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Das erste Jahr der Sportschule Tenero ging im Juni zu Ende.
ASG-Sportdirektor Paolo Quirici, aber vor allem auch die sechs Golftalente und ihre Eltern ziehen eine erste positive Bilanz aus dem Projekt, das von der ASG massgeblich unterstützt wird.
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Stefan Waldvogel
«Das Angebot in Tenero ist für ambitionierte Golferinnen und Golfer ideal», fasst Sascha Bleiker zusammen. Für seine Tochter Nina (15) sei eine gute, anerkannte Matura genauso wichtig wie eine mögliche Golfkarriere. Ohne die neue Sportschule im Tessin wäre sie wie ihr Zwillingsbruder Mischa nach Davos gegangen. «Die dortige Sportschule ist ideal für Wintersportler wie unseren Sohn, der Eishockey spielt, fürs Golfen sind die Trainingsmöglichkeiten im Tessin natürlich deutlich besser», vergleicht Bleiker, der beide Schulen kennt.
Im Golfclub Losone können die Schüler praktisch das ganze Jahr draussen trainieren. Zudem steht ihnen mit Carlos Duran ein ausgezeichneter Coach und Trainer zur Verfügung, sie werden von einer Fitnesstrainerin betreut und erhalten regelmässige Sportmassagen. «Keine andere Sportschule kümmert sich so spezifisch um die Golfer. Wir waren von Beginn weg involviert und unterstützen das Projekt deshalb auch massgeblich», erklärt ASG-Sportdirektor Paolo Quirici. Auch für ihn war das erste Jahr ein «voller Erfolg und höchst erfreulich».
GeGenseitiG unterstütZ en un D motivieren
«Die Clique der Jugendlichen funktioniert sehr gut, sie unterstützen sich gegenseitig und stacheln sich zu guten Leistungen an», freut sich der Tessiner, der regelmässig in Tenero vorbeischaut. Er sei auch sehr positiv überrascht, wie schnell die Jungen und Mädchen schon Italienisch gelernt haben. «Ich spreche mit ihnen meine Muttersprache und es funktioniert», erzählt er. Während Nina Bleiker die Fremdsprache schon in der Primarschule in Chur lernte, war der Start im Gymi mit vorwiegend italienischem Unterricht für die anderen Jugendlichen «sehr anspruchsvoll», wie etwa
Michael Armbrüster erläutert. Für seine Tochter Nathalie sei dies «zunächst eine grosse Hürde» gewesen, erinnert er sich. Trotzdem gefalle es ihr an der Sportschule «extrem gut» und auch die Schulleitung des öffentlichen Gymnasiums gebe sich riesige Mühe, die Schüler zu fördern und zu integrieren.
Die Kantonsschule dauert für die Sporttalente fünf statt vier Jahre, dafür bleibt zum Beispiel im ersten Jahr Zeit für mindestens neun Stunden Golftraining pro Woche. Im Sommer gibt es, wie an Tessiner Schulen üblich, zehn Wochen Ferien, die vor allem für Turniere genützt werden. Die Schule zeige sich zudem äusserst flexibel, freut sich Quirici. «Für viele ist es entscheidend, dass sie schon am Freitag zu einem Turnier fahren können, das ist hier problemlos möglich», ergänzt der frühere Profi. Sportlich sehe man bereits die ersten Erfolge und dank den idealen Bedingungen dürften einige der Schülerinnen und Schüler demnächst auch besser vorbereitet zu internationalen Turnieren fahren. «Man kann nicht den ganzen Winter im Schnee trainieren und dann im Februar zu grossen Turnieren fahren und hoffen, es klappt dann schon», fasst er zusammen.
«w ir wollen Die besten»
Neben dem sportlichen Teil sei für die Schweiz aber auch die qualitativ gute Schule enorm wichtig. Der italienische Verband geht mit seinen grössten Talenten einen anderen Weg: «Die werden in Einzelfällen schon mit 15 Jahren von der Schule genommen, konzentrieren sich bloss aufs Golf. Das ist für Schweizer Verhältnisse sehr extrem und hier kaum möglich», vergleicht der ASG-Sportdirektor. Mit der Unterstützung durch den Golfverband sollten die besten Talente hierzulande die Möglichkeit erhalten, Schule und Sport ideal zu kombinieren. «Wir wollen nicht möglichst viele junge Golferinnen und Golfer in Tenero, aber wir wollen die Besten», fasst Quirici die Idee zusammen. Man nehme bewusst nicht alle Interessenten auf, ergänzt er. Die Sportschüler müssten das Potenzial zu einem internationalen Spitzen-Amateur oder Professional haben. Das erfordere einen überdurchschnittlichen Einsatz auf allen Gebieten und das bringe auch die Gruppe weiter.
Konzentriert mit Startrainer Viktor Gustavsson (links), lustig am Tisch (v.l.n.r.): Frederic Cathomas, Nina Bleiker, Chiara Tamburlini, Natalie Armbrüster, Leonardo Bono und Ian Mehli. Im Bild unten sind Natalie Armbrüster, Paolo Quirici und Chiara Tamburlini bei einem «fun game» in Losone.

Das Ziel sei, dass junge Golferinnen und Golfer «nicht schon früh ins Ausland abwandern, sondern hier die idealen Voraussetzungen finden». Dabei schade es sicher nicht, dass sie gleichzeitig eine andere Kultur und Sprache lernten. «Das geht in diesem Alter noch vergleichsweise leicht und hilft ihnen später auch in anderen Situationen», glaubt Quirici. w ichtiGes proJ ekt für Die asG Bisher gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Lyzeum in Locarno, theoretisch wäre auch eine Ausbildung als KV-Lehrling im Tessin möglich. Viele junge Fussballer und Velofahrer gehen diesen Weg, der eigentlich auch für Golferinnen und Golfer möglich wäre. Auch diese Ausbildung ist auf Italienisch und dauert ein Jahr länger als üblich. Ob Matura oder Berufslehre, sei eine persönliche Angelegenheit. Ihm selber habe das KV immerhin eine gewisse Sicherheit gegeben für den Fall, dass es mit dem Beruf Golfer nicht geklappt hätte, erinnert sich der 47-jährige Quirici. Für die Eltern ist die Ausbildung deutlich günstiger als an anderen Sportschulen, dies vor allem auch, weil sich die ASG an den Kosten des Golftrainings beteiligt. «Für den Verband ist dies ein sehr wichtiges Projekt», fasst ASG-Vorstand Luca Allidi zusammen. Mit der Unterstützung könne man den jungen Talenten die besten Chancen bieten, Golf und Schule unter einen Hut zu bringen. Deshalb habe der Vorstand beschlossen, auch in den nächsten Jahren im Tessin zu investieren. vom m asters ins t essin Mittelfristig soll in Tenero ein «Nationales Leistungszentrum» errichtet werden – so, wie es andere Verbände schon länger kennen. Schon jetzt findet ein Grossteil der Aus- und Weiterbildung im Tessin statt, etwa die sogenannten Master Coach Seminare mit internationalen Topnamen. Für die sportlich «sehr hungrigen» Jugendlichen sind diese Treffen quasi das «Tüpfelchen auf dem i», wie es Quirici formuliert. So war im April beispielsweise der Schwede Viktor Gustavsson für zwei Tage im Tessin. Der Startrainer kam direkt vom Masters, wo er unter anderem Thomas Bjørn und Alex Norén betreut hatte. «Solche Erfahrungen motivieren die Kids zusätzlich und das Training mit Gustavsson war eines von vielen Highlights im gelungenen ersten Jahr», fasst der ASG-Sportdirektor zusammen.

