
6 minute read
overstory C Pink Panther Plötzlich im Green Jacket
Er hat nie eine Trainerstunde genommen, sich nie auf Video betrachtet. Auch darum fasziniert Bubba Watson die Golffans und seine Kreativität lässt sich kaum toppen.
Bubba-Golf hat mit normalem Golf eher wenig zu tun. Es ist das Spiel der Kurven, des Spins, der ewig langen Drives, der scheinbar unmöglichen Rettungsschläge. Es ist ein Spiel, das im Kopf des Bubba Watson beginnt. Dort wird ein Schlag zum Bild, dann setzt er ihn um. «Ich habe einen verrückten Schlag gemacht, den ich irgendwie im Kopf hatte, und jetzt sitze ich hier mit dem grünen
Advertisement
Jackett», fasste der 33-Jährige den Finalsonntag des diesjährigen US-Masters zusammen. Da sprach er im Anschluss an eine packende Runde mit den Journalisten, kämpfte mit den Tränen und konnte seinen Erfolg noch immer nicht fassen: «So weit habe ich überhaupt nie gedacht. Deshalb kann ich gar nicht sagen, was mir der Titel bedeutet.»
Schlagzeilen neben dem Platz
Nein, zu den Favoriten auf diesen ersten Major-Titel hat man Bubba Watson im Vorfeld des Turniers nie gezählt. Watson war zweifellos gut für Schlagzeilen während der vergangenen zwölf Monate – nur mit dem reinen Sport hatten sie eher wenig zu tun. Bei der Open de France im vergangenen Jahr sorgte der Amerikaner für einen Presseaufruhr, weil er an europäischen Gepflogenheiten offenbar nur wenig Gefallen finden konnte, sich über fehlende Sicherheitsmassnahmen beschwerte und mit seinem Benehmen abseits des Platzes keine gute Figur machte. Dafür fiel er positiv mit seiner Pink-Driver-Kampagne auf, die er zusammen mit seinem Sponsor Ping für einen guten Zweck ins Leben gerufen hat: 300 Dollar spendet der Schlägerhersteller für jeden Drive über 270 Meter. Eine Länge, die dem Spieler aus dem Provinzort Bagdad in Florida nicht wirklich Probleme bereitet. Im Feld des US-Masters jedenfalls war keiner so lang wie er.
Kein Problem mit hooKS
Die Kreativität eines Bubba Watson lässt sich ohnehin nur schwer toppen. Wer ausser ihm hätte nicht angesichts des völlig verzogenen Drives in die Bäume am zweiten Extraloch gänzlich resigniert und den lang erhofften Major-Sieg abgeschrieben? Tief unter den hohen Bäumen lag der Ball am zehnten Loch, der Normalprofi hätte einen flachen Chip raus auf den Fairway versucht. «Ich kannte die Stelle am zehnten Loch, da war ich diese Woche schon einmal», erklärte Watson die Situation. «Ich wusste, ich muss den Ball nur 30 tanzen und Singen

Meter hooken lassen. Mit Hooks habe ich kein Problem.» Was sich so einfach anhörte, war tatsächlich äusserst unbequem. 140 Meter vom Grün entfernt, lag der Ball auf den Piniennadeln unter den Bäumen. Mit einem Wedge zirkelte ihn Watson in einer gewaltigen Rechtskurve aufs Grün. Dem Kollegen Oosthuizen nahm das Kunststück offenbar alles Selbstvertrauen: Der Südafrikaner brauchte vom Fairway weg drei Schläge zum Bogey, Watson blieben zwei leichte Putts zum Par und Sieg.
Es spricht für den neuen Sieger, dass ihn am zehnten Grün neben seiner Mutter und dem Caddie auch zwei Spieler umarmten: Rickie Fowler und Ben Crane hatten die letzten Löcher ihres Kumpels begleitet, obwohl das sonst so gar nicht der Stil der Profis ist. Wer raus aus dem Titelrennen ist, verlässt die Anlage und packt die Koffer. Watson, Fowler, Crane und Hunter Mahan aber sind längst eine verschworene Gemeinschaft, die ein wenig anders tickt. Auf YouTube kann man die Boygroup der Profigolfer beim Tanzen und Singen beobachten. Bubba Watson wirkt in seiner blauen Bauarbeiterhose ein wenig schläfrig, aber auf jeden Fall entspannt.
Probleme mit den emotionen
Seine Nervosität und Emotionalität haben ihn in der Vergangenheit auf dem Golfplatz oftmals um den grossen Erfolg gebracht. «Ich war bei jedem
Vogel-s trauss-Politik
Virginia Rometty ist passionierte Taucherin. Einen Golfplatz betritt die oberste Chefin von IBM eher selten. Trotzdem bringt «Ginni» Rometty ausgerechnet die Offiziellen des exklusivsten Golfclubs der Welt in Schwierigkeiten: Der Augusta National Golf Club offeriert traditionell den Vorstandsvorsitzenden der drei Hauptsponsoren eine Mitgliedschaft, was insofern ein wenig kompliziert ist, als Augusta National eigentlich keine Frauen aufnimmt. Mit einer der geliebten Traditionen muss man nun also brechen – sei es, dass der Herrenclub nun gezwungenermassen eine Frau aufnimmt oder dass die Vorstandsvorsitzende von IBM anders als ihre Vorgänger keine Einladung zur Mitgliedschaft erhält.
Das Thema hat zusätzliche Brisanz durch einen kleinen Diskussionsbeitrag von Barack Obama bekommen. Der Pressesprecher des US-Präsidenten teilte mit: «Es ist Sache des Clubs, darüber zu entscheiden, aber seine persönliche Meinung ist, dass Frauen im Club zugelassen werden sollten.» Für Amerikas Politiker, die US PGA Tour und das Internationale Olympische Komitee ist der Augusta National Golf Club längst zu einem unangenehmen Thema geworden: Der Verein verdient Millionen mit einem Turnier, das in 200 Ländern übertragen wird. Er vertreibt seit zwei Jahren ein Videospiel, das sich bei der Jugend als Verkaufsrenner erweist. Er wird bei allen wichtigen Fragen konsultiert, die den Golfsport betreffen. Die US PGA Tour aber hat zum Beispiel eine Richtlinie, die besagt, dass keines ihrer Turniere auf einem Platz ausgetragen werden darf, der Mitglieder aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres Geschlechts ausschliesst. Im Augusta National Golf Club hält man es angesichts der Kritik mit der Vogel-Strauss-Taktik. Interne Fragen des Clubs werden öffentlich grundsätzlich nicht diskutiert. Schon während des US-Masters aber wurde klar: Ginni Rometty, die Taucherin, wird die Golfer in Augusta und Washington weiter beschäftigen.

Schlag nervös, ich habe bei jedem Putt gezittert», bekannte er auch nach seiner Finalrunde in Augusta. Während der Kollege Oosthuizen selbst im Stechen mit leichtem Lächeln auf dem Gesicht die Situation offenbar genoss, schien der 33-Jährige in jeder Minute schier zu platzen. «Bubba hatte immer Probleme mit seinen Emotionen. Wenn er sie in den Griff bekommt, könnte er wirklich gut werden, aber wer weiss», orakelte Nick Faldo in seiner Rolle als CBS-Kommentator, während der Amerikaner begann, eine Birdieserie von Loch 13 bis 16 zum Stand von zehn unter Par hinzulegen. Noch 2010, während des Stechens um den Titel der U.S. PGA Champi- onship mit Martin Kaymer in Whistling Straits, war ihm das Spiel aus der Hand geglitten. Damals riskierte er am 18. Loch alles, setzte seinen Schlag zum Grün in einen Graben und liess damit dem sicher aufspielenden Kaymer freien Lauf. An diesem Masters-Sonntag zweieinhalb Jahre später verhinderte sein extravaganter Wedge-Schlag über die Bäume eine zweite herbe Niederlage.
Viele SPeKtaKuläre momente
Der Rettungsschlag wird die Karriere des neuen Masters-Champion begleiten und in den nächsten Jahren für Fernsehwiederholungen des Masters
2012 zigmal aus den Archiven gekramt werden. Dabei hat es selten so viele spektakuläre Momente gegeben wie gerade bei diesem Turnier. Während so hoch gehandelte Spieler wie Luke Donald, Tiger Woods oder Rory McIlroy ihre Runden auf hinteren Plätzen schon beendet hatten, spielte Louis Oosthuizen am Sonntag am zweiten Loch einen Albatros. Mit einem Eisen 4 lochte der 29-Jährige auf dem Par-5-Loch aus 228 Metern ein. In der Geschichte des US-Masters ist ein solcher Schlag an diesem Loch noch nie gelungen. Einen Albatros spielten vor Oosthuizen ohnehin bis dato nur Gene Sarazen (1935), Bruce Devlin (1967) und Jeff Maggert (1994).

Woods so sChleCht W ie noCh nie
Es gab Zeiten, da war dies sein Lieblingsplatz, sein Lieblingstag, sein Lieblingsturnier. Am Finaltag dieses US-Masters aber hat Tiger Woods jede Minute seiner letzten Runde auf dem Platz von Augusta National gehasst. Für einen Mann, den nichts anderes interessiert als der 15. Major-Sieg, macht ein Finaltag, bei dem es nur um eine bessere Platzierung und ein paar Dollar mehr oder weniger Preisgeld geht, wenig Sinn. Tiger Woods spulte seine 18 Löcher motivationslos herunter. Die 74er-Schlussrunde war die höchste, die er in seiner Zeit als Profi in Augusta National je spielte. Das Gesamtergebnis von fünf über Par bedeutete Rang 40, die schlechteste Platzierung, seit er noch als Amateur 1996 den Cut verpasste. Und das, obwohl man den Weltranglistensiebten zu Beginn der Woche nach seinem Sieg bei der Arnold Palmer Invitational zum überragenden Favoriten erklärt hatte. Eine Position, die Woods übrigens erkennbar genoss – ganz der alte Superstar, lief er während der Proberunden im Stechschritt über den Platz, strotzte vor Selbstvertrauen, philosophierte über die Anforderungen eines Majors: «Ich spiele hier seit so vielen Jahren – wie gesagt, es ist mein 18. Jahr. Das Verständnis, wie dieser Platz zu spielen ist, hat mir über die Jahre wirklich geholfen.»


Beim 19. Versuch nützte auch die Erfahrung nichts: Der Schwung des Amerikaners rutschte zurück in alte Fehlpositionen, hielt dem Druck des US-Masters nicht stand. «Das Frustrierende ist, dass ich weiss, was ich tun muss, und es einfach nicht umsetze. Ich gehe raus und traue der ganzen Sache einfach nicht. Ich falle zurück in alte Muster. Ich muss einfach noch mehr Wiederholungen machen», resümierte ein einigermassen genervter Tiger Woods zum Abschluss des Turniers. Aus dem Star der Szene war wieder der hadernde Profi auf der Suche nach dem grossen Comeback geworden. Ein Bild, an das man sich im Verlauf des vergangenen Jahres durchaus gewöhnt hat – in Augusta, am Ort seiner grössten Siege, war es neu. Offenbar muss man sich auch daran gewöhnen.
* 20% Währungsrabatt auf die Sommerkollection 2012
*Nur solange Vorrat.
*50% Währungsrabatt auf das gesamte Textilsortiment vom Summer / Winter 2011
(3 stück minimum)
*Nur solange Vorrat.