Januarheft

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JANUARHEFT 2017


01/2017

INHALT

Essay: The Times They Are A-Changin’ von Michael Börgerding . . .................................................................... 4  Hintergrund Nationalstraße: Ein Grab in Böhmen von Jaroslav Rudiš................................................................................... 7 Hartmann: Simplicius Simplicissimus...................................... 14 Witzel: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion …........ 16 Rudiš: Nationalstraße ........................................................................ 18 Zandwijk: Golden Heart .................................................................. 22 Morales / Runge: Tales of survival .............................................. 24 Renziehausen / Bohl: Verlorene Jugend ..................................... 26 Nordwestradio: Wintergäste 2017 .. ............................................. 30 Spielplanänderung: BANG BANG ............................................. 31 Und außerdem ........................................................................................ 34 JUNGES.THEATERBREMEN ................................................... 38 Pfeil des Monats .................................................................................... 40 Ermäßigte Kartenpreise .................................................................... 43 Kontakt ...................................................................................................... 46


01/2017

LIEBES PUBLIKUM, LIEBE LESERINNEN UND LESER! Wir starten in das neue Jahr mit gleich sechs Premieren und es inszenieren ausschließlich Regisseurinnen: Tatjana Gürbaca kehrt nach Tschaikowskys Mazeppa und Eugen Onegin sowie Ligetis Le Grand Macabre für Karl Amadeus Hartmanns Oper Simplicius Simplicissimus zurück nach Bremen. Alize Zandwijk ist Leitende Regisseurin im Schauspiel. In Golden Heart arbeitet sie mit TänzerInnen und SchauspielerInnen, ein Abend ohne viel Worte über ein großes Thema: Hingabe, Verzicht, Aufopferung. Alexandra Morales ist Tänzerin und Choreografin, mit Tales of survival inszeniert sie die Begegnung von drei Tänzern und sieben Jugendlichen – der Titel ist Programm. Theresa Welge und Anne Sophie Domenz haben als Assistentinnen bei uns begonnen, jetzt inszenieren sie schon ihre dritten bzw. vierten Arbeiten. Theresa Welge führt bei der deutschsprachige Erstaufführung von Jaroslav Rudiš’ Nationalstraße Regie, Anne Sophie Domenz bringt Frank Witzels Roman Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969 als Monolog in den Kulissenkeller. Verlorene Jugend schließlich ist ein Projekt von Christiane Renziehausen, Theaterpädagogin bei den Jungen Akteuren, und Sabrina Bohl, Dramaturgin im Moks. Auf der Bühne stehen – und das überrascht jetzt niemanden mehr – sechs Mädchen im Alter von 14 – 18 Jahren. Michael Börgerding 3


ESSAY

THE TIMES THEY ARE A-CHANGIN’ Ein Theater leiten – heute von Michael Börgerding

Städte sehen heute anders aus als vor 10, 20 oder 50 Jahren. Das wundert eigentlich niemanden. Dass das Theater heute anders aussieht als vor 10, 20 oder 50 Jahren, dass es anders aussehen könnte und oft müsste, wundert bisweilen noch viele. Nicht nur die Städte haben sich verändert, das Leben ganz allgemein hat an Tempo zugenommen, die Arbeitszeiten haben sich flexibilisiert, die Ladenöffnungszeiten sind andere und am Wochenende gehört der Papa (oder auch die Mama) schon lange nicht mehr der Familie. Privatfernsehen, das Internet, Social Media und Netflix: all das gab es Ende der Sechziger noch nicht. Die Menschen haben heute nicht mehr so viel Zeit für das Theater. Dafür sind sie aufgeklärter, zivilisierter, kulturell breiter aufgestellt, kritischer im Blick, großstädtischer auch in der vermeintlichen Provinz. Zu Kurt Hübners Zeiten war das Theater noch das Leitmedium in der Stadt, heute ist es das schon längst nicht mehr. Von Deutungshoheiten ist es weit entfernt. Auch sein Verhältnis zur Politik, zur Kulturpolitik ist ein anderes geworden – auch hier in Bremen. Als verlässliche Partnerschaft würde ich es bezeichnen, ganz sicher auch das Verdienst einer Kulturpolitikerin wie Frau Emigholz. Ebenso hat sich das Verhältnis zur Freien Szene verändert – wir arbeiten nicht mehr gegeneinander. Und so ist auch das Theater Bremen selbstverständlich Teil des So-

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lidarpakt Kultur für die Freie Szene und beteiligt sich mit einem nicht unerheblichen Beitrag – weil wir gut gewirtschaftet haben und es können (auch das ist neu in Bremen) und weil wir wissen, wie wichtig eine innovative Freie Szene sein kann für die Erneuerung des Stadttheaters. Dass das Theater auch anders geführt werden muss, anders geführt werden kann als vor 10, 20 oder 50 Jahren, ist allerdings etwas, das sich nur sehr langsam öffentlich bemerkbar macht. Gesundheitsmanagement, Führungskräfteschulungen, Teambildung, flache Hierarchien, Mitarbeitergespräche – das, was in einem modernen Unternehmen Standard ist (und für einen Intendanten wie Kurt Hübner sicher den Untergang des Abendlandes bedeutet hätte) ist in vielen Theatern noch immer nicht betretenes Terrain. Angesichts knapper Ressourcen kann aber auch ein Theater heute nicht mehr von der Spitze her geführt werden – oben sagt man, wo es lang geht und unten arbeitet man mit –, sondern ein gutes Theater führt sich selbst aus der Mitte heraus. Es kommt tatsächlich auf jeden einzelnen an, auf seine Kompetenzen und sein Wissen – auf der Bühne, in den Werkstätten, in der Verwaltung. Was bedeutet, dass dafür Rahmenbedingungen zu schaffen sind und die heroische Geste von einst – der Mann an der Spitze weiß, wo es lang geht, und hat dann entweder Erfolg oder Misserfolg, Helden sind ja Leute, die auch Misserfolge mit Anstand und Würde auszuhalten vermögen – immer seltener notwendig wird. Das heißt, man versucht als Intendant den skizzierten Veränderungen Rechnung zu tragen und arbeitet „postheroisch“, also interaktiv und partizipativ, negativ und positiv rückgekoppelt in einem intensiven Austauschprozess innerhalb des Theaters selbst.

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ESSAY

Was einen nicht daran hindert, mit einem Pfeil der HübnerJahre als Logo des Theater Bremen dem großen heroischen Kurt Hübner seine Reverenz zu erweisen. Genauso wenig wie es mich hindert, meine Wertschätzung der Arbeit von Klaus Pierwoß Ausdruck zu geben. Die von Klaus Pierwoß bei der Feierstunde zum 100. Geburtstag von Kurt Hübner empfohlene Bremer Intendantenschule – mit ihm und Kurt Hübner als die letzten entscheidungsfähigen Intendanten – die allerdings braucht wahrlich kein Mensch und kein Theater. You better start swimmin’ or you’ll sink like a stone.

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HINTERGRUND NATIONALSTRASSE

EIN GRAB IN BÖHMEN von Jaroslav Rudiš

Wir sitzen wieder in der Sauna im böhmischen Paradies, wie unsere Gegend heißt, in unserem Städtchen Jičín, wo Karl Kraus vor vielen Jahren geboren wurde, was hier kaum jemand weiß, und schwitzen unsere böhmischen Seelen und Geschichten aus. Und der von uns, der bald in Rente geht, sagt: „Diese Politik, ich schaue es mir nicht mehr an, ich kann es nicht mehr hören. Keine Nachrichten. Keine Merkel. Keinen Zeman. Nichts. Ich komme von der Arbeit, dann drehe ich eine Runde mit dem Hund, gehe in die Sauna, dann in die Kneipe, dort trinke ich meine drei Bier, und rede nur über Slavia Prag, Sparta Prag und Bayern München. Und dann schön ab in die Heia.“ Und der von uns, der mal Meister der ČSSR im Judo war, sagt: „Und in deinem Bett liegt ein Flüchtling aus Syrien.“ Und dann lacht er. Und die anderen Männer lachen auch. Und der, der bald in Rente geht, lacht auch ein bisschen und sagt: „Nein, da liegt meine Frau, du Trottel. Aber ... Vielleicht hast du recht, wir haben uns schon alles gesagt, ich und meine Frau. Neben ihr komme ich mir auch wie ein Flüchtling vor. Keiner will mich. Ich bin ein Flüchtling in meinem eigenen Bett.“ Und der, der bei uns ein Bestattungsinstitut führt, sagt: „Ja, es kommen schwierige Zeiten auf uns zu.“ Und der, der in Rente geht und sich die letzten dreißig Jahre um den Rasen unseres Fußballstadions gekümmert hat, sagt: „Hauptsache, das Bier bleibt gut und kalt. Und die Sauna heiß. Dann kann die Welt von mir aus untergehen. Gleich morgen.“ 7


HINTERGRUND NATIONALSTRASSE

Und der, der bei uns kleine schöne Häuser und graue große Lagerhallen baut, sagt: „Es werden aber einmal schöne Erinnerungen, das sage ich euch.“ Und der, der bei uns der Deutschlehrer ist, sagt: „An diese Zeit? Es geht doch alles den Bach runter. Trumpator in Amerika, kleine Trumps überall in Europa.“ Und der, der bei uns kleine schöne Häuser und graue große Lagerhallen baut, sagt: „Nicht an diese Zeit. An die Neunziger, meine ich! Das war Rock’n’roll!“ Und der, der bei uns ein Bestattungsinstitut führt, sagt: „Das wird schon alles wieder. All diese Kriege, all diese Krisen. Das hat schon mein Großvater gesagt und er hat unser Institut gegründet, schon 1913. Und siehst du, unsere Firma hat alles überlebt, die Nazis, die Kommunisten, die Sowjets nach Prager Frühling. Wir werden alles überstehen.“ Und der, der bei uns kleine schöne Häuser und graue große Lagerhallen baut, sagt: „Alles war damals möglich. Ich habe mich jeden Abend in Prag mit Amerikanern betrunken, die nur wegen Václav Havel nach Prag gezogen sind, wegen dieser Freiheit, die wir geschenkt bekommen haben. Manchmal denke ich, wir haben das ganze verdient, das sage ich Euch!“ Und der von uns, der mal Meister der ČSSR im Judo war, sagt:„Freiheit? Ich brauche keine Freiheit.“ Und der, der bei uns der Deutschlehrer ist, sagt: „Das ist doch wichtig, oder?“ Und der von uns, der mal Meister der ČSSR im Judo war, sagt: „Wozu? Ich fahre ja nirgendwo hin. Du vielleicht ja, aber ich nicht.“ Und der, der bei uns der Deutschlehrer ist, sagt: „Aber trotzdem, es geht uns gut, oder?“ Und der von uns, der mal Meister der ČSSR im Judo war, schaut ihn an und sagt: „Die sollten alle in die Fressen kriegen.“ Und der, der bei uns der Deutschlehrer ist, sagt:

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„Wer?“ Und der von uns, der mal Meister der ČSSR im Judo war, sagt: „Alle.“ Und der, der bei uns der Deutschlehrer ist, sagt: „Aha.“ Und der, der bei uns ein Bestattungsinstitut führt, sagt: „Wenn Ihr eine Sicherheit haben wollt, dann kauft Euch ein Grab. Und der, der bei uns kleine schöne Häuser und graue große Lagerhallen baut, sagt: „Die, die nach uns kommen, die werden uns richtig beneiden! Ach das werden schöne Erinnerungen sein, an die Neunziger. Ich war bei den Rolling Stones damals in Prag, hatte kein Geld, bin einfach über den Zaun geklettert. Alles war möglich. Rock’n’roll!“ Und der von uns, der mal Meister der ČSSR im Judo war, sagt: „Ich hasse Rockmusik.“ Und der von uns, der bald in Rente geht, sagt: „Du, sag mal, wenn ich dich so höre, du solltest vielleicht weiniger Bier trinken und mehr schweigen.“ Und der, der bei uns ein Bestattungsinstitut führt, sagt: „Gold wird geklaut, Autos werden geklaut, Frauen verlassen dich, aber ein Grab in Böhmen, das bleibt für immer.“ Und der von uns, der mal Meister der ČSSR im Judo war, sagt: „Alles war früher besser.“ Und der jüngste von uns, der in der Fabrik Container für Flüchtlinge baut, die als der neuste tschechische Exportschlager nach Deutschland geliefert werden, sagt: „Aber was soll ich mit einem Grab?“ Und der, der bei uns ein Bestattungsinstitut führt, sagt: „Junge, Junge, Junge ... Das ist eine gute Investition! Das lohnt sich! Verstanden? Den Euro gibt es vielleicht bald nicht mehr, Miloš Zeman gibt es vielleicht auch nicht mehr, das Europa von heute vielleicht auch nicht. Die Fremden kommen, Le Pen gewinnt die Wahl in Frankreich, die Grenzen

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HINTERGRUND NATIONALSTRASSE

stehen wieder und Putin freut sich und marschiert in Kiew ein. Aber so ein Grab in Böhmen, das bleibt für immer! Neulich war bei mir ein junges Pärchen, beide um die dreißig. Sie haben alles. Ein Haus, eine Datscha, zwei hübsche Kinder, einen Hund und er hat auch eine Geliebte - aber dass ich das weiß, das habe ich seiner Tante nicht verraten. Und der Typ ist so was von in Panik, was er jetzt mit seinem Geld machen soll. Und da haben sie sich eine perfekte Stelle auf dem Friedhof ausgesucht, gleich in der ersten Reihe, schön in der Sonne. Wir haben zusammen schon die Särge und Blumen ausgewählt und auch die Musik für die Beerdigung. Sie haben sich für die Moldau von Bedřich Smetana entschieden. Das ist eine sehr gute Wahl, mich rührt es immer so, wenn diese wunderschöne Musik ertönt und der Sarg ganz sanft und langsam in die Tiefe sinkt. Diese Musik bleibt auch für immer, wenn nichts bleibt. Schön werden die es haben, wenn sie einmal nicht mehr da sind.“ Und der, der bei uns der Deutschlehrer ist, sagt: „Schade nur, dass sie es nicht sehen werden ...“ Und der von uns, der mal Meister der ČSSR im Judo war und dessen Körper nach all den Schlachten so weh tut und schrecklich knirscht, daß wir es in der Sauna alle hören, springt plötzlich hoch und sagt: „Na toll! Wir sollen doch kämpfen, uns nicht von den Mächtigen fertig machen lassen. Das ist meine Freiheit! Der Kampf. Wie damals, als ich der Meister war. Da war ich jemand! Damals waren wir alle jemand. Alles hat noch Sinn gemacht! Nicht wie jetzt.“ Und dann setzt er sich wieder und in seinem Rücken knirscht es so laut, dass wir es hören. Und kurz ist es in der Sauna ganz still. Und der älteste von uns, der in unserer Stadt als

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Frauenarzt arbeitet und meistens schweigt, sagt: „Kämpfen? Du? Schau dich doch mal an.“ Und der, der in Rente geht, sagt: „Du machst uns aber einen guten Preis, oder?“ Und der, der bei uns ein Bestattungsinstitut führt und uns alle im Böhmischen Paradies einmal begraben wird, er, seine Frau oder sein Sohn, sagt: „Das mache ich. Da wir uns alle so gut aus der Sauna kennen.“ Und der, der bei uns Frauenarzt ist und als einziger Karl Kraus kennt und Die letzten Tage der Menschheit gelesen hat, sagt: „Was für ein schönes Bild. Die Welt geht unter und wir alle liegen auf dem Friedhof in der ersten Reihe nebeneinander, so wie wir hier jetzt sitzen. Und baden uns in der Sonne. Das gefällt mir. Aber vorher trinken wir noch ein Bier.“ Jaroslav Rudiš, Jahrgang 1972, ist ein tschechischer Schriftsteller, Drehbuchautor, Dramatiker und Musiker. Er lebt zwischen Berlin und dem Böhmischem Paradies in Tschechien und geht gern in die Sauna. Mit der Kafka Band ist er mehrfach in Bremen aufgetreten und hat mir ihr, inszeniert von Alexander Riemenschneider, den Roman Das Schloss von Franz Kafka auf die Bühne gebracht. Sein Roman Nationalstraße, 2015 ins Deutsche übertragen, kommt am Theater Bremen am 29. Januar zur Deutschsprachigen Erstaufführung.

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Ulrike Mayer und Marysol Schalit in Hänsel und Gretel


PREMIERE MUSIKTHEATER

HARTMANN: SIMPLICIUS SIMPLICISSIMUS Der Allereinfältigste

„Die Zustandsschilderungen aus dem Dreißigjährigen Krieg schlugen mich seltsam in Bann. Wie gegenwärtig kam mir das vor: ‚Die Zeiten sein so wunderlich, dass niemand wissen kann, ob du ohn Verlust deines Lebens wieder herauskommest …’ Da war der Einzelne hilflos der Verheerung und Verwilderung einer Epoche ausgeliefert, in der unser Volk schon einmal nahe daran gewesen ist, seinen seelischen Kern zu verlieren. Und nirgends war Rettung als nur in dem, was das Gemüt des einfachen Menschen dagegen aufbrachte.“ (Karl Amadeus Hartmann über Der abentheuerliche Simplicissimus Teutsch) DAS STÜCK

Simplicius Simplicissimus. Drei Szenen aus seiner Jugend von Karl Amadeus Hartmann. Text von Hermann Karl Scherchen, Wolfgang Petzet und Karl Amadeus Hartmann nach Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausens Roman Der abentheuerliche Simplicissimus Teutsch Mitteldeutschland während des Dreißigjährigen Kriegs. Ein weltfremd-naiver Bauernjunge flieht vor plündernden Soldaten und wird von einem Einsiedel aufgenommen, der ihn erzieht und ihm seinen Namen gibt: Simplicius Simplicissimus – der Allereinfältigste. Als auch der Einsiedel den Landsknechten zum Opfer fällt, wird Simplicius an den Hof verschleppt, wo er als Narr sein Dasein fristet, bis die

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gesamte Hofgesellschaft von aufständischen Bauern niedergemacht wird. Zurück bleibt – als Einziger verschont – Simplicius. Mit seiner Oper Simplicius Simplicissimus komponierte Hartmann ab 1934, ein Jahr nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, eine zeitlose Anklage gegen die Mechanismen von Krieg und Unterdrückung und deren verheerende Folgen für den Menschen. DIE REGISSEURIN

Tatjana Gürbaca studierte Regie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Seither arbeitet sie als freie Regisseurin an zahlreichen renommierten Opernhäusern, zuletzt in Graz, Köln, Düsseldorf, Mannheim, Zürich und Antwerpen. Für Wagners Parsifal an der Vlaamse Opera wurde sie 2013 von der Opernwelt zur „Regisseurin des Jahres“ gekürt und 2014 in London mit dem International Opera Award in der Kategorie „Beste Opernproduktion“ ausgezeichnet. Von 2011 bis 2014 war Gürbaca Operndirektorin am Staatstheater Mainz. Simplicius Simplicissimus ist nach Tschaikowskys Mazeppa und Eugen Onegin sowie Ligetis Le Grand Macabre ihre vierte Arbeit für das Theater Bremen. Premiere 28. Januar, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz Musikalische Leitung: Clemens Heil Regie: Tatjana Gürbaca Bühne und Licht: Klaus Grünberg Mitarbeit Bühne: Anne Kuhn Kostüme: Silke Willrett Mitarbeit Kostüme: Carl Christian Andresen Chor: Alice Meregaglia Dramaturgie: Caroline Scheidegger Mit: Christian-Andreas

Engelhardt, Loren Lang, Birger Radde, Nora Ronge, Luis Olivares Sandoval, Marysol Schalit, Patrick Zielke. Chor des Theater Bremen. Es spielen die Bremer Philharmoniker Gefördert durch die BREMER THEATERFREUNDE

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PREMIERE SCHAUSPIEL

WITZEL: DIE ERFINDUNG DER ROTEN ARMEE FRAKTION … Geschichte schreiben „Wer etwas über die Bundesrepublik erfahren will, sollte dieses Buch lesen. Wer etwas über Jugendliche erfahren will, wer etwas über Religion, Terrorismus und Musik erfahren will, wer etwas über Deutungen, Träume, Nationalsozialismus, Kapitalismus, Sozialismus erfahren will, über Literatur, Stil, Poesie, Verwandlungen, Perspektiven ... über Wahrheit, Offenbarung und den Sinn des Lebens ... sollte dieses Buch lesen, lesen, lesen, lesen, lesen.“ (Ingo Schulze) DAS STÜCK

Nach dem Roman Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969 von Frank Witzel, 2015, Uraufführung der Theaterfassung von Armin Petras 2016 „Es ist kein Ferrari 250 GT, 12 Zylinder 4-Takt, Hubraum 2953 cm³ mit 240 PS und 230 Stundenkilometern“, sondern „nur ein NSU Prinz, 2 Zylinder 4-Takt, 578 cm³ mit 30 PS, der gerade mal 120 macht, mit Rückenwind“. Spätestens wenn in diesem Wagen darüber diskutiert wird, ob nun die Wasser- oder die Erbsenpistole das geeignete Mittel sein könnte, um sich mit dem Polizeiauto, das die Verfolgung aufgenommen hat, auseinanderzusetzen, ist man mitten drin in der fantastischen Rekonstruktion bundesrepublikanischer Geschichte aus der Perspektive eines Heranwachsenden. Frank Witzels im Herbst 2015 veröffentlichter Ro-

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man ist ein wildes Kaleidoskop reflexiver Beobachtungen und fiktionaler Elemente, aus denen sich die alte BRD neu zusammensetzt. Anne Sophie Domenz richtet den Roman als Monolog für den Schauspieler Siegfried W. Maschek ein. Im Kulissenkeller des Theaters; und in genau dem Auto, in dem die Geschichte beginnt. DIE REGISSEURIN

Anne Sophie Domenz, Regiestudium Theaterakademie Hamburg, inszenierte bereits während ihres Studiums am DT Göttingen und am Theater Weimar. 2011 schloss sie mit der Diplomarbeit Penthesilea ihr Regiestudium ab. Direkt im Anschluss inszenierte sie unter anderem am Schauspiel Kiel, am Maxim Gorki Theater sowie bei den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin. 2012 wird sie am Theater Bremen als Regieassistentin tätig, wo sie bisher Friedrich Schillers Maria Stuart auf die Bühne brachte (eingeladen zu den Schillertagen 2015 in Mannheim) sowie Thomas Melles 3000 Euro und Anja Hillings Nostalgie 2175. Premiere 17. Januar, 20 Uhr im Kulissenkeller Regie: Anne Sophie Domenz Bühne und Kostüme: Elena Ortega Dramaturgie: Simone Sterr Mit: Siegfried W. Maschek

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PREMIERE SCHAUSPIEL

RUDIŠ: NATIONALSTRASSE Einer, der weiß, wie das Leben läuft

„Es macht traurig zu sehen, dass Tschechien wieder eine kleine Insel sein will. Ich bin froh, dass ich das Ende der Sowjetzeit noch erlebt habe. Hoffentlich hat es mich gegen die Inselmentalität immunisiert. Die Berge um Böhmen und Mähren sind eigentlich nicht besonders hoch, aber sie scheinen eine enorme Hürde zu sein. Als ich in meiner Prager Stammkneipe ‚Zum ausgeschossenen Auge‘ vor 15 Jahren erzählte, ich würde ein Jahr ins Ausland gehen, waren alle fassungslos.“ (Jaroslav Rudiš) Angesichts der globalen Herausforderungen, der Wirtschaftskrisen und Flüchtlingsströme erfahren Abschottung, Inselmentalität und nationale Egoismen eine bedenkliche Renaissance. Zugunsten einer offenen europäisch-liberalen Haltung zurückgedrängte Bedürfnisse nach Volkskultur, nationaler Identifikation brechen wieder auf. Nicht nur, aber verstärkt in Osteuropa. Mit seinem Helden Vandam hat der tschechische Autor Jaroslav Rudiš eine Figur geschaffen, die diese Haltung scharfsinnig und humorvoll entlarvt. DAS STÜCK

Nach dem Roman von Jaroslav Rudiš, 2013 Aus dem Tschechischen von Eva Profousova. Deutschsprachige Erstaufführung Er nennt sich Vandam. Wie Jean-Claude van Damme. Er ist ein Held. Ein Krieger. Ein Europäer. Mit Schlachten kennt

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er sich aus. Mit denen aus dem Geschichtsbuch und denen im Leben. Er weiß Bescheid. Über Fremde. Über Frauen. Und er hat für alles einen Spruch parat. Er kennt die Geschichte und er erzählt Geschichten. Seine Geschichte, die auch die Geschichte seines Vaters ist, und die seines Sohnes und die einer möglichen Liebe mit Sylva. Auch Sylva schlägt sich durchs Leben. Ihr gehört Vandams Lieblingskneipe, die Severka. Hier wird gefeiert, politisiert, gerauft, gesoffen. Hier kommt alles zusammen. Hier schichtet sich Geschichte auf Geschichte. DIE REGISSEURIN

Die Regisseurin Theresa Welge (*1987) deutsch-tschechischer Herkunft studierte Theaterwissenschaft in Leipzig, arbeitete bei Dušan David Pařízek am Prager Kammertheater und wurde 2012 Regieassistentin am Theater Bremen. Auf ihre erste eigene Inszenierung, Das große Heft in der Spielzeit 2014/15 (eingeladen zum KALTSTART Hamburg und Theatre World Brno), folgten ein Auszug aus Nationalstraße beim Auswärtsspiel: Blumenthal in der Spielzeit 2015/16 und die Inszenierung Die Sprache des Wassers fürs Moks. Nationalstraße erarbeitet sie als Stück für zwei SchauspielerInnen und einen Musiker. Premiere 29. Januar, 18:30 Uhr im Kleinen Haus Regie: Theresa Welge Bühne: Jan Štěpánek Kostüme: Marthe Labes Musik: Fabian Ristau Dramaturgie: Simone Sterr Mitarbeit Dramaturgie: Dany Handschuh Mit: Alexander Swoboda, Betty Freudenberg, Fabian

Ristau

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Alexander Swoboda in NationalstraĂ&#x;e (Auszug im Rahmen von Auswärtsspiel Blumenthal in der Kneipe Mix-it)


PREMIERE SCHAUSPIEL / TANZ

ZANDWIJK: GOLDEN HEART

Nur wer sich vergisst, kann erfahren, wer er ist

„Altruistisches Verhalten war nie so notwendig wie heute. Nie zuvor haben Menschen so viel und über Kontinente hinweg gehandelt, haben sie so viel Austausch gepflegt und gemeinsam versucht, weltumspannende Probleme zu lösen, wie in unserer globalisierten und vernetzten Welt. Nie zuvor war jeder Einzelne so sehr von anderen, oft weit entfernten Menschen abhängig. Umso wichtiger erscheint es, die Anlagen zu Großzügigkeit und Kooperationsbereitschaft zu fördern, statt egoistisches Verhalten zu begünstigen. Aber bloße Appelle an Moral und Gewissen fruchten wenig. Schließlich belegen die neuen neurobiologische Erkenntnisse, dass selbstloses Verhalten nicht so sehr bewusster Überlegung entspringt, sondern stark emotional gesteuert ist. Menschen setzen sich am bereitwilligsten für das Gemeinwohl ein, wenn sie wissen, wie sehr sie aufeinander angewiesen sind.“ (Stefan Klein, DIE ZEIT) DAS STÜCK

Ulrich Seidels Debütfilm Hundstage war 2001 für die niederländische Regisseurin Alize Zandwijk Anlass, um zum ersten Mal in einem Tanzstück von Begehren und Erniedrigung, Unterdrückung und Exzess zu erzählen. Damals arbeitete sie mit belgischen TänzerInnen und dem Ensemble des Ro Theaters. Nun entwickelt sie ein spartenübergreifendes Projekt über Hingabe, Verzicht, Altruismus und Aufopfe-

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rung. Dabei lässt sie sich u. a. von den Märtyrerinnen aus Lars von Triers Filmen wie Dancer in the Dark oder Breaking the Waves inspirieren. Zusammen mit AkteurInnen des Schauspiel- und Tanzensembles gestaltet sie einen choreografisch-musikalischen Abend und setzt sich mit dringlichen Fragen auseinander: Wie selbstlos können sich Menschen verhalten? Unter welchen Umständen stellen sie ihre eigenen Interessen zurück? Sind sie bereit, für andere Schmerzen zu ertragen? Oder vielleicht jahrelang bettlägerige Angehörige zu pflegen? Und: Wie sehen die Schattenseiten des Altruismus aus? DIE REGISSEURIN

Von 2006 bis 2016 war Alize Zandwijk Künstlerische Direktorin des Ro Theater in Rotterdam und gastierte parallel u. a. am Deutschen Theater Berlin und am Thalia Theater Hamburg. Seit 2012 inszeniert sie regelmässig am Theater Bremen: Dea Lohers Das Leben auf der Praça Roosevelt, Der Kirschgarten von Anton Tschechow, Mädchen und Jungen von Arne Sierens, Eine Familie von Tracy Letts und zuletzt Bertolt Brechts Der gute Mensch von Sezuan. Zudem ist sie seit der Spielzeit 16/17 Leitende Regisseurin im Schauspiel. Premiere 13. Januar, 20 Uhr im Kleinen Haus Regie: Alize Zandwijk Bühne und Kostüme: Thomas Rupert Musik: Maartje Teussink Dramaturgie: Viktorie Knotková, Liet Lenshoek Mit:

Gotta Depri, Nadine Geyersbach, Guido Gallmann, Miquel de Jong, Lotte Rudhart, Robin Sondermann, Fania Sorel, Maartje Teussink, Szu-Wei Wu

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PREMIERE TANZ

MORALES / RUNGE: TALES OF SURVIVAL Ein Survival-Guide für die unheimliche Gegenwart

„Evil conquers good, and none live happily ever after.“ Zugegeben: ein wenig süffisant kommt das, was uns der wahrlich nicht als Philanthrop bekannte Sänger Morrissey da zuruft, schon daher. Und doch lässt sich nachvollziehen, dass sein Blick auf eine Gegenwart, die in geradezu bedrohlicher Intensität von den politischen Spukgespenstern längst vergangen geglaubter Zeiten heimgesucht wird, nicht gerade ein frohlockender ist. Waren diese Gespenster vielleicht nie wirklich weg? Ist Geschichte ein Kreislauf, der sich immer wieder um eine nicht zu besänftigende Monstrosität aller menschlichen Dinge dreht? Und wenn dem so ist: wie kann es je gelingen, aus diesem Kreislauf auszubrechen? Wenn einem der Blick versperrt ist, muss man die Perspektive wechseln. Doch je notwendiger dies in einer zunehmend komplexen und unübersichtlichen Welt erscheint, desto weniger scheinen wir dazu bereit. Wenn also die alten Paradigmen dazu führen, dass die Distanz zwischen Mensch und Welt nur stetig größer wird, müssen wir vielleicht noch einmal ganz von vorn anfangen: Was ist das eigentlich, die Welt? Und wie können wir uns darin begegnen? DAS STÜCK

Mit Tales of survival ist die Tanzsparte des Theater Bremen zum ersten Mal mit einer Repertoireproduktion zu Gast im Moks. Dabei treffen sich drei professionelle Tänzer und

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sieben Jugendliche gemeinsam mit zwei Musikern zu einer Begegnung jenseits der Paranoia, die sich gleichermaßen an ein junges wie erwachsenes Publikum richtet. Indem sie versuchen, etwas über sich herauszufinden, befragen die ungleichen AkteurInnen gleichzeitig die Verfasstheit unseres labyrinthischen und furchteinflößenden Zeitalters und liefern so vielleicht einen Survival-Guide für die unheimliche Gegenwart. DIE CHOREOGRAFIN

Alexandra Morales arbeitet seit vielen Jahren eng mit dem Choreografen Samir Akika zusammen, mit dem sie 2009 das Label Unusual Symptoms gründete. 2015 stellte sie sich mit Aymara erstmals als Choreografin am Theater Bremen vor. Gemeinsam mit dem Dramaturgen Gregor Runge erarbeitete sie 2015 ebenfalls die performative Installation DANCEformation mit dreißig jungen TänzerInnen aus sechs Ländern der östlichen Partnerschaft, die im Auftrag des Goethe-Instituts Ukraine in Bremen entstand. Gemeinsam setzen Alexandra Morales und Gregor Runge ihre Zusammenarbeit nun mit einer neuen Produktion fort. Premiere 14. Januar, 19 Uhr im Moks Konzept und Choreografie: Alexandra Morales Konzept und Dramaturgie: Gregor Runge Bühne und Kostüme: Aaron Stratmann Musik: Stefan Kirchhoff, Simon Camatta Von und mit: Luca Feliz Bolaños Pool, Josefine

Freitag, Pilgyun Jeong, Kolja Keller, Rosa Ritzenhoff, Reina SchmidtHäuer, Antonio Stella, Javier Steinweg, Maximilian Zado, Andy Zondag

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PREMIERE JUNGE AKTEURE

RENZIEHAUSEN / BOHL: VERLORENE JUGEND Der Versuch, Leben zu konservieren Bevor sie eintritt, gilt sie als wilder Ritt, als Abenteuer oder auch möglicher Befreiungsschlag. Während sie stattfindet als oftmals quälende Last der Selbstfindung. Und mit genügend Distanz betrachtet, im Rückblick, als lediglich zu belächelnder Vorgang von höchstens peinlichem Ausmaß: Die Pubertät hat einen schlechten Ruf. Denn freilich kollidieren zwei wesentliche Positionen in und außerhalb von ihr. Der Anspruch, radikale und konsequente Positionen zu beziehen, die zudem meist gegen gesellschaftliche Konventionen gerichtet sind, entspricht nicht den gemäßigten Erkenntnissen, der Geduld oder der relativierenden Haltung der meisten Erwachsenen, die feststellen mussten, dass ein Leben zwischen den Extremen eigentlich viel zu anstrengend ist und sich jenseits des Schullebens auch nicht so gut im Lebenslauf macht. Doch trotz der Übertreibung, der unkontrollierbaren Hormone, der Dramatik und Bedeutungsintensität: Dieser verhältnismäßig schmale Zeitflur namens „Jugend“ birgt in sich immer Gefahr und Potenzial gleichermaßen, die Art sie zu überwinden, kann richtungsweisend für das ganze Leben sein. DAS STÜCK

Inspiriert durch Film- und Literaturstoffe wie den Roman Die Selbstmordschwestern von Jeffrey Eugenides oder den Film Dogtooth gehen Christiane Renziehausen und Sabrina

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Bohl gemeinsam mit sechs Mädchen im Alter von 14 – 18 Jahren einer experimentellen Anordnung nach: Kann man Jugend einzwängen und kontrollieren, indem man sie von der Außenwelt abschirmt und isoliert? Sie für die Erinnerung konservieren, wie unter einer Glasglocke museal fixieren? In einer installativen Performance im Brauhauskeller versucht das Projekt, den Tiefen und Unschärfen von pubertären Verhaltensweisen in einer ganz besonderen Lebensform nahezukommen und gleichzeitig eine Begegnung zu schaffen, die dabei die Grenze und Reichweite von Unterdrückung auslotet. DIE REGISSEURIN

Christiane Renziehausen studierte Medien- und Kommunikationswissenschaft und Pädagogik an der Georg-August Universität Göttingen, dann von 2002 bis 2007 Theaterpädagogik an der Fachhochschule Ottersberg. Engagements führten sie nach Paderborn und Baden. Seit Sommer 2011 ist sie als Theaterpädagogin bei Junge Akteure und inszenierte zuletzt im Brauhauskeller Rich Kids, das sie auch schon gemeinsam mit Sabrina Bohl konzipierte. Premiere 20. Januar, 19 Uhr im Brauhauskeller Regie und Konzept: Christiane Renziehausen Bühne: Marthe Labes Kostüme: Sofia Korcinskaja Musik: Jan Grosfeld, Niklas Jacobs Dramaturgie und Konzept: Sabrina Bohl Es spielen: Dana Herfurth, Maja

Herms, Fanny Lya Hilken, Theresa Kleiner, Jorid Lukaczik, Karlotta Rolappe

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Dana Herfurth, Karlotta Rolappe, Maja Herms, Fanny Lya Hilken, Jorid Lukaczik, Theresa Kleiner in Verlorene Jugend


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WINTERGÄSTE 2017

Gespräche mit bekannten Persönlichkeiten – live und im Radio Die Wintergäste sind wieder in der Stadt: Fesselnde Gespräche in Kaffeehaus-Atmosphäre, mal luftig-heiter, mal nachdenklich und intensiv. Die Nordwestradio-Moderatoren Katrin Krämer und Otmar Willi Weber präsentieren Prominente von ihrer unbekannten Seite. Und so wie im Sommer 2016 begrüßt das Nordwestradio auch im Winter 2017 seine Gäste im Rangfoyer des Theater am Goetheplatz. Los geht es am 28. Januar, die weiteren Live-Veranstaltungen folgen am 4., 11. und 18. Februar. Wie immer werden SchauspielerInnen, SchriftstellerInnen, LebenskünstlerInnen jeder Art und ARD-Korrespondenten auf der Gäste-Bühne vorgestellt. Die Moderatoren werden Lebensgeschichten, Projekte und das eine oder andere bisher Ungesagte in launigen und persönlichen Gesprächen erfragen. Die BesucherInnen können vorab ein Frühstück für die Wintergäste-Veranstaltung reservieren. (Telefon: 0421 32 60 48) Live-Veranstaltungen: 28. Januar, 4., 11. und 18. Februar

jeweils von 11 – 12 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer) Eintritt frei! Und ab 13:05 Uhr im Nordwestradio von Radio Bremen Moderation: Katrin Krämer und Otmar Willi Weber Weitere Informationen zu Gästereihen des Nordwestradio unter www.nordwestradio.de

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SPIELPLANÄNDERUNG

BANG BANG

Eine Dreidollaroper von Selen Kara, Torsten Kindermann und Markus Pajtler „Ja, mach nur einen Plan!“ heißt es in Brechts Das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens – Ein BalkanLiederabend sollte es einmal werden. Einen Titel hatte er auch schon: Black Wedding und White Funeral. Jetzt wird alles ganz anders und wir sind nicht mehr auf dem Balkan sondern im wilden Westen. Aus Emir Kustericas Gypsies, Bettler und Ganoven sind Quentin Tarantinos Gangster und Racheengel geworden – die Geschichte aber, die erzählt wird, bleibt die gleiche, ein Stoff, aus dem so mancher Bühnenhit gewebt ist. Am berühmtesten sicher Brechts Dreigroschenoper auf der Grundlage der Beggars Opera von John Gay. Der Theatermusiker Torsten Kindermann, der gemeinsam mit der Regisseurin Selen Kara zuletzt den Liederabend Istanbul entwickelte, tritt in diese Fußstapfen und kombiniert Gays Geschichte zweier verfeindeter krimineller Banden im aufrechten Kampf ums krumme Geschäft mit Hilfe des Drehbuchautoren Markus Pajtler und mit den Songs aus den Kultfilmen von Quentin Tarantino. Premiere: Sa 11. Februar, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz

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Chris Lysack und Nadine Lehner in Parsifal


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UND AUSSERDEM

BLICKWECHSEL: PARSIFAL

Richard Wagner war kein Freund kleiner Ideen. Er dachte lieber groß. So schwebte ihm unter anderem vor, den Kern der Religion durch die Kunst zu retten, weil die Religion künstlich geworden sei und nun also die Kunst… Aber lassen wir das. In seinem „Bühnenweihfestspiel“ Parsifal jedenfalls geht es an zentraler Stelle um den Speer, mit dem Christi Seitenwunde geschlagen wurde, und um den Kelch des letzten Abendmahles. Abgesehen davon gibt es einige Momente, in denen christliche Rituale aufscheinen. Grund genug also, sich auch von theologischer Seite mit Wagners rätselhaftem letzten Werk zu beschäftigen. Mit dem Pastor i. R. Karl Heinz Klebe und Ingo Gerlach, dem Dramaturgen der Produktion. So 15. Januar, 18 Uhr in der Kulturkirche St. Stephani Eintritt frei! EIN-SICHTEN: NATIONALSTRASSE

Mit dem Roman Nationalstraße, der am 29. Januar am Theater Bremen zur deutschsprachigen Erstaufführung kommt ist Jaroslav Rudiš ein scharfsinniges Stimmungsbild eines Europa gelungen, das auseinanderzufallen droht, in dem Abschottung, Nationalismen, Angst vor Fremden erstarken. Mit dem einstigen Helden der Straße, der nur noch Maulheld am Tresen ist und sich Vandam nennt, schafft er eine Kunstfigur, die all das ausspricht, 34


was als bedrohliche Tendenz vor allem in Osteuropa saloonfähig wird. Die Produktion der Nationalstraße lädt zur Vorbereitung auf die Premiere ein zu einem tschechischen Abend, der die aktuelle politische Situation humorvoll, kritisch und informativ erhellt. Mi 18. Januar, 20 Uhr, Treffpunkt Bühnenpforte Eintritt frei! MATINÉE SIMPLICIUS SIMPLICISSIMUS

„Die Zeiten sein so wunderlich, dass niemand wissen kann, ob du ohn Verlust deines Lebens wieder herauskommest.“ Der Komponist Karl Amadeus Hartmann nahm die Schrecknisse des Dreißigjährigen Krieges und Grimmelshausens Figur des Simplicius Simplicissimus, des Allereinfältigsten, als Folie für seine eigene Zeit. Welchen Zugang das Team um Tatjana Gürbaca zu der kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten entstandenen Oper gefunden hat, heute, wo Krieg und Unterdrückung nichts an Gegenwärtigkeit verloren haben, wird neben der musikalischen Sprache Hartmanns Gegenstand des morgendlichen Gespräches sein. So 22. Januar, 11:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt frei! THEATERTREFFEN: CLAUDIO OTELLI

Er hat an vielen bedeutenden Opernhäusern dieser Welt gesungen. Engagements führten ihn an die Staatsoper Wien, die Oper Frankfurt, das Opernhaus Stuttgart, die Semperoper Dresden zu den Bregenzer Festspielen, in die USA und nach Japan. In Bremen stellte sich der stimmgewaltige Bassbariton erstmalig in den Meistersingern in der Inszenierung 35


UND AUSSERDEM

von Benedikt von Peter vor, war ein liebend wütiger Rigoletto bei Michael Talke, der zerstörte Mensch Wozzeck von Paul-Georg Dittrich und brillierte zuletzt als Amfortas in der Parsifal-Interpretation von Marco Štorman. Ein langgehegter Wunsch der Bremer Theaterfreunde geht in Erfüllung: Claudio Otelli ist zu Gast beim TheaterTreffen. Mo 23. Januar, 20 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus. 5 € / für Mitglieder der Theaterfreunde ist der Eintritt frei! Die BREMER THEATERFREUNDE laden ein

THEATERKLATSCH #21: THEATER – EINE MONOGAME LIEBE?

Mit jungen Theaterschaffenden Im zweiten TheaterKlatsch dieser Spielzeit soll es um jene Menschen gehen, die ihren Weg ins Theater gerade erst gefunden haben. Bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen laden wir, die TheaterVerstärkerInnen, daher zum Real Talk und möchten von jungen Kreativen wissen, wie aus der Idee Realität wurde. Welche Stationen haben sie durchlaufen, welche Steine mussten aus dem Weg geräumt, erklimmt und verklärt werden? Ist es alte oder neue Liebe oder gar einfach nur ein Job? Und kann eben jene Liebe zum Theater eine monogame sein? Nachfragen und -machen sind explizit erwünscht! Mo 30. Januar, 17 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus Eintritt frei! Wollt auch ihr TheaterVerstärkerIn werden? Dann meldet euch unter theaterverstaerker@theaterbremen.de Besucht uns auf Facebook: TheaterVerstärker Bremen oder auf unserem Blog https://theaterverstaerkerbremen.wordpress.com/

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NachTisch während des Studierendenfestivals Bremer Freiheit #5


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JUNGES.THEATERBREMEN QUICK & DIRTY #1 ­– ICH, SELFIE, WELT

Jüngst hat der Astronaut Aki Hoshide das erste S­ elfie aus dem All auf die Erde gepostet. In seinem Helm spiegeln sich die Erde, seine Kamera und er. Jedes Selfie zeigt uns und die Welt, in der wir leben und wie wir sie sehen. Meist weniger spektakulär als im Weltraum, dafür geschnitten und gefiltert und nur eine Armlänge entfernt: Hier bin ich und das ist meine Welt! Ich, Selfie, Welt stellt ausgehend von persönlichen Social-­Media-Erfahrungen der jugendlichen DarstellerInnen analoge und digitale Selfies auf die Theaterbühne. Für jeweils einen Monat laden wir TheatermacherInnen ein, die aktuell für innovative Strömungen in der Theaterarbeit stehen, um mit euch quick and dirty inspiriert von unserem Spielzeitthema All you beautiful strangers zu arbeiten. Am Ende des Monats steht eine öffentliche Präsentation. Jetzt anmelden und beim Pilotprojekt Ich, Selfie, Welt unter der Leitung von Gesine Hohmann (Mitglied von vorschlag.hammer kollektiv und cobratheater.cobra) dabei sein! Proben ab dem 28. Januar jedes Wochenende, Präsentation am 19. Februar um 19 Uhr im Moks. Teilnahmegebühr: 50 €. Infos und Anmeldung unter jungeakteure@theaterbremen.de oder 0421-3653 . 449

Für ausführlichere Informationen zu Stücken und dem Repertoire empfehlen wir den JUNGES.THEATERBREMEN-Leporello.

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Die ganze Welt der Oper in einem Magazin

Interviews, Premierenberichte, CD- und DVD-Besprechungen, Künstlertermine, Saisonvorschauen… Für den Kenner wie für den Liebhaber eine unverzichtbare Lektüre!

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Jeder verschlingt davon drei Kilo pro Jahr: Erdbeeren, in Schwaben ­„Breschdlinge“ oder in Bayern „Ananas“. Dabei sind Erdbeeren gar keine Beeren, sondern Nüsse – Sammelnussfrüchte, um genau zu sein, die auf Grund ihres hohen Salicylsäure-Gehalts sogar als Aspirin-Ersatz verwendet werden können. Besonders erwähnenswert ist, dass sie eine der musikalischsten Früchte ist: Als „Erpeln“


tauchen sie in der Oper Hänsel und Gretel auf, einige Erdbeersorten tragen den klingenden Namen Salsa, Polka oder Lambada und ihr wurde im Beatles-Song Strawberry Fields eine Hommage gesetzt – womit diese hier endet. Danke L.H. und I.B. Ihre Lieblingspfeile bitte weiterhin an dramaturgie@theaterbremen.de.


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ERMÄSSIGTE KARTENPREISE SCHÜLER/INNEN, AUSZUBILDENDE UND STUDIERENDE Für die Vorstellungen im Theater am Goetheplatz und im Kleinen Haus sind Karten zum Preis von 9 € erhältlich (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen). ARBEITSLOSE, FREIWILLIGENDIENSTLEISTENDE UND SCHWERBEHINDERTE (AB 50 % GDB) Sowohl im Vorverkauf als auch an der Abendkasse bieten wir Ihnen gegen Vorlage eines entsprechenden Ausweises einen Preisnachlass von rund 50 % auf den regulären Kartenpreis für alle unsere Vorstellungen (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen) an. Diese Konditionen gelten auch für Begleitpersonen von Schwerbehinderten. KULTURTICKETS BürgerInnen mit geringem Einkommen erhalten gegen Vorlage der „Grünen Karte“ ein Kulturticket zum Preis von 3 € ab 30 Minuten vor Beginn der Vorstellung an der Abendkasse, sofern noch Karten verfügbar sind. In den Bremer Bürgerhäusern und den Zweigstellen der Stadt­bibliothek können die Kulturtickets für ausgewählte Vorstellungen auch vorab reserviert werden. Informationen unter www.kulturticket.bremen.de. GRUPPENTARIFE Besuchergruppen ab 10 Personen erhalten einen Rabatt von rund 20%. THEATERCARD 50 / THEATERCARD 25 Unsere TheaterCard 50 ermöglicht einen Preisvorteil von rund 50 % und die neue TheaterCard 25 von rund 25 %. Sie sind gültig für jeden Termin, jede Spielstätte und jede Preiskategorie (exkl. Gastspiele, Konzerte und Sonderveranstaltungen) und ab dem Kaufdatum 1 Jahr gültig. BLAUER THEATERTAG Musiktheater 20 € / Schauspiel 15 € auf allen Plätzen!

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FÖRDERER BREMER THEATERFREUNDE

FÖRDERKREIS JUNGES.THEATERBREMEN

Karin und Uwe Hollweg

Stiftung

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KONTAKT Theaterkasse

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Postfach: 10 10 46, 28010 Bremen Goetheplatz 1 – 3, 28203 Bremen Tel 0421 . 3653 - 0 Informationen zur Barrierefreiheit und Zugänglichkeit unter www.theaterbremen.de/barrierefreiheit Impressum Herausgeber: Theater Bremen GmbH Geschäftsführung: Prof. Michael

Börgerding (Generalintendant), Michael Helmbold (Kaufmännischer ­Geschäftsführer) Redaktion: Marianne Seidler Szenenfotos: Jörg Landsberg Gestaltung: ErlerSkibbeTönsmann, Tim Feßner Druck: Druck & Verlag Kettler GmbH. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 46


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