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Hole 19th

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Golf markt

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Der Komiker Claudio Zuccolini golft als Linkshänder eigentlich auf der falschen Seite. Trotzdem schwingt er begeistert die Schläger. Anders als die sechsjährige Tochter konnte der Bündner seinen 71-jährigen Vater vom Golfen überzeugen.

IntervIew Stefan waldvogel

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Was fasziniert Sie am Golf?

Claudio Zuccolini: Vor allem die Unberechenbarkeit. Ein guter Schlag, und die vielen anderen sind vergessen. Das Gefühl der Demut. Dazu tut es mir einfach gut. Vor allem zu Beginn wurde ich etwas belächelt, doch das Laufen von etwa zehn Kilometern ist nicht zu unterschätzen. Bei meinen Schlägen kommen in der Regel noch etwa zwei Extrakilometer dazu.

Sie haben als Bündner Bub natürlich Eishockey gespielt, das müsste eigentlich beim Golfen helfen…

Ja und nein. Ich spielte nie in einem Club, aber öfters im Internat in Samedan. Golf war damals noch weit weg, und erst, als die Driving Range in Domat Ems aufging, versuchte ich mich mit dem Golfschläger. Ich hatte zwar schnell ein Erfolgserlebnis, weil die Bälle flogen, allerdings habe ich einfach gleich gespielt wie mit dem Hockeystock, nämlich als Rechtshänder. Erst kürzlich hat der Golfpro Mischa Peter entdeckt, dass ich als Linkshänder eigentlich andersherum spielten sollte.

Stellen Sie nun um?

Nein. Mischa, der übrigens mit mir ins Internat ging, hat gemeint, es dauere im Normalfall ein Jahr. Ich würde schätzen, bei meinem Talent geht das mindestens drei Jahre, und dafür habe ich keine Geduld. Ich habe mich mit meinem Schwung arrangiert. So spiele ich halt mit eingeschränkter Drehung, aber immer noch mit ausgesprochen viel Begeisterung.

Spielt Ihre ältere Tochter auch schon Golf?

Ich habe Lilly ein paar Mal auf den Platz mitgenommen, sie hatte auch schon Unterricht beim Pro. Als Sechsjährige sind für sie Pferde derzeit deutlich interessanter als Golfschläger. Aber ich bin zuversichtlich. Ich möchte auch nichts überstürzen. Das habe ich auch bei meinem Vater gesehen. Wir sind eine Tennisfamilie; jahrelang habe ich vergeblich versucht, ihn vom Golfen zu überzeugen. Nun ist er 71, total begeistert und fast täglich auf dem Platz anzutreffen. Das freut mich riesig, und wenn ich im Bündnerland bin, spielen wir öfters 9­Loch in Domat Ems.

Mit wem golfen Sie sonst?

Als blutiger Anfänger war es mir früher fast peinlich, und so spielte ich am liebsten alleine. Mittlerweile bin ich lieber in Gesellschaft, auch wenn ich auf der Runde gar nicht viel rede. Mit meinem alten Freund Andi Gallmann und seinem Vater Hansruedi bin ich öfters unterwegs. Alle zwei Jahre sind wir für ein paar Wochen in der Provence und spielen dort recht oft. Lustig finde ich auch die Turniere von Greystroke. Die Männergruppe trifft sich fast monatlich zum 2er­Scramble, und da sind ganz gute und lustige Leute zusammen.

Sie bezeichnen sich als Komiker und Moderator. Was machen Sie, wenn Sie nicht auf Tournee sind?

Das frage ich mich manchmal auch (lacht). Sicher nicht genug Golf spielen. Ich startete im Frühling 2014 erfolgreich das neue Programm «iFach Zucco» und war jetzt fast ein Jahr auf Tour. Nun ist Sommerpause, und im Herbst folgen weitere Auftritte. Daneben bin ich wie erwähnt an diversen Galas etc. als Moderator tätig. Ich kümmere mich ein bis zwei Tage um die beiden Mädchen, mache Werbung für Graubünden­Ferien als Sprecher des Steinbocks Gian, schreibe Kolumnen und am neuen Programm, etc. Langweilig wird es mir jedenfalls nie.

Sie gelten auch als Shopping-Fan. Gilt das auch beim Golfen?

Eigentlich würde ich mit drei oder vier Schlägern auskommen, ich brauche meist die gleichen paar. Aber auch hier sage ich: Das Material ist immer schuld. Ich suche immer wieder einzelne Schläger­Schnäppchen. Erst kürzlich kaufte ich einen Hybrid­Testschläger für 250 statt 700 Franken. Die Marke kann ich aber nicht auswendig sagen. Besonders Freude habe ich aber auch an meinem neuen Eisen 7. Es ist von Honma, ebenfalls getestet, und bloss noch 49 Franken teuer. Und die Golfbekleidung bekomme ich sogar von Lasse Kjus. Für andere Sachen gebe ich jedenfalls mehr aus als für die Golfausrüstung (lacht).

Haben Sie einen Lieblingsplatz in der Schweiz?

Das ist eine schwierige Frage. Ich mag es eher flach; ich bin Mitglied in Davos, spiele dort aber fast nie. Ems gefällt mir nach wie vor sehr gut, dort spiele ich öfters.

Claudio ZuCColini

Und im Ausland?

In der Provence hat es wahnsinnig schöne Plätze, dort ist es nicht nur auf den Fairways grün, sondern auch darumherum. Speziell in Erinnerung geblieben ist mir auch das Alcaidesa Links Golf Resort an der Costa del Sol. Beim Links­Course spielt man einige Löcher direkt entlang der Küste. Viele Schläge sind blind, dafür bekommt man einen fantastischen Blick auf Gibraltar. Der Heathland­Course verläuft hingegen im Inland und ist deutlich hügeliger.

Claudio Zuccolini inszeniert sich für den Fotografen als Golfer auf der Bühne, im aktuellen Programm «iFach Zucco» tritt er wie Apple Chef Steve Jobs auf.

Claudio Zuccolini kam am 3. September 1970 in Thusis (Graubünden) zur Welt. In Samedan besuchte er das Internat, wo er seine heutige Frau Alexzandra traf. Seit 1999 sind sie verheiratet; ihre zwei Töchter Lilly (6) und Emily (2) sind ihr ganzer Stolz. Nach einem abgebrochenen Wirtschaftsstudium wechselte Claudio Zuccolini 1994 zum Lokalradio Graubünden. Dort begann er in Domat Ems auch mit dem Golfen. Anschliessend wechselte er als Moderator zu Tele24. Von 2001 bis 2003 arbeitete Zuccolini beim Schweizer Fernsehen und präsentierte dort unter anderem die Sendung «Top Spots» sowie die Spezialsendungen zur «Rose d’Or». Daneben baute er sich ein Standbein als Komiker auf. Zwischen 2004 und 2013 tourte er mit seinen Soloprogrammen «Der Ex­Promi», «Zucco’s Kaffeefahrt» und «Das Erfolgsprogramm». Seit 2014 ist er mit «iFach Zucco» auf Tournee. 2009 spielte er im Stück «Boeing Boeing» zum ersten Mal in einer Hauptrolle Theater und hatte Auftritte in diversen Schweizer Spielfilmen. Vor zwei Jahren trat der Bündner 250 Mal im Programm des Circus Knie auf.

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