SchiessenSchweiz 09/12

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Rückblende

ging fast allen so. Simonet weiss, dass zum Beispiel der Schwede Kurt Johansson, zwischen 1947 und 1966 mehrfacher Einzelund Mannschaftsweltmeister in den Disziplinen KK liegend, Freies Sportgewehr und Armeegewehr, für das Grosskalibertraining vor einer WM insgesamt zehn Patronen zur Verfügung hatte. Nicht pro Tag, sondern für seine gesamte Vorbereitung! So bestätigte er sein Trockentraining jeweils mit einem einzigen Schuss, mehr lag nicht drin. Ein anderes Vorbild für Hans Simonet war Ernst Kramer, ein Schützenkollege seines Vaters, ebenfalls aus Galmiz. Kramer holte sich im Dreistellungsmatch 300 m in der Mannschaftswertung an der WM in Buenos Aires 1949 die Silbermedaille. «Das will ich auch», sagte sich Simonet und trainierte noch verbissener – trocken natürlich. Hans Simonet absolvierte auch drei Jungschützenkurse, allerdings konnte man dies früher erst ab dem 17. Altersjahr machen. In jenem Jahr wurde er Meister am Kantonalen in Freiburg im DreistellungsMatch, das Visier des Karabiners wurde zwecks genauer Höhenregulierung mit Papier unterlegt. Die diversen Schiessen wurden damals mit dem Velo besucht. Von 1951 bis 1955 absolvierte Hans Simonet eine Büchsenmacherlehre in Neuenburg und begab sich anschliessend in die Rekrutenschule. Darauf nahm er eine Stelle in einem mechanischen Fabrikationsbetrieb in Murten an, weil gerade ein guter Mechaniker gesucht wurde. Dort blieb er 16 Jahre, eröffnete 1963 das Waffengeschäft in Murten und arbeitete ab jenem Zeitpunkt 150%. Tagsüber beim Arbeitsgeber, nachts in der eigenen Werkstatt. Seine Frau führte das Geschäft und nahm die Waffen zur Reparatur entgegen. Arbeit sei eine SuperTherapie, meint Simonet zurückblickend, denn dabei konnte er seine Gedanken auf ganz andere Bereiche konzentrieren. Als in den 1960er Jahren die Luftgewehre aufgekommen sind, war in der Umgebung keine Trainingsmöglichkeit vorhanden, sodass in der Anlage in Ostermundigen geschossen werden musste. Später konnte die alte Turnhalle in Murten benutzt werden, was einige Schützen aus Tafers an den See lockte. Damit wurde ein weiterer, erfolgreicher Grundstein gelegt. Geschossen wurde damals mit federbetriebenen Kolbengewehren, diese mussten vor jedem Schuss von Hand gespannt werden, der Prellschlag war entsprechend. 1966 wurden in Wiesbaden (D) die Schiess-Weltmeisterschaften ausgetragen, die Luftgewehr-Disziplin fand draussen

statt. Trotz widrigen Verhältnissen schafften August Hollenstein, Kurt Müller, Hans Simonet und Erwin Vogt das Unglaubliche und wurden zusammen Mannschafts-Weltmeister. Mit Karl Fitzi (statt August Hollenstein) holte sich das Team am selben Ort noch gleich die Bronzemedaille im 300-m-Dreistellungswettkampf! Darauf folgten noch viele weitere Siege auf nationaler und internationaler Ebene mit dem KK- und dem Armeegewehr. Auch nach dem Austritt aus der Nationalmannschaft wurde es Simonet nie langweilig, betreute er doch lange die Schützen in Galmiz und seit 2002 die Carabiniers de Lausanne. Dass er auch 33 Jahre im Vorstand des Büchsenmeisterverbandes war und

während 38 Jahren die Abschlussprüfungen der Lehrlinge abgenommen hat, sei nur nebenbei erwähnt. Auf die heutige Zeit angesprochen, meint Simonet, durch die Sponsoren und das zur Verfügung stehende Material sei alles einfacher geworden. «Aber vielleicht bei grösserem Konkurrenzdruck?», warf ich ein. «Ja», sagt Simonet, «aber dann sollte auch die Spitze breiter sein. Und die Resultate sind seither nicht im selben Mass gestiegen, wie man dies anhand der Voraussetzungen erwarten würde.» Worte, die zu denken geben... ●

Auch in den Medien war Hans Simonet präsent.

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Ausgabe 9 // September 2012


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