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100 000
from SWISS GOLF 01-23 DE
by swissgolf.ch
Golferinnen und Golfer?
Nie im Leben!
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Die Schweiz hat 2022 die symbolische Grenze von 100’000 Golferinnen und Golfern überschritten. Johnny Storjohann, von 1981 bis 2011 Generalsekretär der damaligen ASG, im Gespräch über diesen Meilenstein und die Entwicklung des Golfsports in unserem Land.
Johnny Storjohann, wenn Ihnen jemand in den 80er-Jahren gesagt hätte, dass es 2022 in der Schweiz 100’000 Golferinnen und Golfer und 98 Clubs geben wird: Hätten Sie dieser Person geglaubt?
Nein, das hätte ich nie für möglich gehalten! Als ich 1981 mein Amt antrat, gab es gerade mal rund 9000 Golferinnen und Golfer und weniger als 30 Clubs. Damals fragte mich ein Journalist, wie ich die Entwicklung des Golfsports in der Schweiz sehe. Ich habe ihm geantwortet, dass es maximal 50’000 Spielerinnen und Spieler und rund 50 Clubs geben werde.


Weshalb nicht mehr?
Nun, die Schweiz ist ein kleines Land. Ich dachte mir, dass es erstaunlich wäre, überhaupt solche Sphären zu erreichen. Wenn Sie mir heute die gleiche Frage stellen wie dieser Journalist, antworte ich Ihnen, dass ich mir nicht recht vorstellen kann, wo man überhaupt weitere Golfplätze bauen könnte. Es ist eine Platzfrage. Und natürlich muss man auch die neuen Umweltrealitäten berücksichtigen, was mir durchaus einleuchtet.
Welches Image hatte der Golfsport in der Schweiz in den 80er-Jahren?
Unserem Sport haftete lange Zeit etwas Elitäres an. Heute jedoch hat ein sehr grosser Teil der Bevölkerung die Möglichkeit, Golf zu spielen. Es wird zwar nie gratis sein – aber das ist Skifahren ja auch nicht! Da wir jedoch relativ wenige Möglichkeiten haben, neue Golfplätze zu bauen, denke ich, dass der Zugang begrenzt bleiben wird.

Wie haben Sie diese Entwicklung erlebt?
Auch wenn es nicht allen gefällt, ist es eine Tatsache, dass die Public Golf Organisationen ASGI und Migros GolfCard viel dazu beigetragen haben, den Golfsport in unserem Land zu fördern und sein Image zu verbessern. Übrigens, um auf die Zukunft unseres Sports in der Schweiz zurückzukommen: Ich habe den Eindruck, dass gewisse private Clubs, die Schwierigkeiten haben, neue Mitglieder zu finden, vielleicht ihre Strategie überdenken und sich mehr dem Public Golf öffnen müssten – und sei es nur, um finanziell gesund zu bleiben.
Sie haben hautnah miterlebt, wie die Public Golf Organisationen ins Spiel gekommen sind. Das war doch sicherlich nicht einfach, oder?
Nein, das war es in der Tat nicht. Aber ich kannte den Generalsekretär der ASGI, Pascal Germanier, schon lange. Ich war Mitglied in Lausanne und er war Assistent des Caddie Master. Als er anfing, sich Gedanken zum Public Golf zu machen, sprachen wir zusammen darüber, und ich erkundigte mich bei den französischen und deutschen Verbänden nach deren Modell. Ich muss zugeben, dass ich mir gewünscht habe, dass die ASG die Entwicklung des Public Golf selbst in die Hand genommen hätte. Aber das war kein Thema ... Für die Clubs kam das nicht in Frage! Schliesslich stimmte man 1998 der Gründung einer unabhängigen Organisation, der ASGI, zu. Man ging davon aus, dass sie höchstens 3000 Mitglieder haben würde. Heute sehen wir, welche Ausmasse das Ganze angenommen hat. Die ASGI zählt heute fast 20’000 Mitglieder!
Johnny Storjohann denkt, er war ein Teil des Ganzen. «Während unserer Amtszeit wurden die meisten Golfplätze angelegt», sagt er.
Und die Migros GolfCard hat diese Marke bereits überschritten. Genau. Die Migros GolfCard kam später, aber auch sie hat eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht und eine wichtige Rolle bei der Demokratisierung unseres Sports in der Schweiz gespielt. Mit ihren Golfparks, von denen es heute sechs gibt, setzte sie auf ein anderes Konzept. Eines ist sicher: Ohne die ASGI und die Migros GolfCard gäbe es heute nicht so viele Golferinnen und Golfer. Einige Clubs hätten zwar sicher mehr Mitglieder, aber es gäbe nicht 100’000 Spielerinnen und Spieler in unserem Land. Ich möchte an dieser Stelle auch die Bedeutung des GolfClubs Crans-sur-Sierre hervorheben. Er hat es geschafft, eine Veranstaltung zu entwickeln, die ein wunderbares Aushängeschild für die Förderung des Golfsports in der Schweiz ist: die Omega European Masters.
Was denken Sie: Welche Rolle haben Sie persönlich bei der Entwicklung des Sports in unserem Land gespielt? Ich will nicht überheblich erscheinen, aber ich denke, ich war Teil des Ganzen. Ich muss zugeben, dass wir diesen Sport erfolgreich vorangebracht haben – und ich sage lieber «wir», denn ich war ja nicht allein. Während unserer Amtszeit wurden die meisten Golfplätze angelegt. Bevor ich mein Amt für den Schweizerischen Golfverband antrat, hatte ich das Glück, als Berater bei der Gründung des Golf de Bonmont tätig zu sein. Dort habe ich viel gelernt.
Warum entstanden in «Ihren» Jahren so viele neue Golfplätze?
Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Bonmont wurde 1980 eröffnet. Zuvor hatte es aber zehn Jahre gedauert, bis der erste Spatenstich erfolgen konnte! Der erste Architekt war Jack Nicklaus. Aber schliesslich mussten wir das Projekt aufgeben, weil viel zu stark ins Gelände hätte eingegriffen werden müssen. Um Ihre Frage zu beantworten: Golf wurde in der Folge allgemein beliebter und die Verfahren wurden einfacher. Das alles hat die Entwicklung unseres Sports und der Golfplätze vorangetrieben. •
FACTS & FIGURES
• Im Jahr 2022 wurde die Marke von 100’000 Swiss Golf Cards geknackt. Insgesamt gibt es bei den 98 angeschlossenen Swiss Golf Clubs und den beiden angeschlossenen Public Golf Organisationen (Migros GolfCard und ASGI) heute 102’128 Golferinnen und Golfer (95’924 Aktive und 6204 Juniorinnen und Junioren). Der Frauenanteil beträgt bei den Aktiven 36 Prozent und bei den Juniorinnen und Junioren 33 Prozent.
• Mit 1740 registrierten Golferinnen und Golfern (davon 1589 Aktive) ist Crans-surSierre der Club mit den meisten Swiss Golf Cards, gefolgt von Saint Apollinaire (1603) und Waldkirch (1293).
• Bern ist der Club mit den meisten Juniorinnen und Junioren (182), vor Genf (181) und Crans-sur-Sierre (151).
• Die Clubs, bei denen am meisten Frauen spielen, sind Heidiland (46,5 Prozent von 389 Aktiven), Ascona (45,7 Prozent von 545 Aktiven) und Bubikon (44,7 Prozent von 739 Aktiven).
• Die Public Golf Organisationen (PGO) machen nahezu 40 Prozent der Swiss Golf Cards aus: Die Migros GolfCard zählt 21’940 Mitglieder, die ASGI 18’758.
• In den letzten 30 Jahren ist die Zahl der in der Schweiz registrierten Golferinnen und Golfer um fast 400 Prozent gestiegen (von 20’598 im Jahr 1992 auf 102’128). Blickt man bis ins Jahr 1982 zurück, als 9’480 Spielerinnen und Spieler gemeldet waren, so ergibt das ein Wachstum von fast 1000 Prozent.
• Swiss Golf gehört zu den zehn nationalen Sport verbänden mit den meisten Mitgliedern.