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Dance Lab

Das Theater am Haidplatz eignet sich wunderbar als Spielort für kleinere Tanzformate. Mit DANCE LAB erhalten die Tänzer*innen des Ensembles den Raum und die Möglichkeit, ihre individuelle künstlerische Handschrift weiterzuentwickeln und sich dem Publikum als Choreograf*in zu präsentieren. In der Auseinandersetzung mit dem Spielzeitmotto WAHRHEITEN entstehen ganz unterschiedliche choreografische Miniaturen: Duette, Trios und ein Quintett. Dabei stehen Erstlingswerke neben Stücken erfahrener Choreograf*innen.

DIE TÄNZER UND CHOREOGRAFEN LEANDER VEIZI UND VINCENT WODRICH IM GESPRÄCH MIT TANZDRAMATURGIN ESTHER VON DER FUHR

EVDF Wie spiegelt sich das Thema „Wahrheiten“ in Euren Stückentwicklungen wider?

VW Das Wort „Wahrheit“ hat etwas sehr Gefährliches an sich, denn wenn wir Wahrheit definieren, schaffen wir gleichzeitig Unwahrheit. Das bringt uns zu der größeren Frage: Was ist richtig und was ist falsch? Oftmals werden die Parameter für unsere Wahrheit von der Gesellschaft, der Familie und den Freund*innen beeinflusst. Was aber, wenn wir entdecken, dass alles eine Lüge ist? Und unserem Verstand nicht zu trauen ist? Die einzige Wahrheit ist unser Instinkt. Instinkte haben etwas sehr Primäres an sich. Wir entdecken sie erst in echter Gefahr. Wir wissen nicht genau, was sie sind, sie tauchen auf und dann ist es vorbei.

WAS ABER WENN WIR

LV Das Spielzeitmotto „Wahrheiten“ ist besonders im Entstehungsprozess meines Stücks präsent: Bei meiner Bewegungsforschung geht es um Authentizität und darum, etwas „Wahres“ auf die Bühne zu bringen.

EVDF Was ist Für Euch je persönliche Wahrheit?

VW In diesem Stück oder im Leben? Im Leben habe ich viele verschiedene Wahrheiten, die ständig aktualisiert, ersetzt oder auch manchmal vergessen werden. Vor langer Zeit habe ich ein Zitat gelesen, das sich zu einer meiner Wahrheiten entwickelt hat: „Schöne Dinge verlangen nicht nach Aufmerksamkeit.“ Es hat mich dazu gebracht, den kleinen Momenten im Leben mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

LV Meine persönliche Wahrheit ist „Ehrlichkeit“. Ehrlich zu mir selbst zu sein, zu den Menschen, die ich liebe, und zu allem, was mich umgibt.

EVDF Was reizt Euch am Choreografieren?

LV Alles … die Musik, die Bewegungen, die Gefühle, die ich habe, die Tänzer*innen, mit denen ich arbeite, der Dramaturg, der der Geschichte, die ich erzählen möchte, einen Sinn gibt, das Kostümdesign, das Licht, die technischen Teile, die Requisiten – jedes Detail ist wichtig und anregend.

VW Als Tänzer arbeite ich normalerweise für Choreograf*innen. Wir arbeiten in einem sehr kollaborativen Umfeld und haben während des Entstehungsprozesses oft die Möglichkeit, unsere Ideen einzubringen, und manchmal werden unsere Ideen Teil des Stücks. Jeder Mensch hat andere Interessen im Leben, und so verspüre ich manchmal das Bedürfnis, ein Thema tiefer zu erforschen als ein anderes, oder ich sehe eine andere Möglichkeit, wie sich das Stück weiterentwickeln könnte. Die Aufgabe des Choreografen ist es, den Entstehungsprozess zu leiten und alle exekutiven Entscheidungen zu treffen, was kein leichter Job ist. Ich freue mich darauf, diese Position einzunehmen, Regie zu führen, meine Interessen zu erforschen und meine ganz eigenen Visionen zu verwirklichen. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.

Dance Lab

Junge Choreograf*innen Tanzabend | KÜNSTLERISCHE GESAMTLEITUNG Wagner Moreira | CHOREOGRAFIE & AUSSTATTUNG Bérénice

Durozey, Pedro Henrique Ferreira, Natsuho Matsumoto, Win McCain, Leander Veizi, Vincent Wodrich, Chih-Yuan Yang | DRAMATURGIE Esther von der Fuhr