6 minute read

Das Beste aus zwei Welten

Alexander Rinefalk bestritt mit Thailand schon vier Weltmeisterschaften und gehört mit Lok Reinach zu den positiven Überraschungen NLB. Der Center hat in seiner Karriere schon viel erlebt – und das auf drei Kontinenten.

TEXT CONSTANTIN STREITER FOTOS DIETER MEIERHANS, MICHAEL

PETER, ROLAND WICK

Besonders viel Aufsehen erregte die Transfermeldung nicht, als NLBAufsteiger Lok Reinach im Juli die Verpflichtung von Alexander Rinefalk bekanntgab. Der 24-Jährige spielte vor seinem Wechsel in die Schweiz bei Örebrö in der zweithöchsten schwedischen Liga und kam 2021/22 auf 13 Skorerpunkte in 20 Spielen. Doch der mittlerweile vierfache WM-Teilnehmer hat schon viel erlebt und ist einer der Stars der thailändischen Nationalmannschaft, die sich seit ihren ersten Länderspielen 2015 stark entwickelt hat und mittlerweile als bestes Team der Region Asien/Ozeanien gilt.

Im vergangenen halben Jahr bestritt Rinefalk mit seinem Team Länderspiele auf drei verschiedenen Kontinenten – nichts Ungewohntes für den 1,72 Meter kleinen Center, der schon im Juni 2015 beim allerersten offiziellen Länderspiel der Thais als Teenager im Aufgebot stand.

TYPISCH SCHWEDISCHE LAUFBAHN

Der Sohn eines Schweden und einer Thailänderin wuchs in Südschweden im beschaulichen Tranås (15000 Einwohner) auf.

«Wir haben lediglich unser Minimalziel erreicht, das beste Team aus Asien zu sein.»

Das Beste aus zwei Welten

Für Lok-Reinach-Legionär Alexander Rinefalk war das Turnier in Zürich und Winterthur eine Art Heim-WM.

ALEXANDER RINEFALK

Geburtsdatum: 22.4.1998 • Nationalität: Schwedisch-Thailändischer Doppelbürger • Beruf: Studierter Betriebswirtschaftler • Wohnort: Reinach AG • Herkunft: Tranås (SWE) • Stationen als Spieler: IBF Tranås (Nachwuchs, Division 1), Smålands IBF (Nachwuchs), Linköping FBC (Division 1 und 2), IBF Örebrö (SSL, Allsvenskan), Lok Reinach (NLB, seit 2022) • SSL: 32 Spiele, 3 Tore, 2 Assists • NLB: 11 Spiele, 5 Tore, 8 Assists • International: 52 Länderspiele, 56 Tore, 81 Assists

Im Alter von «sechs oder sieben Jahren» begann er mit Unihockey, wie die meisten Sportler in Schweden war er polysportiv und träumte von einer Karriere als Eishockeyprofi. Auch im Fussball und im Ringen war er aktiv. Die Entscheidung fiel im Alter von 15 Jahren, als Rinefalk erstmals mit den Männern von IBF Tranås trainieren und spielen durfte. 19 Spiele in der Division 1 (dritthöchste schwedische Liga) bestritt er in der Saison 2013/14.

Es folgten drei Jahre in Linköping, wo Rinefalk zum Stammspieler bei den Aktiven reifte und mit seinem Team den Aufstieg von der Division 2 in die Division 1 erreichte. Dann wechselte er nach Örebrö, wo er ein BWL-Studium absolvierte und sich dem lokalen SSL-Verein anschloss. 2018/19 bestritt er seine bis heute einzige komplette SSL-Saison, die für Örebrö mit dem Abstieg in die Allsvenskan endete. Dort hielt Rinefalk seinem Verein die Treue, warf aber auch erstmals den Blick ins Ausland. Der Wechsel kam aber erst 2022 zustande, da in Schweden – im Gegensatz zur Schweiz – während Corona fast durchgehend gespielt werden konnte. Für einen Nationalspieler ein wichtiger Faktor. Dass die WM 2022 in der Schweiz stattfand, spielte bei seinem Wechsel im Sommer ebenfalls eine kleine eine Rolle. «Eine Art Bonus, aber kein Muss», meint Rinefalk. Im Vergleich zur Schweizer Liga sieht Rinefalk sein Nationalteam in etwa auf dem Niveau eines guten 1.-Ligisten – eine Spur schwächer als sein Vereinsteam.

MIT LOK AUF KURS

Bei Lok Reinach hat Rinefalk einen 1-Jahresvertrag unterzeichnet, kann sich aber gut vorstellen, länger in der Schweiz zu bleiben. «Ich schaue von Jahr zu Jahr», sagt er. In Reinach formt er gemeinsam mit dem zweiten neuen Ausländer Marius Pedersen (WM-Teilnehmer mit Norwegen) und dem routinierten Tschechen Tomas Vojtisek (seit 2016 in der Schweiz) das wohl vielfältigste Ausländertrio der Nationalliga. Und die Mischung passt: Mit 21 Punkten aus elf Spielen stiess der Aufsteiger kurz nach der WM auf den 4. Platz der Liga vor. Rinefalk trug fünf Tore und acht Assists dazu bei.

Pedersen und Rinefalk wohnen zusammen in einer WG in Reinach, knapp fünf Minuten Fussweg von der Heimspielhalle Pfrundmatt entfernt. Neben dem Engagement als Spieler und der Wohnung hat der Verein für Rinefalk einen Teilzeitjob in einem Industriebetrieb im 15 Kilometer entfernten Sempach organisiert. In der Zweier-WG über-

Rinefalk liess mit Thailand Erzrivale Singapur hinter sich. Rinefalk holte 9 Skorerpunkte.

nimmt er das Kochen, obwohl das sonst nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. «Meine Mutter ist die beste Köchin der Welt», sagt er schmunzelnd – Mitbewohner Pedersen sei hingegen noch weniger motiviert als er für die Arbeit am Herd.

ENTWICKLUNGSARBEIT IN ASIEN

In Zürich und Winterthur gehörte Rinefalk wie üblich zu den auffälligsten Spielern des thailändischen Teams. Der wirblige Center

Alexander Rinefalk ist mit Lok Reinach gut unterwegs.

spielt neben Malmö-Stürmer Pawat Thaidit im ersten Block. Das Turnier endete mit einer Enttäuschung, das Spiel um den 13. Platz gegen Australien ging wegen eines Treffers nach 59:58 Minuten knapp verloren. «Wir haben lediglich unser Minimalziel erreicht, das beste Team aus Asien zu sein», zeigt sich Rinefalk enttäuscht. Elf Monate zuvor in Helsinki kamen die Thais auf den 13. Platz, das diesjährige Ziel waren die Top 12 und somit die Playoffs gegen ein Land aus den zwei stärkeren Gruppen.

Für seine Teamkollegen, die allesamt zum ersten Mal in der Schweiz waren, konnte er sich nur bedingt als «Fremdenführer» zur Verfügung stellen. «Für die Jungs aus Asien war hier schlicht alles viel zu teuer.» Etwa die Hälfte der Nationalspieler stammt aus Asien, die andere Hälfte lebt und spielt in Europa. Diese Mischung ist gewollt, der Verband achtet auf ein gutes Gleichgewicht. «Das Beste aus beiden Welten» solle die Nationalmannschaft gemäss Rinefalk vereinen – zudem spielt sie auch regelmässig auf beiden Kontinenten. «Die Wettbewerbe in Asien sind für uns sehr wichtig. Dort wollen wir bei jedem Anlass Gold holen.» Trainiert wird jeweils dort, wo das nächste Turnier stattfindet, also mal in Europa und mal in Asien.

STIPENDIEN IM BASEBALL

Mit dem Sieg an den SEA-Games 2019 und dem ersten Platz bei der WM-Qualifikation Anfang Juni 2022 konnte die gesteckten Ziele zuletzt erreicht werden. Die SEA-Games, eine Art Asien/Ozeanien-Olympiade, haben einen hohen Stellenwert: «Jeder Spieler bekam von der Regierung einen Anzug geschenkt», schwärmt Rinefalk. Anders als im Stadtstaat Singapur – dem Erzrivalen der Thais um die Vormachtstellung in der Region – steckt Unihockey in Thailand noch in den Kinderschuhen. Eine offizielle Meisterschaft gibt es nicht. «Es finden Bemühungen statt, den Sport an Schulen bekannt zu machen. Das ist ein wichtiger Schritt – doch alle Kinder möchten im Baseball oder Landhockey reüssieren, wo man Stipendien erhalten und Profi werden kann.»

So verfolgen die Unihockey-Thais weiterhin das Ziel, sich Schritt für Schritt den europäischen Nationen anzunähern. Bisher gab es noch keinen Sieg gegen eine Mannschaft aus Europa. Dafür waren die World Games in den USA im Juli ein riesiges Highlight für die Asiaten. Dort durften sie sich mit Schweden (1:20) und der Schweiz (3:10) messen. Gegen die Schweiz blieb Rinefalk ein Torerfolg verwehrt, dafür gelang ihm in seiner neuen Heimat mit neun Skorerpunkten eine gute WM.

SOMMER CAMPS

LERNEN VON DEN BESTEN

09.–14.07.2023

Lenk I (Jahrgänge 2009 bis 2013)

16.–21.07.2023

Frutigen (Jahrgänge 2007 bis 2011) LinthArena, Näfels (Jahrgänge 2009 bis 2013)

30.07.–04.08. 2023

Lenk II (Jahrgänge 2007 bis 2011)

Leitung: Erfahrene Trainer, NLA-SpielerInnen und Special Guests sorgen für ein abwechslungsreiches und lehrreiches Camp. Programm: Tägliches Unihockeytraining, polysportive Aktivitäten und Rahmenprogramm. Kosten: Fr. 495.–. Darin enthalten sind Kost und Logis sowie alle Trainingsangebote. An- und Abreise sowie Versicherungen erfolgen auf eigene Kosten. Ausrüstung: Alle Teilnehmer erhalten ein Camp-Shirt. Mehr: www.unihockey.ch/camps

ANMELDETALON

09.–14. 07. 2023: Lenk I

16.–21. 07. 2023: Frutigen 16.–21. 07. 2023: Näfels

30. 07.–04. 08. 2023: Lenk II

Anmeldefrist: 31. Mai 2023 (Beschränkte Teilnehmerzahl)

Anmeldung schicken an: unihockey.ch Schauenbergstrasse 1 8400 Winterthur Name

Spielerposition

Strasse/Nr.

PLZ/Ort

Verein

Telefon Vorname

Geburtsdatum

E-Mail