Maschinen & Technik | Dez ´17 / Jan ´18

Page 60

60

BAU- & NUTZFAHRZEUGE

DER NISSAN IM MERCEDES GEWAND ODER UMGEKEHRT? Autor: Mark Schmiechen >> Mercedes´ neue X-Klasse basiert auf dem Nissan Navara NP300. Geht es hier noch mit rechten Dingen zu? Warum nutzt Mercedes diese Plattform für ihren eigenen Pickup und baut nicht etwas eigenes? Für alle, die das wunderlich finden, möchte ich jetzt ein bisschen Aufklärungsarbeit leisten.

Renault Nissan Mercedes Kooperation Seit sieben Jahren besteht zwischen den beiden Konzernen eine mittlerweile intensive und auch fruchtbare Partnerschaft, die sich auf die Bereiche Motoren, Produkte und CrossSupply bezieht. Beschränkte man sich in den Anfangsjahren noch auf Europa, so ist das derzeitige Portfolio über die ganze Welt verteilt. Das erste »Baby« dieser strategischen Allianz war der Mercedes Citan, der eine fast hundertprozentige Übernahme des Renault Kangoo ist. Er startete mit vielen Problemen, die sich aus der vielleicht nicht ausreichend durchgeführten »Umwandlung« und zusätzlich aus Qualitätsmängeln seitens Renault ergaben. Dies hat aber beide Seiten nicht ir-

ritiert und so steht man jetzt an einem neuen Punkt in der Beziehung. Über die Jahre ist die Allianz deutlich ausgebaut worden, so dass derzeit ein Vielzahl an Projekten auf der Habenseite stehen. Die neuen smart und Twingo Modelle stehen auf einer gemeinsamen Plattform und auch die Elektroversionen des smarts werden gemeinschaftlich produziert. In Mexiko entsteht zurzeit das gemeinsame Produktionswerk COMPAS für Premiumkompaktwagen, in dem ab 2017 Infiniti sowie ab 2018 auch Mercedes Benz vom Band rollen werden. Im nordamerikanischen Nissan Werk in Tennessee startete 2014 die Produktion von 2- und 4-Zylinder -Motoren für Nissan bzw. Daimler und dieses Jahr nun der Launch des in 2015 angekündigten Premium Midsize Pickups von Daimler.

Die X-Klasse stellt sich vor Rein technisch gesehen, teilt er sich die Basis mit dem Nissan Navara und dem Renault Alaskan. Das bedeutet alle drei Modelle setzen auf Leiterrahmen, Starrachsen hinten, Einzelradaufhängung vorn und Schraubfedern an beiden Achsen. Hier hat Mercedes etwas eingegriffen, um die Dämpfung und die Fahr-

Maschinen&Technik Dezember 2017 / Januar 2018

dynamik zu verbessern bzw. den Rahmen für die Aufnahme des Sechszylinders fit zu machen. Motorseitig fällt beim Blick unter die Haube der 2,3 l Vierzylinder-Turbodiesel des Navaras auf, der in der X-Klasse als X 220 d (120 kW / 163 PS) oder X 250 d mit BiTurbo (140 kW / 190 PS) firmiert. Ein Benziner kommt im X 200 (122 kW / 165 PS) zum Einsatz, steht jedoch nur als Linkslenkervariante für spezielle Märkte zur Verfügung. Das Sechsgang-Getriebe hat ebenfalls seinen Ursprung im Nissan, wahlweise kann aber auch zum Siebegang–Automatikgetriebe gegriffen werden. Erst Mitte 2018 kommt mit dem Sechszylinder X 350 d (voraus. 258 PS) ein bisschen mehr Dampf unter die Haube. Hierbei handelt es sich dann vermutlich um das gleiche Aggregat, was in der G-Klasse seinen Dienst versieht. In punkto Wegschleppen soll er rund 1,1 t Nutzlast auf die Pritsche packen können und bestenfalls 3,5 t Anhängerlast ziehen, was für diese Klasse die Richtmaße sind.

Was ist denn nun richtig Mercedeslike? Das ist sie wieder, meine Anfangsfrage: Nissan im Mercedeskleid oder umgekehrt? Nach den ersten Fahrerlebnissen auf den verschiedensten Untergründen kann man eines


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.