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VorsChau

VorsChau

Die grossen Belly-Putter haben sich im Profibereich zuletzt stark durchgesetzt. Jetzt wird heftig darüber diskutiert, ob man das Putten mit langen Schäften in Zukunft stärker regulieren soll.

Jede und jeder Golfer(in) kennt das Problem: Der Ball soll ins Loch. Die Entfernung, die es zu überwinden gilt, liegt gerade mal bei knapp zwei Metern. In den entscheidenden Situationen eines Turniers erscheint sie jedoch oft unüberwindlich. In solchen Momenten fängt die Hand an zu zittern, die Arme bewegen sich nicht ruhig genug, das Handgelenk zuckt – und der Ball läuft vorbei am Loch. Passiert so etwas häufiger, kann der Spieler das Zucken in Fingern oder Kopf nicht mehr kontrollieren, spricht man von Yips.

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Major-Sieger wie Bernhard Langer oder Ian Woosnam litten an diesen Beschwerden. Auch Charlie Owens, Seniorpro auf der US-Tour, kämpfte einst mit der Puttkrankheit und entwickelte als Lösung 1986 einen Putter mit langem Stil – der Broomstick- oder Long-Putter war geboren. Seit gut zwölf Jahren erst ist auch eine etwas kürzere Version, der Belly-Putter, im Gebrauch.

Probleme eliminiert

Egal ob Owens, Woosnam oder Langer – jeder von ihnen löste sein Yips-Problem mit dem Wechsel vom kurzen Standardmodell zur langen Version. «Belly-Putter eliminieren die beiden grössten Probleme beim Putten», erklärt der Kurzspiel-Guru Dave Pelz dieses Phänomen. «Die unnötige Rotation des Unterarms und das Zucken des Handgelenks im Treffmoment werden ausgeschaltet.» Durch den extrem langen Schaft des Putters werden Arme und Hände während der Schlagbewegung neutralisiert. Zum Einsatz kommen weniger die kleinen Muskeln der Finger, Hände, Handgelenke und Arme als vielmehr die grossen Muskeln der Brust, des Rückens und der Schultern. Grundsätzlich unterscheiden muss man dabei zwischen dem Belly- und dem sogenannten Long- oder Broomstick-Putter. Beim weiter verbreiteten

Belly-Putten, mit dem auch die Erfolge auf der PGA Tour zuletzt erreicht wurden, wird das Griffende des Schlägers auf Bauchhöhe verankert, während das Griffende des Broomstick-Putters auf Brusthöhe angelegt wird.

Über Jahrzehnte hinweg galten sowohl der Belly- als auch der Broomstick-Putter damit als Putter für all jene, die nicht mehr normal putten www.cimier.com konnten. Das Image der Putter war eher negativ besetzt, ein Normalgolfer setzte sich Gespött auf jeder Runde aus, entschied er sich für die ungewöhnliche Schlägerversion.

Siege SPrechen für Sich

Inzwischen hat sich die Lage gänzlich geändert. Die Namensliste der Profis, die in den vergangenen Jahren zu einem Long-Putter wechselten, ist lang und nur die wenigsten von ihnen kämpften tatsächlich mit Yips. Egal ob Adam Scott, Vijay Singh oder Phil Mickelson – jeder der Spitzenpros war vor allem auf der Suche nach einem Weg, die eigene Puttstatistik noch weiter zu optimieren. Vor allem der Belly-Putter scheint dabei oft konstant bessere Ergebnisse zu garantieren. Speziell in der vergangenen Saison haben sich die Siege mit Belly-Puttern jedenfalls

Top mi T langen pu TTern

Keegan bradley gewann die US PGA Championship 2011 mit einem Odyssey-Belly-Putter. Es war der erste Major-Sieg, der mit einem Long-Putter gewonnen wurde.

bill haas holt sich den FedExCupTitel und den Sieg bei der Tour Championship in East Lake im Herbst 2011 mit einem BellyModell.

gehäuft: Keegan Bradley gewann die US PGA Championship, Bill Haas den FedExCup und die Tour Championship, Webb Simpson schrammte nur knapp am Gewinn der amerikanischen Geldrangliste vorbei. Das vermeintliche Nischenthema der langen Putter hat neue Brisanz gewonnen. Was, so die häufig gestellte Frage, passiert, wenn sich in Zukunft ein Grossteil der Spieler nur noch für lange Putter entscheidet, diese auf lange Sicht womöglich gar die Standardputter verdrängen?

elS: «betrüge nun mit»

Ernie Els jedenfalls, der Ende vergangenen Jahres selbst auf ein Belly-Modell umstellte, ist wie viele Kollegen der Meinung, dass die Verwendung der längeren Putter einem Betrug gleichkommt: «Solange das legal ist, betrüge ich jetzt eben genauso wie alle anderen auch», begründete er seinen Wechsel. Seine Ansicht wird zum Beispiel auch von Tiger Woods geteilt, der in einer Pressekonferenz zu Beginn des Jahres ebenfalls für eine neue Regelung des Putterthemas votierte: «Meine Idee ist es, das so zu regeln, dass der Putter genauso lang wie oder kürzer als der kürzeste Schläger im Bag sein sollte», meinte der Amerikaner. «Auf diese Weise würden wir jede Art der Verankerung des Belly-Putters loswerden.»

Die regelhüter regen Sich Angesichts der zunehmenden öffentlichen bereich. Wir wollen einfach sicher sein, dass wir das Thema von allen Seiten betrachtet und darüber nachgedacht haben, was im Interesse der Traditionen und der Historie des Spiels liegt und gleichzeitig gut für das Spiel ist.»

Dabei hat die USGA 1989 festgestellt, dass «lange Putter nicht nachteilig für das Spiel» sind. Seit mehr als drei Jahrzehnten werden also Belly- und Long-Putter benützt, ohne dass eine Begrenzung oder ein Verbot der Schläger gefordert wurde. Schon deshalb erscheint es nahezu unmöglich, einen langen Putter urplötzlich für nicht regelkonform zu erklären. Sollten sich R&A und USGA tatsächlich Gedanken über eine Regeländerung machen, so würde diese wohl eher die Verankerung des Schlägers auf Bauch- oder Brusthöhe betreffen, wobei die Regelhüter auch dieses Thema in den letzten Jahrzehnten eher recht passiv verfolgt haben. Nun aber wird diese Form der Schlägerhaltung auch deshalb skeptisch beäugt, weil sie Spielern bei windigen und allgemein bei schlechten Wetterbedingungen die Möglichkeit gibt, ihren Körper wie mit einer Art von Krücke zu stabilisieren. Speziell bei klassischen British-Open-Bedingungen kommt es immer wieder zu Problemen beim Putten, weil der Stand der Spieler nicht mehr solide ist. Spieler wie Padraig Harrington aus Irland, die während ihrer gesamten Jugend häufig mit starkem Wind zu tun hatten, begegnen dieser Herausforderung meist mit einem extrem breiten Stand. Tatsächlich, so die Bedenken, seien hier aber auch die bernhard l ersten Profis, die den Long-Putter hoffähig machten. Der Deutsche wechselte zu dem Modell, nach dem er insgesamt zweimal mit Yips zu kämpfen hatte.

Webb Simpson, bekannt, wurde 2011 zu einem der erfolgreichsten Spieler auf der US PGA Tour und holte sich beinahe den Sieg in der Geldrangliste.

USGA zu diesem Thema auch den Hinweis, dass Senioren oder Golfer mit grösseren Rückenproblemen dank der langen Schäfte die Möglichkeit hätten, ihr Hobby weiter auszuüben. Ein durchaus positiver Effekt des langen Schaftes also.

Die nächste Stellungnahme von USGA und R&A, die sich inzwischen bei solchen Regelthemen im Einklang bewegen, wird für die U.S. Open im Juni erwartet. Klar ist allerdings schon jetzt, dass es seitens USGA und R&A keine unterschiedliche Behandlung des Themas bei Amateuren und Profis geben wird, daran jedenfalls liess Mike Davis keinen Zweifel: «Wir stehen fest zu unserer Überzeugung, einen einheitlichen Regelsatz für alle Golfer festzulegen, egal ob sie Anfänger, Männer, Frauen oder was auch immer sind.»

so pass T der Belly- pu TTer

Woran erkennen Sie, ob Ihr Belly-Putter die richtige Länge hat? Nehmen Sie die Ansprechposition ein, verankern Sie das Griffende im Bauch und greifen Sie den Schläger. Die Augen sollten nun über dem Ball oder etwas innerhalb liegen. Die Körperhaltung ist insgesamt etwas aufrechter als bei einem normalen Putter, so dass Sie den Schläger gut pendeln können. Der Putter ist zu lang, wenn die Schlägerkopfspitze in die Höhe zeigt, zu kurz ist er, wenn die Ferse in die Luft zeigt. Ihr Gewicht sollte sich nicht nach vorne verlagern (zu kurz). Insgesamt sollte sich die Position bequem anfühlen. Wie alle anderen Putter sollte man auch einen Belly-Putter fitten lassen. Angesichts der weit verbreiteten Unerfahrenheit mit Belly-Puttern ist dies am besten im Fachhandel oder über den Vertrieb der Firmen selbst möglich.

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