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Ich liebe Turniere
from SWISS GOLF 01-23 DE
by swissgolf.ch
Er war immer einer der Jüngsten: Seit Marc Keller zwölf ist, kennt er sein Ziel. Auf dem Weg zum Profi startet der bald 18-Jährige diesen Sommer im Golfteam der zweitgrössten Universität in den USA. Porträt eines Schweizer Hoffnungsträgers.
STEFAN WALDVOGEL
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«Ich liebe Turniere», erwähnt Marc Keller im Gespräch gleich mehrfach. Kaum ein anderer Schweizer Amateur ist so oft bei den wichtigen Events im In- und Ausland angetreten wie der Spieler vom Golf & Country Club Schönenberg. «Exakt 21 WAGR-Turniere waren es 2022», weiss sein Vater Ruedi Keller. WAGR steht für World Amateur Golf Ranking. Nur bei WAGR-Turnieren gibt es für die Amateure die wichtigen Punkte in der Rangliste. «Das Ranking entscheidet, ob man an den ganz grossen Turnieren, beispielsweise der EinzelEuropameisterschaft, mitspielen kann», erläutert der Junior mit Handicap +5(!). Marc Keller wird im April 18 Jahre jung, gilt aber laut Weltrangliste schon jetzt als einer der fünf besten Amateure der Schweiz. Bei den Junioren gewann er in allen Alterskategorien die Schweizer Jahreswertung, mittlerweile misst er sich meist international und oft gegen die besten Amateure Europas.
HIGHLIGHT BEI DEN PROFIS
Sein bisheriges Highlight sei natürlich die Teilnahme am Omega European Masters 2022 in Crans-Montana gewesen, für das er sich dank seines Sieges an der Swiss Golf International Championship qualifiziert hatte, sagt der Junior auf eine entsprechende Frage. Bei der Proberunde konnte Keller gemeinsam mit dem zweifachen Toursieger Robert
MacIntyre spielen. «Wir haben intensiv diskutiert, und er konnte mir ein paar Tipps geben. Lustigerweise hatten wir dann in den beiden Turnierrunden das exakt gleiche Resultat. Beide verpassten den Cut um einen Schlag, aber für mich war es natürlich das bisher coolste Erlebnis auf dem Golfplatz», blickt Keller auf den vergangenen Herbst zurück. Interessantes Detail: Der Schotte gewann gleich nach dem verpassten Cut im Wallis das Italian Open.
Die N Chsten Jahre An Der Uni
Seine eigene beste Runde gelang Keller bei der Team-Europameisterschaft der Junioren mit 6 unter Par auf dem 6800 Meter langen Golfplatz von St. Leon Rot (2022). «Für ein Team zu spielen ist nochmals etwas Besonderes, auch darum freue ich mich sehr auf die kommende Zeit im College», erzählt der gebürtige Schwyzer aus Wollerau. Nach intensiver Vorbereitung startet Keller im August an der UCF (University of Central Florida) in Orlando.
Mit rund 69 000 Studierenden ist das College in Florida die zweitgrösste Uni im ganzen Land. «Die Infrastraktur, gerade fürs Golfteam, ist gigantisch. Unter anderem gibt es Übungszonen mit unterschiedlichen Grassorten», illustriert Keller die Vorteile eines Spitzenteams in der Division I. Seine Kollegen habe er schon kennengelernt, zur internationalen Truppe gehören im Herbst unter anderem ein Norweger, ein Kolumbianer, ein Russe, ein Engländer und fünf Ameri kaner.
Jeweils acht bis zehn Spieler kämpfen in der Qualifikation, um überhaupt ins Team für die Turniere zu kommen. «Gemäss meiner Position im WAGR bin ich im Team gut positioniert, ich werde mich aber sicher immer wieder neu beweisen müssen – insbesondere, als UCF ab Herbst in einer der stärksten Conferences spielt (Big 12). Gerade davon verspreche ich mir sehr viel», analysiert der sehr reif wirkende Teenager schon jetzt.
Geplant sind vier Jahre am US-College, danach will er sein Glück als Golfprofi versuchen. Dies ist mein grosses Ziel, seit ich zwölf Jahre alt bin. Dem ordne ich eigentlich alles unter», sagt Keller zu seinem grossen Traum, Tourspieler zu werden.
Nach zwei Jahren an der Klosterschule in Einsiedeln wechselte er ans Zürcher
Sportgymnasium Rämibühl. Da sei er wegen der vielen internationalen Tur niere deutlich weniger oft im Unterricht gesessen als die meisten seiner Kollegen, erinnert sich Keller. Statt auf die Schweizer Matura setzt er nun auf einen anerkannten amerikanischen HighschoolAbschluss. «Im Winter war ich sicher täglich etwa sechs Stunden am Lernen; ich bin froh, wenn im Juli der Abschluss geschafft ist», sagt der Student auf eine entsprechende Frage. Für die Wahl des Studienfachs bleibt noch etwas Zeit: Das erste Jahr ist eine Art Grundstudium, erst danach muss sich Keller entscheiden.
«UNGLAUBLICHE ENTWICKLUNG»
Punkto Lieblingssport war die Sache schon früh klar. Als Dreijähriger erhielt das Einzelkind von seinem Grossvater Plastik-Golfschläger. «Da konnte ich stundenlang allein im Garten spielen. Das hat mich offenbar fasziniert und geprägt», erinnert sich Keller an die ersten Versuche.
Im Frühling 2009 spielte seine Mutter Sibylle ein ProAm mit Nora Angehrn. Aufgrund heftigen Regens musste das Turnier im Schönenberg abgesagt werden. Der vierjährige Marc wollte «aber unbedingt und ohne Pause im Dauerregen putten», erinnert sich Angehrn an die erste Begegnung. Praktisch seit diesem Tag betreut die einzige weibliche
Swiss Golf National Coach den erfolgreichen Junior. «Es ist unglaublich, wie er sich entwickelte. Ich kenne kaum jemanden, der mit so viel Feuer dabei ist – das merkt man in jeder Sekunde, bei jedem Training», sagt die Zürcherin, die bei grossen Turnieren auch als Caddie von Keller fungiert.


Vater Ruedi ist ebenfalls meistens dabei. «Ich geniesse die Rolle des Zuschauers und bin unter anderem auch als Chauffeur gefragt», sagt er auf eine entsprechende Frage.
Kürzlich war sein Sohn Marc mit dem Fahrlehrer zum ersten Mal auf der Autobahn. «Mit dem eigenen Autobillett wird immerhin der Besuch des Trainings etwas weniger aufwändig. In den Staaten schauen wir dann, was passt.»
K Rzere Distanzen Entscheiden
In den beiden Semestern im Herbst und im Frühling erscheint der Turnierkalender im College Golf nicht sehr dicht gedrängt. «Es sind jeweils vier bis fünf grosse Events pro Semester; ich möchte gern noch etwas mehr Turniere spielen und freue mich unter anderem auf die Junioren-EM in diesem Jahr in Genf. Ich hoffe, dass ich mich beispielsweise auch für die Weltmeisterschaften im Oktober qualifizieren kann.» Er liebe es, Turniere zu spielen, sagt er immer wieder. Auf den höchst erfreulichen vierten Rang bei der Orange Junior Bowl in Miami folgte das gemeinsame Trainingslager von Swiss Golf im Infinitum Resort, und im Februar spielte Keller an den internationalen Amateurmeisterschaften von Portugal (18.) und Spanien (Resultate auf unserer Website).
An Länge fehlt es dem 1,87 Meter grossen Athleten nicht; bei einem guten Drive landet der Ball nach knapp 280 Metern auf dem Boden. «Der Unterschied zu den Besten liegt in der Distanz zwischen 80 und 130 Metern zur Fahne. Dort habe ich zuletzt viel investiert und sehe gewisse Fortschritte, aber gleich zeitig liegt hier auch noch das grösste Potenzial, das ich gemeinsam mit Nora weiter ausschöpfen werde», sagt der Schweizer Hoffnungsträger auf eine entsprechende Frage. •
LYLE & SCOTT, GOLF UND MEHR
Die Geschichte von Lyle & Scott auf dem Golfplatz hat einen Grossteil der Marke in ihrer heutigen Form geprägt. Die Verbindung von Performance und Stil, das Engagement für Innovation und Integrität und der ikonische goldene Adler. Das Emblem wurde mit der Golfkollektion der Marke in den 1960er Jahren eingeführt und wurde von den Adlern des Golfplatzes Gleneagles inspiriert, die einzigartig in Schottland sind und eine Hommage an die Wurzeln der Marke darstellen.
Es war die Verwendung von Farben in der Golfbekleidung, die Lyle & Scott für den Sport begeisterte. Die amerikanischen Golfer, und insbesondere Doug Sanders, schufen einen neuen Trend mit leuchtenden, oft grellen Farben. Die Kleidung, die sie trugen, zeigte auch die Embleme der jeweiligen Hersteller, so dass Lyle & Scott ein eigenes Motiv in Auftrag gab. Sie entwarfen den inzwischen berühmten schottischen Steinadler. Das Bild des prächtigen Raubvogels war nicht nur perfekt geeignet, um den Ruf von Lyle & Scott für Zuverlässigkeit und Qualität zu symbolisieren, sondern ein Adler (engl.: Eagle) ist natürlich auch die Bezeichnung im Golfsport, wenn ein Spieler das Kunststück vollbringt, ein Loch mit zwei Schlägen unter Par zu spielen.
Der «Eagle», der von den Grössten des Golfsports getragen wurde, wurde schnell zu einer Ikone und einem Symbol dafür, dass man sich nicht zwischen Form und Funktion entscheiden muss. In den 70er und 80er Jahren wurde der «Eagle» zu einer festen Grösse auf allen Kleidungsstücken und ist ein Symbol sowohl für das