Aktiv in den Alpen | Herbstausgabe 2018

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WA N D E R N / T R E K K I N G

Rings um die wohl meistfotografierte Felstrilogie der Welt offenbart das Südtiroler Hochpustertal märchenhaft schöne Perspektiven für Wanderer. Auch die deutsche Bundeskanzlerin geht hier gerne auf Wanderschaft. In Sachen Kleidung und auch was die Frisur unserer Bundeskanzlerin anbelangt ist sich die Republik ja häufig uneins. Wenn es aber um die Wahl ihres Urlaubsziels geht, hat Fr. Dr. Merkel ein absolut sicheres Händchen. Seit vielen Jahren schon reist sie immer wieder gerne in die Region der Drei Zinnen - eine sehr gute Wahl, wie unsere beiden Touren beweisen werden. Wir starten im Fischleinboden, wo unsere Staatschefin sehr gerne im Dolomitenhof logiert - mittlerweile ein offenes Geheimnis. Wir folgen der Beschilderung zur Talschlusshütte, während eine frische Brise den letzten Morgendunst über die Sextener Rotwand und den Gipfel des Elfer bläst. Rechter Hand, westlich ragt der Einser, ein weiterer Paradegipfel der Sextener Sonnenuhr, in den bald schon stahlblauen Himmel. Tannen, Fichten und knorri-

ge Lärchen verströmen ein wohltuendes Hustenbonbon-Aroma. Heureka - was für ein Morgen. Nach der Talschlusshütte gabelt sich der Dolomitenhöhenweg. Wir folgen der Nummer 103 ins Bacherntal. Steuern auf den Ursprung des stets unter uns rauschenden Rio Fiscallino oder Bachernbachs zu, bevor uns der unbarmherzige Peitschenknall der Sonne erwischt. Der Weg ist immer gut machbar angelegt, wir gewinnen rasch an Höhe. Schon klettern erste Sonnenstrahlen über die Gipfel und jagen Flackerlichter durch den Wald. Noch ein paar steilere Kehren und schon thront sie vor uns, die Zsigmondy-Hütte, benannt nach dem österreichischen Arzt und Bergsteiger, der nach spektakulären Erstbegehungen leider schon kurz vor seinem 25. Geburtstag am 27.06.1885 in der französischen Meije-Südwand verunglückte. Die Hütte wird monumental vom 3094 Meter hohen Zwölferkofel überragt. Er zieht ein illustres Publikum aus Extremkletterern und Wanderern an. Heute mischt sich sogar noch Andy Prosslinger,

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alias der Lama-Andy mit seinen kunterbunten Lamahengsten in die Menge. Wir folgen dem Weg 101 durch die hochalpine Kulisse bis hin zur Büllelejoch Hütte auf 2528 Metern Seehöhe. Die Hüttenwirtin Greti Rogger serviert uns einen selbstgemachten, himmlisch duftenden Apfelstrudel und einen erstklassigen Cappuccino. Derart gut gestärkt geht es zunächst bergab zu den Laghi di Cengia, die wie zwei Smaragde aus der Hochebene hervorstrahlen. Dies ist der wesentlich einfachere Weg rüber zu den Drei Zinnen oder den »Tre Cime di Lavaredo« - klingt das nicht alleine schon wie ein spannender Italo-Western aus den 70er Jahren? Passend dazu begegnen wir gleich hinter der Lavaredo-Hütte einer Gruppe Franzosen mit höchst fotogenen Packpferden. Die Südseite ist bereits wild und schroff und offenbart viele schwierige Kletterrouten quasi über die Hintertür auf die Gipfel des berühmten Dreigestirns. Dagegen gleicht die breite, vorbildlich geschotterte Zufahrtsstraße fast schon einer Autobahn und war bis spät in die 80er Jahre auch noch für den öffentlichen Verkehr


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