34 Interview
Welche Sorgen haben Ihre Kunden? Ich spreche nicht gern von Sorgen. Wichtig ist mir eine klare Auftragserteilung. Anhand der Zielsetzung entwickle ich das Angebot gemäss Kundenprofil. Sorgen allgemein sind schon Stress am Arbeitsplatz, Unzufriedenheit im Team, Neuausrichtung. Es gibt Kunden von Ihnen, die schreiben, sie hätten keine Kopfschmerzen mehr, keine Bandscheibenschmerzen. Was machen Sie denn anders als ein Arzt? Ersetzen sie gar den Psychiater? Ich kann nicht genau sagen, was ich anders mache. Ein Arzt ist ein studierter Fachmann. Ich habe kein Studium absolviert. Ich versuche, den Menschen mit meinem Rucksack zu helfen. Ich mache eine strukturelle Therapie, indem ich über definierte Punkte dem Körper einen Impuls gebe, damit er sich selber regulieren kann. Oft sind mit den Schmerzen noch Ereignisse verknüpft, beispielsweise kann ein banaler Sturz zu Kopfschmerzen führen. Dann muss dieses Ereignis neutralisiert werden. Ich kann nicht heilen. Man weiss wohl gar nicht, wie Heilung konkret funktioniert, man kennt einfach Massnahmen dazu. Ich bin auch Manualtherapeut. Es braucht Sie also, Sie haben Erfolg. Eigentlich leisten Sie Entwicklungshilfe. Mir gefällt das Wort Entwicklungshilfe, ja. Wir Menschen entwickeln uns ja auch, indem wir mit anderen Menschen zusammen sind. Meine
Kunden sollen nicht von mir abhängig sein, sondern im Gegenteil auf eigenen Füssen stehen. Sie waren Spitzensportler in einer damals neuen, trendigen Sportart. Wie denken Sie über diese Zeit? Meine Sportkarriere war wichtig, weil ich vieles ohne diesen Hintergrund nicht tun könnte. Ich habe meine Betrachtungsweise, war nie in der Wirtschaft und gehe anders an Dinge heran. Vielleicht bin ich der Andere. Das ist ein Unterschied zu Branchenkollegen, dass ich aus dem Spitzensport komme und etwas aufgebaut habe. 1993 war Ihre Sportart Snowboard-Parallelriesenslalom noch in den Anfängen, bis 1998 nicht olympisch. Irgendwie waren Sie damals in der Sportszene quere Typen, assoziiert mit einer Party-, Spass- und Genusskultur. Zeichnet es Sie aus, dass Sie in diesem Sport an der Spitze waren? Es war für mich schon Spitzensport, wir wussten alle genau, was es dazu brauchte. Ein gewisses Partyimage gehörte dazu. Snowboard hat ja auch etwas Kreatives. Leidenschaft ist mir auch heute wichtig. Was verbindet Sie heute noch mit Snowboard? Ich verfolge die Aktivitäten schon, kenne viele Sportler persönlich. Heute bin ich leidenschaftlicher Tiefschnee-Snowboarder und fahre Telemark.
1993 Snowboard-Weltmeister, heute Unternehmer: Cla Mosca (Bild Silvia Cantieni)
Vier Jahre nach Ihnen wurde 1997 auch Ihr Bruder Fadri Mosca Weltmeister. Haben Sie ihm Impulse gegeben? Ich finde es schon aussergewöhnlich, dass wir beide Weltmeister wurden. Ich bin fast stolzer auf Fadris Titel als auf meinen. Er hatte es einfacher, er hat mich einfach kopiert. (lacht) Unser Vater ist früh gestorben, dann war ich als Ältester vermutlich unbewusst ein wenig in der Vaterrolle und habe vielleicht schon Impulse zur Entwicklung gegeben.