Trialog 02/2017 - Maske wegwerfen - Einsamkeit überwinden

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Von Mensch Mensch zu Gott zu1/2 Mensch | 2017 Magazin für ein Leben vollzu Hoffnung 2006 ¥ 121. Jahrgang von Mensch zuzu Mensch Gott zu Mensch 62| 2015

h e i l s a rm e e .c h heilsarmee.ch

Mal anders 3 Der Pubertät zuvorkommen

Maske wegwerfen – Einsamkeit überwinden

Gesellschaft 9 Kapsel gegen Krätze

Mit der Maske schützte sich Christin vor Verletzungen, distanzierte sich damit aber auch von den Mitmenschen.

Am Werk 10-11 Beim Wohnen begleiten

Sie lachte gerne, spielte mit Leidenschaft Theater und hatte stets Leute um sich. Doch vieles der geselligen Aussenseite war Maske. Dahinter versteckte sich eine verletzliche Seele. Eine Frau, die dafür kämpfte, ihre Verletzungen und ihre Einsamkeit abzulegen. Einsamkeit kennt sie seit ihrer Kindheit: Der Vater verlässt die Familie, als Chris­ tin knapp jährig ist. Als Teenager pendelt sie zwischen Elternhaus und Internat hin und her – immer mit dem Gefühl, nir­ gends geliebt und nirgends zuhause zu sein. Später gibt sie alles für fragwür­ dige Freundschaften, nur um am Ende zu entdecken, dass sie einmal mehr ge­

täuscht worden ist. „Diese Erfahrungen machten aus mir eine Klette; doch wer lässt sich schon gerne vereinnahmen? – Eine Freundschaft nach der anderen zerbrach.“ Christin zieht die Notbremse. Sie beschliesst, ihre Vergangenheit auf­ zuarbeiten, damit die Zukunft anders aussieht. Sie reisst die Maske weg und lernt Freundschaft. Siehe Seite 5. Freundschaft hat in der Heilsarmee ho­ hen Stellenwert. In ihrem Wirken welt­ weit bietet die Heilsarmee nach dem Vorbild Christi jenen Zuwendung und Freundschaft an, die am Rande der Ge­ sellschaft stehen.

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DI A LO G

Zur Salzsäule erstarren (1. Mose 19,26) In der Alltagssprache gibt es Redewendungen und Ausdrücke, die aus der Bibel stammen. Wir stellen sie Ihnen vor:

Es erging Lots Frau nicht besser als den Zurückge­ bliebenen. Weil sie rück­ wärts schaute, statt das neue Ziel ins Auge zu fas­ sen, verwirkte sie Gottes guten Plan für ihr Leben. Wie viel besser hätte sie auf Gott gehört, das Schwie­ rige hinter sich gelassen und wäre im Vertrauen auf ihn weitergegangen. Nadia Shabani

Die Geschichte zeigt, wie riskant das Zurück­ schauen sein kann. Ge­ lingt es in schwierigen Situationen nicht, nach vorne zu blicken, können unsere schmerzlichen Er­ fahrungen zum unüber­ windbaren Hindernis auf dem weiteren Lebensweg werden. Gefangen in der Vergangenheit, nehmen wir uns die Zukunft. Paul Mori

Jesus ermutigt uns, im Leben nach vorne und vor allem auf ihn zu schauen! Wenn ich mich jedoch, wie Lots Frau, auf die Vergan­ genheit konzentriere und alte – nun aber vergebene Schuld – wieder ausgrabe, lähmt mich das und hin­ dert mein Vorankommen: Ich erstarre zur Salzsäule. Deshalb: Schau auf Jesus! Maja Bolliger

Editorial: Elsbeth Cachelin, Redaktorin

Kampf gegen die Volkskrankheit Liebe Leserin, lieber Leser Einsamkeit ist nicht einfach das Problem einzelner. Es ist eine Volkskrankheit mit vielen hässlichen Auswirkungen auf die Ge­ sellschaft. TRIALOG geht in dieser Ausgabe der Frage nach, was man gegen Einsam­ keit tun kann. Ein Beispiel dafür ist das Preteensprogramm der Heilsarmee. Statt dass Kinder und Eltern sich einsam mit dem Teenageralter herumschlagen, besuchen sie den Preteenskurs. Dieser stärkt die Beziehung zwischen den Generationen und hilft den Kinds, sich in Gesellschaft und Gemeinde zu integrieren: Theorie und Praxis bei viel Spass und Spiel. Siehe Seite 3. Das Wohnen ist für alleinstehende Menschen, besonders nach Schicksalsschlägen, oft eine grosse Herausforderung. Hier springt die Heilsarmee mit ihrem Angebot „Begleitetes Wohnen“ ein. Die Apothekerin Caterina Riva hat – zu­ nächst im Alleingang – eine eindrückliche Hilfsaktion für Flüchtlinge gestartet. Jucken gab den Anlass! Mehr dazu auf Seite 9. Zurück zur Volkskrankheit. Jesus weiss, wie weh Einsamkeit tun kann. Deshalb will er uns Menschen nahe sein. Er will unser Lachen und Leiden teilen. Er begegnet uns dort, wo auch der liebste Mitmensch uns nicht erreichen kann. Dazu ist Jesus Mensch geworden, um dir und mir zu sagen: „Ich bin bei dir alle Tage, bis an das Ende der Zeit!“

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Die Redewendung hat ihren Ursprung im biblischen Bericht über den Unter­ gang von Sodom und Gomorra. Gott bestraft die zwei Städte wegen der Ver­ dorbenheit ihrer Bewohner. Trotz des ausdrücklichen Verbots, dem Straf­ gericht zuzusehen, wendet Lots Frau ihren Blick zurück – und wird auf der Stelle versteinert. So schrecklich diese Geschichte auch ist, sie zeigt, dass es für den Menschen lebensbestimmend ist, wohin er seinen Blick richtet: Auf das von Gott versprochene Heil oder auf negative Sensationen der Welt. Dabei bestimmt die Blickrichtung oft auch die Herzenshaltung. Sein Leben rettet nur, wer den Blick auf Gott richtet, bei ihm Rettung sucht. Daniel Imboden Heilsarmeeoffizier Bildungszentrum

Impressum Gründer: William Booth General: André Cox Leiter für die Schweiz, Österreich, Ungarn: Kommissär Massimo Paone Leiter Marketing: Philipp Steiner Redaktionsleiterin: Florina German Heilsarmee Hauptquartier, Postfach, Laupenstrasse 5, 3001 Bern Telefon: 031 388 05 91, Fax 031 382 05 91, redaktion@heilsarmee.ch heilsarmee.ch Redaktionsteam TRIALOG: Elsbeth Cachelin, Redaktorin, (elsbeth_cachelin@heilsarmee.ch), Thomas Martin, Debora Galeuchet (Gast) Layout: HQ, Bern Druck: Ast & Fischer AG, Wabern Auflage: 12'000 Jahresabonnement TRIALOG (erscheint siebenmal jährlich) Preis: Franken 24.– / 44.–* / 49.–** *Ausland / **Luftpost Bildnachweis: S. 1: L.Cachelin, ZVG, Ruben Ung; S. 2: L. Geissler, ZVG; S. 3+9: ZVG; S. 5: L.Cachelin; S. 6: ZVG, freepik.com; S. 7: MacP2007, Flickr. com, L.Cachelin; S. 10+11: Ruben Ung, Interna­ tionale Entwicklung; S. 12: missmei, Flickr.com. Umfrage Seite 2: Elsbeth Cachelin


H E I L SA RM E E M A L A N D E RS

Vor dem Sturm der Pubertät Thomas Inniger, Mitorganisator „Preeteens‘‘

Mit „Preteens‘‘ hilft die Heilsarmee angehenden Teenagern, sich in Gesellschaft und Gemeinde zu integrieren.

„Ich fand ‚Preteens‘ cool. Ich habe dort viel gelernt. Cooooooool fand ich auch, als wir das Thema Computer hatten, damals konnten wir zusammen übers Internet schreiben. Am meisten hat es mir gefallen, weil wir alle Spass hatten.“ Jim „Wir hatten coole und interessante Themen, über die wir noch nicht viel wussten; ich bin froh, dass ich ins ‚Preteens‘ gekommen bin.“ Jessica Sich rückwärtsfallen lassen: das Vertrauen in Mitmensch, Gott und sich selbst stärken!

„Läbig, läbiger am läbigsten“! So die Dy­ namik des diesjährigen Preteenskurses mit zehn Teilnehmenden. Fünf Mädchen und fünf Jungs treffen sich – teils zusam­ men mit ihren Eltern – während eines hal­ ben Jahres, um Themen- und Praxislekti­ onen über Gott und die Welt zu bestreiten. Vorbereiten Wer sich auf eine Bergtour begibt, tut gut daran, sich seriös vorzubereiten: Die nötige Kondition aufbauen, die passende Ausrüstung zusammenstellen, für die ge­ plante Route Tipps von Kletterführern und erfahrenen Berggängern einholen; das alles, um sich gut ausgerüstet den Herausforderungen zu stellen. Bergtour des Lebens Anders als den Start einer Bergtour kön­ nen sich die Kids den Anfang der Teen­ agerzeit nicht aussuchen. Sie sind aber in der Ruhe vor dem Sturm (noch) positiv eingestellt zu den Eltern oder anderen Bezugspersonen und in vieler Hinsicht aufnahmebereit: Es kann eine gute Ba­ sis gelegt werden für die kommenden Veränderungen der eigenen Person, den Umgang mit den plötzlich so kompli­ ziert werdenden Eltern, für die Suche nach dem Platz in Familie, Freundes­

kreis und Gesellschaft, sowie in Weltan­ schauung und Glaubensfragen. Erste Hilfe und Finanzen Die Preteens erhalten praktisches Trai­ ning, um Selbstsicherheit zu gewinnen und zu Hause Mitverantwortung zu übernehmen. Sie lernen Erste Hilfe oder den Umgang mit Medien. Sie erstellen ein Budget, lernen das Innenleben des Autos sowie die Möglichkeiten des öf­ fentlichen Verkehrs kennen. Gott und Mitmenschen Im Gespräch diskutieren die jungen Leute über den Glauben an Gott, die wichtigsten Grundlagen des Christentums, aber auch der Weltreligionen. Sie sprechen über den Umgang mit Gleichaltrigen oder darüber, wie Freundschaften gegenseitig prägen. Die Jugendlichen sollen Sicherheiten und Werte für den Weg durch die Pubertät mitnehmen können. Rolle der Eltern Die Eltern spielen eine aktive Rolle im Bestreben, eine Basis für die kommende Pubertät und die Veränderungen der Teenagerzeit zu legen. Im Preteenspro­ gramm nehmen sie sich deshalb bewusst Zeit, die Beziehung zu ihrem Kind zu

stärken und mit ihm zusammen Lebensund Glaubensfragen zu erarbeiten. Es ist auch eine Gelegenheit, dem Kind das „Familienerbe“ – Geschichte, Erfahrun­ gen, Fertigkeiten – weiterzugeben. Die Eltern werden ermutigt und gleichzeitig herausgefordert, ihre „Kletterqualitäten“ an die nächste Generation weiterzugeben. Integration Der Höhepunkt ist jeweils ein Wochen­ ende, an dem die Mädchen mit ihren Müttern und die Söhne mit ihren Vätern teilnehmen. Zum Abschluss gestalten alle zusammen einen Gottesdienst. Oft besuchen die Preteens später gemein­ sam den Teenagerclub und den Konfir­ mationsunterricht. Sie finden so ihren Platz und ihre Zugehörigkeit in der Heilsarmeegemeinde.

Fürs zukünftige Autofahren ist es hilfreich, mal unter die Haube zu gucken.

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PEO PLE

Herausgepickt. TRIALOG stellt Ihnen vor: Meine Kindheit war nicht nur von Son­ nenschein erfüllt. Doch ich durfte erfah­ ren, wie wohl es tut, wenn Menschen da sind mit offenem Herzen und einer offe­ nen Tür! Wohl deshalb arbeite ich seit 15 Jahren mit Überzeugung als Heilsarmee­ offizierin. Meine Leidenschaft gilt den Menschen. Besonders Kinder aus schwie­ rigen Verhältnissen oder die Schweres er­ lebt haben, liegen mir am Herzen. Bereits als junges Mädchen kam ich in Berührung mit der Heilsarmee und durfte dort Gitarre spielen lernen. Bald wurde die Heilsarmee zu meiner zwei­ ten Familie. Als Teenager vertraute ich mein Leben ganz bewusst Gott an und bald schon folgte der Ruf Gottes in die Nachfolge als Offizierin der Heilsarmee. Zusammen mit meinem Mann leite ich nun die Heilsarmee Liestal. Aktuell ste­ cke ich mitten in den Vorbereitungen für ein Kindermusical, das wir jedes Jahr

Gabriela Bill: Der Mensch im Zentrum

mit rund 80 Kindern durchführen. Ich freue mich sehr darauf, Zeit mit den Kin­ dern zu verbringen und ihnen die Liebe Gottes, die allen Menschen gilt, durch Lieder, Geschichten, Spiel und Spass weiterzugeben. Gottes Liebe treibt mich an, meinen Dienst zu tun und für die Mit­ menschen mit praktischer Hilfe, Zuwen­ dung und Seelsorge da zu sein.

Robert Trummer: trägt soziale Arbeit mit

Schon immer stand in meiner Tätigkeit als Floristin der Kunde im Mittelpunkt. Hier in den Wohn- und Werkstätten Kö­ niz, wo das Blumenhaus als Herz des Buchseeguts gilt, kommt dieser Aspekt meiner Arbeit noch mehr zum Tragen. Das Begleiten von Menschen, die auf einen geschützten Arbeitsplatz ange­ wiesen sind, bereichert meine Arbeit jeden Tag. Ich mag es, mit einzigartigen, vielfältigen Menschen und Blumen zu arbeiten. Es macht den Alltag heraus­ fordernd, abwechslungsreich und immer wieder berührend.

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Astrid Inniger: Liebe zeigt sich im Dienst

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Selber in Basel aufgewachsen, kannte ich die Institution „Wohnen für Männer“ der Heilsarmee schon als Jugendlicher. Ich bewunderte diese Arbeit, die für mich „Hände und Füsse“ eines gelebten Christseins sind: Nicht nur Worte, son­ dern die Bereitschaft, die Liebe Gottes in Tat umzusetzen. Seit rund zwei Jahren arbeite ich als Bereichsleiter im Wohnen für Männer. Mit Genugtuung trage ich die grosse soziale Arbeit der Heilsarmee mit und erlebe täglich, wie Menschen in Not Zuwendung und Hilfe erhalten.

Daniel Schlosser: trotzt den Vorurteilen Wer ein Handicap trägt, ist abgestempelt, auch in der Arbeitswelt. Die Heilsarmee aber lässt mich beweisen, dass man auch mit einer Sehbehinderung arbeiten kann. Umdenken wäre von Erfolg: Stärken von Behinderten nutzen, ihre Schwächen durch nicht behinderte Mitarbeitende kompen­ sieren lassen. In der Freizeit arbeite ich für Radio Blind Power. Zurzeit übertragen wir Fussball mit Audiodeskription: Der Kom­ mentator beschreibt das Spiel ganz präzise. So können auch Blinde und Sehbehinderte Fussball mitverfolgen.

Livia Hofer: redigiert für Gott Nach zehn glücklichen Jahren als Gar­ ten- und Naturjournalistin und mit dem Erreichen des 50. Altersjahres stellte sich für mich die Frage: Wie weiter? Wo kann ich Gott mit meiner Berufserfah­ rung dienen? Ich fing an, mich umzuse­ hen. Es dauerte nicht lange, da stach mir das Stelleninserat der Heilsarmee-Re­ daktion ins Auge. Ich bin sehr dankbar, dass ich hier, als winziger Stein im gros­ sen Gefüge, im Hintergrund mit Text und Bild, an Gottes Reich mitbauen darf. Gott liess meinen Traum wahr werden.


M I T TE N DR I N

Vertrauen lernen, um nicht einsam zu bleiben Fragen: Elsbeth Cachelin Christin* will nicht mehr in ihrer Einsamkeit sitzen bleiben und beschliesst, die Maske abzulegen und die Wände niederzureissen; im Gegenzug baut sie Freundschaften auf.

Allein bedeutet nicht automatisch einsam – oder doch? Ich kann bestens mit mir allein sein – sei das nun beim Wohnen oder bei der Arbeit. Anderseits bin ich gut vernetzt und habe viel los. Es sind Umstände oder Geschehnisse, die in gewissen Momenten das Gefühl von Einsam­ keit geben.

Wie kam es soweit? Mein Vater hatte die Familie verlassen, als ich knapp ein Jahr alt war. Als Teen­ ager pendelte ich zwischen meiner Fami­ lie und der Internatsschule hin und her. Ich war eine Aussenseiterin und wurde entsprechend gemobbt. Ich fühlte mich nie und nirgends als zugehörig und hätte so gerne Freunde gehabt.

Hast du ein Bild für deine Einsamkeit? Ja: Ich kapsle mich ab, verstecke mit hinter einer Maske oder ziehe Wände um mich hoch; auch rede ich mir ein, dass ich die anderen gar nicht brauche.

Du hättest alles für Freunde gegeben? Genau. Ich ging zu hohem Preis unmögli­ che Freundschaften ein. Dabei hängte ich mich wie eine Klette an die Leute. Des­ halb wurde immer wieder fallen gelassen, enttäuscht, verletzt. So kapselte ich mich immer mehr ab und traute keinem mehr.

Fühlst du dich hinter der Wand wohler? Nein, aber ich bin weniger verletzlich. Ich schütze mich, um nicht verletzt zu werden, was früher in meinem Leben oft geschehen ist. Die Einsamkeit war für mich weniger schlimm als das Ver­ letztwerden.

Jetzt versteckst du dich nicht mehr? Nein, denn Einsamkeit ist nicht schön. Heute bin ich daran zu lernen, wenigs­ tens einem oder zwei oder drei Men­ schen zu vertrauen. Anders gesagt: ich

lerne es, Freundschaften zu pflegen. Ich will den Schutzraum verlassen und den Menschen vertrauen. Ist das lernbar? Ich mache die Erfahrung, dass man Ver­ trauen lernen kann. Ein erster Schritt ist, dass ich nicht immer schon im Voraus auf Distanz gehe und dabei meine Sta­ cheln ausfahre. In einem zweiten Schritt lerne ich, mich Menschen anzuvertrauen, Beziehungen und Freundschaften zu bauen und auszuleben; dabei ist wich­ tig, gut zu kommunizieren. Hier gilt es Angst und Verletzlichkeit anzusprechen und nicht einfach runterzuschlucken. Hilft dir dabei der Glaube an Jesus? Der Glaube ist mir eine Riesenkraft: Auch wenn die ganze Welt mir den Rü­ cken kehrt, weiss ich, dass Gott mich nicht verlässt und auch einsame Wege mit mir teilt.

Christin will sich nicht länger hinter der Wand verschanzen und bricht so aus der Einsamkeit aus.

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M I T TE N DR I N

Christin: „Es muss für mich stimmen“ heisst auch „Ich distanziere mich von dir“. Gibt es ein Beispiel? Meine Kindheit lief auf schlechtem Bo­ den ab, der immer mehr unter meinen Füssen wegrutschte. Gott aber blieb ne­ ben mir – stark, unerschütterlich – und war mein Halt. Das gibt mir nun den Elan und die Motivation, meine Ver­ gangenheit aufzuarbeiten. Wer einsam ist, muss nicht einsam bleiben! Gott sie­ delt mich auf gutem Boden an; ich kann wachsen und auch aufblühen. Siehst du als Jugendarbeiterin viel Einsamkeit? Ich denke, wir leben in einer einsamen Zeit. Viele – jüngere und ältere Men­

Der Mensch lebt von „like“ zu „like“.

schen – füllen ihre Leere mit Facebook, Instagram und anderem. Die Tatsache, dass alle sich selbst verwirklichen und möglichst individualistisch sein wollen, ist gefährlich für tragfähige Freund­ schaften. Man lebt vom einem „like“ zum andern. Das überall präsente „Es muss für mich stimmen“ heisst auch „ich distanziere mich von dir.“ Sprichst du deine eigene Erfahrung an? In der Tat! Irgendeinmal wurde mir be­ wusst, dass ich einsam sterben würde, wenn es immer nur für mich stimmt. Ich durfte mich auch nicht von allen Emotionen distanzieren. Emotionen

können wehtun, aber sie sind wichtig, um aufrichtige und tiefe Beziehungen zu bauen. Ein letztes Wort? Die wichtigste Beziehung ist die Bezie­ hung zu Gott. Denn Gott kennt mich, er kennt meine Wunden. Und er heilt Wunden, er deckt sie nicht einfach zu. Und aus der Gottesbeziehung heraus kann ich lernen, alle andern Beziehun­ gen und Freundschaften zu leben. *Name der Redaktion bekannt

Auf einsamem Weg, doch getragen von Gott In einer Arbeitssituation im Stich gelassen, erlebt Christian Allenbach die starke Hilfe Gottes. Er erzählt.

Christian Allenbach erlebt Gott am Arbeitsplatz. „Vor einiger Zeit hatte ich im Geschäft grosse Probleme: Ich spürte immer kla­ rer, dass ich den Vorstellungen meines Vorgesetzten, so fest ich mich auch an­ strengte, nicht genügen konnte. Für die anderen Gruppenleiter war es schwierig, sich zu exponieren. Mein Team wollte

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ich nicht in die Sache hineinziehen, um nicht ein Klima der Unsicherheit zu schaffen. Aufgrund der Spannungen be­ kam ich Schlafprobleme. Wie ein Zug, den ich nicht stoppen konnte, lief es da­ rauf hinaus, dass ich meine Funktion als Gruppenleiter verlieren würde. In dieser Situation fühlte ich mich total alleinge­ lassen. Ich schämte mich irgendwie auch, den mir gestellten Ansprüchen nicht zu genügen. In dieser Spannung tat es mir gut, zu wissen, dass ich den Ansprüchen von Gott sehr wohl genüge und dass er mich nicht allein lässt. Im Gebet bat ich ihn immer wieder um Hilfe. Das gab mir die Kraft und den Mut, Tag für Tag zur Arbeit zu gehen.

Trotz aller Gebete wurde ich nach zweieinhalb Jahren meiner Gruppen­ leiter-Funktion enthoben. Einerseits eine grosse Erleichterung. Anderseits brauchte ich nun das Mittragen Gottes noch mehr, um den Groll und die Ver­ letzungen, die ich in mir trug, zu verar­ beiten. Auch wusste ich mit dem Ver­ stand, dass ich den Beteiligten vergeben musste, um wieder frei und glücklich zu werden. Mein Herz war aber noch nicht so weit. Heute, mit Gottes unendlicher Liebe und Hilfe sowie der Unterstützung meiner Frau, habe ich es fast geschafft.“ Christian Allenbach


M I T TE N DR I N

Einsam? Stefan Inniger, Leiter der Heilsarmee Liestal Die globale Vernetzung der anderen Art: Jesus Christus verbindet die Menschen weltweit mit seiner Liebe.

Wir leben in einer verrückten Welt. Dank Internet und sozialer Medien sind wir heute mit der ganzen Welt verbunden und können innerhalb von Sekunden mit Menschen auf entfernten Kontinenten Kontakt aufnehmen. Doch trotz globaler Vernetzung hat die Zahl derer, die sich einsam und allein fühlen, gemäss Studien in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen – quer durch alle Altersgruppen hindurch. Kennst du das Gefühl von Einsamkeit auch? In der Bibel gibt es dazu gute Nachrichten. Es gibt einen, der immer für dich da und mit dir ist, Jesus Chris­ tus. Jesus sagte zu seinen Nachfolgern: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,20). Jesus kannte das Gefühl der Einsamkeit aus eigener Erfahrung. Als er in diese Welt gekommen ist, haben ihn viele Menschen abgelehnt. In der schlimms­ ten Stunde seines Lebens, im Garten

Jesus fährt als unsichtbarer Begleiter auf dem Tandem des Lebens mit. Gethsemane, als er ihren Beistand am dringendsten gebraucht hätte, war er allein – seine Freunde schliefen. Als er am Kreuz hing, fühlte er sich sogar von Gott verlassen. Jesus weiss wie es ist, einsam und allein zu sein. Doch diese Erfahrung will er den Menschen, die an ihn glauben, ersparen. Deshalb verspricht er, immer bei ihnen zu sein

durch seinen heiligen Geist. Diese Zu­ sage gilt auch uns heute: Egal, wo du gerade bist, wie du dich fühlst, Jesus ist da und durch die Gemeinschaft mit ihm kann aus der Einsamkeit eine Zweisam­ keit werden. Schön, oder?

Endlich auf Kurs! Elia Corazza beschreibt, wie Jesus ihn aus der Verschlossenheit herauslockte.

„Ich betete schon immer irgendwie zu Gott, nur das Kennenlernen – eigentlich wie bei einem normalen Freund – ging mehrere Jahre lang. In der Schule ging es mir nicht gut, ich fühlte mich missverstanden und nutzlos; das, was ich im Schulalltag sah, nämlich Leistung, Leistung, Leistung, das konnte doch nicht das Leben sein, das Jesus für uns will! Wehe, du bist menschlich und kannst nicht mithalten! Als Reaktion da­ rauf zog ich mich zurück – schloss mich in mir selber ein. Doch Jesus liess mich nicht im Stich. Er sagte sozusagen zu mir: ‚Hey, komm raus, verkriech dich nicht, denn hier draussen gibt‘s geniale Sachen. ‘

Er ist heute für mich wie der Käpt’n einer Crew, der diese dazu ermutigt, den gebrochenen Mast wieder aufzurichten, die zerrissenen Segel zusam­ menzunähen, die Löcher im Bug zu flicken und das Schiff auf Kurs zu bringen – in Richtung ei­ ner guten Zukunft. Denn Jesus ist mit im Boot, gibt selbst den Kurs und lässt niemanden allein.“ Elia Corazza Elia Corazza lässt sich zum Milchtechnologen ausbilden.

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FA M I L I E • FRE I ZE I T • S E RV IC E

Lust auf Ferien? Die Heilsarmee bietet Ferien für Kinder, Teenager, junge Erwachsene und Familien an.

Youth

FÜR HERZEN

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POUR LES CŒURS

FÜR KÖPFE

POUR LES TÊTES

FÜR FÜSSE

POUR LES PIEDS

FÜR HÄNDE

POUR LES MAINS

Interessiert? Dann verlangen Sie die Lager-Agenda bei der Heilsarmee in Ihrer Nähe oder beim Nationalen Hauptquartier in Bern.

salv y.ch

salv y.ch

Webseite: heilsarmee.ch, Jugendabteilung: salvy.ch

Gott sei Dank! Wenn Sie Ihr Leben Gott anvertrauen möchten, dann sprechen Sie folgendes Gebet: Jesus Christus, ich erkenne, dass ich von Gott getrennt und vor ihm schuldig bin. Komm deshalb in mein Leben und vergib mir meine Schuld. Danke für die Versöh­ nung mit Gott, die du durch deinen Tod am Kreuz und durch deine Auferstehung erwirkt hast. Danke, dass du mich liebst und dass ich jeden Tag mit dir rechnen darf. Amen.

„Die Heilsarmee im Gefängnis‘‘ Besucher passieren beim Eintritt einen Detektor, Gitter schaffen Authentizität: Das Heilsarmee-Museum in Bern – Laupenstrasse 5, Hofeingang – zeigt vom 1. März 2017 bis 16. Februar 2018 die Ausstellung „Heilsarmee im Gefängnis.“

Abonnement Wir würden uns freuen, Sie zu den Abonnentinnen und Abonnenten von TRIALOG zählen zu dürfen. Sie profi­ tieren von der Lektüre und unterstützen gleichzeitig die Arbeit der Heils­armee!

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Unterschrift


G ES E LL S C H A F T

Mit Pioniergeist gegen die Hilflosigkeit Elsbeth Cachelin In Eigeninitiative baut Caterina Riva einen neuen Zweig der Flüchtlingshilfe auf.

„Apotheker und Apothekerinnen grü­ beln im Milligrammbereich und bewe­ gen sich innerhalb vieler Gesetze und Regelungen“, so Caterina Riva, Apo­ thekerin in Bern. Doch diese Enge kann ihren Pioniergeist nicht bremsen. Als 2014 die ersten Flüchtlingsströme die Schweiz erreichen, entschliesst sie sich zu unkonventionellem Handeln: Sie sagt der Krätze den Kampf an. Krätze? – Viele Flüchtlinge stecken sich in ihrem geschwächten Zustand und wegen der unsäglichen hygienischen Verhältnisse auf der beschwerlichen Reise mit der Milbenkrankheit an. In der Schweiz sind aber nur noch Medikamente gegen Tier-Krätze erhältlich. Not macht erfinderisch „Ich beschloss, mich aufs Apothe­ ker-Kerngeschäft zu besinnen und in meiner Apotheke die Krätzekapsel selbst herzustellen.“ Sie beruft sich da­ bei auf ihren vor mehr als 40 Jahren ab­

Caterina Riva bricht aus dem Milligrammbereich aus.

gelegten Apothekereid, nach bestem Wissen und Gewissen die Ge­ sundheit und das Wohl­ befinden der Menschen zu fördern. Caterina 2016 hat Caterina Riva mit ihrem Team rund 6200 KapRiva kauft die nötigen seln hergestellt. Substanzen ein und be­ ginnt die Kapseln zum zuerst vier, nach zwei Wochen weitere Selbstkostenpreis anzufertigen. Pharma­ vier Kapseln ab.“ Diese Behandlung ist ziestudierende, die sie unterrichtet, hel­ in den meisten Fällen erfolgreich. fen ihr dabei. „Ich bin ein Pioniertyp und schlage gerne unübliche Wege ein. Die Nicht nur mit Händen und Füssen Herstellung der Kapseln ist mein Beitrag Für die Apothekerin ist es wichtig, die gegen das Leiden der Flüchtlinge.“ Flüchtlinge nicht einfach als Patienten, sondern als Menschen zu behandeln. Offizielle Anfrage Sie übersetzt sich deshalb mit Hilfe des Im Dezember 2015 fragt der Kanton Internets immer wieder einfache Sätze Bern die Apothekerin an, ob sie die Ka­ auf Persisch. So kann sie wenigstens pazitäten habe, für den ganzen Kanton ein paar Worte mit syrischen Flücht­ Bern solche Kapseln herzustellen. Zu­ lingen tauschen. „Für mich hat das mit erst überrascht, freut sich Caterina Riva Respekt zu tun, auch wenn das Reden seither über die unkomplizierte und mit Händen und Füssen meistens zum hilfreiche Zusammenarbeit mit den Be­ Ziel führt.“ Caterina Riva freut sich über hörden. „Am Anfang war der Aufwand die schönen und teils auch berührenden beträchtlich; neben der Herstellung der Kontakte, die sich dadurch ergeben. Kapseln gab es Unzähliges mit Asylzen­ tren, Ärzten und Ämtern abzusprechen.“ Alle können helfen Auf ihre Motivation befragt, kommt Schnelle Hilfe Caterina Rivas Antwort sofort: „Ich Krätze wird durch Milben – eine Unter­ wollte aus der eigenen Hilflosigkeit und klasse der Spinnen – verursacht und löst Ohnmacht ausbrechen.“ Sie glaube zwar unerträgliches Jucken aus. Krätze-Me­ nicht an Gott, aber die Mitmenschlich­ dikamente mussten 2014 aus Frankreich keit sei ihr wichtig. Und jede und jeder importiert werden: ein langer und teurer habe Mittel, um anderen zu helfen, „da Beschaffungsweg. „Die Krankheit lässt braucht es nur die Bereitschaft und ein sich aber in kurzer Zeit und mit wenig wenig Fantasie.“ Aufwand heilen“, so Caterina Riva. „Wir geben den Patienten in der Apotheke

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A M   W E RK

„Letztes Jahr war schlimm für mich‘‘ Tamara Traxler

Post erledigen, Müll entsorgen und Wohnung putzen. Alltägliche Dinge werden nach einer Krise zur Belastung. Die Wohnbegleitung der Heilsarmee unterstützt Menschen nach einem Schicksalsschlag. Sozialarbeiterin Regula Schüpbach besucht eine Frau, die vor kurzem ihren Mann verloren hat.

Kaum hat Regula Schüpbach geklingelt, geht die Türe schon auf. Foxy springt ihr entgegen und wedelt mit dem Schwanz. Das flauschige Fellknäuel umkreist die Sozialarbeiterin und tapst dann zurück zu seinem Frauchen, Anna Meier*. Es ist Regula Schüpbachs vierter Besuch heute. Seit einem Jahr schaut die Wohn­ begleiterin der Heilsarmee regelmässig bei der 54-Jährigen vorbei. Wenn Briefe Sorgen bereiten Regula Schüpbach setzt sich aufs Sofa und schon sprudelt es aus Anna Meier heraus. „Sehen Sie diesen Brief? Ich weiss gar nicht, was ich damit machen soll. So viel Geld habe ich doch gar nicht!“ Die Wohnbegleiterin liest den Brief aufmerksam durch und beruhigt die Klientin erst mal. Es geht um eine Leistung, die das Amt zurückfordert. Re­ gula Schüpbach greift gleich zum Hörer und erkundigt sich. „Sie überprüfen die Forderung, es ist möglich, dass ein Feh­ ler passiert ist“, erklärt die Sozialarbei­ terin. In einer Woche wird Anna Meier Gewissheit haben. Die Wohnbegleiterin unterstützt die 54-Jährige regelmässig beim Erledigen der Post und der Rech­ nungen. Abklärungen bei Behörden ge­ hören auch dazu. Anna Meier hat Angst, die Briefe allein zu öffnen. Dankbar für Hilfe „Letztes Jahr war schlimm für mich“, er­ zählt die Witwe. Als Herbert im Pflege­ heim der Heilsarmee gestorben ist, habe sie einfach funktioniert. Regula Schüp­ bach hat sie in diesen schweren Stunden unterstützt – auch beim Organisieren der Kremation. Frau Meier ist unendlich dankbar für diese Hilfe. „Im Moment bin ich ein bisschen am ‚Schwimmen‘“.

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Die Sozialarbeiterin Regula Schüpbach (rechts) hilft ihrer Klientin beim Erledigen der Post und der Rechnungen. Wohnbegleitung füllt Lücke Früher habe sie alles selbständig ge­ regelt, erzählt die gelernte Pflegehel­ ferin. Sie habe immer viel gearbeitet und das nicht nur in ihrem Beruf. Anna Meier war im Verkauf, in einem Maler­ geschäft und sogar auf dem Bau tätig. Krankheitshalber musste sie die Arbeit aufgeben und bezieht nun eine Rente. Im letzten Jahr kamen ein Unfall und die Renovation ihrer Mietwohnung dazu. Die Hundehalterin musste aus­ ziehen und fand kurzzeitig im gleichen Pflegeheim wie ihr Mann

Leitbild

Die Heilsarmee ist eine inter­ nationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert durch die Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.


A M   W E RK Unterschlupf. Für die rü­ stige Klientin war das Heim auf Dauer der falsche Ort. Der Heimleiter fragte deshalb bei der Wohnbegleitung der Heilsarmee an, ob eine Wohnung frei wäre. Dieses Angebot füllt eine Lücke. „Wir unterstützen Menschen, die eine soziale oder psychische Krise durch­ leben müssen. Für ein Heim oder eine Klinik geht es ihnen trotz allem oft zu gut. Hinzu kommen Alleinerziehende oder Jugendliche, die vorübergehend auf Unterstützung angewiesen sind. Der Kontakt hilft ihnen, Stabilität im All­ tag zurückzugewinnen“, erklärt Regula Schüpbach. Die Heilsarmee-Sozialar­ beiterin beschränkt sich dabei nicht nur aufs Besuchen. Sie fragt die Klienten auch mal per Telefon oder WhatsApp, wie es ihnen geht. Ziel der Wohnbeglei­ tung ist, dass die Besuchten spätestens nach zwei Jahren wieder in eine eigene Wohnung ziehen können. * Zum Schutz der Privatsphäre wurden Name und Bild der hier dargestellten Person geändert.

Dank der Unterstützung durch „Begleitetes Wohnen“ erlernen viele Klientinnen und Klienten das selbstständige Wohnen wieder. Heilsarmee hilft Menschen, die Abwärtsspirale zu verlassen Die Heilsarmee hilft Menschen, wieder Halt im Leben zu finden. Sei dies nach einem familiären Schicksalsschlag, einem Job- oder Wohnungsverlust. Bei regelmässigen Besuchen können Hilfesuchende ihre Sorgen mit einer Fachperson teilen und erhal­ ten praktische Unterstützung. Die Heilsarmee arbeitet mit einweisenden Stellen wie Sozialämtern zusammen. Die Wohnbegleitung mietet bei Bedarf dafür auch Woh­ nungen als Hauptmieter an. In Bern hat die Heilsarmee 40 Wohnungen gemietet. Pro Woche gehen bis zu drei Anfragen für eine Wohnbegleitung ein. Viele müssen jedoch abgelehnt werden, da es zurzeit nur wenige freie Wohnungen auf dem Markt hat. Heilsarmee-Angebote gibt es in Bern, Amriswil (TG), Basel und Reinach (AG).

Ein liebevolles Zuhause für Kinder in Not Im Heilsarmee-Kinderheim Joyville, in der Nähe der philippinischen Hauptstadt Manila, erhalten Kinder in Not ein neues Zuhause.

Die meisten Joyville-Kinder haben vor ihrem Eintritt Vernachlässigung, Miss­ handlung und Missbrauch erlebt. Ver­ zweifelt hatten viele ihr Zuhause ver­ lassen und auf der Strasse gelebt. Dort haben sie Zigaretten, Zeitungen, Drogen oder sogar ihren eigenen Körper verkauft. In Joyville bekommen die Kinder eine sichere Unterkunft, gesunde Mahlzeiten und eine Schulbildung. Sie erfahren, was Liebe und Geborgenheit bedeuten. Mit viel Hingabe und Aufmerksamkeit werden die Kinder betreut, damit sie das Leid, das sie erfahren mussten, verarbei­ ten können. Noel erinnert sich: „Liebe und Wärme habe ich zuhause kaum erlebt. Mein Vater war sehr streng. Für

den kleinsten Fehler bekam ich Schläge. Auch meine Mutter konnte ihn nicht aufhalten. Sie wollte mich schützen und sah nur noch einen Ausweg. Mit 12 Jah­ ren gab sie mich ins Kinderheim Joy­ ville der Heilsarmee. Ich war unendlich traurig, meine zwei kleinen Schwestern fehlten mir. ‚Heute stehe ich mitten im Leben‘ Doch dank Joyville ging ich zur Schule und später sogar an die Uni. Mein Stu­ dium in Automobiltechnologie konnte ich erfolgreich abschliessen. Ich machte den Führerschein und konnte Joyville endlich etwas zurückgeben: An meinem freien Tag fuhr ich die Heimkinder in die Schule und holte sie wieder ab. Heute bin

Wie Noel sollen sich andere vernachlässigte Kinder in Joyville auf ein eigenständiges Leben vorbereiten können.

ich 21 Jahre alt und stehe mitten im Le­ ben. Ich arbeite jetzt in Joyville als Be­ treuer. Ich bin allen, die an mich geglaubt haben, unendlich dankbar.“ Daniela Humbel, Fundraising Entwicklungszusammenarbeit

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AUF WI ED ERSEH EN

Rätseln Sie mal …

Sudoku-Spass So gehts: Füllen Sie das Rätselgitter mit Zahlen von 1 bis 9. Jede Zahl darf in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3x3 Blöcke nur ein Mal vorkommen! Viel Spass!

Wort auf den Weg

Lösungen: Sudoku und Rätsel

„Jede und jeder von uns lebe so, dass das persönliche Vorbild andere zum Guten ermutigt und im Glauben stärkt.‘‘ Die Bibel, Römer 15,2

Fülle für alle Die tanzenden Schneeflocken sind weg, aber bald verzaubern die Frühlingsblüten die Gärten, später der Farbenreichtum des Sommers und die Blätterpracht des Herbsts. Gott reut es nicht, in der Natur Jahr für Jahr Fülle und Vielfalt zu schaf­ fen, die über kurz oder lang verschwin­ den. – Gott ist ein grosszügiger, reicher Gott, der die Menschen an seiner Fülle Wir freuen uns auf eine Kontaktnahme. Überreicht wurde Ihnen TRIALOG durch:

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teilhaben lassen will. Jesus, Sohn Gottes, bestätigt: „Ich bin gekommen, um Leben zu geben, Leben im Überfluss“ (Die Bi­ bel, Johannes 10,10). Wo in meinem Leben sieht es ärmlich und karg aus? – Warum nicht sich von Jesus Fülle schenken lassen – von seinem Licht, seiner Freude, seiner Vergebung, Kraft? Elsbeth Cachelin

Allgemeines Spendenkonto der Heilsarmee

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