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Nach wahren Begebenheiten
Erlebtes Leben Auf Unseren B Hnen
Drei Produktionen, die wahre Begebenheiten auf die Bühne bringen, sind in den kommenden Wochen zu erleben. Dabei handelt es sich durchaus um schmerzliche oder schwierige Stoffe, die mitten aus dem Leben kommen, aus einem Teil des Lebens, bei dem wir vielleicht gern wegschauen, bei denen das Hinsehen aber eine Notwendigkeit ist und uns einen klareren Blick verschaffen kann. Mut zur Emotion.
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WEI ẞ E ROSE ist keine Oper im ursprünglichen Sinne. Vielmehr sind es „Szenen für zwei Sänger“, in deren Zentrum Momentaufnahmen stehen, die sich mit den Erinnerungen und Erlebnissen der Geschwister Hans und Sophie Scholl auseinandersetzen, erzählt aus der Haft. Wolfgang Willaschek hat aus Tagebuchaufzeichnungen, Briefen, Bibelzitaten und Zeitzeugenberichten ein dichtes Netz aus emotionalen Vorgängen und Bekenntnissen gezeichnet – ein Seelendokument zweier junger Menschen, die für ihre Überzeugung gekämpft haben. Die knapp einstündigen „Szenen“ thematisieren die Liebe, aber auch das konfliktreiche Verhältnis Sophies zum Soldaten Fritz Hartnagel, ihre Naturverbundenheit, ihre Erinnerungen an die Kindertransporte, ihren Kampf gegen das NS-Regime. Hans hingegen ist überwiegend mit seinen Kriegserinnerungen beschäftigt, seinen omnipräsenten quälenden Bildern von seinem Einsatz an der Ostfront.
Udo Zimmermann schrieb Musik, die durch ihre bedrückenden stillen Momente, aber auch durch aufschreiende Instrumente klare emotionale Bilder zeichnet. Unsere Inszenierung möchte die Menschen hinter dem Mythos „Geschwister Scholl“ zeigen – mit ihren Sorgen, Wünschen und Ängsten. Die letzte Stunde vor der eigenen Hinrichtung zu erleben, ist unvorstellbar. Die Zeitzeugenberichte und überlieferten Dokumente zeichnen ein Bild von couragierten jungen Menschen, die für ihren Glauben und ihre Überzeugung bis zum Äußersten gegangen sind. Sie haben mit friedlichen Mitteln gegen nationalsozialistische Gewalt und Unmenschlichkeit gekämpft.
EIN STÜCK GEGEN DIE „KLEINEN PARAGRAP H EN“
GLAUBE LIEBE HOFFNUNG greift einen wahren Fall des Amtsgerichts München von 1929 auf: Die ledige Reisende Klara Gramm wird wegen Betrugs im Rückfall zu drei Monaten Haft verurteilt. Ihr neuer Arbeitgeber hatte ihr 200
Mark für einen Wandergewerbsschein vorgestreckt. Weil sich die Ausstellung des Dokuments verzögerte, beglich die junge Frau mit dem Geld aber erst mal eine dringliche Reststrafe, um nicht ins Gefängnis zu müssen. Als sie dann erkrankte und das Darlehen nicht zurückzahlen konnte, klagte der Kaufmann.
Drei Jahre später trifft Ödön von Horváth seinen Bekannten Lukas Kristl auf der Durchreise in München. Gerichtsberichterstatter Kristl fragt den Autor, warum sich Dramatiker beim Schreiben von Stücken über Straftaten immer nur den Kapitalverbrechen widmen. Diese kommen ja eher verhältnismäßig selten vor. Viel interessanter seien doch die kleinen Verbrechen, die flächendeckender stattfinden und deren Strafen, im bürgerlichen Ehrenkontext gesehen, genauso schwer wiegen. So berichtet er Horváth vom Fall der Klara Gramm und der Dramatiker findet die thematische Grundidee für sein nächstes Stück: ein Text gegen die „kleinen Paragraphen“. Aus dem alltäglichen Fall wird unter der Mitarbeit von Lukas Kristl der kleine Totentanz GLAUBE LIEBE HOFFNUNG, Horváths wichtigstes Werk und eine emotionale Geschichte über den aussichtslosen Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft.
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PARADE ist ein anspruchsvolles und dramatisches Musical mit Tiefgang und mitreißender Musik, das die Zuschauer*innen auch nach dem Besuch noch lange beschäftigen wird. Es beruht auf der wahren Geschichte des jüdischen Fabrikdirektors Leo Frank, der 1913 im amerikanischen Bundesstaat Georgia – obwohl unschuldig – der Vergewaltigung und Ermordung seiner 13-jährigen Angestellten Mary Phagan für schuldig befunden und zum Tode verurteilt wurde. Kurze Zeit nach seiner Verurteilung tauchten entlastende Hinweise auf, aufgrund derer der Gouverneur von Georgia sein Todesurteil in lebenslange Haft umwandelte. Doch Leo Frank wurde daraufhin von einer Gruppe, die sich „The Knights of Mary Phagan“ nannten, aus dem Gefängnis entführt und im Heimatort des Opfers erhängt.
PARADE verdeutlicht auf beklemmende Art und Weise, welche Auswirkungen Sensationslust haben kann, wie sich Menschen unter Druck verändern und manipulieren lassen und wie dadurch das Schicksal Einzelner beeinflusst wird. Zudem zeigt es nachdrücklich auf, wie es zur Hetzjagd auf Leo Frank kommen konnte. Gruppenzwang, Lynchjustiz und Antisemitismus gehören zu den zentralen Themen des Stückes.
Musikalisch ist das Musical sehr facettenreich: Man hört die für die Südstaaten typischen Dixieklänge, aber auch traurige Balladen und beschwingte Musicalnummern. Im Rahmen der Memorial Day Parade, von der das Stück
Wei E Rose
seinen Namen hat, erklingt auch Marschmusik, die je nach Tempo verschiedene Stimmungen transportiert. Für seine Kompositionen wurde Jason Robert Brown 1999 mit dem Tony Award ausgezeichnet.
„Leo Frank“ – ein Fall, der die Menschen noch heute beschäftigt und der nicht ruhen kann und will. Die Großnichte von Mary Phagan, Mary Phagan Kean, brachte 1988 ein Buch heraus, in welchem sie „Beweise“ für die Schuld Leo Franks darlegt. Am Todestag ihrer Großtante steht sie mit ihrem Bild an ihrem Grab und klagt Leo Frank an. Zahlreiche Websites, die den White Supremacists zuzuordnen sind, überbieten sich in diffamierender Ausdrucksweise die vom notgeilen perversen Juden bis zum pädophilen Serienvergewaltiger reichen. Die jüdische Anti Defamation League, die um die Zeit des Falles gegründet wurde, bemühte sich stets um die vollständige Rehabilitierung Leo Franks. Unzählige Bücher wurden von beiden Seiten über den Fall geschrieben, Filme und Dokumentationen gedreht. Und schließlich gibt es das Musical PARADE .
Kammeroper | Musik von Udo Zimmermann | Text von Wolfgang Willaschek | Kammerfassung von Arno Waschk (2013) | MUSIKALISCHE
LEITUNG John Spencer | INSZENIERUNG Sandra Maria Huimann | AUSSTATTUNG Barbara Blaschke |
Glaube Liebe Hoffnung
Volksstück von Ödön von Horváth | INSZENIERUNG Robert Schuster |
Bismarckplatz | Premiere 18.3.23 | 8–41 Euro
PARADE (DSE)
Musical in zwei Akten | Musik und Songtexte von Jason Robert Brown | Buch von Alfred Uhry | Mitkonzipiert und am Broadway inszeniert von Harold Prince | Deutsch von Wolfgang Adenberg (2020) | In Kooperation mit CANTEMUS Regensburg | MUSIKALISCHE LEITUNG
Alistair Lilley | INSZENIERUNG & CHOREOGRAFIE Simon Eichenberger | BÜHNE Sam Madwar | KOSTÜME Aleš Valášek | DRAMATURGIE Ronny Scholz
Bismarckplatz | Deutschsprachige Erstaufführung |