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AUF DEM WEG ZUM TITEL
from SWISS GOLF 01-23 DE
by swissgolf.ch
Caroline Sturdza und die Stanford University, die Titelver teidigerinnen bei den Frauen, haben einen Wunsch: «Wir würden gerne erneut ins Final einziehen und diese unglaublichen Momente noch einmal erleben», sagt die Genferin. «Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke!» Bis zu den NCAA Championships der Division 1 der Frauen und der Männer vom Mai in Grayhawk, Arizona, muss aber zunächst eine reguläre Saison abgeschlossen werden. Das geschieht während der beiden Semester, wobei jedes Team fünf bis sechs Turniere pro Semester bestreitet. Danach folgen die Conference-Finals und die Regionalfinals, bei denen sich die besten Universitäten für die NCAA Championships qualifizieren. In Scottsdale absolvieren die Finalistinnen und Finalisten vier Runden Stroke Play, aus denen sich die Spielpaarungen für das Match Play ergeben. Dort wird dann der nationale Titel entschieden. Ausserdem wird ein individuelles Ranking erstellt. Letztes Jahr belegte die St. Gallerin Chiara Tamburlini (University of Mississippi) Platz acht.
Konkurrenz ist daher riesig. Aber mit der Zeit entsteht eine gewisse Verbundenheit, denn wir sind ja ständig zusammen. Wir trainieren jeden Tag zusammen, wir sind zusammen unterwegs usw. Unter dem Strich ist der Teamgeist sehr stark. Wir sind zwar Konkurrentinnen, unterstützen einander aber auch und setzen uns füreinander ein.»
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Caroline Sturdza bestätigt das. Und die Genfer Amateurin weiss, wovon sie spricht, spielt sie doch wie Chiara Tamburlini in einer der besten Formationen des Landes. «Wenn es darum geht, sich bei der internen Qualifikation einen Platz am Turnier zu sichern, sind wir Gegnerinnen. Doch am Ende des Tages sind wir unabhängig vom Ergebnis stolz aufeinander, weil wir einander sehr nahestehen.»
Der Teamgeist ist sehr ausgeprägt. Er geht sogar noch weiter und umfasst alle Studierenden der verschiedenen Athletikprogramme, die auf dem Campus eine eigene Gemeinschaft bilden. «Man ist sehr stolz, die Farben seiner Universität zu tragen, und identifiziert sich stark damit», erklärt Chiara Tamburlini. «Natürlich treffe ich mich mit den anderen Golfspielerinnen und -spielern, aber auch mit Leuten, die Tennis oder Fussball spielen. Ich gehe an ihre Turniere und feuere sie an.»
Und dann gibt es noch jene Aushängeschilder, die eine geteilte Leidenschaft entfachen, wie etwa das American-Football-Team der University of Iowa von Ronan Kleu, in dessen Stadion 70’000 Zuschauerinnen und Zuschauern die Stimmung zum Kochen bringen.
DIE QUAL DER (RICHTIGEN) WAHL
Alle sagen es immer wieder: Damit das Abenteuer College Golf ein Erfolg wird, muss man sich für die «richtige» Universität entscheiden. «Sie muss zu einem passen und die Erwartungen des Coachs müssen mit den eigenen Erwartungen übereinstimmen», sagt Chiara Tamburlini. «Daneben sind natürlich auch die persönlichen Präferenzen wichtig. Wegen des Klimas wollte ich zum Beispiel irgendwo in den Süden, und ich wollte weder in eine zu grosse Stadt noch an eine zu grosse Schule.»
Der Süden. Dahin wollen die meisten Golferinnen und Golfer. «Aber Achtung: Man sollte nicht wegen des Klimas und der Mentalität um jeden Preis in den Süden wollen», warnt Max Schliesing. «Ich finde, wenn die Universität nicht über eine ausreichende Infrastruktur verfügt oder nicht an genügend bedeutenden Turnieren teilnimmt, dann kann man genauso gut in den Norden an eine bessere Schule gehen. Wenn man sich für die falsche Universität entscheidet, kann es sein, dass man beginnt, College Golf zu hassen.»
Letzten Sommer hat der Oberwalliser Houston verlassen und ist nach El Paso umgezogen. Er gibt zu: «Ich hatte die falsche Wahl getroffen. Plötzlich befand ich mich in einem Umfeld, das nicht optimal war, und konnte im Golf keine Fortschritte machen. Das Team ist aber wirklich entscheidend, denn wir sind ja die ganze Zeit zusammen.»
Auch der Faktor Studium will berücksichtigt werden: «Das Niveau des Studiums war für mich sehr wichtig», erzählt Caroline Sturdza. In diesem Sinn war Stanford schon immer einer meiner grössten Träume. Ich hatte einfach riesiges Glück!»
Den Abschluss-Tipp hält Marc Chatelain bereit, Chef Leistungssport bei Swiss Golf: «In der Entscheidungsphase ist es ganz wichtig, dass man die Universität, die einen interessiert, besucht. Man muss unbedingt den Staff und die anderen Athletinnen und Athleten kennenlernen und ihnen Fragen stellen können. Bei Bedarf kann aber auch der Verband helfen. Wir haben ein College Golf Manual und eine Liste mit Kontakten. Und sobald das Studium begonnen hat, besuchen unsere Coaches die Mitglieder der Nationalmannschaft und organisieren ein Camp für sie.» •
35’000
So viele Kilometer wird Ronan Kleu in seiner College-Saison 2022–2023 voraussichtlich zurücklegen. Auf dem Programm der University of Iowa stehen unter anderem Golfturniere in Indiana, North Carolina, Florida, Puerto Rico, Georgia und New Jersey. Der Zürcher erklärt: «Meistens reisen wir mit dem Bus. Wenn die Fahrt aber mehr als fünf Stunden dauern würde, nehmen wir das Flugzeug.» Doch nicht alle Teams sind so viel unterwegs.
«Unsere Trainerin sucht vor allem Turniere in unserer Nähe, weil sie weiss, dass wir an der Uni viel zu tun haben und auch, weil es in der Umgebung von Stanford viele gute Turniere und unglaubliche Golfplätze gibt», erzählt Caroline Sturdza.