
7 minute read
rory trifft Bälle und herzen
Der Krieg von einst ist Vergangenheit, Rory McIlroy und seine fast so erfolgreichen Kollegen rücken den kleinen Zipfel Nordirland weltweit ins Blickfeld der Öffentlichkeit.
Petra Himmel
Advertisement
Das Pub in der nordirischen Stadt Dungannon hiess «The Inn in the Park». Abends um halb zehn an einem Tag Anfang der achtziger Jahre klingelte das Telefon hinter der Bar, an der Darren Clarke stand. Der British-Open-Sieger von 2012, damals noch ein Teenager, hatte eine Aushilfsstelle als Barkeeper angenommen. Die Warnung durch das Telefon war deutlich: Das Pub sollte sofort geräumt werden, Bombendrohung. 30 Minuten später ging die IRA-Bombe hoch, fünf Stunden hatte Darren Clarke neben ihr gearbeitet, sie war im Bartresen versteckt. «Ich bin mit diesem ganzen Irrsinn gross geworden, jeden Tag ging irgendeine Bombe hoch. Jeden Tag Tote, jeden Tag Verletzte. Einige meiner männlichen Verwandten sind ums Leben gekommen», erzählt Clarke heute. Nordirland, das war das Land des Bürgerkriegs zwischen der Irisch-Republikanischen Armee und den protestantischen Unionisten, das Land der mehr als 3 500 Toten, das Land, in das niemand freiwillig fuhr. Bis zum Friedensabkommen von 1998 blieb Nordirland ein kleiner abgeschotteter Zipfel Land, den die Welt allein durch negative Schlagzeilen wahrnahm.
Unglaubliche Erfolge
Darren Clarke, der seine Profikarriere auf dem Linksplatz von Portrush begann und 1990 ins
2 3 1
Profilager wechselte, hat all das irgendwann hinter sich gelassen und ist mit Frau und Kindern in einen noblen Vorort von London gezogen, wie es viele erfolgreiche Golfer tun. 2010 kam er nach Portrush zurück. Seine Frau war an Krebs gestorben, die ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Alles begann mit dem US-Open-Sieg von Graeme McDowell im Jahr 2010, setzte sich mit dem Major-Erfolg von Rory McIlroy bei den US Open 2011 im Congressional Country Club fort und kulminierte in Darren
Kinder brauchten ein familiäres Umfeld und Clarkes Golfspiel brauchte Nordirland: «Wir haben fantastische Golfplätze, wir haben fantastische Trainingsmöglichkeiten», begründet er seine Entscheidung, die sich im Sommer 2011 als die richtige erwies, als er die British Open gewann. «Aber drei Major-Sieger aus so einem kleinen Land in solch einer kurzen Zeitspanne zu haben, ist einfach unglaublich», staunt Clarke noch heute.
gröSSteS talent mcilroy
Die Schlagzeilen über Nordirland haben sich gewandelt. Der Krieg von einst ist Vergangenheit, die Profigolfer dagegen rücken Nordirland weltweit mit 16 SchmiSS er die Schule
Clarkes Erfolg bei den British Open in Royal St. Georges. Die Nordiren hatten drei von sechs MajorTurnieren gewonnen, während die Amerikaner sieglos blieben. Und: Sie hatten der Golfwelt ihr grösstes Talent vorgeführt, den rotlockigen Youngster Rory McIlroy.
Im März hat der 22-Jährige aus Holywood die Weltspitze erobert. In gewisser Weise ein selbstverständlicher Schritt: Als Zweijähriger begann McIlroy mit dem Golfspiel, als Neunjähriger schoss er das erste Ass. Mit 16 schmiss er die Schule, um sich ganz auf sein Golfspiel zu konzentrieren. Mit
ANSPRUCHSVOLLE HAUT BRAUCHT SPEZIELLE PFLEGE
Die Gerda-Spillmann-Forschung hat eine natürliche, hoch wirksame und unkomplizierte Gesichtspflege für die anspruchsvolle Haut entwickelt.
1 Schonende Tiefenreinigung mit leichtem Peeling-Effekt
PEAU DE FLEURS CLEANSING – das einzigartige Reinigungsmousse
2 Intensive Stärkung, Schutz und Regeneration
Gesicht und Augenregion
RENAISSANCE AGE SERUM – das hoch wirksame Serum aus natürlichen Essenzen
3 Anti-Aging Tages- und Nachtcreme

RENAISSNCE PRO AGE reduziert sichtbar die Zeichen der Hautalterung. Mit Schweizer Edelweissextrakt aus biologischem Anbau.
Erhältlich in ausgewählten Drogerien, Apotheken und Warenhäusern (Coop City, Manor Sanovit). Weitere Informationen auf www.gerdaspillmann.ch beSte KüStenPlätze der Welt
18 wurde er als weltbester Amateur gelistet, im gleichen Jahr wechselte er ins Profilager. Das nötige Preisgeld für die Tourkarte erspielte er mit nur zwei Turnieren, schneller als jeder andere Profi vor ihm. Der erste Profisieg im Jahr 2009 war eine logische Konsequenz, der erste Erfolg bei einem MajorTurnier nur eine Frage der Zeit. Als McIlroy im vergangenen Jahr die US Open gewann, war er 21 und der jüngste US-Open-Champion seit 1923. Von da an bestritt er elf Turniere mit Weltranglistenwertung und belegte zehnmal einen Top-5Platz. Der Weg an die Spitze der Weltrangliste war unvermeidlich.
Trotzdem ist das Supertalent McIlroy nicht vorstellbar ohne seinen familiären Hintergrund. Das Städtchen Holywood nahe Belfast ist verschlafen, alles andere als modern. Es gibt nichts, was in irgendeiner Form herausragend wäre an diesem Ort. Ausser den Golfplätzen in seiner Umgebung. Royal County Down, oftmals als der beste Linkskurs der Welt gepriesen, liegt eine Stunde Fahrtzeit entfernt. Es ist ein Stück Land voller riesiger Dünen, durch die sich verwinkelte, unberechenbare Golflöcher ziehen. Über die erhöhten Grüns mit ihren ekligen Breaks pfeift der
timeline: Zahlen und fakten Zu mCi lroy
4.5.1989
Rory McIlroy wird als Sohn von Gerry und Rosie McIlroy geboren. Der Vater ist ein exzellenter Golfer, der einst selbst mit einem Handicap von 0 spielte und sehr früh mit der golferischen Erziehung seines Sohnes beginnt.
1996
Mit sieben wird Rory das jüngste Mitglied aller Zeiten im Holywood Golf Club. Zwei Jahre später gewinnt er die World Championship der Neun- bis Zehnjährigen in Florida, sein erster internationaler Sieg. Längst hat sich die Mutter einen Fabrikjob gesucht und der Vater mehrere Nebentätigkeiten angenommen, um die Golfkarriere des Sohnes finanzieren zu können.
2004
Teilnahme am Junior Ryder Cup.

2007
McIlroy führt für eine Woche die Weltrangliste der Amateure an und erzielt bei den British Open in Carnoustie am ersten Tag eine 68, die einzige bogeyfreie Runde des Tages. Bei der
Alfred Dunhill Links Championship belegt er Platz drei. Es ist sein zweites Profiturnier, nachdem er mit Handicap +6 ins Profilager gewechselt ist. Damit sichert er sich die Spielberechtigung für 2008. Keinem anderen Golfer vor ihm ist das ähnlich schnell gelungen.
2010
Seine 63 in der ersten Runde der British Open ist das niedrigste Ergebnis, das bei dem Turnier jemals erreicht wurde.
Bei seinem ersten Ryder-Cup-Einsatz holt er zwei von vier möglichen Punkten und sichert sich im Einzel gegen Stewart Cink einen entscheidenden halben Punkt.
2011
Im April führt McIlroy am Finaltag des USMasters in Augusta mit vier Schlägen und spielt dann eine 80. Er erholt sich von der Niederlage und gewinnt im Juni die US Open.
2012
Im März wird der 22-Jährige zwischenzeitlich als Nummer 1 der Welt geführt.







Wind und im Winter hängt der Nebel kleisterdick über den Fairways. Rory McIlroy hat hier unzählige Golfrunden gespielt. Mit seinen Freunden aus dem Golfclub, bei den wöchentlichen Matches der Clubs, bei Junioren-Turnieren. So wie Darren Clarke und Graeme McDowell in Royal Portrush, der ebenfalls zu den besten Küstenplätzen der Welt zählt. Royal Portrush und die Plätze der Umgebung sind der Spielplatz, auf dem sich die Jugend trifft.

sChon immer selbstbe W usst
«Rory hat alles», erklärt Hank Haney, Excoach von Tiger Woods, die Gründe seines Erfolgs. «Er schlägt den Ball weit und sein Schwung ist technisch solide. Sein Schlagmuster variiert nicht zu stark. Er hat die Kombination, die man heute auf der Tour braucht, um Erfolg zu haben – Power und Putting.» Beim US Masters im vergangenen Jahr ging McIlroy mit vier Schlägen Führung in die Finalrunde, brach ab dem zehnten Loch zusammen, benötigte 80 Schläge und verpasste einen Putt nach dem anderen. «Das Grossartige an Rory ist einfach, dass er einen Fehler nicht zweimal macht», erklärt Denis Pugh, Coach der italienischen Molinari-Brüder, die ebenfalls in Augusta am Start waren. «Er macht etwas falsch, erkennt den Fehler und macht den nächsten Schritt.» Niederlagen wie in Augusta aber hätten andere Kollegen ruiniert. «Nach dem, was beim Masters passierte, zurückzukommen und die US Open zu gewinnen, war bemerkenswert», analysiert Pugh. «Das ist Beweis genug für seine mentale Stärke.» Der neue Weltranglistenerste sieht das übrigens genauso – ohne dabei überheblich zu wirken: «Ich war ja schon immer ziemlich selbstbewusst. Aber jetzt glaube ich eben an mich, wenn es am Ende um den Sieg geht.»
Kinder Starten früh
Während Vater Darren Clarke im Juli 2010 die British Open in Royal St. Georges gewann, spielten seine beiden 14- und elfjährigen Söhne Tyrone und Conor in Portrush Golf. «Sie hatten gerade ein Turnier, an dem sie in diesen John-Daly-Klamotten teilgenommen haben, in Quietschgrün und Knallrot», erinnert sich Clubsekretärin Wilma Erskine später. «Die Jugendabteilung in Portrush ist ziemlich aktiv – die Kinder fangen hier ziemlich früh an zu spielen.» effeKtiVe talentSuche
Der Erfolg der Nordiren, seit den drei MajorSiegen und dem Aufstieg McIlroys neugierig beäugt, basiert auf einem ausgefeilten Fördersystem durch die Clubs: «Die Golf Union of Ireland hat ein hocheffektives und strukturiertes Trainingssystem», erklärt Davis Willis, der Sekretär von Royal County Down. «Es gibt ein Förderprogramm für die Newcomer, mit dessen Hilfe wir die grössten Talente in regionale und nationale Auswahlteams stecken können.»

Darren Clarke ist so zum Golfprofi geworden, danach McIlroy. Im Frauengolf sorgen seit Jahren die Zwillinge Lisa und Leona Maguire für Aufsehen, die mit gerade einmal 17 Jahren zu den stärksten Spielerinnen Europas gehören. Der in anderen europäischen Ländern häufig gewählte amerikanische Weg des College-Golfs ist für die Iren nicht zwangsläufig nötig. McDowell hat für ein College-Team gespielt, Clarke und McIlroy aber haben das nordirische Amateursystem nie verlassen. Und auch jetzt gilt für beide: Egal ob die Villa in Kalifornien oder das Traumhaus in Dubai – leisten können sie sich jedes exklusive Anwesen auf dieser Welt. Nicht
Impulsiv und emotional ist McIlroy schon immer gewesen: Nach einem verpatzten Schlag muss zumindest der Schläger ein wenig leiden.
i rish oPen als test
Die Erfolge der besten Golfer aus dem nur 1,5 Millionen Einwohner zählenden Teil der «Grünen Insel» sind sicherlich ein Grund, warum das Traditionsturnier Irish Open in diesem Jahr vom 28. Juni bis 1. Juli auf den Dunluce Links des Royal Portrush Golf Clubs stattfindet. Zuletzt wurden die Irish Open 1953 in Nordirland ausgetragen, im Belvoir Park Golf Club in Belfast. Royal Portrush gilt nicht nur als einer der besten Golfplätze der Welt. Der Club war auch als bisher einziger Platz ausserhalb von England und Schottland 1951 Gastgeber der British Open. Der Veranstalter der British Open, der Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews, hatte schon im Vorjahr angekündigt zu prüfen, ob Portrush ein geeigneter Austragungsort für «The Open» sei. Deshalb gelten die Irish Open auch als Test, ob das älteste und wichtigste Golfturnier der Welt nach mehr als 60 Jahren wieder nach Nordirland zurückkehren kann.
nur Clarke hat aber sein Traumhaus wieder in Nordirland gefunden, sondern auch McIlroy: In seinem Anwesen in Holywood gibt es hinten im Garten ein Par-3-Loch, einen tiefen Pottbunker und eine amerikanische Bunkerlandschaft. Alles in allem ein Trainingsgelände, das seinesgleichen sucht. Dazu kommt das typisch nordirische Wetter: Wind, viel Regen, feuchte Kälte. Nach einer Trainingseinheit kann man nach Hause gehen oder ins nächste Pub. Dort werden inzwischen die Siege der Golf-Champions gefeiert, die Bombendrohungen von einst sind fast vergessen.