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40 Jahre nach den ersten Turnieren der European Tour spüren die Profis die Finanzkrise. Sie führt im europäischen Golf zu weniger Turnieren und sinkenden Preisgelder. Asien und die Arabischen Emirate springen dankend ein.
Drei Buchstaben sind es, die für einen Insider ungemütlich klingen: «TBC», es ist die Abkürzung für «to be confirmed». Zu finden ist das Kürzel auf dem offiziellen Turnierkalender der PGA European Tour in diesem Jahr gleich dreimal. Das unbeliebte Kürzel steht für eine turnierfreie Woche, in der aber eigentlich ein Event stattfinden sollte. Für George O’Grady, Geschäftsführer der Tour, die ihren Sitz in dem mondänen Country Club von Wentworth in der Nähe von London hat, sind solche Wochen der pure Graus. Im Mai, August und Oktober, wo sich in diesem Jahr die Leerstellen auftun, herrscht in Europa eigentlich Hochsaison.
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MalloRca fällt ganz aUs Die Finanzkrise aber macht im Moment auch der PGA European Tour zu schaffen. Einmal abgesehen von der Tatsache, dass drei Wochen derzeit nicht besetzt sind, finden sich elf Veranstaltungen im Kalender, die über keinen Titelsponsor verfügen. Vier davon werden in Spanien ausgespielt, wie zum Beispiel die Open de Espana, zwei in Portugal und zwei in Italien.
Allesamt Länder, die derzeit mit enormen Finanzproblemen zu kämpfen haben. Gerade in Spanien und Portugal, bisher die grössten Förderer der europäischen Tour, wurden die Preisgelder stets aus den Kassen des Tourismusministers bezahlt, der mit den Profiturnieren sein Heimatland als Golf-Destination bewarb. Nun sind die Kassen leer. Das Turnier auf Mallorca zum Beispiel fiel der Ebbe in der Kasse ganz zum Opfer.
Fehlende Titelsponsoren bedeuten für die PGA European Tour zweierlei: Zum einen sinkt der Etat des Turniers, das dann weitgehend durch die Tour selbst bezahlt wird und einfach in kleinerem Rahmen ausgerichtet wird. Die Preisgelder sinken auf Werte deutlich unter 1,5 Millionen Euro. Zum anderen macht die Tour deshalb selbst keinen Gewinn. Üblicherweise behält die PGA European Tour zirka sieben bis zehn Prozent des Preisgeldes für sich. Für die Ausrichtung eines Turniers inklusive Antrittsprämien für die Spieler, Aufbau der Zelte und Tribünen sowie Bezahlung des Fernsehens ist der Veranstalter mit seinen Sponsoren zuständig. Die PGA European Tour kassiert am Ende ihre Lizenzgebühr. Diese bedeutet am Ende einen Profit für die Spieler, die bei der PGA European Tour organisiert sind und auch deren Eigentümer sind. George O’ Grady als Geschäftsführer organisiert mit seinen Angestellten die Tour und damit das Arbeitsleben der Profis. Zielsetzung ist es in jedem Jahr, möglichst viele hoch dotierte Turniere unter möglichst perfekten Spielbedingungen anzubieten, so dass die Spieler möglichst hohe Verdienstmöglichkeiten haben.
UneRfReUliches JahR
Das Jahr 2012 dürfte unter diesem Gesichtspunkt zumindest für einen Grossteil der Spieler eher unerfreulich aussehen. Unter sinkenden Preisgeldern nämlich leiden vor allem jene Profis, die nicht zu den Superstars zählen, keine Antrittsgelder verlangen können und häufiger den Cut verpassen. Sie müssen versuchen, bei kleineren Turnieren ihr Preisgeld zusammenzuspielen. In grosses Mitleid muss der Betrachter trotzdem noch nicht verfallen. Selbst der 100. der Geldrangliste der European Tour verdiente im vergangenen Jahr noch über 300 000 Euro. Rechnet man dann noch Sponsoreneinnahmen hinzu, so hat ein Golfprofi auf diesem Niveau insgesamt ein komfortables Auskommen. Dabei gelten für die Topspieler wie Rory McIlroy, Luke Donald oder Martin Kaymer allerdings gänzlich andere Konditionen. Kaum, dass ein Profi den Sprung unter die Top 50 der Weltrangliste geschafft hat, kann er seinen Turnierkalender ohnehin quasi frei gestalten, solange er ein Mindestmass an Turnieren in Europa absolviert.
Von 20 000 pfund zu gu T 5 Millionen euro

Die Besten der Welt sind dabei automatisch für die World Championship Turniere qualifiziert und spielen in der Regel die vier Major-Turniere. Damit sind acht der zwölf Pflichtturniere im Jahr bereits abgedeckt, die restlichen Turniere sucht sich ein Rory McIlroy dann nach der Höhe des Preisgeldes, dem gebotenen Preisgeld oder persönlichen Vorlieben entweder in den USA oder in Europa aus. Zum Zug kommen dann die Veranstalter von grossen Turnieren wie der BMW PGA Championship, der Abu Dhabi HSBC Golf Championship oder der Volvo China Open.
eMiR ate als Mass alleR Dinge
Die letzten beiden Titel geben den Trend schon vor: Während das alte Europa mit der Finanzkrise hadert, wird im Mittleren Osten und Asien kräftig in das Sponsoring von Golf investiert. Längst ist der
Desert Swing mit Turnieren in Abu Dhabi, Dubai und Qatar eine extrem gut besetzte Veranstaltung, kein Wunder, angesichts der Preisgelder von um die zwei Millionen Euro. Die Verpflichtung des Tiger Woods jedenfalls war den Scheichs von Abu Dhabi in diesem Jahr angeblich zwei Millionen Dollar wert. «Abu Dhabi ist das erste richtige Turnier der Saison. Der Kurs ist in perfektem Zustand, die Spieler werden verwöhnt und wohnen im besten Hotel der Welt. Trotz der wirtschaftlichen Rezession und der Proteste des Arabischen Frühlings würde ich diesem Turnier nahezu zehn von zehn Punkten geben», resümierte George O Grady im Februar in Abu Dhabi. Tatsächlich sind die Emirate und Asien was die Wettersicherheit, den Pflegezustand der Plätze und die Qualität der Hospitality-Bereiche anbelangt, längst das Mass der Dinge. Kein Wunder also, dass ein Superstar wie Rory McIlroy, in einem Land wie Spanien in diesem Jahr nur abschlagen wird, wenn es sich gar nicht anders einrichten lässt. Der begabte Nordire hat sich abseits der Sponsorensorgen der European Tour längst seine eigene Tour gebastelt. Sie führt ihn durch den Mittleren Osten, Asien, Europa und auf die britischen Inseln. Eine World-Tour eben. Diese globale Tour ist in der Vergangenheit oftmals diskutiert worden, stets an einer Einigung der Tour-Offiziellen gescheitert. Für die Spitzenspieler ist das Projekt längst Wirklichkeit.

Die European Tour hat sich rasant entwickelt: Die European Tour startete vor 40 Jahren als rein europäisches Produkt, die ersten 20 Turniere im Jahr 1972 fanden vorrangig in Großbritannien (12) und Irland (1) statt und wurden durch die sechs nationalen «Opens» in Dänemark, Deutschland , Italien, Frankreich, Spanien und der Schweiz ergänzt. Hinzu kam die Madrid Open. Das erste Turnier ausserhalb Europas war 1982 die «Tunisian Open». Inzwischen finden Turniere der European Tour auch in Asien und Südafrika statt. Die Preisgelder haben sich im gleichen Zeitraum vervielfacht: Dale Hayes, der 1975 die erste preisgeldbasierte Oder of Merit gewann, hatte gerade einmal 20 508 britische Pfund verdient. Steve Ballesteros kassierte ein Jahr später knapp das Doppelte. Nick Faldo kam 1983 als erster Spieler über 100 000 Pfund Preisgeld. Als die Wertung 1999 erstmals in Euro durchgeführt wurde, war Colin Montgomerie mit 1,8 Millionen Euro der erste Spieler, der die Grenze von einer Million passierte. Luke Donald brachte es 2011 als erster Spieler auf über fünf Millionen.
