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Wir brauchen frisches b lu T

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VorsChau

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Unter anderem mit Blick auf die Olympischen Spiele 2016 engagierte die ASG Steve Rey als vollamtlichen Coach für das «Profi-Nationalteam». Der ehemalige Tourspieler blickt voraus und zeigt sich durchaus optimistisch, auch wenn es an «frischem Blut» im Team fehle.

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Stefan Waldvogel

steve Rey, sie sind seit vergangener saison für insgesamt neun Profispieler als coach engagiert. Was war für sie das highlight beim start?

Für mich ging es in der ersten Saison vor allem darum, den Hintergrund jedes einzelnen Spielers zu verstehen. Ich bin nicht einer, der einfach alles besser weiss. Ich möchte zuerst die Vergangenheit verstehen und ich stelle in erster Linie Fragen.

Was sind die typischen fragen?

Die gibt es nicht. Ich helfe den Spielerinnen und Spielern sich selber besser zu verstehen. Wirklich gute Spieler wissen sehr viel über sich. Bei uns habe ich manchmal das Gefühl, man sucht Vorbilder, die man kopieren kann. Das ist für mich das Schlimmste. Ich versuche so zu reden, dass sich die Profis selber finden. Gutes Coaching heisst für mich, dass sie unabhängiger werden und nicht abhängiger. Auf dem Platz sind sie ja auch auf sich gestellt.

in der noch jungen saison 2012 ist besonders anaïs Maggetti mit ihrer souveränen Qualifikation für die ladies tour aufgefallen. Wie konnten sie ihr konkret helfen?

Ich kenne Anaïs schon gut fünf Jahre und weiss, wie emotional sie vor allem ist. Ich versuche immer die Stärken zu betonen, schliesslich gewinnt man nur mit Stärke und nicht mit Fehlern. Nach einer kleinen technischen Korrektur konzentrierten wir uns gemeinsam auf die Frage, in welchen Punkten sie besser ist als ihre Gegnerinnen und wieso sie die Qualifikation gewinnen kann. Dabei war auch klar, dass man die emotionale Stärke nicht in einer Woche erwirbt. Das steckt schon lange in ihr, man muss versuchen dies herauszubringen.

auf der anderen seite enttäuschte Damian Ulrich nach dem grosserfolg am omega Masters, etwa bei der Qualifying school.

Damian setzte sich während der First Stage der Q-School selber zu stark unter Druck. Seine Erwartungen nach dem Resultat in Crans waren zu hoch und hemmten sein Spiel eher. Nach einem Drive, der zwei Meter im Rough landete, sah man Damian die Enttäuschung an. Normalerweise geht er besser mit solchen Schlägen um. Er wollte zu viel und spielte wie einer, der um sein Leben kämpft. Das geht ganz selten gut, besser wäre es, eine gewisse Distanz zu seinem Spiel zu behalten. Das zeichnet für mich viele alte Hasen aus. «Auch die Q-School ist einfach ein Turnier», müsste das Motto heissen. Nur so bewahrt man sich eine gewisse Lockerheit. Die Ansätze der Schweizer sind durchaus da, immerhin schafften im vergangenen Jahr gleich sechs Spieler die erste Stufe der Q-School, die Hälfte der Schweizer in Crans schaffte den Cut. Wir haben nicht die Quantität, aber wir haben die Qualität.

Wieso reicht es dann seit Jahren nicht mehr zu einem grosserfolg?

Wir sind nicht weit davon entfernt, den ein oder anderen Spieler auf der European Tour zu haben. Es braucht etwas mehr Entschlussfreudigkeit, um die Chance zu nutzen, wenn man sie bekommt. Wir haben mehrere Spieler mit Potenzial für die European Tour, alle sind aber zu wenig konstant, um sich das volle Spielrecht zu sichern. Bei Martin Rominger kam dieses Jahr sicher noch grosses Pech dazu, aber wenn er auf der Asian Tour weiterhin so gute Resultate abliefert, bin ich fast sicher, dass er es innerhalb der nächsten zwei oder drei Jahre doch noch schafft. Sein Weg und Wille gefallen mir, er spielt viele Turniere, geht weite Wege und gibt sich nicht so schnell zufrieden.

aktuell freuen wir uns auf die olympischen spiele in london, doch gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für das comeback des golfs in vier Jahren in Brasilien. Wie wichtig sind diese spiele für die Profis?

Ich würde sagen, rein aus Spielersicht ist der Gewinn eines Major-Titels immer noch das grössere Ziel. Golf an den Olympischen Spielen ist für viele noch weit weg und wenig fassbar. Gleichzeitig bin ich mir aber sicher, dass uns die Olympischen Spiele weiterbringen. Sei es in der Wahrnehmung von Golf durch andere, sei es durch eine weitere Professionalisierung. Swiss Olympic fordert viel, gibt aber auch viel Anstoss, vom Talentscouting bis zur Trainingsunterstützung. Dass Golf wieder olympisch wird, bringt eine weitere Professionalisierung, das ist längerfristig wohl der grösste Einfluss.

trotzdem wäre es schön, eventuell auch schweizerinnen oder schweizer am turnier starten zu sehen. Wem geben sie aktuell die grössten chancen?

Dazu ist es tatsächlich etwas früh, aber ich würde sagen: Ladies first. Hier haben wir wohl grössere Chancen auf einen Startplatz und Anaïs hat nun Zeit, sich auf der Tour zu bewähren.

Wie steht es bei den Männern? hier sind die meisten um die 30 Jahre. Das stimmt. Wir brauchen frisches Blut, ausser dem deutlich jüngeren Ken Benz sind alle schon länger dabei und um die 30. Das ist im Golf kein keinen einzigen auf der zweitklassigen challenge tour. Wieso?

Das kann man sicher nicht mit einfachen Worten oder einer total anderen Förderung erklären. Wie gesagt, unsere Basis ist extrem schmal und es

Riesennachteil, wie immer wieder bewiesen wird, aber längerfristig brauchen wir mehr jüngere Playing Pros. In der Schweiz sind es bloss etwa ein Dutzend Golfer, die sich als Playing Pro versuchen. Diese Basis ist etwa in Österreich deutlich breiter, obwohl bei unseren Nachbarn gar nicht so viel mehr Golfer registriert sind als bei uns. Diese Mentalität hin zum Pro zu ändern, das ist sicher nicht einfach.

Das kleine land Österreich hat gleich fünf spieler auf der european tour, die schweiz kann auch mal sein, dass gleich mehrere Schweizer sich über die Q-School qualifizieren. Ich bleibe optimistisch, dass wir das schaffen, und hoffe natürlich zusätzlich, dass die Amateure hinten nachrücken. Der hervorragende zweite Rang an der EM hat ihr Potenzial erahnen lassen.

Bei wem sehen sie das grösste Potenzial?

Ich will keine einzelnen Namen nennen. Beim Übertritt zu den Pros kann viel passieren, aber mein Ziel bleibt es, innerhalb von zwei oder drei Jahren Schweizer auf die Tour zu bringen.

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