Natur 35
FASZINATION ROTHIRSCH IM NATIONALPARK ZENTRUM Am 24. Februar 2016 eröffnet der Schweizerische Nationalpark in seinem Besucherzentrum in Zernez die neue Sonderausstellung «Der Rothirsch – ein Dauerläufer mit feinen Sinnen». Die Ausstellung verschafft einen allgemeinen Überblick über die grösste bei uns lebende Huftierart und geht auch auf seine Entwicklung im SNP ein. Laut Besucherumfragen gehört der Rothirsch zu den beliebtesten Arten im Schweizerischen Nationalpark (SNP). Das dürfte auch in unserem benachbarten Grossschutzgebiet, dem Nationalpark Stilfserjoch, nicht anders sein. Deshalb entschlossen sich die Verantwortlichen dazu, eine Ausstellung zu diesem imposanten wie auch intelligenten Paarhufer zu entwickeln. Anhand von Präparaten, Modellen und Originalobjekten beleuchtet die Ausstellung in ihrem Hauptteil die Biologie des Königs der Wälder. Eindrückliche Sinnesleistungen Der Rothirsch ist ein geruchlich orientiertes Tier. Durch seine Riechschleimhaut kann er bei günstigen Windverhältnissen Witterung auf einige hundert Meter wahrnehmen. Duftdrüsen und deren Duftsignale spielen im Sozialleben der Rothirsche – insbesondere während der Brunftzeit – eine entscheidende Rolle. Doch auch das Gehör ist bei der Orientierung von grosser Wichtigkeit. Hirsche können ihre Ohren unabhängig voneinander bewegen und damit Geräusche zuverlässig orten.
Der Rothirsch im Schweizerischen Nationalpark Drei ergänzende Tafeln informieren über die Entwicklung im SNP. Dass der Rothirsch bei uns Emotionen in alle möglichen Richtungen auslöste, zeigten spätestens die 1950er-Jahre, als mit zunehmenden Rothirschbeständen der Begriff «Hirschproblem» geprägt wurde. Intensive Forschungstätigkeit und die enge Zusammenarbeit zwischen dem Amt für Jagd Graubünden und dem SNP führten dazu, dass die Erkenntnisse 1989 ins neu revidierte Jagdgesetz einflossen. Mit dem dualen Jagdsystem gelang es in den Folgejahren, das «Hirschproblem», welches zeitweise gar die Nationalparkidee infrage gestellt hatte, in den Griff zu bekommen. Weitere aktuelle Forschungsdaten zum saisonalen Wanderverhalten der Rothirsche unter dem Projektnamen «Ingiò via» zeigen teils verblüffende erste Erkenntnisse. Ein ungerader 24-Ender! Die Ausstellung lebt aber nicht von Fakten allein. Sie präsentiert auch etwas fürs Auge und sorgt für Emotionen – nicht nur bei Jägern. So kann das wohl
Bild: Schweizer Nationalpark/Hans Lozza Hirschstiere im SNP Anfang Juli noch im Bast
bisher grösste Geweih eines Nationalparkhirsches aus der Val Trupchun bestaunt werden. Dass Hirschstiere alljährlich ein neues Geweih aufbauen, zeigt eine eindrückliche Sammlung von Geweihstangen desselben Individuums über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren. Vernissage mit Fachpersonen Dr. Hanspeter Gunsch und Ilona Ortler vom Team der Ausstellungsmacher aus dem Nationalpark Stilfserjoch führen anlässlich der Vernissage am Mittwoch, 24. Februar 2016 um 19.00 Uhr durch die Ausstellung. Gunsch wird dabei auch kurz auf die Situation zum Thema Rothirsch im Nationalpark Stilfserjoch eingehen. Heinrich Haller, der Direktor des SNP, liefert die Fakten bezüglich des SNP. Die Ausstellung dauert bis zum 6. Februar 2017. SCHWEIZERISCHER NATIONALPARK, Hans Lozza