20 Minuten Sonderausgabe Christoph Tonini

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Zürich Anekdoten aus der Zusammenarbeit

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ZÜRICH. Zum Glück ist der Rücktritt von Christoph

Tonini kein Abschied: Er wird Verwaltungsrat der Gruppe. Und er bleibt Verwaltungsrat unserer Unternehmen Goldbach und TX Markets. Aber der

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Wechsel von der operativen Führung in die neue Rolle bedeutet eine Zäsur sowohl in seiner beeindruckenden Karriere als auch für die Gruppe, die er viele Jahre geführt und geprägt hat. Seite 3

«Es brauchte manchmal schon Nerven» Lifestyle 17 Christophs Motto: Work Hard, Party Hard

Sport 26 Nef hat Erfahrung im Abschiednehmen

Christoph Tonini in seinem Büro an der Zürcher Werdstrasse. ZÜRICH. Er hat das Unternehmen ins digitale Zeitalter geführt: CEO Christoph Tonini. Nach sieben Jahren an der Spit-

ze tritt er Ende Juni ab und wechselt auf den 1. Juli 2020 in den Verwaltungsrat der Gruppe. Im Interview spricht der

50-Jährige über seine Beweggründe, zieht Bilanz und spricht übers AbschiedSeite 14 nehmen in der Corona-Zeit.

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30. JUNI 2020 / TONINI-SPECIAL

Über allem steht die Freude an der Sache und an den Menschen ZÜRICH. E nde Juni tritt Christoph Tonini als CEO der TX Group zurück. Zum Glück bedeutet die Veränderung kein Abschiednehmen. Ab dem 1. Juli wird er Verwaltungsrat der Gruppe. Und er bleibt Verwaltungsrat unserer Unternehmen Goldbach und TX Markets. Aber der Wechsel von der operativen Führung in die Rolle als Verwaltungsrat bedeutet eine Zäsur sowohl in seiner beeindruckenden Karriere als auch für unsere Gruppe, die er viele Jahre geführt und geprägt hat. Sportlichkeit und Fairness gehören zur Persönlichkeit von Christoph Tonini. Teamgeist, Tempo, Ausdauer und ein spielerischer Zug auf der einen Seite. Anstand, Verlässlichkeit, Einordnung und Bodenständigkeit auf der anderen. Über allem steht die Freude an der Sache

und an den Menschen, speziell an den Mitarbeitenden. So konnte er manchen Verhandlungserfolg erzielen. Wobei Christoph Tonini die Gegenseite stets als Partner gesehen hat und alle Beteiligten von einem guten Geschäft profitie en sollten. Über einzelne Themen, Projekte und Transaktionen hinaus hat er immer das grosse Ganze im Auge behalten und die Entwicklung der Rahmenbedingungen antizipiert. Er hat in anspruchsvollen Zeiten Verantwortung übernommen und die Gruppe durch eine tiefgehende Transformation geführt. Vier Fünftel der Umsätze stammen aus neuen Quellen, und die Unternehmen der Gruppe sind auf weitere Veränderungen vorbereitet. Das alles spricht für sich. Wir danken Christoph Tonini für sein sehr erfolgreiches unternehmerisches Wirken und freuen uns, die Zusammenarbeit mit ihm unter neuen Vorzeichen fortzuführen! ‌PIETRO SUPINO

Ein erfolgreiches Duo: Christoph Tonini mit Pietro Supino.

GRAFIK: MICHA TREUTHARDT / MONTAGE: ROGER FEHLBAUM

Digitale Transformation als Ziel ZÜRICH. In seinen sieben Jahren als CEO hat Chris-

toph das Unternehmen erfolgreich umgebaut und in die digitale Zukunft geführt. In der Info-

grafik zeigen wir die Änderungen im ­Portfolio während seiner Amtszeit. Während Christoph Toninis Ära trennte sich die TX Group von ­allen

gedruckten Anzeigern und investierte in den Bereich digitaler Marktplätze, Vermarktung und Fintech.


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Das sagen die Kollegen

Endlich folgt die Zusammenarbeit s ist ein E bisschen schwierig für mich als Newcomer, eine Anekdote über die Zusammenarbeit mit Christoph zu finden. Auch wenn ich von 2002 bis 2018 für die Konkurrenz (Scout24) gearbeitet habe, habe ich Christoph 2011 kennen gelernt. Es ging um Austausch (keine ­Absprache ;-) ) unter Mitbewerbern und eine mögliche ­Zusammenarbeit. Ab diesem Zeitpunkt haben wir den Kontakt regelmässig gepfl gt und haben uns immer gesagt, irZÜRICH.

gendwann werden wir zusammenarbeiten können. Fast zehn Jahre später hat es endlich geklappt! Manchmal brauchen die guten Sachen Zeit und Geduld, sehr wahrscheinlich, weil ich Berner und Romand bin ... Auch wenn Christoph ab Juli nicht mehr CEO der TX Group ist, bin ich sehr froh, dass er im Board von TX Markets bleibt. Und ich freue mich richtig auf die weiterhin tolle Zusammenarbeit und auf eine Bike-Tour in der Gegend. Auf alle Fälle wünsche ich dir, Christoph, all the best für deinen neuen Lebensabschnitt. OLIVIER RIHS

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Auf einen Cappuccino ZÜRICH. Ein paar Wochen ist es her, in einem Videokonferenz-Call mit dem neuen Verwaltungsrat unserer Classifieds & Marketplaces. Die meisten von uns befinden sich im Homeoffice und stellen Olivier Rihs, dem neuen CEO von TX Markets, Fragen zum Verlauf des Geschäfts unter Einfluss der CoronaSituation, zur Strategie, zu M&A-Optionen, zur Governance und zum Ebit in den nächsten zehn Jahren ... Und dann, fast am Schluss der Videokonferenz, blitzt er auf, der echte, der wahre Christoph Tonini. Er möchte noch eine persönliche Feststellung teilen: «Ich habe ­gestern Abend auf Ricardo etwas gesucht und bin dabei über etwas gestolpert,

was mich enorm gefreut hat. Mitten in der Resultatliste ist ein Angebot von Tutti.ch aufgetaucht!» Wow, wer sonst hätte das bemerkt ausser CT? Damit könne das Angebot verbreitert werden und das habe ihn sehr aufgestellt, denn er habe oft danach gefragt. Das ist er also, unser CEO. Er verbringt seine Abende nicht im Sternerestaurant und trinkt Champagner und isst Kaviar – nein, er spielt wie ein verrückter Tennis in seinem Club oder sitzt zu Hause und nutzt unsere eigenen Plattformen und sucht nach etwas ganz Spezifis hem und findet es in

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mit Christoph Tonini

Screenshot der VR-Sitzung. TX MARKETS & CLASSIFIEDS

einem Tutti.ch-Inserat auf der Ricardo-Plattform. Ob es etwas für sein geliebtes Bike, sein unverzichtbares Tennis, ein neues Surfbrett oder ein Spezialwachs für den nächsten Engadiner Skimarathon war, ist nicht überliefert. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass er nicht nach einer Rolex-Armbanduhr oder nach Gucci-Schuhen suchte. Diese Anekdote zeigt für mich sehr typisch, wer Christoph Tonini ist. Ein ganz bodenständiger, authentischer und sympathischer Mensch. Er wusste immer, dass wir für eine gewisse Zeit eine Rolle, sogar eine sehr wichtige Rolle übernehmen, aber daneben auch ganz normale Erdenbürger sind. Dass auch ein CEO der grössten und wichtigsten privaten Medienfirma der Schweiz auf Ricardo oder Tutti.ch einkauft, ist für ihn keine Frage, es ist für ihn eine Selbstverständlichkeit.

So habe ich dich immer gekannt, mein lieber Christoph – und so habe ich dich immer geschätzt. Die Arbeit mit dir war immer von Wertschätzung, gegenseitigem Respekt und Fairness geprägt. Deine schnelle und scharfe Analyse, deine Arbeitsmoral und deine Deal-making-Skills haben mich immer beeindruckt. Aber am meisten gefreut hat mich immer, dass wir bei unseren 1:1-Schnellzugsmeetings immer noch Zeit fanden für ein paar persönliche Momente, Erfahrungen oder Feedbacks – sowie den obligaten Cappuccino. Das, oder eben solche Momente wie im Videocall werden dafür sorgen, dass wir uns noch lange an dich erinnern werden. Du hast tiefe Spuren hinterlassen – und wir werden dich vermissen. SAMUEL HÜGLI

Im Partybus mit dem Chefstrategen ZÜRICH.

Sprinting Tonini. MONTAGE ROGER FEHLBAUM

Dîner à Paris Es dürfte 2012 gewesen sein: Mit der Übernahme von «Le Matin bleu» durch «20 mi­nutes» war die Pendlerzeitung-Marktbereinigung in der Westschweiz vollzogen und die Stimmung entsprechend bullish. Wir waren mit der Unterstützung von Richard Consulting in Paris unterwegs. Gesprochen wurde über eine mögliche internationale Expansion von «20 Minuten» nach Frankreich, Schweden und Spanien. Die Gespräche waren vielversprechend und wir gönnten uns nach einem intensiven Tag am späten Nachmittag ein gutes Essen. Unsere Euphorie wurde auch nicht gebremst, als dem Kellner ein peinliches Missgeschick passierte: Der Unglückliche servierte Matthias Schaef­fer von Richard die feinen französischen Schnecken nicht auf den Teller, sondern auf den feinen Anzug. In aufgeräumter Stimmung und gänzlich ohne Zeitreserve machten sich Christoph ZÜRICH.

Tonini und ich in der M ­ etro auf den Weg Richtung Flughafen Charles de Gaulle. Die Fahrt hätte eigentlich nur 15 Minuten dauern sollen. Etwa nach einer halben Stunde war definit v klar, dass wir im falschen Zug sassen. Wir stiegen an der nächsten Station aus, kletterten über einen Zaun, liefen über Gleise und stiegen zu dem Zeitpunkt in den richtigen Zug, als gemäss Plan unser Flieger bereits hätte auf die Startbahn rollen müssen. Ich hatte innerlich bereits aufgegeben und war mir sicher, nicht mehr nach Hause zu kommen. Ganz anders Christoph Tonini: Mit der ihm eigenen Mischung aus unerschütterlichem Optimismus und Kampfgeist rannte er mit mir gefühlt 20 Minuten durch den Flughafen und riss das Glück der Tüchtigen auf unsere Seite. Schweissgebadet und auf den allerletzten Drücker haben wir den Flieger tatsächlich noch erwischt. Merke: Christoph ­Tonini gibt nie auf. MARCEL KOHLER

Ich weiss nicht, wie viele Stunden meines Lebens ich z­ usammen mit Christoph hochkomplexe Themen und Strategien besprochen habe. Es waren einige. Ich schätze Christoph als Geschäftsmann sehr. Aber nicht nur das. Ich habe ihn auch als Kollegen ins Herz geschlossen. Wie oft endeten unsere Meetings bei einem Bier! Da tagte zum Beispiel der VR Tamedia in Berlin. Gerade als ich gegen 23 Uhr ins Bett gehen wollte, klingelte mein Handy. Am anderen Ende war Christoph, der mich direkt mit einem hochrangigen Vertreter eines Minority Shareholders von Goldbach verband. Kurze Zeit später traf ich die beiden und weitere Vertreter der Geschäftsleitungen von Tamedia und Bertelsmann auf der Dachterrasse des Hotels. Das gilt im Business genauso wie privat: Man muss die Feste feiern, wie sie fallen! Für Christoph und mich war denn der Tag auch um 1 Uhr morgens noch zu jung, als sich die ­Reihen auf der Dachterrasse allmählich lichteten. Wir zogen kurzerhand weiter und philoso-

phierten bis 3 Uhr über Gott und die Welt. Eine andere Story, die ich nie vergessen werde, ereignete sich in Köln an den Screenforce Days vergangenen Sommer. Köln ohne Kölsch ist wie die Werdstrasse ohne Christoph Tonini: undenkbar! Also gönnten wir uns an jenem Donnerstagabend noch ein paar Kölsch. Köln war praktisch schon in Wochenendstimmung, und Christoph sagte uns, wie schön es doch jetzt wäre, in einem der vorbeifahrenden Partyschiffe den Rhein runterzufahren. Dazu kam es zwar nicht ganz. Aber fast. Zu sechst wollten wir ein Taxi zurück ins Hotel nehmen. Als dann der bestellte kleine Bus seine Türen öffne e, trauten

wir unseren Augen nicht: Vor uns stand ein Kölner ­Party-Taxi mit Discokugel, Nebelmaschine, lauter Schlagermusik und rotem Licht. Wenn auch nur für ein paar Minuten, aber so sind wir doch noch auf unsere Partykosten gekommen. Hat jemals jemand über diese Taxifahrt gesprochen? Und da war noch der Match FCZ – Napoli, bei dem wir bis zum bitteren Ende blieben. Oder das Fussballturnier im Schnee in Arosa. Weisst du noch, Christoph? Du siehst, mir gehen die Geschichten nicht aus! Zum Glück bleibst du uns als VR erhalten. Ich danke dir für alles, was wir bisher zusammen gemeistert haben, und freue mich auf das, was noch kommt! MICHI FRANK

ZÜRICH.

Christoph Tonini in 1100 Zeichen? Das schreit nach dieser Geschichte. Eine ­Geschichte, die CT gar nicht kennt, die aber – ­ichschwörsimfall! – absolut wahr ist. Wir schreiben das Jahr 2003, irgendwann im Sommer, meine Wenigkeit in ­be­t­ween jobs. Das Projekt «Express» war gerade beerdigt, und es hiess, auf eine eventuelle Zukunft bei 20 Minuten zu warten. Mein ­guter Freund Theo (Name CT bekannt) und ich sassen in der Männerbadi Schanzengraben – Insidern damals wie heute als Rimini-Bar bekannt –, lachten, tranken und gaff en. Irgendwann Theos Ellbogen in der Rippe und seine Kopf­bewegung in Richtung einer ausgelassenen Truppe. «Siehst du den? Links, neben der Blonden, mit dem Drink in der Luft?» Klar. ­Ausgelassen tanzender Mittdreissiger, das Profil und die Frisur eines römischen Kaisers, ganz offe sichtlich schon ausgiebig dem Lustigwasser zugetan. «Das

ist der neue Finanzchef der TA ­Media!» Kurz war ich besorgt. Finanzchef? Bei meinem Arbeitgeber? R ­ imini? Party? Schnell konnte ich zumindest diese Bedenken wegwischen. Der Typ versteht ganz offensichtlich was von Work/LifeBalance. Und Times are eben changing. Nur etwas verfolgt mich bis heute: CT trug beige Dreiviertelhosen! Schon damals ein schweres modisches Verbrechen. Unentschuldbar! CFO hin oder her! Nun. Es war das erste und letzte Mal, dass ich ihn in solcher Beinbekleidung gesehen habe. Der Mann hat sich gut ent­wickelt. Und ich wünsche ihm in langen Hosen eine grossartige Zukunft. MARCO BOSELLI

Diese Hosen sind unentschuldbar.

Surfin’ on the Urnersee ZÜRICH.

Christoph Tonini mit Marcel Kohler und Andreas Schaffner am Engadiner Skimarathon.

Der teuerste VIP-Radservice Da war es wieder, das Giant TCR Composite, Team ONCE. Eine Ikone von einem Rennrad. Etwas achtlos hing es am Veloständer im Hinterhof der Tamedia. Mit diesem Modell hat Joseba Beloki eine memorable Tour de France 2003 bestritten. Das Rennrad hatte Christoph Tonini ahnungslos in zweiter Hand gekauft und fuhr es als triviales Alltagsund Pendlerrad – und so sah es auch aus. ZÜRICH.

Team Tonini.

Grösste Modesünde

Mir jedenfalls brach sein Zustand jedes Mal das Herz! Überreden musste mich Christoph deshalb nicht lange, als er jemanden zum Einstellen seiner holprigen Schaltung suchte. Logisch auch, dass es nicht beim Justieren bleiben konnte. Kurbel tauschen, Kette wechseln, Zahnkranz e­ rsetzen, Bremsen richten, Lenkerband befestigen und alles schnell über Mittag und vor der Garderobe im Keller. Zum Glück

war der Hausdienst nachsichtig – oder tat mindestens so – mit den Fettspuren und Lösungsmittelfle ken am Boden. Mein ambitioniertes Zeitbudget überschritten wir natürlich heillos. Meine Assistentin hat die Szene aus dem ersten Stock des Medienhauses mit (un-)passenden Bildern verewigt und meint s­ either, dass wir uns den teuersten Radservice aller Zeiten geleistet hatten. ANDREAS SCHAFFNER

Die noble Pfli ht, eine Würdigung von Christoph Tonini im Format einer Zeitungsmeldung zu schreiben, verführt mich zu einer vielleicht etwas gewagten Assoziation: nämlich die zwischen der Surf-Passion von Christoph und seinem Erfolgsausweis als Transformierer des Medienverlags Tamedia zur digitalen TX Group. Denn Surfen ist bekanntlich eine beliebte Metapher für das digitale Gleiten auf (Web-)Seiten als Pendant zum Wellenreiten. Der Ursprung des Ausdrucks vom Internetsurfen scheint zwar eher profan zu sein: Er geht auf einen Artikel der Bibliothekarin Jean Armour Polly zurück, auf deren Mauspad ein Surfer abgebildet war. Aber das Bild lässt sich auch weiter verstehen: als Ausdruck für ein Erfolgsrezept im Geschäftsleben, Dinge miteinander fl xibel zu verbinden, statt s­ tatische Bollwerke zu bilden. Surfen ist

auch eine Metapher für den Umgang mit Veränderungen: Es gilt, die Kraft der Welle zu nutzen, statt sich gegen sie zu stemmen. Mit diesem Erfolgsrezept hat Christoph aus der Tamedia das gemacht, was sie heute ist: das erfolgreichste Netzwerk von digitalen Plattformen der Schweiz. Ein beliebter Surf-Spot von Christoph ist der Urnersee. An dessen Ende selber aufgewachsen, muss ich gestehen, dass ich primär die Berge am anderen Ufer wahrgenommen habe, die mir die Sicht auf das Mittelmeer versperrten. Heute hat sich, dank der gemeinsamen Zeit mit Christoph bei der TX Group, der Blick von den unverrückbaren Gegebenheiten verschoben auf die Möglichkeiten, die Wind und Wellen bieten. Vielleicht wird Christoph nun häufiger am Urnersee anzutreffen sein. Aber ich bin überzeugt, dass er auch beruflich den Wellengang weiterhin erfolgreich nutzen wird. SANDRO MACCIACCHINI


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machst du auch in deinen letzten 100 Tagen mal wieder alles richtig. Und das in einer dir typischen und sehr sympathischen Art und Weise. Enttäuscht über deinen Abschied darf man sein, aber böse nicht. Du hast ihn lange angekündigt. Und du gehst immer geradeaus und mit Handschlag vom Feld. Lieber Christoph, du warst Partner und manchmal auch Gegner zugleich. Ich habe mir oft die Zähne an deinem Tempo und deiner Weitsicht ausgebissen. Gleichzeitig hast du es mir in den vergangenen sieben Jahren leicht gemacht, auch in schwierigen Situationen vertrauensvoll zusammen oder manchmal auch mit offene Visier gegeneinander zu arbeiten. Auch das kann es geben. Dafür möchte ich mich persönlich ganz herzlich bei dir bedanken und wünsche dir bei den nächsten «ersten 100 Tagen» wieder ebenso viel Geschick und Fortune wie beim letzten Mal. Sei es privat oder geschäftlich. Herzlichst AXEL WÜSTMANN, CH MEDIA

FELIX GRAF, NZZ-MEDIENGRUPPE

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Lieber Christoph Ein schlauer Redaktor schrieb einmal, dass die letzten 100 Tage eines Managers mindestens genauso wichtig sind wie die ersten 100 Tage. Ausserdem, so der Artikel, sagten diese letzten 100 Tage ebenso viel über den Charakter einer Person aus wie die ersten 100 Tage. Und der Verfasser leitete auch gleich ein paar Regeln für ein erfolgreiches «Off-Boarding» ab. Regel Nr. 1: Entscheide selbst über den Zeitpunkt des Abschieds. Eine Binsenweisheit eigentlich, aber trotzdem gelingt es den meisten eher selten, diese Regel einzuhalten. Dir schon. Regel Nr. 2: Unterstütze deinen Nachfolger. Du hast gleich sechs, wenn ich richtig gezählt habe. Das macht es bestimmt nicht einfacher. Aber wie immer legst du auch hier Sportsgeist an den Tag. Regel Nr. 3: Tritt auf dem Höhepunkt ab. «It’s all about t­ iming» sozusagen. Nun gut, Höhepunkte sind relativ. Vor allem in unserem Geschäft. Wenn ich es auch nur einigermassen richtig verstehe, dann

Lieber Christoph Schnell und geschickt bist du unterwegs – nicht nur auf dem Renner, sondern auch in der Geschäftswelt. Als polyvalenter Sportler hast du jede Herausforderung gesucht – du warst mir auch tänzerisch einen Schritt voraus. Von Beginn weg durfte ich dich als smarten und verlässlichen Partner kennen lernen. Dabei habe ich deine bescheidene Art und deinen grossen Humor sehr schätzen gelernt. Herzlichen Dank für den stets vertrauensvollen Austausch, die inspirierenden Gedanken und auch herausfordernden Momente. Ich werde dich in der Medienszene vermissen. Du hast die Branche massgeblich geprägt und eine CT Group wäre gebührender … Aber was nicht ist, kann noch werden. In diesem Sinne nur das Beste für dich! Und wenn du die sportliche Challenge suchst, lass es mich wissen. Auch sonst freue ich mich auf weitere Kontakte.

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Das Einmaleins des «Off-Boarding»

Tänzerisch einen Schritt voraus

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ZÜRICH. Auch die CEOs der Konkurrenz hatten gern mit Christoph Tonini zu tun und bedauern seinen Abgang. Sie erinnern sich an die Zusammenarbeit und wünschen ihm für seine Zukunft alles Gute.

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«Er geht immer geradeaus – und mit Handschlag vom Feld»

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Das sagen die CEOs

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Heisse Kämpfe mit Lee Fixel in New York Lieber Christoph Seit vielen Jahren sind wir nun Konkurrenten. Du, ein ehemaliger Ringier-Manager, als Chef von TX Group. Ich bei Ringier. Du mit einem stolzen Portfolio mit «20 Minuten», «Tages-Anzeiger», Homegate, «Schweizer Familie», Doodle, «SonntagsZeitung», «Berner Zeitung», Ricardo, Tutti, Carfor­ you und vielem mehr. Ich mit «Blick», Autoscout24 und ­Immoscout24, ­Ticketcorner, «Le Temps», «Bilanz», DeinDeal, Energy und vielem mehr. Wir hatten heisse Kämpfe, manchmal kühle Poker, nächtelange Verhandlungen, gemeinsames Ringen um Akquisitionen und Kooperationen. Einiges gelang, anderes scheiterte. Manchmal warst du sauer, zu Recht. Manchmal ich, auch zu Recht. Unvergessen bleiben unsere kurzen Trips nach New York vor

acht Jahren. Verhandeln mit Lee Fixel, einem der grössten und härtesten und gewieftesten Internet-Investoren der Welt. Es ging um Jobs.ch und Karriere.at. Wir haben, gemeinsam, die wichtigste Transaktion für unsere beiden Unternehmen verhandelt. Tamedia und Ringier, die grossen Konkurrenten, gemeinsam. Am frühen Morgen rannten wir durch den noch dunklen Central Park. Und besprachen die letzten Details für den anstehenden Verhandlungstag. Ich fühlte mich wohl und ­sicher an deiner Seite. Für einmal nicht gegen dich. Sondern mit dir. Einem der besten M ­ edienmanager. Bleib, wie du bist. Grad­ linig. Fleissig. Ehrgeizig. Diszipliniert. Aber auch nahbar und humorvoll. MARC WALDER, RINGIER

«Bons souvenirs de Roumanie» Christoph Tonini est un ancien et estimé collègue! Mais nous ne nous sommes pas croisés sur les bords de la Limmat ou le long de la rade de ­Genève! Les souvenirs sont plus exotiques. Nous avons brièvement travaillé ensemble lorsque Christoph veillait notamment aux finan es de Ringier en Europe de l’Est, sous la ­direction de Martin Kall. Par le plus grand des hasards, je me suis retrouvé, durant quelques mois, responsable de ­Ringier Roumanie, en plus de

la direction de Ringier Romandie. La culture francophone de la Roumanie n’était peut-être pas étrangère à cette décision de Ringier ... Je me souviens très bien de Christoph, capable de démêler avec calme et ­efficac é, les fils de la prodigieuse créativité comptable et entrepreneuriale dont savaient faire preuve nos collègues roumains. Ce sont des moments qui marquent, et je suis certain que le savoir-faire reconnu de Christoph dans l’industrie des mé-

dias doit quelque chose à cette «conquête de l’Est»! GILLES MARCHAND, SRG SSR


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Christoph Tonini – quo vadis? ZÜRICH. Leak bei Richard Consulting ermöglicht tiefe Einblicke. Ende Juni wird Christoph Tonini auf eigenen Wunsch seinen Posten als CEO der TX Group aufge-

ben. Die Frage, welcher Aufgabe sich der Medienmanager in Zukunft widmen wird, beschäftigt die Schweizer Business- und Medienwelt. Nun wurde 20 Minuten eine interne Unterlage von Richard Consulting zugespielt, die Aufschluss geben

könnte. Die Unterlage zeigt eine Beurteilung der Qualifi ationen Christoph Toninis sowie mögliche Berufsoptionen. Der Versuch der Kontaktaufnahme mit Richard Consulting, um Hintergrundinformationen zu erfahren, erwies sich als wenig auf-

schlussreich. Martin Schimpke, Partner bei Richard Consulting, gab an, dass er über die Existenz des Papiers nichts sagen könne. Er bestätigte lediglich, dass Richard Consulting bereits seit langem sehr intensiv mit Christoph Tonini zusammenarbei-

te. Auch weigerte er sich standhaft, auf Nachfragen zu gemeinsamen Projekten, der Entwicklung von Bezahlaufl gen, Werbeumsätzen sowie Börsenkurs seit Christoph Toni­nis Einstieg bei der damaligen Tamedia zu reagieren. RICHARD CONSULTING/20M

Eine Folie aus dem geleakten «Bewertungspapier Christoph Tonini» von Richard Consulting Dem Papier ist zu entnehmen, dass Richard Consulting die Wahrscheinlichkeit, Christoph Tonini als Strategieberater zu erleben, nicht sehr hoch ein-

schätzt. Dabei scheitert es offensichtlich nicht an seinen herausragenden analytischen Fähigkeiten, sondern vermutlich an dem benötigten Hand-

werkszeug (Folienproduktion). Die neue Berufsbezeichnung von Christoph Tonini ab Sommer 2020 heisst stattdessen mit höchster Wahrscheinlich-

keit «Privatier Fitness». Was darunter zu verstehen ist, kann nur vermutet werden. Sehen wir den Triathleten bei den verschobenen Sommerspielen

2021 in Tokio? Oder können wir uns auf eine neue Surfschule am Zürichsee freuen? Es bleibt spannend! MARTIN SCHIMPKE


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Der Drucker, der losging, um das

Internet zu erobern

ZÜRICH. In nur sieben Jahren hat Christoph Tonini die heutige TX Group radikal und erfolgreich umgebaut. Ein Porträt.

Jugendarbeit der katholischen Kirche und kamen sich ­näher. Später, während der RingierZeit, pendelte die Flugbegleiterin, die noch immer gelegentlich für die Swiss unterwegs ist, drei Jahre lang nach Budapest. Heute wohnen die beiden mit ihren Kindern (12 und 14) in Herrliberg. Die Familie habe trotz der hohen Arbeitsbelastung nicht zurückstecken müssen, sagt seine Frau. «Natürlich war ich etwa bei der ­Betreuung nach der Schule im Lead. Aber wenn er zu Hause ist, klebt er nicht am Tablet. Er ist als Vater präsent.»

folgreich, weil man ihm vertraue, meint Kurt W. Zimmermann: «Tonini ist gut am Verhandlungstisch. Man hat nie das Gefühl, er verfolge eine doppelte Agenda.» Das Drucker-Gen

Christoph Tonini könnte sich mit seinen 50 Jahren getrost zur Ruhe setzen und den Tag mit einer Partie Tennis beginnen. Nicht nur deshalb, weil er in den letzten sieben Jahren als Vorsitzender der Unternehmensleitung gut verdient hätte. Er soll auch, so erzählen seine Weggefährten unisono, einen bescheidenen Lebensstil pfl gen. «Dünkel und Prestigedenken sind ihm fremd. Er braucht keinen Maserati, um glücklich zu sein», sagt ein Vertrauter. Seine Frau, Monika Lukmann Tonini, mit der er seit über 30 Jahren liiert ist, drückt es so aus: «Windsurfen ist sein Ding. Er würde sich aber nie ein neues Segel kaufen, solange man das alte noch fli ken kann.» Dabei hätte der zweifache ­Vater einige Gründe, abzuheben. Als er 2013 den Gabelbaum (die Steuerstange beim Windsurfen) von seinem Mentor Martin Kall übernahm, der mit der Übernahme diverser Zeitungen die damalige Medienlandschaft nachhaltig g ­ eprägt hatte, galt Christoph Tonini als Zauberlehrling. Vom «grossen Unbekannten» schrieb beispielsweise die ­«Bilanz». Und da war immer wieder der Name Kall. Der Tenor: Tonini stehe im Schatten seines Vorgängers, der für seine Leistungen, seine intellektuelle Brillanz bewundert und bei der Konkurrenz auch gefürchtet wurde. «Ein Mehrfaches seines Lohnes wert» Gut sieben Jahre später tritt Tonini als erfolgreichster Medienmanager der Schweiz ab. Dass der vermeintliche Zauberlehrling längst aus dem Schatten seines Meisters getreten ist, spürt man, wenn Verleger Pietro Supino auf ­seinen scheidenden CEO zu sprechen kommt. Tonini sei der Typus «Spielertrainer». Er habe die Firma über eine viel längere Zeit geprägt als nur

Dass Tonini überhaupt im Zeitungsgeschäft gelandet ist, hat mit seinem Elternhaus zu tun. Vater und Mutter stammen aus Bozen im Südtirol und bauten im zürcherischen Dielsdorf eine kleine Druckerei auf. Kummer mögen ihnen die Leistungen ihres Christoph in der Schule bereitet haben. «Die Oberstufenlehrer haben ihm nicht so viel zugetraut», erinnert sich Monika Lukmann Tonini, die damals in dasselbe Schulhaus ging. Tonini hatte seinen Weg aber immer klar vor Augen. Erst machte er die Lehre als Offse drucker, dann die Ingenieurschule für Druck und Verpackung in Lausanne, später kam ein Executive MBA an der HSG hinzu.

Christoph Tonini während seiner Ausbildung bei der Esig in Lausanne.

während der gut sieben Jahren an ihrer Spitze. Seit 2007 war Tonini Vize der Mediengruppe. Er sei der Motor gewesen beim Erschliessen neuer Umsätze, sagt Supino. Neben Zukäufen – zuletzt wurde der Werbevermarkter Goldbach Group integriert – habe er auch für organisches Wachstum gesorgt. «Christoph Tonini ist nicht einfach ein Manager, sondern durch und durch ein Medienmann.» Beeindruckend findet er, mit welcher Hingabe Tonini seine Aufgabe auch in der schwierigen Corona-Zeit bis zum letzten Tag ausfüllt. Der Verwaltungsratspräsident liess sich zudem mit den Worten zitieren, Tonini sei «ein Mehrfaches seines Lohnes wert». Mehr Anerkennung aus dem Kreise der Besitzerfamilie geht kaum. In der Höhle des Löwen Das Urteil des Verlegers dürfte nicht zuletzt auch auf den Zahlen gründen, die Tonini abge-

liefert hat. Unter seiner Ägide erwirtschaftete das Unternehmen insgesamt über 1,1 Milliarden Franken Gewinn. ­Während Konkurrenten die digitale Transformation verschliefen, investierte Tamedia im grossen Stil ins digitale Geschäft. Heute erwirtschaftet die TX Group damit über drei Viertel ihrer Erträge. Beim Amtsantritt waren es keine 15 Prozent. Laut Medienkolumnist Kurt W. Zimmermann ist es das Verdienst Toninis, auf den rasanten Strukturwandel reagiert zu haben. «Erst T ­ onini hat richtig realisiert, welches ungeheure Potenzial im digitalen Markt steckt.» Tonini hatte früh verstanden, dass die schärfsten Rivalen künftig US-Internetgiganten sind: Google, Amazon, Facebook und Apple, für die er das Akronym Gafa zu verwenden pfl gt. So war es Tonini, der 2012 zusammen mit Ringiers Marc Walder die Übernahme des Onlinestellenportals Jobs.ch vorantrieb. Erschien der Kaufpreis von 390 Millio-

nen Franken Kritikern damals als Fantasiepreis, hat sich der Deal rückblickend ausbezahlt. Ein zweiter grosser Coup gelang ihm, als die Wettbewerbskommission 2015 grünes Licht gab für die Verschmelzung der Adressverzeichnisse Search.ch und Local.ch in einer gemeinsamen Tochterfirma mit der Swisscom. Tonini hatte die komplexen Verhandlungen über die Publigroupe-Übernahme zeitweise allein im Hauptsitz der Swisscom geführt. «Er sass als Vertreter von Tamedia mehreren Vertretern der Konzernleitung gegenüber. Trotzdem schaltete er blitzschnell und überblickte alle Details des komplexen Deals. Es war eine beeindruckende Leistung», sagt Christoph Zimmer, damaliger Leiter der Kommunikation. Tonini gilt als ehrgeiziger Zahlenmensch, als kühler Rechner, der äusserst effizient arbeitet, aber auch die Diskussion im Team schätzt. In den Verhandlungen sei er er-

Zu Tamedia stiess er im April 2003, mit gerade einmal 32 Jahren. Weil der damalige Finanzchef auf Weltreise ging, erinnerte sich Martin Kall an den jungen Tonini, den er aus seiner Zeit als Chef des Osteuropageschäfts von Ringier kannte. Tonini stand Ringier Ungarn und Rumänien vor, wo er 11 Titel und 660 Angestellte unter sich hatte. Dem Vernehmen nach waren einige Damen begeistert vom Zuzug des braungebrannten Jungmanagers, der regelmässig zum Surfen an den Gardasee fuhr. Die Sportskanone Junggeselle war Tonini damals längst nicht mehr. Schon mit 17 Jahren hatte er das Herz s­ einer Monika erobert. Die beiden organisierten Firm­lager für die

Ausgleich fand Tonini, der fast immer mit dem Rennrad ins Büro fuhr, im Sport. Als die Sportskanone einst mit einem grossen Gips ins Büro humpelte, werweissten die Kollegen, ob das Unheil wohl beim Surfen, Tennis, Downhill-Mountainbiken oder beim Berglauf über ihren Chef gekommen

sei. Wie sich herausstellen sollte, war er zu Hause auf der Treppe gestürzt. «Das hat ihn richtig mitgenommen» Im Beruf stolperte Tonini selten, blieb gegen Misserfolge aber nicht gefeit. Dem Ausgehportal Tilllate, dessen Akquisition Tonini forciert hatte, setzte das Aufkommen von Facebook zu. Tilllate wurde erst zum Jugendkanal von «20 Minuten», Ende 2018 verschwand die Marke ganz. Beschleunigt hat sich der Strukturwandel im Zeitungsgeschäft. Am 21. Juli 2018 erschien die letzte gedruckte Ausgabe der traditionsreichen, aber defizitä en Westschweizer Zeitung «Le Matin». Auch die Frauenzeitschrift «Annabelle» stiess ­Tonini ab. Sah er die wirtschaftliche ­Notwendigkeit für einen un-

Während Toninis Vorgänger Martin Kall aus Protest gegen Sparrunden einst ein angebissenes Sandwich zugeschickt bekam, wurde Tonini nicht im gleichen Masse angegriffen. So musste er – zum Beispiel nach der Übernahme der «Basler Zeitung» im Oktober 2018 oder der Einführung einer Zentralredaktion für die Bezahlmedien – vergleichs-

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Le change management, c’est mon métier. Christoph, directeur général

Die Sportskanone.

populären Entscheid, zog er diesen durch. Es kam vor, dass er den Posten eines verdienten Mitarbeiters strich, weil er im Marktumfeld mit rückläufigen Werbeerträgen obsolet wurde. Später konnte er dieselbe Person in einer neuen Funktion wieder einstellen. Es waren solche Momente, die ihm am meisten zu schaffen machten, wie seine Frau sagt: «Er war eigentlich nie schlecht gelaunt, ausser wenn er Stellen streichen musste. Das hat ihn stark mitgenommen.»

Christoph mit seinem grossen Idol Roger Federer.

weise wenig öffentli he Kritik einstecken. Das mag auch an Toninis jovialer Art liegen. Dieser konnte an einem Firmenfest Karaoke singen und dann sagen: «Ich bi de Christoph.» Seither herrscht im Unternehmen, wie bei den Gafa, die Duz-Kultur. Federer-Fan Tonini wird nach dem Rücktritt nicht bei der Konkurrenz anheuern. Er wechselt in den Verwaltungsrat der TX Group. In Frühpension wird er nicht gehen. Das würde zum rast-

losen Halbmarathonläufer nicht passen. Er dürfte aber Zeit haben, um mit der Familie wieder einmal im alten VWBus in die Ferien zu fahren. Zudem kann er seine Rückhand perfektionieren. Schon lange Federer-Fan, liebt er das Kräftemessen auf dem Tennisplatz. Den 20-fachen GrandSlam-Sieger bewundert Tonini wegen seiner Schläge – und weil er im Erfolg am Boden geblieben ist. DANIEL WALDMEIER CHRISTOPH TONINI ALTER: 50 KINDER: 2


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«Man muss auch mal abbrechen und weglaufen können» ZÜRICH. Er hat das Unternehmen ins digitale Zeitalter geführt: CEO Christoph Tonini. Nach sieben Jahren an der Spitze tritt er Ende Juni ab. Im Interview zieht der 50-Jährige Bilanz, verrät seine Verhandlungstaktik und spricht übers Abschiednehmen in der Corona-Zeit. Während der Corona-Krise war der Grossteil der TX-Group-Belegschaft im Homeoffi . Hast auch du als CEO daheim gearbeitet? Während der härtesten Phase des Lockdown habe ich zwei Wochen nur im Homeoffice verbracht, danach ging ich jeweils zwei Tage pro Woche ins Büro. Zu dieser Zeit wars am Hauptsitz irgendwie surreal, denn ausser mir war eigentlich niemand da. Man könnte den Eindruck erhalten, du hättest dich heimlich verabschiedet … Ich habe mir das auch überlegt. Dieser Eindruck – wenn es ihn denn tatsächlich gibt – hätte

aber auch ohne Corona entstehen können. Mein Ziel war es ohnehin gewesen, mich wegen der neuen TX-Group-Struktur ab Januar sukzessive zurückzuziehen. Weil es keinen CEOPosten mehr gibt, sollten sich die einzelnen Unternehmen bereits an die grössere Eigenständigkeit gewöhnen. Macht die Corona-Krise den ­Abschied einfacher oder schwieriger? Für mich persönlich ist es einfacher. Es war während der Krise ein graduelles Reduzieren, ein langsames Abschiednehmen. Gewisse Leute habe ich deswegen einige Wochen nicht mehr gesehen. Nun kehren sie allmählich zurück, und es kommt wieder mehr Leben in die Firma. Ende April den CEO-Posten abzugeben, wäre schlimm gewesen. Die durchschnittliche Verweildauer eines CEO in der Schweiz beträgt 6,9 Jahre. Du liegst damit ziemlich genau im Schnitt. Was sagt das über dich aus? Dass ich durchschnittlich bin. (lacht) Im Ernst: Ich hatte mir schon mit dreissig vorgenommen, dass ich mit fünfzig nochmals etwas Neues machen will.

Ich arbeite zwar sehr gern, aber ich habe auch andere Interessen, etwa Reisen oder Sport. Das blieb oft auf der Strecke. Gabs ein Schlüsselerlebnis, das dich dazu bewogen hat, deinen Rücktrittsplan tatsächlich umzusetzen? Vor sechs Jahren starb mein Vater, und gleichzeitig erkrankte meine Frau an Krebs. Ihr geht es zum Glück wieder besser. Plötzlich wurde mir aber sehr bewusst, wie endlich das Leben ist. Ich realisierte, dass das mit «mach ich dann irgendwann mal» nicht funktioniert. Wie kam es zur Idee, die Struktur der TX Group anzupassen, womit auch dein Posten abgeschafft wurde? Wir fragten uns bereits 2018, ob die damalige Struktur für die nächsten Jahre noch richtig ist. Weil ich schon lange auf den Moment gewartet hatte, Pietro Supino mitzuteilen, was mein Plan ist mit fünfzig, nutzte ich die Gelegenheit und informierte ihn darüber. Ich wollte unbedingt ­verhindern, dass nach einer Strukturdiskussion der Eindruck entstehen könnte, mir würde es nicht passen.

War es gar nicht mehr möglich, als CEO ein Unternehmen mit einer Breite von Doodle bis «Thuner Tagblatt» zu führen? Es ist immer anspruchsvoller geworden. Das Führen wurde komplexer, besonders weil mehr Technologiethemen dazukamen. Es zeigte sich immer stärker, dass die alte Unternehmensleitung oft zu weit weg war von den einzelnen Bereichen und den Entscheiden. Die neu gebildeten Unternehmen haben mehr Eigenständigkeit. Konkurrenten und Kritiker bezeichnen die TX Group auch als «Gemischtwarenladen». Ist das für dich eine Beleidigung? Nein, es ist Ausdruck der Diversifizieru g. Ohne diese Diversifizieru g – oder eben den Gemischtwarenladen – würde uns die Corona-Krise noch härter treffen. So haben wir etwa mit Ricardo.ch und Tutti.ch auch Bereiche, die sich gerade während des Lockdown gut entwickelt haben. Die Leute hatten Zeit, ihre Keller auszumisten. Den Redaktionen wirst du auch als Sparer in Erinnerung bleiben. Deine Kritiker sagen, du habest wenig Verständnis für Journalisten und zu wenig Interesse

an Medieninhalten ... Ich kann die Kritik verstehen. Leider Gottes bin ich aber davon überzeugt, dass es im journalistischen Geschäft nicht ohne Kostenreduktion geht. Der Inhalt muss noch besser werden, und trotzdem müssen wir sparen. Das ist für alle eine

«Zentral ist, dem Gegenüber nicht zu zeigen, dass man etwas unbedingt haben will.» CEO Christoph Tonini (50).

enorme Herausforderung. Weil der Markt die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen diktiert, hat mich das zum Sparapostel gemacht. Macht dir als CEO ein journalistisches Produkt nur Freude, wenn es eine ansprechende Rendite bringt? Nur dann gibt es ein Produkt längerfristig. Natürlich braucht es Herzblut für einen Titel, aber in der Position als CEO muss ich nach unternehmerischen Kriterien entscheiden, wo das Unternehmen Geld investiert. Fakt ist: Ein Investment ausserhalb des Journalismus ist mit höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich. Trotzdem müssen wir den journalistischen Angeboten genügend Ressourcen lassen, damit sie erfolgreich die digitale Transformation bewältigen können. Dein Fokus lag stark auf der ­digitalen Transformation. Bei Zukäufen hattest du oft ein ­gutes Händchen. Was würdest du als deinen grössten Coup bezeichnen? Matchentscheidend war, dass wir es gewagt haben, die Plattform Jobs.ch zu übernehmen. Damals erschien der Preis von 390 Millionen enorm hoch, weshalb wir uns entschieden, die Investition zusammen mit Ringier zu stemmen. Die Rechnung ging trotz hoher Kosten auf, und das gab uns den Mut für weitere Transaktionen.

Christoph im Gespräch mit Journalist Sandro Spaeth.

Und wenn die Übernahme von Jobs.ch schiefgegangen wäre? Dann wäre ich wohl nicht so

lange auf dem CEO-Posten geblieben. Ich war zwar schon überzeugt von der Transaktion, aber es brauchte auch Glück. Wäre Corona gleich nach der 400-Millionen-Investition gekommen, wär es sehr schwierig geworden. Du giltst als ein äusserst gewiefter Verhandler. Woher kommt dieses Geschick? Womöglich liegt es an meinem Vater, der im Südtirol aufgewachsen ist. In meiner Kindheit gingen wir jeweils bei Verwandtschaftsbesuchen nach Bozen auf den Markt, wo die Preise richtig verhandelt wurden. Mein Vater lehrte mich, dass man den Handel auch mal abbrechen und weglaufen können muss. Daran hielt ich mich auch als CEO: Bei der Mehrheit meiner Transaktionen kam es zwischenzeitlich zu Abbrüchen. Manchmal ging es dann nur eine Woche, und der Verkäufer meldete sich erneut.

Muss man auch bluffen können? Zentral ist, dem Gegenüber nicht zu zeigen, dass man etwas unbedingt haben will. ­Zudem lernte ich, die Verkäufer besser einzuschätzen. Sie wollen einem ja immer weismachen, es gebe noch einen anderen Interessenten. Ich entwickelte mit der Zeit ein Gespür dafür, ob das Erzählte real ist. Das brauchte aber manchmal schon Nerven. Eine Pleite war die Übernahme der Plattform Trendsales in ­Dänemark … Das ärgert mich heute noch immer unendlich. Es lief grad mehrfach schief: Wir beurteilten das Wachstum der FashionPlattform falsch und zahlten einen zu hohen Preis. Zudem hatten wir das Pech, dass der CEO uns mit falschen Bilanzen betrog. Noch sind wir daran, aus diesem Markt auszusteigen. Im schlimmsten Fall kostet uns das Abenteuer rund

35 Millionen Franken. Ausserdem läuft ein Rechtsstreit mit dem Verkäufer Naspers. Ende Juni ist für dich Schluss mit dem CEO-Job. Was wirst du vermissen? Die vielen tollen Menschen, mit denen ich zu tun hatte. Jetzt will ich zwar mal raus aus dem Hamsterrad, aber womöglich wird sich nach zwei Jahren mit Verwaltungsratsmandaten zeigen, dass es mir enorm fehlt, täglich mit Leuten etwas direkt zu bewegen. Worauf freust du dich im neuen Lebensabschnitt besonders? Dass ich mehr Zeit für mich und meine Familie habe und wieder selbst über meine Agenda verfügen kann. Bei den vielen Sitzungen und Terminen haben meine Kinder jeweils gesagt: «Aber du bist doch der Chef?!» Meine Antwort: «Etwas müsst ihr lernen: Jeder hat nochmals einen Chef.» SANDRO SPAETH

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Le leadership, c’est mon métier. Christoph, directeur général

Auch dank seiner Südtiroler Wurzeln ein gewiefter Verhandler.


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Vita / Teil 1 1976–1985 Christoph absolviert die Primarund Sekundarschule in Regensdorf im Kanton Zürich.

1985–1988 1985 beginnt er die Berufslehre als Offsetdrucker bei der JCM Offsetdruck AG, die er 1988 abschliesst. Nach der Lehre arbeitet er noch weitere zwei Jahre im Betrieb.

1990–1993 Im Anschluss an einen Sprachaufenthalt in Frankreich absolviert Christoph ein dreijähriges Studium zum Druckingenieur HTL an der Schweizerischen Ingenieurschule für Druck und Verpackung (Esig+) in Lausanne. Er schliesst mit der besten Diplomprüfung seines Jahrgangs ab und wird dafür mit dem ­B.-Franklin-Preis ausgezeichnet.

1993–1995 Von 1993 bis 1995 vertieft er seine Sprach- und Fachkenntnisse: zunächst in Lugano im Verlagshaus Hachette als Assistent der Exportleitung, anschliessend geht er nach Paris, wo er als Product Manager bei der Tiefdruckerei Helio Corbeil arbeitet. Dazwischen – im Sommer 1994 – bildet er sich am Rochester Institute of Technology (RIT) in New York weiter.

1995–1997 Im Juli 1995 wird Christoph Leiter Finanzen/Administration + Stv. ­Geschäftsführer bei der Colorserv AG in Winterthur. Von April 1996 bis Juni 1997 studiert er an der Controller-Akademie in München. Danach kann er die gewonnenen Kenntnisse in der Praxis als Leiter Controlling bei der Basler Mediengruppe anwenden.

Zwei Engel für Christoph. CASPAR SCHMIDLIN, GOLDENDISCOMONKEY.BLOGSPOT.COM

Christoph Tonini – der pflegeleichte Chef ZÜRICH. Wir sind drei Personen im Team, alle mit Sternzeichen Schütze – jede und jeder von uns ist also von Geburt an mit einem gesunden Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen ausgestattet. Nadja, geboren am 8. Dezember 1979, eine kontaktfreudige Networkerin, kommunikativ, hilfsbereit und lösungsorientiert, zuweilen etwas zickig. Regina, geboren am 11. Dezember 1950, offen und direkt, trotz ihres hohen Alters noch jederzeit veränderungsbereit, ein Vorzimmerdrachen, wie er im Buche steht. Und last but not least der CEO: Christoph, geboren am 14. Dezember 1969.

Von uns Schützen hat er die wenigsten Chefallüren. Er ist das, was man gemeinhin als

«pfl geleicht» bezeichnet: immer freundlich, zuvorkommend, unkompliziert und geduldig. Christoph verliert nie die Contenance und bleibt selbst in den hektischsten Situationen ruhig und überlegt. Hier zeigt er sich als wahrer Boss. Damit setzt er sich i­ mmer durch. Seinen Arbeitsweg von Herrliberg zur Firma macht er in der Regel mit dem Velo – er braucht dafür 20 Minuten (Nadja: Das muss noch diskret abgeklärt werden) –, von Mai bis Oktober macht er zusätzlich am Utoquai eine Pause – nicht etwa, um sich auszu­ruhen, sondern um seinen Luxuskörper kurz mit einer Runde Crawl im See zu erfrischen. Stets zur gleichen Zeit, um 8.30 Uhr, kommt er im Büro an. Dank der frühsportlichen Höchstleistung ist er völlig entspannt. Und so bleibt er dann den ganzen Tag. Wenn er seinen Cappuccino erhält – das obligate Schoggigipfeli dazu hat er sich unterwegs ins Büro bereits selbst besorgt –, ist er zufrieden. Falls gerade keine seiner Grazien anwesend ist – und das kommt

­ erade in letzter Zeit sehr häug fig vor –, dann macht er sich den Kaffee auch selbst. Alles kein Problem. Christoph bringt nichts aus der Fassung, auch nicht ein leeres Vorzimmer. Denn er ist selbstständig und emanzipiert – das Gleiche erwartet er von seinen Assistentinnen: selbstständige und emanzipierte Frauen. Keine Dramaqueens oder Heulsusen, die er während der Arbeit seelisch und geistig aufpäppeln muss. Er will sich mit den für ihn relevanten Themen beschäftigen: der strategischen Führung und dem finanzie len Erfolg des Unternehmens. Wir Assistentinnen unterstützten ihn hauptsächlich mit der Pfl ge seines aufwendigen Terminkalenders, der Organisation seiner zahlreichen Reisen und der Vorbereitung und Protokollierung der Geschäftsleitungssitzungen. Letzteres war für uns nicht immer einfach: Für das Eintreiben der Sitzungsunterlagen bei den Teilnehmern brauchte es energisches Auftreten und Fingerspitzengefühl, vor allem aber auch viel Geduld. Als versierte Vorzim-

merdrachen meisterten wir diese Herausforderung. Aber etwas mehr Druck seitens des Chefs hätte unseren Alltag vermutlich vereinfacht. Christophs Weg und Ziel war die erfolgreiche Führung des Unternehmens. Ohne Umwege, Blendwerk und Pipifax. Und genau das hat er sehr gut gemacht – nicht zuletzt, meinen wir, auch dank uns, seinen selbstständigen und emanzipierten Schütze-Assistentinnen, die ihm einen Grossteil der Pipifaxen vom Hals hielten. Wir waren ein gutes Team und konnten von Christoph für unsere Arbeit viel lernen. Der auch in schwierigen Zeiten unaufgeregte und unkomplizierte Alltag mit unserem Chef wird uns beiden in Zukunft fehlen. Zum Glück bleiben wir mit ihm verbunden, wenn er nun den nächsten Schritt auf der Erfolgsleiter macht: als Verwaltungsrat der TX Group. Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen mit ihm auf der guten alten Teppich­etage an der Werdstrasse – und w ­ erden ihm jederzeit einen Cappuc­ cino oder auch zwei servieren. REGINA WERNER UND NADJA NAEGELI


Lifestyle 17

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«Work Hard, Party Hard» – eine Lebenshaltung ZÜRICH. D ie meisten bei der TX Group haben dieses Motto von Christoph Tonini schon gehört, aber die wenigsten von uns können bei der Umsetzung (insbesondere Part 2) mit dem abtretenden CEO auch wirklich mithalten. Vor 30 Jahren lernte ich Christoph während des Studiums in Lausanne kennen, und schon einige Male durfte ich seither den ersten, aber auch den zweiten Teil dieser Maxime miterleben. Das Lernen während des Studiums nahm er sehr ernst und besuchte seriös den Unterricht. Dadurch wurde er schlussendlich mit der besten Diplomarbeit und einem damit verbundenen Uni-Aufenthalt in Rochester prämiert. Daneben war ihm aber die Zeit für Sport oder den Genuss des Lausanner Nachtlebens mindestens genauso wichtig. So ging er beispiels­weise während der letzten Vorbereitungsphase zu den Vor­ diplomprüfungen auch einfach mal einen Nachmittag lang auf dem Genfersee surfen, während wir anderen in den Büchern versanken. Betreffend die sozialen Events und durchgefeierten Nächte möchte ich hier nicht ins Detail gehen, aber er schaff e es immer wieder, danach im frühmorgendlichen Unterricht präsent zu sein, auch wenn das Fach nicht zwingend zu seinen Favoriten gehörte. Nicht selten habe ich mich über die Jahre gefragt, wie er das wohl schafft. Eben noch federführend in zähen, langwierigen Verhandlungen, kurz darauf am Feiern bis in die frühen Morgenstunden und am nächsten Morgen wieder voll und ganz bei der Arbeit. In erster Linie ist es wohl eine Frage des Fokus. Christoph hat die Gabe, dass er sich komplett auf eine Sache fokussieren, dann aber in kürzester Zeit seine ganze Aufmerksamkeit einem anderen

Vita / Teil 2 1998 Im Januar 1998 wechselt er zu ­Ringier. Er arbeitet zunächst als Auditor + Unternehmensberater im Druck- und Verlagsbereich und absolviert gleichzeitig eine Weiterbildung im Operational Auditing in Baden.

1999–2003 Im Dezember 1999 wird er zum ­Leiter Finanzen/Controlling am Ringier-Hauptsitz in Zürich befördert. Im September 2003 übernimmt er die Leitung von Ringier Rumänien & Ungarn und ist in dieser Funktion für 660 Mitarbeitende und 65 Millionen Franken Umsatz verantwortlich. Parallel dazu bildet er sich weiter und schliesst 2003 das zweijährige ExecutiveMBA-Studium an der Universität in St. Gallen erfolgreich ab.

2003–2013 Im April 2003 wechselt er zu Tamedia in die Unternehmensleitung, wo er sich in verschiedenen Funktionen auf seine zukünftige Rolle als CEO vorbereitet, Er übernimmt nacheinander die Leitung der Bereiche Finanzen & Services, Zeitungen Schweiz und Digitale Medien.

Januar 2007 Christoph Tonini wird offiziell zum stellvertretenden Vorsitzenden der Unternehmensleitung von Tamedia ernannt. Christoph Tonini und Andreas Schaffner mit prächtiger Haarpracht auf Studienreise in Paris.

Thema widmen kann. Dazu besitzt er ein gesundes Selbstvertrauen, einen ausserordentlich grossen Ehrgeiz sowie eine schier unerschöpfliche Energie. Ob diese Energie von der Abstammung aus dem Südtirol herführt (wo gefühlt ja jeder Extremsportler ist), kann ich nicht beurteilen, wäre aber eine für mich plausible Erklärung. Die Kombination dieser Eigenschaften resultiert bei ihm in einer Effizienz die sowohl den Berufsalltag als

auch die Freizeit stark beeinflusst. Wer schon einmal mit ihm eine Verhandlung geführt, einen Tischtennismatch gespielt oder eine ­Velotour gemacht hat, weiss, wovon ich spreche. Während seiner sieben­ einhalb Jahre als CEO der ­Tamedia konnte er unter ­anderem mit dem Motto eine Kultur im Unternehmen schaffen, die die Leute zu hervorragenden Leistungen anspornt und bei der die Erfolge auch gefeiert werden

­ ürfen und sollen. Wann je d wieder in der bisher bekannten Form eine Party gefeiert werden kann, ist seit der Verbreitung des Virus Sars-CoV-2 ungewiss. Ich würde mir aber wünschen, dass «Work Hard – Party Hard» auch nach Beendigung der Tätigkeit von Christoph in der Unternehmensleitung noch über lange Zeit unsere Gruppenkultur prägen wird. Und wir mindestens so einen Teil seines Erbes weiterführen können. JÜRG MOSIMANN TANNER

2013–2020 Vorsitzender der Unternehmensleitung von Tamedia bzw. (ab dem 1. Januar 2020) CEO der TX Group AG. Unter seiner Ägide verzeichnete das Unternehmen im Geschäftsjahr 2015 mit 334 Millionen Franken sein bestes Ergebnis.



Auf dem Court, dem Rennvelo oder im/am/um den Zürisee. Lieber Christoph, wir wünschen Dir für Deine Zukunft alles Gute.


20 People

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Michele Paparone und Francesco Vass.

Christoph mit seiner langjährigen Assistentin Regina und deren Partner Beat Hodel.

Die letzte Sause ZÜRICH. Zum Abschied im Innenhof an der Werdstrasse kamen nochmals alle zusammen. Gefeiert wurde mit Wurst vom Grill und Bier – ein letztes Mal auf Du und Du mit dem Chef. Am Apéro ebenfalls verabschiedet wurde «Vorzimmerdrache» Regina Werner, die nach 27 Dienstjahren pensioniert wird. Christian Haberbeck überreicht das Abschiedsgeschenk.

Jürg Mosimann, Gabi Wettstein, Christoph Tonini und Sandro Spaeth.

Gesagt

Franz Bürgi im Gespräch mit Marc Isler.

«Aussi agile sur un vélo que comme CEO, Christoph termine une belle étape aujourd’hui.»

Patrick Matthey (48) Leiter Unternehmenskommunikation.

Christoph Brand und Mara Brauen.

Robin Simon und Daniel Schweizer.

In Feierlaune: Stefan Halter und Christoph Tonini.


DER

BERGFLOH DER «SCHWEIZER FAMILIE»

Biker, Tennisspieler, Jogger, Familienvater. Und 50 plus! Lieber Christoph, mit dir verlieren wir einen Chef aus unserer Zielgruppe. Wir hoffen, am neuen Arbeitsort gibts auch einen Töggelikasten. Weil da hast du noch Potenzial. Danke für alles und guten Flug! Deine «Schweizer Familie».

ÜBERRASCHEND ANDERS.


22 People

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Gesagt

«Als ich ihn bei ­Ringier einarbeitete, wusste ich: Aus dem wird mal was!»

Christoph Tonini übernimmt kurzerhand die Pausenvertretung am Aperol-Velo.

Christian Haberbeck (49) Leiter Unternehmensentwicklung.

Christoph Tonini verabschiedet Regina Werner.

Patrick Matthey, Gabi Wettstein und Jürg Mosimann.

Mara Brauen, Nadja Naegeli, Ursula Rupf, Regina Werner, Karin Rizzi und Antonella Pfander.

Christoph Tonini im Gespräch mit Beat Hodel.

Matthias Kern, Mitja Ruggle, Sven Ruoss und Christoph Butscher.

Roland Wittmann und Nathalie Fahrni.

Evelyne Blickisdorf und Andres Nitsch.

Daniel Schweizer und Sandro Macciacchini.

Marcel Kohler, Olivier Rihs, Marco Boselli und Franz Bürgi.


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24 Sport

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Blowin’ in the Wind AJACCIO. Es ist Sommer 2015. Ein Campingplatz an der Westküste Korsikas, traumhafter Sandstrand, wärmende Sonne und erfrischendes Meer.

Menschen lassen sich bräunen, geniessen lesend die Ruhe, vertiefen sich in Gespräche, und einige wenige warten auf den Wind. Plötzlich kommen dunkle Wolken auf und mit ihnen der Sturm. Menschen packen die Tücher und verlassen fluchtartig den Strand

Richtung Zelt und VW-Bus. Nur einer rennt Richtung Meer, mit dem Trapez um die Hüften geschnallt, und steigt auf sein Surfboard. Während die meisten Menschen die Luft von sämtlichen SUPs und Gummibooten rauslassen, die Zeltstangen nicht mehr loslassen und noch besser verankern, Campingstühle und Tisch unter dem VW-Bus verstauen, damit der Sturm sie nicht weit wegträgt von ihrem Platz, geniesst Christoph den Wind und das Meer – ganz allein.

He did it his way! Als auf dem Campingplatz dann alles in Sicherheit war, verstummte auch der Wind, und so sassen wir alle bald wieder am Strand und genossen die Ruhe nach dem Sturm. Auch Christoph – er war glücklich, da sein altes, gefli ktes Surfsegel ihn bei dieser Fahrt nicht im Stich gelassen hatte. Der Wind im traditionellen Blätterwald weht in diesen digitalen Zeiten rau, der «Mantel» wird angezogen, und oft müssen Türen und Fenster geschlossen werden.

Es gab aber Momente, da zog Christoph keinen Mantel an und schloss auch keine (VW-Bus-)Türen und Fenster. Damals, in jenem Sommer 2015. Sehr schade, lieber Christoph, dass du deine Segel in der TX Group loslässt. Der Wind wird leider auch ohne dich im Blätterwald weiter rau wehen. Aber ich bin sicher, dein realistisches Gespür für den Wind, wo immer er in Zukunft bläst, lässt dich nicht los und wird dich noch weit gleiten lassen. The answer, my friend, is blowin’ in the wind! GABI WETTSTEIN

Christoph macht auch bei starkem Wind auf dem Surfbrett eine gute Figur.

Der Laktat-Stufentest der Tamedia- und Coop-Chefs S portliche Leistungstests sind wie das richtige ­Leben. Zeige mir, wer es im Leben zu etwas bringt, und ich sage dir, wer im Test reüssiert. So geschehen am 14.9.2018, als die Chefs von Tamedia und Coop schauen wollten, was in ihnen steckt. Ein Laktat-Stufentest stand auf dem Programm – 4  x  1200 m im Stadion (jeweils 3 Runden) in ansteigendem Tempo: langsam, mittel, schnell, sehr schnell. Wer hier gut sein will, muss leiden können. Die Ermüdung baut sich auf, die Beine werden von Mal zu Mal schweZÜRICH.

rer, gleichzeitig soll das Tempo erhöht werden. In der ersten Stufe sind noch alle guter Dinge, man spricht und lacht miteinander. Spätestens in der dritten Stufe werden die Gesichter ernster, und in der letzten Stufe fällt kein Wort mehr, Konzentration nur noch auf das Wesentliche: schnell rennen! Es ist schon bemerkenswert, wenn der Puls gestandener Herren über 170 oder gar 180 pro Minute klettert. Wir gehen davon aus, dass solche Werte in den Meetings des Verwaltungsrats eher sel-

tener ­erreicht werden. Wer ist der Schnellste, wer erreicht die höchsten Laktatwerte? Der CEO natürlich. Einmal Leader, immer Leader. Leistungsbereitschaft, Einsatz, Engagement. Und Talent. Würde man seine 1200-m-Zeit der letzten Stufe auf den Marathon übertragen, käme eine Zeit von 2:36 Stunden heraus. Damit könnte man schon mal die entsprechende Alters­ kategorie beim New York Marathon gewinnen. Aber das versuchen wir erst im nächsten Jahr. Abgemacht, Christoph? ANDREAS SCHAFFNER

Nachgestellte Szene. Der Chef beim Sprint. MONTAGE ROGER FEHLBAUM



ren, und es ist schwierig, herauszufinden, wann man aufhören soll. Aber es gibt ja auch ein Leben nach dem Sport, und es ist auch eine Chance für einen ­Jüngeren, der meinen Platz einnehmen kann. Das ist der Rhythmus des Lebens: Die Alten gehen, die Jungen kommen.

Und auch sonst war der Innenverteidiger eine der ganz grossen Identifi ationsfiguren in Christophs Lieblingsfussballclub. Im Mai 2019 hat er seine Profi arriere nach fast 20 Jahren beendet. Wir haben uns mit ihm über seine Karriere und die Zeit danach unterhalten. Du warst jahrelang ein erfolgreicher und bekannter Fussballprofi Äusserlich warst du stets der harte Kämpfer mit der Nummer 13 auf dem Rücken. An deiner emotionalen Abschiedsfeier im Stadion vor einem Jahr konntest du die Tränen nicht zurückhalten. Bist du im Innersten ­deines Herzens ein weicher, gefühlvoller Mensch? Da ich technisch nicht besonders stark war, auch wenn es immer besser wurde, war mein Charakter auf dem Fussballfeld schon der, dass ich 90 Minuten immer Vollgas gebe und um jeden Ball kämpfe. Leidenschaft für den Fussball halt. Dazu gehört auch, dass ich nicht verlieren wollte. Das hat vielleicht das Gefühl vermittelt, dass ich stark oder hart bin. Ich hatte ja auch ab und zu Schrammen im Gesicht und habe geblutet. Wenn du etwas 20 Jahre lang machst und einen gewissen Rhythmus entwickelt hast, kannst du dich nicht auf einen Abschied vorbereiten. Die Emotionen kommen einfach hoch. Vor allem wenn man sieht, was die Südkurve und die Fans zum Abschied für mich gemacht ­haben. Die haben genauso geschätzt, was ich ihnen gegeben habe, wie ich geschätzt habe, was sie mir gegeben haben. Da kann man dann schon

Alain Nef.

Alain Nef bei seinem Abschied 2019 vor der Südkurve. KEYSTONE/FCZ

mal eine Träne vergiessen. So war es dann, und dazu stehe ich auch. Das ist ganz normal. Rückblickend gesehen: Was braucht ein Fussballer – ausser einem guten Berater –, um ­erfolgreich zu sein beziehungsweise um vom Fussballspielen ­leben zu können? Mit Fussball angefangen habe ich, weil ich Freude daran hatte. Dass ich nachher davon leben und mein Hobby zum Beruf machen konnte, ist umso schöner. Klar, spielt auch Konkurrenz eine wichtige Rolle und treibt dich an. Es ist aber wichtig, dass es eine positive Konkurrenz ist. Ich habe nie Neid empfunden, wenn jemand besser gespielt hat. Ich wusste, dass sich Leistung durchsetzt, wenn man immer alles gibt. Und ich würde mich als dankbaren, mannschaftsdienlichen Spieler bezeichnen. Das hat mir – neben meinem Herzblut und meiner Leidenschaft für das Spiel – sicher geholfen. Reichen Herzblut und Leidenschaft, um Kapitän eines Vereins zu werden und zu bleiben? Das hängt sicher auch mit der Identifi ation mit dem Verein und der Stadt, in der du gross geworden bist, zusammen, aber auch mit der Akzeptanz durch die anderen Spieler. Man übernimmt als Captain eine Vorbildfunktion. Da ist es schlecht, wenn man einfach Larifari macht und von den

anderen Spielern verlangt, dass sie für dich die Knochen hinhalten. Ich war immer einer, der Fehler ausgebügelt hat. Das war ja mein Job. Aber ich habe auch diejenigen akzeptiert, die 25 Tore geschossen haben – und umgekehrt haben sie mich akzeptiert. Das ist sehr wichtig. Vor ein paar Jahren hat unser Kapitän, CEO Christoph Tonini, an einem Firmenfest der Tamedia allen Mitarbeitenden kollektiv das Du angeboten. Egal, ob Finanzchef oder Küchenjunge: Er war nun für alle «de Christoph». Wie wirkt das auf dich? Das finde ich sehr sympathisch. Er zeigt sich damit nahbar, und das entspricht mir. Viele sagen ja auch, dass mit dem Du zwar Distanz abgebaut wird, dass dadurch aber die Führung schwieriger wird. Das glaube ich nicht. Es ist ja ­allen bewusst, was er alles geleistet hat und dass er führen kann. Wenn man zu allen l­ oyal ist, sind die nötige Distanz und Akzeptanz auch immer da. «De Christoph» ist wie du sehr sportlich und ein gut aussehender Mann. Wie geht man mit dieser Aufmerksamkeit um? Das sagst jetzt du, dass ich gut aussehe! Das ist ja immer Geschmackssache. Ich habe mir darüber auf jeden Fall nie gross Gedanken gemacht. Wichtig im Fussball ist ja nicht das Aussehen, sondern die Leistung

und der Beitrag zum Erfolg. Das ist das, was zählt. Aber ist die Popularität nicht auch zu einem kleinen Teil der Attraktivität geschuldet? Viele sehen halt Fussballer etwas stereotypisch mit ihren GelHaaren, mit ihren Bändchen im Haar und den rasierten Beinen. Vermutlich sagen daher einige, dass Fussballer gut aussehen. Ich war nie einer, der das gezeigt hat. Ich hab am Anfang auch mit Bändchen gespielt, aber das war mehr wegen den Haaren. Mit der Zeit habe ich das abgelegt. Und Gel habe ich nur genutzt, dass die Haare halten, und nicht, damit ich gut aussehe. Beim ersten Kopfball war die Frisur sowieso hinüber. Christoph Tonini ist jetzt 50 Jahre alt. Er tritt nach 17 Jahren ­Firmenzugehörigkeit als CEO zurück und startet einen neuen Lebensabschnitt, der ihm mehr Raum für seine Freizeit lässt. Warum hast du dich entschieden, die Fussballkarriere zu beenden? Der Zeitpunkt zum Aufhören ist nicht planbar. Ich war froh, dass ich so lange auf höchstem Niveau spielen durfte. Die Gesundheit ist beim Fussball das Wichtigste. Klar, mit dem Alter wird man etwas langsamer, aber dafür hat man mehr Erfahrung. Man weiss, wie man stehen muss, und lernt auch sonst einiges in den absolvierten Spielen. Aber es gibt nicht den optimalen Zeitpunkt zum Aufhö-

Christoph stellt sein beruflich s Know-how weiterhin als Verwaltungsrat zur Verfügung. Und das nicht nur der TX Group, sondern auch der Konkurrenz. Er wird Verwaltungsrat von ­Radio Zürisee. Für welchen Verein ausser dem FCZ würdest du dich gern auch noch engagieren? Und ­warum? Union Berlin ist ein sympathischer Verein, weil ein guter Freund (Urs Fischer, Anm. d. Red.) dort Trainer ist. Das würde mich reizen – aber das ist keine Konkurrenz. Konkurrenz war als Gegenspieler Marco Streller vom FC Basel, und mit dem habe ich eigentlich immer noch Kontakt. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis, aber ich müsste jetzt trotzdem nicht mit ihm zusammenarbeiten. (lacht) Du übernimmst jetzt beim FCZ Aufgaben in den Bereichen Talent- und Teammanagement. Welche Eigenschaften bringst du für diesen Job mit? Kannst du gut mit Kindern und Jugendlichen? Ich arbeite mit Jugendlichen und bin seit gut einem halben Jahr am Erfahrungensammeln. Ich muss sicher meinen Horizont erweitern und herausfi den, was zu mir passt und wo ich meine Stärken einbringen kann. Die Jugend hat sich im Vergleich zu früher ja auch verändert, und es ist sehr interessant, mit ihr mitzugehen. Aber ich bin schon immer noch daran, mich zu finden. Ich habe 20 Jahre Fussball gespielt, und ich weiss, wovon ich spreche. Und mit dieser Erfahrung kann ich viel beitragen und den Jugendlichen Tipps geben. Was auch wichtig ist: Ich bin – wie Christoph – für jeden nahbar. Meine Tür ist immer offen, und jeder kann mit seinen Problemen zu mir kommen. Das ist

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ZÜRICH. «Noch einmal ein Einwurf für Zürich!» Alain Nef hat am 13. Mai 2006 den Einwurf ausgeführt, der den FC Zürich im Spiel gegen den FC Basel in letzter Sekunde zum Schweizer Meister machte.

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A l a i n N ef I n

auch das, was ich gern mache. Was reizt dich an der Arbeit mit Jugendlichen am meisten? Die Jugendlichen sind heute sehr gut ausgebildet, viel besser als damals, als ich noch bei den Junioren gespielt habe. Technisch, aber auch physisch. Was ich ihnen aber auf den Weg geben kann: Ich war nie das grösste Talent und war nie unter den besten fünf. Aber mit der richtigen Einstellung und Leidenschaft, wenn man immer 100 Prozent gibt und dankbar ist, dass man eine Chance hat, kann man viel erreichen. Ich war 20 Jahre lang Profi und möchte meinen Erfahrungsschatz weitergeben. Das ist sicher interessant für die Jugendlichen. Ich hatte in Urs Fischer einen solchen Mentor. Er war auch nicht der Techniker, aber er hat mir immer gesagt, worauf es ankommt und was zählt. Christoph setzt sich auch für

mal eine Träne vergiessen» die Förderung von Kindern ein. Er sitzt im Stiftungsrat der Organisation Right to Play, einer Stiftung, die das kindgerechte und spielerische Lernen fördert. Sport spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Weshalb ist Sport für Jugendliche so wichtig? Vor allem in der heutigen Zeit mit Handy, Tablet und Social Media ist Bewegung meines Erachtens sehr wichtig, um einen Ausgleich und Abwechslung zu haben. Man kann ja nicht immer nur gamen. Früher waren wir auf dem Eisfeld, haben Unihockey oder Tennis gespielt oder gingen inlineskaten. Ich weiss nicht, ob die Jugendlichen all diese Sportarten überhaupt noch können. Nur schon ein Purzelbaum ist für einige schwierig, weil sie es einfach nie gelernt oder ausprobiert ­haben. Da appelliere ich an die Jugendlichen: Sie können schon gamen, aber in Massen. Es gibt viele tolle Sportarten, und Bewegung ist wichtig für

die Gesundheit und um Spass zu haben. Corona ist natürlich auch ein Thema. Hast du auch mehr Zeit mit deiner Familie verbracht? Es war eine komplett neue Situation für mich. Anfangs war es recht schwierig mit zwei Kindern und all den neuen Abläufen. Wir waren ja plötzlich eine Art Lehrer. Das ist insbesondere dann schwierig, wenn ein Kind noch nicht so selbstständig ist und du noch keinen genauen Tagesablauf hast. Den Kindern beizubringen, dass man Auf­gaben am besten gleich ­erledigt, war sehr neu und anspruchsvoll. Es ging dann aber schon immer besser. Und jetzt sind sie ja wieder in der Schule, und ich glaube, das ist für alle besser so. Sie gehen jetzt auch lieber in die Schule, weil ich als Lehrer nicht unbedingt geglänzt habe. Es war aber eine interessante Erfahrung, wieder mal das zu repetieren, was ich selber damals in der Schule ge-

lernt habe. Und ich habe auch die Möglichkeit geschätzt, viel Zeit mit den Kindern zu verbringen, vor allem, weil ich in den letzten Jahren wegen des Fussballs viel unterwegs war. Mir hat mal ein Schauspieler gesagt, dass Adrenalin fast ein wenig ein roter Faden im Leben sei, wenn man im Rampenlicht ­stehe. Man falle dann aber in ein Loch, wenn er wegfalle. Du bist jetzt seit einem Jahr weg vom Alltag eines Fussballprofi . Fehlt dir die Südkurve? Der Applaus? Die Popularität? Das Adrenalin? Es ist halt schon etwas anderes, wenn ich jetzt Fussball spiele oder schaue. Es ist nicht mehr gleich, wie wenn man auf einen bestimmten Punkt bereit sein muss und unter Druck steht. Vor allem die wichtigen Spiele wie Cupfinals oder die Meisterschaft fehlen schon. Auch die Stimmung in der Garderobe. Wir haben zusammen gewonnen und waren zusammen enttäuscht –

der Zusammenhalt war immer sehr wichtig. Und das vermisse ich. Auch das Blödsinnmachen natürlich. Ich war immer gut für einen Witz, und wir hatten es im Team immer lustig. Das fehlt mir schon manchmal. Vermutlich wird auch Kapitän Christoph beim Abschied ein Tränchen verdrücken. Welchen Tipp kannst du Christoph für einen möglichst harmonischen Ausstieg aus dem «Hamsterrad» geben? Es ist immer wichtig, dass man das, was man macht, gern macht und dass man glücklich und zufrieden ist. Wenn das nicht so ist, wird es auf längere Sicht schwierig. So wie ich ihn einschätze, ist das aber kein Problem für Christoph. Mit seiner offenen Art wird er das locker meistern. Ich wünsche ihm auf jeden Fall alles Gute. Lieber Alain. Danke für das Interview und deine Offenheit. NAEGELI/NITSCH/WERNER

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Bärn, 30. Juni 2020

Liebe Christoph Itz isches auso sowit: Du zie hsch wyter und schlahsch es neu s Kapitu uf. Dr Bärner Fraktion wün scht dir für d Zuekunft aues Guete und e bäreschtarchi Zyt: Nume nid gsprängt, aber gäng echly hü! Liebi Grüess Dini Bärner Kolleginne u Koll ege

P.P. 3001 Bern

Christoph Tonini Werdstrasse 21 8004 Zürich

Post CH AG


heute.at

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Es war mit Ihnen echt

leiwand

„Heute” dan kt Christoph T onini Wir sage

n ga danke für d nz herzlich ie tolle Zus ammenarbeit und wünsc he Ihnen für d ie Zukunft n alles Gute. Es wa r wirklich leiwand mi t Ihnen


Break 29

30. JUNI 2020 / TONINI-SPECIAL

Sherman

Karikatur von Felix Schaad

Garfield

Calvin & Hobbes

Horoskop für Christoph Tonini Steinbock

Fische

Stier

Krebs

Jungfrau

In den nächsten Tagen wird besondere Achtsamkeit von dir verlangt. Mit deinem von Natur aus freundlichen Wesen fällt dir das nicht schwer. Aber Vorsicht: Für einmal kannst du dich nicht auf deine Menschenkenntnis und deinen Instinkt verlassen. Deshalb ist es besser, alles auf seinen Wahrheitsgehalt zu prüfen.

Du bist voller Strom, topfi und hast Lust darauf, etwas für dich und die eigene Kondition zu tun. Weniger Zeit find st du fürs Relaxen mit Familie und Freunden. Sei hier nicht nachlässig, denn für deine Gesundheit sind gerade auch die ruhigen Momente als Ausgleich wichtig. Das gilt auch für die Liebe.

Bis Ende Monat beflü elt dich die Sonne, die ihre Strahlen auf Finanzen und Herzensangelegenheiten wirft. Planet Venus, der in Verbindung mit Geld und Liebe steht, verstärkt diesen Impuls. Vergiss für einmal die beruflichen Pflic en und geniess die ersten Sommerwochen mit deinen Liebsten.

(wie z. B. Andreas Schaffner und Sämi Hügli) Warum sich allein abplagen, wenn man andere in Projekt einbeziehen kann? Das gibt dir Zeit, gute Ideen und Gedanken für Neues zu sammeln. In der Liebe taucht wieder ein altes Problem auf. Verdrängen hilft nicht – aber Reden.

Mars wandert durch dein Gegenzeichen – da kommt angestaute oder unterdrückte Wut hoch. Obwohl das sehr befreiend sein kann, ist Vorsicht geboten. Lieber Rücksicht auf die Gefühle deiner Mitmenschen nehmen. Du verfügst über eine grosse Kompromissfähigkeit, wenn Probleme diskutiert werden.

Skorpion 24.10.–22.11. Du arbeitest hoch motiviert an einem Projekt, das dir am Herzen liegt. Dank Merkur kannst du es auch bald erfolgreich zu Ende bringen. Unter dem Einflu s der rückläufi en Venus sind Reibungspunkte in der Partnerschaft oder einer Freundschaft möglich. Doch Jupiter unterstützt und vermittelt die notwendige Konfli tbereitschaft.

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Wassermann

Widder

22.12.–20.1.

21.1.–19.2.

20.2.–20.3.

21.3.–20.4.

Zwillinge

21.4.–21.5.

21.5.–21.6.

Löwe

22.6.–22.7.

23.7.–23.8.

Waage

24.8.–23.9.

24.9.–23.10.

Schütze

23.11.–21.12.

Du bist heute und in den nächsten Wochen der absolute Glückspilz unter den Sternzeichen. Du fühlst dich wohl und hast eine tolle Ausstrahlung. Das schlägt sich privat und beruflich niede , denn Sonne und Venus machen dich anziehend. Singles haben die Chance, die grosse Liebe zu treffen. Wolke sieben ist auch bei Liierten angesagt.

Der Juni bringt VenusEnergie mit luftig-leichter Note. Die Sonne beschert dir ein Fitnesshoch, du strotzt nur so vor Kraft und Tatendrang. Du bist gut drauf, lachst viel und bist oft mit deinem Partner bis in die Puppen unterwegs. Lass dir und ihm aber auch etwas Freiraum.

Sonne, Mars und Neptun stehen sich mit starkem Spannungsaspekt gegenüber. Das bedeutet: Die schnelle Lösung gibt es nicht. Es ist Zeit für einen wunderbaren Flirt, aber geh emotional nicht gleich aufs Ganze. Mars steht hervorragend für deine berufliche Lauf ahn – hier lässt sich was bewegen.

Auf beruflicher Eben ist alles auf der Zielgeraden. Jetzt heisst es, in die Seele abtauchen und den inneren Dialog verstärken. Venus bringt das Social Life zum Leuchten, und ganz unerwartet taucht ein wichtiger Mensch wieder auf der Bild(schirm)fläch auf.

Die Sonne inspiriert dich, aber Merkur steht in einem schwierigen Aspekt. Diese Spannung stört immer wieder die Harmonie im Alltag und Beruf. Du hast mehr Ideen, als du umsetzen kannst. Wichtig jetzt: keinen Druck machen, nichts erzwingen. Atemübungen helfen dir, mit der schwierigen Situation zurechtzukommen.

Man mag dich als strahlendes, in sich ruhendes Wesen wahrnehmen. Doch der Eindruck täuscht. Du stehst, genauso wie dein Umfeld, unter grosser energetischer Spannung. Du kannst dieses Gefühl aber gut verbergen, deshalb sehen dich die anderen als Vorbild, was wiederum dein Selbstwertgefühl nährt.

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GELESEN «Work hard!» GELESEN

GELESEN «Party hard!»

Zwei Beiträge von Christoph.

Du bist, was Du sagst.


Break 31

30. JUNI 2020 / TONINI-SPECIAL

Kreuzworträtsel

Sudoku leicht

3 9 9 2 8 4 1 3 5 4 9 1 8 7 9 7 5 3 5 1 6 6 1 8 4 8 3 5 6 9 7 2 raetsel.ch 424783

Sudoku mittel

2

5 3 1 6

raetsel.ch 425299

8 7 2

5

4 2

1 9 1 5 9

4

Auflösung der letzten Rätsel 8 4 1 6 3 2 5 9 7

3 9 2 4 5 7 6 8 1

6 7 5 1 9 8 2 4 3

5 2 9 7 8 6 3 1 4

7 3 4 5 2 1 8 6 9

1 8 6 3 4 9 7 5 2

9 5 3 8 7 4 1 2 6

2 6 7 9 1 5 4 3 8

4 1 8 2 6 3 9 7 5

5 7 9 4 8 2 3 6 1

7 1 5 8 3 4 6 9 2

2 4 8 9 6 5 1 3 7

9 6 3 2 7 1 4 5 8

6 8 7 5 4 9 2 1 3

4 9 1 3 2 7 5 8 6

3 5 2 6 1 8 9 7 4

raetsel.ch 424781

7 8

8 6

Sudoku schwer

2 2 6 1

1 2 6 7 9 3 8 4 5

8 3 4 1 5 6 7 2 9

raetsel.ch 425297

8

Schreiben Sie in jedes leere Feld eine Zahl von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, in jeder Spalte und in jedem der neun 3x3-Blöcke nur einmal vorkommen.


Birchermüesli (für 4 Personen)

Die Süsse des Lebens ... ... steckt in Nadjas Schoggikuchen und im Werdino-Birchermüesli. Damit Christoph auch künftig nicht auf seine Lieblingsverpflegung aus BüroTagen verzichten muss, gibts hier die Rezepte.

125 g Butter 125 g schwarze Schokolade 2 Esslöffel Kirsch 1 Esslöffel Mehl 1/2 Päckli Backpulver dunkle Schokoladenglasur

140 g Birchermüesli-Mischung 6 Eier ganz 700 g Joghurt nature 250 g Zucker 150 g Äpfel 250 g gemahlene Mandeln 190 g Birnen

Die Eier 5 Minuten lang schaumig rühren. Dann nacheinander Zucker und Mandeln untermischen. In der Zwischenzeit Butter und Schokolade lang-

ninis Lieb o T

gssnacks lin

Birchermüesli

30. JUNI 2020 / TONINI-SPECIAL

Christoph

32 Good News

D ie

R e ze p t e

sam schmelzen und dann zum Teig ­geben. Anschliessend 2 Esslöffel Kirsch untermischen und am Schluss einen ­Esslöffel Mehl und ein halbes Päckli Backpulver einrühren. Den Teig in eine gut ausgebutterte Springform geben und bei 200 Grad (Ober- und Unterhitze) auf der untersten Rille 40 bis 45 Minuten backen. Den Kuchen nach 25 Minuten mit einem mit Butter bestrichenen Backpapier belegen (Butterseite nach unten) und fertig backen. Sobald der Kuchen ausgekühlt ist, mit einer dunklen Schokoladenglasur bestreichen.

160 g Banane 50 g Beerenmischung

Birchermüesli-Mischung in einer Schüssel mit dem Joghurt mischen. Äpfel und Birnen an der Raffel direkt in die Müeslimasse reiben, dabei immer wieder umrühren. Zum Schluss die Beeren und die in Scheiben geschnittene Banane unterrühren. REZEPT VON WERDINO

IMPRESSUM Herausgeberin: TX Group AG Verleger: Pietro Supino Blattmacher: Nadja Naegeli, Michele Paparone, Lia Heiniger, Regina Werner Design/Layout/Bildmontagen: Roger Fehlbaum Produktion: Markus Kistler Korrektorat: Benjamin Dutoit Druck: Bubenberg/Zürich Aufla e: 3000 Exemplare

FOTOMONTAGE: ROGER FEHLBAUM


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