MAGAZIN der Heilsarmee Schweiz - Nr. 2 / Juni 2013

Nr. 2 / Juni 2013

der Heilsa rmee Schwei z

Es tat mir gut zu hören, « das kannst du!»

Seite 4

Seite 16

Seite 20

Kinderheim Sonnhalde

Eveline Frei

Marlise Pfander

Ein Blick hinter die Kulissen

Auf dem langen Weg nach oben

Die Gefängnisdirektorin steht Red und Antwort

Inhaltsverzeichnis Seite 14

Ein Haus und seine Bewohner

17

Das Ding

18

Die Heilsarmee hilft

11

Wir vier

11

Gern gehört

12

Zum Mitfreuen

14

Musik ist …

15

Gesagt, getan

16

Menschen, die vom Glück verlassen wurden

18

Dies und das

20

Red und Antwort

22

Fortsetzung folgt

Impressum Spendenmagazin der Heilsarmee Schweiz Erscheint zweimal jährlich Herausgeberin: Stiftung Heilsarmee Schweiz, Mittelbeschaffung, Laupenstrasse 5, Postfach 6575, CH-3001 Bern Telefon: 031 388 05 35; E-Mail: spenden@heilsarmee.ch; heilsarmee.ch; Spenden: PC 30-444222-5 Redaktion: Christoph Bitter (Leitung Mittelbeschaffung), Florina German Konzept und Design: Spinas Civil Voices, Zürich, spinas-cv.ch Druck: Swissprinters, Schlieren Gründer der Heilsarmee: William Booth Generalin: Linda Bond Territorialleiter: Kommissär Franz Boschung

2

Seite 8 Cindy Bertschi teilt Freud und Leid mit ihren Klienten.

Editorial Seite 16 Mit der Anstellung in der Brocki gewann Eveline Frei ihre Sicherheit und ihr Lachen zurück.

Seite 4 Kinderheim Sonnhalde: Nestwärme für kleine Bewohner.

Liebe Spenderin, lieber Spender «Sie tut Gutes» hören wir oft auf die Frage, was Menschen über die Heilsarmee wissen. Ich denke, das ist darauf zurückzuführen, dass Mitarbeiter der Heilsarmee den Gedanken «In dieser Not muss man doch etwas tun» in Taten umsetzen.

In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen zum Beispiel die Sozialarbeiterin Cindy Bertschi vor («Die Heilsarmee hilft»). Täglich klopfen Leute bei ihr in der sozialen Beratungsstelle an, die Hilfe brauchen. Sie erklärt, wie sie ihre Klienten unterstützt, bis die Not überstanden ist. Und verrät, dass es manchmal schon hilft, einfach zuzuhören.

Denn Menschen brauchen Gemeinschaft. Persönliche Begegnungen geben Halt im Leben. Das zeigt auch der Erfahrungsbericht von Eveline Frei. Von Depressionen geplagt, hat sie sich keine Arbeit mehr zugetraut. Über ein Arbeitsprogramm der Heilsarmee fand sie eine Stelle in der Brocki. Die Arbeit im Team stellte sie wieder auf.

Natürlich gelingt es uns nicht immer, allen Hilfesuchenden mit einem Angebot zu begegnen. Deshalb plant zum Beispiel die Notschlafstelle in Genf einen grösseren Neubau, damit sie bald keine Menschen mehr abweisen muss.

Wir freuen uns, wenn wir Menschen helfen, sie ermutigen und beraten können. Freuen Sie sich mit uns über die Hilfe, die Ihre Spende ermöglicht.

Seite 20 Mit viel Menschlichkeit führt Marlise Pfander das Regionalgefängnis Bern.

Herzlichen Dank.

Martin Künzi Mitglied der Direktion

heilsarmee.ch 3

Ein Haus und seine Bewohner

« Nicht bei sich zu Hause, aber daheim» Unterstützung und Nestwärme: Im Kinderheim Sonnhalde nimmt die Heilsarmee bis zu 29 Kinder aus Familien mit Problemen auf.

Der Blick auf das majestätische Panorama der Berner Alpen ist atemberaubend. Idyllisch liegt das Kinderheim Sonnhalde hoch über Münsingen, umgeben von Feldern und Wäldern. 1967 liess die Heilsarmee es hier bauen. Bei einem ersten Augenschein unterscheidet es sich nicht von den Häusern des Wohnquartiers. Erst ein Rundgang auf dem Areal macht dem Besucher klar, wie gross das Anwesen und sein Umschwung eigentlich sind. Im Aussenbereich gibt es unter anderem zwei Schwimmbassins, eine Trampolinanlage, einen Fussballplatz und viel Rasenfläche.

Seit sieben Jahren steht die Institution unter der Leitung eines wahrhaftigen Heilsarmee-Urgesteins: Der 52-jährige Berner Primarlehrer und Jugendarbeiter Martin Gygax ist bereits seit 1979 Mitglied der Heilsarmee. Bevor ihn die Kinder bei Amtsantritt akzeptierten, musste er ihnen ein Versprechen abgeben. «Martin, du kannst bleiben, wenn wir weiterhin einmal im Jahr in den Europapark dürfen», verlangten 4

Wie zuhause: Die Kinder sollen hier ganz normalen Alltag erleben.

sie von ihm. Sie werden traditionsgemäss einmal im Jahr nach Rust eingeladen. Diese Tradition habe er natürlich gerne hochgehalten. «Nie stehen sie so schnell und so gerne auf wie an diesem Tag», sagt er.

Etwas Gutes aus dem Leben machen Martin Gygax, der als dynamischer Macher wirkt und sich auch absolut nicht als «Heimvati» versteht, betont im Gespräch, dass das Heim als professioneller Betrieb wahrgenommen werden will: «Wir haben keine missionarische Aufgabe, sondern einen professionellen Auftrag!» Um im Heim zu arbeiten, sei der christliche Glaube also keine Voraussetzung. «Allerdings müssen die Mitarbeiter die christlichen Grundwerte schon unterstützen», sagt der verheiratete Vater von drei erwachsenen Kindern.

«Die christlichen Werte, die wir hier leben, und wie wir miteinander umgehen, schätze ich sehr», sagt auch Deborah Rentsch (29). Die Heilpädagogin ist

stellvertretende Leiterin der Wohngruppe Kristall mit 2- bis 14-jährigen Kindern: «Wir begleiten und unterstützen die Kinder so viel wie nötig. Wir fördern damit ihre Selbständigkeit. Trotz ihrer schwierigen Geschichte helfen wir ihnen, etwas Gutes aus ihrem Leben zu machen.»

Im Kinderheim Sonnhalde, dessen bunte Innenwände frische Lebensfreude vermitteln, können bis zu 29 Kinder im Alter von null bis 18 Jahren wohnen. Sie leben in vier Wohngruppen und werden von 28 Personen betreut: meist Sozialpädagogen und Kleinkindererziehern. Das Heim ist aber auch ein Ausbildungsbetrieb: Zum Personal gehören drei angehende Sozialpädagogen.

Wenn es zu Hause nicht mehr geht Die Kinder, die hier leben, stammen alle aus schwierigen familiären Verhältnissen, geprägt durch Drogenoder Alkoholprobleme, psychische Erkrankungen 5

Gruppenleiterin Deborah Rentsch (l.) nimmt sich Zeit für jedes Kind.

oder häusliche Gewalt. In den meisten Fällen haben die Behörden den Eltern die Obhut entzogen und einen sogenannten Beistand eingerichtet. Das Ziel ist aber, dass die Kinder eines Tages wieder zu ihren Familien zurückkehren können.

Oli ist 14 Jahre alt und lebt seit elf Jahren im Kinderheim Sonnhalde: «Mir gefällt es gut», sagt er, «ich kann hier viel Sport treiben – Fussball spielen, Trampolin springen und baden. Das Beste im ganzen Jahr ist jeweils unser Ausflug in den Europapark!» Er fügt jedoch hinzu: «Noch lieber als hier würde ich aber bei meinem Papi leben.»

Auch Alena (15) ist seit elf Jahren hier und fühlt sich wohl – eigentlich: «Es gefällt mir hier immer noch gut, aber früher, als ich kleiner war, gefiel es mir doch besser. Ich habe das Gefühl, dass ich schon etwas zu alt bin, um im Kinderheim zu leben. Mir fehlen manchmal die Rückzugsmöglichkeiten.» Sie wünsche sich mehr Gleichaltrige in der Wohngruppe. «Viele hier sind jünger als zehn Jahre.»

«Uns ist bewusst, dass die Kinder nicht freiwillig kommen», weiss Martin Gygax. «Sie sind also nicht bei sich zu Hause, aber sie sollen sich bei uns trotzdem daheim fühlen.» Das Heim biete deshalb familienähnliche Strukturen. «Die Kinder», so der Heimleiter, «leben bei uns einen normalen Alltag: Sie besuchen Kollegen oder kriegen Besuch, machen ihre Hausaufgaben, müssen ihre Ämtli besorgen und sich an die Regeln halten, die das Zusammenleben gestalten.» Sie gehen auch alle in die öffentliche 6

Martin Gygax (l.) leitet das Heim, ist dabei aber gerne selbst mit den Kindern unterwegs.

Schule in Münsingen. Das Heim bietet im Lernstudio zusätzlich Nachhilfe- und Förderunterricht.

Kostbare Schätze Um zu verdeutlichen, welchen Stellenwert die Kinder im Heim haben, tragen ihre Wohngruppen die Namen von Edelsteinen – Saphir, Kristall, Diamant und Rubin.

«Jedes Kind ist ein Juwel. Indem wir seine Ressourcen stärken, wollen wir es wieder zum Glänzen bringen», erklärt Martin Gygax.

Mit dem Rubin hat es eine besondere Bewandtnis: Fünf Jugendliche, die nicht zu ihren Eltern zurück konnten, blieben auch während ihrer Lehre im Heim.

Alle sind nun über 18 Jahre alt und werden bald, nach Ausbildungsabschluss, ausziehen. Gerne würde Gygax das Vorhaben mit anderen Jugendlichen weiterführen: «Wir verhandeln mit dem Kanton über die Fortsetzung dieses Projekts.» Angebote wie die Wohngruppe Rubin sind typisch für das Heim. Denn Hauptanliegen des Sonnhaldeteams ist, «die Kinder lebenstüchtig zu machen». kinderheim-sonnhalde.ch Text: Daniel Sägesser Bilder: ZVG

Das Ding

Wer wohl diese Puppen spazieren gefahren hat? Wer hat ihnen stundenlang die Haare gekämmt und die schönsten Kleider angezogen? Wissen Sie, wie das Puppen-Mami sie genannt hat? Wenn Sie die Geschichte kennen, schreiben Sie uns an redaktion@heilsarmee.ch. Die Puppen, den Wagen und noch viel mehr finden Sie beim Stöbern in der Brocki Biel oder in einer unserer 19 anderen Brockifilialen. brocki.ch 7

Die Heilsarmee hilft

8

«Ich Helfe, sorgen mitzutragen» Die Sozialarbeiterin Cindy Bertschi leistet praktische Hilfe. Neben dem Leid teilt sie auch die Freude ihrer Klienten.

Anna* kam oft vorbei: Sie bat bei der HeilsarmeeBeratungsstelle Reinach (AG) um Geld. Doch eigenartig, sobald ihre Monatsrente jeweils eingetroffen war, brachte sie das Geld zurück. Der Gemeindeleiter (Korpsoffizier) schaute genauer hin und fand eine Riesenbaustelle: eine ungedeckte Krankenkassenprämie, einen gewalttätigen Ehemann und die drohende Fremdplatzierung des Kindes. Die Beratungsstelle schaltete sich ein. Anna erhielt Budgetberatung, konnte sich in Erziehungsfragen Rat holen, wurde in administrativen Aufgaben unterstützt und durfte immer ihr Herz ausschütten: ganzheitliche Hilfe und Begleitung.

Cindy Bertschi (r.) hat ein offenes Ohr für Menschen in Schwierigkeiten und berät gerne.

Ihre grösste Freude ist, dass oft einfache Lösungen zu grossem Erfolg führen.

Cindy Bertschi ist Sozialarbeiterin bei der Heilsarmee Aargau Süd: «Mir geht es darum, den Menschen Unterstützung zu geben und sie in ihren eigenen Möglichkeiten zu stärken.» Oft begleite sie Menschen wie Anna über längere Zeit. Cindy Bertschi sieht viele harte und schwere Schicksale. Umso mehr gilt es, die fremde Not nicht zur eigenen zu machen. Sie höre zu, fühle mit und ärgere sich häufig auch über Ungerechtigkeiten. «Doch ich entziehe mich der Schwere einer Situation. Hingegen helfe ich den Menschen, die Kontrolle über die Situation wiederzuerlangen.»

Viele Klienten hätten Angst, Freunde oder Familie mit ihren Schwierigkeiten zu belasten, und seien froh, mit 9

Wer das Nötigste nicht mehr bezahlen kann, darf bei der Heilsarmee Aargau Süd Lebensmittel beziehen.

ihr zu teilen. «Es gibt immer unterschiedliche Möglichkeiten, mit einem Schicksal umzugehen. Darin unterstütze ich meine Klienten. Und manchmal danken sie mir dafür, dass ich die Not mit ihnen aushalte.»

Cindy Bertschi ist fasziniert von den einfachen, aber nachhaltigen Lösungen, die die Beratungsstelle anbietet: «Ist jemand in einer schwierigen finanziellen Situation, kann eine Überbrückungshilfe entlasten.

Es gibt auch Klienten, die gar nicht wissen, dass sie Anspruch auf Sozialhilfe oder Leistungen aus Versicherungen haben. Da kann ich aufzeigen, wie jemand zu dieser Unterstützung kommt.» Manchmal sei auch das Wissen über unterschiedliche Hilfsangebote gefragt: Mögliche Therapien, Unterstützung durch andere Fachstellen oder Hilfsorganisationen. «Die Aufgaben sind sehr vielseitig und spannend, und ich kann mich immer wieder über Erfolge freuen.» Übrigens geht Anna immer noch bei der Heilsarmee Aargau Süd ein und aus. Die Krankenkasse ist saniert. Der gewalttätige Ehemann wohnt nicht mehr bei ihr. Und das Kind darf bis auf Weiteres bei ihr leben. Anna sagt überglücklich: «Die Heilsarmee ist einfach genial. Ich wüsste nicht, was ich ohne diese Begleitung täte. Die Leute sind einfühlsam, nehmen mich an, wie ich bin. Sie sind ein wenig zu meiner Familie geworden.» Es ist ein neuer Alltag – mit viel höherer Lebensqualität. Nicht zuletzt, weil Anna nun auch im Glauben an Gott Kraft findet. heilsarmee-aargausued.ch Aufgezeichnet von Elsbeth Cachelin Bilder: Patrick Lüthy / Peter Siegrist (Aargauer Zeitung) Bild Wohnung: ZVG

* Name der Redaktion bekannt 10

Soziale Beratungsstelle Aargau Süd / Reinach (Zahlen 2012) • 321 Beratungen • Durchschnittliche Begleitung von 2 Personen im begleiteten Wohnen • Notunterkunft 295 Nächte belegt • Abgabe Lebensmittel an 3346 Personen • Ehrenamtliche Stunden bei der Lebens-­ ­mittelabgabe: 639 • Ehrenamtliche Stunden beim Hilfsdienst: 489 • Ehrenamtliche Stunden beim Besuchsdienst: 653

Wir Vier

Diamantine Leiber

Olivier Boschung

Esther Aeschlimann

Giovanni Catalanotto

Salutistin, freiwillige Köchin in Heilsarmeelagern

Bereichsleiter Jugend, Radical Sports

Freiwillige Mitarbeiterin Ribimatte-Träff, Huttwil

Major, Korpsoffizier Siders

Ich koche liebend gerne. Mein «Hachis Parmentier», ein Hackfleisch-Kartoffelstock-Auflauf, ist unschlagbar. Meine Küchenkünste stelle ich heute in den Lagern der Heilsarmee zur Verfügung. Dieses Jahr fahre ich zum vierten Mal ins Musiklager. Auch wenn es manchmal anstrengend wird, 140 Teller pro Mahlzeit zu füllen, mag ich die Stimmung. Am wichtigsten ist mir dabei, immer eine kleine Tischecke in der Küche freizuhalten, um zuhören zu können.

Man sagt ja, die Küche sei das Herz eines Lagers.

Ich mag Seen und das Meer.

Ich höre gerne den Wind pfeifen. Die Kraft dieser Elemente beeindruckt mich und der Adrenalinpegel steigt. Wenn ich mein Surfbrett vorbereite, hat das etwas Meditatives: Ich setze mich der Natur, Gott und meinen Grenzen aus. Die Natur zwingt mich zum Respekt und zur Bescheidenheit. Hier bin ich echt. Diese Werte gebe ich den Teilnehmern der Surf-Workshops weiter, die ich im Rahmen der Heilsarmee anbiete.

Die Kinder und ihre Eltern in meinem Wohnort liegen mir am Herzen. Jeden zweiten Samstag organisiere ich deshalb mit meinem Team ein Programm für sie: Wir hören mit den Kindern Geschichten, essen zusammen ein Zvieri und nehmen uns viel Zeit zum Spielen und Basteln. Für die Eltern bieten wir währenddessen Kaffee und Kuchen an. Einen weiteren Teil meiner Freizeit verbringe ich mit Reiten. In der Natur kann ich den Alltag hinter mir lassen und völlig abschalten, ganz nach dem Motto: «Auf dem Rücken der Pferde liegt das Glück der Erde.»

Innovation und Veränderung faszinieren mich. Und ich mag Menschen. Am meisten motiviert mich, wenn ich es schaffe, jemandem in meinem Umfeld zu helfen. Ich lernte mal eine Frau kennen, die in Schwierigkeiten war: Sie brauchte eine neue Beschäftigung, damit es ihr persönlich und auch finanziell besser geht. Englisch war ihre Muttersprache und ich riet ihr, das zu nutzen. Sie startete die erste Heilsarmee-Sprachschule der Westschweiz. Mit grossem Erfolg.

gern gehört

Liebe Heilsarmee Haben Sie vielen herzlichen Dank für die Liederbogen mit den, so hoffe ich, unvergänglichen Weihnachtsliedern. Wenn ich Ihr Emblem sehe, denke ich immer an meine frühere Arbeitskollegin. Sie war auch unermüdlich für die Heilsarmee tätig. Chapeau!

Ihnen weiterhin alles Gute und liebe Grüsse von Hans G. 11

Zum mitfreuen

Raus aus den Drogen Open Heart, Zürich Er bettelte, um sich Spritzen zu kaufen. Nachdem ihm ein Gassenarbeiter aus der Bibel vorlas, ging er zur Heilsarmee «Open Heart» in Zürich. Er traf alte Freunde – heute drogenfrei. «Euren Glauben will ich auch», sagte er, der keinen anderen Ausweg sah. Er kämpfte hartnäckig, arbeitete Vergangenes auf. Heute ist er clean und hat eine Teilzeitstelle im «Open Heart». Sein Traum: Junge Menschen aus ähnlichem Sumpf befreien, in dem er selbst steckte. heilsarmee-openheart.ch

12

«Allein sein war das Schlimmste» Der Entertainer begeisterte sein Publikum in Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen. Bis seine Ehe Schiffbruch erlitt. Mit 60 Jahren landete er bei der Heilsarmee. «Ich hätte nie gedacht, dass mir das je passieren würde.»

Dennoch: «Ich bin glücklich, dass es die Heilsarmee gibt», sagt er heute dankbar. «Nun bin ich nicht mehr allein.» Das war für ihn das Schlimmste.

Er hat Freunde gefunden und fühlt sich wohl.

«die heilsarmee ist jetzt meine Familie» Heilsarmee-Korps Gundeli, Basel Im Jahr 2000 kam sie ins Frauenwohnheim der Heilsarmee. Sie hatte sich von ihrem Mann getrennt. Auf Einladung besuchte sie den Heilsarmee-Gottesdienst. Sie fühlte sich wie zuhause, knüpfte schnell Kontakte. Schliesslich trat sie dem Freundeskreis der Heilsarmee bei und übernahm gerne Aufgaben. Mehrere Jahre lang hat sie beim Mittagstisch geholfen. Heute sagt sie: «Die Heilsarmee ist jetzt meine Familie. Wenn es mir nicht gut geht, sind die Menschen dort für mich da.» heilsarmee-gundeli.ch 13

Musik ist Zuversicht

Mein Jesus liebt mich allezeit

Wie Musik hilft Mein Jesus verlässt mich nicht – auch nicht in Schwierigkeiten. Die Musik der Heilsarmee erinnert mich stets daran. Ich sehne mich ständig nach ihr, nach wohlklingendem Brass-Sound. Sie prägt mich seit meiner Kindheit und fasziniert nicht nur mich immer wieder aufs Neue: Grossartige, auch ausserhalb der Heilsarmee weltweit bekannte Komponisten harmonisieren, instrumentieren und bearbeiten die Melodien in hoher Qualität.

Hansjörg Stalder, Dirigent des Musikkorps Winterthur

14

Gesagt, Getan

Basel

Renens

Essen daheim

Sozialberatungs- Heilsarmee stelle zügelt betreut mobil

Der Mahlzeitendienst «Essen Daheim» beliefert täglich ältere Menschen, die mit einem kleinen Einkommen zurechtkommen müssen, mit gesundem Essen. Das Personal und die Freiwilligen von «Essen Daheim» pflegen regelmässig Kontakt mit den Kunden. Für einige Lieferanten ist der Dienst ebenso ein Gewinn: Kranken und Betagten Essen zu bringen, ist eine geeignete Beschäftigungstherapie für Menschen, die eine Tagesstruktur brauchen. Mittlerweile ist «Essen Daheim» auch bei den Arbeits- und Sozialämtern der Stadt verankert: So wird die Hälfte der 44 Angestellten von externen Stellen zugewiesen.

Die Räume der bestehenden Sozialberatung in Lausanne reichen längst nicht mehr aus. Und die Nachfrage in der Anlaufstelle wächst! Für ein passendes, grösseres Gebäude sind die Mieten in Lausanne zu hoch. Also hat die Heilsarmee entschieden, die Sozialeberatungsstelle auszubauen und ins nahegelegene Renens zu ziehen. Das ehemalige Korpsgebäude ist ideal. Für ein umfassendes Angebot bedarf es noch einiger Umbauten. In Zukunft werden hier neben Kursen und Beratungen auch Mahlzeiten für 30 Personen angeboten und Aktivitäten für Kinder stattfinden.

Zusätzlich werden drei Zimmer an Studenten vermietet, die keine bezahlbare Bleibe in Lausanne finden. bureau-social.ch

essen-daheim.ch 80 belieferte Adressen

Rheineck

Personen mit psychischen Problemen erfahren oft grosses Unverständnis in ihrer Umgebung. Angehörige und Freunde sind ebenso überfordert mit der Situation wie die Betroffenen selber. Mit dem Angebot «Heilsarmee mobil» versorgt die Heilsarmee Menschen bestmöglich, ergänzend zur ärztlichen Arbeit. Zwei professionelle Mitarbeiter sowie Freiwillige bieten sozialpädagogische Unterstützung und damit mehr Sicherheit für den Alltag. Konkret heisst das: Sie leisten den Betroffenen Beistand, bieten Beratung und Hilfe im Alltag an. Wenn nötig, vermitteln sie diese auch fachgerecht weiter. Das Ziel: Die betreuten Personen sollen so lange wie möglich selbständig bleiben. heilsarmee-rheineck.ch

Pro Tag werden 30 Essen abgegeben.

Betreute Personen: 16

22 Mitarbeiter werden von Arbeits- und Sozialämtern zugewiesen.

3 Studentenwohnungen

2 Angestellte und 2 Freiwillige

Das Projekt wird jährlich mit Fr. 75 000.– aus Spendengeldern finanziert.

Umbaukosten: Fr. 350 000.–

Projektkosten: Fr. 50 000.–

Jährlich werden rund 17 500 warme und 600 kalte Essen serviert.

863 351 Mahlzeiten verteilt, 402 250 Übernachtungen ermöglicht und 21 003 Beratungsgespräche geführt.

Insgesamt hat die Heilsarmee im Jahr 2011

15

Menschen, die vom Glück verlassen wurden

Die Brocki ist mein Wohlfühlort geworden Eveline Frei (45) ging durch tiefe Täler im Leben, bis sie ins Reha-Programm der Heilsarmee einstieg. Hier will sie bleiben.

Sie hofft auf eine Festanstellung.

Aus ihren wachen braunen Augen strahlt sie. Flink läuft sie durch die Brocki Biel, zeigt stolz ihre perfekt angeordnete Glasabteilung. So lebendig war Eveline Frei nicht immer. Mit der gelernten Psychiatrieschwester ging es seit 1994 auf und ab.

Es begann mit Panikattacken. Immer wieder durchlebte Eveline Frei Angstzustände, die in einer Erschöpfungsdepression endeten. Sie war oft krank und musste sich stationären Therapien unterziehen. Sie sprach kaum noch, schlief viel. Rückblickend sagt sie: «Ich bin total kaputt gewesen. Manchmal sass ich von morgens bis abends regungslos in einem Sessel. Ich habe es kaum noch miterlebt.»

16

Tiere oder Brocki Vor sechs Jahren wurde ihr von der Invalidenversicherung eine Teilrente zugesprochen. Zudem schlug der IV-Berater ein Arbeitsprogramm vor. Eveline Frei durfte sagen, in welchen Bereichen sie gerne arbeiten würde. «Das war für mich klar: eine Arbeit mit Tieren oder in einer Brockenstube.» Kurz darauf konnte sie in einer Heilsarmee-Brocki mit einem 40-Prozent-Pensum ins Arbeitstrainings- und später ins Abklärungsmodul einsteigen.

Sie lernte, ihre Ängste abzubauen, und gewann Stabilität und Sicherheit zurück. Eveline Frei erinnert sich gut an die Begrüssung der Brocki-Leiterin: «Wir

Heute traut sich Eveline Frei das Arbeiten wieder zu.

brauchen Sie hier.» Das war wie Seelenbalsam. In der Brocki wurde Eveline Frei auf gute Art gefordert: «Ich lernte wieder hinzustehen und zu sagen, wenn ich an meine Grenzen kam. Ich wurde aber auch gefördert.

Stets hörte ich die Ermutigung ‹Das kannst du›.»

Ohne Druck In der Brocki lernte sie, dass sie es nicht allen recht machen muss. Statt unerträglichen Leistungsdrucks wurde akzeptiert, dass sie auch mal einen schlechten Tag habe. Die 45-Jährige erhielt die nötige Zeit, das Bedienen der Kasse, den Verkauf und das Ausstellen der Ware zu lernen. Sie fühlte sich von ihren Vorgesetzten unterstützt. Zudem könne sie jederzeit ihren Heilsarmee-Betreuer anrufen, wenn sie Fragen oder Sorgen habe. Die Brocki wurde ihr «Wohlfühlort». In der Filiale in Biel leitet sie die Glaswarenabteilung.

Es war ihr Wunsch, denn sie liebt Glas. «Bei diesem Rayon bin ich echt pingelig, wie verrückt», fügt sie hinzu und lacht, dass die Sorgenfältchen verschwinden.

Das Gefühl, dass Ängste ihr die Energie rauben, hat sie heute noch manchmal. Doch sie kann besser mit ihren Grenzen umgehen. «Wenn ich spüre, dass die Müdigkeit zu gross wird, streiche ich etwas aus meinem Programm neben der Brocki. Arbeiten gehe ich

trotzdem. Ich darf dann ja nicht daheim bleiben, das tut nicht gut.» Eveline Frei hofft, dieses Jahr eine Festanstellung losgelöst vom Arbeitsintegrationsprogramm zu erhalten.

Text: Elsbeth Cachelin / Florina German Bilder: Tina Steinauer

Mehr Arbeitsplätze dank travailPLUS Seit dem 1. Januar 2013 heisst das Reha-Programm der Heilsarmee travailPLUS: Mehr Menschen, die Probleme haben, auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen, sollen Arbeit finden. Die Brocki bleibt wichtiger Partner. Die neue Einheit travailPLUS soll auch mehr Arbeitstrainingsangebote und langfristige Arbeitsplätze bieten.

Die Arbeitsmöglichkeiten sollen den individuellen Bedürfnissen entsprechen. Neben der Arbeit in den Brockis können dies Tätigkeiten im Recycling sein oder Verwaltungsaufgaben, zum Beispiel in Heilsarmee-Korpssekretariaten.

Man hofft auch auf Nischenplätze bei externen Firmen.

17

Dies und Das Spenderreaktion «Das Ding», Magazin 1/2012 Diana Sears hat «das Ding» aus der letzten Ausgabe erkannt: «Ich denke, dieses kleine Holzpferd ist kein Spielzeug für Kinder. Wer dieses Pferdchen gefunden hat, hatte Glück, denn es muss chinesischen oder mongolischen Ursprungs sein, sehr antik. Es ist möglicherweise auf äusserst frühe chinesische Dynastien zurückzuführen. Ein Experte könnte das Stück datieren und feststellen, ob es sich um eine Nachahmung handelt oder ob es echt ist. Im letzteren Fall ist es einen ansehnlichen Preis wert. Es soll nicht bemalt, sondern so belassen werden, wie es ist.» brocki.ch

Shopping «de luxe» in Aarau Die Brocki lädt seit Dezember wieder zum günstigen Shoppen ein – auf knapp 2000 m2 Verkaufsfläche, in einem neuen Gebäude. Die Kunden finden die gleiche, grosse Produktauswahl wie vor dem Neubau. «Nur besser präsentiert, richtig ‹de luxe›», so Verkaufsleiterin Gabrielle Fuhrer. Die Brocki Aarau Wöschnau gilt als Pilotprojekt: Gespendete Ware wird ab Juni 2013 von einem hauseigenen Sortierbetrieb aufgenommen. Das ehemalige Gebäude war 2011 bis auf die Grundmauern niedergebrannt. brocki.ch/aarau

Wohnraum in Bern gesucht Die Heilsarmee bietet Menschen in Not ein Dach über dem Kopf. Für das Angebot «Betreutes Wohnen» sucht sie dafür in Bern und Umgebung nach Wohnraum. Besonders eignen sich Zimmer und kleine Wohnungen. Die Heilsarmee kann darin, als Mieterin oder Käuferin, Menschen aufnehmen – und ihnen helfen, schwere Zeiten zu überstehen. Eine Zwischenvermietung ist ideal, zum Beispiel bei Häusern mit Bauprojekten, die für ein paar Jahre leer stehen.

Hinweise nimmt Major Bernhard Wittwer entgegen: heilsarmee-dhq-mitte.ch

18

Informationsanlass zum Thema Erbschaft Im November 2012 konnten Interessierte an einem Informationsanlass zum Thema geregelte Erbschaftsplanung im Heilsarmee-Wohnheim für Frauen und Männer in Zürich und in der Heilsarmee-Gemeinde Birsfelden teilnehmen. Neben einem Fachvortrag eines unabhängigen Erbschaftsberaters erhielten die Teilnehmer Einblick in die Arbeit der Heilsarmee und konnten die Räumlichkeiten der Heilsarmee-Institution bzw. der Heilsarmee-Gemeinde besichtigen. Total haben rund 50 Personen die beiden Anlässe besucht.

Das sagen die Teilnehmer:

«Gut fundierte, aber nicht aufdringliche Art, für ihr Anliegen zu werben.»

Susan, 71 Jahre

«Die Kombination Fachvortrag und Vorstellen der Heilsarmee hat mir gut gefallen. Normalerweise sieht man das Innere einer Institution nicht.»

Marianne, 62 Jahre

« Trotz ernsthaftem Thema, gute humorvolle Beispiele.»

Daniel, 56 Jahre

Veranstaltungen zum Thema Erbschaft 2013 der Heilsarmee Die Heilsarmee lädt Sie herzlich ein, dieses Jahr an einem der folgenden Informationsanlässe zum Thema geregelte Erbschaftsplanung teilzunehmen: Heilsarmee-Brocki und -Wohnheim Geroldstrasse in Zürich: Mittwoch, 30. Oktober 2013 Heilsarmee-Gemeinde Basel 1 und Brockino: Dienstag, 5. November 2013 Centre-Espoir, Wohn- und Werkstätte in Genf Freitag, 15. November 2013 Information/Anmeldung: Ursula Hänni, Tel. 031 388 06 39, E-Mail: testament@heilsarmee.ch heilsarmee.ch/testament

Anzeige

Für andere da sein.

Bestellen Sie unseren Testamentratgeber oder fragen Sie nach unserem unabhängigen Erbschaftsberater.

Stiftung Heilsarmee Schweiz, Ursula Hänni, Tel. 031 388 06 39, ursula_haenni@heilsarmee.ch

Red und Antwort

Marlise Pfander

« Tröstende Worte helfen mehr als Tabletten» Erfolg sei, wenn ein Tag ohne Aggressionen verläuft.

Mit Respekt und Wertschätzung leitet Marlise Pfander das Regionalgefängnis in Bern: 54 Mitarbeiter, rund 130 Insassen, 12 000 Einund Austritte pro Jahr.

20

Was ist Ihnen im Umgang mit den Insassen wichtig?

Marlise Pfander: Ich nehme sie als Menschen, nicht als Täter wahr. Wichtig ist, dass meine Mitarbeiter und ich sie nicht richten oder über sie urteilen. Das ist nicht unsere Aufgabe. Wir müssen die Leute nicht zusätzlich bestrafen.

Dennoch haben die Insassen teilweise abscheuliche Dinge getan. Wie schaffen Sie es, den Menschen zu sehen?

M.P.: Für mich ist wichtig, dass man ehrlich ist. Einer war wegen Missbrauchs hier in Haft. Ich habe ihm gesagt: «Als Mutter verabscheue ich, was Sie gemacht haben. Aber hier schütze ich Sie.»

Ihre Einrichtung wurde schon mal als «Kuschelknast» bezeichnet …

M.P.: Man kann nicht von Kuschelknast reden, wenn die Häftlinge 23 Stunden am Tag in ihrer Zelle eingesperrt sind und nur für eine Stunde in einen kleinen Hof dürfen.

immer so und wird gerne wahrgenommen. Als ich hier angefangen habe, habe ich ausserdem gesagt: An Weihnachten möchte ich mit der Heilsarmee auf jedem Stockwerk «Stille Nacht» singen. Ich finde das so schön. Vom fünften Stock bis in die Küche hinunter singen wir das Lied nun an jedem 25. Dezember.

Was unterscheidet Ihren Führungsstil von anderen?

M.P.: Ich bin ich – einfach ein mütterlicher Typ. Ich versuche, hier drinnen Aggressionen zu vermeiden.

Das stärkt die innere Sicherheit. Wir sind mitten in der Stadt Bern, ohne Schutzmauer. Sehen Sie, auf die Sicherheit draussen haben wir eh keinen Einfluss.

Auf die innere schon.

Wie wichtig sind Besuche für die Insassen?

M.P.: Sehr. Strafe bedeutet Trennung. Von der Familie, von der Beziehung. Das prägt. Ich hatte mal einen Vater hier, dessen Sohn Angst vor ihm hatte. Ich wusste, dass der Junge Geburtstag hat. Da habe ich ein Kinderbuch gekauft, das der Vater ihm beim nächsten Besuch schenken konnte. Damit es wieder eine Beziehung gibt. Denn das Schlimmste ist, wenn Beziehungen sterben. Dann verlieren Menschen den Halt.

Wie vermeiden Sie Aggressionen?

M.P.: Konflikte zwischen den Insassen entstehen oft zwischen verschiedenen Kulturen. Wenn ich zum Beispiel sehe, dass auf einer Etage Menschen sind, deren Kulturen sich nicht verstehen, muss ich sie ja nicht gerade in eine Zelle legen.

Sie sprechen viel mit den Gefangenen …

M.P.: Ich habe sehr viel Kontakt und weiss auch ihre Namen. Das bewirkt viel. Ein Insasse hat mir mal gesagt: Ich hatte keine Hoffnung mehr, doch hier fasse ich wieder Hoffnung. Ich sagte ihm: Schreiben Sie mir das auf. Er hat mir ein Bild gemalt. Mit Baumstümpfen, die wieder blühen.

Ein starkes Bild …

M.P.: Viele unserer «Stammgäste» sind auch wie Baumstümpfe. Hoffnungslos. Manche sind tief in den Drogen. Es gibt einige, die keine Zukunft mehr sehen.

Und es tut schon weh, zu sehen, dass sie hierher kommen, aufgepäppelt werden, aber dann freikommen und wieder ins gleiche Fahrwasser geraten.

Zählen Sie Ihre Überstunden noch?

M.P.: Nein. Ich bin auch viel am Wochenende da.

Neulich wieder musste ich am Sonntag jemanden trösten. Er wollte unbedingt mit mir reden, also bin ich gekommen. Ist doch gleich.

Sie hören dieses Jahr auf. Was geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg? M.P.: Dass er sich Zeit nimmt, den Menschen hier seine Wertschätzung zu zeigen.

Fragen: Florina German Bilder: Tina Steinauer

Wie kann man dem vorbeugen?

M.P.: Ich nehme ihnen immer das Wort ab. «Gell, Sie versprechen mir, dass Sie nicht wiederkommen?» Sie versprechen es und sind doch oft bald wieder da.

Wo schöpfen Sie die nötige Kraft?

M.P.: In der Freude an meiner Arbeit. Auch nach acht Jahren. Sie können mit so wenig jemandem so guttun. Zum Beispiel wenn ich mit jemandem rede, ihm dabei die Hand auf den Arm lege und sage: «Es kommt schon wieder gut.» Das ist mehr wert als eine Schachtel Tabletten.

Was ist Ihre Erfahrung mit der Heilsarmee?

M.P.: Einmal in der Woche kommt die Heilsarmee und besucht Insassen, die es wünschen. Das war schon

Ihre Kraft schöpft Marlise Pfander aus der Freude an ihrer Arbeit.

21

Fortsetzung folgt

Notschlafstelle Genf braucht grossen Neubau Das erste «Asile de Nuit» der Heilsarmee wurde 1898 in Rive, Genf, eröffnet. Die Situation der Obdachlosen im 19. Jahrhundert hat sich seither wenig verbessert.

Wir nehmen heute immer noch die Ärmsten auf.

Jeden Abend empfangen wir zwischen 30 und 40 Personen, bieten ihnen Suppe und einen Imbiss, eine warme Dusche und ein sauberes Bett an. Sie erhalten ein reichhaltiges Frühstück, bevor sie weggehen. Die meisten von ihnen kehren auf die Strasse zurück.

2012 mussten an die 1100 Personen wegen Platzmangel abgewiesen werden. Momentan sind wir nicht in der Lage, alle Anfragen nach verfügbaren Betten zu beantworten. Die 15 Mitarbeiter teilen sich ein Büro von 9 m2 und die Besucher 30 Sitzplätze in unserem kleinen Speisesaal. Während des ganzen Winters verteilen wir täglich 100 bis 120 Gratismahlzeiten zur

Mittagszeit. Die Bezüger treten gruppenweise zu je 30 Personen ein und haben keine Zeit, länger zu bleiben, da die nächsten vor der Tür warten.

Daher unser Projekt: ein Neubau mit Platz für 60 bis 80 Betten. Wir planen Räume, die je nach Familie angepasst werden können und Zwei-Bett-Zimmer. Ebenso einen Speisesaal für 80 Personen, einen neuen Arbeitsraum für die Mitarbeiter und ein Büro, um die Besucher für persönliche Gespräche zu empfangen.

«Den Ärmsten unter den Armen helfen», das war und bleibt unser Auftrag in Zusammenarbeit mit den Genfer Sozialbehörden und den Spendern.

Text und Bild: Agnès Wahli, Leiterin «Accueil de Nuit», Heilsarmee Genf

«You and me» heisst der Song, mit dem Takasa im Mai die Schweiz am Eurovision Song Contest in Malmö vertrat.

Die Botschaft der Heilsarmee-Band: Zusammenhalten, auch in stürmischen Zeiten! Damit hatten die sechs Musiker von 21 bis 95 Jahren die Herzen der Schweiz für sich gewonnen.

Das Europa-Album der Heilsarmee «Together we’re one» erhalten Sie hier: shop.heilsarmee.ch 22

Für andere da sein

publireportage

Über die Musik habe ich auch die Heilsarmee kennengelernt. Als ein Freund von mir starb, machte ich mir Gedanken, was einmal sein wird. Da ich keine Nachkommen habe, verfasste ich schliesslich ein Testament. Ich berücksichtige darin die Heilsarmee, weil ich sie sehr schätze und sie sich besonders für Not leidende Men-

schen in der Schweiz einsetzt, auch in meiner Wohnregion. Die Solidarität mit Menschen, die unverschuldet in eine schwierige Situation geraten, ist mir wichtig. Zudem hat die Heilsarmee geringe Verwaltungskosten. So weiss ich, dass mein Erbe wirklich den Bedürftigen zugutekommt.

Ernst Gerber: «Ich will Menschen helfen, die es wirklich nötig haben.»

Aufgewachsen bin ich mit meinen zwei Schwestern in Adliswil, wo ich immer wohnte, abgesehen von kurzen Sprachaufenthalten im Welschland, in Frankreich und in England. In meiner Jugend war ich Aktiv-Mitglied in einem Posaunenchor.

Schon damals hatte ich Freude an der Blasmusik. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Angebot rund um das Thema Erbschaft: Bitte teilen Sie uns mit, wie wir Sie bei der Regelung Ihres Nachlasses unterstützen können: Ich bestelle den kostenlosen Erbschaftsratgeber.

Ich möchte meine persönliche Situation mit einer unabhängigen Fachperson in Erbschaftsangelegenheiten besprechen.

Ich wünsche einen Besuch von einem Heilsarmee-Offizier, um über Fragen zum Glauben, zum Leben und zum Sterben zu sprechen.

Ich habe Sachen, die ich nicht mehr benötige und der Heilsarmee-Brockenstube spenden möchte. Bitte rufen Sie mich an.

Vorname, Name Strasse, Nr. PLZ, Ort Telefon und geeignete Zeit, um anzurufen: E-Mail: Bitte senden an: Stiftung Heilsarmee Schweiz, Ursula Hänni, Laupenstrasse 5, Postfach 6575, 3001 Bern Tel. 031 388 06 39 (05 91), testament@heilsarmee.ch, heilsarmee.ch/testament 23

So hilft die Heilsarmee mit ihrer hilfe.

Offene Ohren Alles beginnt mit einer einfühlsamen Person, die sich eines hilfesuchenden Menschen annimmt. Darum empfangen wir Menschen in Not sowohl in unseren 8 Sozialberatungsstellen als auch in unseren 55 HeilsarmeeGemeinden mit offenen Armen und Ohren.

Freie Betten Wer den Boden unter den Füssen verloren hat, hat oftmals auch kein Dach mehr über dem Kopf. In insgesamt 7 Wohn- und 5 Übergangs­ heimen, 4 Alters- und Pflegeheimen und 2 Passantenheimen bieten wir jede Nacht über 1200 Menschen ein Obdach. Zusätzlich führen wir noch 1 Jugend- und 6 Kinderheime.

Gedeckte Tische Oft ist das Problem eines hilfesuchenden Menschen ganz profan.

Er oder sie hungert nach Essen oder nach ein bisschen Gesellschaft.

Darum laden wir gern zu Tisch. Zum Beispiel bei unseren diversen Mittags­tischen für Jung und Alt, aber auch bei unseren Weihnachts­ feiern oder den Frauen-Zmorgen.

Tröstende Worte Unser Tun ist geprägt durch unsere Beziehung zu Gott. Darum bringen wir die Menschen mit Jesus Christus in Berührung. Nicht zuletzt mit unseren Gottesdiensten, die jeden Sonntag in 55 Heilsarmee-Gemeinden stattfinden. Aber auch unsere psychiatrische Spitex und der Gefängnisdienst sind wertvolle Angebote für Menschen in Not.

Leitbild der Heilsarmee Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel.

Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe zu Gott. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.

Stiftung Heilsarmee Schweiz | Laupenstrasse 5 | Postfach 6575 | 3001 Bern | Telefon 031 388 05 35 Fax 031 382 05 91 | spenden@heilsarmee.ch | heilsarmee.ch | Spendenkonto 30-444222-5