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top GoLf: unsere acHt WHiskykurse
Schottland hat viele Golfgesichter. Wenn dann noch Whisky ins Spiel kommt, wird die Qual der Wahl immer schwieriger. Hier eine Auswahl von Spielwiesen entlang des Malt Whisky Trails.
Royal Aberdeen Golf Club
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Der Balgownie Course ist eines der bestgehüteten Geheimnisse Schottlands und einer der «ehrlichsten» Links-Tests im Golf. Zwischen Sanddünen und der See gelegen. Ein optischer wie golferischer Genuss von 1780 – nicht nur an sonnigen, windstillen Tagen! www.royalaberdeengolf.com
Peterculter Golf Club
Seit 1989 fliegen auf dem schmalen Landstreifen entlang des Flusses Dee die Golfbälle. Der Par 71-Platz ist auf zwei Ebenen angelegt und überrascht immer wieder durch kreativ gestaltete Doglegs. www.petercultergolfclub.co.uk
Newmachar Golf Club
Einer der neueren Championshipkurse Schottlands. 2x 18 Löcher, wobei der 1990 eröffnete Hawkshill Course (Design: Dave Thomas) mit seinem gewachsenen, fast schon amerikanischen Layout, den Wasserhindernissen, ondulierten Grüns und von Bunkern gepflasterten Fairways, der interessantere Platz ist. www.newmachargolfclub.co.uk
Royal Dornoch Golf Club
Ganz im Nordosten Schottlands versteckt sich diese wilde, natürliche Schönheit, deren Linkslöcher zu dem Besten zählt, was Golf zu bieten hat. Schnuppern Sie Golfgeschichte und verzweifeln Sie nicht – der Wind wird hier auch noch in 100 Jahren wehen. www.royaldornoch.com
Huntly Golf Club
Uralt (gegründet 1892) und rein spielerisch keine grosse Herausforderung. Eher ein kurzer, typischer schottischer Stadtkurs rund um eine Schlossruine. Ideal für die lockere Runde am Abend. www.huntlygc.com
Dufftown Golf Club schlecht wegkommen, liegt in der Tradition des Spiels verankert, als es für die Dame als unfein empfunden wurde, den Schläger über die Schulterhöhe zu heben. In Royal Aberdeen kommen sie nun zumindest zweimal im Jahr in die heiligen Clubräume: Bei der Annual Cocktail Party und dem traditionellen Match zwischen den Aberdeen Männern und Frauen. Doch wie ein Steward jüngst sagte: «Selbst bei diesen Anlässen haben wir schnell den Drang, ihnen wieder den Weg nach Draussen zu weisen.»
Für Bergziegen und Adrenalin-Junkies bestens geeignet. Neun Löcher geht es nur steil bergauf.
1961 plante man zwar, einen kleinen Raum für die Frauen herzurichten, doch da diese überaus aufsehenerregende Innovation eine Änderung der Clubstatuten bedeutet hätte und man hierfür eine Zweidrittelmehrheit brauchte, versandete die Idee und nichts geschah.
Aus dem grossen Bay Window, das einen herrlichen Blick auf die meist stürmische Nordsee freigibt, streift der Blick die heiligen Grounds. Links, auf weitaus unbedeutenderem Boden, liegt das Clubhaus der Aberdeen Ladies, die älteste Institution seiner Art auf der Welt. Der «Frauentempel», wie ihn Englands berühmtester Golfhumorist George Houghton einst nannte, gleicht einem Baby-Eisberg. Hier regierte über ein halbes Jahrhundert Miss Lyons – und betrat während ihres Regimes nur ganze zwölf Mal die «Höhle der Männer». Soviel zum Thema schottische Verständigung zwischen den Geschlechtern.
Im Raucherzimmer liegen ein paar Ferngläser bereit, sowie ein aufgestelltes Messingteleskop – für
Wer diesen Kurs 1896 gelayoutet hat, gehört hierfür – rein aus therapeutischer Sicht – eigentlich geteert und gefedert. Aber Golfer sind ja friedlebende Menschen – zumindest solange der Score stimmt oder der Kurs so abwechslungsreich ist wie dieser. www.dufftowngolfclub.com
Ballater Golf Club
40 Meilen ausserhalb von Aberdeen gelegen. 1892 gegründet, 1906 durch einen Schaukampf zwischen James Braid und Harry Vardon bekannt geworden. Traumhaft die ersten sechs InlandBahnen mit Links-Charakter und voller tückischer, unsichtbarer Bachverläufe. Entspannend die Back Nine. www.ballatergolfclub.co.uk
The Carnegie Links at Skibo Castle Idyllischer Golfspass inmitten der «Lichen Heath», der Heide- und Ginsterflächen am Dornoch Firth, die einst Stahlbaron Andrew Carnegie für seine Golf Links hatte anlegen lassen. Einzigartig die Ruhe. Leider nicht öffentlich, da ein Privatplatz. Aber mit ein bisschen Glück… www.carnegieclub.co.uk







Mitglieder, die ihre Runde beendet haben und nun zum seelischen Ausgleich an den Dünenabenteuern anderer, eine halbe Meile draussen auf dem Balgownie Kurs, teilhaben möchten.
Die Eröffnungsbahnen laufen entlang der Küste. Es gibt Täler, Hügel und auch Strauchwerk. All die köstlichen, wenn auch schmerzvollen Elemente, die das wahre schottische Linksgolf ausmachen. Die wichtigsten Löcher sind das kurze 8. (mit zehn Bunkern), das trickreiche 11., das zauberhafte 14. (nur an einem klaren Tag erkennbar) und das schwere 18., wo sie gleich reihenweise zerbrochene Herzen aus den linken und rechten Grünrandbunkern buddeln könnten.
Balgownie ist 6372 Yards lang. Lange Jahre galt

John Pantons Rekord von 68 Schlägen als unantastbar. Dann im Juni 1960 spielte Mitglied
John P. Grant in der Philipps Trophy eine 63!
Viele sprechen heute noch von der besten Runde, die je ein Amateur gespielt hat.
Solch ein Score erfordert – auch 37 Jahre später – einen guten Schluck Lebenswasser. Also schlagen wir nach einem kurzen Abstecher auf die interessanten aber nun gar nicht schottischen Grüns von Newmachar, die Richtung Crathie ein, um uns an der Royal Lochnagar-Quelle zu «erfrischen».
WissensWertes
GoLfcard
Mit 3- bzw. 5-Day-Tickets bieten die Touristikämter diverser Regionen in Schottland stark reduzierte Greenfee-Packages auf kleineren, unbekannteren Kursen an (bis 50 Prozent), die einen Abstecher durchaus wert sind. www.aberdeen-grampian.com
après-GoLf
Glenfiddich, Dufftown (Führungen möglich) ist für viele immer noch der erste Malt, dem sie begegnen. Fortgeschrittene Kenner rümpfen da schon mal die Nase – zu Unrecht. Doch nicht nur die international so erfolgreiche Firma heisst Besucher herzlich willkommen, auch viele der kleineren, unbekannteren Destillerien
Einmal zu früh abgebogen und Sie stehen plötzlich vor einem zauberhaft gepflegten Grün. Der Platz ist auf keiner Golfkarte verzeichnet. Aus gutem Grund. Der «Royal Household Golf Club» (auch Crathie Golf Club) in den Gärten des königlichen Anwesens Balmoral Castle hat nur 20 Mitglieder und die sind alles, nur eines nicht: Golfer. Der Grund: Die Mitglieder summieren sich strikt aus der königlichen Belegschaft: Gärtner, Bodyguards, persönliche Briefträger und der Kurator der königlichen Rosensammlung. Als Queen Mother einmal über einen geschwollenen Knöchel klagte, meinte der Gärtner trocken: «Ah, Ma’am, bei allem Respekt, wenn Ihre Hoheit mit flacheren Absätzen golfen würde, dann täten ihr auch nicht die Füsse weh.» Gibbs behielt seinen Job, aber die Queen Mother wurde nie wieder auf einem Golfplatz gesehen. Überhaupt scheinen die Royals mit Golf wenig am Hut zu haben. 1963 war Prince Philip zuletzt bei der Preisverleihung eines Charity-Matches in Blackpool anwesend, und Prince Charles soll sich zumindest einmal bei einer Party der Gordonstoun School in Lossiemouth köstlich amüsiert haben – das war allerdings auch schon vor seiner Scheidung von der inzwischen tödlich verunglückten Diana.
Auf dem Weg nach Ballater – nach 18 Löchern zweischichtigem Flussgolf am Fluss Dee in Peterculter – lesen wir auf einem grossen Granitschild: «Sie betreten jetzt Highlander-Boden. Achtung!». Es geht entlang des Moray Firth – einer von Schottlands schönsten Szenarien. Die Postkartenidylle wird nur empfindlich gestört durch den nicht abreissenden Fluss von Camping Cars, die sich dieselnd die schmale Strasse Richtung Ballater schieben. Früher einmal begrüssten der Bürgermeister und ein festlich gekleidetes Backpipe-Orchester an der alten Zugstation die königliche Familie bei Antritt ihrer wohlverdienten Sommerferien. Der Zug und die Instrumente stehen heute im Museum in London. Die Neuzeitgäste tragen Shorts und Muskelshirts, entsteigen achtsitzrigen Vans und erfreuen sich an der Jukebox in den «Original Highland-Cafés» mit Postkartenständern vor der Tür.
Einzig Ballater Golf mit seinen verträumten 18 Löchern am Fluss Dee hat sich noch etwas von dem Geist vergangener Tage erhalten – ähnlich wie der Sameden Kurs bei St. Moritz in der Schweiz. Entspannend, gut gepflegt und ein Genuss zu spielen. Zumindest in den sechs Gutes-Wetter-Monaten.
Wie eng Whisky und Golf schon seit langem zusammengehören, zeigt sich am besten im wahren Herzen des Malt Whisky Trails, nördlich von Dufftown. Hier an der A941, in der Nähe des Schlosses Balvenie liegen auf engstem Raum neun Brennereien, u.a. die von Strathisla, Craigellachie, Glenfiddich, Glenlivet. In ihrem Windschatten tummeln sich kleine uralte Golfoasen, die der Qualität des schottischen Nationalgetränks in nichts nachstehen. Gespielt wird hier seit 1892: u.a. im Huntly Golf Club und Dufftown Golf Club. Atemberaubend die Aussichten (wie vom 300 Meter hoch entlang des Malt Whisky Trails (insgesamt 42) freuen sich über Besucher (u.a. die Royal Lochnagar Distillery in Crathie oder die Glenmorangie Distillery in Tain). www.visitscotland.com
HoteLtipps
Craigellachie Hotel of Speyside
Gemütliches, gediegenes und von mächtigen Baumkronen umsäumtes Landhaus am Fluss Spey. Treffpunkt ist das Spiel- und Lesezimmer sowie die gemütliche Bar, wo man vor und nach dem Dinner einige der über 100 vorhandenen Malts degustieren kann. www.oxfordhotelsandinns.com/OurHotels/Craigellachie
Ardoe House
Ein altes Schloss, 109 Zimmer, teilweise mit Stuckdecken und grossen Salons. www.mercure. com/de/hotel-6626-mercure-aberdeen-ardoehouse-hotel-and-spa/index.shtml
Moyness House
Sympathisches und gepflegtes Bed & Breakfast. Erbaut 1880, in einer ruhigen Seitenstrasse von Inverness gelegen. www.moyness.co.uk
Maryculter House
Zauberhaftes kleines Hotel in einer ehemaligen Abtei (40 Zimmer), direkt am Fluss Dee mit einer kunsthistorisch berühmten Cocktail Bar samt steinernem Schmiedeofen. www.maryculterhousehotel.com gelegenen 10. Tee Dufftowns), malerisch verwunschen die Anlagen, erschwinglich das Greenfee, ursprünglich (daher recht kurz und eng) und abwechslungsreich das Golf (den Flüssen Deveron und Bogie sei dank).

Viele weise Männer halten jedoch die Links von Dornoch – ausgerechnet am nördlichsten Ende des Malt Whisky Trails – für das Feinste, was man rein golferisch gesehen in Schottland geboten bekommt. Von den Blue Tees ist der Royal Kurs 6697 Yards lang. Die ersten neun Löcher laufen «Straight out» – fast bis zum Fischerdorf Embo und kommen dann zurück in kaum spürbarem Zick-Zack-Kurs. Die Natur streut die Schwierigkeiten nach Lust und Laune ein. Hier ein Windböe, dort eine kleine Sandverwehung. Kaum ein anderer Kurs hat so viel Charakter und Unabhängigkeit. Entweder man akzeptiert Golf wie es hier gespielt wird – oder man geht seines Weges.
Der Historiker Sir Robert Gordon vermerkte einmal: «Diese Stadt hat die fairsten Links Schottlands» und schreibt weiter, dass Dornoch mit Sicherheit eine der frühen Hochburgen des königlichen Spiels sei.
Als bestes Loch gilt weiterhin das 14. (445 Yards). Hier gibt es keine man-made Bunker, nur pure
Natur – teilweise ermutigend dann wieder niederschmetternd. An jedem Loch ist ein akkurater Drive Gold wert. Der beste Golfer, der je in Dornoch geboren wurde, ist Donald Grant. Er lebte später für viele Jahre in London. Einmal fuhr er extra für die Club Championship die 600 Meilen hoch nach Dornoch – auf dem Fahrrad wohlgemerkt. Am Tag darauf schoss er eine 74 und wurde Vizemeister. Der königliche Kurs ist voll solch skurriler Geschichten. Der original «Dornoch Golfschwung» ist ebenso speziell. In einer Schlacht gegen die Wikinger – so zumindest die malzhaltige Überlieferung – nahm William Thane, nachdem er sein zweigriffiges Schwert verloren hatte, ein Pferdebein und schlug einem Nordlicht damit die Nase ein. Der Dornochschwung war geboren und wurde über Generationen vererbt.
Profit macht man hier auch erst, nachdem John Sutherland, Town Clerk und gleichzeitig Clubsekretär, nach über 50 Jahren eiserner Herrschaft über den Club Anfang des Jahrhunderts verstarb und endlich eine Bar errichtet wurde und Single Malts ausgeschenkt werden konnten. Die Umsätze schnellten innerhalb kürzester Zeit in ungeahnte Höhen.
Die wohl schönste Trophäe, die Dornoch je präsentiert wurde, ist allerdings nicht der Whisky, sondern das Carnegie Shield, die der wohlhabende Philanthrop Andrew Carnegie dem Club anlässlich der Geburt seiner ersten Tochter 1886 schenkte. Heute trägt das Schild die Namen aller Dornoch-Giganten.
Andrew Carnegie stammte aus Dunfermline. Den grössten Teil seines Lebens verbrachte er in Amerika mit Eisenbahnen, Eisen, Öl und Dampfbooten. Doch irgendwann folgte er dem Ruf seiner Heimat und verkaufte all seine Besitztümer für die damals unglaubliche Summe von 100 Millionen Pfund an die United States Steel Corporation. Leider war es für seine Golfkünste da schon zu spät, doch immerhin war sein Geld hilfreich für andere Clubs in der Region. So übernahm Carnegie sämtliche Verbindlichkeiten von Royal Dornoch und schenkte Dunfermline ein schönes Schloss als Clubhaus.
Er selbst kaufte sich Skibo Castle – nahe Dornoch – und legte sich dazu gleich noch einen 9-LöcherPlatz an. Daraus sind heute, auch wenn Schloss und Golfplatz inzwischen mehrfach den Besitzer gewechselt haben, 18 Championship-Links geworden. Eine Tradition «lives on», wie überhaupt alles hier, am Malt Whisky Trail.