The Gap 149

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Intelligente Roboter — In Zukunft dein Freund und Mörder Twin Shadow / Erika Lust / kimyan law 149 Magazin für Glamour und Diskurs. MONATLICH. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN, P.B.B. GZ 05Z036212 M, Nº 149, MÄRZ / APRIL 2015

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Wann verklagt mich Strache. Androidenfilme: Ex Machina, Chappie, Avengers 2. Das ewige Leben. HVOB. David Lieske. Waxahatchee. George Fitzgerald. Vaterland. Life Is Strange. Bildungsspecial: Robotik Roundtable, Studieren am Dorf.

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Wochenende 1 (24.–26. April)

Battles Godspeed You! Black Emperor Gazelle Twin klingt.org Showcase mit dieb13, Trapist, Ona (Ilpo Väisänen, Billy Roisz), Oliver Stotz, Tony Buck/John Butcher/Burkhard Stangl, Susanna Gartmayer, eRikm & Martin Brandlmayr Peter Kutin Grouper Pipilotti Rist präsentiert Hans Platzgumer & Eugénie Rebetez Ben Frost A U R O R A w/ MFO Carter Tutti Void Stars of the Lid Rimini Protokoll and many more

Krems / Austria

April 24-26 & April 30-May 2 2015

Wochenende 2 (30. April–2. Mai)

Arca und Jesse Kanda Autechre Holly Herndon Nils Frahm Touch präsentiert Tomas Ankersmit, Budhaditya Chattopadhyay und Jana Winderen Rimini Protokoll Wu Tsang & boychild featuring Patrick Belaga Scott Matthew Planningtorock Ryoji Ikeda Clark and many more Tickets und Infos: +43 (0) 2732/90 80 33 oder www.donaufestival.at

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Leitartikel von Thomas Weber.

Frank’n’furter   Angesagte Restaurants klingen dem Namen nach wie illegale Clubs. Die Süddeutsche macht sich bereits über regional tätowierte Köche und die kunstvollen Bauschäden der Hipster-Restaurants lustig. Ist Essen wirklich »das neue Pop«?

eit Menschengedenken ist Essen mehr als bloß Nahrungsaufnahme. In Wien soll es auch heute noch die eine oder andere Restauration geben, die am 20. April auf der Gasse mit Kreidegekritzel als Mittagsmenü Eiernockerl mit grünem Salat anpreist. Zur Feier des Tages wird am Geburtstag des Führers dessen Leibspeise serviert. Ein Gericht weist als eindeutiges Symbol einschlägige Gäste ins Hinterzimmer. Und dass »Bio« kein sakrosankter Garant fürs bessere Leben ist, steht fest, seit – auch kein Geheimnis – Gottfried Küssel ein paar Jahre lang seinen »nationalen Bioladen« in der hippen Leopoldstadt geführt hat. Auch in der Literatur darf das Kulinarische oft als Chiffre herhalten. Michel Houellebecq lässt seinen schriftgelehrten Protagonisten in der »Unterwerfung«, seinem großen europäischen Roman, lange bevor dieser es sich aus Langeweile und angewidert von der eigenen kulturellen Laschheit im Islam bequem macht, vor allem billiges Fastfood aus Fernost fressen. Später wird er dies als Indiz für die eigene Identitätslosigkeit werten und Gefallen an einem orientalischen Lieferservice finden. Deutlich profaner verleiht da noch das herrliche Paprikahendl gleich auf den allerersten Seiten von Bram Stokers »Dracula« den Ausführungen des Reisenden Lokalkolorit und einen Hauch Exotik. Beispiele wie diese ließen sich aus allen Epochen und Gattungen finden. Natürlich auch im Nachkriegsschlager – von der »Hochsaison im Eissalon« bis zum »Griechischen Wein«. Dass das Essen gegenwärtig an Bedeutung gewinnt, ist allerdings nicht allein unserem fortschreitenden Alter

KULTUROPTIMISMUS UND VÖLLEREI Demgegenüber finden nicht nur die besten Partys bekanntermaßen in der Küche statt. Eine Küche bietet gleichermaßen Platz für Völlerei und das große Fressen, ermöglicht allen Schichten, gerade auch

den Schönen und Schicken, Distinktionsgewinn und bleibt dabei doch auch ein Proberaum für Kulturoptimismus. Denn dass Lebensmittel – anders als Musik, von der es nie genug geben kann – eine beschränkte Ressource sind, spricht sich langsam aber sicher rum. Obwohl die gastrosophische Bildung – die Essen als Genuss, aber auch als politischen Akt ansieht – durchaus noch ausbaufähig ist. In ein paar Jahren werden wir uns über all die Grillmeister, Cupcake-Tussis und Dry-Aged-Fachsimpler womöglich genauso lustig machen wie heute über Gitarrensolo-Fetischisten; wird uns gestrig erscheinen, dass mancher seinem Steakoder Burger-Habern so banausenhaft und unreflektiert frönt, wie er sich das beim Musikhören und Fortgehen nie durchgehen lassen würde. Doch irgendwo muss man ja einmal anfangen. Wer sich derweil fortschrittlicher und elaborierter auf Slow Food, »FutureFood« (Hanni Rützler) oder den Laborfleischburger Appetit machen möchte, regt diesen am besten mit »Döner Hawaii« an, der klugen Festschrift des Frankfurter Ernährungsethnologen Marin Trenk auf unser globalisiertes Essen. Absoluten Anfängern sei allerdings »Kochen in einfacher Sprache« ans Herz gelegt. Das alte Sonderschulbuch, das mir meine Mutter damals geschenkt hat, als ich von zu Hause ausgezogen bin, ist zwar nur mehr antiquarisch erhältlich. Es sollte aber dringend nachgefragt und wieder aufgelegt werden. Vielleicht grafisch überholt. Bild MICHAEL WINKELMANN

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geschuldet. Überstrapaziert: der Sager vom gemeinsamen Essen als »Sex des Alters«. Man braucht kein Markt- und Meinungsforscher sein, um den Megatrend Food zu erkennen. Allerorts Street Food, vegane oder besonders blutige Burger, »Durst & Wurst« und andere Fressfestivals. Das »Vienna Food and Wine Festival« hatte gar binnen 24 Stunden nach Ankündigung mehr als 10.000 Facebook-Fans. Aber ist Essen wirklich »das neue Pop«, wie das Berliner Stadtmagazin Tip vollmundig behauptet? – Ja, natürlich; ist es. Und das nicht nur, weil mittlerweile alles irgendwie Pop ist und wir uns biedermeierlich einigeln. Die kulturelle Definitionsmacht von westlicher Popmusik ist weitgehend flöten gegangen. Vielleicht mag es in der einen oder anderen Subkultur oder in Salafistenkreisen anders sein. Doch zumindest die Musik, die uns mitteleuropäische Durchschnittsbürger heute erreicht, ist ungeachtet aller subkultureller Sozialisation weitgehend entpolitisiert. Connaisseure haben sich in ihre Genres zurückgezogen. Bandnamen werden googleoptimiert. Und weil sich anders ohnehin kein Geld mehr verdienen lässt, richten sich Künstler immer öfter nicht mehr an ein Publikum, sondern kommunizieren vor allem als Markenbotschafter mit Zielgruppen. Abseits des Individuellen ist Musik so gesehen weitgehend bedeutungslos geworden. Das vielleicht plakativste Beispiel dieser Tage und Gegend: Conchita Wurst. Zweifellos eine politische Figur. Doch nichts ist bei diesem rundum gelungenen Gesamtkunstwerk wurschter als die Musik. Und bei dem, was uns von dieser Person noch erwarten mag – wir alle sind gespannt! – rechnet mit Sicherheit niemand mit Musik.

Thomas Weber Herausgeber weber@thegap.at @th_weber

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Intelligente Maschinen Drohnen, strippende Roboter, Katastrophenhilfen, gebärende Roboter zum Training, intelligente Staubsauger, Minensucher, selbstfahrende Autos, Haushaltshilfen – die Bandbreite existierender Roboter ist breit. Wenn sich aber künstliche Intelligenz so weiterentwickelt wie bisher und Google Mech-Firmen kauft – sollen wir uns fürchten oder freuen?

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Magazin Intelligente Roboter 014 —— Denkende Robos machen uns nicht erst seit Terminator Angst. Dabei könnten sie helfen für die wichtigen Dinge Zeit zu haben, Facebook, Instagram … Golden Frame: Katja Novitskova 018 —— Unsere Babys werden dauerüberwacht und träumen von androiden Schafen. Zumindest in einer Kunstinstallation der nahen Zukunft. Androidenfilme 020 —— Sie kommen, um dich zu töten oder um dich bei deiner Menschlichkeit zu packen und zu Tränen zu rühren. Von »Ex Machina«, »Chappie« bis »Avengers«. Bildungsspecial: Robo Roundtable 023 —— »Knight Rider« ist Realität. Robotik quo vadis, haben wir Experten gefragt. Bildungsspecial: Alternative Finanzierung 026 —— Österreich gilt nicht gerade als gründerfreundlich. Das soll sich (mal wieder) ändern. Aber wie, Herr Staatssekretär? Bildungsspecial: Studieren am Dorf 028 —— In OÖ wird auf der grünen Wiese an IT und Software getüftelt. Wie studiert man dort, was hat sich für den Ort geändert? Bildungsspecial: Übersicht 030 —— Wo kann ich tödliche Roboter bauen? Oder Medienmanagement studieren? Interaktionsdesign? Eine Landkarte mit Infos verschafft Überblick.

Twin shadow 032 —— Die Fotos sagen Bad Boy, die Sounds Kuschelrock. Dieses Album wirft wieder doppelte Schatten. kimyan law 034 —— Er wohnt an der Stadtgrenze Wiens und hat fast unbemerkt ein fantastisches Album über seine Kindheit und auch über den rassistischen Alltag dort gemacht. hvob 036 —— Das zweite Album der Wiener begeistert an der hypnotischen Schnittstelle zwischen Club und Kunst. David Lieske 037 —— Was haben Platon, Platoons und David Lieske gemeinsam? Im Mumok bekommt man Einblicke. Wann verklagt mich strache 038 —— Beleidigungen gehen nicht. Satire, Kunst, Karikaturen oder Meinung, ja bitte. Vaterland 040 —— Ein Comic über die vergiftete Politik in Ex-Jugoslawien und wie sie Familiengeschichte prägt. erika lust 042 —— Die Bilder dürfen dreckig sein, die Werte müssen aber sauber bleiben, wenn Erika Lust Pornos dreht. Adventures 044 —— Wie aber können Adventure-Games aussehen, wenn du die Lösung sofort im Netz findest?

der Online-Shop

von The Gap

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Erika Lust Wie sehen Pornos aus, die Frauen ernst nehmen? Wer so eine Frage stellt, hat schnell einen Haufen hysterischer Männer auf der Matte stehen die glauben, dass man ihnen ihre frauenverachtenden Sexfilme wegnehmen will. So wie die schwedische Filmemacherin Erika Lust das macht, könnte aber eine Alternative tatsächlich aussehen.

042 Rubriken

Leitartikel 003 Inhalt 004 Editorial / Porträts / Impressum 006 Fondue 007 Unbezahlter Anzeiger 009 Splitter 010 Workstation: Verena Panholzer und Mohammadi Ezatullah 046 Haikus: Amira Ben Saoud & Manfred Gram 050 Reviews 053 Termine 062

Bild der Ausgabe Ihr wollt mehr emotionale Inhalte. Nachricht angekommen! Wenn wir auf Instagram zwischendurch posten, was passiert, wenn wir zu viel gegessen haben, dann interessiert euch das. Live- und Ausstellungsfotos machen wir eh auch weiterhin.

Kolumnen Dance Yrself Clean Know-Nothing-Gesellschaft

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Porno, Strache, Bots — Online First, das raunt man sich ironisch im Medienzirkel zu, wenn es um die kommenden Jahre Journalismus geht. Klar, wir machen das ja sowieso, voll online, die anderen halt … Aber manchmal muss man sich eingestehen, dass das nicht stimmt. Objektive Reviews schreiben – wenn man sich ehrlich ist, ist das einfach vorbei. Biografien nachbeten. Schrullige Textkolumnen. Ein ganzer Artikel über diese seltsame Doku. Im Netz sieht man in harten Zahlen, wieviele Leute das interessiert. Manches möchte man trotzdem machen, weil es wichtig ist. Manches muss man irgendwann sein lassen. Im Idealfall erfindet man Themen und Zugänge, die sowohl online wie gedruckt Menschen wirklich interessieren. Pornos, die Frauen ernst nehmen. Wann verklagt mich Strache. Roboter. Dass wir das prinzipiell können, haben wir letztes Jahr an den Zugriffen gesehen. Und sehen das auch laufend. Manchmal gefällt das nicht allen. Man bemüht sich eben, die richtige Balance aus richtigen Texten, Selbstbefriedigung und lustigem Kunst-Bullshit zu halten. Dass die einzelnen Ressorts bald anders geleitet werden, hat nur halb damit zu tun. Aber das wird man rechtzeitig vor unserem 150er-Heft erfahren. Online First halt jedenfalls.

Stefan Niederwieser niederwieser@thegap.at @the_gap

kontribut

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Teresa Reiter

Benjamin Agostini

Vollblut — Ich sollte lieber schreiben, dass Teresa hier journalistisch angefangen und dabei auch einiges von mir gelernt hat. Das war vor fünf Jahren. Dass wir uns hier nur mit sinnlosen Hipster-Dingen beschäftigen, findet sie inzwischen auch nicht mehr. Denn bei uns tobt sie sich gerne zu Themen aus. Pornos von Frauen oder Studieren im Kaff zum Beispiel. »1.000 Arten, mich Hure zu nennen«, so heißt einer ihrer Texte über ihre Arbeit als Schreiberin. Sie ist direkt, nicht wehleidig und vor allem gut. Warum sie als überqualifizierte und üppig dekorierte Journalistin hier in Österreich trotzdem keinen Job bekommt, dieser Kommentar hat Wellen geschlagen – und er stimmt in einem wesentlichen Punkt nicht mehr. Sie arbeitet neuerdings für die Wiener Zeitung. Sie schläft zu wenig, manchmal transkribiert sie Interviews in der U-Bahn, studiert nebenher an der Diplomatenakademie und mag das genau so. Denn eigentlich ist sie in der Außenpolitik daheim. Und eigentlich ist Teresa ein Mensch mit enormem Gerechtigkeitssinn, jemand, dem Dinge nicht wurscht sind. Und das ist selten genug.

Ein ganz ein Lieber — Aus verlässlicher Quelle wissen wir, sollte jemand von euch mal mit Benji beim Verlassen eines Clubs gesichtet werden, ist euch das Lob des Chefredakteurs sicher. Der Benji ist nämlich wirklich »ein ganz ein Lieber«. Ein wenig Fame sei ihm auch gewiss, immerhin konnte man 2007 im Red Rooster in Pfarrkirchen für schmucke fünf Euro Bilderbuch mitsamt Benjis Metalband Inspirit als Vorprogramm sehen. Der Musik ist er treu geblieben, ihretwegen wählt er sogar Videospiele aus, die er sonst nie spielen würde. Bei »Grand Theft Auto«, sagt er, sei nämlich nur der Soundtrack gut. Seine musikalische Reise von Indie zu HipHop und Elektronischem führte ihn irgendwann auch zum Rolling Stone Magazin nach Berlin. Da hat er nicht nur ernsthaften Musikjournalismus betrieben, sondern auch die besten Döner der Welt gegessen. Seither traut er sich in Wien keinen mehr anrühren. Wenigstens bietet unsere Hauptstadt Alternativen, er ist jetzt auf Käsekrainer umgestiegen. Der Snack passt dann eh auch zu seiner Alternativkarriere als Tischler oder Elektriker, sollte das mit dem Journalismus nicht hinhauen.

TEXT stefan niederwieser BILD Darko Jovanovic

TEXT Teresa Havlicek BILD Privat

Impressum

HERAUSgeber Thomas Weber chefredaktION Martin Mühl, Stefan Niederwieser Redaktion Ranya Abd El Shafy, Niko Acherer, Benjamin Agostini, Amira Ben Saoud, Josef Berner, Sandra Bernhofer, Manuel Bovio, Ivo Brodnik, Stephan Bruckner, Johannes Busching, Ann Cotten, Lisa Dittlbacher, Juliane Fischer, Holger Fleischmann, Philipp Forthuber, Manuel Fronhofer, Miriam Frühstück, Barbara Fuchs, Carola Fuchs, Daniel Garcia, Yannick Gotthardt, Manfred Gram, Dominique Gromes, Philipp Grüll, Julia Gschmeidler, Andreas Hagenauer, Jan Hestmann, Magdalena Hiller, Christoph Hofer, Sebastian Hofer, Peter Hoffmann, Michael Huber, Reiner Kapeller, Jakob Kattner, Sophie Kattner, Markus Keuschnigg, Michael Kirchdorfer, Kristina Kirova, Stefan Kluger, Michaela Knapp, Markus Köhle, Christian Köllerer, Alexander Kords, Christoph Kranebitter, Rainer Krispel, Michael Bela Kurz, Philipp L’Heritier, Franz Lichtenegger, Artemis Linhart, Gunnar Landsgesell, David Mochida Krispel, Davi Maurer, Christiane Murer, Nuri Nurbachsch, Dominik Oswald, Ritchie Pettauer, Stefan Pichler, Johannes Piller, Stefanie Platzgummer, Christoph Prenner, Teresa Reiter, Werner Reiter, Kevin Reiterer, Martin Riedl, Tobias Riedl, Gabriel Roland, Georg Russegger, Stefan Schallert, Joachim Schätz, Peter Schernhuber, Bernhard Schmidt, Nicole Schöndorfer, Werner Schröttner, Tanja Schuster, Richard Schwarz, Katja Schwemmers, Katharina Seidler, Christoph Sepin. Wolfgang Smejkal, Lisa Stadler, Roland Steiner, Gerald C. Stocker, Johanna Stögmüller, Sophie Strohmeier, Peter Stuiber, Werner Sturmberger, Denise Helene Sumi, Yasmin Szaraniec, Hanna Thiele, Horst Thiele, Franziska Tschinderle, Erwin Uhrmann, Jonas Vogt, Luise Wolf, Maximilian Zeller, Martin Zellhofer, Barbara Zeman PRAKTIKUM Robert Ziffer-Teschenbruck, Florian Thoeni termine Manuel Fronhofer, Stefan Niederwieser AUTOREN Georg Cracked, Michaela Knapp, Michael Lanner, Moriz Piffl-Percevic, Jürgen Wallner, Martin G. Wanko fotografie Florian Auer, Lukas Beck, Stephan Doleschal, Andreas Jakwerth, Georg Molterer, Ingo Pertramer, Kurt Prinz, Karin Wasner Illbilly-illustration Jakob Kirchmayr COVER Darpa ART DIRECTION Sig Ganhoer DESIGN Elisabeth Els, Manuel Fronhofer, Erli Grünzweil, Thomas Wieflingseder Lektorat Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer web Super-Fi, m-otion anzeigen Herwig Bauer, Thomas Heher, Micky Klemsch, Martin Mühl, Thomas Weber (Leitung) Distribution Martin Mühl druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Pulverturmgasse 3, 1090 Wien geschäftsFÜHRung Martin Mühl PRODuktion & MedieninhabERin Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien kontakt The Gap c/o Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6/III, 1040 Wien; Tel. +43 1 9076766–41; wien@thegap.at, www.thegap.at, www.monopol.at, office@thegap.at bankverbindung Monopol GmbH, easybank, IBAN AT77 14200 20010710457, BIC EASYATW1 abonnement 10 Ausgaben; Inland EUR 15, Europa EUR 35, Rest der Welt EUR 42 HEFTPREIS EUR 2 erscheinungsweise 8 Ausgaben pro Jahr; Erscheinungsort Wien; Verlagspostamt 1040 Wien Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Für den Inhalt von Inseraten haftet ausschließlich der Inserent. Für unaufgefordert zugesandtes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Jegliche Reproduktion nur mit schriftlicher Genehmigung der Geschäftsführung.

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Spähaugen und Schnappschützen aufgepasst: The Gap freut sich immer über bemerkenswerte Momentaufnahmen, optische Querschläger und belichtete Kuriositäten. Einsendungen an fondue@thegap.at

N KWERR MEEO LÜGT NSCHENRECHTE SAGT, DER ing Von Marc Pommeren Frei nach Sophokles Regie: Dora Schneider

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Der Heumarkt war Wiens legendärer Schauplatz für Catch-Wrestling. Seine großen Zeiten sind vorbei, sein Karma ist er offenbar nicht losgeworden.

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LUMNE

Was macht eine Party     zu einer guten Party?   Wie wichtig ist guter Sound im Clubkontext? Oder vielmehr: Warum gehen wir eigentlich aus? Sätze, die man von Musiknerds eher selten hört: Ich kenn die Band erst seit ganz Kurzem. Ihre neuen Sachen sind besser als die frühen. Der Sound hier ist toll. Alter Journalistenwitz. Sätze, die man in einer Freitagnacht im Club eher selten hört: Ich bin hauptsächlich wegen des Sounds hergekommen. Die Frage, warum genau man aber wirklich einen Ort ausgewählt hat, was ausgehen ganz prinzipiell reizvoll und eine Party zu einer guten Party macht, beschäftigt vielleicht schon Millionen von Menschengenerationen seit der Erfindung der römischen Wein-Amphore, und nach heutigen Maßstäben lässt sie sich meiner Meinung nach mit zwei Worten beantworten: Musik und Leute.

Are Friends Electric?

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Man geht dahin, wo die eigenen Freunde und Bekannten sind, und auch die planen wiederum ihre Abende danach, wo sie jemanden kennen und dadurch entsteht eine Crowd, in der die Leute einander sympathisch sind und gerne miteinander feiern. Im besten Fall spielt an diesem Ort noch gute Musik – hierbei besteht ein direkt proportionaler Zusammenhang zu dem gegenseitigen Wohlwollen der Menschen, die dem Ruf dieser Musik gefolgt sind – und noch besser ist, wenn man dazu einen Gin Tonic in der Hand hält und sich dafür nicht allzu lang hat anstellen müssen. 11:32Ein zusätzlicher Bonus ist der Raum, in dem das geschieht. Ein tolles Lokal kann natürlicherweise eine rauschende Nacht noch besser machen, und es gibt zahlreiche Feierplätze, die das regelmäßig und praktisch unter Garantie schaffen. Dennoch haben ästhetisch schöne oder sonstwie gemütliche, fein ranzige oder kunstvoll verwinkelte Räume noch keine lahme Party in Gang gebracht, während umgekehrt ein paar der besten Nächte auch in den seelenlosesten Locations wie im Flug vergangen sind.

In all diesen Nächten Was noch? Der Sound. Wer einmal im Berghain, sagen wir, Ben Frost erlebt hat, weiß: Bässe sind nicht nur bloße Bestandteile der Musik, sie schnüren die Luft ab und machen das Schlucken schwierig und drehen im besten Fall überhaupt den Kreislauf einmal um die eigene Achse. Die schlechte Qualität einer Anlage fällt oft erst auf, wenn man den Raum kurz verlässt, es rauscht in den Ohren und der ganze Kopf brummt wie vor Erschöpfung. Tanzen vor miesen Boxen ist körperlich anstrengender. Es ist eine andere Art von Ausgehen, wenn der Sound als ganzheitlich physisches und psychisches Erlebnis im Mittelpunkt steht, denn zwischen Subbassfrequenzen und Equalizer passieren Dinge, die sich unserem Verständnis entziehen, die aber nachhaltige Lebensverbesserungen verursachen können. In all diesen Nächten, in denen diese Faktoren zusammenspielen, bekommt die Erschöpfung des nächsten Tages, falls man je zu zweifeln gewagt hat, einen Sinn: Wir werden niemals alt, nein, wir bleiben so für immer.

Kolumne: »Dance Yrself Clean« Katharina Seidler Kolumnistin, FM4, Falter — @kaseidler

Bild pamela ruSSmann

Hustle and Drone © 109salmon

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Es gibt Dinge da draußen, die sind so gut, die sind Segnungen für die Menschheit, echte Hits der Warenwelt, für die machen wir freiwillig Werbung.

Pizza Fixie

Der Pizza-Dude kommt immer auf dem Motorroller, die faule Sau. Der soll doch mal auf seine Gesundheit achten und ein Fahrrad nehmen. – Diese und ähnliche Gedanken kommen einem, während man sich genüsslich eine riesige Familienpizza ins zarte Antlitz schiebt. Sportlich wie man ist, hat man sie vorher mit dem Fixie-Pizzaschneider in mundgerechte Stücke geteilt. Denn man muss ja auch mit gutem Beispiel voranradeln. www.doiydesign.com

Game of Food

Kulinarisch bleibt es auch beim nächsten Must-Have, das spätestens im April im Postkasterl liegen sollte, wenn es wieder heißt: »All men must die!« Nein, es gibt keine neue Folge von »Sex And The City«, sondern die nächste Staffel von »Game Of Thrones« wird die Bildschirme der Nationen füllen. Endlich müssen weniger zartbesaitete Seelen beim Anblick inzestuöser Liebesspiele und harter Kampfszenen nicht mehr auf eine stilgerechte Brettljausn verzichten. www.radbag.at

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Sparst du noch auf das feinste Geschmeide von Tiffany, willst aber einstweilen nicht ohne Kette leben? Dann werde entweder SM-Sklavin oder besorg dir einen Platzhalter. »Lorem ipsum dolor sit amet …« und so weiter ist ein beliebter Blindtext, der schon seit dem 16. Jahrhundert verwendet wird. Meistens, um jemandem verschiedene Schrifttypen anhand eines gleichbleibenden Textes zu zeigen. Diese Kette sieht aber eigentlich gut genug aus, um sie gar nicht ersetzen zu www.modcloth.com müssen.

electronic music on vacation.

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ACID PAULI ALEX.DO ALEX PICCINI ANIMAL TRAINER ATEQ BEN PEARCE CHER MONSIEUR CID RIM DISTANT ECHOES DIZZY WOMACK DIE VÖGEL live FLORIAN SCHEIBEIN KETTENKARUSELL live KONSTANTIN DJ KOZE HVOB live IAN F. LIL LOUIS LEGOWELT live MANUELLE MUSIK MARKUS LINDNER MASSIMILIANO PAGLIARA MIA LUCCI MICHAL ZIETARA MOTSA PYTZEK SALUTE SOULHOUSING PROJECT live SMASH TV STENNY THE REVENGE TIGER & WOODS live THOMAS GRÜN WANDL live WAXOS WOLFRAM ZENKER BROTHERS 7CITIZENS and more TBA. SHOWCASES: Affine Records, Altavoz, Burek Label, Colours in Music, Dystopian, Giegling, Globalize Yourself Radio Capetown, Hive Audio, Illian Tape/Kong, Leap Records, Miteinander Musik, Praterei, Pomeranze, Red Bull Music Academy, Soundterrasse, Sheik’n’Beik, Stadtpark Musik, Sunday Mornings, TechnoSonntag, TIAS/wupwup/Osba, Untitled 100

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Pandagram-Steckbrief: gui_ (Guilherme da Rosa) Lukas Weber

Einmal pro Ausgabe bitten wir interessante Menschen, unseren Instagram-Account für 10 Tage zu übernehmen. Das meistgelikte Foto gibt’s hier.

(Cafe Leopold, Eutopia/Donauinselfest)

TOP 10

LEUTE, DIE 2015 UNBEDINGT (WIEDER) EIN ALBUM RAUSBRINGEN SOLLTEN

01 Waxos 02 Wandl 03 Cid Rim 04 Léyya 05 Poter Elvinger 06 Thrupence 07 Ben Khan 08 Flume 09 Maribou State 10 Lianne La Havas

TOP 5

FEATURES, DIE 2015 UNBEDINGT PASSIEREN SOLLTEN

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Salute / Danny Brown Holy Oxygen / Diplo Bilderbuch / Ernst Palicek Drake / Spooky Black Kanye West / SOPHIE

auch nicht schlecht: Gin Tonic (Hendricks Gin, Queens Tonic, Gurke, Pfeffer)

Goldenhour, Naschmarkt, Silhouetten, Schlagschatten! What’s not to like? So fängt man immer bei Instagram an und es funktioniert auch immer!

Barbara Rüdiger (Mumok Wien)

TOP 10

DIE ALLERSCHÖNSTEN SCHRIFTEN MIT HANG ZUM DANDYSME

01 Leben und Meinungen des Herrn Andreas von Balthesser eines Dandy und Dilettanten, Richard von Schaukal 02 Außerirdische Zwitterwesen, Michael Krebber 03 Notes On Camp, Susan Sontag 04 À rebours, Joris-Karl Huysmans 05 I Tried To Make This Work, David Lieske und Ingo Niermann 06 Soleil noir : dépression et mélancolie, Julia Kristeva 07 La Dernière Mode, Stéphane Mallarmé 08 Stories, Brion Gysin 09 Les pas effacés : Mémoires, Robert de Montesquiou 10 Shandyismus. Autorschaft als Genre, Helmut Draxler

TOP 5

MINERAL UND GESTEIN

01 Larimar 02 Glimmar 03 Fluorit 04 Vanadinit 05 Hemimorphit

auch nicht schlecht: Basenpulver

Guilherme da Rosa

Guilherme da Rosa, den man auf Instagram unter gui_ findet, hat mehr als 190.000 Follower auf der Foto-Plattform. Er studierte Architektur in Portugal und Deutschland und lebt seit sechs Jahren in Wien.

sieht man mir nicht an, ist aber so:

Als ich 17 war, habe ich Rugby auf der Wiese gespielt und zu Hause Geige geübt.

am schwersten auf einem foto festzuhalten:

Das Licht.

liebste foto-app:

Vsco Cam

liebster hashtag:

#outsideisfree

drei follow-empfehlungen

@valentinerie, @thisisnow_here, @miudafrenchie

schaue oder höre ich nur hinter zugezogenen vorhängen:

Anime

würd’ ich mir tätowieren:

Meine eigenen Architekturprojekte.

saidnooneever:

»I hate ice cream«. Seriously, if you hate ice cream there is something wrong with you!

instagram.com/thegapmag

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Jazz in Contemporary Music Vermittlung zeitgenössischer Musik Musik und Medien – Neuer Lehrgang! Musik und Recht – Neuer Lehrgang!

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»Battlefield Hardline« Der neueste »Battlefield«-Teil verlegt die Handlung in die USA – und zwar in die urbanen Zentren von Los Angeles und Miami. Der Spieler ist diesmal kein Militär sondern ein Cop, und das wirkt sich auf das Gameplay aus, in dem andere Prioritäten gelten. Da wird es nicht nur in Sachen Action spannend! Wir verlosen je 1 Exemplar für PC, Xbox One und PS4.

»Altes Geld« David Schalko hat eine neue Serie gemacht. Die kommt zuerst mal nicht im ORF, zumindest nicht sofort. Aber es gibt sie online auf Flimmit und auf DVD. Und Schalko hat wieder eine vielversprechende Ausgangssituation geschaffen. Es geht um einen vermögenden Patriarchen (Udo Kier), der eine neue Leber braucht. Derjenige aus der Familie, der diese spendet, bekommt das Geld. Wir verlosen 5 DVD-Boxen.

»Die paradoxe Republik« Oliver Rathkolb ist mit seinem Buch ein Standardwerk gelungen, das nun in der zweiten, aktualisierten Auflage erscheint. Worum es geht: Um Österreich. Um die zweite Republik. Um eine kritische Sichtweise darauf, was sich in diesem Land so tut und welche Positionen es einnimmt, zum Beispiel in der EU. Wir verlosen 4 Exemplare.

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Die durch Strom gehen

Bild Florian Thöni Bild Rotor Film, Dominik Spritzendorfer FIlmproduktion

»Elektro Moskva« ist eine Doku über russische und sowjetische Synthesizer, vor allem aber die Menschen dahinter und ihren Erfindungsgeist. »A synthesizer is something western and alien, an instrument with expanded abilities«, erklärt Alexey Borisov, Mitbegründer der russischen New Wave-Band Notchnoi Prospekt in »Elektro Moskva«. Der Dokumentarfilm handelt von sowjetischer Synthesizer-Musik, von elektronischer Pionierarbeit, und deren Geschichte seit der Oktoberrevolution bis heute. Skurrile Instrumente und Gerätschaften dienen dabei als Vehikel, um über ein Land und dessen Menschen auf essayistische Weise zu erzählen. Musiker, Wissenschaftler und geniale Erfinder berichten in einem Sammelsurium aus persönlichen Eindrücken von politischen Maßnahmen und utopischer Hoffnung, von Sehnsüchten, Wünschen und realen Zuständen eines (post-)kommunistischen Russlands. Propagandafilm, 8mm-Aufnahmen, Archivmaterial, dazwischen hautnahe Porträts. Menschen wie Lev Sergejewitsch Termen, Erfinder des bekannten Theremin und Edison der Sowjetunion, erzählen davon, wie schwierig es war, abseits von Flugdrohnen und Abhörgeräten als Ingenieur zu arbeiten, wie KGB-Agenten Vocoder-Geräte aus Fabriken schmuggelten, um damit Synths zu bauen und wie technische Leistungen stets mit militärischen Interessen verknüpft waren. Aleksey Iljinikh, Typ wodkatrinkender Mann des Volkes, hält die Story von »Elektro Moskva« zusammen. Man begleitet den Instrumentenhändler auf russische Flohmärkte, verlassene Dachböden und zu Treffen mit Hochzeitsmusikern aus der Provinz, wo Deals über sonderbare Keyboards und Synthesizer, die wie militärische Waffen aussehen, abgeschlossen werden. Auf berührende Weise sieht der Betrachter, wie real die Kluft zwischen Ost und West eigentlich noch ist, wie Not erfinderisch macht und was alltägliche Illusionen und Träume wirklich bedeuten. Dabei spart man sich die Perspektive, Mitleid oder Trauer für die Protagonisten aufkommen zu lassen, sondern vermittelt ein Bild der Bewunderung und des Respekts für so viel Leidenschaft. Denn genau diese Misslichkeit ist das eigentlich Großartige an diesem Film. Wie meisterhaft versucht wird, Instrumente aus maroden Haushaltsgeräten zu bauen, mit wie viel Erfindergeist man auf russische Weise versucht, Strom zu bändigen und sein eigenes Ding zu machen, abseits westlicher Vorbilder. »Elektro Moskva« ist kein üblicher Musikfilm. Es ist eine Hommage an den menschlichen Geist, eine intelligente Dokumentation darüber, was Musik für Menschen bedeuten kann und wie schön Scheitern und die Suche nach Lösungen doch eigentlich ist.

filmfestival linz // 23.– 28. april 2015 www.crossingEurope.at

Präsentiert von The Gap ist »Elektro Moskva« am 26. März im Filmcasino Wien zu sehen. Im Anschluss an die Vorführung moderiert Heinrich Deisl ein Publikumsgespräch mit dem Regie-Duo Elena Tikhonova und Dominik Spritzendorfer, die danach im Transporter bei freiem Eintritt auflegen (DJ: Dominik Spritzendorfer) und projizieren (VJ: Elena Tikhonova) werden.

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Der Regisseur Chris Cunningham setzte 1999 mit dem Video »All Is Full Of Love« einen Meilenstein im Bereich der Computeranimation und machte Björk damit zum berühmtesten Pop-Roboter.

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Roboter x Künstliche Intelligenz — An der nächsten Schwelle menschlicher Entwicklung

Wer will, kann sich einen Roboter leisten. Zum Beispiel den Dirt Devil M607 Saugroboter Spider um rund 100 Euro, der uns »… davon befreit, Zeit mit dem Putzen zu verschwenden. Auf seinem Weg zu absoluter Sauberkeit entdeckt und umfährt der Spider Hindernisse. Er erkennt dank seiner Sensoren sogar Treppen, ohne abzustürzen.« So die euphorische Produktbeschreibung. In der Praxis sieht die Sache meist anders aus. Erst kürzlich kam ein weiterer Testbericht zum ernüchternden Ergebnis: Nur wenige Modelle funktionieren tatsächlich passabel, und selbst die Testsieger können aufgrund ihrer mangelnden Saugkraft einen herkömmlichen Bodenstaubsauger nicht ersetzen. Nichts anderes als ein TechnikSpielzeug also? Szenenwechsel: Auf einem Youtube-Video erklimmt ein 110 Kilogramm schwerer Laufroboter, der aussieht wie ein grimmiger Packesel, entschlossen einen Waldhügel, dazu läuft Musik wie in einem David Lynch-Film. Bedrohlich soll er wirken, kein Zweifel: BigDog wurde von der amerikanischen Firma Boston Dynamics, einem der Vorreiter in Sachen Roboterproduktion, entwickelt, und zwar im Auftrag der Defense Advanced Research Projects Agency, die zum USVerteidigungsministerium gehört. Gedacht ist er als Unterstützung für Bodentruppen in einem Umfeld, in dem sich herkömmliche Militärfahrzeuge nicht bewegen können. 180 Kilo kann er tragen, 24 Stunden lang. Und notfalls ist er sogar imstande, selbst Ziegelsteine zu werfen. Doch wie erkennt er den richtigen Weg durchs Gelände? Welche Kri-

terien bestimmen sein »Handeln«? Und was hat ein solcher »lebensechter« Roboter mit seinem 100-Euro-Staubsauger-Bruder zu tun, der verwirrt umhersaust, sobald er irrtümlich in ein falsches Zimmer gerät? Solche laienhaften Fragen kann man Markus Vincze stellen. Der Professor am Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik der Technischen Universität Wien sieht es auch als seine Aufgabe, darüber aufzuklären, was Roboter können – und was nicht. Denn je mehr man über Roboter wisse, desto weniger müsse man sich vor ihnen fürchten. »Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit einem Genetiker«, so Vincze. »Davor fand ich es unheimlich, was die alles können. Er hatte die gleiche Sicht von der Robotik.«

Sehen, denken, fühlen Was man für einen Roboter braucht, ist denkbar einfach zusammenzufassen: »Zunächst mal die Mechanik, die sieht man ja auch meistens. Dann Sensoren zum Hören, Sehen oder Tasten. Und dann muss der Roboter nicht nur seine Umgebung erfassen, sondern auch interpretieren können«, so der Experte, der sich wissenschaftlich vor allem mit dem Sehen von Robotern auseinandersetzt. Anhand seines Forschungsschwerpunkts erklärt Vincze die Schwierigkeiten seines Faches. »Menschliches Sehen braucht die Hälfte der Großhirnrinde, ist also unheimlich komplex. Wir sind derzeit noch immer weit davon entfernt, hier bei Robotern eine Performance, die jener von Menschen ähnelt, zu erreichen. Mittlerweile gibt es zwar Sensoren, die auch räumliche Tiefeninformation liefern, zusätzlich zu den Farbinforma-

Text Peter Stuiber Bild one little indian, Chad Slattery, U.S. Marine Corps Sgt. Sarah Dietz, John Smith

Wenn Köpfe wie Stephen Hawking und Elon Musk vor künstlicher Intelligenz warnen oder Google eine Roboterfirma kauft und künstliche Intelligenz immer weiter entwickelt, kann man sich fürchten, muss aber nicht.

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Der “Big Dog” von Boston Dynamics wurde ursprünglich für das U.S. Militär gebaut. Dass Google 2013 die Firma kaufte, ist der Stoff, aus dem die Albträume von Verschwörungstheoretikern gemacht sind. tionen, die mir auch helfen, Elemente zu trennen.« Doch selbst für die scheinbar einfachsten Situationen benötige man eine Vielzahl an Informationen. Vincze erklärt das anhand von zwei Kaffeetassen, die auf seinem Tisch stehen. Ein Roboter könne die beiden unterscheiden, wenn sie voneinander getrennt stehen. Stehen sie nahe beieinander, wird die Sache schwieriger. Mit einem Glas davor oder weißem Hintergrund verkompliziert sich die Sache immer weiter. Hat er zu wenige Informationen, scheitert der Roboter. Liefert man zu viele, dauert die Verarbeitung zu lange. Noch.

Bessere Sensoren, Prozessoren, Algorithmen Trotz aller Schwierigkeiten hat der aktuelle Hype um Roboter seine handfesten Gründe: Die technologischen Fortschritte der vergangenen Jahre sind beachtlich. Einen entscheidenden Beitrag lieferte u. a. die Sensoren-Hardware Kinect, die für Microsofts XBox entwickelt wurde, um mit vollem Körpereinsatz spielen zu können. Auch schnelle, billige Chips haben der Branche einen Boost verpasst. Rechner werden zwar voraussichtlich noch länger keine echte, harte künstliche Intelligenz entwickeln, aber mit besseren Algorithmen und enorm großen Datenmengen kann Intelligenz zumindest schon simuliert werden. Deshalb funktionieren manche Übersetzungen, obwohl Maschinen Sprachen nicht einfach verstehen können. Dass Firmen wie Amazon oder Google in jüngster Zeit einige Roboterfirmen aufgekauft haben, befeuert die Debatte. Und Zukunftsvisionen wie »Terminator«, »Avengers 2« oder »Stargate«, in denen denkende Maschinen die Menschheit bedrohen oder zerstören, sind zumindest nicht utopisch genug, dass nicht mehrere hundert anerkannte Professoren und Forscher, darunter Stephen Hawking und Elon Musk, in einem offenen Brief vor potenziellen Fallen der künstlichen Intelligenz warnen. Die Forschung daran würde ständig voranschreiten, der gesellschaftlich Nutzen müsse dabei möglichst groß werden. Sogar das Ende von Hunger und Armut sei vorstellbar. In der Logistik und beim Verpacken sind Roboter bereits jetzt gut einsetzbar, auch wenn etwa Amazons Ankündigung, in Zukunft mit Drohnen ausliefern zu wollen, eher als guter PR-Gag denn als bald realisierbarer Plan gilt. Selbstfahrende Autos werden gerade von mehreren Seiten getestet. Scheitert ein Roboter allerdings, weil er z.B. ein Glas nicht greifen kann, sondern vom Tisch stößt, dann kann er

aus dieser Situation kaum lernen, denn – so Markus Vincze – »um Rückschlüsse ziehen zu können, bedarf es des Wissens, was genau passiert ist. Alle Aspekte zusammenzubekommen, gelingt nur sehr eingeschränkt.« Eben deshalb kann man sich zwar einen Staubsaugerroboter kaufen, aber eben noch lange keinen, der die Küche zusammenräumt. Doch warum wirken dann die menschen- oder tierähnlichen Roboter, die etwa im Auftrag von Militärs entwickelt werden, so flexibel und intelligent, wenn sie Leitern erklimmen oder Wände durchbrechen? Weil diese Roboter nur eingeschränkt selbständig agieren. Dahinter stecken immer Menschen, die steuernd eingreifen. Zu den bekanntesten dieser halbautonomen Roboter zählen die Drohnen, deren Einsatz bereits zu heftigen Diskussionen geführt hat, ob es ethisch vertretbar sei, mit Maschinen gegen Menschen zu kämpfen. Das Thema autonomer, tödlicher Robotik beschäftigt die Vereinten Nationen schon seit einigen Jahren.

Roboter nehmen dir deinen billigen Job weg Dabei stellen sich natürlich nicht nur Fragen technologischer Natur, sondern vor allem nach den Konsequenzen für unsere Arbeitswelt. Der Economist widmete sich kürzlich in einem »Special Report« diesem Thema. Das traditionell wirtschaftsliberale Magazin stellte fest, dass die erhofften Produktivitätssteigerungen durch Jobverluste aufgewogen werden könnten. Dabei gelten gerade Roboter derzeit bei vielen Ökonomen – vor allem in den USA – als einzig probates Mittel, um die Produktion von Gütern im Land zu halten oder gar aus Billiglohnländern zurückzuholen. Roboter hätten etwa in der Automobilindustrie geholfen, die Arbeiter bei schweren Tätigkeiten zu entlasten, so das Argument. Dass schlecht qualifizierte Arbeitskräfte in Zukunft besonders gefährdet sind, ihren Job zu verlieren, davon wird aber einhellig ausgegangen. Interessant auch, dass die neue, billigere Robotergeneration bei Klein- und Mittelbetrieben (die bislang kaum Roboter eingesetzt haben) noch nicht angekommen ist. Das bekommt derzeit das US-Unternehmen Rethink Robotics zu spüren, wie der Economist berichtet. Sein humanoider Baxter-Roboter koste zwar nur 25.000 Dollar, doch die avisierte Kundschaft (Klein- und Mittelbetriebe) bleibt noch zurückhaltend.

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Can’t be unseen: Dieser dämonische Tanz-Roboter brachte das Internet zum explodieren. Mit Hilfe von Gesichtserkennung kann er den Blick seiner Betrachter erwidern, während er sich sexy und angsteinflößend zu Musik bewegt.

Roboter, dein Freund und Helfer Wie so oft erweist sich der militärische Bereich als Vorreiter. Doch es gebe auch menschenfreundlichere Bereiche, bei denen Roboter gut einsetzbar sind. Markus Vincze von der TU Wien arbeitet gemeinsam mit einem Projektteam an einem Roboter namens Hobbit, der ältere Menschen zu Hause unterstützen soll: einfache Gegenstände tragen, im Notfall Hilfe organisieren, zu Aktivitäten motivieren – all das soll das Gerät können, zugleich aber preislich leistbar sein. Ein Roboter als Begleiter im Alter? Ist das nicht eine Horrorvorstellung? Vincze beruhigt. Kein Roboter könne etwa menschliche Pflege ersetzen, es gehe nur darum, pflegebedürftigen Menschen im Alltag eine Unterstützung zu geben, ihnen Sicherheit zu vermitteln. Mit dem richtigen Design könne es auch gelingen, dass die Userinnen und User zum Hobbit ähnlich wie zu Haustieren eine Beziehung aufbauen (siehe »Uncanny Valley«). Apropos Hobbit: Einer der faszinierendsten Faktoren des RoboterThemas ist die Tatsache, dass Pop-Visionen und Science-Fiction aus Literatur, Film oder Computerspielen durchaus eine Rolle bei technologischen Entwicklungen spielen – und sei es nur insofern, dass sie künftige Forscher und Entwickler für das Thema interessiert haben. Das kann auch Stefan Oberpeilsteiner bestätigen, ein 28-jähriger Freelance-Software-Entwickler in Wien. Er bereitet sich derzeit wieder auf die Teilnahme an der Robot Challenge Vienna vor, einer seit 2004 stattfinden internationalen Meisterschaft für selbstgebaute, autonome Roboter. »Dadurch dass Robotik eine klassische Quer-

Uncanny Valley Müssen oder sollen Roboter wie Menschen aussehen? Ja und nein. Wer mit Maschinen kommuniziert, tut sich leichter, wenn diese z. B. einen »Kopf« haben. Dieser Kopf gibt mir mit Gesten oder Sprache Feedback, in seine Richtung erteilt man Befehle. Außerdem macht es auch deshalb Sinn, Roboter menschenähnlich zu designen, weil sie oft in einer für Menschen geschaffenen Umgebung eingesetzt werden. Doch die Akzeptanz von Robotern steigt nicht parallel zu deren Menschenähnlichkeit. Wenn sie Babys zur Welt bringen, singen oder mit einer Maske strippen, löst das bei vielen Unbehagen aus. Diesen Effekt hat der japanische Robotiker Masahiro Mori mit dem Begriff »Uncanny Valley« (unheimliches Tal) beschrieben, wobei sich der Begriff »Tal« auf das Absinken der Akzeptanz-Kurve in einem Diagramm bezieht: Menschen finden – z.B. auch bei Animationsfilmen – abstrakte Figuren sympathischer als solche, die zu menschenähnlich aussehen. Wenn diese sich »abnorm« verhalten, wirkt das auf viele irritierend. Einen runden, kleinen, käferähnlichen Staubsaugerroboter, der panisch nach seiner Ladestation sucht, finden wir hingegen irgendwie – im doppelten Sinne – putzig.

schnittsmaterie ist, hat man als Einzelperson meiner Meinung nach keine Möglichkeit, irgendetwas Signifikantes zu schaffen.« Große Firmen wie Boston Dynamics (2013 von Google übernommen) werden von der Rüstungsindustrie finanziert, »dementsprechend sehen auch die Ergebnisse aus«, erklärt Oberpeilsteiner. Ob man derzeit an einer Schwelle stehe, könne er nicht einschätzen, so der Roboterbauer. »Sicher sind wir vor einer Schwelle. Man sollte sich hier aber nicht von Gimmicks wie Siri und Co täuschen lassen.«

Auch mal über Fails lachen Das sind beruhigende Nachrichten für alle, denen es bei der Vorstellung, demnächst mit Robotern den Arbeitsplatz oder das Altersheim teilen zu müssen, kalt über den Rücken läuft. Apokalyptischen Visionen kann Markus Vincze von der TU Wien erwartungsgemäß nichts abgewinnen, auch wenn er selbst bei extrem humanoiden Geschöpfen wie dem Geminoiden des berühmten japanischen Robotikers Hiroshi Ishiguro selbst Unbehagen spürt. »Interessant ist der Zugang je nach Kulturkreis«, so Vincze. »In Japan ist jedes Ding beseelt. In Europa gibt es seit den Griechen die Vorstellung, dass irgendein künstlicher Mensch gebaut wird, der dann ausflippt. Das ist bei uns sehr in den Köpfen drinnen.« Wer genug von bedrohlichen Androiden auf Youtube hat, kann sich ja jene Videos ansehen, die Fehlleistungen von Robotern zeigen: Fußballspielende Roboter, die unmotiviert umfallen. Roboter, die Ketchup auf den ganzen Tisch statt neben den Hamburger spritzen. Roboter, die auf einer Treppe nach zwei Schritten kläglich umfallen … Darüber kann man herzhaft lachen. Bis die Roboter zuletzt lachen, dauert es noch ein wenig.

Die amerikanische Triton-Drohne dient zu Überwachungszwecken.

Die Robot Challenge Vienna findet am 11. und 12. April 2015 in der Wiener Aula der Wissenschaften statt. www.robotchallenge.org 017

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Dodoli ist ein franzĂśsisches Kofferwort aus Dodo (Schlaf) und Lit (Bett). Die Deluxe-Zukunftsversion dieser Kinderwiege ist natĂźrlich grau. 018

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golden frame — Katja Novitskova – »Dodoli de Luxe Grey«

Träumen Babys bald von elektrischen Schafen? Die Wiegen von Katja Novitskova schaukeln uns eine Zukunft vor, in denen sie Babys vorsingen und den Herzschlag der Mutter imitieren können. Als klassischer Gebrauchsgegenstand unterlag die Wiege immer dem Design ihrer Zeit. Katja Novitskovas Arbeit »Dodoli de Luxe Grey« ist ein zeitgemäßes Zukunftsmodell einer Babyschaukel. Sie kann auch den Herzschlag der Mutter nachahmen und Kinderlieder singen. Novitskova befreit den Gegenstand von seiner Verkleidung. Dadurch wird er zum Gerippe, zum Kern einer Zukunftsversion. Die vollwertige Warenästhetik der Wiege geht verloren, ebenso das ansprechende Design. Übrig bleibt nur noch der in die Kunst überführte, nackte Gegenstand. Anders als bei Hiroshi Ishiguros Androiden, die täuschend nahe den Menschen imitieren und sogar in der Lage sind, mit diesem zu interagieren, ist Novitskovas Wiege so etwas wie ein Artefakt der Zukunft. In einer größeren Installation arrangiert sie mehrere Wiegen und bringt daran unterschiedliche Gegenstände an, die bunt, kindlich und synthetisch wirken. Der so entstandene Raum wirkt wie eine Kinderkrippe der Zukunft, kurz nachdem die Eltern ihre Kinder abgeholt haben und der Raum wieder leer ist.

Neben den auf der Wiege aufgetragenen grünen Schlangenlinien, die oft wie Beschmierungen wirken, finden sich in Novitskajas Repertoire immer wieder längliche rote Linien und Formen, etwa auf Plastikfolien, die wie Wachstumspfeile aussehen. Für die Künstlerin ist das Web der wichtigste Fundus, den sie als Ausgrabungsstätte benutzt, um Formen, Formate und Kontexte zu ergründen. Aus virtuellen Gegenständen werden Objekte und Installationen. Sie vermittelt zwischen virtuellem und materiellem Gegenstand. Für Webuser manifestieren sich Gegenstände aus dem Internet in der Regel nur über einen Online-Bestellvorgang oder einen Druckvorgang. Diese beiden Prinzipien wendet auch die Künstlerin an. Novitskovas Arbeitsweise lässt zu, dass sich Offline- und Online-Medien verbinden, sich überlagern und eine Klammer darstellen. So hat sie etwa Tierbilder aus dem Internet auf Papyrus gedruckt und damit eine Art Bestiarium erstellt, gleichzeitig greift sie dabei auf eines der ältesten Trägermedien zurück. Die Wiege, einer der ältesten Gebrauchsgegenstände der Menschheit, erhält eine Robo-Ästhetik, ohne zum Sci-Fi-GenreGegenstand zu verkommen. Vielmehr bleibt sie ein Verweis auf ein Formenvokabular, das die Künstlerin permanent aus dem Web heraus übersetzt. Katja Novitskova ist 1984 in Tallinn, Estland, geboren und lebt in Amsterdam. Sie wird von der Gallerie Kraupa-Tuskany-Zeidler in Berlin vertreten. Mehrere ihrer Arbeiten, darunter auch »Dodoli de Luxe Grey« aus dem Jahr 2014, sind derzeit in der Ausstellung »The Future of Memory« in der Kunsthalle Wien noch bis 29. März zu sehen.

Text Erwin Uhrmann Bild Jorit Aust

Das Web als Ausgrabungsstätte

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»Chappie, Ex Machina« — Android-Filme zwischen Cyberpunk und Utopie

Das Ende der Menschheit Text Jan Hestmann Bild UNIVERSAL, MARVEL, SONY PICTURES

Mit Neill Blomkamps »Chappie« und Alex Garlands »Ex Machina« ruft das Kinojahr 2015 frühzeitig das filmgeschichtsträchtige Spannungsfeld zwischen Mensch und Maschine auf den Plan. Cyberpunk René Descartes lässt grüßen. »Now we are stopping at a robot«, erklärt der Taxifahrer strahlend seiner Kundin Lady Gaga auf der Rückbank, »because in South Africa we call a traffic light a robot!« Wir befinden uns in einem Musikvideo des südafrikanischen Rap-Duos Die Antwoord, in einem heruntergekommenen Viertel irgendwo in Südafrika, wo Ninja und Yo-Landi einst das Rappen erlernt haben. Hier hat 2009 der ebenso in Südafrika gebürtige Neill Blomkamp in seinem Regiedebüt eine Roboter-Dystopie erschaffen – am Rande von Johannesburg, in einem menschenfreien Slum, dem sogenannten »District 9«. Nun fokussiert Blomkamp in seinem aktuellen Film nicht etwa auf einen leblosen Apparat wie eine Ampel, sondern auf einen Roboter namens Chappie und haucht diesem menschliche Züge ein. An dessen Seite stellt er seine Landsleute Ninja und Yo-Landi, welche in die Rolle von Gangstern schlüpfen, die den Roboter entführen und ihm die Welt des Thug Life näher bringen. Alles genügend Gründe für ein reizvolles Kinospektakel – doch »Chappie« sollte nicht bloß als Sci-FiKomödie abgetan werden. Indem Blomkamp seinem Roboter eigenständiges Denken und Fühlen zuschreibt, knüpft der Filmemacher an eine traditionsreiche gesellschaftskritische Science-Fiction-Strömung

an. Wie auch schon »District 9« basiert »Chappie« auf einem Kurzfilm. Blomkamps »Tetra Vaal« aus dem Jahr 2004 zeigte einen Roboter mit hasenohrartigen Antennen, welcher zur Unterstützung der Exekutive durch die Straßen Johannesburgs streift, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Elf Jahre später sind die Ohren geblieben, die Persönlichkeit von Chappie ist aber stark ausgebaut worden. Seit seinem Durchbruch hat sich der aufstrebende Filmemacher der Wechselwirkung zwischen Menschen und nicht humanen Lebensformen verschrieben. Sind in »District 9« noch insektoide Mutationen außerirdischer Art Ursache für die fortschreitende Entmenschlichung des Protagonisten, so basiert diese im Folgewerk »Elysium« auf einer maschinellen Symbiose, welche Matt Damon zum Cyborg werden lässt. Gleich bleibt Blomkamps Konstruktion einer Zweiklassengesellschaft als Rahmen des Plots – während in »District 9« die Aliens die Rolle der unteren Schicht übernehmen, ist es in Elysium der auf dem mittlerweile nicht mehr lebenswerten Planeten Erde zurückgelassene, weniger wohlhabende Teil der Weltbevölkerung, dessen Alltag durch den Einsatz kompromisslos programmierter und gefühlskalter Roboter strukturiert wird.

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Links: Der kindliche Roboter Chappie in Aktion mit Yolandi Visser, einer Hälfte der Formation »Die Antwoord«. Rechts oben: No strings attached: Ultron, vielleicht eine Nummer zu groß für die »Avengers«? Rechts unten: A.I. in menschlicher Hülle: Alicia Vikander in »Ex Machina«.

Chappie denkt und fühlt In »Chappie« nimmt diese Rolle schließlich der namensgebende Roboter selbst ein. Problematisch wird das dadurch, dass Chappie – ebenso wie Blomkamps bisherige Protagonisten – denken wie auch fühlen kann. Ein solch konstruiertes Dilemma zieht sich wie ein roter Faden durch die Filmgeschichte der Roboter und Androiden und wird dabei immer wieder zur dystopischen Zukunftsvorhersage hochstilisiert. Bereits Fritz Lang erschuf in seinem Epos »Metropolis« aus dem Jahr 1927 die Figur eines Maschinenmenschen innerhalb eines rigiden Zweiklassensystems, bestehend aus Oberschicht und Arbeiterklasse. Philip K. Dicks in den 60ern erschienener Klassiker »Do Androids Dream Of Electric Sheep?« war schließlich ein Vorläufer, in dem künstliche Intelligenzen in humanoiden Körpern selbst Teil der Klassengesellschaft werden.

Böse Roboter Der Science-Fiction-Autor William Gibson legte 1984 mit »Neuromancer« den Grundstein der Cyberpunk-Bewegung. Nahezu parallel wird Dicks Androiden-Parabel durch Ridley Scott verfilmt und entmenschlichte und bösartige Roboter, Android oder Cyborg wird der bis dato wohl prägnanteste Film zum Thema – »Blade Runner« schließlich zum weniger attraktiven Modell. Ein Trend, dem nicht nur – erscheint. Spätestens jetzt hat sich René Descartes Ausspruch »Ich der »Terminator« im Laufe seiner Entwicklung entgegenblicken muss. denke also bin ich« in seiner Doppelbödigkeit in der Popkultur ma- Wesentlich spannender ist die zunehmende Identifikation mit der nifestiert. Auf die Cyberpunk-Bewegung der frühen 80er folgen un- künstlichen Intelligenz. zählige Werke. Film wie Literatur sind von einer düsteren und maschinell symbiotischen Stimmung geprägt – weit weg von einer steril Gute Roboter Diese Richtung verfolgen dann die Werke der 2000er Jahre. Allen designten und moralisch weniger verfänglichen Galaxie wie der von »Star Wars«, welche sich noch Ende der 70er aufgetan hat. Natürlich voran Steven Spielbergs »A. I.« (2001), aber auch Pixar liefert mit »Wall hat es zu dieser Zeit auch Roboter gegeben, welche nicht ihre eigene E« einen sehenswerten Beitrag dazu ab. Das äußere Erscheinungsbild Existenz hinterfragt und somit in eine Sinnkrise gestolpert sind. Den – die Differenzierung zwischen Blechmann und Androiden – spielt daMetall-Cowboys aus »Westworld« (1973) etwa werden keine empathi- bei scheinbar eine geringere Rolle als in den 80ern, wo gerade die schen Fähigkeiten zugesprochen. Sie sind lediglich Resultat einer de- durch das nicht mehr unterscheidbare Äußere entstehende Paranoia kadenten Entertainment-Gesellschaft, was schlussendlich zwar nicht in der Gesellschaft zentrales Thema ist. Weder Wall E noch Chappie ganz zur oft zitierten Roboterapokalypse, aber immerhin zum Ausnah- brauchen eine humanoide Hülle, um liebenswerte Protagonisten zu mezustand in einem US-Vergnügungspark führt. Doch der komplett sein. Schließlich nimmt Spike Jonze den haptischen Körper ganz aus dem Spiel und erzeugte 2014 mit »Her« die bisher wohl realistischste Zukunftsdystopie. So einfach lässt sich ein einziger gültiger Trend dann aber doch nicht herauskristallisieren. Denn neben »Chappie« liefert das aktuelle Kinojahr mit »Ex Machina« noch einen weiteren Kandidaten aus dem Metier, welcher den klassischen Androiden wieder auf die Bühne bringt. In seinem Regiedebüt konfrontiert Alex Garland, Drehbuchautor von »28 Days Later« und »Sunshine«, einen jungen Programmierer mit der erschütternden Menschlichkeit eines weiblichen Androiden, moralische Dilemmas vorprogrammiert. Man könnte meinen, Garland gibt Jonzes Samantha den Körper, den sie verdient, und lässt so das Täuschungsspiel der 80er Jahre ein weiteres Mal aufleben. Descartes pragmatischer Ansatz des Denkens wird in Garlands Konstruktion eines Beziehungsdreiecks, welches den Androiden einschließt, einmal mehr in einem Gefühlskarussell zugespitzt. Auch das reizvolle Spiel mit der Angst vor dem Verlust der menschlichen Souveränität aufgrund technologischen Fortschritts dürfte seit der Blütezeit des Cyberpunk offenbar nichts an Faszination eingebüßt haben, hat doch erst im vergangenen Dezember Stephen Hawking von seiner Furcht gesprochen, indem er meinte: »The development of full artificial intelligence could spell the end of the human race«. Einen besseren Werbeslogan könnte es für »Ex Machina« oder »Chappie« wohl nicht geben. Und so ist auch diese cineastische Strömung noch lange nicht versiegt. »Ex Machina« war bereits in britischen Kinos zu sehen. In den USA und Deutschland läuft er im April an, der Österreich-Starttermin steht noch nicht fest. »Chappie« kommt am 6. März in die Kinos. »Avengers – Age Of Ultron« startet am 23. April. 021

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24Monate

Diplom Bachelor(BA/BSc)** Master (MA/MSc)** 12Monate 12Monate

Festival

For

Audiovisual Expressions

Audio/Tontechnik.

Akustik,Musikproduktion, Elektrotechnik,Veranstaltungstechnik,Filmton,Remixing,Musiktheorie, Schnitt,Musik Business, Projektmanagement,Marketing,Copyright...[/Auszug].

Film/DigitalFilm&Animation.

Kameras,Licht,MakingOf,Dokumentation,Reportage,Set Seminar, Kurzfilm,Grading,Licht,3DAnimation,Werbung, Projektmanagement,Marketing,Copyright...[/Auszug].

Game/GameArt&3DAnimation.

Modeling,ConceptArt,GameAnimation,Sculpting,Game Design,Portfolio,Rigging,Worflows,Unity,Oculus,Projektmanagement,Marketing,Copyright...[/Auszug].

Web/Webdesign&Development.

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[Klassengröße ≤ 20;~450 Studierende total; DozentInnen aus der Industrie;35+ Jahre Erfahrung; modernes Equipment;Alumninetzwerk;Praxisschwerpunkt; 50+ Standorte weltweit;Auslandssemester]

SAE Institute Wien Linke Wienzeile 130A 1060 Wien wien@sae.edu www.sae.edu/best

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ROUNDTABLE — Künstliche Intelligenz und Robotik

BILDUNGSCHWERPUNKT

Welchen Einfluss hat künstliche Intelligenz auf die gesellschaftliche Realität? Wir haben Experten an Österreichs Hochschulen gefragt.

Was sind häufige Vorurteile und Klischees in der Roboter-Mensch-Beziehung? kubinger: Das häufigste Vorurteil ist sicher nach wie vor, dass ein Roboter dem Menschen ersetzt. Dies ist jedoch ein Trugschluss, da etwa ein Industrieroboter Tätigkeiten ausführt, die ein Mensch nicht

oder nur schwer ausführen könnte – wie das präzise Positionieren von schweren Lasten. hubert berger, fh joanneum: Das Szenario des völligen »Außer-Kontrolle-Geratens« von Maschinen würde ich eher in den Bereich der Klischees einordnen. fermüller: Tatsächlich ist die große Mehrzahl von Robotern für klar spezifizierte, mechanische Aufgaben mit sehr geringer Anforderung an »Intelligenz« im Einsatz. Leute wie Stephen Hawking oder Elon Musk warnen vor intelligenten Maschinen. Zurecht? thomas schmickl, uni graz: Ja, weil wir die Selbstorganisation solcher Systeme nicht durchgängig verstehen. Wir verstehen manche Teile recht gut, aber unsere moderne Infrastruktur bindet diese Teile zu Gesamtsystemen zusammen. Und dort gibt es Phänomene wie »Emergenz«. berger: Ähnlich kritisch hat sich mittlerweile auch Bill Gates geäußert. Er hat diese Gefahr aber relativiert, da er den aktuellen Stand der Entwicklungen noch einige Jahrzehnte davon entfernt sieht. Die Gefahr kommt durch die Vernetzung höchst komplexer Systeme, deren gemeinsames Verhalten schwierig abzuschätzen ist. fermüller: Die Warnungen sind sicher bedenkenswert. Es ist zu befürchten, dass die

tiefen ethischen und rechtlichen Probleme nicht adäquat politisch verhandelt werden. Es sind bereits technische Systeme – vor allem im militärischen Bereich – im Einsatz, die autonom Entscheidungen treffen, die unmittelbare Konsequenzen für Tod oder Leben von Menschen haben. johannes steinschaden, fh vorarlberg: Ich persönlich denke, dass das noch ein sehr weiter Weg ist. Derzeit sehe ich diese Gefahr noch nicht real. Sehen Sie die zunehmende Automatisierung überwiegend als Chance oder auch als Bedrohung (Arbeitsplätze, Kriegsführung, menschliches Versagen, u.v.m.)? kubinger: Automatisierung um qualitativ hochwertige Produkte zu einem günstigen Preis herzustellen, geht in die richtige Richtung. Die zunehmende Automatisierung der Kriegsführung hingegen ist eine extrem negative Ausprägung. Anwendungsgebiete wie die roboterunterstützte Bergung nach einer Katastrophe oder die autonome Erkundung nach einem Chemie- oder Atomunfall sind teils militärisch, aber dennoch unterstützenswert. steinschaden: Ich sehe die Automatisierung überwiegend als Chance. Vor allem dadurch, dass sie uns von gefährlichen und körperlich oder psychisch anstrengenden

Text Teresa Havlicek Bild JUHA TERHO

Wo werden wir in den nächsten zehn Jahren den Fortschritt in den Bereichen Robotik und künstliche Intelligenz am konkretesten beobachten können? wilfried kubinger, fh technikum wien: Die größten Fortschritte wird es im Bereich der Service-Robotik und in der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter geben. Eine Anwendung wird dabei der Autopilot bei PKWs sein. christian fermüller, tu wien: Derartige Vorhersagen sind immer schwierig, wie die entsprechenden Einschätzungen in der Vergangenheit gezeigt haben. Aber wenn man »dem Geld folgt«, so ist ganz klar, dass sich im militärischen Bereich am meisten tun wird. wolfgang werth, fh kärnten: Aus meiner Sicht wird der Fortschritt am deutlichsten im Home-Service-Bereich (z.B. Assistenz für ältere Menschen) und der Medizintechnik (z.B. Roboter unterstützen den operierenden Arzt) sichtbar werden.

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Tätigkeiten entlasten kann. berger: Automatisierung verlagert den Bedarf an Arbeitskräften hin zu hochqualifizierten Ingenieuren. Das spiegelt sich darin wider, dass wir einerseits über 400.000 arbeitssuchende Personen haben und gleichzeitig einen nicht wirklich gedeckten Bedarf an Elektronik- und Software-Ingenieuren. Gibt es heute überzeugende Darstellungen von Robotern in Science-Fiction-Filmen, wie wir sie bald erleben könnten? Wenn ja, welche wären das? kubinger: Ich persönlich finde keine der Darstellungen von Robotern in Filmen realistisch. Jedoch hat Science-Fiction einen sehr wichtigen Einfluss auf die Akzeptanz von Robotern – beispielsweise R2D2 aus »Star Wars« oder Sonny aus »I, Robot«. fermüller: Ich denke nicht, dass ScienceFiction-Filme realistische Bilder von Robotern bieten, wie wir sie in naher Zukunft im Einsatz beobachten könnten. Aber existentielle Fragen werden in zugespitzter Form illustriert. Um das zu erreichen, sind vor allem anthropomorphe Roboter als Anker geeignet. Man denke z.B. an »Terminator 1-3«, »Artifical Intelligence« oder den großen Klassiker »Blade Runner«. berger: Realistischer waren die Vorstellungen für nicht menschenähnliche Roboter.

Vor 30 Jahren gab es z.B. die sehr erfolgreiche Fernsehserie »Knight Rider«. Ob Funkuhr, Ortung und Peilung, automatische Routenplanung oder geräuscharmes Fahren, all diese Dinge sind heute Wirklichkeit geworden. Warum sind selbstfahrende Autos noch nicht auf der Straße? fermüller: Nach meinem Wissenstand sind dafür weniger technische als offene rechtliche und ethische Fragen verantwortlich. Natürlich werden auch selbstfahrende Autos Unfälle verursachen. Wer ist im konkreten Fall für ein Fehlverhalten des Bordcomputers verantwortlich? Reicht es nachzuweisen, dass diesen Maschinen statistisch weniger Menschenleben zum Opfer fallen? Welche »Restunsicherheit« für Maschinen sind wir bereit, in Kauf zu nehmen? kubinger: Vollautomatische Autos sind meiner Ansicht nach aus drei Gründen noch nicht auf dem Markt. Erstens ist die Zuverlässigkeit der Sensoren und Autopiloten noch nicht ausreichend, zweitens sind die rechtlichen Rahmenbedingungen weltweit noch nicht gegeben und drittens sind die Kosten für den Kunden noch inakzeptabel. berger: Die Einführung autonomer Fahrzeuge kann nur schrittweise erfolgen. Im Grunde passiert dies in Form von Fahrer-

Assistenzsystemen. Künftige Microcomputer werden zwar genügend Rechenleistung bieten, die Komplexität der Algorithmen stellt aber einen kaum absehbaren Entwicklungs- und Testaufwand dar. Gibt es eine Grenze für Tätigkeiten, die ein Roboter niemals übernehmen sollte bzw. so ausführen wie ein Mensch? werth: Roboter dürfen nie über Leben und Tod eines Menschen entscheiden, d.h., ein Roboter darf nicht entscheiden, ob ein Patient eine lebensrettende oder lebensverlängernde Therapie erhält oder nicht. schmickl: Nein. Wir sind auch nur biologische Maschinen. Also warum sollten Roboter und künstliche Intelligenz nicht denselben Level erreichen. fermüller: Ein Teil der Schwierigkeit liegt in folgendem Paradox: Wenn es uns gelingt, eine konkrete menschliche Tätigkeit genau zu beschreiben, dann haben wir damit die Basis zur formalen Modellierung dieser Tätigkeit. Eine mögliche Schlussfolgerung ist, dass es zwar immer eine Grenze geben wird, diese aber niemals endgültig festzuhalten ist. Robotik und Mechatronik kann man u.a. am Technikum Wien, FH Joanneum, FH Kärnten, TU Wien und FH Vorarlberg studieren.

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Staatssekretär Mahrer koordiniert bei der ÖVP neben den Bildungsagenden auch das Thema der alternativen Unternehmensfinanzierung.

Alternative Unternehmensfinanzierung — Wie komme ich mit einer guten Idee einfach an Geld?

BILDUNGSCHWERPUNKT

Startup mit Crowd-Knödel

Text Werner Reiter Bild Lukas Bezila, IBIOLA

Während die einen noch die Krise und die schlechte Konjunkturentwicklung beweinen, gründen andere Startups. Deren Finanzierung ist in Österreich vergleichsweise schwierig, aber es soll besser werden, verspricht Staatssekretär Harald Mahrer. Der Waldviertler Schuh- und Möbelfabrikant Heini Staudinger wird gerne als Wirtschaftsrebell bezeichnet. Seine Bank wollte ihm keine Kredite für sein Unternehmen geben. Also hat er sich Geld von Freunden ausgeborgt – und damit gegen geltendes Recht verstoßen. Für derartige Geschäfte hätte er eine Banklizenz gebraucht, sagt die Finanzmarktaufsicht. An Staudingers aufsehenerregendem Beispiel offenbart sich eine grundsätzliche Schwäche der österreichischen Regelungen, wenn man ein Unternehmen finanzieren möchte. International hat die Finanzkrise den Trend zum Crowdinvesting befeuert. Kickstarter, die bekannteste Plattform in diesem Bereich, vermeldet für das Jahr 2014 eine halbe Milliarde Dollar, die über drei Millionen Menschen aus aller Welt aufgebracht haben. Auch in Österreich gibt es derartige Plattformen. Conda, 1000x1000, Green Rocket, Wemakeit und andere haben in den Jahren 2013 und 2014 knapp über drei Mio. Euro gesammelt. Der Spielraum ist allerdings beschränkt. Oft wird kritisiert, dass man einen Kapitalmarktprospekt vorlegen muss, also eine Übersicht über Haftungen und Risiken, die mithilfe von Banken oder Wirtschaftskanzleien erstellt wird. Diese Verpflichtung gilt derzeit ab einem Betrag von 250.000 Euro und stellt eine enorme administrative Hürde dar.

Gründerzeitstimmung? Harald Mahrer, seit September des Vorjahrs Staatsekretär im Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium, verspricht Abhilfe. Neue, vereinfachte Regelungen sollen »extremst zeitnah« kommen. Das Gesetz soll noch in der ersten Jahreshälfte in Kraft treten, eine »wohltuende Erweiterung« bei den Finanzierungsmöglichkeiten bringen und eine neue Gründerzeit einleiten. Anders als Ende der 1990er Jahre sollen

es dieses Mal nachhaltige Gründungen sein: Klassische Innovationen zur Belebung der heimischen Wirtschaft und von Social Entrepreneurs, die den gesamtgesellschaftlichen Wandel vorantreiben. Und beide Bereiche sollen Arbeitsplätze schaffen. Mahrer wird ganz euphorisch bei dem Thema. Sämtliche Zeichen würden auf »Go« für die neue Gründerzeit stehen. Die Co-Working-Spaces seien voll, das Pioneers-Festival werde jedes Jahr größer, Forbes führe Österreich als einen von sieben »European Startup Hotspots To Watch« und selbst traditionelle Player wie Banken bemühen sich um die einfachere Finanzierung neuer Geschäftsideen. Jetzt braucht es eigentlich nur mehr zwei Dinge: Klare Rahmenbedingungen für die Finanzierung und etwas mehr Risikobereitschaft auf Seiten derer, die Geld haben.

Crowdinvesting: Die Knackpunkte Bei den Regierungsverhandlungen zum Crowdinvesting-Gesetz gibt es zwei Knackpunkte. Der erste betrifft die Prospektpflicht. Mahrer hätte gerne ein dreistufiges Modell: Die erste Stufe ohne Kapitalmarktprospekt sollte von 250.000 Euro auf eine Million angehoben werden, für die zweite Stufe solle eine »Prospektpflicht light« mit einer erhöhten Informationspflicht gelten und erst ab der dritten Stufe würden die derzeit geltenden Kapitalmarktvorgaben wirksam. Johannes Freudenthaler von IBIOLA Mobility Solutions, die sich gerade mitten in einer Crowdinvesting-Kampagne für ihre CarsharingPlattform befinden, sieht in der Obergrenze weniger Probleme als in den allgemeinen Rahmenbedingungen für Startups. »Selbst wenn sich die Gründer bei den eigenen Gehältern sehr zurückhalten, sind die Lohnnebenkosten für die ersten Angestellten ein enormes Problem.« Er wünscht sich generell Steuererleichterungen für Innovationen. Der zweite Punkt betrifft den Kleinanlegerschutz. Die SPÖ setzt sich für

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Zum (Austro-Crowd)-Beispiel IBIOLA Mobility Solutions

Der Anbieter hat zwei Produkte: Einerseits Österreichs größte Plattform für privates Carsharing und andererseits ein schlüsselfertiges Carsharing für Unternehmen oder Gemeinden. Derzeit läuft ein Crowdfunding-Projekt für die Expansion auf der Plattform 1000x1000.at. www.carsharing247.com ibiola-mobility.com

Woodero

Das steirische Unternehmen bietet Cases für Tablets und Covers für Smartphones aus Holz. Das Geld aus dem equity-based Funding-Projekt auf 1000x1000 wurde für die Anschaffung einer Lasergravur-Maschine und die Expansion des Unternehmens verwendet. www.woodero-shop.at

Privates Carsharing: Teilen ist das neue Besitzen.

Österreichische Plattformen für Crowdinvesting niedrige Obergrenzen pro Einzelinvestment ein und folgt damit der Argumentation in Deutschland. Die ÖVP möchte diesen Wert eher höher ansetzen. Mahrer zitiert hier internationale Beispiele aus Märkten mit einer ähnlichen Einkommensstruktur. In Skandinavien würden sich solche Investments durchschnittlich um 2.500 Euro bewegen. Andreas Brandner, der mit einem Funding-Projekt über 166.000 Euro erzielen konnte, sieht das ähnlich. Zum Ausbau seines Geschäfts mit edlen Holzcases für Tablets haben insgesamt 175 Investoren mit einer Durchschnittssumme von 950 Euro beigetragen. »Wenn die Bereitschaft da ist zu investieren, dann sollte man die möglichst nicht beschränken. Schließlich kommt das Geld der Wirtschaft zugute.«

Zartes Pflänzchen Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen hat sich der Umsatz der österreichischen Crowdinvesting-Plattformen im vergangenen Jahr mit über drei Mio. Euro gegenüber 2013 beinahe vervierfacht. Das gab kürzlich der Fachverband der Finanzdienstleister bekannt. Drei Millionen privates Geld sind nicht viel im Vergleich zu mehreren Milliarden, die nach wie vor auf Österreichs Sparbüchern gehortet werden. Freudenthaler von IBIOLA hat im Zuge seines Fundingprojekts auch gemerkt, dass die Kommunikation vor allem über die eigene Community läuft. »Ein Genussrechtsmodell ist an sich schon schwierig zu erklären. In Österreich gibt es noch kaum Publicity für neue Formen der Unternehmensfinanzierung.« Das ist auch Staatssekretär Mahrer bewusst. Er sieht es als Aufgabe der Republik, nicht nur klare und einfache Rahmenbedingungen zu schaffen, sondern auch für die Vernetzung auf nationaler und internationaler Ebene zu sorgen. Er will den »Magneten einschalten«, damit österreichische Innovationen mehr Sichtbarkeit erlangen und nach einer ersten Finanzierungsrunde durch die Crowd auch an weiteres Geld von internationalen Investoren kommen. Noch ist die Gründerzeit ein zartes Pflänzchen, das nicht nur funktionierende Gewächshäuser braucht, sondern auch kommunikativen Dünger. Fernsehformate wie »2 Minuten 2 Millionen« auf Puls 4 tragen dazu vielleicht etwas bei.

1000x1000

War 2012 die erste derartige Plattform am österreichischen Markt. Bislang hat 1000x1000 über 900.000 Euro Investorenkapital aufbringen können. www.1000x1000.at

Conda

Die österreichische Plattform ist mittlerweile im gesamten DACH-Raum aktiv. — www.conda.eu

Crowd Capital

Bietet ein Full-Service-Programm: Unterstützung bei der Erstellung des Businessplans als auch bei der Präsentation des Unternehmens. www.crowdcapital.at

Wemakeit

Anfang Februar 2015 gestartet, hat das Schweizer Unternehmen dort schon Projekte im Wert von 7,5 Mio Schweizer Franken (ca 7 Mio Euro) ermöglicht. wemakeit.com/channels/at

Green Rocket

Hat sich auf die Zukunftsthemen Energie, Umwelt, Mobilität und Gesundheit spezialisiert. www.greenrocket.com

Das Ertragreich

Streicht, wie der Name schon sagt, besonders die Erträge hervor, die private Investoren erzielen können. www.dasertragreich.at

Regionalfunding

Waldviertler Plattform, die sich der regionalen Wirtschaftsförderung verschrieben hat. www.regionalfunding.at 027

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FH Hagenberg — Studieren am Dorf

BILDUNGSCHWERPUNKT

Softwareschmiede trifft Kuhwiese Etwa 23 Kilometer von Linz entfernt, inmitten von grünen Wiesen und Wäldern, liegt eine international angesehene IT-Schmiede. sei: »Bei uns hat sich eine Art Nukleus des IT-Bereichs gebildet, der unseren Absolventen sehr viele Chancen bietet. Viele von ihnen arbeiten in den Firmen und Forschungseinrichtungen im Softwarepark Hagenberg und manche werden selbst zu Firmengründern. Als wir begonnen haben, hier Forschung und Entwicklung zu betreiben, hat man uns als Fachhochschule ausgelacht, weil an Fachhochschulen bis dahin die Lehre im Vordergrund stand. Heute haben wir auch im Forschungsbereich einiges zu bieten.«

Text Teresa Reiter Bild FH HAGENBERG

Clubkultur Unterweitersdorf

Kaum 3.000 Menschen leben in Hagenberg im Mühlkreis. Es ist einer dieser Orte, an dem schon der Einfallsreichtum, mit dem Straßennamen vergeben werden, davon zeugt, dass es hier nicht sehr viel Verwechslungsgefahr mit anderen Adressen gibt. Folgt man der Hauptstraße zum Ortsende, scheint man plötzlich einen Zeitsprung zwischen den Jahrhunderten zu machen, denn dort liegt auf einem 200.000 Quatdratmeter großen Areal die international angesehene IT-Schmiede der Fachhochschule Hagenberg. Aber wer zieht bitte hierher, um Software Engineering zu studieren? Markus Wegscheider ist Online Creative Director und Leiter der Development Abteilung bei Lomography. Er war bis 2003 Student an der FH Hagenberg und erinnert sich an seine erste Begegnung mit dem Ort: »Ich war schon leicht verwundert, wie klein der Ort ist. Es gab ein paar Gasthäuser, einen größeren Supermarkt und am anderen Ortsende einen Dorfgreißler, der samstags ab Mittag geschlossen hatte. Dafür konnte man dort bereits 1999 CD-Rohlinge und Computerfachzeitschriften kaufen.« Die Fachhochschule Hagenberg war der Einfall des Linzer Universitätsprofessors Bruno Buchberger, der Mitte der 90er Jahre mit seinem RISC Institut (Research Institute for Symbolic Computation) nach Hagenberg gesiedelt war und darauf drängte, das alte Schloss im Ortskern zum neuen Standort einer Fachhochschule für Informatik, Kommunikation und Medien zu machen. Thomas Kern, heute Leiter des Research Centers an der FH Hagenberg, war einer der ersten Studenten der Fachhochschule. Er betont, dass er sowohl als Student als auch als Lehrender und Forscher sehr gerne in Hagenberg

Im Vergleich zu der Zeit, als er erstmals nach Hagenberg kam, sei im Ort heute »einiges los«, sagt Kern. Von damals erinnert er sich vor allem daran, dass es sehr viel Wiese gegeben hätte und ein paar Bauernhäuser. »Natürlich sind wir in keiner Großstadt. Studenten können hier nicht das erleben, was sie in Wien, Graz oder Salzburg vom lustigeren Studentenleben mitbekommen könnten. Auf der anderen Seite haben wir den Vorteil, dass wir eine gute Campusstruktur haben. So gesehen kriegt man vielleicht hier mehr weiter«, sagt Kern. In Hagenberg gibt es keine Clubs, keine Einkaufszentren und die nächste größere Stadt ist das 23 Kilometer entfernte Linz. Für nennenswertes Nachtleben muss man schon in andere Metropolen der Region fahren, wie etwa nach Unterweitersdorf, wo es immerhin das Tanzlokal Evers gibt. Jemand, der dennoch versucht, den Hagenberger Studenten einen Ort für ein abendliches Bier zu bieten, ist Viktoria Schwaiger. Sie wird von Studenten als bekannteste Frau Hagenbergs bezeichnet, was sie lachend abstreitet. Gemeinsam mit ihrem Bruder Stefan machte sie das einzige Pub im Ort auf. Die Loungerie Hagenberg hat unter der Woche bis zwei Uhr früh geöffnet. »Es gibt schon einiges im Ort, wo man abends ein Bier trinken oder einen Burger essen kann. Aber ein richtiges Nachtleben im klassischen Sinn gibt es nicht, da muss man schon weiter fahren. Es fahren aber ohnehin etwa 80 Prozent der Studenten am Wochenende nach Hause«, sagt sie.

eigenes, kleines Dorf Während Frau Schwaiger durch ihre Arbeit in Pub und Kantine sehr viel Kontakt mit den Studierenden hat, meint sie, dass andere Einheimische von der Fachhochschule nicht sehr viel mitbekommen. »Die Studenten nehmen am Leben der Einheimischen nicht viel teil, weil sie so am Ende des Ortes sind. Die Fachhochschule und der Softwarepark sind wie ein eigenes kleines Dorf«, meint sie. Auf der anderen Seite betont Schwaiger den belebenden Effekt, den die Studenten auf die Wirtschaft haben. »Es gibt mehr Wirtshäuser, einen Kebab-Stand, Friseure und so weiter. Ich glaube nicht, dass wir ohne die Studenten so viel Angebot hätten.« Prof. Klaus Brake vom Center for Metropolitan Studies der Technischen Universität Berlin findet, dass solche

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Dorf-FHs neben dem offensichtlichen regionalökonomischen Faktor auch auf »atmosphärischer Ebene« einen transformierenden Effekt haben. »Es kommen Menschen dorthin, die sich in mindestens zweierlei Weise von der örtlichen Bevölkerung unterscheiden. Sie sind gezielt bildungshungrig und entsprechend aktiv und mobil und sie sind soziokulturell anders als die Anwesenden. Das könnte Hefe sein für eine tendenziell urbane Atmosphäre – eine nicht schlechte Voraussetzung für eine attraktivere Standort-Qualität.« Er fügt an, dass derartige Standort-Aufwertungen durch angesiedelte Wissenseinrichtungen ein ernstzunehmender Aspekt in der aktuellen Landflucht-Diskussion seien, da viele ländliche Regionen speziell mit der Abwanderung von jungen Leuten zu kämpfen haben und nach einem Weg suchen, diese Gebiete zu stabilisieren. Für Klaus Brake stellt sich dennoch die Frage, inwieweit sich Wissenseinrichtungen in kleinen Orten und Dörfern nachhaltig und leistungsfähig installieren lassen. »Es spielt auf jeden Fall eine Rolle, wie spezialisiert eine solche Einrichtung sein muss, um Inputs und Effekte einigermaßen kontrolliert und zielführend zum Einsatz zu bringen.«

Leere Pizzaregale, volle Wohnungen Mit dieser Problematik beschäftigt sich auch Bürgermeisterin Kathrin Kühtreiber-Leitner (ÖVP) laufend. Die Fachhochschule und der Softwarepark bringen täglich etwa 3.500 zusätzliche Menschen nach Hagenberg, die Verkehrswege und Kinderbetreuungsangebote nutzen und einkaufen gehen. »Wenn man bei uns um drei nachmittags zum Nahversorger bei der Uni geht, kann es sein, dass nichts mehr im Pizzaregal drinnen ist«, scherzt sie. Über die Jahre hätten sich Lebensmittelhändler jedoch zunehmend auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der studentischen Kundschaft eingestellt. Es gäbe jedoch auch langfristige Auswirkungen des studentischen Ansturms

auf Hagenberg, wie etwa verstärkter Druck auf den Wohnungsmarkt. »Derzeit haben wir die Situation, dass es für eine leere Wohnung mehr als 40 Interessenten gibt. Das ist natürlich zu viel und wir reagieren, indem wir mehr bauen, damit Absolventen hierbleiben können«, sagt Kühtreiber-Leitner. Für sie ist es wichtig, dass der Ort mit der FH und dem Softwarepark zusammenarbeitet.

Weltbekannt in China Der Softwarepark Hagenberg beherbergt heute neben der Fachhochschule 65 Unternehmen, 12 Forschungsinstitute und macht pro Jahr einen Umsatz von geschätzten 2,4 Mio. Euro. Mittlerweile haben sich in Hagenberg renommierte Firmen angesiedelt, wie etwa die Stiwa Group, die Produkt- und Hochleistungsautomation anbietet. Auch Werbeagenturen oder Entwickler von Smartphone Apps, wie die Firma Bluesource, sind im Hagenberger Softwarepark zu Hause. Absolventen der FH hätten im Berufsleben absolut keinen Nachteil, nur weil sie in einem Kaff studiert haben, sagt Wolfgang Stockner, ehemaliger Software Engineering-Student in Hagenberg und CEO von Bluesource: »Im Gegenteil, in den Anfängen war es für viele verwunderlich, dass in einem Dorf eine IT-Hochburg entsteht und das ergibt sofort ein wunderbares Gesprächsthema. Mittlerweile genießt Hagenberg international einen guten Ruf. Da kann es in China schon einmal passieren, dass die Leute dort zwar Hagenberg kennen, aber nicht wissen, wo Österreich liegt.«

Die FH Hagenberg beheimatet Studiengänge für Digital Arts, Interactive Media, Embedded Systems Design, Human Centered Computing uvm. und ist Teil der FH Oberösterreich, die noch weitere Standorte in Linz, Steyr und Wels unterhält.

Studieren, wo die Jobs sind – TECHNIK an der FH Vorarlberg! BACHELOR ◆◆

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Elektrotechnik Dual Informatik – Software and Information Engineering Mechatronik Mechatronik – Maschinenbau Wirtschaftsingenieurwesen (berufsbegleitend)

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Informatik Mechatronics Energietechnik und Energiewirtschaft (berufsbegleitend)

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FH des BFI Wien

Medienaffine Menschen mit Interesse an Wirtschaft sind hier genau richtig. Neben der Produktion von Inhalten aus Film, TV und Medien lernt man vor allem auch wirtschaftliche Hintergründe und Zusammenhänge kennen. ——— Ort: Wien Studiengebühren: 363,– pro Semester Studiengänge Bachelor: u.a. Film-, TV- und Medienproduktion Studiengänge Master: u.a. Projektmanagement und Organisation, Logistik und Transportmanagement

bildungsschwerpunkt — Kreativausbildung in Österreich

Irgendwas mit Medien und so Ja, deine Zukunft wird vielleicht unsicher. Aber keine Panik, das geht anderen Branchen auch so. Wir zeigen 14 Ausbildungsstätten, um dich am besten auf deine kreative Arbeit vorzubereiten. Von Technik, Kommunikation bis Grafik ist alles dabei.

Die Graphische

Wer Theorievorlesungen vermeiden möchte, kann hier ohne Umwege eine professionelle Berufsausbildung in Fotografie, Grafik oder Multimedia genießen. LaptopUnterricht, Klassenreisen und Kurse auf Englisch vermitteln das, was man sich unter zeitgemäßer Ausbildung vorstellt. Die Graphische besteht seit 1888, das Know-how für Morgen lernt man hier nach wie vor. ——— Ort: Wien Studiengebühren: 150,– + Exkursionskosten Studiengänge Bachelor: Grafik und Kommunikationsdesign, Print- und Mediendruck, Fotografie, Multimedia

SAE

Das SAE Institute ist die größte Bildungseinrichtung für Audio, Film und Multimedia. Durch 56 Standorte mit Hauptsitz in Oxford wird großer Wert auf internationalen Austausch gelegt. In perfekt ausgestatteten Studios lernt man ziemlich alles über Tontechnik, Gamedesign oder Animationsfilm kennen. ——— Ort: Wien Studiengebühren: BA: 6.170,– ,SAE-Diploma: 11.400,– Studiengänge Bachelor & Master: Audio Engineer Program; Digital Film & Animation Program; Game Development; Webdesign & Development Program

FH Oberösterreich

Die FH Oberösterreich genießt einen ausgezeichneten Ruf. Mit vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten im IT- und Medienbereich hat der Standort Hagenberg auch international nichts nachzuholen. Wohl deshalb der Werbeslogan »Silicon Valley Österreichs«. ——— Ort: Hagenberg, Linz, Steyr, Wels Studiengebühren: 0,– Studiengänge Bachelor: Hardware-Software-Design; Kommunikation, Wissen, Medien; Medientechnik und -design; Medizin- und Bioinformatik; Mobile Computing; Sichere Informationssysteme; Software Engineering Studiengänge Master: Biomedizinische Informatik; Digital Arts; Embedded Systems Design; Energy Informatics; Human-Centered Computing; Information Engineering und -Management; Information Security Management; Interactive Media; Kommunikation, Wissen, Medien; Mobile Computing; Sichere Informationssysteme; Software Engineering

DONAU UNIVERSITÄT KREMS

FH OBERÖSTERREICH NDU

FH DES BFI WIEN

FH ST. PÖLTEN

DIE GRAPHISCHE SAE DIE ANGEWANDTE

FH SALZBURG FH VORARLBERG

TU WIEN

FH KUFSTEIN TIROL

Text Florian Thöni

FH JOANNEUM

FH KÄRNTEN

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Die Angewandte

FH St. Pölten

Arts, Arts, Arts. Die Angewandte in Wien schätzt man weltweit, zurecht. Wer die Aufnahmeprüfung geschafft hat, kann sich mit ungefähr neun anderen Jahrgangsbesten zum Kunstprofi ausbilden lassen. Zu empfehlen auch die Modeklasse, wo unter anderem bereits Vivienne Westwood oder Karl Lagerfeld lehren durften. ——— Ort: Wien Studiengebühren: 0,– Studiengänge Bachelor: Architektur, Art & Science, Bildende Kunst, Bühnengestaltung, Design, Industrial Design, Konservierung & Restaurierung, Medienkunst, Social Design, Sprachkunst, Transarts Studiengänge Master: Architektur; Art & Science; Lehramt; Sprachkunst; TransArts

Mit eigenen Medien wie Campus-Radio, Ausbildungsfernsehen und dem von den Studenten konzipierten Uni-Magazin lernt man hautnah, was redaktionelles Arbeiten bedeutet. Praxisnahe Forschung und hoher Medienbezug machen St. Pölten für rund 2.100 Studenten zu einer reizvollen Ausbildungsstätte. ——— Ort: St. Pölten Studiengebühren: 363,– pro Semester Studiengänge Bachelor: u.a. Medienmanagement; Media- und Kommunikationsberatung; Medientechnik; Smart Engineering of Production Technologies and Processes Studiengänge Master: u.a. Medienmanagement; Media- und Kommunikationsberatung; Digitale Medientechnologien; Digital Healthcare

TU Wien

Donau Universität Krems

Die TU genießt vor allem im Hacker- und Informatikbereich ein sehr hohes Standing. Bei zahlreichen Wettbewerben konnte die Universität bereits renommierte Preise für sich gewinnen. Wer der ständig wachsenden Informatikbranche zugetan ist, für den ist die TU genau richtig. ——— Ort: Wien Studiengebühren: 0,Studiengänge Bachelor: u.a. Architektur; Raumplanung und Raumordnung; Medieninformatik und Visual Computing; Software and Information Engineering; Visual Computing; Informatik und Wirtschaftsinformatik Studiengänge Master: u.a. Architektur; Computational Intelligence; Business Informatics; Medieninformatik; Software Engineering & Internet Computing

FH Joanneum

Innovation ist das Stichwort der FH Joanneum. Jährlich werden Studiengänge auf den neuesten Stand gebracht. Von Journalismus und PR bis IT-Recht und Informationsdesign alles dabei, was man über neue Medien wissen sollte. ——— Ort: Graz, Kapfenberg, Bad Gleichenberg Studiengebühren: 0,Studiengänge Bachelor: u.a. Industrial Design; Informationsdesign; Journalismus und PR; Internet-Technik; Informationsmanagement; Software Design Studiengänge Master: u.a. eHealth; IT-Recht; Content-Strategie; Communication, Media, Sound and Interaction Design

NDU

Die New Design University, kurz NDU, versucht vor allem eines – den Studierenden die Verbindung von Theorie und Praxis zu vermitteln. Durch innovative Labormethoden und interdisziplinären Austausch wird man bestens auf neueste DesignAnforderungen vorbereitet. ——— Ort: St.Pölten Studiengebühren: BA: 2.900,– ,MA: 3.500,– bis 4.500,– Studiengänge Bachelor: Grafik- & Informationsdesign; Innenarchitektur & 3DGestaltung; Design, Handwerk & materielle Kultur (Manual & Material Culture); Event Engineering; Information Science & Big Data Analytics; Business & Design Studiengänge Master: Innenarchitektur & 3D Gestaltung; Raum- und Informationsdesign; Elektromobilität & Energiemanagement; Innovation & geistiges Eigentum; Information Science & Big Data Analytics; Entrepreneurship & Innovation

FH Kärnten

Mit mehreren regionalen Standorten bietet die FH Kärnten Interessierten die Möglichkeit, sich in Architektur, IT, sozialen Bereichen und Wirtschaft zu beweisen. Mit dem eigenen Anspruch, eine der landesweit besten Universitäten zu sein, kann man sich auf eine mehr als solide Ausbildung freuen. ——— Ort: Feldkirchen, Klagenfurt, Spittal/Drau, Villach Studiengebühren: 0,– Studiengänge Bachelor: u.a. Architektur; Bionik; Geoinformation; Netzwerkund Kommunikationstechnik; Public Management Studiengänge Master: u.a. Health Care IT; Industrial Engineering; Bionik; Systems Design

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Die Donau Uni Krems bietet über Kunst bis Medizin verschiedenste Studiengänge an. Am Department für Kunst- und Bildungswissenschaften ist die Spieleforschung österreichweit einzigartig. ——— Ort: Krems Studiengebühren: 6.600,– bis 17.000,– Studiengänge Bachelor & Master: u.a. Music Management; Music for Film and Media; Kommunikation und Management; Politische Kommunikation; Social Media and Global Communication; Game Studies; Digital Media Publishing

FH Salzburg

Die FH Salzburg bietet sowohl Kreativen als auch Rechenköpfen optimale Voraussetzungen für die Zukunft. Wer Multimedia-Künstler oder IT-Fachmann werden möchte, ist hier genau richtig. Einige Studienprojekte sind bereits mit Auszeichnungen prämiert worden. ——— Ort: Salzburg Studiengebühren: 363,– pro Semester Studiengänge Bachelor: u.a. Design & Produktmanagement; MultiMedia Art; MultiMedia Technology; Smart Building; Informationstechnik & SystemManagement Studiengänge Master: u.a. Design & Produktmanagement; MultiMedia Art; MultiMedia Technology; Smart Cities; Applied Image & Signal Processing

FH Vorarlberg

Will man nach der Matura nicht unbedingt wegziehen, kann man zum Studieren auch in Vorarlberg bleiben. Möglich macht das idealerweise die FH vor Ort, wo man in den Fachbereichen Technik, Wirtschaft, Mediengestaltung und Sozialarbeit ausgebildet werden kann. Wer Kampfroboter bauen möchte, sollte seine Zeit in Mechatronik investieren. ——— Ort: Dornbirn Studiengebühren: 0,Studiengänge Bachelor: u.a. Informatik – Software und Information Engineering; Mechatronik; Energietechnik; Energiewirtschaft; Intermedia Studiengänge Master: u.a. 3D-Design und Visualisierung; Energietechnik; Energiewirtschaft

FH Kufstein Tirol

Die FH Kufstein bringt durch verpflichtende Auslandssemester und dem hohen Englischanteil der Vorlesungskurse vor allem internationales Flair nach Tirol. Wer an Sport begeistert ist, kann sich im Sportmanagement probieren, wer webaffin ist, für den bieten Kurse wie Digitales Marketing und Web Design beste Voraussetzungen. ——— Ort: Kufstein Studiengebühren: 363,– pro Semester Studiengänge Bachelor: u.a. Marketing & Kommunikationsmanagement; Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanagement; Unternehmensführung; Web Design & Technology Studiengänge Master: u.a. Digital Marketing; Web Communication & Information Systems; Europäische Energiewirtschaft

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Twin Shadow – »Eclipse« — George Lewis Jr. und sein Imagewandel zum Konsens-Bösewicht

Twin Shadow trägt auf dem Cover seines neuen Albums »Eclipse« wieder Lederjacke. Seine stolze Pose schreit dabei immer noch Bad Boy, seine Songs aber säuseln Kuschelrock.

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Igitt, Indie! Zumindest mit Abstrichen. Der Sound ist wieder stark von 80s-Pop, von Depeche Mode, The Cure und New Wave inspiriert, spielt zwischendurch mit dramatischen R’n’B-Passagen und etwas zu pathetischen Rock-Exkursen. Die Songs sind Ohrwürmer, ihre Refrains kraftvoll, fast schon ergreifend. Es sind lauter kleine Hymnen, allesamt radio­ tauglich und größtenteils balladesker als auf den beiden vergangenen Alben. Statt machoiden Moves, bei denen er anderen Typen die Mädels ausspannt wie bei »I Can’t Wait« von »Confess«, gesteht er sich heute etwa mit »Old Love / New Love« ein, dass alles doch viel mehr schmerzt als erwartet. Er singt von gebrochenen Herzen und Versprechen und sogar das L-Wort kommt ihm über die Lippen. Twin Shadow ist weicher geworden. Man ist sich aber nicht sicher, ob er sich dessen bewusst ist, ob auch ihm das verstärkte MainstreamSchmusepotenzial seiner Songs auffällt. »Eclipse« kratzt mit seinen euphorischen Pop-Hymnen jedenfalls ein wenig an der einst so rauen Bad-Boy-Oberfläche. Ob das am Wechsel zum Major-Label liegt? »Eclipse« wird nämlich bei Warner Music und nicht mehr beim Indie-Qualitätsgaranten 4AD erscheinen. Warum? Vielleicht, weil Twin Shadow es seit Jahren leid ist, als Indie-Künstler wahrgenommen zu werden. Er hasst das Wort Indie. Damit verbinde man doch diese nette, scheue Chillwave-Generation. Also bitte!

L.A. Rockstar Lewis Jr. wollte immer ein Popstar sein. Ihm eilt der Ruf eines Schürzenjägers voraus, eines richtigen Bad Boys eben. Er bezeichnete sich letztens rückblickend sogar selbst als zynisches Arschloch. Drogen und Alkohol in Massen, namenlose Groupies, Krankenhausaufenthalte – auf Tour gab sich Twin Shadow in den letzten Jahren absolut alles. Dass er sich dabei auch noch selbst ziemlich geil fand, perfektionierte sein Hallodri-Image schließlich. Für die Arbeit an den neuen Songs ist er im Herbst 2013 von Brooklyn nach Los Angeles gezogen. Kalifornien! Was für ein Rockstar-Lifestyle! Dort saust er wahrscheinlich mit Motorrad, Lederjacke und Wayfarer über die sonnigen, mit Palmen gesäumten Boulevards, Mädchen in knappen Bikinis halten sich kreischend an ihm fest. Die Vorstellung ist so klischeehaft wie realistisch, ist der 32-Jährige doch wirklich ein ziemlicher MotorradFreak. 2012 hat er gemeinsam mit einem Freund sogar einen Roman über eine futuristische Biker-Gang mit dem malerischen Titel »The Night Of The Silver Sun« veröffentlicht. Das Buch wurde schonungslos verrissen. Das epische Musikvideo zu »Five Seconds« basiert auf der Geschichte. Ein Youtube-User kommentierte die Nummer übrigens mit »Best 80s song since the 80s.«

Jim Morrisons Reinkarnation Leder, Drogen, Frauen, eine gehörige Portion Narzissmus, die sich oft mit einer leichten Neigung zur Selbstüberschätzung paart, und das wilde Leben in Los Angeles. Ein Vergleich mit Doors-Frontmann Jim Morrison liegt hier irgendwie nicht so fern, wie die Schaffensjahre der beiden Künstler auseinander. Abgesehen davon, dass Letzterer im Jahr 1971 Mitglied im sogenannten »Club 27« geworden ist, scheint es doch die ein oder andere Parallele zu geben. George Lewis Jr. führt wie Morrison einst ein einzelgängerisches, vorrangig selbstreferenzielles Dasein. Er braucht die Aufmerksamkeit und den Ruhm, er folgt dabei der Maxime, mit seiner Musik etwas Höheres schaffen zu wollen, etwas, das ihn als Person noch lange überdauern wird. Obwohl er sich dabei gerne als fescher Popstar in Szene setzt, nimmt seine Selbstverehrung keine Kanye-esken Ausmaße an. Von Twin Shadow wird es so schnell wohl keine mit Photoshop bearbeiteten Bilder geben, auf denen er leidenschaftlich mit sich selbst schmust oder virale Self-Confidence-Generatoren. Dafür ist er vielleicht auch (noch) nicht bekannt genug. Während er in seinen Anfängen noch dem typischen Rockstar-Exzess frönte, hat sich Lewis Jr. für die Aufnahmen zu »Eclipse« in eine Friedhofskapelle auf dem Hollywood Forever Cemetery zurückgezogen. Ja, wirklich. Nachdem er das Okay für sein Vorhaben erhalten hatte, brachte er sein ganzes Equipment an den heiligen Ort und verbrachte dort fünf Monate. Er wohnte sogar eine Zeit lang in der Kapelle. Jetzt fällt einem womöglich doch wieder Kanye Wests »I Am A God« ein, aber mit Spiritualität hatte das temporäre FriedhofsStudio wohl ebenso wenig zu tun wie Yeezys Song. Zwar meint Lewis Jr., dass die Songs jetzt kirchlich klingen würden, aber das bleibt dem gemeinen Ohr dann doch eher verborgen. Vielleicht meint er damit aber einfach das dominante Klavier. Sie klingen nämlich eher nach Stadion als nach Gotteshaus, eher nach Lionel Richie, D’Angelo und Future Islands als nach Joseph Haydn und Gregorianischem Choral. Das ist aber natürlich auch besser so.

Gut und böse besser Die Zuwendung zum Metaphysischen als Inspiration ist schon länger so ein Rockstar-Ding. Es scheint eine Phase zu sein, die so manche Künstler nach einer wilden Zeit durchleben. Man denke bloß an Bob Dylan, Yusuf Islam, Mos Def, Megadeth-Sänger Dave Mustaine und so weiter. Die Liste ist wirklich lang. Und auch Jim Morrison fand mit Paris einen Rückzugsort, um sich seinem »An American Prayer«-Gedichtband zu widmen. Zwar nur einen geografischen, aber immerhin. Bei Twin Shadow war es quasi ein Platz zwischen Himmel und Erde, der ihm zu seiner neuen Platte verhelfen sollte. Das Ergebnis ist gut. Für ein Post-Exzess-Runterkomm-Album. »Eclipse« ist jedenfalls entspannter als »Forget« und »Confess« es waren. Diese Rebellion, die wohl aus Casual Sex, Dope und uferloser Arroganz resultierte, hat sich größtenteils verabschiedet. Auch wenn das oft Balsam für die künstlerische Seele zu sein scheint, wäre es doch seltsam, darauf zu hoffen, dass Musiker ihren selbstzerstörerischen Lebensstil aus Liebe zur Kreativität ewig beibehalten würden. Solange der Turnaround zum Konsens-Popstar so reibungslos funktioniert wie bei Twin Shadow, kann man die Theorie, dass guter Pop am besten böse funktioniert, ruhig ein wenig lockern. Miley ist böse besser, Justin auch irgendwie, George Lewis Jr. ist es so oder so. Und wer sagt überhaupt, dass Bad Boy und Kuschelrock nicht zusammenpassen? Eben. Das Album »Eclipse« erscheint am 24. April bei Warner Music. Twin Shadow ist am 15. Mai im Rahmen von »150 Jahre The Gap« in der Grellen Forelle in Wien live zu sehen.

Text Nicole Schöndorfer Bild Milan Zrnic

»Ich bin ein gutaussehender Kerl, also ist da eben ein attraktiver Mann auf dem Cover meiner Platte«, meinte George Lewis Jr. aka Twin Shadow damals vor drei Jahren lässig in einem Interview mit Pitchfork. Es ging dabei um das Cover seines zweiten Albums »Confess«, das ihn halbfrontal mit Schmalzlocke und einer nietenbesetzten, offenen Lederjacke zeigt. Sein Blick ist sehnsüchtig, etwa so wie der des jungen Johnny Depp in »Cry Baby«, hat aber eine gewisse Erhabenheit wie der von James Dean. Er präsentiert sich als unnahbar. So, als würde er den Ladys vermitteln wollen, dass er bloß der Typ für diese eine wilde Nacht sei, ein einsamer Wolf, den sie bereits am nächsten Morgen weiterziehen lassen müssen. Die Aufmachung ist sehr retro mit dem blauen Hintergrund, dem Rotlicht und seinem Namen in hellen Großbuchstaben – TWIN SHADOW. Das Bild strahlt eine verträumte Kuschelrock-Ästhetik aus, hat etwas vom Umschlag eines besonders heißen Groschenromans. Der Inhalt aber ist tatsächlich erstklassige Popmusik. Die internationale Kritik liebte »Confess«, das Debüt »Forget« und sie wird auch »Eclipse« lieben.

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Kimyan Law – »Coeur Calme« Interview mit dem Wiener Ton-Beat-Künstler

Gebt diesem Mensch alle Stipendien! Kimyan Law ist die vielleicht größte, unbekannteste Musik-Versprechung in dieser Stadt.

Text Stefan Niederwieser Bild KIMYAN LAW

Man vergisst schnell, dass er erst 20 ist. Kein Thema scheint ihn aus der Ruhe zu bringen, dafür erzählt er von Obertönen der Wiener UBahn-Linien, vom Sound gefrorener Erde, davon, als Camo & Krooked ihn auf Englisch angeschrieben haben und von Gustav Mahler. Sein erstes Album wurde kurz vor Weihnachten veröffentlicht, hierzulande fast unbemerkt, auch von uns. Dabei steckt es voller Referenzen, eigenartiger, magischer, unglaublicher Töne und Rhythmen. Vermutlich, weil es auf einem englischen Label erschienen ist und zu Unrecht einen Stempel – Drum’n’Bass – trägt. Das darf sich ganz schnell ändern. Man vergisst im Gespräch auch schnell, dass Kimyan Law eine dunkle Hautfarbe hat. Blöd, dass ihn Wien immer wieder auf sehr ungute Art dran erinnerte und er deshalb ein Ventil brauchte. Gut, dass das die Musik für ihn war.

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Du wohnst in Transdanubien? Ja, ganz weit unten. Essling, noch hinter dem Wald, drei Minuten zu Fuß bis zur Stadtgrenze. Es ist ziemlich ruhig da. Ich wurde dort geboren und bin dort aufgewachsen. Gerade wohne ich wieder bei meinen Eltern, weil bei mir renoviert wird. Ich muss für die Arbeit an meinem zweiten Album manchmal extrem laut aufdrehen können, um zu merken, ob es satt klingt. Die heutige Jugend hört ja eher laut. Du bist ja gerade mal seit Weihnachten kein Teenager mehr. Körperlich. Ich habe in meinem Freundeskreis viele Sachen viel zu früh erlebt. Der besteht nur aus Künstlern, Musikern, Bildhauern. Das kommt daher, weil meine Mutter nebenbei klassische Sängerin ist, meine Großmutter Musiklehrerin. Nur elf meiner Freunde liken deine Page, wie konnte das passieren? Ich habe mich nicht geweigert, Leuten Sachen zu zeigen, ich hab’s nur nicht getan. Wenn ich etwas beherrschen will, verschwinde ich zehn Monate und komme raus mit dem Meisterwerk. Ich habe Blu Mar Ten das Album geschickt, der das dann in die Welt rausgehaut hat. Davor gab es überhaupt nichts. Erst da haben viele in meinem Bekanntenkreis zum ersten Mal gemerkt, dass ich Musik mache. Und weil es ein britisches Label mit britischen Presseverteilern veröffentlicht hat, wissen hier noch immer nur wenige davon. Genau. Camo & Krooked, die ich kenne, seit ich klein war, haben das auch nicht gewusst und mich auf Englisch angeschrieben. Worauf ich meinte, Deutsch geht auch, ich kenn euch ja aus dem Forsthauspark. Darauf sie: Tschuldigung wir wissen nicht genau, was du meinst. Dann ich: Markus, Reini, ich bin der Nico, ich war dieser kleine Sprayer mit dem Afro ... Ah ok, was geht, komm zu FM4. Du bist gleich mit House und Garage in die Musik eingestiegen. Für jemanden wie mich klingt das ziemlich ungewöhnlich. Also, ich hab zuerst Schlagzeug gelernt, seit mittlerweile 16 Jahren, zuerst bei einem Professor vom Konservatorium. Wenn ein Instrument, dann das. Schlagzeug hat mir immer Drive gegeben. Ich hab mir dann ab der vierten Klasse Volksschule immer Musik auf Youtube angesehen. Jazz-Mixes. Per Zufall kam ich dann zu DJ Krush, dann zu Roni Size, Goldie, Logistix. Mit Acht … Ja. Ich dachte, das war irgendwie Jazz, aber anders, mehr Drums, schriller. Dann bin ich auf Breaks gekommen. Mit 13 hab ich dann gewusst, was Drum’n’Bass ist. Dann hast du dich selbst mit Youtube erzogen? Ziemlich. Und alle, die ich kenne, haben etwas abgedeckt. Ich hab in vielen Indie- und Funk-Bands gespielt. Meine Mutter hat Reggae, Soul gehört. Mein Vater HipHop. In der Schule Beatles, Pink Floyd. Die Platte klingt ja nicht einmal sonderlich nach Drum’n’Bass. Das mein ich ja. Der Grundrhythmus ist da, der Baukasten, die DrumSchemata, alles andere darüber ist meine Interpretation. Hast du musikalische Vorbilder? Weniger individuelle Vorbilder, eher Klangwolken aus verschiedenen Regionen als Vorbilder. Afrikanische, chinesische, japanische Musik. Es gibt dort eine andere Harmonik. Alles in Richtung Koto und Zither. Ich arbeite auch mit afrikanischer Polyrhythmik, die man hier gar nicht notieren kann. Du verwendest ja viele Sounds, die einen kurzen Sustain haben, harmonisch machst du dann Cluster aus diesen Sounds. Ja, Steps, Klacks, alles, was gezupft ist und perkussiv. Wenn man genau hinhört, haben viele Stücke einen plagalen Schluss. Die Harmonien werden anders aufgelöst. Hier ist ja seit Jahrhunderten geradlinig, Radetzkymarsch. Gustav Mahler hat die Harmonien schon aufgelöst. Mahler ist super. Ist Afrika nicht viel zu groß, um von »afrikanischer Musik« zu reden? Jein. Für moderne afrikanische Musik gibt es drei Hauptlieferanten, die demokratische Republik Kongo, Nigeria und Südafrika. Ich rede aber von Instrumenten, vom Klang, von Rhythmik und den Obertönen. Viele davon habe ich auch zuhause. Sind diese Obertöne für dich fundamental anders? Ich habe als Kind gemerkt, dass ich um einiges besser als meine Mut-

ter höre – und die hört verdammt gut –, ich war sehr sensibel auf hochfrequente Töne. Ich nehme das anders wahr. Ich kann hier in diesem Café was aufnehmen und in zwei Tagen gebe ich dir einen Track. Weil man aus allem Musik machen kann. Ich kann dir sagen, (schaut auf die Tracklist des Albums und zeigt auf verschiedene Titel) sehr viel Holz, da extrem viel Glas, hier Müll – schon mit Handschuhen –, bei diesem ist alles Mögliche drin von Ping-PongSchlägern, gefrorene Erde, Reis bis zu Sticks. Und da, auf »Solange«, sind meine Schwester und ich von einer VHS-Kassette drauf, als wir gestritten haben. Der Track heißt so nach meiner Tante, die ich aber noch nie gesehen habe. Warum das? Sie wohnt zu weit weg, im Kongo. Mein Vater hat 21 Geschwister, manche kennt er selbst nicht, manche sind schon gestorben. Ich kenne selbst nur die Hälfte, weil es wirklich teuer ist, in den Kongo zu fliegen, und weil meistens Bürgerkrieg dort ist. Wir sind relativ wichtig dort. Meine Großeltern waren mit dem Ex-Präsidenten befreundet. Mobutu Sese Seko? ... wa Zabanga, und so weiter, ja. Und mit dem davor. War Mobutu Sese Seko ein guter Politiker? (lacht) Kongo ist das korrupteste Land, das ich kenne. Der größte Importeur von Rolls-Royce. Es wurden sieben Präsidenten bei Anschlägen ermordet. Trishes meinte, dass du nicht sehr in Wien verwurzelt bist. Nicht wirklich. Jede U-Bahnlinie hat einen eigenen Charakter. Du bist viel in der U2? Ja, die ist entspannt und am saubersten. Und allein von den Obertönen her sehr leise – im Gegensatz zu U3 und U6, das ist ein Wahnsinn, ohne Kopfhörer wie inmitten von sehr lauten Meerschweinchen. Wohin geht das nächste Album? Es wird viel cinematischer, mit mehr Sounddesign. Nicht unbedingt düsterer, aber verschwommener, nicht mehr so unglaublich fröhlich. Ist »Coeur Calme« für dich denn unglaublich fröhlich? Nein, es ist scheiß melancholisch. Aber viele Songs heucheln eine Fröhlichkeit vor. Ich hab daran gearbeitet, seit ich 14 war, hab gelöscht, ausgebessert, gelöscht, andere Projekte gemacht, neu aufgenommen, andere Samples verwendet. 2013 hab ich mich gezwungen, Schritt für Schritt durchzugehen, welche Tracks ich wirklich mag und hab dann extrem selektiv gewählt. Dass »Copperclock« so viele mögen ist cool, weil es für mich eines der wichtigsten Lieder ist. Da meintest du schon mal, dass es dir da am schlechtesten ging. Das war der absolute Tiefpunkt des Albums, ja. Meine Eltern haben mich süßer als Honig aufgezogen, ich hab eine perfekte Kindheit gehabt. Aber manche Dinge können Eltern nicht verstehen, wenn sie nicht davon betroffen sind – wie meine Schwester und ich, weil wir eben vermischt sind. Manche Dinge kann man nicht aufarbeiten, außer man hat ein Ventil dafür, und meins ist die Musik. »Vermischt aufwachsen« war ein Grund, warum es dir nicht gut ging? Ein Haupt- und Mitgrund. Es kommt drauf an, auf welche Community du stößt. Wenn es nur Leute sind, die rechts außen in Essling wohnen, dann hast du ausgeschissen, gerade, wenn du der einzige Schwarze bis zu achten Klasse bist – und nicht einmal schwarz bist. Sind dir politische Aussagen ein Anliegen? Noch nicht. Mich hat aber Nazar positiv getroffen. Das ist sozialpolitisch. Ich weiß, wo er herkommt, ich weiß wo ich herkomme. Wir hatten beide Probleme. Bei mir waren es halt Neonazis. Du drehst auch Filme? Genau, Kurzfilme. Ich male auch. Mache auch andere Musik. Alles zu seiner Zeit. »Coeur Calme« von Kimyan Law ist bereits erschienen.

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HVOB – »Trialog« — Hypnotischer Techno zwischen Club und Kunst

Vage im Prinzip 036 Clubmusik ist erwachsen geworden, Kunst nahbar und die Technik ihr Einfallstor in die Popmusik. HVOB (Her Voice Over Boys) legen mit »Trialog« eine Platte an der Schnittstelle von Club und Kunst vor. Es darf ja gerne etwas mehr sein. Man will und darf sich gedanklich verstricken, verknoten, politisch und künstlerisch verschalten, Beats mit ausgefeilten Konzepten hinterlegen. Die Sets von Emptyset, Pantha du Prince oder Gazelle Twin funktionieren als Tanzmusik und Kunstwerke gleichermaßen. Nebst Bass bieten sie ausgefeilte Visuals, Performances oder Medienverschaltungen, dahinter liegen künstlerische Ideen, die weit über die musikalische Szene hinausreichen. Zwischen oder während dem Zappeln auf der Tanzfläche wird auch zum Denksport angeregt. Und seitdem auch bildende und transmediale Künstler maximalen Popstar-Status erlangen, dürfte es zwischen Kunst und Club praktisch kaum mehr Berührungsängste geben.

Text Luise Wolf Bild Lukas gansterer

Deeper, härter, dunkler Der Dialog zwischen minimalistischen Sounds und hochstilisierten, ebenso minimalen Visuals steht HVOB gut. Das Wiener Duo Anna Müller und Paul Wallner war immer irgendwie dazwischen – zwischen Song und Track, Bühne und Club, im Line-up noch zwischen Eintanzen und Ekstase. Nach ihrer rasanten musikalischen Adoleszenz mit einer EP und ihrem Debütalbum 2012 gehen HVOB nun mit bereits dem zweiten Longplayer ein neues Experiment ein. »Trialog« versteht sich als Gesamtkunstwerk aus Sound, Video und Installation. Dazu hat sich die Kollaboration um den bildenden Künstler Clemens Wolf erweitert und einen ersten Einblick auf der alternativen Kunstmesse Parallel Vienna im Alten Zollamt mit anschließender Party in der damals ganz neuen Kantine gegeben. Die Visualisten von Lichterloh sind nach wie vor an Bord. Musikalisch bringt die Platte weniger euphorisch-hebende Akzente und Peaks. Aber das war auch immer das Geheimnis von HVOB, nicht den nächsten Kick zu suchen, keine Breaks mit langem Aufbau, sondern dass sich die gerade Bassdrum um sich selbst dreht und in sich erschöpft. Dafür wurde die HousePlakette überstrichen mit einer breiteren Soundpalette. Sie sind technoider, trancy und deeper. Dennoch wirkt der Sound noch luftiger als vorher. Insgesamt klingen HVOB nun härter, dunkler im ernsten,

nicht mehr so verspielten Sinne. Zehn Tracks, zehn Videos über zehn Performances – Clemens Wolf fungiert hier als künstlerischer Handwerker. Er spritzt mit Farbe, mischt, schmilzt, löst chemische Prozesse aus und bewegt Dinge. Es geht schlicht um Materialien und ihre Transformation, scheinbar zwischen Kultur und Natur, zwischen Mensch und Apparat. Makroaufnahmen der Materialien überspringen mal Momente, mal dehnen sie die Zeit. Sound und Stimme von Anna Müller reagieren darauf – assoziativ, verweisend, damit oder dagegen.

Flüssigkeiten, Gesteine, Oxidanzien Die künstlerische Idee von »Trialog« ist also so schön anzusehen wie vage. Man könnte meinen, HVOB greifen etwas auf, das uns alltäglich so nah begleitet und subtil verändert, dass es eben gar nicht mehr sichtbar ist – unser Blick auf und in das Design der Dinge. Unser Verhältnis zur Materie und Natur wandelt sich nämlich grundlegend dahingehend, dass alles machbar, reproduzierbar, gar nicht mehr fest und starr, sondern flüssig und formbar erscheint. Quantenphysik lässt grüßen, aber auch die Synthetisierung der Musik, die Miniaturisierung der Technik und Verschmelzen von Hardware, Software und Design spielen da hinein. In denen auf jeweils ein Material und seine Veränderungen konzentrierten Makroaufnahmen der Videos scheint es gerade so, als könnten wir in die Materie hineinschauen, die Flüssigkeiten, Gesteine und Oxidantien sich von innen heraus bewegen sehen. Und so stecken in diesen organisch-metabolischen Bildern und den Freiräumen der Musik Potenziale für vielfältige Assoziationen – an Körper, an Halluzinationen, chemische Prozesse, an Natur und scheinbar Natürliches. Da es aber auch an fehlenden Worten liegt, dass der Spalt zwischen Club und Kunst noch nicht überwunden ist – und niemals sein wird –, haben wir es dennoch versucht. »Trialog« geht also über übliche, dekorative Visuals hinaus. Wem das dennoch zu vage ist, kann immer noch die pure Schönheit der Bilder genießen. »Trialog« von HVOB erscheint am 17. April via Stil vor Talent.

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David Lieske – »Platoon (RL-X)« — Munitionskisten im Mumok

Lieskes Anti-Autobiografie 037 David Lieske, 1979 in Hamburg geboren, ist Künstler, Mitbegründer von Dial Records und Mitbetreiber der Mathew Gallery in Berlin. In der Ausstellung »Platoon (RL-X)« erzählt er seine retrospektiv verklärte Autobiografie. Sie steht im Zentrum der aktuellen Ausstellung im Mumok. »I tried to make this work (Vol. I)« entstand in Gesprächen mit dem befreundeten Schriftsteller Ingo Niermann und ist als Buch nur in der Ausstellung einsehbar. Freunde und Familie dürften darin ebenso eine Rolle spielen wie Autoren und Bekannte aus der Kunst- und Clubszene. Wie etwa Peter Kersten, der Label-Mitbegründer von Dial Records und Co-Betreiber der Mathew Gallery, die Villa Design Group oder der eigene Großvater. In dieser wohl prosaisch-semi-veristischen Abhandlung soll »der enge Nexus zwischen Legende und Werk, zwischen Person und Produkt des Künstlers verhandelt« werden. Das Publikum soll sich die Künstlerfigur David Lieske in »einem Setting aus Munitionskisten, Tarnnetzen und weiteren paramilitärischen Objekten« taktisch erobern. Schon in früheren Ausstellungen durchleuchtete Lieske seine Vergangenheit und die seiner Familie, streifte darin eine von Krieg gebrandmarkte Geschichte und legte seine Erinnerungen offen. In dem Video »Imperium in Imperio (Domestic Scene IV)« sehen wir David Lieske in seiner Berliner Wohnung, wie er mit einem Freund raucht, trinkt und kifft. Ein Kommentator spricht währenddessen über Hannah Arendt und die Juden in Deutschland, erwähnt Kafka und Nietzsche. Dabei scheint diese Vergangenheit kaum mehr in seine heutige Berliner Gegenwart hineinzuwirken. Es entsteht eine perplexe Sicht auf und eine schwindlige Beziehung zwischen Bild und Kommentar, zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen dem ganz Privaten und den öffentlichen Angelegenheiten.

Platon und Platoon Lieske bedient sich kritisch aber durchaus geistreich und erheiternd Symboliken, Textilien und Fotografien. Ob aus dem Nationalsozialismus, dem Judentum, ob als Verweis auf Platon und C.G. Jung, auf die eigene Familiengeschichte, auf das Platoon und militärische

Objekte oder auf die Kunst-, Musik- und Modeszene. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Fragen nach der Funktion und der Organisation von gesellschaftlichen Strukturen stellen. Einerseits wirken sie erhaltend: Die Familie, der Glaube, das Selbstbild, der Stützpunkt. Heute heißt das oft: Du bist was du trägst, du bist was du hörst und du bist was du liest. Andererseits wirken solche Systeme eben auch einschränkend, elitär und, wie uns die Geschichte lehrt, zerstörend. Die eigene Position innerhalb einer größeren sozialen Gruppe zu finden, fordert stetige Selbsterhaltung und Haltung. Dabei sollte sich das Tarnnetz aus vergangenen und gegenwärtigen Wechselwirkungen zwischen den Geschichten und den Objekten, mit denen wir uns umgeben, uns nicht den Grundfragen entziehen. Platoons als militärische Einheiten stellen mit ihrer spezifischen Aufgabe Dinge wie (Selbst-)Organisation, Einheit, Zusammengehörigkeit und (Selbst-)Erhaltung innerhalb operierender Strukturen auf die Probe; ganz Ähnliches tat Platon in seinen Schriften und tut auch David Lieske in seinen Ausstellungen. »Platoon (RL-X)« erscheint so als ständiger Kampf mit sich selber – selbst dann noch, wenn das Schlachtfeld eine gemütliche Plane in der Sonne ist. Die Einzelausstellung »Platoon (RL-X)« von David Lieske wurde von Barbara Rüdiger kuratiert und läuft bis 14. Juni im Mumok. Ab Mai wird eine Publikation im PDF-Format mit Textbeiträgen von Isabelle Graw und Michael Sánchez auf der Mumok-Website zum Download bereitgestellt. — mumok.at

Text Denise Helene Sumi Bild Sebastian Mayer

Was haben Platon, Platoons und David Lieske gemeinsam? In einer Ausstellung im Mumok kann man das jetzt anschaulich verfolgen.

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Medienrecht & Meinungsfreiheit — Rechtlich abgesicherte Beschimpfungen an H.C. Strache

Wann verklagt mich Strache? Wie sage ich H.C. Strache am besten, dass ich ihn nicht mag? Die rechtlichen Grenzen in Österreich sind relativ locker, solange man kreativ ist.

H.C. Strache ist wieder sauer. Nazar hat ihn bei einem Konzert als Hurensohn beleidigt, Schauspielerin Kristina Sprenger beschimpfte ihn scheinbar am Villacher Faschingsfest als Arschloch und in der Serie »Vorstadtweiber« wurde er als schwul bezeichnet (was bei der Ausstrahlung nur noch in den Untertiteln zu sehen war). Nun klagt der FPÖ-Obmann. In Freundeskreisen wird so etwas natürlich zum Gesprächsthema und unweigerlich geht die Frage um: »Und, darf er?« Wir haben uns das mal genauer angesehen und so manche interessante Art entdeckt, wie man Strache beleidigen kann, ohne vor den Richter geschleppt zu werden und warum Meinungsfreiheit so wichtig ist.

Text Benjamin Agostini Bild Dieter Zirnig (CC BY-NC)

Meinung vs. Ehre Wenn Künstler, Kabarettisten, Karikaturisten sich vor dem Gericht verteidigen müssen, spielen meist zwei Gesetzespassagen eine wichtige Rolle. Artikel 10 der Menschenrechtskonvention (MRK) und die Paragrafen § 111 bis § 117 des Strafgesetzbuchs (StGB) und § 1330 ABGB. Kurz: Meinungsfreiheit gegen Ehrverletzungen. Dass diese beiden Gesetzestexte ihre Geltungsbereiche nur sehr vage beschreiben, hat in der Vergangenheit schon für kuriose Entscheidungen gesorgt. Mittlerweile sind sie zu einer Goldgrube für österreichische Schimpfwörter geworden. Wenn man jemanden »Hundsfuada, schimplades«, »Heislroz«, »gfüda Off«, »glotzada Bimpf« oder »angsoffene Schüchawaumpm« nennt, könnte es vor Gericht schwierig werden, will man sich auf die Meinungsfreiheit berufen. Es handelt sich hierbei entweder um Beschimpfung – wie zum Beispiel jemanden einen Hurensohn zu nennen – oder wenn man auf ein körperliches oder geistiges Gebrechen verweist, um eine Verspottung. Solange diese auf keine wahren Tatsachen beruhen sind sie strafbar. Genau hier fängt es an interessant zu werden, denn Auslegung ist alles.

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, 2008 noch ÖVP-Landesrätin von Niederösterreich, nannte den Vize-Landeshauptmann der SPÖ Josef Leitner einen »wildgewordenen Bluthund«, weil dieser einen Budgetentwurf ablehnte. Die Klage Leitners auf Beschimpfung wurde allerdings abgewiesen, da das Oberlandesgericht Wien entschied, der Ausdruck beziehe sich nicht auf die Person, sondern das Verhalten. Wolfgang Fellner, Herausgeber von Österreich, wiederum nannte in seiner Zeitung den Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter einen »journalistischen Bettnässer« und kam damit durch. Grund: es lag ein Tatsachensubstrat vor, das noch als Kritik durchgehen kann. Das bedeutet, so lange die Beschimpfung im weitesten Sinne als Kritik gesehen werden kann, gibt es gute Chancen sich auf die Menschenrechtskonvention beziehen zu können und damit davonzukommen.

Was darf die Kunst? Die Grenzen der Meinungsfreiheit und der künstlerischen Freiheit wurden von Bushido im Song »Stress ohne Grund« ausgelotet. Er spielt darin auf die Homosexualität von Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit an und rappt: »Ich schieß auf Claudia Roth und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz.« Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, ließ von einer Klage ab, Wowereit nicht. Er zeigte Bushido wegen Volksverhetzung an. Da er sich allerdings auf Kunstfreiheit berufen konnte, kam es zu einem Freispruch. Letztlich wurde unabhängig von Wowereits Anzeige der Verkauf des Songs und also des ganzen Albums an Jugendliche untersagt. Offizielle Begründung laut der Prüfstelle für Jugendgefährdung: »Das Gremium stufte Inhalte der CD als jugendgefährdend ein, weil sie verrohend wirken, zu Gewalttätigkeiten anreizen und Frauen und Homosexuelle diskriminieren. Den Jugendschutzbelangen war nach Abwägung mit der Kunstfreiheit der Vorrang einzuräumen.« Bei Jugendschutz hat also selbst die Kunstfreiheit ihre Grenzen. Die Situation ist in Österreich sehr ähn-

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Wie kann ich Strache am besten sagen, dass ich ihn nicht mag? Zeichne eine Karikatur. Zwei Menschen stehen vor einem Bild. Der eine glaubt, es handelt sich um ein Gemälde von H.C. Der andere muss ihn aber erst aufklären, dass es sich um ein Bild von einem Arsch mit Ohren handelt. Ach ja, am besten heißt du noch Gerhard Haderer, der hat das wirklich gemacht. Er wurde zwar geklagt, kam aber damit durch. Sing einen Song. Am besten schlägst du Strache mit seinen eigenen Mitteln. Nimm seinen Strache-Rap, sing etwas wie: »Ich bin genau derselbe Depp, das beweis ich euch mit meinem Rap.« Gib auf Youtube »Idioten mit Schal« ein, da findest du eine gute Vorlage. Mach Kabarett. Die traditionell-österreichische Form Politikern zu sagen, wie wenig man von ihnen hält. Wenn du mutig bist, lade den H.C. himself dazu ein – das haben sich noch die wenigsten getraut – und mach es so unangenehm wie möglich für ihn. Robert Palfrader alias Robert Heinrich I. hat das bei »Wir sind Kaiser« gemacht und Strache auch mehrfach sprachlos gelassen.

H.C., gönn dir Kunst, Satire, Meinung!

lich zu der in Deutschland. Richter können Entscheidungen von dort als Grundlage verwenden, müssen das aber nicht. In einem »Zeit im Bild«-Interview sagte Bushido zum Thema »Stress ohne Grund«, er sei aber sehr zufrieden mit dem Verkauf. Das Video habe immerhin 1,2 Millionen Klicks in unter zwei Tagen auf Youtube. Dass sich mit provozierenden Aussagen gute PR machen lässt, ist kein Geheimnis. Die Frage ist, wie weit ein Künstler gehen darf, um sich selber darzustellen oder andere zu kritisieren.

Wofür gibt’s Satire? Satire darf ganz schön weit gehen und das soll sie auch. Die Kabarettisten Robert Stachel von Maschek und Florian Scheuba von den Staatskünstlern, der Chef der Satire-Nachrichtenseite »Die Tagespresse«, Fritz Jergitsch, sind sich auf Nachfrage unabhängig voneinander einig, dass Satire an »die da oben« adressiert sein sollte und es vorrangig darum gehen muss, lustig zu sein. Tabus sollte es keine geben. Robert Stachel sagte dazu: »Wenn es wirklich so ein guter Schmäh ist, dass sich Tabuverletzungen auszahlen, dann zahlt man den Preis gerne.« Maschek-Clips werden vor der Ausstrahlung vom ORF auf deren Rechtsmäßigkeit geprüft, weswegen sie sich auf sicherem Terrain bewegen. Einen Reiz ständig bis an die Grenzen des Gesetzes zu gehen, verspüren Maschek allerdings nicht. Einzig Florian Scheuba wurde einmal von Fiona Swarovski angeklagt, weil er einen Scherz über ihren angeblichen Kokainverbrauch machte. »Wenn man schon verklagt wird, hofft man, dass es wenigstens jemand Spannendes ist, aber das mit Fiona war eher unspektakulär. Sie hat die Klage dann auch wieder zurückgezogen.«

In Österreich wird »das künstlerische Schaffen, die Vermittlung von Kunst sowie dessen Lehre« durch Artikel 17a des Staatsgrundgesetzes abgesichert. Dieser ist vor allem im Bereich der Satire und der Karikaturen von Bedeutung. Er besagt, dass die Übertreibung der Satire zuerst auf ihren Aussage-Kern zu reduzieren sei. Erst dann kann man feststellen, ob die Menschenwürde damit angegriffen wurde. Ist dies der Fall, kann man mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Artikel 17a sichert Österreichs Kunstfreiheit. Fritz Jergitsch schreibt dazu: »Satire ist ein effektives Werkzeug, um Kritik zu äußern. Durch die satirische Übertreibung werden Missstände sichtbar gemacht und damit sehr wirksam und pointiert angeprangert. So hat sie einen gewissen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung.« Gerade nach dem Charlie Hebdo-Attentat wurde durch eine öffentliche Diskussion wieder sichtbar, wie wichtig ein toleranter Umgang mit Satire für eine Gesellschaft ist. »Satire kann angstlösend sein und Dinge relativieren. Das ist auch der Grund, warum in totalitären Regimen Satire stets unterdrückt wird. Lachen gefährdet Religion und jede Form von Macht«, sagt Scheuba. Wenn man Strache oder jeder anderen Person des öffentlichen Lebens auf die Füße treten möchte, ist das in Form von Kunst, Satire oder Ausdruckstanz mehr als erwünscht. Beleidigungen sind nicht nur zu einfach, sondern bewirken auch nichts, außer PR für den Beleidigten. Lieber kreativ kritisieren. Ob sich Nazar mit seinem »Hurensohn«Sager auf die Meinungsfreiheit berufen kann, muss nun ein Gericht klären. Bei einer Verurteilung würde er lieber ins Gefängnis gehen, war aus seinem Umfeld zu hören. Und die medialen Bilder, wenn ein beliebter Rapper wegen eines unbedachten Sagers in den Häfn muss, findet wohl nicht einmal die FP-Pressestelle förderlich. Dass es weniger Komplikationen gegeben hätte, wenn Nazar es geschickt in einen Song verpackt hätte, ist sicher. 039

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Nina Bunjevac – »Vaterland« Ex-Jugoslawien als Comic aufgearbeitet

Vaters schwarze Hand Text Nuri Nurbachsch BILD Nina Bunjevac / avant-Verlag

»Vaterland« zeichnet Jugoslawien oft nüchtern und mitunter extrem emotional als Porträt einer Familie nach, die teils willig, teils unfreiwillig das Opfer einer destruktiven Politik wurde. Eine beeindruckende und einzigartige Graphic Novel.

Wir begehen nicht selten den Fehler, Geschichte als lineare Kette individueller Entscheidungen und deren scheinbar eindeutige Konsequenzen zu betrachten. Nina Bunjevac zeigt in »Vaterland« mehr Tiefe auf, indem sie die Ereignisse am Balkan nach dem Zweiten Weltkrieg mit denen in ihrer Familie verbindet. »Ich habe keine Erinnerungen an meinen Vater und keine emotionale Verbindung«, erklärt Bunjevac im Interview. Sie antwortet damit auf die Frage, ob es für sie wichtig war, emotionale Distanz zum Objekt / Subjekt von »Vaterland« zu haben. »Und ja, ich denke, es war sehr wichtig, dass ich mich der Arbeit von einem neutralen Blickpunkt aus näherte. Das Thema könnte in den Händen von jemandem, der emotional zu involviert ist, leicht missbraucht werden.« Tatsächlich ist »Vaterland« voller intensiver Emotionen, allerdings spürt man jene der Autorin wirklich nicht besonders oft. Während sie ihren Eltern und Großeltern, ihren Geschwistern, Tanten und Onkeln Raum für Gefühle gewährt, sticht sie selbst durch emotionale Abstinenz hervor. Die Geisterhand Nina Bunjevacs führt das Narrativ durch Ebenen höchster persönlicher Intimität und klinischer Faktenaufbereitung, hinterlässt jedoch so gut wie keinen Abdruck, ihre Berührung nur in ihrem Stil erkannt und in manchen Bildern erahnt. Für manche ist Nina Bunjevac erst 2012 mit »Heartless« bei Conundrum Press als Comic-Künstlerin in Erscheinung getreten. Allerdings trug »Heartless« nur zusammen, was sie bereits zu renommierten Publikationen wie Broken Pencil, Mineshaft oder Stripolis beigetragen hatte oder auch mit dem Stripburger Kollektiv erarbeitete. In all diesen Outings etablierte sie allerdings eine andere Bildsprache. Starke Symbolik, verwoben mit sarkastischer Sozialkritik, massiven Einflüssen des jugoslawischen Black Wave-Kinos, amerikanischem Film Noir und französischem Nouvelle Vague. Zynisch in ihrer übergreifenden Weltanschauung, dennoch herzlich in Empathie und menschlicher Darstellung. Für »Vaterland« bleibt sie ihrem visuellen Stil treu, aber alles ist nüchterner. Die Symbolik existiert nur mehr in bestimmten Schlüsselmomenten. Es ist eine akademische Nina Bunjevac, doch das dürfte die Materie von ihr verlangt haben.

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Destruktive Politik »Die Arbeit an ›Vaterland‹ zwang mich, das Große Ganze zu betrachten.« Damit meint sie sowohl den historischen Umfang des Werks wie auch die persönliche Dimension der menschlichen Relationen. Begonnen hat es mit ihrem Wunsch, mehr über ihren Vater und dessen Vergangenheit zu erfahren. Peter Bunjevac war tief in terroristische Aktivitäten extremer serbischer Nationalisten verflochten. Mit der Recherche zum Leben des Vaters und der Geschichte hinter diesem Konflikt begann sie dessen wahre Natur zu verstehen. »Womit ich am meisten kämpfte war, die Verbindung zwischen seinem Vermächtnis und der Auflösung des Landes, das ich Heimat nenne, zu erkennen.« Es ging also gar nicht anders. Um sowohl ihrer eigenen Familie wie auch der Geschichte gerecht zu werden, musste sie ein gedachtes Seziermesser anlegen. Sorgfältig recherchierte sie über ein Jahr lang, sprach mit Familienmitglieder, durchforstete deren Fotografien und Aufzeichnungen, um ein möglichst vollständiges Bild festhalten zu können. Sie beschreibt ihr Ziel weniger als Auseinandersetzung mit dem unbekannten, verstorbenen Vater: »Meine Absicht ist es, die Effekte destruktiver Politik auf all jene zu zeigen, die zurückgelassen werden, Frauen und Kinder.« Hier taucht dann doch eine emotionale Komponente auf, wie sie kaum stärker sein könnte. Indem Bunjevac die Position ihres Vaters nicht nur in seiner Abwesenheit, sondern auch durch die Reaktionen ihrer Familie darstellt, werden eben jene Effekte sichtbar, vor allem aber auch berührend. Auf der einen Seite verdichten sich die Informationen zur Politik auf internationaler Ebene, auf der anderen Seite sind es die Details in den Handlungen und Kommentaren der Familie, die es uns erlauben zu verstehen, in was für einer schwierigen Situation diese sich befinden. Der Intuition widersprechend, ist es gerade diese Fülle an Informationen und Details, die eine tiefere Identifikation zulässt. In einem besonders intensiven Moment – der junge Peter Bunjevac lässt seine Frustration an Katzen aus, die er bei lebendigem Leib verbrennt – fiel es Nina Bunjevac selbst schwer zu entscheiden, ob sie das in »Vaterland« sehen möchte oder nicht: »Ich habe es fast nicht verwendet, aber dann dachte ich, dass es ein sehr wichtiger Teil seiner Reise war. Es gibt viele Wege, wie Menschen mit ihren Dämonen umgehen – diese Geschichte illustriert die zerstörerischen Wege. Wenn man sich die Weltereignisse heutzutage ansieht, dann wird es offensichtlich, dass zu Radikalismus tendierende Menschen, die in Schulmensen oder Einkaufszentren herumschießen, alle etwas gemein haben: Gefühle von Kränkung, Schmerz, Verdrängung, die für sie sehr real sind.«

Ein williges Opfer, einzigartig dargestellt

PETER Bunjevac 1936–1977

Eine kurze Geschichte Jugoslawiens 1918 —— gründung jugoslawiens als Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Der Staat setzte sich aus Serbien, Montenegro und Teilen Österreich-Ungarns zusammen. Er sollte Heimat für alle Südslawen (Jug = Süden) dienen. 1941 —— krieg mit deutschland. Die mehrheitlich kroatische Ustascha ermordete zahlreiche Serben und Juden. Tendenziell serbische Partisanen, die Tschetniks, verübten Vergeltungsschläge.

Ihren Vater besser zu verstehen, gelang ihr nur teilweise: »Das Einzige, das ich heute an meinem Vater klar verstehe, ist, dass er ein williges Opfer in alldem war.« Aber das größere Bild, das sie durch »Vaterland« erlangte, verhalf ihr zu einem besseren Verständnis der Zusammenhänge. Somit verhilft es uns, zum gleichen Ergebnis kommen zu können. In dieser Hinsicht ist »Vaterland« überragend gelungen. Es ist einerseits ein massives Manifest der beeindruckenden Talente Nina Bunjevacs, andererseits stellt es Politik auf einer zwischenmenschlichen Ebene dar, dort wo sie wirklich stattfindet und Spuren hinterlässt. Anders als Joe Sacco wählt sie nicht die journalistische Route, vielmehr findet sie eine Stimme, die viel zu selten aus sozialkritischen Comics zu hören ist: Nicht moralisierend, aber klar und unmissverständlich, und in Nina Bunjevacs Fall auch einzigartig. Sie plant diesen Weg weiter zu verfolgen: »Das nächste Projekt dreht sich um die arktische Umsiedelung kanadischer Inuit. Das ist während des Kalten Kriegs ab 1953 passiert, als fast die ganze Arktis mehr oder weniger zu haben war.« Die Erwartungen sind dank »Vaterland« hoch, so ist aber auch das Vertrauen in Nina Bunjevac.

1999 —— krieg der nato gegen die Bundesrepublik Jugoslawien mit dem Ziel, die militärische Besetzung des Kosovo zu beenden und eine politische Lösung des Konflikts herbeizuführen.

»Vaterland« von Nina Bunjevac ist soeben im Avant Verlag erschienen. Am 23. März ist die Autorin zu einem Gespräch bei Hartliebs Bücher in 1090 Wien zu Gast und stellt ihr neues Buch vor.

2003 —— umbenennung der Republik Jugoslawien in Serbien und Montenegro. Letzteres erklärt sich 2006 für unabhängig, 2008 der Kosovo.

1945 —— gründung als sozialistischer bundesstaat, bestehend aus 6 Teilrepubliken. 1948 —— bruch titos mit der sowjetunion und blockfreie Entwicklung als sozialistische Republik. 1980 —— tod titos und langsame Auflösung durch zentralistische, serbische sowie Unabhängigkeits-Bemühungen der anderen Staatsteile. 1991 —— unabhängigkeit kroatiens und sloweniens nach kurzen Kriegen mit Serbien.

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So lange alle einwilligen und Spaß haben.« (Erika Lust)

Erika Lust — Echtere Pornos

Dreckiger Sex, saubere Werte

Text Teresa Reiter Bild Erika Lust, Rocio Lunaire

Pornos ohne Klischees, dreckig, lustvoll und auch mal lustig. Das möchte die Schwedin Erika Lust drehen. Wenn das nicht so langweilig klingen würde, könnte man postfeministische Pornos dazu sagen.

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Die schwedische Erotikfilmemacherin Erika Lust will mit frauenverachtenden Pornos schlussmachen. Als studierte Politikwissenschaftlerin wünscht sich die 38-Jährige einen intelligenteren und gesellschaftspolitisch wertvolleren Zugang zu Pornos und Sex. Fad? Nicht mit Erika Lust. In ihren Filmen ist trotzdem alles erlaubt, solange die Werte sauber bleiben. Du hast wiederholt gesagt, dass du dich schuldig und dreckig fühlst, wenn du dir Mainstream-Pornos ansiehst. Was ist falsch an dreckig? Nichts ist falsch an dreckig. Es geht für mich darum, dass der Sex dreckig bleibt und die Werte sauber! Was mir das Gefühl gibt, schuldig und dreckig zu sein, ist, dass das Bild, das Pornos von Frauen, Sex und Beziehungen zeichnen, nicht weiter von der Realität entfernt sein könnte. Wie Frauen sexualisiert und zum Objekt gemacht werden ist dreckig und ich fühlte mich nicht wohl dabei, von sexuell eindeutigen Bildern erregt zu werden, die alles repräsentieren, was ich an dieser männerdominierten Gesellschaft hasse. Du versuchst, Porno besser zu machen. Ist es die Sache wirklich wert, zu versuchen, Qualität in etwas hineinzubringen, das auch in Abwesenheit von Qualität und Kunst perfekt zu funktionieren scheint? Jeder schlechte DIY-Porno findet doch online sein Publikum. Ich finde nicht, dass es perfekt funktioniert. Solche Dinge mögen eine Menge Publikum haben, aber sie sind auch sehr schädlich für die gesellschaftliche Wahrnehmung von Sex und die Rolle der Frauen dabei. Als Frau ist es meine Verantwortung, diese Werte reinzuwaschen. Als Mutter ist es meine Verantwortung, eine gesunde Darstellung von Sex und Beziehungen zu erschaffen. Und als Filmemacherin ist es meine Pflicht, Filme von fantastischer Qualität zu machen. In erster Linie bin ich Frau, Feministin und Filmemacherin. Brauchen Pornos eine Handlung? Ist das nicht etwas, worüber die Leute normalerweise lachen? Die Leute lachen über lächerliche, unwahrscheinliche Szenarios, die einfach fake sind. Ich mache erotische Filme. Was mich von Mainstream-Pornos unterscheidet, ist, dass ich meine Filme mit Respekt behandle. Ich verleihe ihnen plausible Handlungsabläufe, abgerundete Charaktere und eine Storyline, die mit einer schönen Ästhetik daherkommt. Meine Produktionen bestehen aus tagelanger harter Arbeit eines Teams von 15 Menschen und nicht aus zwei Heinis mit einer Handykamera. Ein Teil der Kritik an Mainstream-Pornos ist, dass die Lust fake ist. Deshalb sagst du deinen Darstellern, dass sie Sex haben sollen wie im wirklichen Leben. Macht die Tatsache, dass es kein realer, normaler Sex ist, sondern idealisierte Fantasien, nicht den Reiz am Porno aus? Wollen unsere Vaginas und Penisse wirklich den Sex des realen Lebens sehen? Frag mein Publikum! Es scheint sehr gut zu funktionieren. Manche Leute ziehen idealisierte Fantasien und unmögliche Situationen vor, die in Mainstream-Pornos zum Leben erwachen und diese Leute haben immer noch die Wahl. Aber andere Leute, speziell Frauen, fühlen sich nicht erregt davon, dass ihnen ein Mann übers ganze Gesicht ejakuliert und sie wie ein Objekt behandelt. Stattdessen wollen sie Situationen sehen, in denen sie selbst mitspielen könnten. Es geht dabei nicht um langweiligen, realistischen Alltagssex, sondern um kreative Situationen, die Sex und Chemie in ihrer natürlichsten und reinsten Form abbilden. Ich finde diese »idealisierten« Situationen langweilig, weil sie immer dasselbe sind. Das Klischee von großbrüstigen Tussis, die als Beglückerinnen von Männern fungieren, wird viel zu alt, um es noch zu genießen. Ich bringe etwas Anderes, Kreatives, Gescheites und etwas das Spaß macht auf den Tisch. Und die Leute lieben es. Mir ist aufgefallen, dass Lachen in deinen Filmen erlaubt ist. In Pornos hat Humor ja normalerweise nicht so viel Platz. Wieso ist das so? Weil die Leute in Mainstream-Pornos keinen Spaß haben. Sie wirken gezwungen und als wäre ihnen unbehaglich zumute. In meinen Filmen ist alles natürlich und Humor ist eine großartige Verbindung zwischen Menschen, wieso das nicht benutzen? Außerdem haben wir es am Set meistens sehr lustig und das zeigen wir auch gerne. Was hasst du am meisten an der Art, wie Frauen in Pornos dargestellt werden? Wie ich schon sagte, ich hasse die Art, wie Frauen zum Objekt gemacht und sexualisiert werden und das ohne ihre Zustimmung zu diesen Bildern. Normalerweise werden Mainstream-Pornos mit ei-

nem speziellen Zielpublikum im Kopf produziert: Männer. Frauen sind nur dazu da, um ihnen Befriedigung zu verschaffen. Sie haben keine Stimme und keine Entscheidungsgewalt. Sie werden als minderwertig dargestellt und das ist nicht die Art, wie wir Frauen in sexuellen Beziehungen porträtieren sollten, weil eine Menge junger Leute ihre Meinungen nach diesen Bildern formen und es ihr sexuelles Benehmen negativ beeinflusst. Wie sieht dann ein feministischer Porno aus? Kein Analsex, keine Facials und ab und zu wird ein Mann statt einer Frau gedemütigt? In meinen Filmen wird überhaupt niemand gedemütigt. Und nichts ist verboten, wie im Sex des wirklichen Lebens. So lange alle einwilligen und Spaß haben. Wer wissen will, wie erotische Indiefilme ausschauen, kann auf meine XConfessions-Website gehen und sich das selbst anschauen. Es gibt schon eine Menge Sachen, die explizit für ein anderes Publikum als Männer gemacht werden, zum Beispiel Pärchenpornos oder »frauenfreundliche« Pornos. Das klingt alles relativ zahm und langweilig. Ist das ein Vermarktungsproblem? Es muss überhaupt nicht langweilig sein. Das hängt alles von der Kreativität der Produzenten ab. Genau aus diesem Grund habe ich XConfessions kreiert, meine neuestes und intimstes Projekt. Es besteht aus einer Web-Community, in der User anonym ihre sexuellen Geständnisse, Fantasien und Sehnsüchte teilen. Jeden Monat suche ich zwei der kreativsten Geschichten aus und mache daraus schöne Kurzfilme. Was ist für dich die gesellschaftliche Funktion von Pornos und wie hat sie sich über die Jahre verändert? Sollten wir unsere Beziehung zu Pornos ändern? Pornos sind die neue Sexualerziehung des 21. Jahrhunderts. Die meisten Teenager, manche erst zwölf oder dreizehn Jahre alt, schauen Pornofilme, lange bevor sie überhaupt Sex haben. Pornos haben wirklich großen Einfluss auf den jugendlichen Geist. Diese Bilder werden sie glauben machen, dass das, was sie da sehen, normal ist, dass Sex so sein muss und dass Frauen nicht mehr als ein Mittel zur Befriedigung sind. Natürlich sollten wir Pornos mehr debattieren! Mehr noch, wir sollten uns mehr engagieren. Es geht dabei nicht um Zensur und Verbote von Pornos, sondern darum, sie in etwas Pädagogisches, Entspannendes und Wertvolles zu verwandeln. Das zehnte Pornofilm­festival findet von 21. bis 25. Oktober in Berlin statt und zeigt Filme an der Grenze von Kunst, Porno und Autorenkino. 043

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Adventure Games — Erfolgreich mit Variantenreichtum

Comic, Drama und Liebesgeschichten 044

Text Christoph Sepin Bild Telltale, Double Fine, Square Enix

Auch 2015 wird wieder ordentlich gepointet und geklickt. Verantwortlich dafür sind narrative Möglichkeiten, die man so nur im Adventure-Genre findet. Allein auf Steam finden sich derzeit über 300 Spiele unter dem Tag »Point-and-Click«, für 2015 sind an die 50 neue Abenteuer angekündigt – und das nur mal für den PC. Genre-Koryphäe Ron Gilbert kehrt mit dem pixeligen »Thimbleweed Park« zurück, Kollege Tim Schafer bringt heuer mit seinem Studio Double Fine den zweiten Teil von »Broken Age« heraus und hat kürzlich das doch sehr gute »Grim Fandango« remastered. Activision hat tatsächlich die Klassikerschmiede Sierra aus einem Loch gezogen und veröffentlicht noch dieses Jahr einen neuen Ableger der »King’s Quest«Reihe. Am lautesten im Adventure-Wald schreit aber zurzeit Telltale Games mit einem Portfolio, das Franchises wie »The Walking Dead«, »Jurassic Park«, »Zurück in die Zukunft« und »Game Of Thrones« umfasst. 2015 wagt sich das Studio zudem mit »Minecraft: Story Mode« an die Adventurisierung des größten Monstrums der jüngsten Videospielgeschichte. Warum das alles jetzt passiert? Weil durch die neue Generation von Adventure-Spielen komplexe Storytelling-Mechanismen möglich gemacht werden, die es so noch nie gab. Durch einen Fokus auf Narrative und auf die Entschleunigung des Spielrhythmus, die durch das Wegfallen von Sequenzen, die auf Reaktionsschnelligkeit abzielen, entsteht, eignen sich Adventures ideal als Tool, um Geschichten zu erzählen. Im Gegensatz zum passiven Sehen der TV-Show lassen sich hier auch aktiv Entscheidungen fällen, die den Spielverlauf weitgehend beeinflussen können. So zu erleben im vor Kurzem erschienenen »Life Is Strange«, in dem die kleinste Ab-

weichung vom regulären Spielverlauf – wie zum Beispiel einfach ein Fenster zu öffnen – später überproportionale Konsequenzen haben kann. Und dass man in dem vom französischen Entwickler Dontnod Entertainment produzierten Titel nicht die Kontrolle eines Soldaten, Gangsters oder Schatzsuchers übernimmt, sondern die eines introvertierten US-Highschool-Mädchens, zeigt darüberhinaus, welche vielseitigen Möglichkeiten sich konzeptuell durch Adventures ermöglichen. Denn im Unterschied zu anderen Genres ist durch den Schwerpunkt auf interaktive Erfahrungen der kreative Spielraum für Entwickler ungemein größer: Statt auf Themen wie Action oder Horror beschränkt zu sein, können Adventure-Spiele Stilrichtungen wie Comedy, Drama oder Liebesgeschichten spielerisch aufarbeiten.

Krebs als Spiel Die neue Generation der Adventures hat also die Möglichkeit, Inhalte aufzugreifen, die in der Vergangenheit so noch selten in Spielen verarbeitet wurden. »That Dragon, Cancer«, 2014 für Ouya erschienen und noch für dieses Jahr für PC und Mac angekündigt, setzt sich mit der unheilbaren Krankheit des Sohnes der beiden Entwickler Ryan und Amy Green auseinander und lässt den Spieler die emotionalen Herausforderungen einer Familie nacherleben. Das Open-WorldAdventure »Reflections« vom Entwicklerstudio Broken Window Studios beschäftigt sich hingegen mit der Trivialität des täglichen Lebens und dreht sich um den Moment des Erwachsenwerdens, des Wegziehens von zu Hause und der persönlichen Entscheidungen, die das mit

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Veranstaltungsreihe zur Praxis von digitalen Spielen im MuseumsQuartier / quartier21 / Raum D, 1070 Wien subotron.com/veranstaltungen/pro-games/

APRIL -JUNI

Do. 02.04.15, 19h Öl ins Feuer: Die Debatte um das Talent in der österreichischen Games-Entwicklerlandschaft sich bringt. Und das 2015 exklusiv für PS4 erscheinende »Everybody’s Gone To The Rapture« stellt sich die Frage was passiert, wenn die Apokalypse stattfindet und man selbst nicht eingeladen ist. Zu bekannten Adventure-Mechanismen neu hinzu kommen zudem Veröffentlichungsstrategien, die sich ideal an die Konsumgewohnheiten der Generation »Gutes-Fernseh-Schauen« anpassen: Um den Spieler nicht zu überwältigen und von Entwicklerseite Produktionszyklen besser verwalten zu können, werden Titel nicht in einem Rutsch, sondern episodisch veröffentlicht. Dadurch können Spiele plötzlich wie Fernsehserien, Stück für Stück, rezipiert werden – ein Erfolgsrezept, das

Do. 16.04.15, 19h Live-Pitch österreichischer Games #4: Game-Prototypen

Do. 07.05.15, 19h Financing Options for Emerging European Game Businesses Do. 21.05.15, 19h Geschäftsmodelle der Games-Branche

Do. 11.06.15 Live-Pitch österreichischer Games #5: Studentenprojekte Entwickler wie Telltale in den Mainstream brachten und das mittlerweile zum Standard für Adventure-Spiele gehört. Klassische Puzzles rutschen mehr und mehr in den Hintergrund, der Fokus liegt mehr denn je auf der Story und deren indivivuellem Erleben durch die Spieler. Natürlich fordern diese neuen Spielmechanismen vor allem die Geschichtenschreiber: Wenn nicht mehr durch Action-Sequenzen oder besonders schwere Rätsel abgelenkt werden kann, muss die Story passen. Und genau das schaffen Double Fine, Telltale, Dontnod und ihre zahlreichen Entwicklerkollegen zurzeit eindrucksvoll. In weiterer Folge scheint zumindest vorübergehend der Trend in eine Richtung zu gehen: nach oben. Noch in diesem Jahr kommen neben den zu Beginn erwähnten Adventure Games neue Ableger der »Game Of Thrones«-Reihe, die dritte Staffel zum »The Walking Dead«Spiel und allerlei Sequels zu Klassikern wie »Dreamfall« und »Syberia« auf den Markt. So schnell wird also mit dem Pointen und Klicken nicht wieder aufgehört werden.

Do. 25.06.15 Austria Indie Booth: Präsentationen und Beta-Testing aktueller Spiele aus Österreich

Medienpartner:

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Workstation — MENSCHEN AM ARBEITSPLATZ

Verena Panholzer, 35, Studio Es

Im Studio Es gibt’s Grafikdesign. Entwickelt werden dort Marken für Unternehmen, die vorzugsweise aus dem Kunst- und Kulturbereich kommen. »Wir belegen eine kleine Nische«, sagt Verena Panholzer, die den Laden leitet. Zusammen mit einem Grafikdesigner – »in ein paar Tagen haben wir endlich wieder einen« – und einem Praktikanten hält sie das Studio in Schwung. »Ich hackle eigentlich die ganze Zeit«, sagt sie und lacht. Von ca. halb 10 bis 19 Uhr, sonntags ebenfalls, und abends nicht selten noch von zuhause weiter. Freizeit sei rar, da könne man nichts machen, privat und beruflich vermischten sich regelmäßig. Während die Aufträge einiger Hauptkunden den Erhalt sichern, sind es die Aufträge von Freunden, die ihr oft am meisten Spaß bereiten. Gut vernetzt zu sein, erachtet die Studio-Chefin jetzt als gar nicht so wesentlich: »Die Leute finden mich halt und rufen an.« Abends ab und zu fortzugehen und Leute zu treffen sei aber schon notwendig, gesteht sie.

bild Daniel Gebhart de koekkoek dokumentation Stefan kluger

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Workstation — MENSCHEN AM ARBEITSPLATZ

Mohammadi Ezatullah, 31, Kellner im Steirereck

Er arbeitet als Speisenträger. Nicht irgendwo, sondern im Steirereck, Wiens einzigem Vier-Hauben-Lokal. Den Lebensunterhalt für sich und seine Familie selbst verdienen zu können, ist für ihn essentiell und er freut sich, nicht auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein. »Über müde Beine sollte man aber erst gar nicht klagen«, erzählt Ezatullah. Seine Aufgabe ist es, Gästen Speisen zu bringen und danach wieder abzuservieren – täglich von 12 bis 16 und 19 bis 24 Uhr, nur am Wochenende ist für ihn Pause. Wenn er mal zu sehr gestresst ist, geht der Kellner am liebsten schlafen, spielt Fußball oder tobt sich im Fitness-Center aus. »Spaziergänge mit meiner Frau helfen ebenfalls.« Aufgeschlossen und stets freundlich zu den Gästen zu sein, ist für Ezatullah eine Selbstverständlichkeit. Und bereit zu sein für Neues. Deshalb blickt er seiner Zukunft gelassen entgegen: »Ich bin sehr anpassungsfähig«, sagt er und serviert den nächsten Gang.

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Haikus von Amira Ben Saoud und Manfred Gram

Hass 666 hätten es werden sollen. geworden sind es »555 hasshaikus«, die davon zeugnis ablegen, wie man hassen soll, kann oder wen man warum hassen könnte. davon einmal abgesehen machen die ins exotische format gebogenen kürzest­ geschichten von amira ben saoud und manfred gram ziemlich viel spass.

mit stummem H ( ökosystemkritik Kleine Bäche, seid verachtet, die ihr schon kippt, wenn man hineinbrunzt.

( relation Euer Kind ist nicht hochbegabt. Das wirkt nur so, weil ihr so dumm seid.

( deo-roller Mit oder ohne Alu ist egal bei dir verschwitztem Saubär.

( köpfeln Politisch korrekt nennt man »geistig behindert« jetzt »fußballaffin«.

( balance Statt um Bäume sie zu knüpfen, die Slackline, Depp, schling sie um den Hals!

( paleo Steinzeiternährung: Tu’s! Wie hoch war damals die Lebenserwartung?

( berlin Mit Teilen ging’s schief. Wie wär’s mit einer Mauer um die ganze Stadt?

( wien Erstick an deiner Lebensqualität, ödes Dorf voller Trottel!

( niederösterreich Siebenspurige Straßen, die ins Nichts führen: Niederösterreich.

( fluchtweg Müsst ich ein Red Bull saufen, würd’ ich auch aus dem scheiß Weltall springen.

( gruppenausflug Vom Roller gestürzt und vom nächsten überfahr’n. Segway to Heaven.

( silvester i Sex zu Silvester? Gern mit ner Rakete, nicht mit dir, Blindgänger.

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Hass auf den Lippen vergeht Es hat sich mittlerweile eingebürgert, potenzielle Leser darauf hinzuweisen, wie viel ihrer kostbaren Lebenszeit die Lektüre eines Textes in Anspruch nehmen wird. Deshalb sei hier gesagt, dass, wer vor hat, alle 555 Hasshaikus am Stück zu lesen, damit locker in 45, maximal 50 Minuten durch wäre. Das ließe sich sogar sinnerfassend bewerkstelligen. Anzuraten ist diese Art der Lektüre allerdings eher nicht. Denn manchmal muss und möchte man sich den Hass auf den Lippen zergehen lassen, ihn auskosten, ein Haiku laut vor sich herspucken. Mitunter hat das, möchte man sich zumindest einreden, therapeutische Wirkung. Darüber hinaus sind wir alle natürlich befangen, denn beide Protagonisten – Amira Ben Saoud wie Manfred Gram – sind uns bei The Gap bestens bekannt. Beide haben Migrationshintergrund (er: Steirer, sie: Niederösterreicherin), beide lieben das Spiel mit der Sprache, pflegen die derbe Zote. Beide kultivieren den Grant. Und, klar: Wer leidenschaftlich lebt (oder das zumindest versucht), hasst auch. Die Entstehungsgeschichte dieser Sammlung möchte man sich als modernen Briefwechsel vorstellen. Als SMS-Battle mit dem Drang, den jeweils anderen noch präziser, noch abseitiger, noch wohlklingender zu übertrumpfen oder zu übertölpeln. Die Form – was ist überhaupt ein Haiku? – erklärt sich auf dieser Doppelseite ohnehin von selbst. Darüber hinaus besteht ein gewisses Restrisiko, dass du Lust verspürst, dir eine dieser hinterhältigen Kürzestgeschichten tätowieren zu lassen; als chinesisches Schrifträtsel, im Nacken. text thomas weber bild klaus pichler

( warum so negativ? Toll, deine Diät lief ja eh wie am Schnürchen. Jojo-Effekt halt.

( beziehungen retten Vorsatz fürs Neue: Nicht mehr so anspruchsvoll sein. Ich tu das für uns!

( bekränzt Schweinen schmückt man bei uns mit Lorbeerblättern den Rüssel, Fred Perry!

( urlaub, quasi Gezeugt auf Kreta wurde mein Söhnchen. Deines auf MDMA.

( polyamorie Griechischer Name: Wenn man mit mehreren fickt. Welch gelehrte Hur!

( high potential Hast Rechtschreibschwäche? Top qualifiziert für ein »The Gap«-Praktikum.

( bologna He, wenn jemand fragt, wofür ihr steht, sagt Inzest, ihr »Wanda«-Huren!

( sahnehäubchen Barista, dein Schaum ist perfekt! Wo lernt man das? Auf der Kunstuni.

( leintuch Schlaf immer beim Freund, nicht aus Liebe, sondern weil Bettüberzieh’n nervt.

( do the lambo-dance Steigt jetzt ins Auto und rauscht mir aus den Augen, ihr »Bilderbuch«-Beidln!

( prophezeiung Dumme Engelmann, eines Tages, Baby, wirst du dich sehr schämen.

( meinungsforschung »Fünf Minuten Zeit?« »Nein, doch meine Meinung ist schnell erforscht: verreck!«

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Perspektive wechseln. Magazin f端r Politik und Gesellschaft 149_052-061_Rezensionen.indd 52

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AB HIER: REZENS ONEN

149 Waxahatchee Ivy Tripp (Wichita)

Wohin und mit wem? Katie Crutchfield probiert sich auf dem dritten Album ihres Projekts Waxahatchee an einer subjektiven Weltverstehung. Absolute Lösungen gibt es nicht. Wenn zwei (seltener: mehr) Menschen sich im Sinne von Sexualität, Kuschelkurs und Geistesschwesternschaft begegnen, führt das zu Schwierigkeiten. Eine ausgeleuchtete Kalenderblattweisheit: Beziehungen sind Schlamassel, Dilemmas. Die eine will so, der andere so. Schmusen, pieksen, stechen, drängeln, haten. Längst ist auf den Feldern der sozialen Internet-Gemeinsamkeit eine Status-Option etabliert, die das schwammige Verhältnis zwischen zwei sich immerhin ein bisschen gern habenden Personen nebulös umreißt. Die aus Alabama stammende, mittlerweile vornehmlich in Staten Island, New York ansässige Musikerin Katie Crutchfield besingt in ihrem Projekt Waxahatchee schon drei Alben lang die Turbulenzen aus dem Poesiealbum, die Themen aller Themen, die Herzprobleme. Zunächst karg mit Folk-Gitarre instrumentiert, dann krachiger, elektrischer, auch Pop zugetan und mit steilen Hooks gut versorgt. Ihr drittes Album hat Waxahatchee nun mit einem selbst ersonnenen Begriff, »Ivy Tripp« genannt: Es geht ein Trip nach Nirgendwo, ins Efeu, ins Gemüse, in die Großstadt. »Ivy Tripp« handelt so von der Orientierungslosigkeit im eigenen Leben, vom angeblichen Versuch zu reifen, sich Antrieb zu verschaffen, und wieder vom zittrigen Balancieren im Umgang mit anderen. Oder auch dem einen anderen. »I can imitate some kind of love«, heißt es im Song »Stale By Noon«, »our love tastes like sugar but it pulls the life out of me« in »Half Moon«. Es geht hier jedoch nicht um die Verkultung des eigenen sexy Weltschmerz. Mal ist man der Geprügelte, mal ist man der Verarscher – »Ivy Tripp« weiß das. Ihre Erkenntnisse hat Katie Crutchfield in 13 kleine Portionen gegossen. Kammer-Pop an Klavier oder Orgel, aufgekratzter Power-Pop, Post-Grunge, Gitarren-Drones in Zeitlupe, pluckernde Billig-Casio-Tunes für die Glücklich-Einsamen. Katie Crutchfield ist Dompteuse eines staubigen Lebens, sie wischt in den letzten Ritzen aus. Mehr ist aus dem alten Zuber namens Singer- / Songwritertum kaum zu schöpfen. Optionen, seltsame Zwischenformen der intermenschlichen Aktion, Ruhelosigkeit, Glühen. Ja. Nein. Vielleicht. 09/10 Philipp L’Heritier

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R ez

George Fitzgerald Fading Love (Double Six / Domino)

m u si k

Ernst Molden & Nino aus Wien Unser Österreich (Monkey)

Songs Of Faith And Devotion

An die Agonie verkauft

Ein stimmiges Debüt, dass mit Pop-Appeal sowie gefestigter Song-Struktur punktet und fernab der bekannten und vorhersehbaren UK-Garage-Pfade agiert.

Und wieder einmal zeigt sich: Wenn zwei eine musikalische Reise tun, haben Sie einiges zu erzählen. Vor allem, wenn diese beiden Nino Mandl und Ernst Molden heißen.

Wenn man ein Herz hat für die alten Hadern, die Die Geschichte von »Fading Love« beginnt – ganz dem österreichischen Pop der 70er und 80er Jahkonträr zum Sound des Albums – auf Ibiza. Fitzgere diese zum Trademark gewordene Schludrigkeit rald, der in den letzten Jahren an der Seite von Disclosure, Bondax, Huxley u.a. nicht unbeteiligt am verpassten, dann sollte man jetzt aufmerksam sein. groß angelegten UK-Garage-Revival war, hatte nach Denn Ernst Molden, der beste Wiener Liedermacher einem Gig auf der Balearen-Insel genug vom Gros der – naja – alten Schule, und Nino Mandl, der beste seiner DJ-Kollegen, die mit eindimensionalen Sounds jeder noch so Wiener Liedermacher der etwas neueren Schule, haben gemeinsam kurzweiligen Hype-Blase hinterherjagen. Also wurde in einem der vie- eine Reise unternommen. Eine Reise hin zur Früh- und Mittelphase len Insel-Studios das Grundgerüst gefertigt, um dann die Ausformu- des genuinen österreichischen Pops – ja, man kann auch Austropop lierung und den Feinschliff in London und seiner Wahlheimat Berlin dazu sagen. Wenn Wanda und Bilderbuch Austropop sind, dann sind über den Zeitraum der letzten zwei Jahre vorzunehmen. die zwölf Stücke, die uns das dynamische Duo Mandl und Molden Daher war einer der ersten logischen Schritte, sich von den in- präsentieren, sowas wie die Quintessenz des Austropops. flationär verwendeten Geister-Vocal-Samples wegzubewegen und Die beiden Sänger tragen die Stücke ihrer musikalischen Ahnen mit echten Stimmen zu arbeiten, z.B. mit dem Boxed In-Sänger Oli fast durchgehend originalgetreu vor, musikalisch müssen sie durch Bayston. Dadurch wurden die Produktionen im Gesamten nicht nur ihr Konzept der Reduktion hier und da ein paar Abstriche machen songorientierter, sondern auch facettenreicher. Über die gesamte – was nicht weiter stört –, lyrisch bleibt alles beim Alten. Und wenn Spieldauer wird die Waage zwischen Nerd-Frickelei und doch genü- nicht, dann stört es. Wie etwa beim »Tschik«, auch Danzer, wo sich gend Pop-Appeal gehalten. Kurz bevor die Nummern in kitschigen zwischen den beiden Interpreten ein kleines Gespräch entwickelt. Synth-Pop abgleiten, rettet er sich mit geschickten Kniffen zurück Beim Heurigenschunkler »Im grünen Wald von Mayerling« geht’s, wie in düstere Regionen seines Soundspektrums. Ideen dafür holte er könnte es anders sein, um den Tod vom Kronprinz Rudolf, für den ein sich bei einigen, die den Spagat zwischen Song und Track vor vie- schöner Traum zu Ende ging. len Jahren perfektionierten: Orbital, New Order, Depeche Mode, Es ist jetzt schon ein bisschen unfair zu sagen, dass das Album fanHappy Mondays. Die Grundstimmung des Albums, auch ob des Ti- tastisch ist und von jedem gehört werden sollte, der nur ein bisschen tels und der wohl damit einhergehenden Gemütslage Fitzgeralds, was fürs Wienerische übrig hat. Klar, es sind alles Songs der Anderen, ist leicht melancholisch, manchmal schummrig und geht nahtlos Ernst Molden und Der Nino aus Wien schöpfen aus einem riesigen in die nebelverhangene und nächtliche Aura der Tracks über. Insge- Fundus an suizidantem Liedgut aus Österreich, an Melodien für die samt eine äußerst homogene und stimmige Angelegenheit, mitunter Ewigkeit und einem sehr großen Pool an Interpreten. Aber diese teilauch, weil keine Nummer die Fünf-Minuten-Marke überschreitet. weise schon über 40 Jahre alten Stücke so sorgfältig zu instrumen08/10 Kevin Reiterer tieren und in die Gegenwart zu holen, so wunderbar gesungen und mit dem richtigen Quäntchen Sprezzatura zu intonieren, hat größten Respekt verdient. Und wenn der eine oder andere danach in den Plattenladen geht und sich eine Platte der alten Helden besorgt, hat alles auch noch einen weiteren Zweck erreicht. 08/10 Dominik Oswald 054

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Neigungsgruppe Indie

Schöner Lärm, betörende Stille, alles dazwischen und natürlich die obligate Ausnahme. Ausgewählt von Manuel Fronhofer. Sufjan Stevens Carrie & Lowell (Asthmatic Kitty) — Der Mutter und dem Stiefvater des Musikers hat das neue Sufjan-Stevens-Album seinen Titel zu verdanken. Dem Leben und dem Tod, der Liebe und dem Verlust seine nicht gerade leichten Themen. Stevens ist jedenfalls in bester Form und bei einem sehr reduzierten Sound angelangt: sein zartes Seufzen, gezupfte Akustikgitarre, darunter stimmungsvolle Synth-Schleifen – viel mehr braucht es nicht. Schlicht, ergreifend, schön.

Selah Sue Reason (Because Music)

Belgische Waffen Auch vier Jahre nach ihrem Debüt leidet Selah Sue noch an chronischer Traurigkeit. Was macht man da bloß? Abschleifen und einmal kurz mit Pop-Politur drübergehen. Die Belgier sind kein besonders vertrauenswürdiges Volk – an einem Tag geben sie uns Bier und Schokolade, und am nächsten Tag haben wir Milow am Hals. Manchmal jedoch, da meinen sie es recht gut mit uns. So geschehen im Fall von Selah Sue. Ihr Werdegang ist schon mal der Stoff, aus dem SingerSongwriter-Träume gemacht werden: Als Kind noch Tanzunterricht genommen, später im Teenager-Alter die Liebe zur Gitarre entdeckt. Boom, Plattenvertrag. Eine Frohnatur war sie wohl noch nie, schlug schon 2011 auf dem Erstling eher melancholischere Töne an und erntete dafür tosenden Applaus von Europas Frankophonen. Geheilt hat sie der Erfolg aber noch lange nicht. Selah ist auch auf »Reason« noch damit beschäftigt, ihre Wunden zu lecken – in Form von easy breezy Belpop. Manchmal mehr, manchmal weniger aufregend. Dass große, soulige Stimmen auch aus zierlichen weißen Wesen kommen können, haben in den letzten Jahren vor allem Kolleginnen wie Gabriella Cilmi oder Paloma Faith bewiesen – dennoch ist man kurz erstaunt über die verrauchten Töne, die diesem filigranen Mädel entspringen. Die Schroffheit vom Debüt wird größtenteils abgelegt, hier bewegt man sich auf weitaus glatterem, polierterem und nicht zuletzt poppigerem Boden. Nicht ganz unschuldig daran sind die Komplizen – Childish Gambino hatte zuletzt schon auf dem Ariana Grande-Album einen Gastauftritt, die beteiligten Produzenten haben sich bereits an Haim, Massive Attack oder Kylie Minogue ausgetobt. In Kombination mit den durchwegs schwermütigen Lyrics kann das für gute Momente sorgen – wie im Opener »Alone«. Der wurde gerechterweise zur Leadsingle erkoren und klingt mehr britisch als belgisch. »Sadness« erinnert in all seiner Motown-Pracht gar an »Love Is A Losing Game« von Amy Winehouse. Letztendlich wird man den Verdacht aber nicht los, dass Selah Sue uns die volle Zerstörungskraft ihrer belgischen Waffen bis jetzt noch vorenthält. Hütet euch – Future Queen of Belpop coming through. Da geht noch was. 07/10 Franz Lichtenegger

Lonelady Hinterland (Warp) — Die unter dem Namen Lonelady veröffentlichende Julie Campbell nimmt für ihre Musik jene Atmosphäre als Ausgangspunkt, die man historisch gesehen gerne mit ihrer Heimat­stadt Manchester assoziiert: eine gewisse postindustrielle Trostlosigkeit, spröde, unterkühlt und grau in grau. Auf ihrem zweiten Album schickt sie dazu noch kargen Funk und 80er-Jahre-Dance-Pop durch die Boxen. Punktlandung zwischen A Certain Ratio und Joy Division. Fred Thomas All Are Saved (Polyvinyl) — Irgendwo da draußen kursieren bereits sieben Soloalben von Fred Thomas. Dank Polyvinyl könnte einem sein achtes nun auch hierzulande unterkommen. Während der Ameri­ kaner mit seiner Band Saturday Looks Good To Me auf Indie-Pop setzt, ist »All Are Saved« weiter angelegt, vielschichtiger. Atmosphärische InstrumentalParts, dazu gesprochene Texte von großer Dringlichkeit (vgl. The Van Pelt), dann wieder konventionelleres Songwriter-Zeug – von aufgewühlt bis betrübt. Stealing Sheep Not Real (Heavenly) — Ein David-Lynch-Tribute-Abend, der Soundtrack zu einem Sci-Fi-Kultfilm aus den 70ern – Projekte, die sich gut ins Gesamtbild fügen. Auf dem zweiten Stealing-Sheep-Album sind surreale Motive und retro-futuristische Ästhetiken wichtige Bestandteile. Zuschreibungen wie Pagan Pop und Freak-Folk treten in den Hintergrund. Ihren Sound haben Becky Hawley, Emily Lansley und Lucy Mercer verfeinert und mit sanfter Hand elektronisch ausgebaut. Drei Frauen zum Schafestehlen! Happyness Weird Little Birthday (Moshi Moshi) — Mit diesem selbstveröffentlichten Debüt haben es Happyness im Vorjahr in ihrer Heimat in diverse Best-Newcomer-Listen geschafft. Die Neu­auflage des Albums bei Moshi Moshi kommt mit vier Bonustracks in die Läden, die den Sound der Londoner Band gut umreißen: von jugendlich ungestümem Lo-Fi-Pop bis hin zu grüblerischen Lamenti im Flüstermodus – beide Varianten durchwegs mit Humor versetzt. Deutliche Referenzen: Pavement und Sparklehorse.

Und auSSerdem natürlich:

Courtney Barnett – Sometimes I Sit And Think, … (Marathon) Bester Slacker-Pop von einer souverän-launigen Geschichtenerzählerin. Mile Me Deaf – Eerie Bits Of Future Trips (Siluh) Wolfgang Möstl und die Eingängigkeit spröder Gitarren. Twin Shadow – Eclipse (Warner) Mit 80er-Pop, Kuschelrock und Moped auf dem Weg ins Stadion. 055

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Pop. Was?

Für den Fetischcharakter und für die Regression des Hörens. Ausgewählt von Stefan Niederwieser. Liturgy The Ark Work (Thrill Jockey) — Schlagt diesem Hipster-Black-Metal den Kopf ab, forderten die Dschihadisten der reinen Metal-Lehre vor vier Jahren in ihren pixeligen Videobotschaften. Und ja, Liturgy wollten nie echt sein, sie sind die denkenden Douches des Black Metal. In der Unibibliothek geschriebene Texte, spröde Drums, abstrakte Glitches, unfetter Mix und ja, neue Musik – diese kunstvolle Arche kracht unbeirrt in Richtung Zukunft. Hot Chip Why Make Sense? (Domino) — Wie sehr hätte man einen Song wie »Dark Night« letztes Jahr gebraucht. Und das Jahr davor. Der nichts versöhnt, sondern den Schmerz kaum spürbar mit Euphorie übermalt. Warum sollten sie dem auch Sinn geben. Warum sollten Hot Chip wieder die lustigen Clowns mit den schrulligen Dance-Hymnen geben. Diese ungeschönten Songs ergeben in vielen Schichten das beste Album der Band seit »Made In The Dark«. Courtney Barnett Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit (Marathon) — Oh, was für ein Debütalbum. Dabei hatte man seit »Avant Gardener« den Eindruck, da hat eine Australierin nach langen Abenden auf der Veranda mit Dosenbier und guten Freunden schon lange die richtige Balance aus eigenwilligem AntiFolk, grandiosen Geschichten und geraden Melodien gefunden. Man möchte so ein Leben haben, sitzen, denken, manchmal nur sitzen. Kurt Vile, Mac DeMarco, Ty Segall, da hat jemand gerade den Slack lauter aufgedreht. Jack Ü Skrillex And Diplo present Jack Ü (Atlantic) — Mit Justin Bieber, Kiesza, 2 Chainz und Aluna George könnte auch alles danebengehen. Gerade dann, wenn die obersten Bier- und Grillwürstelmeister im großen Elec­ troktoberfest zum Tanz rufen. Manchmal tut es das auch. Aber angenommen, du grillst gerade selbst dein Würstchen, machst Urlaub vom Kopf oder möchtest einmal im Leben einen guten Justin-Bieber-Track hören, dann bekommst du hier das fetteste Futter. Steven Wilson Hand. Cannot. Erase. (Kscope) — Prog-Rock? Ein Konzeptalbum über eine Frau, die zwei Jahre tot in ihrer Wohnung lag, mit epischem Song­ aufbau, langen Mellotron- und Gitarren-Soli, dem Geruch von Aufbruch, viel authentischem Fummel? Steven Wilson war’s. Der wunderte sich zwar über die Aufregung um Pink Floyd, das wäre ein eindeutiges Zeichen einer Krise in der Musik. Dass alle nun sein Album feiern, das innerlich fast 50 Jahre alt ist, zeigt irgendwie, dass eh schon alles wurscht ist.

Und auSSerdem natürlich:

Kendrick Lamar – To Pimp A Butterfly (Aftermath) Kann nicht scheitern. Twin Shadow – Eclipse (Warner) Feiner Bombast, Lederjacken, 3-Tages-Bart, heißkalte Gefühle, so geht das. Cid Rim – Charge / Kano (Affine) Schnalzt, gluckst, wackelt mit dem Popo, macht spitz aufs Minialbum.

Love A Jagd und Hunde (Rookie)

Digital ist schlechter Du hasst dich selbst? Keine Sorge, du bist nicht allein. Love A hassen dich auch. Lobeshymnen sind immer so eine Sache, an der wöchentlich hunderte Bands scheitern. Zweite Alben, dritte Alben, irgendwann wird die Luft oben dünn, viele haben nichts mehr oder viel zu viel zu sagen. Das ist nicht nur bei Goldkettchenghettokids und Δ-Bands so, auch Punkkapellen tun sich da nicht immer leicht. Bei Love A aus Trier wurden die beiden hervorragenden Vorgänger »Eigentlich« und »Irgendwie« ebenso gefeiert. Wie also weitermachen? Love A haben sich für Konstanz entschieden, fürs Weitermachen, aber auch fürs Dichterwerden. Das Ergebnis ist eben »Jagd und Hund«. Die Anti-Autoritäts-Punkwurzeln sind geblieben, mittlerweile hört man aber alles raus, was mit Gitarre-SchlagzeugBass geil klingt: New Wave, Post-Punk, Indierock und, ja, stellenweise auch noch guten alten Northern Punk der Rachut-Schule. Das geht ganz schön nach vorne, mitnicken kann man gerne, Gitarrengriffe an Bim-Haltestangen schauen trotzdem scheiße aus. Zugegeben, das Feld ist ziemlich gut beackert, da braucht's dann halt gute Texte. Love A umspannen, in äußerst ansprechender Lyrik, gleich mal alles, was man sich unter dem – eh schon ein bisschen ausgelutschten, aber eben auch immer wieder erneuerbaren – Begriff der Befindlichkeitsfixiertheit zusammenfassen lässt. Worum es auf »Jagd und Hund« aber wirklich geht, ist Kritik. Am Konsum, an der, ja, Postmoderne, an der aufgezwungenen Digitalisierung. Da schmeißen sich einige Zeilen ins großstädtische Selbstverständnis: »Weil alle wissen, wo sie hingehören – außer dir / Du bist immer noch hier / Laberst irgendeine Scheiße über Popkultur / Von wegen Twitter und Fotos« oder »Alles wurde schneller und alles wurde mehr / Und am neunten Tag erschlug Steve Jobs die Liebe / Der neue Markt mit Blasen, die gerne platzten / Vergoss nie Blut, das fanden alle irgendwie okay«. Love A sind einfach dagegen. Außer gegen Wien – 2015 muss das ja wohl so sein –, da gibt es sogar ein schönes Liebeslied dazu. Und ja, trotz all dem Dagegensein: du solltest für Love A sein. Dann laberst du keine Scheiße über Popkultur. 08/10 Dominik Oswald

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Und anderes Musikalisches dazwischen und darüber hinaus. Kuratiert (ha!) von Amira Ben Saoud.

Mile Me Deaf Eerie Bits Of Future Trips (Siluh)

Die Ausweitung der Kampfzone Mile Me Deaf erweitern nicht nur ihre Klangwelt, sondern auch ihre Feindbilder. Das schließt auch den Kampf gegen sich selbst mit ein. Im Album-Opener »Digital Memory File« erhebt MileMe-Deaf-Mastermind Wolfgang Möstl die Faust gegen Passivität und den Irrglauben, die wichtigsten (Lebens-)Bauanleitungen ohne eigenes Zutun zugespielt zu bekommen – »waiting for another blueprint to clear the fact«. Auch die mit Technologiesprüngen einhergehende Beschleunigung sieht er kritisch: Für ihn scheinen neue Plattformen weniger Orte sozialen Miteinanders als erweiterte Möglichkeiten der eigenen Selbstdarstellung zu sein (»Is there any­ one alive?/ I see you pose and move«). Das Netz um uns wird immer enger, »Living In A Shrinking Hell« quasi. Nicht nur, weil sich auf großen Portalen 600.000 User bei einem Artikel drängeln, sondern auch, weil sich obige Problemfelder nicht einfach in Luft auflösen. Dass sich Möstl dabei selbst nicht ausnimmt und immer wieder versucht sich frei­zukämpfen, wird in »Extended Fraud« deutlich: »I release the docks / I know I’m locked«. Gitarre samt Verzerrung und Overdrive hallen immer noch stark im Mile-Me-Deaf-Klangkörper. Hörbar beim sprunghaften (und zentralen) »Trips«. Dort gipfelt der spacige Sound schließlich im befreienden Ausruf »Don’t need another reason to keep fighting them«. Auflehnung. Heute wichtiger, wenn auch schwieriger denn je. Möstl pflückt die Songblumen immer noch gern in den bekannten Beeten der frühen Dinosaur Jr. und von Thurston Moore. Vom etwas frostig-kratzigen Nineties-Wurzelwerk wird der modrige Dreck abgeklopft und mit BritPop- (»Capable Ride«) und diesmal sogar ein wenig HipHop-Substrat (»Headnote #«) angereichert. Insgesamt also: Ausweitung der Kampfzone. Diese hat sich halt ein bisschen weg vom analogen Spielplatz Richtung digitale Welt verschoben. Was »Eerie Bits Of Future Trips« etwas abgeht, ist der radiofreundliche Smash-Hit à la »Brando« oder »Troubles Caught«. Für so etwas beweisen Mile Me Deaf ja normalerweise ein sicheres Gespür. Insgesamt geht es auf der Platte jedenfalls sympathisch chaotisch zu. Und, ja, vielleicht drehst du jetzt auch mal den StreamingDienst ab und das Rädchen am Plattenspieler auf »On«. Die neue Mile Me Deaf darf definitiv draufliegen. 07/10 Christoph Kranebitter

Drake If You're Reading This It's Too Late [Mixtape] (OVO) — Wenn du das lesen musst um zu erfahren, dass Drake mit neuem Material am Start ist, bist du wahrscheinlich zu spät dran. Noch vor seinem heiß erwarteten Album »Views From The 6« hat uns Torontos größtes Meme mit einer Veröffentlichung gesegnet. Abrechnung mit den Feinden, mit dem Biz, mit Hashtags. Hier geht’s um Statements. Darum, wo man hinwill und wer man ist. Know Yourself. Der ideale Soundtrack für jegliche Rachepläne mit brandneuer Beretta. Ebbo Kraan Aletta [EP] (Rwina) — Ebbo Kraan hat noch sehr viel Zeit, um berühmt zu werden, er könnte also noch ein paar Jährchen im stillen Kämmerchen an seinem Sound feilen. Offenbar muss er das aber nicht. Schon mit 20 Lenzen legt der Niederländer eine erschreckend ausgefeilte EP im Geiste von Arca und Evian Christ vor, die sich hören lassen kann. Halt lieber nicht im Dunklen und allein, denn etwas spooky ist diese Synthese aus Drone, HipHop und EDM schon. Sango & SPZRKT Hours Spent Loving You [EP] (Soulection) — In dem Eck meines Herzens, das für Produzenten vorgesehen ist, besitzt Sango den größten Schrein. Nicht nur buttert er mehr hochqualitatives Material raus, als andere mittelmäßiges in ihrem ganzen Leben produzieren, er ist auch noch ein grundsympathischer Remix-Gott. Dass seine neueste Kollaboration mit SPZRKT (Spazzy Rocket), der hoffentlich auch bald verdient berühmt wird, supergut ist, muss man hier fast schon nicht mehr extra sagen. Young Fathers White Men Are Black Men Too (Big Dada) — Zugegeben: Ich hätte den Mercury Prize 2014 schon FKA Twigs gegeben, aber mich hat keiner gefragt. Am wenigsten die Young Fathers, die sowieso ihr eigenes Ding und sich dabei wenig ins Höschen machen. Gleich den kontroversiellsten Albumtitel des jungen Jahres wählen und fast ganz auf HipHop verzichten – läuft bei den Jungvätern. Dass Pop eben macht, was er will, beweisen sie mit ihrem neuen Album und haben dafür alle Preise der Welt verdient. Lapalux Lustmore (Brainfeeder) — Chillig, schon alleinstehend ein grausiges Wort. Schlimmer nur, wenn man Musik so nennt. Während man früher aber genau so Lapalux’ Sound beschrieben hätte, ist »Lustmore« nun weit mehr als Hintergrundgedudel für Wirtschaftsstudenten auf der Terrasse vom Papa. Mehr Tiefgang, mehr Komplexität, mehr Eingemachtes. Labelchef Flying Lotus hat das Potenzial von Lapalux wohl früher erkannt als ich. »Lustmore« – ein Album, auf dem es auch zur Geltung kommt.

Und auSSerdem natürlich:

Twin Shadow – Eclipse (Warner) Große Emotionsattacken im Tanzbereich deines Herzens. Róisín Murphy – Hairless Toys (PIAS) Nur eine großartige Nummer drauf, die ist’s dafür umso mehr: »House Of Glass« Cid Rim – Charge/Kano EP (Affine) Treffen sich Ästhetik und Club, sagen beide: Cid Rim. Kein Witz.

01/10 grottig 02/10 schlecht 03/10 naja 04/10 ok, passt eh 05/10 guter Durchschnitt 06/10 sehr gut 07/10 super 08/10 ein Top-Album des Jahres, Genre-Klassiker 09/10 absolutes Meisterwerk

Pop, Bass, Hop

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Leviathan (von Andrei Petrowitsch Swjaginzew; mit Alexej Serebrjajow, Sergej Pochodajew, Jelena Ljadowa) — Immer mehr wird auf der großen Medienbühne dem rauen, grauen Russland Aufmerksamkeit geschenkt – so auch mit »Leviathan« von Andrei Petrowitsch Swjaginzew, der heuer für den AuslandsOscar nominiert war. Hier wird die Geschichte des einfachen Menschen Nikolai Sergejew erzählt. Er besitzt ein für den Bürgermeister attraktives Grundstück nahe der Barentsee, auf dem sein Haus und seine Werkstatt stehen und das er mit seiner Frau Lilian und Sohn Roman bewohnt. Nach langen erfolglosen Verhandlungen soll Freund Dimitri, der mittlerweile ein namhafter Advokat ist, helfen, dass ihm das Grundstück zu einem ordentlichen Preis abgekauft wird – was durch Anschwärzung des Bürgermeisters schon fast gelingt. Doch als Nikolai erfährt, dass seine Frau mit Dimitri eine Affäre hat, nimmt die Geschichte ihren Abstieg. Was der Automechaniker letztlich verzeiht, kann der Sohn der Mutter nicht entschuldigen. Tod und Trunksucht sind die Folgen und in diese Schwäche sticht der Bürgermeister seinen Spaten. Am Ende bleibt die Frage offen: Woran glauben, wenn nicht einmal an sich selbst zu glauben ist? Doppelmoral und Utopie haben seit biblischen Zeiten und der Feder Hobbes’ nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Das beweist der Film, der zwar kein Gewinner bei den Oscars, dafür ein Gewinn an sich ist. 08/10 Miriam Frühstück

Focus (von Glen Ficarra und John Requa; mit Will Smith, Margot Robbie) — Was für den Österreicher der (Trick-)Betrüger, ist für den Nordamerikaner der Con Man. Der englische Begriff klingt zweifelsfrei eleganter, aufregender und kinotauglicher. Entromantisiert ist der Con Man auch in »Focus« nicht, offenbart aber zumindest im ersten Akt eine angenehme Realitätsnähe. Nicky (Will Smith) glaubt nicht an den großen Coup. Touristen in der Superbowl-Woche um ihr Geld zu erleichtern, macht ihn zwar nicht reich, birgt dafür jedoch kaum Risiko. Das bringt der erfolgreiche Betrüger auch seiner hübschen Praktikantin und baldigen Liebhaberin Jess (Margot Robbie) bei. Als Abschiedslektion gibt er ihr nach einem erfolgreichen Job den Laufpass und lässt sie heulend auf einem Pannenstreifen zurück. Erst drei Jahre später begegnen sich die beiden wieder, und obwohl Jess sich als die Frau an der Seite von Nickys millionenschwerem Auftraggeber herausstellt, setzt der Con Man alles daran, sie zurückzugewinnen. Wer legt hier wen rein, wer ist am Ende doppelt angeschmiert und welcher Betrüger wird selbst betrogen: Das Miträtseln und Um-die-Ecke-Denken machen den Bärenanteil des Unterhaltungswertes aus. Auch »Focus« bietet gefällige Plot Twists, die mit Fortdauer des Films an Raffinesse gewinnen, aber an Bodenständigkeit verlieren. Von der breiten Masse setzt sich der Streifen dadurch ab, dass er auch als Will Smith-Komödie und GangsterRomanze überzeugt. Ein bisschen mehr Funken hätten zwischen Smith und Robbie freilich schon fliegen können. 07/10 Leo Dworschak

Film

Das ewige Leben (von Wolfgang Murnberger; mit Josef Hader, Tobias Moretti, Nora von Waldstätten)

Live Forever In seinem vierten Kino-Abenteuer verschlägt es Brenner in seine alte Heimat Puntigam, wo ihm die eigene Vergangenheit samt aller Altlasten im Nacken sitzt. Gewohnt gute Haas-Verfilmung, die mehr Drama als Krimi bietet. Der Brenner (Josef Hader) ist längst zum Fixstern am österreichischen Kinohimmel geworden. Ungewöhnlich und unbequem, sprich ganz wie in den Romanvorlagen von Wolf Haas, taucht der grantelnde Privatdetektiv in regelmäßigen Abständen auf den Programmtafeln auf. Der vierte Film »Das ewige Leben« ist in vielerlei Hinsicht die logische Fortsetzung des »Knochenmann«: Konsequent drängt das Autoren-Trio Murnberger/Haas/Hader den Brenner weiter in Richtung soziale Verwahrlosung und körperlichen Niedergang … und dringt dabei tief in die Vergangenheit des abgehalfterten Ex-Kieberers ein. Von Anfang an steckt der Brenner bis zum Hals in der Geschichte, ist Auslöser statt Beobachter, Mitläufer statt Ermittler. Ein Krimi im traditionellen Sinne ist »Das ewige Leben« nicht, sondern vielmehr ein Charakterspiel mit kriminalistischen Tendenzen und morbid-humorvollem Grundtenor. Ein finanzieller Engpass zwingt Simon Brenner zur Rückkehr in sein leerstehendes, abrissreifes Elternhaus. Um an Geld zu kommen, möchte er seinem alten Kumpel Köck (Roland Düringer) seine nicht minder alte Walther PPK verkaufen. Köck ruft daraufhin ihren gemeinsamen Bekannten Aschenbrenner (Tobias Moretti) an. Die Konsequenzen sind fatal: Der Brenner kommt zwar mit dem Leben (und einer Kugel im Kopf) davon, doch bald häufen sich die Leichen im verregneten Puntigam. Murnberger, Hader und Haas schaffen es, die etablierten Markenzeichen und Qualitäten der ersten drei Teile in den vierten zu retten. Wieder einmal glänzt Hader als sympathischer Verlierer, der im freien Fall der Trostlosigkeit entgegentrudelt. Wie gewohnt ist die Nebenbesetzung top, der Witz doppelbödig und unwiderstehlich, die vielzitierte österreichische Seele in jeder Faser des Films spürbar. Das knifflige Problem, dem Publikum zeitgleich altbekanntes Hitmaterial und erfrischend neue Ansätze zu liefern, löst der Fokus auf Brenners private Geschichte aber nur bedingt. Wer den »Knochenmann« als bisherigen Höhepunkt der Reihe erachtet, wird mit »Das ewige Leben« seine helle Freude haben. Wer aber »Komm, süßer Tod« oder »Silentium« bevorzugt, speichert den Film womöglich unter »zuviel Gerede, zuwenig Spannung« ab. Im geplanten fünften Teil sollte man dem Krimi wieder mehr Platz einräumen. Die geplante Rückkehr von Sidekick Berti (Simon Schwarz), der hier erstmals fehlt, aber für den nächsten Film eingeplant ist, lässt jedenfalls darauf hoffen. 07/10 Leo Dworschak

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Film

www.vinyltom.at

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A Most Violent Year (von J. C. Chandor; mit Oscar Isaac, Jessica Chastain, David Oyelowo)

Gewalt, aber gut A history of no violence: In seinem dritten Spielfilm wandelt J.C. Chandor auf den Spuren großer Big Apple-Gangsterepen – bloß die kathartisch wirkenden Ausbrüche enthält einem dieser seltsam schaumgebremste Thriller großteils vor. Eine Warnung vorneweg: Dieser vielfach abgefeierte Film verdient sicher den Preis für den irreführendsten Titel des Jahres. Womit aber schon eine kleine Fährte gelegt ist – in dem brillant besetzten Drama, das allein vom Cast her viel verspricht, ist wenig so, wie es scheint und wird fast ebenso wenig eingelöst. Und schon gar keine Gewalt. In Wahrheit bezieht sich der Titel auf das Jahr 1981, das in den USA als eines der gewalttätigsten der jüngeren Geschichte gilt. Darin hat J.C. Chandor, der sich mit seinen eindringlichen Vorgängern »Margin Call« und »All Is Lost« als Regie-Hoffnungsträger in Hollywoods oberes Mittelfeld katapultierte, diese dicht angelegte Milieustudie mit dem Ruch des Verbrechens angesiedelt. In New York leitet Abel Morales (Oscar Isaac), ein Selfmade-Businessman mit Migrationshintergrund, das brummende Heizölunternehmen Standard Oil mit seiner Ehefrau Anna (Jessica Chastain). Noch ist der Weg zum Branchengiganten weit, denn bei seinen Expansionsversuchen wird das Paar von den mafiösen Methoden seiner Kartell-Kollegen und eines ambitionierten Steuerfahnders (David Owoleyo) torpediert. Doch Morales hat Moral: Statt mit harten Bandagen zurückzuschlagen, will er um jeden Preis und bis zur Selbstgefälligkeit ehrlich bleiben und putzt diplomatisch Klinken. Sein stets betulicher Gestus übernimmt leider den gesamten Tonfall des Films, der sich aber auch als clevere Kapitalismusstudie betrachten lässt. Kurz vor Ankunft der Yuppies stolziert Morales in Maßanzügen und Designermänteln zwischen Tankwagen und Pipelines und erinnert dabei an Aufsteiger-Gangster wie »Scarface« und Abel Ferraras »King Of New York«. Bei aller Aufrichtigkeit hat der beflissene Öl-Boss eines aber dennoch großzügig übersehen: Im Kapitalismus zahlt immer einer den Preis – in diesem Fall sein geschundener, auf der Strecke zum Wohlstand abgehängter Emigrantenfreund, der für ein bisschen ehrlich verdientes Geld durch die Hölle geht. Aber da ist Chandors Sittenbild schon längst an seiner retroverliebten Ausstattung und Widersprüchlichkeit erstickt. 06/10 Alice Habitzl

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ÖSTERREICHS CLUBSZENE IM RADIOKULTURHAUS

VILLALOg & B.FLEISCHMANN

21.04.2015 KARTEN UND INFOS: http://radiokulturhaus.ORF.at

© Julia Maetzl

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Pratersauna, Wien Skream Ellen Allien u.v.a.

poolbar.at Festival für Kulturelles von Nischen bis Pop

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Foto: Daniel Gottschling

META & FOSE PRESENT POOLBAR // PRATERSAUNA

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G a m es

Geheimnisvolle Identitätskrise Wie wäre es, wenn man die Zeit zurückdrehen könnte? Um die richtige Antwort auf alle Fragen zu haben, den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen, ohne Konsequenzen stets die ehrliche Meinung zu sagen?

Foto: Daniel Gottschling

Max Caulfield, eine 18-jährige Fotografie-Schülerin, kehrt nach Jahren in ihre Heimat, dem fiktiven Städtchen Arcadia Bay, zurück, um dort auf die renommierte Blackwell Academy zu gehen. Dort kämpft sie nicht nur um Akzeptanz, sondern bald auch um die einst so starke Beziehung zu ihrer früheren besten Freundin Chloe. In diese Geschichte des Heimkehrens und der Selbstfindung wirft Entwickler Dontnod einen übernatürlichen Twist hinein: Bereits in der Anfangsszene kämpft sich Max ihren Weg in Richtung Leuchtturm, während ein mächtiger Hurricane tobt – und kommt in ihrer Fotografie-Klasse wieder zu sich. Als sie kurz darauf Zeugin eines Mordes wird, entdeckt sie ihre Fähigkeit, die Zeit zu manipulieren. Und macht das Verbrechen kurzerhand ungeschehen – mit ungewissen Folgen. Wie in den Episoden-Spielen von Telltale steuert man seine Heldin durch abgegrenzte Areale, spricht mit Leuten und löst kleine Rätsel. Anstatt jedoch neu zu laden, um alternative Antworten und deren Folgen zu erleben, wird in »Life Is Strange« einfach die Zeit zurückgedreht. Mit dieser Methode können kleine oder größere Fehler korrigiert werden, die der Heldin unterlaufen. Oder einfach die richtige Antwort gefunden, die beim zweiten Versuch nun als Option im Dialogsystem aufscheint. Dabei fallen hübsche Hintergründe und schön designte Figuren ebenso ins Auge wie die schlechte Lippensynchronisation. Während das mysteriöse Verschwinden einer beliebten Schülerin für kollektives Unbehagen sorgt und andeutet, wohin die Reise gehen könnte, kämpft die Protagonistin zudem mit ihrer neu entdeckten Fähigkeit. Und die erzeugt auch eine seltsame Distanz zwischen Max und den Spielern. Anstatt mit den eigenen Entscheidungen und den Reaktionen der Leute zu leben, muss hier an zahlreichen Stellen ein zweiter oder dritter Versuch unternommen werden, um voranzukommen. Es ist ein interessanter Ansatz, aber so charakterstark wie Lee, Bigby oder Clementine (alles Telltale) wirkt Max allein deshalb schon nicht. Andererseits spiegelt dieses System die Zaghaftigkeit und Orientierungslosigkeit – oft weiß Max einfach nicht, was tun – der Heldin wider. Genauso wie sie Zweifel hegt, ob ihr fotografisches Talent wohl ausreichen mag, sind die Beziehungen zu ihren Mitmenschen (allen voran zu ihrer ehemals besten Freundin Chloe) ebenfalls mit Unsicherheit behaftet. Episode 1 gibt durchaus einen schönen kleinen Einblick ins Leben der jungen Menschen an der Akademie, die allesamt mit Ängsten, Unsicherheiten und Problemen zu kämpfen haben. Gepaart mit der interessanten Zeitmanipulation und der angedeuteten (richtig viel passiert ist da noch nicht) Mystery-Story bietet »Life Is Strange« genug Alleinstellungsmerkmale. Das Hauptproblem der ersten Folge ist die etwas zu zaghafte Einführung in die Geschichte. Wenn eine fragile und dennoch starke Heldin mit kleinen Schritten einer geheimnisvollen, scheinbar übermächtigen Bedrohung entgegentaumelt, lässt das auf ein erfrischend anderes Abenteuer hoffen. Für den nächsten Teil muss dann aber doch etwas mehr Fleisch auf den zarten Knochen sein. 07/10 Stefan Kluger

Life Is Strange (Square Enix); PS4 getestet; PlayStation 4, PlayStation 3, Xbox One, Xbox 360, PC lifeisstrange.com 061

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TEXT Franz Lichtenegger BILD Soundframe, Pipilotti Rist, David Wojnarowicz, Josef Strau, Elad Sarig, Bildrecht, Jelena Micić

In seiner mittlerweile neunten Runde ist das Soundframe als eines der wichtigsten AV-Festivals in Europa etabliert. 2015 liegt der Fokus vor allem auf der audiovisuellen und interdisziplinären Live-Performance. Geboten werden Talkformate, Laborsituationen und hochkarätige internationale Acts. Am 10. April dann übrigens in der Grellen Forelle mit Eclair Fifi und Ages presented by The Gap. You come. Dauer: 9. bis 17. April Wien, verschiedene Locations

Soundframe Festival

TERMINE KULTUR

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TERMINE

KULTUR

Pipilotti Rist »Pickelporno« heißt ein 1992er Werk von Pipilotti Rist – und da soll sich noch einer wundern, warum die Schweizer Video- und Objektkünstlerin zu den wohl berühmtesten ihres Fachs zählt. Eine ihrer bisher größten Einzelausstellungen geht nun in der Kunsthalle Krems über die Bühne. Die bewegenden Bewegtbilder sollen wohl zu einer Art Sinnesexplosion deluxe führen, also lieber aufpassen. Eröffnung: 21. März, 11.00 Uhr; Dauer: 22. März bis 28. Juni Krems, Kunsthalle

David Wojnarowicz & Robert Blanchon Der Grazer Kunstverein präsentiert zwei amerikanische Künstler, die in Amerika längst Kultstatus erreicht haben, in Europa allerdings noch weitgehend unbekannt sind. Die Arbeiten der AIDS-Aktivisten David Wojnarowicz und Robert Blanchon befassen sich mit den USA während der 80er und 90er Jahre, als schwule und queere Agenden massiv unterdrückt und in Frage gestellt wurden. Eröffnung: 6. März, 18.00 Uhr; Dauer: 7. März bis 23. Mai Graz, Kunstverein

Josef Strau

TEXT Franz Lichtenegger BILD Soundframe, Pipilotti Rist, David Wojnarowicz, Josef Strau, Elad Sarig, Bildrecht, Jelena Micić

Zugegebenermaßen, den könnte man rein namenstechnisch gesehen schon recht leicht verwechseln. Josef Strau ohne ss ist jedoch so einiges: Galerist, Kurator, Textautor, Musiker und nicht zuletzt auch Künstler. Bei der Vita dürften seine Installationen ziemlich vielseitig ausfallen. Vor allem das Spiel mit dem geschriebenen Wort und Typografie stehen bei der Ausstellung in der Secession im Zentrum. Dauer: 24. April bis 21. Juni Wien, Secession

Latifa Echakhch Verblasste Erinnerungen, zugeschriebene Identitäten, nicht erfüllte Hoffnungen. In ihrer ersten Museumsausstellung in Österreich wagt Latifa Echakhch (Gesundheit!) einen Neubeginn. Die in der Schweiz lebende Französin mit marokkanischen Wurzeln befasst sich mit Dekonstruktion und landet dabei irgendwo zwischen teilweise abgelösten Wandtexten, schwarzen Liniennetzen und verkehrten Kulissenelementen. Eröffnung: 12. März, 19.00 Uhr; Dauer: 13. März bis 31. Mai Linz, Lentos

Thomas Feuerstein Biochemische Prozesse als künstlerisches Ausdrucksmittel? Yes please. Thomas Feuerstein bringt transparente Schläuche, dämonische Kühlschränke, schleimige Fäden und kultivierte Pilze in die Galerie im Taxispalais, nennt das Ganze dann »Psychoprosa« und gewinnt nebenbei ein synthetisches Halluzinogen. Die naturwissenschaftlichen Methoden werden dabei zu Metaphern für gesellschaftliche Strukturen. Eröffnung: 6. März, 19.00 Uhr; Dauer: 7. März bis 10. Mai Innsbruck Galerie im Taxispalais

Jelena Micić Die junge Serbin Jelena Micić sucht, findet und sammelt Material, um es anschließend in künstlerische Formen zu setzen. Vorzugsweise wird Karton oder Sperrholz mit Nagellack bepinselt. Dabei liegen ihr vor allem markante Farbkompositionen und abstrakte geometrische Formen am Herzen – die quietschbunten 3D-Objekte sind nicht gerade still gehalten. Eröffnung: 21. März, 19.00 Uhr; Dauer: 21. März bis 3. Mai Groß Siegharts, Kunstfabrik 063

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MUSIK KULINARIK

LITERATUR

ER N E I W

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E L L E W I

A M . 9 . 8

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OT T AKRINGER B R AU E R E I WIEN XVI

5/8ERL IN EHR’N ERNST MOLDEN & DER NINO AUS WIEN SKERO & MÜSSIG-GANG DIE STROTTERN & JAZZWERKSTATT WIEN SCHMIEDS PULS DENK DIE BUBEN IM PELZ RAPHAEL SAS KURT GIRK LITERATUR RADEK KNAPP CORNELIA TRAVNICEK AMIRA BEN SAOUD & MANFRED GRAM CLEMENS HAIPL SANDRA GUGIC STEFANIE SARGNAGEL MUSIK

Einlass 18 Uhr Beginn 19 Uhr Tagesticket € 32 Festival-Pass € 49

www.wienerwelle.at Die Wiener Welle im Rahmen von Wean Hean Tickets in allen Raiffeisenbanken in Wien und NÖ und auf www.ticketbox.at Ermäßigung für Raiffeisen Kontoinhaber

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Kunsthalle Wien

T ermine

G a lerien

Ulrike Königshofer

Nina Dick, Herzpflanze

»You think you see what is there – You see what you think is there« Die Welt, wie sie ist. Das ist ein Satz, der nicht richtig sein kann, weil er davon ausgeht, dass wir alle dieselbe Welt wahrnehmen. Genau damit setzt sich die steirische Künstlerin Ulrike Königshofer in ihrer Arbeit auseinander, indem sie die komplexen Prozesse von Wahrnehmung untersucht. Durch die Verwendung verschiedener Medien wie Fotografie und Video kreiert sie ein Abbild von Informationsprozessen und legt so dar, wie Wahrnehmung durch die Deutung von Information entsteht. bis 8. Mai KIS – Kunst im Schaufenster, Wien

Oberösterreich

Margharita Spiluttini Landesgalerie, Linz bis 31. Mai

Salzburg

In den Arbeiten der Wiener Künstlerin Nina Dick geht es häufig um die Darstellung von Gedankenräumen. Diese können sich auftun beim Gehen durch Landschaften in Detroit oder Berlin, oder beim Spiel mit der Verdichtung von Räumen, dem Aufeinandertreffen zwischen der Silhouette von Stadt und Himmel zum Beispiel. In ihren neuen Arbeiten schöpft Dick aus dem Inneren des Körpers und produziert so eine Art Katharsis aus dieser Innenschau. bis 11. April Galerie 5020, Salzburg

Burgenland

Zirkulationen – Samuel Schaab Sammlung Friedrichshof, Zurndorf bis 12. April

Kärnten

Anna Ladecka Galerie Sandhofer, Salzburg bis 22. April

Vom Wachsen und Werden – Gunter Damisch Stadtgalerie, Klagenfurt bis 7. Juni

Steiermark

Wien

Tina Schwarz Galerie Artepari, Graz bis 10. April Aftermath – Clemens Hollerer Galerie Zimmermann Kratochwill, Graz bis 16. Mai

Tirol

TEXT Carola Fuchs

Nina Dick – »Out of the Dark«

Heinrich Dunst Galerie der Stadt Schwaz bis 11. April Psychoprosa – Thomas Feuerstein Galerie im Taxispalais, Innsbruck bis 10. Mai

Vorarlberg

La linea del tiempo – Silvio Santini Galerie c.art, Dornbirn bis 14. April

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Current Control – Lukas Marxt Galerie Reinthaler bis 30. Mai Reflexion – systemic painting: Robert Schabl /  Andreas Gal Loft 8 bis 30. April Just the two of us – Klaus Pichler Anzenberger Gallery bis 2. Mai Rare Earth Tba21 bis 31. Mai Random thoughts of a daily light Das Weisse Haus bis 11. April Sri Lanka & Ungarn & Jong Oh Krinzinger Projekte bis 31. Mai

Eine Ausstellung über die Unendlichkeit der Gegenwart Museumsquartier 4/2 – 29/3 2015 #Future Digitale Kommunikation und virtuelle Vernetzung prägen nicht nur unsere Gegenwart, sondern beeinflussen auch unser kulturelles Gedächtnis. Die Erinnerung an die Vergangenheit, das Erleben der Gegenwart und die Vorstellung von der Zukunft vereinen sich im digitalen Raum zu für uns scheinbar gleichwertigen Bildern. The Future of Memory untersucht Konstrukte von Realität und hinterfragt die Bedingungen, zu denen individuelle Erinnerung und kollektives Gedächtnis entstehen. Künstler/innen: Julius von Bismarck, Igor Bošnjak, Antoine Catala, Julian Charrière, Keren Cytter, Edith Dekyndt, Simon Denny, Aleksandra Domanović, Dani Gal, Florian Hecker, Leo Kahane, Daniel Keller, Hanne Lippard, Deimantas Narkevičius, Katja Novitskova, Yuri Pattison, Jon Rafman, Adriana Ramić, Antoine Renard, Mandla Reuter, Meggy Rustamova, Augustas Serapinas, Michael Staniak, Philipp Timischl, Amalia Ulman, Ignacio Uriarte, Dragana Žarevac kunsthallewien.at blog.kunsthallewien.at facebook.com/KunsthalleWien twitter.com/KunsthalleWien

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TERMINE

FESTIVALS

3 Fragen an Josef Schartner (Rock in Vienna Festival) Zum ersten Mal gibt es ein Metal-Festival auf der Donauinsel. Was halten Michael Häupl und die Stadt Wien davon? Die sind ja im Wahlkampf. Gab es da Anreize oder Gespräche? Wir fühlen uns von der Stadt gewollt und wir wollen auch die Stadt Wien. Es gibt hier Synergien mit dem Donauinselfest. Ein Festival in der Stadt ist immer etwas Besonderes und bringt eine Menge Vorteile für die Fans. Die Entscheidung für die Donauinsel als Standpunkt ist völlig unabhängig vom Wahlkampf gefallen. Zu der Zeit, als alles fixiert wurde, war ja bei Weitem noch nicht klar, wann Wien genau wählen wird. Wien ist eine Kulturhauptstadt in Europa und so will man sich nicht nur in der Klassik, sondern auch in modernen Stilrichtungen gut positionieren. Das zeigen ja auch das Waves Festival, das Popfest wie auch das neue Electric Spring Festival im Museumsquartier. Wie sieht’s mit dem Campieren aus? Ähnlich strikt verboten wie beim Donauinselfest oder erlaubt? Wir bieten die einzigartige Möglichkeit, auf der Insel zu campen. Mit »Mein Zelt steht schon« haben die Fans sogar die Gelegenheit, sich ihr Zelt einfach für die Dauer des Festivals zu mieten. Kein Schleppen, kein Aufbauen, einfach einziehen und gut. Selbstverständlich kann man aber auch mit dem eigenen Zelt anreisen. Im Juni gibt es noch ähnliche Festivals wie Rock in Vienna. Was spricht für euch? Ein Line-up, das es seit vielen Jahren nicht mehr in dieser Konzentration in Österreich gegeben hat, das Flair mitten in der Stadt auf einer Insel abrocken zu können, kurze Wege und Komfort. Daneben die Möglichkeit, alle Bands zu sehen, da wir unsere beiden Bühnen, die auch noch dicht nebeneinander stehen, abwechselnd bespielen. Außerdem vielleicht auch die Neugierde, schließlich sind wir neu, frisch und haben vielleicht Ideen und Dinge, die man woanders noch nicht gesehen  hat. Rock in Vienna Festival 4. bis 6. Juni Wien, Donauinsel; www.rockinvienna.at

Ohne Festivalticket Musikern nahekommen und schließlich Tourfotograf von Mumford & Sons werden – »No Cameras Allowed« erzählt die Geschichte davon.

Poolinale Poolinale ist das Musikfilmfestival, das in den letzten Jahren bewiesen hat, dass Film und Musik so viel mehr können als MTV, Youtube und Nicky Minaj. Im April wird es fünf Jahre alt – und das ganz ohne Förderung der Stadt. Dabei werden die besten Filme des Jahres von, mit und über Musikerinnen auf großer Leinwand präsentiert. Das bedeutet, mit Backstage-Geschichten und Indie-Kids im Top-Kino auftrumpfen. Wo zuletzt Scorsese, Arcade Fire und Filmpremieren gelaufen sind, wird man dieses Jahr unter anderem eine schonungslose Verfilmung des Aufstiegs und Falls der Band Death From Above sehen und Dokumentarisches über Islands blühende Musikszene kennenlernen. Der Auftakt wird gleich gebührend gefeiert, und zwar mit East India Youth, die Songs ihres neuen Albums »Culture of Volume« im Fluc präsentieren werden. 16. bis 19. April Wien, diverse Locations

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TERMINE

FESTIVALS Graffiti-Kunst und trockene Beats werden den Wiener Frühling brennen lassen. Mit Sinjin Hawke zum Beispiel.

690 ... So viele Artists sind es von 2007 bis heute, die das Sound:Frame über die Jahre mit ihrer Kunst versorgt haben – davon alleine 63 Künstler in diesem April! Wie viel ein Festival für eine Stadt getan hat und tut, lässt sich ja schwer beziffern. 690 ist jedenfalls wirklich viel.

5 Jahre Step Forward

TEXT Florian Thöni BILD Josef Schartner, Poolinale, Step Forward, Bregenzer Frühling / Whitney Browne

Nicht viele Crews haben in den letzten fünf Jahren so viel für urbane Musikspielarten und Street-Art getan wie Step Forward. Nun soll die Credibility gefeiert werden, samt Geburtstagsfest plus 40 Musikern, 15 Künstlern, 5 Locations, 4 Ausstellungen und 2 Konzerten. Zu hören dabei unter anderem DJ Vadim, Sinjin Hawke, French Fries und Hulk Hodn. Den März muss man einfach mögen. 14. bis 28. März Wien, diverse Locations

Das Gute ist, in Bregenz muss man nicht tanzen können, um bewegt zu werden. Hier von Trajal Harells »Antigone Sr.«.

Art Austria

Kritiker nerven. Das findet die Art Austria auch, und lässt all ihre Besucher zu Experten werden. Auf 2.600 m2 können ausschließlich österreichische Werke von rund 50 Ausstellern begutachtet und gekauft werden. Also nach eigenem Geschmack und Laune über Malerei feilschen, von Biedermeier bis heute ist alles dabei. 19. bis 22. März Wien, Leopold Museum

Crossing Europe

Die Vielfalt Europas in einer österreichischen Zirmstube unterbringen, dafür steht das Linzer Filmfestival. Also österreichische Filme, vor allem aber europäische Kinoleinwand. Neben Qualität und Premiere geht es auch um Quantität, also 180 Spielfilme, Dokumentationen und Short Stories an insgesamt sechs Tagen, unter anderem in der Tabakfabrik. 23. bis 28. April Linz, diverse Locations

Wiener Welle

Bregenzer Frühling Brilliant, brutal, atomar. Das Tanzfestival Bregenzer Frühling verbindet fernöstliche Bewegungskunst mit Politbrisanz und Quantenphysik. Ob Asiens führendes Theater oder Choreografien, die Kleinteilchenbewegung zum Thema erklären, das heurige Programm besticht durch einmalige Aufführungen aus Amsterdam, New York und Barcelona, und das mitten in Vorarlberg. 20.März bis 22. Mai Bregenz, Festspielhaus

Musik, Literatur, Kulinarik – das verspricht Wiens frisch gebackenes Festival. Bei kulturellen und gastronomischen Schmankerl aus der Landeshauptstadt will man gar nicht altbacken sein und auf Neues setzen: Neben Skero, dem Nino und 5/8erl in Ehren ist auch unsere Redakteurin Amira Ben Saoud mit ihrem brandneuen Buch in der Ottakringer Brauerei zu hören. Bam Oida! 8. und 9. Mai Wien, Ottakringer Brauerei 067

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MUSIK

NORMAL IST GEFÄHRLICH NEW DESIGN UNIVERSITY GESTALTUNG . TECHNIK . BUSINESS Wanda und ein Topf Farbe: verhatschter Walzer vor Mercedes-Benz, Sondermodell »Amore«.

QUERDENKER GESUCHT

BACHELOR

The First Waltz Wanda im April im Gasometer, die gerne im selben vom Hype erregten Atemzug genannten Bilderbuch im Juni in der Open-Air-Arena – heimischer Pop kann es sich mittlerweile leisten, ordentlich zu klotzen. Mitverantwortlich dafür: Stefan Redelsteiner als umtriebiger Label-Häuptling. Das bislang größte Konzert seiner Schützlinge in heimischen Hallen (unter dem Titel »The First Waltz« und gemeinsam mit Der Nino aus Wien, Worried Man & Worried Boy sowie Monsterheart) nimmt der oberste Problembär auch als Gelegenheit, den Start seiner Management-Agentur zu begießen. Deren Gründung ist noch so ein Indiz dafür, dass Pop aus Österreich 2015 auf einem ganz neuen Level spielt. 17. April Wien, Planet Music

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Arca und Videokünstler Jesse Kanda zerlegen unsere kaputte Welt – demnächst in Krems.

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Donaufestival Tradierte Strukturen zertrümmern und aus ihrem Schutt eine utopische neue Welt erbauen – in seinem vorletzten Jahr verpasst Tomas Zierhofer-Kin dem Donaufestival einmal mehr einen revolutionären Drall. Kunst versteht der zu den Wiener Festwochen wechselnde Intendant schließlich als wesentlichen Inspirationsquell für die Veränderung von Lebensrealitäten. Der Aufgabe stellen sich: James Holden, Battles, Godspeed You! Black Emperor, Arca & Jesse Kanda, Autechre, Holly Herndon, Nils Frahm, Ben Frost, Clark, Scott Matthew und viele andere mehr. 24. April bis 2. Mai 2015 Krems, diverse Locations

TEXT Manuel Fronhofer, Jana Wachtmann BILD Flo Senekowitsch / Wolfgang Seehofer, Daniel Sannwald, Stolen Recordings, Lucia Bartl, Skalar Music, Rockhouse, Primary Talent International

TERMINE

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MUSIK

highlights Zur Eröffnung der fünften Ausgabe des Musikfilmfestivals Poolinale gibt sich William Doyle alias East India Youth im Wiener Fluc die Ehre. Ein neues Album – erneut mit gekonnter Verquickung von elektronischen und organischen Elementen, Ambient, Clubsounds und Songstrukturen – hat er dabei auch im Gepäck. Tags zuvor ist der Brite bereits in Linz zu sehen. 15. April Linz, Posthof — 16. April Wien, Fluc

Electric Spring

Ankathie Koi

In Sachen Festivals hat Wien heuer ziemlich zugelegt – zwischen Show­ case-Event mit Clubatmosphäre (New Sound Festival) und vorhersehbarem Massenauflauf der Freunde härterer Klänge auf der Donauinsel (Rock In Vienna) hat mit dem Electric Spring auch eine Veranstaltung im Zeichen heimischer elektronisch geprägter Musik ihren Platz gefunden – mit astreinem Line-up (von Ankathie Koi über Elektro Guzzi bis Nazar) und bei freiem Eintritt. 16. und 17. April Wien, Museumsquartier

Scott Matthew Aus den traurigsten Gefühlen macht der sympathische Bartträger die schönsten Lieder. Dass diese dabei nicht unbedingt von ihm selbst stammen müssen, zeigen Matthews ans Herz greifende Coverversionen. Neben Songs aus seinem neuen Album »This Here Defeat« sind diese wohl auch auf der aktuellen Konzert-Setlist fix gesetzt. 28. April Graz, PPC — 29. April Salzburg, ARGE Kultur — 30. April Linz, Posthof — 1. Mai Krems, Donaufestival — 2. Mai Innsbruck, Weekender

Sa. 21.03. // 20:00 TanzTage

Tero Saarinen Company: Morphed

Fr. 27.03. // 20:00 Kabarett

Matthias Egersdörfer & Martin Puntigam: Erlösung

Sa. 28.03. // 20:00 DreamPop

Glass Animals

Fr. 10.04. // 20:00 TanzTage

Israel Galván: La Edad de Oro

Sa. 11.04. // 20:00 Alternative

Attwenger

Mi. 15.04. // 20:00 Musikal. Lesung

Birgit Minichmayr: „Die Erlkönigin“ von Elfriede Jelinek

Bild: Georg Soulek

East India Youth

Sleaford Mods Umschweife kennen die Sleaford Mods keine. Dass sich die moderne Welt in ziemlicher Schieflage befindet, machen sie unmissverständlich klar. Zu Jason Williamsons Schimpftiraden steuert Andrew Fearn nicht sonderlich komplizierte Beats bei. Dazu wummert monoton ein Post-Punk-Bass. Die kathartische Wirkung wird demnächst wohl wissenschaftlich bestätigt. 29. April Salzburg, Rockhouse — 30. April Wien, Chelsea

Fr. 17.04. // 20:00 Punkrock

Against Me!

Sa. 18.04. // 20:00 Indie

Catastrophe & Cure / The Elwins / Darkness Falls

Di. 21.04. // 20:00 Alternative

Wovenhand / Marriages

Sa. 25.04. // 20:00 TanzTage

Rustie Wieder so ein Traum-Booking der Can-You-Dig-It-Crew. In seiner Musik schöpft Russell Whyte aka Rustie aus einem keine Grenzen kennenden Fundus an Samples und Sounds – was ihn zum Haken schlagenden und (auch deshalb) gehörig abgefeierten Produzenten hat werden lassen, verortet irgendwo zwischen UK Bass, Electro, Hip-Hop, VideospielKlängen und Experiment. 9. Mai Wien, Cafe Leopold

Russell Maliphant Company: Still Current

Mi. 29.04. // 20:00 Theater

Rabenhof Theater: „Das bin doch ich“ von Thomas Glavinic

Do. 30.04. // 20:00 Songwriter

Scott Matthew

Glass Animals R ’n’ B, Soul, Psychedelik, Afro-Beat, ein bissl Mystik – der Odd Pop des englischen Quartetts hat ordentlich was im Angebot. Dafür gab’s vom Veranstalter gleich ein Upgrade: Das WienKonzert wurde vom Chelsea ins Flex verlegt. Dort mit dabei: Is Tropical und Many Things. 28. März Linz, Posthof — 30. März Wien, Flex

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Manu Delago Handmade Manu Delagos Hang, ein PercussionInstrument, das auch als wokgroßes Ufo durchgehen würde, macht sich nicht nur bei Björk gut, sondern auch zu den warmen, elektronisch unterfütterten Klängen seiner eigenen Band. 15. April Dornbirn, Spielboden — 17. April Mödling, Red Box — 18. April Wörgl, Komma — 19. April Klagenfurt, Kammerlichtspiele — 20. April Graz, Dom im Berg — 22. April Wien, Stadtsaal

Dagobert Der Schweizer Schnulzensänger verarbeitet Licht- und Schattenseiten des Lebens in einem musikalischen Grenzgang – zwischen Schmerz und Pathos, Chanson und Schlager, herzergreifender Melancholie und peinlichberührtem Schmunzeln. Am besten: sich für eineinhalb Stunden einfach fallen lassen. 29. April Wien, Brut

Bild: Michael Mann

TEXT Manuel Fronhofer, Jana Wachtmann BILD Flo Senekowitsch / Wolfgang Seehofer, Daniel Sannwald, Stolen Recordings, Lucia Bartl, Skalar Music, Rockhouse, Primary Talent International

TERMINE

POSTHOF – Zeitkultur am Hafen, Posthofstraße 43, A – 4020 Linz Info + Tickets: 0732 / 78 18 00, www.posthof.at

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Know-Nothing-Gesellschaft von Illbilly The K.I.T.T.

Ihr glaubt ja nicht, was für     eine geile Lücke Madonna hat

illustration Jakob Kirchmayr

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ein Zahnarzt bemerkte unlängst bei einem Kontrollbesuch, dass wir jetzt auch schon seit zehn Jahren ein ArztPatienten-Verhältnis haben. »Jubiläum!«, jauchzte ich begeistert auf und schlug vor: »Beim nächsten Besuch nehme ich Blumen und eine Schachtel Bonbonniere mit.« Der Herr Doktor wrang sich ein Lachen ab. Er mag es nicht so gerne, wenn jemand in seiner Praxis deppate Witze reißt. Dafür ist nämlich er zuständig. Er befahl seiner besten Assistentin, bei mir eine Mundhygiene vorzunehmen. »Uschi (Name geändert), polier ihm die Fresse!« Als die Frieda (Name noch einmal geändert) mit der Fressenpolitur bei mir fertig war, wurde meine Mundhöhle kontrolliert. Wie immer fand der Herr Doktor nichts und ich kriegte wie üblich ein vorwurfsvolles »Dudu!«, weil ich keinen Hehl aus meiner Verachtung gegenüber Zahnseide mache. Aber wenn man keine Karies hat, darf man sich das schon leisten. Außerdem zwinkerte mir die Assistentin Kati (Name zum dritten Mal geändert) aufmunternd zu. Das war ein bisschen erniedrigend, aber auch irgendwie geil und sogleich spürte ich ein leichtes Kribbeln in meinen Klöten. Die Kati (jetzt bleibt Name unverändert) hat nämlich eine kleine Lücke zwischen den oberen Schneidezähnen. Eine Laune der Natur, die im Fachterminus Diastema genannt wird und mir sehr gut gefällt. Besser als ein Pferdegebiss jedenfalls, oder dentes equi wie der Kenner dazu zu sagen pflegt. So ein Diastema kommt übrigens gar nicht so selten vor. Madonna hat zum Beispiel eines. Der Schwarzenegger Arnold auch – zumindest auf alten Bildern. Jetzt nicht mehr. Wahrscheinlich, weil er Dritte bekommen hat oder die Fehlstellung mit Veneers überklebt wurde. Und noch viele andere mehr. Seal und Elton John. Vanessa Paradis und Lewis Hamilton. Matt Stone und David Letterman. SpongeBob, Alfred E. Neumann und Mieze Medusa. Wobei, Alfred E. Neumann hat eigentlich gar kein Diastema im engeren Sinne. Dem fehlt eigentlich ein ganzer Schneidezahn. Egal. Ich besitze jedenfalls die Fähigkeit,

mich stundenlang auf solche Körperlichkeiten versteifen zu können. In einer harten, investigativen Telefonrecherche rief ich deshalb mehrere Kieferorthopäden an, um herauszufinden, ob es denn möglich wäre, eine Zahnspange zu machen, bei der man dann, wenn man sie rauskriegt eine Zahnlücke hat? Häufigste Antwort der Ärzte: »Ja. Aber warum sollte man das tun?« Damit man mit der Zahnseide leichter putzen kann natürlich. Oder um als Hardcore-Fan seinem Idol näher zu sein. Und wenn man dieses dann trifft, etwa im Rahmen von einem »Meet & Greet«, das man gewonnen hat, hätte man so gleich ein gutes, auf Gemeinsamkeiten basierendes Gesprächsthema. Ich hab ja einmal so ein »Meet and Greet« mit dem von Akne zerfurchten kanadischen Ananasschädel Bryan Adams gewonnen und mit ihm über Talgdrüsenprobleme, Pickel und Atherome gesprochen. Sehr kurzes Gespräch übrigens. Hat gleich zugemacht, der feine Herr Superstar. Reden immer von Bodenhaftung, aber kaum konfrontiert man sie mal mit der Hässlichkeit des tatsächlichen Menschseins, schnappen sie gleich ein, diese armseligen Rockwürstel. Adams hat übrigens auch ein Diastema und unser kleiner Talk wäre wohl nicht so schnell vorbei gewesen, hätte auch ich eines. Da bin ich mir sicher. Lücken können beizeiten nämlich auch verbinden. Mit meinem Gebiss bin ich trotzdem sehr zufrieden. Meine Eckzähne gefallen mir sehr gut. Sie sind unheimlich spitz und lang. Wie meine Nase. Unlängst begegnete mir im Bus eine Dame, die genau die gleiche Nase wie ich hatte. Ein Nasenzwilling. Ich starrte unentwegt hin und malte mir aus, was wohl geschehe, wenn wir uns ein Eskimobussi geben würden. Explodiert das Universum? Schleudert es uns durch Raum und Zeit? Tauschen wir Körper? Hoffentlich, denn mein heimlicher Wunsch ist es, einmal eine BodySwitch-Fantasy Romantic Comedy am eigenen Leib zu erleben. Das ist sicher witzig. Und vielleicht haben wir ja noch mehr Körperteile gemeinsam. Jedenfalls bin ich ein großer Fan von Romantic Comedys. Ich hab sie

alle studiert und versuche mein Leben danach auszurichten. Beim Pudern zum Beispiel bestehe ich darauf, so wie ich es abertausende Male im Kino, Fernsehen und auf DVD gesehen habe, dass der BH oben bleibt. Nicht, dass ich Brüste und Nippel nicht zu schätzen wüsste, aber ich komme so nicht in die traurige Verlegenheit, meine stümperhaften Qualitäten als Büstenhalteröffner zu offenbaren. Ich bin nämlich ein ziemlicher Tollpatsch und ungeschickt. Auch beim Koitus übrigens. Nicht selten sind alle froh, wenn ich auf Anhieb das richtige Loch finde und es bald wieder vorbei ist. Manchmal grenzt mein hollywoodromantischer Fanatismus aber auch an Dummheit. Nachdem ich »Notting Hill« zum fünften oder sechsten Mal gesehen hatte, machte ich zwei Dinge. Erstens: Die Aufnahme einer bairischen DialektCoverversion vom Ronan-Keating-Welthit »When You Say Nothing At All« mit dem aussagekräftigen Titel »Goschn!«. Zweitens: Ich schickte eine Impulsbewerbung zur britischen Pferde- und Hundezeitschrift Horse & Hound ab. Ich bot ihnen eine Geschichte an. Es sollte darin um Pferde in der Großstadt bis 1920 gehen. Weil ich wo gelesen habe, dass um 1913 erstmals mehr Autos als Pferde auf New Yorker Straßen unterwegs waren. Aber nicht, weil Autos so super waren, sondern die Pfertis alles 55 Millionen Liter Lulu und 2.000 Tonnen Gaga auf die Straßen Brooklyns & Co machten und das führte dazu, dass die Viecher nach der Reihe geschlachtet und vom Auto verdrängt wurden. Ich erhielt nie Antwort. Übrigens auch nicht von den Zeitschriften Pegasus, Haflinger aktuell, Dressur Studien, Mein Pferd, Lissy und Wendy, denen ich diese heiße Story auch anbot. Ende.

Illbilly The K.I.T.T. www.facebook.com/ illbilly

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#22: Netzsprache: #24: Alltagskommunikation Wir Ökooptimierer in Null und Eins

Wie werden wir leben? Wie wollen wir leben? NachdeNkeN über die Stadt der ZukuNft «

Machen uns Apps zu nachhaltigeren Konsumenten? Jedes Kommunikationsmittel hat Einflussdie aufGüter die Die Produktionsund Logistikprozesse, Sprache, die für die Kommunikation verwendet wird. durchlaufen, bis sie bei den Endverbrauchern ankomWährend den vielen Was Anglizismen, men, sindKulturpessimisten undurchschaubaringeworden. tatsächlich Jargonbegriffen, Akronymen und der reduzierten wirtschaftlich und ökonomisch sinnvoll ist, wird Gramimmer matik der Netzsprache den Untergang des Abendlandes schwieriger zu beurteilen. Wer nachhaltig konsumieren heraufdämmern sehen, erkennen andere darin ganz möchte, muss sich durch einen Dschungel voneine Tipps normale Entwicklung, die inund ähnlicher Form vielleicht auch bei und Informationen wühlen stellt dann anderen Medien – vom Brief über das Telegramm fest, dass Bio nicht immer nachhaltig ist und dassbis zum Telefon – zu beobachten war.gar Wirnicht wollen der Frage Plastikverpackungen manchmal immer die nachgehen, wie neue technologische Entwicklungen schlechteste Alternative sind. In der nächsten Ausgabe unsere Alltagssprache beeinflussen und welche Möglichvon twenty.twenty widmen wir uns der Frage, ob und keiten das Netz für kreative Beschäftigung mit Sprache wie uns Internetservices und Apps zu „Ökoptimierern“ und die Pflege von Dialekten bzw. Soziolekten bietet. machen können.

Di., 25.11.2014 Di., 14.04.2015 –– Empfang Empfang18:30 18:30Uhr Uhr– Start – Start 19:00 19:00 UhrUhr The HubHUB Vienna, vienna.the-hub.net Impact Vienna, vienna.impacthub.net Wien 7.,Lindengasse Lindengasse5656 / Top Wien 7., / Top 18 18 –19–19 Die Die Veranstaltungsreihe Veranstaltungsreihe twenty.twenty twenty.twenty widmet widmet sich sich als als offene offene Diskussions Diskussionsplattform plattform Zukunftsszenarien Zukunftsszenarien einer einer Welt Welt 2020. 2020. Denn: Denn: Zukunft Zukunft kann kann nicht nicht gepredigt gepredigt oder oder verordnet verordnet werden. werden. Sie Sie gehört gehört diskutiert diskutiert und und gestaltet. gestaltet.

Was braucht die Stadt von morgen? Wie kann Zusammenleben auch in Zukunft funktionieren? Welche Versorgungsstrategien gibt es? Wer baut Infrastruktur? Was braucht moderne Mobilität? Wie wollen wir wohnen? Was wird aus dem öffentlichen Raum? Was macht urbane Kultur wirklich aus? Bleiben in einer »Smart City« noch Freiräume? Wie können wir als Bürger die Stadtentwicklung mitgestalten? Warum wachsen manche Städte – während andere schrumpfen?

die gemeiNSame Serie voN biorama uNd the gap Stellt frageN uNd Zeigt koNkrete aNtworteN. www.biorama.eu/sinncity www.thegap.at/sinncity

www.twentytwenty.at | www.facebook.com / exploring2020 | www.twitter.com / exploring2020

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