Forstman / Freitag Leben ist ein Prozess der Veränderung, ein permanenter Vorgang der Transformation, den wir mal als sehr schnell, mal fast gar nicht wahrnehmen. Mit jeder Minute, die verstreicht, verwandeln wir uns, wir wachsen, scheitern, welken, reifen. Hört diese wundersame Metamorphose mit dem Tod auf? Dauert unser Sterben womöglich ein ganzes Leben lang? Wie und wann erleben wir Vergänglichkeit? Wie unterscheidet sich der Blick darauf bei Menschen mit

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viel gelebter Zeit hinter sich oder einem ganzen Leben vor sich? Fünf Kinder und vier alte Menschen erforschen in der Begegnung zweier gegensätzlicher Lebensphasen ihre Endlichkeit, die Abschied, Anfang oder Wandel bedeuten kann. DAS TEAM

Nathalie Forstman leitet seit der Spielzeit 2011/12 Junge Akteure am Theater Bremen und inszenierte bereits zahlreiche Stückentwicklungen und Textadaptionen mit Kindern, Jugendlichen und professionellen Schauspieler*innen. Zuletzt war in der Spielzeit 2016/17 ihre Umsetzung des Kinderstücks Patricks Trick von Kristo Šagor im Moks zu sehen. Birgit Freitag choreografiert seit 2009 in einem künstlerischen Genre zwischen Bewegungs-Porträt und biografischer Fiktion. Für das Moks inszenierte sie 2016 das Tanzduett Eins zu Eins, das 2017 zum Festival Augenblick Mal! eingeladen war. Birgit Freitag war bereits 2015 an Nathalie Forstmans Produktion Verschwende deine Jugend beteiligt und nun setzen die beiden ihre künstlerische Begegnung in einer gleichberechtigten Zusammenarbeit fort. Premiere 20. Januar, 19 Uhr im Brauhaus Regie/Choreografie: Nathalie Forstman und Birgit Freitag Bühne und Kostüme: Katharina Lackmann Musik: Thorsten zum Felde Dramaturgie: Rieke Oberländer Mit: Hannelore Erdmann, Armin Friedrich, Asavela

Gabrielli, Richard Mattukat, Thea Nowotny, Volkert Ohm, Luca Rettig, Dietlind Seidler, Tomte Steinhauer

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Black Rainbow von Samir Akika / Unusual Symptoms


CLUB

JAZZAHEAD! FEAT. MOP MOP x WAYNE SNOW Voodoo-Jazz / Dub / Afro-Funk Wer sich einmal in das musikalische Planetensystem von Mop Mop hinein begeben hat, wird so schnell nichts anderes mehr hören und sehen wollen. Seit mehr als zehn Jahren bereist die fünfköpfige Band um das italienische Mastermind Andrea Benini den Klangkosmos zwischen Jazz, Funk und Club-Musik und wagt sich mit jedem neuen Album weiter hinaus in die Sphären unentdeckter Soundlandschaften. Auf ihrer aktuellen Platte Lunar Love treffen Voodoo-Jazz auf Dub und Afro-Funk, exotische Rhythmen auf bestechenden Soul und unglaublich lässige Grooves. Nicht nur Iggy Pop und Woody Allen sind erklärte Fans dieser Über-Band: Remixes von Mop Mop landen regelmäßig in den Plattentaschen legendärer musikalischer Tastemaker und DJs wie Gilles Peterson oder Toshio Matsuura. In Bremen wird die Band von dem nigerianischen Sänger und Songwriter Wayne Snow begleitet, der auf seinem 2017 erschienenen DebütAlbum Freedom TV die Grenzen zwischen Neo-Soul, House und World Music neu vermessen hat. Mop Mop mit Wayne Snow: eine unschlagbare Besetzung für die zweite Ausgabe von jazzahead! feat. Sa 13. Januar, 21 Uhr im Kleinen Haus / Einlass 20 Uhr Eintritt VVK 18 € / AK 20 € In Kooperation mit jazzahead!

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ZU GAST: SANDRA HOFFMANN Lesung und Gespräch mit der Hans-Fallada-Preisträgerin 2018

Die unzuverlässige Grammatik von Erinnerungen, mit der verschüttete Geschichten schreibend geborgen werden, bestimmt die Bücher von Sandra Hoffmann. Nach ihrer aus 52 Tagebuchnotizen montierten Erzählung Schwimmen gegen blond (2002), ihrem auf eine vergangene Liebe rückschauenden Roman Liebesgut (2008), veröffentlichte Sandra Hoffmann in den letzten Jahren zwei Bücher, die tief in ihre eigene Geschichte und in die deutsche Vergangenheit hineinreichen. In Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist (2012) lässt sie den mit 16 Jahren als polnischer Zwangsarbeiter ins Schwäbische verschleppten Janik Bilinski auf dem Sterbebett seine verdrängte Geschichte schmerzhaft und sprunghaft erinnern und erzählen. Ein zutiefst berührendes Buch, für das die Autorin mit dem Thaddäus-Troll-Preis ausgezeichnet wurde. In ihrem Roman Paula (2017) untersucht sie ihre eigenen Wurzeln und erzählt einen Familienroman, in dem der Macht des Schweigens zwischen den Generationen die Kraft der Sprache entgegengesetzt wird. Die 1967 im schwäbischen Laupheim geboren Sandra Hoffmann wurde Ende Oktober für Paula mit dem Hans-Fallada-Preis ausgezeichnet. Im Theater Bremen liest sie aus den beiden Büchern und kommt mit Dramaturgin Simone Sterr ins Gespräch. Do 25. Januar, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt 5 €

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Konradin Kunze in Schädel X


GASTSPIEL

SCHÄDEL X

Eine postkoloniale Lecture Performance

In Kellern deutscher Universitäten und Museen lagern tausende Schädel aus den ehemaligen Kolonien. Manche wurden von den Leichen hingerichteter „Aufständischer“ abgetrennt und als Trophäe nach Deutschland verschickt. Dort betrieben Wissenschaftler*innen „Rassenforschung“ an ihnen. Heute mehren sich Forderungen nach Restitution dieser Schädel an die Nachfahren. Ein Schädel bildet das Zentrum der Lecture Performance. Zwei biografische Geschichten kreisen um ihn. Sie führen von Tansania und Deutschland über Archive, Konsulate, Schlachtfelder und Labore. Eine (post-) koloniale Irrfahrt zwischen Wissenschaft, Politik und Theater. Im Anschluss an die Vorstellung am 19. Januar findet ein Expert*innengespräch zum Umgang mit menschlichen Überresten aus der Kolonialzeit statt. Mit Ohiniko Mawussé Toffa (Universität Bremen), Prof. Dr. Wiebke Ahrndt (Übersee­-Museum Bremen), Virginie Kamche (Afrika-Netzwerk Bremen e.V.) und Konradin Kunze. Fr 19. Januar um 19 Uhr und So 21. Januar um 18 Uhr im Brauhauskeller Konzept, Recherche, Performance: Konradin Kunze Regie: Sophia Stepf Sound Design: Andi Otto Video: Jürgen Salzmann Interviews mit: Mnyaka

Sururu Mboro, Isaria Anael Meli, Upendo Moshi, Gerhard Ziegenfuss u. a. Eine Flinn Works Produktion in Koproduktion mit Sophiensæle. Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, den Fonds Darstellende Künste e.V., das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das Kulturamt der Stadt Kassel. Das Gastspiel und das Expertengespräch wird gefördert durch die Heinrich Böll-Stiftung Bremen.

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SZENISCHE LESUNG

BECKMANN: DAS HOTEL Welttheater

Max Beckmann (1884 – 1950) war fasziniert von der Welt des Theaters, Zirkus’ und Varietés als metaphorischem Schauplatz menschlicher Beziehungen und des Weltgeschehens. In den Goldenen Zwanzigern verfasste er mit Das Hotel eines von zwei Theaterstücken, das sich wie seine Bilder mit der Dekadenz und dem oberflächlichen Luxus einer vergnügungssüchtigen Oberschicht beschäftigt. Protagonist ist Hoteldirektor Friedrich Zwerch, ein erfolgreicher Unternehmer, beliebt bei den Frauen und seinen genusssüchtigen Gästen. In einer Spirale von Hemmungslosigkeit und sexueller Gier gefangen, treibt er sich und sein Umfeld dem Abgrund entgegen – und berauscht zerstört er seine Welt. Die szenische Lesung findet im Rahmen der Ausstellung Max Beckmann. Welttheater der Kunsthalle Bremen statt. Diese macht sein Werk visuell und ideengeschichtlich greifbar und führt vor Augen, wie der Maler und Autor sich selbst als „Theaterdirektor, Regisseur und Kulissenschieber“ verstand. Premiere Sa 20. Januar, 11:30 Uhr in der Kunsthalle Weitere Vorstellungen am So 21. Januar und So 4. Februar, jeweils 11:30 Uhr. Eintritt 17 € / 11 € erm., 4 € für Mitglieder des Kunstvereins (Karten an der Theaterkasse und in der Kunsthalle) Szenische Einrichtung: Anne Sophie Domenz

In Kooperation mit der Kunsthalle Bremen

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SCHAUSPIEL

LAND DER BEGRENZTEN MÖGLICHKEITEN Theater Heute über Amerika

„Der Reisende ist müde. Zusammengesunken, stumm, mit leeren großen Augen liegt er auf seinem Überseekoffer, als das Schiff langsam in den Hafen gleitet (...). Kein Wunder: Der Reisende, Karl Roßmann, ist eine Puppe, und Gefühlsregungen, Bewegungen, Handlungen vollführt diese nur, wenn sie vom Performer und Puppenspieler JARNOTH bewegt wird. Es ist eine einleuchtende Idee von Regisseur Alexander Riemenschneider, die zentrale Figur aus Franz Kafkas Romanfragment Der Verschollene ins Puppenspiel zu verlagern. Denn Karl Roßmann ist schon in dem der Inszenierung zugrundeliegenden Prosatext kein echter Akteur, sondern nur eine Figur, die mehr oder weniger willkürlich hin- und hergeschoben wird. (…) [Und das] auf nahezu nackter Bühne (David Hohmann), die sich nur zu Beginn kurz nach hinten öffnet und Platz schafft für die hauseigene Kafka-Band, ein hochkarätig besetztes, tschechisches Septett, das schon Riemenschneiders vorangegangene Kafka-Inszenierung Das Schloss 2015 mit melancholischen Indiechansons veredelte. (…) Riemenschneider hat mit Amerika also etwas geschafft, was kaum möglich scheint: Er hat Kafka noch ein wenig dunkler gelesen, als es der Roman verlangt.“ (Falk Schreiber) Sa 6. und Sa 13. Januar, jeweils 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz

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JARNOTH in Amerika am Sa 6. und Sa 13. Januar


GASTSPIEL

PA.RA.DE – DIE WELT ALS THEATER Eine Community-Dance-Produktion von DE LooPERS – dance2gether

DE LooPERS – dance2gether e. V. präsentieren in Kooperation mit der Kunsthalle Bremen eine Community-DanceChoreografie von Wilfried van Poppel und Amaya Lubeigt, musikalische Begleitung von Lauter Blech. Rund 80 Kinder und Jugendliche sowie einige erwachsene Laientänzer*innen haben sich in den vergangenen Monaten intensiv mit den Werken und Themengruppen der Ausstellung Max Beckmann. Welttheater der Kunsthalle Bremen beschäftigt. In getanzten Bildern werden Motive wie der Apachentanz, die Schauspieler oder das Karussel aufgegriffen und in Verbindung zum Leben Max Beckmanns gestellt. Aber auch Themen wie Selbstbild, Selbstdarstellung, Verwandlung, Zurschaustellen und Zurschaugestelltsein sowie die Illusion der Selbstbestimmung im Welttheater werden untersucht und choreografisch bearbeitet. Die Choreografie startet, in Begleitung des Blechbläser-Ensembles Lauter Blech, gegen 17 Uhr in der Kunsthalle Bremen und führt anschließend in Form einer Parade zum Theater am Goetheplatz. Dort beginnt um 19 Uhr die Premiere dieser Community-Dance-Produktion. Sa 27. Januar, 19 Uhr im Theater am Goetheplatz Choreografie: Wilfried van Poppel, Amaya Lubeigt Kostüme: Christin Bokelmann Licht: Uwe Renken

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WINTERGÄSTE

Gespräche mit bekannten Persönlichkeiten – live und im Radio Neugier lohnt sich bei den Wintergästen! Denn im Bremen Zwei-Gespräch gibt es die Geschichten zu hören, die sich hinter den Kulissen abspielen. Auch dieses Jahr kommen im Januar und Februar Prominente und Feingeister, Weitgereiste und Lebenskünstler*innen, helle Köpfe und schräge Vögel zum Gespräch ins Rangfoyer im Theater Bremen. Die Moderator*innen Katrin Krämer und Alexander Brauer fragen ihre Gäste nach besonderen Momenten, unvergesslichen Erlebnissen und kuriosen Anekdoten. Fesselnde Gespräche in Kaffeehaus-Atmosphäre, mal luftig-heiter, mal nachdenklich und intensiv. 27. Januar bis 17. Februar immer samstags von 11 bis 12 Uhr im Theater Bremen – und live auf Bremen Zwei. So 27. Januar, 11 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer) Eintritt frei! Frühstücks-Reservierungen sind möglich: Tel 0421 . 32 60 48

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Karin Enzler, Matthieu Svetchine, Nadine Geyersbach, Justus Ritter und Gina Haller in Michael Kohlhaas


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ZUSAMMEN!

Als Familie ins Theater

Ein Familienleben neben Schule, Arbeit, Freizeit zu koordinieren ist eine mittelschwere Dispositionsaufgabe, und die Familienkalender, die mit lustigen Magneten an Kühlschranktüren befestigt werden, sind kleine, logistische Meisterwerke. Einfach mal etwas zusammen machen, das die Generationen verbindet, ein gemeinsames Erleben jenseits des durchorganisierten Alltags schafft, über das man sprechen, streiten, lachen kann? Tolle Idee! Das Theater Bremen bietet zahlreiche Möglichkeiten dazu. Sei es die Moks-Vorstellung Patricks Tricks, in der sich Kinder und Erwachsene in der Aueinandersetzung mit dem Thema „Behinderung“ ganz unterschiedlich wiederfinden können, die Zauberflöte deren Musik- und Bildsprache Menschen jeden Alters fasziniert, das Familienstück Tom Sawyer, das wie jedes gute Gesellschaftspiel von 6 – 99 für unendlich viele Mitspieler*innen ein großes Abenteuer und ein Heidenspaß ist. Sogar in dem Alter, in dem Eltern grundsätzlich und ausschließlich peinlich sind, kann ein Theaterbesuch den abgerissenen Kommunikationsfaden wieder knüpfen helfen. Michael Kohlhaas, Der gute Mensch von Sezuan, Scherbenpark sind Stoffe und Inszenierungen, die sich für einen gemeinsamen Abend besonders eignen. „Wie man’s macht, macht man’s verkehrt“, sang Irene Kleinschmidt einmal im Familienstück Pünktchen und Anton. Es gibt aber auch Dinge, die kann man nur richtig machen. Der Familien-Theaterbesuch gehört dazu.

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Christian-Andreas Engelhardt in Candide


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UND AUSSERDEM

SPOTLIGHT #3: PATRICIA ANDRESS UND LOREN LANG

„Bess, you is my woman now“ aus Porgy and Bess von Gershwin ist nicht nur eines der Duette, die Patricia Andress und Loren Lang in Spotlight #3 gemeinsam singen werden, sondern verweist auch auf ihre gemeinsame Herkunft Amerika. Damit nicht genug: Auch die Songs of Travel des englischen Komponisten Vaughan-Williams oder Lieder von Rachmaninoff und Schubert sind Teil des außergewöhnlichen musikalischen Programms, das die beiden langjährigen Ensemblemitglieder des Theater Bremen in neuem Licht erscheinen lässt. Di 9. Januar, 20 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer) Eintritt 15 € / 9 € erm. ÜBERSEE-ZUNGEN

Im stetigen Wandel befindet sich das weibliche Ich aus Yoko Tawadas Das Bad, ihrem Erstlingsroman, den sie verfasste, kurz nachdem sie von Japan nach Deutschland gekommen war. Halb gelöst von der alten Heimat, aber noch nicht ganz verankert in der Neuen, beschreibt sie die Suche einer Frau nach Halt im Dazwischen. Die szenische Lesung ist eine Koproduktion mit dem Übersee-Museum Bremen und findet im Rahmen der neuen Sonderausstellung Cool Japan – Trend und Tradition statt. Diese widmet sich ab dem 4. November der japanischen Unterhaltungskultur und verbindet über verschiedenste Aus34


stellungsstücke rund um Design, Mode, Literatur, Spiele, Feste und Wohnkultur Vergangenheit mit Gegenwart – ein Ort des Dazwischen, wie geschaffen für eine Sinnsuche. Mi 10. Januar, 19 Uhr im Übersee-Museum Karten an der Kasse im Übersee-Museum und unter Tel 0421.16 03 81 71 Mit: Marie-Laure Fiaux, Gina Haller Shakuhachi: Dieter Weische Geige: Ginok Lee Szenische Einrichtung: Nanako Oizumi Dramaturgie: Dany Handschuh

BLICKWECHSEL: ÖDIPUS/ANTIGONE

Felix Rothenhäusler untersucht den Stoff, aus dem Sophokles den Dramenzyklus um die Familiengeschichte des Thebaner Herrscherhauses generierte, hinsichtlich des Fluches, der ihm narrativ zugrunde liegt. Er stellt die Frage nach dem eigenen Verschulden und der Verantwortung im Wechselspiel von Individualismus und Transgenerationalität. Dramaturgin Dany Handschuh und Pastorin Wiebke Winkler kommen hierzu ins Gespräch. So 14. Januar, 18 Uhr in der Kulturkirche St. Stephani Eintritt frei! THEATERTREFFEN: ALEXANDER GIESCHE

Er hat die Kunstform des „visual poem“ erfunden, hat für so manchen atmosphärischen und ästhetischen Höhepunkt am Theater Bremen gesorgt. Zuletzt mit der Verschmelzung von Leistungssport, Kunst und Natur in der Performance Torture the Artist auf Werder Bremens Trainingsplatz Nr. 11. Nun ist er im Rahmen seines neuen Projekts [zupɛrpozi'tsı˘oːn] zu Gast beim TheaterTreffen. Moderiert von Christine Gorny. Mo 15. Januar, 20 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus. Eintritt 5 € / frei für Bremer Theaterfreunde 35


UND AUSSERDEM

NACHTISCH: DIE THEATERVERSTÄRKER*INNEN LADEN EIN

Beim NachTisch werden drei schöne Dinge des Lebens miteinander verbunden: Theater, Essen und miteinander reden. Die TheaterVerstärker*innen laden alle Besucher*innen von Ödipus/Antigone dazu ein, im Anschluss an die Vorstellung mit den Beteiligten der Produktion beim gemeinsamen Abendbrot in Austausch zu kommen. Löcher im Bauch werden durch eine entspannte Gesprächskultur und die kulinarischen Künste der TheaterVerstärker*innen gefüllt. So 21. Januar, im Anschluss an die Vorstellung von Ödipus/Antigone im noon / Foyer Kleines Haus Eintritt frei, Essen 5 € BREMER BILDERBUCH-DIALOGE

Das Werk der Künstlerin Antje Damm zeichnet sich durch eine breite Vielfalt an Erzähl- und Darstellungsformen aus. In einer Mischung von ausdrucksstarken Zeichnungen, Fotografien und Collage entfaltet sie immer wieder neue Spannungsfelder, die zu einer bewussten Wahrnehmung der Welt herausfordern. Spiel- und Ratebilderbücher gehören ebenso zu ihrem Repertoire wie die ästhetische Auseinandersetzung mit philosophischen Themen, auch für jüngere Kinder. Komplexere Geschichten handeln von der Suche nach Identität oder vom provokativen Umgang mit Konventionen. Woraus sie diese schöpft und wie sich ihre Bücher auch in der pädagogischen Arbeit einsetzen lassen, wird sie im Rahmen der Veranstaltung zum Besten geben. Die Bremer Bilderbuch-Dialoge bringen die Menschen vor und hinter den Bilderbüchern ins gemeinsame Gespräch; sie geben Ein-

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blick in die Arbeitswelten und -prozesse der Künstler*innen und in die Geschichten hinter den Geschichten. Di 23. Januar, 18 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus Eintritt 5 € / für Studierende Eintritt frei! In Kooperation mit der Universität Bremen

CARTE BLANCHE: ¡ESCÁNDALO!

Hier kommt sie, die ultimative Theatertelenovela, der La Lupe-Liederabend, die Almodóvar-Revue, hier kommen lateinamerikanisches Drama und sinnwidrige Handlungsbögen. Alle suchen im Theater den emotionalen Rigorismus der Oper, aber den findet man nicht mit einem schüchternen Song am Bühnenrand, sondern mit der Windmaschine von vorne, einem Mikrofon in der Hand und am Rande des Nervenzusammenbruchs. [CRIES IN SPANISH ] Do 25. Januar, 20 Uhr im Brauhauskeller. Eintritt 5 € Von und mit: Annemaaike Bakker, Mathilde Lehmann, Franz-Erdmann Meyer-Herder, Nanako Oizumi, Mirjam Rast, Christoph Vetter

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01/2018

JUNGES.THEATERBREMEN ZUM LETZEN MAL: PATRICKS TRICK

von Kristo Šagor „Zauberhaft. Das Stück ist einfach zauberhaft, todkomisch, tiefernst, und sehr poetisch.“ (Benno Schirrmeister, taz) — Patrick ist elf Jahre alt und ihm geht es wie den meisten Kindern: Wirklich interessante Neuigkeiten erfährt er meistens, wenn er die Gespräche von Erwachsenen belauscht. Und so schnappt er die freudige Nachricht auf: Er bekommt einen Bruder! Die Eltern klingen gar nicht so froh, wie er sich fühlt, eher besorgt und was soll das heißen?: „Vielleicht wird er niemals lernen, richtig zu sprechen.“ Körperlich beeinträchtigt, handicapped, anders begabt … was sagt man heutzutage und was ist beleidigend? Das Ringen mit der Sprache, wenn es um eine angemessene Bezeichnung von Menschen mit Behinderung geht, erzählt viel von der Sprachlosigkeit, die es im Miteinander gibt. Besonders wahrnehmbar wird diese, wenn Eltern aufgrund von pränataler Diagnostik erfahren, dass ihr noch ungeborenes Kind „anders“ sein wird. Kristo Šagor spiegelt die Ohnmacht, die ein solches Wissen für Erwachsene mit sich bringt, in seinem Protagonisten wider, der ganz konkret nach Lösungen und Konfrontation sucht. Anhand von Patricks Vorstellungskraft, Neugier und einem unvoreingenommenen Blick bricht Šagor humorvoll Tabus, die uns alle betreffen und allzu oft sprachlos lassen. Do 11. bis Do 18. Januar im Brauhauskeller

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FĂźr immer am Leben bleiben? Aber was ist eigentlich Gegenwart? Da es die Zukunft noch nicht gibt, kann die Gegenwart nicht zwischen Vergangenheit und Zukunft liegen. Die Vergangenheit ist gewesen, die Zukunft gibt es noch nicht, die Gegenwart liegt also auf dem jĂźngsten Horizont der Vergangenheit. Damit hat die Gegenwart, die Welt, die es offenbar zu geben scheint, keine zeitliche Aus-


dehnung. Die Gegenwart wird in der Dimension der Zeit betrachtet, die zeitliche Ausdehnung der Gegenwart auf dieser Dimension ist aber 0. Gibt es also eine Gegenwart? Patchwork: C. E. vom ZARM zu einer [zupɛrpozi'tsı˘oːn] Danke G. G. und A.S. D. ! Ihre Lieblingspfeile bitte weiterhin an dramaturgie@theaterbremen.de


Es war einmal im NORDEN

Klabautermann, Klaus Störtebeker oder die Bremer Stadtmusikanten … Die 40 schönsten Sagen und Märchen unserer norddeutschen Heimat sind in diesem hochwertigen, illustrierten Sammelband zusammengetragen. Ein Muss für alle Märchenliebhaber! Mehr Lesestoff im Buchhandel oder unter

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ERMÄSSIGTE KARTENPREISE

SCHÜLER*INNEN, AUSZUBILDENDE UND STUDIERENDE Für die Vorstellungen im Theater am Goetheplatz und im Kleinen Haus sind Karten zum Preis von 9 € erhältlich (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen). ARBEITSLOSE, FREIWILLIGENDIENSTLEISTENDE UND SCHWERBEHINDERTE (AB 50 % GDB) Sowohl im Vorverkauf als auch an der Abendkasse bieten wir Ihnen gegen Vorlage eines entsprechenden Ausweises einen Preisnachlass von rund 50 % auf den regulären Kartenpreis für alle unsere Vorstellungen (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen) an. Diese Konditionen gelten auch für Begleitpersonen von Schwerbehinderten. KULTURTICKETS Bürger*innen mit geringem Einkommen erhalten gegen Vorlage der „Grünen Karte“ ein Kulturticket zum Preis von 3 €. In den Bremer Bürgerhäusern und den Zweigstellen der Stadtbibliothek können die Karten für ausgewählte Vorstellungen reserviert werden. Ansonsten erhalten Sie diese immer ab Montag für Vorstellungen der laufenden Woche an der Theater­kasse, sofern noch Karten verfügbar sind – www.kulturticket.bremen.de. GRUPPENTARIFE Besuchergruppen ab 10 Personen erhalten einen Rabatt von rund 20%. THEATERCARD 50 / THEATERCARD 25 Unsere TheaterCard 50 ermöglicht einen Preisvorteil von rund 50 % und die neue TheaterCard 25 von rund 25 %. Sie sind gültig für jeden Termin, jede Spielstätte und jede Preiskategorie (exkl. Gastspiele, Konzerte und Sonderveranstaltungen) und ab dem Kaufdatum 1 Jahr gültig. BLAUER THEATERTAG Musiktheater 20 € / Schauspiel 15 € auf allen Plätzen!

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Börgerding (Generalintendant), Michael Helmbold (Kaufmännischer ­Geschäftsführer) Redaktion: Dany Handschuh Szenenfotos: Jörg Landsberg Gestaltung: ErlerSkibbeTönsmann, Tim Feßner Druck: Druck & Verlag Kettler GmbH. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 46


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