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Mit einem prominent besetzten Turnier wurde der Andermatt Swiss Alps Golf Course am 25. Juni offiziell eröffnet. GOLFSUISSE sprach vorab mit Bernhard Russi, Verwaltungsrat und Präsident des Golfclubs Andermatt Realp, über den neuen Parcours.
Stefan Waldvogel
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Bernhard Russi, der 18-Loch-Golfplatz in Andermatt war im vergangenen Jahr nur für Hotelgäste der Region zugänglich. Nun steht er allen Greenfee-Gästen zur Verfügung. Können Sie nochmals kurz erklären, wie dies zustande kam?
Die Gemeinde Andermatt hatte in der Baubewilligung die Auflage gemacht, dass der Golfplatz erst eröffnet werden darf, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt worden sind. Dazu gehörte beispielsweise der Bau des Clubhauses und eines zweiten Hotels. Nun ist der Platz seit zwei Jahren fertig und die Gemeinde zeigte sich flexibel: Sie ermöglichte ein Soft Opening, das es den Hotelgästen der ganzen Region erlaubte, den Platz zu spielen. Das Gleiche galt für die Mitglieder von Realp. Nun sind alle Bedingungen erfüllt und wir freuen uns auf das erste Jahr mit «normalem» Greenfee-Betrieb.
Was bedeutet der «normale» Spielbetrieb ab diesem Sommer für die Region?
Klar erhoffen wir uns zusätzliche Tagestouristen, aber auch Gäste, die länger bei uns bleiben. Wir haben nun erstmals Packages mit den Hotels aufgelegt, neben Andermatt gehören ja die drei Neun-Loch-Plätze von Realp, Sedrun und Source du Rhône zur Region Gotthard. Das ist für Schweizer, aber gleichzeitig für ausländische Gäste interessant. Der Sommertourismus ist in den Bergen bekanntlich nicht einfach, hier erhoffen wir uns mit dem neuen Championship-Platz in Andermatt deutliche Impulse. Davon wird das ganze Gebiet profitieren, da bin ich mir ganz sicher.
Mit dem zusätzlichen Resort-Platz entsteht kein neuer Club – was heisst das für Andermatt Realp?
Für uns ist es ein Glücksfall. Wir haben nun einen Neun-Loch-Platz in den Bergen plus 18 Loch auf relativ flachem Gelände in Andermatt. Deshalb haben wir auch den Namen angepasst: von Gotthard Realp zu Andermatt Realp. Für unsere Mitglieder bieten wir zwei verschiedene Kategorien an. Die bisherige und die mit Andermatt erweiterte Spielberechtigung.
Die zusätzliche Spielberechtigung ist offenbar nicht ganz einfach zu verkaufen. Wie viele haben sich bisher dafür entschieden?
Mittlerweile sind es immerhin über 20 Personen. Viele sagen sich aber: Für die paar Mal, die ich in Andermatt spielen werde, lohnt sich das Upgrade von gut 12 000 Franken nicht. Das kann kurzfristig zutreffen, aber ich glaube, das wird sich in den nächsten Jahren ändern. Vor allem wenn die besten Tee-Times den ResortGästen oder den Mitgliedern vorbehalten bleiben. In Realp haben wir aktuell gut 400 Aktive, viele davon sind vor allem in den Ferien hier und ihnen genügt die «kleine» Mitgliedschaft auf unserem besonders schönen Neun-Loch-Platz.
Was ist für Sie der grösste Unterschied zwischen dem «alten» Parcours in Realp und dem neuen 18-Loch-Platz in Andermatt?
Das kann man gar nicht vergleichen, obwohl beide in der gleichen Region sind. Realp ist der klassische Bergplatz, der mir sehr ans Herz gewachsen ist. Andermatt ist eine echte Championship-Anlage in fast schon flachem Gelände, dafür aber mit grossartigen Ausblicken auf die Gipfel und ins Tal. Die Plätze sind total unterschiedlich, das macht es ja für Gäste sowie Members interessant. Ich würde sagen, es ist sehr gut für das Produkt «Golfregion Andermatt».
Was ist Ihr persönliches Highlight in Andermatt?
Für mich ist es der Championship-Abschlag der 17. Bahn. Auch wer nicht von dort spielt, sollte unbedingt kurz hochlaufen, um die Aussicht zu geniessen. Das ist eine natürliche Erhebung, man sieht den ganzen Golfplatz unter sich. Einfach fantastisch. Übrigens war dieser Abschlag schon so im Gelände, wir mussten nichts machen ausser die Tee-Box ansäen. Aber es gibt für mich noch ganz viele weitere Highlights. Ich verbinde die meisten Bahnen mit den Berggipfeln. So ist für mich das Grün 4 das Gross Muttenhorn, das Loch 14 nenne ich nach dem Berg Badus. Jede Bahn ist anders und erzählt mir eine kleine Geschichte. Das hat mich bisher auf allen Runden immer wieder fasziniert.
Ist der Parcours nicht etwas zu schwierig für «normale» Hotelgäste und Greenfee-Spieler, gerade beim häufigen Wind im Tal? Es gibt keinen schottischen Platz, der nicht für ein Spiel mit dem Wind gebaut worden ist. Im Tal auf 1400 Metern gehört dies ganz einfach zur Natur. Schliesslich ist man beim Golfen nie so lang wie bei Rückenwind … Diese natürliche Schwierigkeit können wir nicht beeinflussen. Beim Platz haben wir uns dafür extra viele Möglichkeiten offengelassen. Je nach Abschlägen, Pin Position und anderen Massnahmen lässt sich der Platz ganz anders spielen: von ziemlich einfach bis zu einem echten «Monster», würde ich sagen. Spektakulär ist er in jedem Fall, sei es bei einem Turnier für Spitzenspieler oder bei einer Privatrunde mit hohen Handicappern.
Zum Platz gehören auch die teilweise grossen Steine, etwa vor dem vierten Green. Wie kam es dazu?
Ich habe mich persönlich stark dafür eingesetzt, dass diese Findlinge ein Teil des Platzes geblieben sind. Die ägyptischen Berater von Samih Sawiris sagten zunächst, das sei zu gefährlich für den Spielbetrieb. Ich konnte mich im Verwaltungsrat schliesslich durchsetzen – das gehört einfach zum Platz und ich finde es schön, wenn nicht alle Golfanlagen gleich daherkommen. Mal ein einzigartiger Findling anstelle eines Greenbunkers als Verteidigung.
Wie war bisher das Interesse am neuen Angebot?
Wir hatten im letzten Jahr schon sicher 60 Anlässe, die Reaktionen der Gäste waren durchweg positiv. In der ersten Saison sind gegen 50 Termine für Turniere respektive Events schon gebucht, das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Zahlen & fakten
Seit Ende Mai ist der 18-Loch Platz in Andermatt für Gäste offen. Die Hochsaison dauert von Mitte Juni bis Mitte September. Die Greenfees varieren zwischen 80 und 160 Franken. Am günstigsten sind sie ab 15 Uhr. Dann kostet die volle Runde während der Woche 80 und am Weekend 100 Franken. Zwischen 8 und 12.45 Uhr liegt die Greenfee für Gäste beispielsweise bei 140, respektive 160 Franken am Samstag und Sonntag. Im Preis inbegriffen sind unter anderem ein Getränk, Früchte und ein Willkommens-Kaffee im Clubhaus. Auch die Start-Intervalle sind nicht immer gleich: Zwischen 8 und 11 Uhr sind es 12 Minuten, danach sogar eine «gemütliche» Viertelstunde. Je nach Tageszeit gelten unterschiedliche Handicap-Limiten. Gäste mit Handicap 37 bis 54 sollten vorzugsweise nachmittags spielen, Herren mit Handicap über 36 wird empfohlen, ab blau oder rot abzuschlagen. Von den hintersten Teeboxen (schwarz) ist der Platz über 6300 Meter lang, ab rot sind es noch gut 5000 Meter. Zwei Drittel des Parcours sind weitgehend flach, sechs Löcher auf der Hospentaler Seite verlaufen durch eine Hügelkette. Der Platz ist problemlos zu Fuss zu bewältigen, wer jedoch lieber fahren möchte kann für 80 Franken einen modernen Cart mit GPS mieten.

Sie sind nach Ihrer Karriere als Sportler vor allem als «Architekt» von Skipisten tätig. Gibt es dabei Parallelen zum Bau eines Golfplatzes?
Im weiteren Sinn schon, allerdings versucht man bei den Pisten, die Natur möglichst wenig zu verändern, mit Bunkern etc. ist das beim Golf meist etwas anders. Ich habe zwar schon ein paar einzelne Golflöcher gezeichnet, bin aber alles andere als ein Spezialist. Architekt Kurt Rossknecht und André Bossert als Spitzengolfer waren bei der Umsetzung entscheidend.
Wo haben Sie persönlich Einfluss nehmen können?
(lacht) Vor allem bei den Aussichtspunkten. Im Verwaltungsrat von Andermatt Swiss Alps bin ich für alles Sportliche zuständig, von den Wanderwegen bis zu den Skipisten oder eben für den Golfplatz. Die Zusammenarbeit mit André Bossert hat uns sehr viel gebracht, da konnte ich mich auf den Bezug zu «meinen» Bergen konzentrieren. Aber etwas Konkretes habe ich noch gemacht: In der Tradition eines «President’s Tree» spendete ich eine schöne Arve beim Loch 15. So muss man dort den Drive etwas besser platzieren.
