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Wahnsinn
from SWISS GOLF 01-23 DE
by swissgolf.ch
In seiner ersten Saison auf der DP World Tour hat sich Jeremy Freiburghaus bereit erklärt, in jeder Ausgabe unseres Magazins 2023 über seinen Alltag zu berichten. Zum Start staunt er über die Organisation bei den Rolex Series Turnieren.
Mein neues Leben auf der DP World Tour hat vor über drei Monaten begonnen. In dieser Zeit konnte ich an zwei Events der Rolex Series schnuppern, das heisst am Besten, was es auf der European Tour gibt. Das war Ende Januar in Abu Dhabi und in Dubai.
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Der Kontrast zu den Turnieren auf der Challenge Tour und selbst zu einigen Turnieren auf der DP World Tour, an denen ich Ende 2022 in Südafrika und auf Mauritius teilgenommen habe, war schon erstaunlich. Bei der Rolex Series werden die Spieler wie Könige behandelt. Man wird von einem tollen Auto am Flughafen abgeholt, die Hotels sind der Wahnsinn und am Turnierort gibt es alles, was man sich nur vorstellen kann. Die Players’ Lounges, in denen man sich morgens, mittags und abends verpflegen kann, sind hervorragend. Auf der Driving Range kann sich jeder Spieler die Bälle aussuchen, die er gerne schlagen möchte. Ärzte und Physiotherapeuten stehen jederzeit zur Verfügung. So konnte auch ich die Fachleute vor Ort wegen einiger Rückenprobleme in Anspruch nehmen. Und dann der Service der Hersteller. Sie sind alle da. Einmal hatte ich wirklich Pech. Mir ist mein Driver in der Woche vor dem Turnier in Abu Dhabi gebrochen. Da hat man mir vor Ort einfach einen neuen hergestellt. Ich habe auch neue Golfschuhe bekommen, die es noch nicht zu kaufen gab. In der darauffolgenden Woche in Dubai hatte ich das Ge- fühl, ich bräuchte einen neuen Wedge. Am Ende hat man mir alle meine Wedges erneuert.
Die Organisation der Rolex Series ist wirklich verrückt. Das ganze Umfeld mit den Tribünen und dem Publikum. Überall sind Trainer und vor allem finden sich überall gute Spieler. Es war ein merkwürdiges Gefühl, sich zum ersten Mal auf demselben Putting Green wiederzufinden wie Rory McIlroy oder Patrick Reed. Man versucht, sich ganz normal zu verhalten, aber man kommt nicht umhin, zu beobachten, was sie tun. Nachdem ich in Dubai den Cut verpasst habe, bin ich am nächsten Tag auf den Platz zurückgegangen, um zu trainieren. Dann wollte ich einfach Rory McIlroy auf dem Platz folgen. Ich habe nur fünf Löcher durchgehalten, weil so unglaublich viel los war. Aber ich habe beobachtet, was ich konnte; seine Strategie bei bestimmten Schlägen, seine Routine...
In den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte ich auch die Gelegenheit, einige Trainingsrunden mit Bernd Wiesberger zu verbringen. Ich konnte ihm ein paar Fragen stellen und ihn beobachten, vor allem in Abu Dhabi, wo die Qualität des Platzes unglaublich war. Ehrlich gesagt, die Fairways waren mitunter besser als manche Greens in der Schweiz. Die Greens selbst waren ziemlich hart und die Roughs relativ hoch. Dafür muss man sein Spiel leicht anpassen und in der Lage sein, verschiedene Schläge durchzuführen.
Ich konnte diese Erfahrung machen, weil wir von derselben Agentur betreut werden. Insgesamt ist die Atmosphäre unter den Spielern anders als die freundschaftliche Stimmung auf der Challenge Tour. Auf der DP World Tour macht jeder sein Ding und bleibt mit seinem Team in seiner eigenen Blase. Aber mir gefällt dieses Umfeld. Wenn man an die Aufregung bei diesen Turnieren denkt, ist diese Blase auf jeden Fall notwendig, um sich auf sein Spiel konzentrieren zu können. •