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Nicolas’ sterNstuNde
Nicolas D’Incau gewann dank eines taktischen Meisterstücks überraschend die 90. Internationalen Italienischen Amateurmeisterschaften.
Von SVen Beckmann
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Nicolas D’Incau war unsicher. Sein Blick schweifte im Circolo Golf Villa d’Este erneut hinüber zu seinem Gegner. Machte Adrien Saddier da wirklich Atemübungen, um sich zu entspannen. Wurde der Franzose so kurz vor dem Ziel doch noch nervös. Bislang hatte er das Match gegen Nicolas eigentlich dominiert, lag 3 auf nach 28 Löchern. Doch jetzt? Nicolas‘ «Surprise»Caddie Christian Bohn, seines Zeichens Generalsekretär der ASG und einst selbst Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft, nickte dem 23-jährigen Neuenburger, der auf dem Weg ins Final bei diesen 90. Internationalen Italienischen Amateurmeisterschaften im Viertelfinale Landsmann und ASG-Kaderkollegen Eduard Amacher bezwungen hatte, aufmunternd zu. So, als wollte er sagen: «Trust me, I’ve been there before.» Nicolas nahm sich ein Herz und griff auf den Schlussbahnen des über 36 Löcher gehenden Matchplay-Final couragiert an, hoffte auf Fehler von Saddier. Und tatsächlich, das Match kippte. Während Nicolas Birdie an Birdie reihte, zeigte Saddier Nerven, haderte mit seinen langen Schlägen. All Square kamen beide auf die 18. Bahn. Dort nahmen beide ein Hybrid,
Nicolas’ erfolgsrezept
• blieb im Winter in der Schweiz und arbeitete mit Coach Christoph Bovet,
• der letztjährige Sieg bei der Swiss International gab ihm das Selbstbewusstsein, in Montorfano in wichtigen Momenten die richtigen Schläge aus dem «Bag» zu zaubern, um aus rund 60 Metern das Grün anzugreifen. Nicolas’ Ball blieb drei Meter von der Fahne entfernt liegen. Saddier‘s landete im Bunker. Er spielte dennoch Par. Nicolas beugte sich über seinen entscheidenden Putt. Hundert Mal hatte er solche Situationen im Training mit Nationalcoach Timo Karvinen geübt. Doch würde er dem Druck standhalten? Die Internationalen Italienischen Meisterschaften gewann man
• Timo Karvinen‘s neue Inputs bezüglich Biss und Durchsetzungsvermögen geben seinem Spiel neue wichtige Impulse.
Karvinen und Bohn in die Arme und durften den begehrten Pokal in Empfang nehmen. «Der bekommt bei mir zuhause einen Ehrenplatz», so Nicolas.
Bei den anschliessenden Festivitäten fast übersehen wurde dabei die erfreuliche Meldung, dass die Schweizer Nicolas D’Incau, Eduard Amacher und Arthur Gabella zusammen zudem hinter den siegreichen Italienern
3 frageN aN: NatioNal coach timo KarviNeN
Was sind die nächsten Pläne?
Das Men’s Team reist zu den British Amateur in der zweiten Juniwoche. Das ist eines der wichtigsten Events bei den Amateuren. Danach selektieren wir sechs Spieler für die European Championships. Es folgen zwei Tage Trainingscamp in der Schweiz und dann geht’s nach Villamoura. In der Woche nach den European Championships werden sechs Spieler bei der Credit Suisse Challenge in Sempachersee antreten. Ein Highlight.
schliesslich nicht alle Tage. Und wie lange war es her, dass ein Schweizer Amateur so dicht vor einem grossen Titelgewinn war. Karvinen biss sich am Grünrand auf die Lippen, während Nicolas den Ball auf seine kurze Reise schickte. Das Klacken des Balles zum vierten Birdie in Folge erlöste ihn und seinen Coach. Nicolas war neuer Internationaler Italienischer Amateurmeister. Strahlend fielen sich der Neuenburger, den zweiten Platz bei der Nations Trophy der Italian International Amateur Championship belegten. Überhaupt: Solch ein grossartiges Wochenende hatte der Schweizer Golfsport lange nicht mehr gesehen. Bei der zeitgleich ausgetragenen Ladies Italian International Amateur Championship in Castelconturbia erreichte Cylia Damerau einen tollen 6. Platz. Fanny Vuignier wurde 18.
Und Nicolas, was hat er nach dem Sieg gemacht? Für ihn hiess es gleich danach wieder «business as usual». Er arbeitet derzeit an seinem Schwung und seinem Wedge Game und bereitet sich auf die British Amateur vor. Es ist extrem wichtig, auf einen richtigen Rhythmus zwischen Training und Turniergolf zu achten.
Gab’s für ihn nach dem Sieg keine Belohung? Eine riesige Trophäe, die er mit zurück in die Schweiz gebracht hat und viele Punkte für die Weltrangliste, die ihm helfen, sich für internationale Events zu qualifizieren. Das ist Belohnung genug.